Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

Nahaufnahmen ein. Die 150-jährige Geschichte medialer Repräsentation
von Gorillas ist durchdrungen von Angst, Begehren und
Ekel. Thaters Installation hebt diese Geschichte auf, indem sie ihr
Bilder fundamentaler Schönheit entgegensetzt. Die Ästhetik der
verschiedenen Arten Films – etwa der Gegensatz von körnigem
Super 8 und scharfem 16 mm – kreiert einen verlockenden Bilderfluss,
der den Betrachter provoziert, Gedächtnis und Gefühle
stimuliert, Erinnerungen an alte Familienvideos wachruft und an
modernes Nachrichtenmaterial denken lässt. Es zeigt sich hier,
wie stark Thaters Arbeit von dem tragischen Niedergang unserer
Natur geprägt ist, von dem Fortschreiten illegaler Abholzung und
dem Aussterben jener Tiere, die in dieser Umwelt leben.
Wie Diana Thater formuliert:
„Ich möchte die Natur nicht als kontemplativ und beruhigend
darstellen; sie soll erhaben und Furcht einflößend sein. Es geht
mir nicht um den für das 19. Jahrhundert typischen Schrecken,
wo die Natur gähnend weit, unendlich gefährlich ist und den
Menschen zu verschlingen droht. Es geht mir um ein Bild der
Natur, das dem 21. Jahrhundert entspricht – wie ein toter oder
sterbender Körper, den wir getötet haben und der somit verloren
ist. Und das ist Furcht erregend.”7
Indem Thater die Technik hinter dem projizierten Bild preisgibt,
stört sie jede Neigung zu einer selig machenden Versenkung
in die Natur. Dadurch soll sich dem Betrachter einprägen, dass
unser Bild der Natur konstruiert und maschinell bearbeitet ist –
was vor allem auf die kulturell präjudizierte Wahrnehmung von
Gorillas zutrifft. Der Konflikt zwischen Natur und Kultur ist insbesondere
ein Schlüsselthema in Thaters früheren Arbeiten. Im
Laufe der Jahre hat sich ihr Werk von der Repräsentation trainierter
Tiere hin zu wilden Tieren entwickelt. Die Installation
Electric Mind (1996), die sich mit Aspekten von Sprache und
Bewusstsein auseinandersetzte, zeigte noch einen Schimpansen
in Gefangenschaft. Die Arbeit basiert auf Pat Murphys Kurzgeschichte
Rachel in Love (1987), in welcher die Seele eines toten
jungen Mädchens in die Psyche eines Schimpansen verpflanzt
wird. Das tote und das lebende Wesen entwickeln sich gemeinsam.
Stimmgebung und Körpersprache sind dergestalt miteinander
verschränkt, dass eine Art visuelles Vokabular entsteht.
Eine der ersten Arbeiten, für die Thater Tiere in freier Natur filmte,
war Delphine (1999). Die Installation zeigt Delfine in ihrem natürlichen
Lebensraum. Mit der Hilfe des Delfinschützers Richard
O’Barry filmte Thater diese intelligenten Säugetiere beim Schwimmen
im Ozean, wobei die Kamera es den Delfinen gleichtut und
Bergit Arends 50 51
overturns 150 years of deep anxiety. The aesthetics
of the different film types – the grainy Super 8 or the
sharp 16 mm – create a tantalizing flow of imagery,
provoking and stimulating viewers with memories
and feelings of their own, conjuring old family videos
or modern news footage. Her work is deeply imbued
with the tragic demise of nature, the progression of
illegal deforestation and the extinction of the animals
that live within this habitat.
As Diana Thater says:
“I don’t want nature to be contemplative and reassuring,
but sublime and terrifying. Not terrifying in that
nineteenth-century way, where it is yawning wide, end -
lessly dangerous and devouring, but in that twentyfirst
century way – like a dead or dying body because
we’ve killed it and it is gone. And that is terrifying.”7
Thater reveals the machinery behind the projected
image and thereby disturbs the beatific contemplation
of nature. She seeks to imprint on the viewer that our
image of nature is constructed and machined – particularly
pertinent for the culturally prejudiced perception
of gorillas. In Thater’s previous works, the conflict
between nature and culture is a key theme. Over the
years, her work has progressed from representing
trained animals to wild animals. Electric Mind (1996)
dealt with questions of languages and consciousness,
and showed a chimpanzee filmed in captivity. It was
based on the short story Rachel in Love (1987), where
the mind of the dead young girl is grafted into the
mind of a chimpanzee. They co-evolve, the dead and
the living. Vocalisation and body movements fold into
one another and become a visual vocabulary.
However, in Delphine (1999) Thater filmed dolphins
in their natural habitat. The installation became one
of the first works in which she filmed animals in the
wild. With the help of dolphin rights activist Richard
O’Barry, Thater filmed these intelligent mammals
swimming the ocean, the cameras gurgling into and
above the water as dolphins do. This work conflates
with her work as an animal activist, working against
the captivity and slaughter of dolphins. And even
though the subject of the installation is the freedom
of the dolphins roaming and playing, it is underlined