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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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Mit seinen 22 rosafarbenen fingerförmigen Fühlern um die beiden<br />

Nasenlöcher ist er in der Lage, mikroskopische Strukturen auf<br />

kleinen Objekten im Erdboden zu ertasten. Kein Tier der Erde<br />

verfügt über einen besseren Tastsinn.<br />

Die Umwelt eines Sternmulls entzieht sich unserer Vorstellungskraft.<br />

Je näher uns eine Spezies ist, desto leichter fällt es uns,<br />

ihre Umwelt zu erfassen. Deshalb ist Anthropomorphismus im Falle<br />

von Affen nicht nur verführerisch, sondern mit der Begründung,<br />

dass wir nicht wissen können, wie sie die Welt wahrnehmen, auch<br />

schwer zurückzuweisen. Denn ihr System der sinnlichen Wahrnehmung<br />

stimmt im Wesentlichen mit dem des Menschen überein.<br />

Im Sommer 1996 rettete ein Affe einen drei Jahre alten Jungen.<br />

Das Kind, das sechs Meter tief in das Primatengehege im Brookfield<br />

Zoo in Chicago gefallen war, wurde von Binti Jua, einem<br />

achtjährigen weiblichen Westlichen Flachlandgorilla, aufgelesen und<br />

an einen sicheren Ort getragen. Das Gorillaweibchen setzte sich<br />

auf einen Baumstamm in einem Wasserlauf, wiegte den Jungen in<br />

seinem Schoß, streichelte seinen Rücken und trug ihn dann zu<br />

einem der Gehegeausgänge, wo es ihn niederlegte. Dann setzte es<br />

seinen Weg fort.<br />

Über Nacht wurde Binti damit zu einer nationalen Berühmtheit.<br />

Sie schaffte es gar in die Reden führender Politiker, die sie als<br />

Beispiel eines dringend benötigten Mitgefühls hochhielten. Einige<br />

Wissen schaftler hingegen zeigten sich weitaus weniger poetisch<br />

und gaben stattdessen zu bedenken, dass Bintis Motive vielleicht<br />

weniger nobel gewesen seien, als es den Anschein hatte. Schließlich,<br />

so argumentierten sie, sei dieser Gorilla von Menschen aufgezogen<br />

worden, die ihm mithilfe eines Stofftieres elterliche Fähigkeiten<br />

antrainiert hätten. Die ganze Angelegenheit, behaupteten sie, beruhe<br />

möglicherweise auf einem verwirrten Mutterinstinkt.<br />

Binti Jua, Brookfield Zoo,<br />

Chicago, 1996<br />

Faszinierend an diesem Durcheinander alternativer Erklärungen<br />

fand ich, dass niemand ernsthaft ähnliche Zweifel anmelden würde,<br />

wenn ein Mensch einen Hund rettet, der von einem Auto angefahren<br />

worden ist. Der Retter könnte mit Hunden aufgewachsen,<br />

in der Vergangenheit für seine Liebenswürdigkeit im Umgang mit<br />

Tieren gelobt worden und von seiner Persönlichkeit her ohnehin der<br />

Pflege anderer zugetan sein, und trotzdem würden wir sein Verhalten<br />

als einen Akt der Fürsorge betrachten. Warum also wurde in<br />

Bintis Fall ihr Hintergrund gegen sie verwendet? Ich behaupte nicht,<br />

dass ich weiß, was Binti durch den Kopf ging. Ich weiß aber, dass<br />

niemand sie auf einen derartigen Notfall vorbereitet hatte und dass<br />

es unwahrscheinlich ist, dass ihre Mutterinstinkte verwirrt waren –<br />

mole. With 22 pink, writhing tentacles around its<br />

nostrils, it is able to feel microscopic textures on<br />

small objects in the mud with the keenest sense<br />

of touch of any animal on Earth.<br />

Humans can barely imagine a star-nosed mole’s<br />

“Umwelt” – a German term for the environment as<br />

perceived by the animal. Obviously, the closer a<br />

s p e c i e s is to us, the easier it is to enter its Umwelt.<br />

This is why anthropomorphism is not only tempting<br />

in the case of apes but also hard to reject on the<br />

grounds that we cannot know how they perceive the<br />

world. Their sensory systems are essentially the<br />

same as ours.<br />

In the summer of 1996 an ape saved a three-year-old<br />

boy. The child, who had fallen 20 feet into the primate<br />

exhibit at Chicago’s Brookfield Zoo, was scooped<br />

up and carried to safety by Binti Jua, an eight-yearold<br />

western lowland female gorilla. The gorilla sat<br />

down on a log in a stream, cradling the boy in her<br />

lap and patting his back, and then carried him to<br />

one of the exhibit doorways before laying him down<br />

and continuing on her way.<br />

Binti became a celebrity overnight, figuring in the<br />

speeches of leading politicians who held her up as<br />

an example of much-needed compassion. Some<br />

scientists were less lyrical, however. They cautioned<br />

that Binti’s motives might have been less noble than<br />

they appeared, pointing out that this gorilla had<br />

been raised by people and had been taught parental<br />

skills with a stuffed animal. The whole affair might<br />

have been one of a confused maternal instinct, they<br />

claimed.<br />

The intriguing thing about this flurry of alternative<br />

explanations was that nobody would think of raising<br />

similar doubts when a person saves a dog hit by<br />

a car. The rescuer might have grown up around a<br />

kennel, have been praised for being kind to animals,<br />

have a nurturing personality, yet we would still see<br />

his behavior as an act of caring. Why then, in Binti’s<br />

case, was her background held against her? I am<br />

not saying that I know what went through Binti’s<br />

head, but I do know that no one had prepared her

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