05.01.2013 Aufrufe

Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

aber nicht für das Licht‘; das Gefühl von Geheimnis, das uns in<br />

der Nacht befällt, rührt davon her. Auch Minkowski kommt auf<br />

einen dunklen Raum zu sprechen und auf das, was dem Fehlen<br />

einer Unterscheidung zwischen dem Organismus und seiner<br />

Umgebung nahekommt: ‚Da mich der dunkle Raum von allen<br />

Seiten einhüllt, viel tiefer als der helle Raum, ist die Rolle der<br />

Unterscheidung zwischen innen und außen und somit auch der<br />

Sinnesorgane (insoweit sie eine äußere Wahrnehmung ermöglichen)<br />

recht minimal‘.“74<br />

Auch <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s vielschichtige und vielfarbige Bilder mit<br />

ihrer Flut an projiziertem Videolicht und ihrer assemblageartigen<br />

Architektonik (das Ineinandergreifen, die Überlagerung, das<br />

Kreuzen der Bilder, usw.) erzeugen eine vielstimmige „Dicke“<br />

und eine rhizomatische Schicht, ihn der Caillois‘ Phänomen<br />

des „Reizes des Raumes“ zum Ausdruck kommt: „Unter dessen<br />

Einfluss verliert sich das Leben scheinbar, die Grenzlinien zwischen<br />

Organismus und Umgebung scheinen zu verschwimmen,<br />

während es sich zurückzieht und drängt dabei in gleichem<br />

Maße die Grenzen zurück, innerhalb derer uns gewahr werden<br />

könnte, wie uns laut Pythagoras gewahr sein sollte, dass die<br />

Natur überall die selbe ist.“75 Befreit von jeder Projektionsfläche<br />

nistet sich das Bild im Raum ein, wird von ihm assimiliert und<br />

in einer Synergie und im rhythmischen Einklang zu den Konturen<br />

vollkommener Zugehörigkeit und Beherrschung kolonisiert<br />

(bzw. lässt sich von ihm kolonisieren). Solch ein visueller Taumel<br />

nimmt auch den Betrachter gefangen, der zu seinem Schatten<br />

und somit zu einer Figur mutiert, die ebenfalls den Raum<br />

der Bilder bewohnt und Teil der dargestellten Umgebung wird.<br />

In <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Schaffen erzeugen Zugehörigkeit und Assimilation<br />

verschwimmende Grenzen und demarkieren die transformatorischen<br />

Prozesse und Verlagerungen, mit denen sich die<br />

Künstlerin sowohl auf konzeptueller als auch auf narrativer<br />

Ebene beschäftigt: „Mich interessieren Überlagerungen mehrerer<br />

Identitätsschichten und Formen des Austauschs von Identität<br />

(…) Wenn ich diese Tiere über das Medium Video in einen Kunstraum<br />

bringe, wird das zu einer Frage des Austauschs zwischen<br />

betrachtenden Subjekten und betrachteten Objekten (…) In der<br />

Installationsumgebung werden Dinge, die wir traditionellerweise<br />

als Objekte sehen, die wir ansehen, zu Subjekten, die uns<br />

ansehen. Ebenso ist all das Videoequipment im Raum präsent<br />

und man kann sehen, dass es tatsächlich etwas tut.“76 Die<br />

Zugehörig keit ist ein autoreferenzielles Instrument dafür, die Welt<br />

neu zu überdenken und unseren Platz in ihr neu zu bestimmen.<br />

Welcher Welt gehöre ich an? Welche Welt bewohne ich? – fragen<br />

sich <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Figuren oft – aus einer Vielzahl fiktiver Quellen-<br />

Adam Budak 36 37<br />

‘self is permeable to the dark but not to light’; the<br />

feeling of mystery we experience at night probably<br />

stems from this. Minkowski, too, comes to speak<br />

of dark space and what is a near lack of distinction<br />

between environment and organism: ‘Since dark<br />

space enfolds me from all sides, and penetrates me<br />

much more deeply than does bright space, the<br />

role played by the inner/outer distinction and thus<br />

by the sensory organs as well (insofar as they enable<br />

external perception) is quite minimal’.”74<br />

<strong>Thater</strong>’s multilayered and polycolored image too,<br />

with the flood of projected video-light and the<br />

assemblage-like architectonics (image overlappings,<br />

superimpositions, crossings, etc.) produces a polyphonic<br />

“thickness” and generates a rhizomatic coat<br />

that expresses Caillois’ phenomenon of the “appeal of<br />

space”: “under its influence life seems to lose ground,<br />

to blur the line between organism and environment as<br />

it withdraws, thereby pushing back in equal measure<br />

the bounds within which we may realize, as we should,<br />

according to Pythagoras, that nature is everywhere<br />

the same.”75 Liberated and freed of frame and any<br />

screening surface, the image begins to inhabit the<br />

space, it becomes assimilated by it and (mutually)<br />

colonized in a synergy and rhythmic accord to the<br />

contours of perfect belonging and possession. Such<br />

visual vertigo imprisons the viewer too, who mutates<br />

with its shadow to become one of the figures, to<br />

cohabit their space too and to become a part of the<br />

represented environment. In <strong>Thater</strong>’s oeuvre, belonging<br />

and assimilation are agents of blurred borders<br />

and they demarcate the transformational processes<br />

and shifts that the artist is concerned with on both,<br />

conceptual and narrative levels: “I’m interested in<br />

the layering of identities on top of each other and in<br />

exchanges of identity… When I bring these animals<br />

into an art space via video, it becomes a question<br />

of exchange between viewing subjects and viewed<br />

objects (…). In the installation’s environment, things<br />

that we traditionally see as objects, which we look<br />

at, become subjects who look at us. In the same way,<br />

all the video equipment is present in the space and<br />

you see it actually making something.”76 Belonging<br />

is a self-referential device in rethinking the world and<br />

orienting our place in it. Which world do I belong to?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!