Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum
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George Orwell,<br />
Farm der Tiere, 1945<br />
George Orwell,<br />
Animal Farm, 1945<br />
Sobald wir anerkennen, dass Tiere weit eher unsere Verwandten<br />
denn Maschinen sind, ist die Leugnung des Menschlichen im Tier<br />
unmöglich und der Anthropomorphismus unausweichlich – und<br />
überdies wissenschaftlich akzeptabel. Aber dies gilt natürlich nicht<br />
für alle Formen des Anthropomorphismus. Die Popkultur bombardiert<br />
uns mit Beispielen von Tieren, die für alle erdenklichen Zwecke<br />
humanisiert werden – von Bildung über Unterhaltung und Satire<br />
bis hin zu Propaganda. Walt Disney zum Beispiel ließ uns vergessen,<br />
dass Micky eine Maus und Donald eine Ente ist. George Orwell<br />
übertrug in seinem Buch Farm der Tiere die Übel der menschlichen<br />
Gesellschaft auf eine Tierpopulation. Und ich erinnere mich eines<br />
Ölunternehmens, das in seiner Reklame behauptete, sein Propangas<br />
trage zum Schutz der Umwelt bei. Illustriert wurde dies durch<br />
einen Grizzlybär, der sich einer unberührten Landschaft erfreut und<br />
seinen Arm dabei um die Schulter seines Gefährten legt. Nun sind<br />
Bären allerdings kurzsichtig und gehen keine Paarbindungen ein,<br />
sodass das Bild mehr über unser eigenes Verhalten aussagt als<br />
über das der Bären.<br />
Vielleicht war das die Absicht. Das Problem ist, dass wir manchmal<br />
vergessen, dass ein auf diese Weise benutzter Anthropomorphismus<br />
Einsichten in menschliche Angelegenheiten erlaubt, nicht aber in<br />
das Verhalten von Tieren. Als mein Buch Unsere haarigen Vettern.<br />
Neueste Erfahrungen mit Schimpansen (Chimpanzee Politics) 1987<br />
in Frankreich herauskam, entschloss sich mein Verleger (ohne mein<br />
Wissen) dazu, auf dem Titelbild François Mitterrand und Jacques<br />
Chirac mit einem Schimpansen dazwischen abzubilden. Ich kann<br />
nur vermuten, dass er implizieren wollte, dass diese Politiker sich<br />
wie Affen aufführten. Dadurch konterkarierte er allerdings völlig die<br />
Argumentation meines Buches. Dessen Absicht bestand nicht darin,<br />
Menschen lächerlich zu machen, sondern vielmehr darzulegen,<br />
dass Schimpansen in komplexen Gesellschaften leben, in denen sie<br />
Allianzen eingehen und in Machtstrukturen agieren, die in mancher<br />
Hinsicht unser eigenes Sozialgefüge widerspiegeln.<br />
Ähnlichen Versuchen anthropomorphen Humors begegnet man oft<br />
in den Menschenansammlungen, die sich vor dem Affengehege<br />
eines jeden typischen Zoos bilden. Ist es nicht bemerkenswert, dass<br />
Antilopen, Löwen und Giraffen selten Ausgelassenheit hervorrufen?<br />
Doch Leute, die Primaten zuschauen, beginnen früher oder später<br />
zu johlen und zu kreischen, kratzen sich mit übertriebenen Gesten<br />
und zeigen auf die Tiere, während sie rufen: „Ich musste zweimal<br />
hingucken, Larry. Ich dachte, das wärst du!“ Meiner Meinung nach<br />
kommt in dem Gelächter das Phänomen der anthropodenial zum<br />
Ausdruck: Es handelt sich um eine nervöse Reaktion, hervorgerufen<br />
durch eine unangenehme Ähnlichkeit.<br />
As soon as we admit that animals are far more like<br />
our relatives than like machines, then anthropodenial<br />
becomes impossible and anthropomorphism<br />
becomes inevitable – and scientifically acceptable.<br />
But not all forms of anthropomorphism, of course.<br />
Popular culture bombards us with examples of<br />
animals being humanized for all sorts of purposes,<br />
ranging from education to entertainment to satire<br />
to propaganda. Walt Disney, for example, made us<br />
forget that Mickey is a mouse, and Donald a duck.<br />
George Orwell laid a cover of human societal ills<br />
over a population of livestock. I was once struck by<br />
an advertisement for an oil company that claimed<br />
its propane saved the environment, in which a grizzly<br />
bear enjoying a pristine landscape had his arm<br />
around his mate’s shoulders. In fact, bears are nearsighted<br />
and do not form pair-bonds, so the image<br />
says more about our own behavior than theirs.<br />
Perhaps that was the intent. The problem is, we do<br />
not always remember that, when used in this way,<br />
anthropomorphism can provide insight only into<br />
human affairs and not into the affairs of animals.<br />
When my book Chimpanzee Politics came out in<br />
France, in 1987, my publisher decided (unbeknownst<br />
to me) to put François Mitterrand and Jacques<br />
Chirac on the cover with a chimpanzee between<br />
them. I can only assume he wanted to imply that<br />
these politicians acted like mere apes. Yet by doing<br />
so he went completely against the whole point of my<br />
book, which was not to ridicule people but to show<br />
that chimpanzees live in complex societies full of<br />
alliances and power plays that in some ways mirror<br />
our own.<br />
You can often hear similar attempts at anthropomorphic<br />
humor in the crowds that form around<br />
the monkey exhibit at a typical zoo. Isn’t it interesting<br />
that antelopes, lions, and giraffes rarely elicit<br />
hilarity? But people who watch primates end up<br />
hooting and yelling, scratching themselves in exaggeration,<br />
and pointing at the animals while shouting,<br />
I had to look twice, Larry. I thought it was you! In<br />
my mind, the laughter reflects anthropodenial: it<br />
is a nervous reaction caused by an uncomfortable<br />
resemblance.