Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

Eine Trennung ohne Wunde, Erwartung und Erinnern, ohne
Verzweiflung oder Hereinbrechen auf das Selbst.“65
Für Diana Thater ist es der Träger eines Selbst auf der Suche
nach einer neuen Erzählung und dem Versprechen einer neuen
Wahrheit und einer neuen Begegnung: „Das Staunen ist ein
Trauern um das Selbst als autarkes Wesen; ob diese Trauer nun
triumphierend oder melancholisch ist. Das Staunen muss die
Ankunft oder das Ereignis des Anderen sein. Der Anfang einer
neuen Geschichte?”66 Somit bietet die Rückkehr zum Staunen
eine Möglichkeit, über das Andere zwischen dem Imperativ
des Seins und der Faszination des Werdens nachzudenken, es
neu zu überdenken. Luce Irigaray schließt ihre Neuinterpretation
von Descartes’ Leidenschaften der Seele, indem sie das Staunen
als verführerischste Alternative für das Sein bezeichnet. „Das
Staunen wäre die Leidenschaft der Begegnung zwischen dem
Materiellsten und dem Metaphysischsten in ihrer möglichen
Empfängnis und gegenseitigen Befruchtung. Eine dritte Dimension.
Ein Vermittler. Weder das eine noch das andere. Was
nicht neutral oder geschlechtslos heißen soll. Der vergessene
Urgrund unseres Loses zwischen Sterblichkeit und Unsterblich-
keit, Menschen und Göttern, Geschöpfen und Schöpfern. In uns
und unter uns.”67 Diana Thater eignet sich Alices Wunderland
voller anthropomorpher Geschöpfe an und dekonstruiert die
Fantasieabenteuer eines Geistes, der den Übergang zwischen
dem Menschlichen und dem Nicht-Menschlichen überquert.
Somit lässt sich das Staunen als ultimatives Instrument der
Politik der Zugehörigkeit und des Erkennens betrachten. Diana
Thater beschäftigt sich mit der Erzeugung einer Subjektivität,
die die Schwellenbereiche der Grammatik des Seins und des
Werdens erforscht. In ihrer beinah obsessiven Konzentration
auf die Natur und das Natürliche definiert die Künstlerin das
Paradigma des Anderen: „Wenn wir über die Natur sprechen,
sprechen wir in Wirklichkeit über uns selbst. Die Natur ist
die Leinwand, auf die wir uns selbst projizieren. Die Natur ist
der ultimative Andere.“68 Eine solche Aussage lässt Lacans
Aus arbeitung der Subjektivität über die so genannte Spiegelphase
anklingen, in der die Identifikation mit unserem eigenen
Bild als der Augenblick der „homomorphen Identifikation“
betrachtet wird, und sie bezieht sich auf die Art und Weise, in
der ver schiedenste Tiere Verhaltensmuster entwickeln, indem
sie andere Angehörige ihrer eigenen Spezies ansehen.69
Doch Lacan bezieht sich auch auf die so genannte „heteromorphe
Identifi kation“ und stützt sich dabei auf Roger Caillois’
Schrift Mimese und legendäre Psychasthenie (Mimétisme et
Adam Budak 34 35
awaiting or remembering, without despair or closing
in on the self.”65
For Thater, wonder is the vehicle of a self on a search
for a new narrative and a promise of a new truth
and a new encounter: “Wonder is a mourning for the
self as an autarchic entity; whether this mourning is
triumphant or melancholy. Wonder must be the advent
or the event of the other. The beginning of a new
story?”66 Thus the return to wonder offers a possibility
to contemplate the Other again and to rethink our
condition, suspended between the imperative of the
being and an allure of becoming. Irigaray concludes
her rereading of Descartes’ Passion of the Soul
by defining wonder as the most tempting alternative
for the being: “Wonder would be the passion of
the encounter between the most material and the
most metaphysical, of their possible conception and
fecundation one by the other. A third dimension. An
intermediary. Neither the one nor the other. Which
is not to say neutral or neuter. The forgotten ground
of our condition between mortal and immortal, men
and gods, creatures and creators. In us and among
us.”67 Thater appropriates Alice’s Wonderland of
anthropomorphic creatures and deconstructs the
fantasy adventures of a mind traversing the passage
of human and non-human.
Thus wonder is considered as an ultimate instrument
of the politics of belonging and identification. Diana
Thater is engaged in the production of subjectivity
that explores the liminal states of the grammar of
being and becoming. Concentrated almost obsessively
on nature and the natural, the artist defines the
paradigm of the Other: “When we talk about nature,
we are talking about ourselves really. Nature is the
screen onto which we project ourselves. Nature is the
ultimate Other.”68 Such a statement echoes Lacan’s
elaboration of subjectivity through the so-called mirror
stage where the identification with one’s own images
is considered as a moment of “homeomorphic identification”,
and it relates to the manner in which various
animals develop behavioral patterns by viewing others
of their own species.69 But Lacan also refers to the
so-called “heteromorphic identification”, drawing upon
Roger Caillois’ essay on “Mimicry and Legendary