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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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V.<br />

Zone des Wunderlands<br />

Bei ihrer Durchquerung der Territorien des Erhabenen nähert<br />

sich <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> dem Reich des Staunens – der treibenden<br />

Kraft, der Leidenschaft, der Fähigkeit, über das Selbst und<br />

das Andere wirklich nachzudenken. Für Luce Irigaray ist „das<br />

Staunen kein Verhüllen. Es korrespondiert zur Zeit, zur Raum-<br />

Zeit vor und nach dem, was es abgrenzen, umrunden, einkreisen<br />

kann. Es stellt eine Öffnung dar, die dem, was es umgibt,<br />

umschlingt, vorangeht und folgt. Es ist die Leidenschaft dessen,<br />

was schon geboren und noch nicht wieder in Liebe eingehüllt<br />

ist. Dessen, was berührt wird und was sich auf die Anziehung<br />

zubewegt und sich in ihr bewegt, ohne Heimweh nach der<br />

ersten Behausung. Außerhalb der Wiederholung. Es ist die<br />

Leidenschaft der ersten Begegnung. Und der ewigen Wiedergeburt?<br />

Ein Affekt, der unter allen Formen von anderen<br />

fort bestehen würde, die alle nicht auf die andere reduzierbar<br />

sind. Die Leidenschaft, die die Liebe und die Kunst, und das<br />

Denken begründet.“63 In <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Installationen wirkt das<br />

Staunen als Träger des Werdens und des Dazwischens. Es<br />

markiert eine Potenzialität der Vermittlung und erzeugt hybride<br />

Präsenzen; es verweist auf eine Wahrnehmungstaktik und<br />

Erkennungssysteme.<br />

Luce Irigaray entfaltet die Verfahrensweisen des Staunens wie<br />

folgt: „Damit es uns berührt, ist es notwendig und ausreichend,<br />

dass es überrascht, neu ist, noch nicht als bekannt assimiliert<br />

oder disassimiliert ist. Noch immer unsere Leidenschaft, unseren<br />

Appetit, anregt. Unser Angezogen-Sein von dem, was noch<br />

nicht (en-)codiert ist, unsere Neugier (doch vielleicht in allen<br />

Sinnen: Sehen, Riechen, Hören? Etc.) auf das, dem wir noch<br />

nicht begegnet sind oder uns zu eigen gemacht haben. Uns<br />

gleich, mir gleich.“64 Das Staunen ist eine autonome Zone,<br />

eine Art Proberaum für Identitäten, die erst bestimmt werden<br />

müssen, ein Testgelände für die Transformation des Selbst,<br />

von Räumen und der Zeit. Es verstärkt und beschleunigt die<br />

fließende Bewegung zwischen Identitäten und Welten: „Indem<br />

es mich anzieht, bewahrt mich das Staunen davor, mich selbst<br />

zu assimilieren. Ist das Staunen die Zeit, die immer durch die<br />

Gegenwart verdeckt ist? Die Brücke, der Stillstand, der Augenblick<br />

der In-Karnation? In dem ich mich nicht mehr in der<br />

Vergangenheit befinde und noch nicht in der Zukunft. Der Punkt<br />

des Übergangs zwischen zwei geschlossenen Welten, zwei klar<br />

abgegrenzten Universen, zwei Raum-Zeiten oder zwei anderen<br />

durch ihre Identitäten bestimmten, zwei Epochen, zwei anderen.<br />

V.<br />

zone of wonderland<br />

Traversing the territories of the sublime, <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong><br />

approaches the realm of wonder – the motivating<br />

force, the passion, the ability to truly contemplate<br />

the self and the other. For Irigaray, “Wonder is not<br />

an enveloping. It corresponds to time, to space-time<br />

before and after that which can delimit, go round,<br />

encircle. It constitutes an opening prior to and following<br />

that which surrounds, enlaces. It is the passion<br />

of that which is already born and not yet reenveloped<br />

in love. Of that which is touched and moves toward<br />

and within the attraction, without nostalgia for the<br />

first dwelling. Outside of repetition. It is the passion<br />

of the first encounter. And of perpetual rebirth? An<br />

affect that would subsist among all forms of others<br />

irreducible each to the other. The passion that inau -<br />

gurates love and art, and thought.”63 Wonder in<br />

<strong>Thater</strong>’s installations functions as an agent of becoming<br />

and the in-between. It marks a potentiality of<br />

mediation and generates hybrid presences; it refers<br />

to perceptual tactic and identification systems.<br />

Luce Irigaray unfolds wonder’s processing methods:<br />

“In order for it to affect us, it is necessary and<br />

sufficient for it to surprise, to be new, not yet assimilated<br />

or disassimilated as known. Still awakening<br />

our passion, our appetite. Our attraction to that<br />

which is not yet (en)coded, our curiosity (but perhaps<br />

in all senses: sight, smell, hearing? etc.) vis-à-vis that<br />

which we have not yet encountered or made ours.<br />

The same as us, as myself.”64 Wonder is a zone of<br />

autonomy, a sort of rehearsal room for identities<br />

yet to be defined, a testing site for the transformation<br />

of selves, spaces and times. It enhances and<br />

accelerates the fluent movement between identities<br />

and worlds: “Attracting me toward, wonder keeps<br />

me from taking and assimilating directly to myself.<br />

Is wonder the time that is always covered over by<br />

the present? The bridge, the stasis, the moment of<br />

in-stance? Where I am no longer in the past and<br />

not yet in the future. The point of passage between<br />

two closed worlds, two definite universes, two spacetimes<br />

or two others determined by their identities,<br />

two epochs, two others. A separation without a wound,

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