Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum
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ersten, bald aber brutal und schließlich all ihre Schenkel dem<br />
verheerenden Liebesakt der Elemente öffnen, der sie wieder in<br />
Staub verwandelt und sie wieder Natur wird.“42 <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong><br />
ist eine „Architektin“, die sich mit der strukturellen Neudefinition<br />
von räumlichen Eigenschaften beschäftigt und, während sie<br />
fließend zwischen den verschiedensten Disziplinen oszilliert, nach<br />
Möglichkeiten der Erzeugung von so etwas wie einem Bild,<br />
einem Material, einer Volumetrie oder einer Skulptur des Raumes<br />
sucht. Dabei folgt sie den frühen Erforschungen des Begriffes<br />
der Plastizität, die mit der De Stijl-Gruppe und dem Neoplastizismus<br />
aufkamen, Erforschungen die auch einen bedeutenden<br />
Teil von Kieslers eigener Praxis ausmachten, insbesondere in<br />
seinem Projekt City in Space aus dem Jahr 1925, bei dem er<br />
untersuchte, wie sich durch Elemente der Malerei, oder um<br />
genauer zu sein, durch die Verwendung von Farbflächen, ein<br />
dreidimensionaler Raum erzeugen ließe.<br />
Wie Sylvia Lavin bemerkt, nehmen Kieslers frühe Installationen<br />
einen Platz irgendwo zwischen der Zwei- und der Dreidimensionalität<br />
ein, zwischen der Idealität der Malerei und der Materialität<br />
der Plastik.43 Auch <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Werk ist geprägt von<br />
einer Spannung zwischen der Flachheit der Projektionsfläche<br />
und der ersehnten Tiefe des Bildes, zwischen der unmöglichen<br />
Fortdauer der Zeit und dem Potenzial ins Unendliche „geloopter“<br />
Videodauer. Hier stellt die visuelle Umgebung, obwohl sie eine<br />
traumähnliche Qualität besitzt, eigentlich die Wirklichkeit eines<br />
Tagtraums dar, eines Zustands zwischen Materialität und<br />
Immaterialität, zwischen dem Ephemeren und gefühlter physischer<br />
Präsenz, der in eine cinematische Plastizität eingehüllt<br />
ist. Sowohl der Raum als auch das Publikum wird in einem<br />
gleichzeitigen und unmittelbaren Akt der Manipulation geformt<br />
und gerahmt. Beide sind in rasante Bewegung versetzt, so<br />
als gewährte man ihnen einen psychischen und physischen Ritt<br />
auf einer Achterbahn der Wahrnehmung. In seiner Vorstellung<br />
der völligen Umgestaltung des Filmsehens in seinem Film<br />
Guild Cinema (1928) als totale Umgebung, bezog sich Kiesler<br />
(in seiner Fantasie) auf ein Bild, das nicht auf die herkömmliche<br />
Leinwand beschränkt sein würde, sondern sich über die Begrenzung<br />
dieses Rahmens hinaus verströmen und den gesamten<br />
Raum des Kinos umspannen würde. Sylvia Lavin stellt fest, dass<br />
Kiesler seine früheren Erkundungsreisen in diese Zwischenzonen<br />
fortgesetzt hat, in denen das Bild, in diesem Fall das filmische<br />
Bild, nicht als immateriell betrachtet wird, sondern vielmehr zu<br />
einem materiellen Instrument zur Gestaltung des dreidimensionalen<br />
Raumes selbst wird.44<br />
Adam Budak 26 27<br />
in a polydimensional way. It is the only architecture,<br />
as Kiesler propheted in his 1958 manifesto: “(…)<br />
architecture will be crackling tenderly, soon brutally,<br />
and finally open up all her thighs to the devastat ing<br />
love-making of the elements to transform her<br />
again to dust, and become nature once more.”42<br />
<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> is an “architect” engaged in structural<br />
redefinition of spatial qualities and, while fluently<br />
oscillating between various disciplines, she seeks for<br />
possibilities to generate as if a sort of spatial image,<br />
material, volumetric, plastic. Doing so, she follows<br />
the early explorations into the ideas of plasticity that<br />
came with the De Stijl group and neo-plasticism, the<br />
explorations that also constituted a significant part of<br />
Kiesler’s own practice, and especially his City in<br />
ments of painting, namely the deployment of planes<br />
of color, could produce three-dimensional space.<br />
As Sylvia Lavin observes, Kiesler’s early installations<br />
occupy a position somewhere between two and three<br />
dimensions, between the ideality of painting and the<br />
materiality of sculpture.43 <strong>Thater</strong>’s work also marks a<br />
tension between the flatness of the screen and the<br />
desired depth of an image, between the impossible<br />
continuity of time and the potential duration of an endless<br />
“looped” video. Here, the visual environment,<br />
although possessing a dream-like oneiric quality, constitutes<br />
in fact the reality of a daydream, a state<br />
in-between materiality and immateriality, between<br />
ephemerality and a sense of physical presence, enveloped<br />
within a cinematic plasticity. Both space and<br />
the viewer are molded and framed in a simultaneous,<br />
instant act of manipulation. They are set up in a rapid<br />
motion, as if granted a psychical and physical ride<br />
on the perceptual roller-coaster. Imagining the reorganization<br />
of film spectatorship with the Film Guild<br />
Cinema (1928) as a total environment, Kiesler (in his<br />
fantasy) referred to an image that would not be<br />
restricted to the traditional screen but would bleed<br />
beyond the confines of this frame to encompass the<br />
space of the theatre itself. Sylvia Lavin notes that<br />
Kiesler was continuing his previous explorations into<br />
this intermediate zone in which the image, in this<br />
case the filmic image, is not considered to be immaterial<br />
but rather becomes a material means of molding<br />
three-dimensional space itself.44