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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>,<br />

Orange Room (Wallflowers), 2001<br />

Installationsansicht,<br />

1301PE, Los Angeles<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>,<br />

Orange Room (Wallflowers), 2001<br />

Installation view,<br />

1301PE, Los Angeles<br />

gehört dem Offenen an: „Mit dem Offenen meinen wir nicht den<br />

Himmel, die Luft, den Raum – die für den Betrachter noch immer<br />

Objekte sind, und daher unverständlich. Das Tier, die Blume, ist<br />

das alles selbst, ohne sich dessen gewahr zu sein, und hat daher<br />

jene unbeschreibliche offene Freiheit vor sich, über sich selbst<br />

hinaus, die für uns ihre äußerst kurzlebige Entsprechung vielleicht<br />

nur in den ersten Augenblicken der Liebe findet – wenn ein<br />

Wesen im andren, dem geliebten, die Erweiterung seiner selbst<br />

sieht – oder wiederum im Verströmen unserer Liebe zu Gott.“58<br />

Fluid und hysterisch in ihrer Essenz, gleichzeitig offen und<br />

geschlossen, suggeriert <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Arbeit auch einen<br />

gegenderten Raum. „Lässt du mich eine Blume werden?”, fragt<br />

Luce Irigaray in ihren Passions élémentaires, einer einzigartigen<br />

Serie poetischer und intimer Bekenntnisse über die Erzeugung<br />

und Wahrnehmung von Weiblichkeit und die Politik der Relationalität.59<br />

„Zwischen Natur und Kultur, zwischen Nacht und<br />

Tag, zwischen der Sonne und den Sternen, zwischen der Pflanze<br />

und dem Mineral, unter Männern, unter Frauen, unter Göttern<br />

(wandernd) sucht sie nach ihrem Menschsein und ihrer Transzendenz“,<br />

und fragt ein paar Absätze später in anderen Worten:<br />

„Du möchtest mich in eine Blume verwandeln?“60 <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s<br />

Arbeit ist so eine Kunst des Anders-Ausdrückens, der Neuerfindung<br />

eines Rhythmus einer nur allzu bekannten Struktur, ein<br />

weiterer Versuch der Entfaltung und des Erblühens. Luce Irigaray<br />

stellt fest: „Die Blume öffnete sich: die dargebotene Blume in<br />

ihrem Erscheinen. Ohne ihr dunkles Werden, ohne den Puls ihrer<br />

Entfaltung/Faltung. Ohne die Bewegung ihrer Öffnung/Schließung:<br />

das Auseinanderspreizen von Blütenblättern durch eines anderen<br />

Zuneigung und ihre nochmalige gegenseitige Berührung, um<br />

das Selbst-Andere zu schützen.“61 Vergessen wir die Fragen nicht.<br />

Die Antwort ist ein Beweis für die Hingabe, das Liebesbekenntnis:<br />

„Das Aufblühen der Blume gehört dir”. Wir sind nicht weit entfernt<br />

von der Erhabenheit, wenn das Subjekt aufschreit und sich befreit:<br />

„Lass mich auch nach außen blühen. Frei, in der Luft. Komm aus<br />

der Erde heraus und blühe, und folge dabei dem Rhythmus meines<br />

Wachstums. Abgeschnitten von der Erde, die mich gebiert, wird<br />

meine Ausblühung von der Stärke deines Begehrens getragen,<br />

doch ist sie ihres Safts beraubt. Meine Blütenblätter schwellen<br />

mit deiner Kraft, die selbst mit meinem Blut genährt wird. Doch<br />

so getrennt von der Quelle ihres Lebens, erscheinen oder verschwinden<br />

sie mit der Achtsamkeit, die du auf sie verwendest.<br />

Mit der Aufmerksamkeit, die du ihnen schenkst. Oder sonst<br />

werden sie in einer idealen Permanenz offen gehalten, damit ich<br />

dir, auf ewig fixiert, die Idee einer Blume garantieren kann.“62<br />

Adam Budak 32 33<br />

realizing it, and has thus before itself, beyond itself,<br />

that indescribably open freedom which, for us, has<br />

its extremely short-lived equivalents perhaps only in<br />

the first instants of love – when one being sees in<br />

the other, in the beloved, his own extension – or again<br />

in the outpouring to God.”58<br />

Fluid, and hysterical in its essence, simultaneously<br />

open and closed, <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>’s work suggests<br />

a gendered space. “Do you make me become a<br />

flower?” Luce Irigaray asks in her Elemental Passions,<br />

a unique series of poetic and intimate confessions<br />

on the production and perception of femininity and<br />

the politics of relationality.59 Traveling “between<br />

nature and culture, between night and day, between<br />

sun and stars, between vegetable and mineral,<br />

amongst men, amongst women, amongst gods, she<br />

seeks her humanity and her transcendency,” and<br />

asks again a few passages later, rephrased: “You<br />

want to make me into a flower?”60 <strong>Thater</strong>’s work<br />

is such an art of rephrasing, reinventing a rhythm<br />

of a too well-known structure, another attempt at<br />

unfolding and blossoming. Irigaray states: “The flower<br />

opened: the flower offered in its appearing. Without<br />

its dark becoming, without the pulse of its unfolding/<br />

folding. Without the movement of its opening/closing:<br />

the spreading apart of petals through another’s<br />

affection and their touching each other again to safeguard<br />

the self-other.”61 Let’s not forget the questions.<br />

The answer is proof of a commitment, the confession<br />

of love: “The blossoming of the flower belongs to<br />

you.” We are not far from the sublime as the subject<br />

cries out and breaks free: “Let me flower outwards<br />

too. Free, in the air. Come out of the earth and<br />

blossom, following the rhythm of my growth. Cut off<br />

from the soil which gives me birth, my efflorescence<br />

is supported by the strength of your desire, but is<br />

deprived of sap. My petals swell with your vigor, itself<br />

nourished by my blood, but thus separated from their<br />

life’s source, they appear or disappear with the care<br />

which you bestow on them. With the attention you<br />

give them. Or else they are held open in an ideal<br />

permanence so that, eternally fixed, I guarantee the<br />

concept of the flower to you.”62

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