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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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The Art of This Century Gallery<br />

in New York, eröffnet von<br />

Peggy Guggenheim im Jahr 1942,<br />

entworfen von Frederick J. Kiesler.<br />

The Art of This Century Gallery<br />

in New York, opened by<br />

Peggy Guggenheim in 1942,<br />

designed by Frederick J. Kiesler.<br />

In Space House aus den Jahren 1933 und 1935 steht dieser<br />

abstrakte und adjektivische Begriff der Plastizität erstmals den<br />

wachsenden Möglichkeiten gegenüber, die sich aus dem Material<br />

der Plastik selbst ergeben. Die Plastizität des Bildes und seiner<br />

Herstellung fängt an, die Gestalt der materiellen Plastik anzunehmen.<br />

Anstatt als Baukunst präsentiert zu werden, tritt die Architektur<br />

in diesem Projekt als mit den Techniken der Räum lichkeit<br />

modellierte Plastik auf.45 Es hat den Anschein, als näherte sich<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> mit ihrer neuen Installation <strong>gorillagorillagorilla</strong>, die<br />

im Kunsthaus Graz ihre Premiere feiert (und es könnte auch<br />

bei den meisten ihrer bisherigen Arbeiten der Fall sein), der<br />

dominanten Architektur von Peter Cook und Colin Fournier, einer<br />

Architektur, die Kieslers Endless House weitgehend als ihr eigenes<br />

Paradigma betrachtet, mit einer Herangehensweise, die an<br />

Kieslers Verständnis von der Rolle der Architektur als plastische<br />

Kunst nahe herankommt. <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> verwirft das auf Sklaverei<br />

beruhende Verhältnis zwischen Architektur und Bild und gibt<br />

das Bild und seine Assemblage als autonome Substanz wieder,<br />

die vom vorgegebenen Raum unabhängig ist und nach Wegen<br />

sucht, die Architektur niederzureißen (wie das zum Beispiel<br />

bei Knots + Surfaces, 2001, perfekt vorgeführt wurde), obwohl<br />

sie in diesem Fall eine ganz besondere Synergie von nahezu<br />

urtümlichem Charakter preisgibt.<br />

Das Obergeschoß des Kunsthaus Graz mit seiner höhlenartigen<br />

räumlichen Umgebung erzeugt eine ganz besondere Kulisse<br />

für <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Arbeit und deren Orchestrierung sowie auch für<br />

deren thematisches Eindringen in die Politik menschlicher und<br />

natürlicher Welten. Und nun ist vielleicht doch wieder ein Verweis<br />

auf Kiesler, der sich von der Höhle mit all ihren Anklängen an<br />

physische und psychische Interiorität angezogen fühlte, in diesem<br />

Zusammenhang von Relevanz. In seinen Bühnenbild- und Ausstellungsdesignprojekten,<br />

und da vor allem für Peggy Guggenheims<br />

Galerie „Art of This Century“ (1942), untersuchte Kiesler neue<br />

Formen der subjektiven Betrachtung und das intensive Bewusstsein<br />

für unseren eigenen Platz im Raum. „Der primitive Mensch<br />

kannte keine voneinander getrennten Welten der Vision und der<br />

Realität“ schrieb Kiesler in seiner „Note on Designing the Gallery“<br />

und fuhr wie folgt fort: „Er kannte nur eine Welt, in der beides<br />

im Muster der Alltagserfahrung permanent vorhanden war. Und<br />

wenn er schnitzte und die Wände seiner Höhle oder des Innenraums<br />

eines Felsvorsprungs bemalte, schnitten keine Rahmen oder<br />

Grenzen seine Kunstwerke vom Raum oder vom Leben ab –<br />

demselben Raum, demselben Leben, das um sein Tiere, seine<br />

Dämonen und um ihn selbst herumfloss.“46 Kiesler trat für das<br />

Prinzip der Einheit ein, einer ursprünglichen Einheit zwischen<br />

Frederick J. Kiesler,<br />

Space House, 1933<br />

In the Space House of 1933 and 1935 this abstract<br />

and adjectival notion of plasticity begins to confront the<br />

growing possibilities created by the material of plastic<br />

itself. The plasticity of the image and of its manufacture<br />

begins to assume the guise of material plastic. Rather<br />

than be presented as an art of construction, architecture<br />

emerges in the project instead as a plastic art,<br />

modeled by techniques of spatiality.45 It seems that<br />

with her new installation <strong>gorillagorillagorilla</strong> which premiers<br />

in the Kunsthaus Graz (and it may also be the<br />

case with a majority of her previous works), <strong>Diana</strong><br />

<strong>Thater</strong> approaches the dominant architecture of Peter<br />

Cook and Colin Fournier, the architecture which to a<br />

large extent considers Kiesler’s Endless House as its<br />

own paradigm, with a treatment, similar to Kiesler’s<br />

understanding of architecture’s role as a plastic art.<br />

<strong>Thater</strong> abolishes the relationship between the architecture<br />

and the image based upon slavery and renders<br />

image and its assemblage as an autonomous substance,<br />

independent of an existing space, searching<br />

for ways to break down the architecture (as it was, for<br />

instance, perfectly performed in Knots + Surfaces,<br />

2001) although in this case betraying a particular synergy<br />

of almost primordial character.<br />

The upper floor of Kunsthaus Graz with its cave-like<br />

spatial environment creates particular scenery for<br />

<strong>Thater</strong>’s work and its orchestration mode as well as<br />

its thematic penetrating of the politics of human and<br />

natural worlds. And again, yet another reference to<br />

Kiesler who was drawn to the cave with all its associations<br />

of physical and psychological interiority seems<br />

relevant in this context. In his theatre and exhibition<br />

design projects, and mainly for Peggy Guggenheim’s<br />

“Art of This Century” Gallery (1942) Kiesler investigated<br />

new forms of subjective viewing and an acute<br />

consciousness of one’s placement in space. “Primitive<br />

man knew no separate worlds of vision and of fact,”<br />

Kiesler wrote in his “Note on Designing the Gallery”,<br />

and continued: “He knew one world in which both<br />

were continually present within in the pattern of everyday<br />

experience. And when he carved and painted<br />

the walls of his cave or the inside of a cliff, no frames or<br />

borders cut off his works of art from space or life –<br />

the same space, the same life that flowed around his<br />

animals, his demons and himself.”46 Kiesler advocated

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