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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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gespeist, seien diese nun literarisch, filmisch oder wissenschaftlich<br />

– während sie ihren Begriff von Zugehörigkeit innerhalb oder<br />

außerhalb der Evolutionstheorie zur Aufführung bringen, die<br />

an sich nur eine Version der Politik der Zugehörigkeit liefert. Auf<br />

der Suche nach einer Einsicht in die menschliche Welt und ihres<br />

inneren Zusammenhangs experimentiert die Künstlerin mit<br />

dem Leben an der Schwelle zwischen zwei Welten und erforscht<br />

dabei ontologische Vielfalt und die Natur des Relationalen. „Ich<br />

wäre lieber ein Delfin als ein Mensch”, gesteht <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> und<br />

behauptet: „Delfine sind das ideale Sujet für meine Arbeit, bei der<br />

es um darum geht zweimal zu leben – zweimal zu sehen –<br />

bewusst mehr als eins zu sein.“77<br />

Rachel, die Protagonistin von <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Drehbuch und<br />

Videoinstallation Electric Mind bewohnt auch eine Vielzahl von<br />

Welten und ist auf der Suche nach dem Realen. „Woher komme<br />

ich?”, fragt sie sich immer wieder und erzählt dann erneut die<br />

Geschichte an der Schwelle von wissenschaftlicher Erkenntnis,<br />

Experiment und Märchen. „Was bist du dann?“ erfüllt das<br />

Prinzip einer ritualistischen Wiederholung, die für das Gefühl<br />

von Zugehörigkeit von zentraler Bedeutung ist und erhält eine<br />

Antwort in einer rhythmischen Abfolge: „Ich bin ein Mädchen,<br />

ein Affenmädchen … Nein. Ein ECHTES Mädchen.“78 In der<br />

wunderlichen Geschichte einer kleinen braunen Schimpansin,<br />

die den Gedankenabdruck eines sechzehnjährigen Mädchens<br />

in sich trägt, spielt die Künstlerin mit den Möglichkeiten, den<br />

Verlauf der anthropologischen Maschine zu unterbrechen,<br />

der Agamben’schen „optischen Maschine, die als Abfolge von<br />

Spiegeln gebaut ist, in der der Mensch, wenn er sich selbst<br />

anschaut, sein eigenes Bild immer bereits in die Züge eines<br />

Affen deformiert sieht“, und ermöglicht ihm, sich selbst „in einem<br />

Nichtmenschen zu erkennen, um Mensch zu sein“79. Trotz der<br />

Fülle von imaginären Schichtungen gilt die ultimative Sehnsucht<br />

von Electric Mind dem Realen, oder vielmehr der Phantasmagorie<br />

des Realen: „(…) und ich möchte real sein (…) du bist real.” Das<br />

Reale selbst blickt auf eine durchwachsene Biografie seiner eigenen<br />

Politik der Zugehörigkeit zurück. <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> endet ihr Drehbuch<br />

mit einer Wendung aus dem Bereich des Märchens: „Der<br />

Wissenschaftler, der Aaron Jacobs heißt, und die Schimpansin,<br />

deren Name Rachel ist, lebten glücklich miteinander bis ans<br />

Ende ihrer Tage“80 – so als würde sie den Ort des Realen innerhalb<br />

der anthropomorphen Zone des Wunderlands klar bezeichnen …<br />

What world do I inhabit? – <strong>Thater</strong>’s characters – coming<br />

from a variety of fictive sources, be it literary, cinematic,<br />

or scientific – often ask, while performing their sense<br />

of belonging in or outside the evolution theory which<br />

in itself offers but only one version of the politics of<br />

belonging. Searching for an understanding of a human<br />

world and its coherence, the artist experiments with<br />

life in a passage between two worlds and explores<br />

ontological pluralities and the nature of the relational.<br />

“I’d rather be a dolphin than a man,” <strong>Thater</strong> confesses,<br />

and claims that dolphins are “the ideal subject for my<br />

work which is… about this kind of living twice – seeing<br />

twice – of consciously being more than one.”77<br />

Rachel, the protagonist of <strong>Thater</strong>’s screenplay and<br />

video installation Electric Mind, inhabits multiple worlds<br />

too, and is on a search for the real. “Where did I come<br />

from?” she keeps asking to retell the story from a<br />

threshold of scientific knowledge, experiment and a<br />

fairy-tale. “What are you then?” fulfills the principle of<br />

ritualistic repetition, central to the sense of belonging,<br />

and receives an answer in a rhythmical sequence:<br />

“I am a girl. A girl monkey … No. A REAL girl.”78 In<br />

a fantastical story of a little brown chimp who bears<br />

the mind-print of a sixteen-year-old girl, the artist<br />

speculates about possibilities to interrupt the proceedings<br />

of the anthropological machine, the Agambenian<br />

“optical machine constructed in a series of mirrors<br />

in which man, looking at himself, sees his own image<br />

always already deformed in the features of an ape”<br />

facilitating his recognition of himself “in a non-man in<br />

order to be human”79. Electric Mind’s ultimate desire,<br />

despite an abundance of imaginary layerings, is the<br />

real, or rather the phantasmagoria of the real: “… and<br />

I want to be real… you are real.” The real itself has<br />

a troublesome biography of its own politics of belonging.<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> concludes her screenplay with a<br />

fairy-tale rhetoric: “the scientist, whose name is Aaron<br />

Jacobs, and the chimp, whose name is Rachel, lived<br />

happily ever after”80, as if clearly indicating the location<br />

of the real within the anthropomorphic zone of the<br />

Wonderland …

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