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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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spontane Aktion fortan wiederzuerkennen versucht – das vom<br />

Rückwärtsgehen begleitete Klatschen schreibt sich dem Hund als<br />

wiederholbarer Befehl ein. Auf diese Weise lehrt uns der Hund,<br />

Kontakt durch Dressur aufzunehmen.<br />

Im Schlusskapitel ihrer Studie Adam’s Task verweist Vicki Hearne<br />

auf Erkenntnisse der Autismusforschung, die fruchtbar gemacht<br />

werden können für eine interdisziplinäre Untersuchung des Zu sam -<br />

men spiels von Dressur und Dressierbarkeit von Hunden und Pferden.<br />

Der Autismus könnte darauf hinweisen, dass ein Aspekt wie<br />

Dressur – oder besser noch: Dressierbarkeit – für Relationalität<br />

und Möglichkeit ein wesentlicheres Kriterium dar stellt als der<br />

Besitz von Sprache. Und doch verpflichtet uns die menschliche<br />

Krankheit des Autismus nicht dazu, ein Kontinuum mit dem dressierbaren<br />

Tier zu teilen. Während Tiere die Großzügigkeit besitzen,<br />

uns zu antworten, kann die für den Menschen grund legende<br />

Fähigkeit zur Sprache immer auch bedeuten, dem anderen nicht<br />

zu antworten oder von ihm keine Antwort zu erhalten.<br />

Wenn wir erstmals spüren, so Hearne, dass die uns beigebrachten<br />

Bitten und Wünsche nicht ausreichen, um eine Erwiderung des<br />

anderen zu gewährleisten, treiben uns die sich einstellenden<br />

Paradoxien und das aufkommende Wirrwarr zur Philosophie und<br />

Poesie. Der daraus resultierende Fokus auf bestimmte Aspekte<br />

unseres Intellekts und unserer Imagination – nichts weniger als die<br />

Rückkehr zum Ausgangspunkt des Menschlichen – manifestiert,<br />

wenn auch in weniger extremer Form, ein autistisches Verhalten<br />

der Selbststimulierung. Das autistische Kind erschiene damit als<br />

das Nebenprodukt unserer einzigartigen evolutionären Entwicklung.3<br />

Das dressierbare Tier ist von Bedeutung, fügt Hearne<br />

hinzu, für „einen Stamm, der die meiste Zeit über so einsam und<br />

bedroht ist wie der unsere.“4 Weil das Tier antwortet, treiben wir<br />

im Tausch seine Abrichtung voran, um unsere Dankbarkeit zu<br />

verfügen und einzutreiben. Es liegt Erkenntnis im wartenden Tier.<br />

2 Gäbe es den Strukturalismus nicht, hätten wir möglicherweise<br />

schon eher bemerkt, dass Freuds berühmte Behauptung, dass wir<br />

die Objekte unserer Liebe nicht finden, sondern nur wieder-finden,<br />

mindestens ebenso melancholisch wie ödipal (oder symbolisch) ist.<br />

Doch die Ambivalenz akzeptiert dies als das Gesetz des Verlangens.<br />

Während die Diagnostik-Handbücher verfügen, dass Zoophilie<br />

stets einen Ersatz für eine fehlende menschliche Verbindung<br />

darstellt (was vermutlich auf ein blockiertes Ventil zurückzuführen<br />

ist und im Rahmen einer Behandlung thematisiert werden kann),<br />

können wir umgekehrt auch sagen, dass jedes uns liebe Tier –<br />

jedes Haustier –, ohne die Synthese der Ambivalenz, aber als<br />

The 6th Day, 2000,<br />

Regie Roger Spottiswoode<br />

The 6th Day, 2000,<br />

directed by Roger Spottiswoode<br />

henceforward of clapping-while-going-backwards<br />

as repeatable command. The dog thus teaches us to<br />

make contact through training.<br />

In the closing chapter of her study Adam’s Task, Vicki<br />

Hearne introduces autism research into the interdisciplinary<br />

exploration of how training of dogs and horses<br />

meets their trainability more than half way as ennobling<br />

test. Autism may indicate that something like<br />

training or, better yet, traina bility is the more fundamental<br />

criterion of relation ality and possibility than<br />

speaking or not speaking. Yet the human illness of<br />

autism doesn’t commit us to sharing one continuum<br />

with the trainable animal. Whereas animals are so<br />

generous in answering us, the constitutively human<br />

ability to speak can also always mean not to answer,<br />

not to be answered by, the other.<br />

Hearne wagers that the first time we find that the<br />

request we were taught to pronounce is insufficient to<br />

guarantee the response of the other, the paradoxes<br />

and muddles that thus begin to arise drive us to<br />

philosophy and poetry. The resulting focus on certain<br />

aspects of our intellect and imagination – to come full<br />

circle within what is human – ends up manifesting,<br />

though in less extreme form, autistic self-stimulation<br />

behavior. The autistic child would thus appear to be<br />

the by-product of our unique evolutionary development.3<br />

The trainable animal matters, Hearne adds, to<br />

“a tribe as lonesome and threatened most of the time<br />

as ours is”.4 Because the animal answers, training<br />

is what we offer in exchange to enact and exact our<br />

gratitude. There is knowledge in the waiting animal.<br />

2 If it were not for Structuralism, we might have<br />

noticed already that Freud’s famous pronouncement<br />

that we do not find our love objects but only re-find<br />

them is at least as melancholic as it would be Oedipal<br />

(or symbolic). But ambivalence accepts this as law<br />

of desire. While the diagnostic handbooks decree that<br />

zoophilia always substitutes for a missing human<br />

connection (which is presumably a blocked outlet<br />

that can be open to treatment), we can also say, in<br />

reverse, that every beloved animal – every pet – is,<br />

without the synthesis of ambivalence but as melancholic<br />

chain operation or compulsion, a RePet. This

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