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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>, Electric Mind, 1996<br />

Installationsansicht, Portland Art Museum<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>, Electric Mind, 1996<br />

Installation view, Portland Art Museum<br />

heilige Tier tötet – das Tier, das er selbst ist –, rühren von dieser<br />

Modifikation. Die allegorische Interpretation dieser Ersetzung des<br />

früheren Vaterersatzes durch den höheren Gott – die da lautet,<br />

dass der Gott seine animalische Natur überwindet – überschneidet<br />

sich bezeichnenderweise, wie Freud einräumt, mit dem psychoanalytischen<br />

Verständnis der artenübergreifenden Trauerbeziehungen,<br />

die grundlegend sind für die Opferhandlung.11<br />

Als Übertragungsobjekt hat das dem Menschen nahestehende<br />

Tier, gemäß zweier Analogien Freuds für die Übertragung, seine<br />

Position zwischen geisterhafter „Wiederbelebung“ der Ahnen<br />

und einem medientechnologischen „Neudruck“.12 In <strong>Thater</strong>s<br />

Installation China vollführt die Videokamera plötzlich Tricks,<br />

als wolle sie zeigen, dass sie ebenfalls dressierbar ist. Sie folgt<br />

den Auseinandersetzungen unter den in Hollywood-Manier<br />

dressierten Wölfen, wodurch der ältere männliche Wolf die Stelle<br />

der Gefährdung eines jeden Vaters einnimmt – und zwar nicht<br />

nur, weil dies durch menschliches Fehlverhalten im Experiment<br />

motiviert ist. <strong>Thater</strong>s Electric Mind transferiert den Transfer des<br />

Geistes in Pat Murphys Kurzgeschichte Rachel in Love zu seinem<br />

eigenen Videomedium als eine Übertragungs- oder Mutationsreaktion<br />

auf die Doppelbelegung selbst.<br />

Die technischen Medien werden an dem fehlenden Ort unseres<br />

Totenkultes angehäuft: Am Ort der Fernverbindungen werden<br />

sich auch die lange Entfernten, die Vermissten und die Erledigten<br />

finden. Der Geist des Vaters bietet Platz für zwei oder mehr<br />

Identifikationen. Indem Freud die Verkörperung von Sterblichkeit<br />

durch den Vater an der vordersten Linie der Trauerarbeit verortet,<br />

verabreicht er die Injektion des väterlichen Antikörpers, um der<br />

Melancholie entgegenzuwirken und sie einzudämmen. Das Tier ist<br />

mit dem Tod des Vaters verbunden. Doch was in diesem Transfer<br />

als nichtübertragbar übrig bleibt – der unbetrauerbare Verlust –,<br />

ist auch der blinde Passagier in der Beziehung zum Vater. Das<br />

Totemtier oder Haustier besetzt eine behagliche Ecke, in der<br />

es früheste relationale Ansprüche vermittelt und diese zugleich<br />

ersetzt. Doch das Tiermedium, so groß wie die Lebenszeit, erhält<br />

seinen engen Kontakt auch angesichts der Endlichkeit aufrecht.<br />

Unbetrauerbarkeit steht in direktem Zusammenhang mit der<br />

Verkürzung der gemeinsam verbrachten Zeit. Wenn wir die<br />

Mutter, ein Kind oder Geschwister verlieren, kehren wir zurück<br />

zur Startposition im aussichtslosen Wettlauf mit dem Zeitmangel:<br />

Es kam zu früh zu spät. Es ist unsere Ausbildung zu Fleischessern,<br />

unsere Initiation und die Gruppenbindung während der<br />

Opfermahlzeit, die uns gegen die unbetrauerbare Kürze des<br />

Laurence A. Rickels 70 71<br />

the animal he himself is, date from this change.<br />

The allegorical interpretation of this replacement<br />

of the earlier father substitute by the higher god<br />

as the god’s overcoming of his animal nature<br />

overlaps significantly, Freud allows, with the psychoanalytic<br />

understanding of the interspecial relations<br />

of mourning basic to sacrifice.11<br />

As transferential object, the animal close to you is<br />

suspended, according to Freud’s two premier analogies<br />

for the transference, between ancestral ghostly<br />

“reanimation” and media-technololgical “reprinting”.12<br />

In <strong>Thater</strong>’s China the video camera suddenly does<br />

tricks as though to show that it is trainable, too, fol -<br />

lowing the altercation between the Hollywood-trained<br />

wolves, which, not only because it is incited by human<br />

error in the experiment, places the older male wolf<br />

in the spot of every father’s endangerment. <strong>Thater</strong>’s<br />

Electric Mind transfers the transfer of mind in Pat<br />

Murphy’s story Rachel in Love to its own video<br />

medium as transferential or mutational response<br />

to the double occupancy itself.<br />

The technical media pile up in the missing place of<br />

our death cult: where long distance is, that’s where<br />

the long distant, the missing, and the goners will be<br />

too. Every paternal ghost seats two or more identifications.<br />

That the father’s incarnation of mortality should<br />

be sent by Freud to the front of the line of mourning<br />

administers the injection of the paternal antibody to<br />

counter and contain melancholia. The animal is joined<br />

to the father’s death. But what is left over as nonsuperimposable<br />

in this transfer – unmournable loss – is<br />

also stowaway in the paternal relation. Thus the totem<br />

animal or pet occupies the cozy corner of mediation<br />

of and substitution for primal relational demands. But<br />

the animal medium, as big as lifetime, never drops<br />

close contact with finitude.<br />

Unmournability is hitched to the abbreviation of the<br />

time spent together. When we lose mother, child,<br />

or sibling we return to the start position of losing the<br />

race against not enough time: too late too soon. It<br />

is our training as meat eaters, our initiation at and<br />

group bonding over the sacrificial meal, that protects<br />

us against the unmournable brevity of life together –

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