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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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Frederick J. Kiesler,<br />

Endless House, Modell, 1959<br />

Frederick J. Kiesler,<br />

Endless House, model, 1959<br />

stellt einen Apparat dar, den er erfunden hatte, um, wie Anthony<br />

Vidler anmerkt, seine in den 1920er Jahren unter Psychologen<br />

und Surrealisten gleichermaßen gängige Theorie zu beweisen,<br />

dass das Sehen kein eigenständiger Sinn sei, sondern von einer<br />

totalen Erfahrung deformiert und bestimmt werde, die ihrerseits<br />

nicht den wirklichen Gegenstand sieht, sondern vielmehr ein<br />

erfundenes symbolisches Bild.36<br />

In seiner Sehmaschine unternimmt Kiesler den Versuch, die<br />

physikalischen Bedingungen der Wahrnehmung mit ihren psychischen<br />

Blockierungen und Unterbrechungen zu kreuzen:<br />

„Sie demonstriert zunächst den Fluss des Sehens. Darüber hinaus<br />

stellt sie auch den Ursprung und den Fluss visionärer Bilder.<br />

Sie besteht aus dem Objekt, dem Auge, der Abtrennung zwischen<br />

innen und außen, einem zirkulären System der menschlichen<br />

Psychologie und einer Basis, die einen eingebauten Sprechapparat<br />

enthält.“37 Vidler weist darauf hin, dass Kieslers Sehmaschine<br />

eine Form annimmt, die den von seinem Zeitgenossen Jacques<br />

Lacan zur Erklärung der Beeinflussung des normalen Sehens<br />

durch das Begehren entwickelten Diagrammen nicht unähnlich<br />

ist. Wenn man das nun in Lacan’sche Begriffe übersetzte, wäre<br />

sein Apparat ein Mechanismus zur Freilegung des Pulsschlags<br />

des Begehrens und seines Platzes in der symbolischen Welt des<br />

Subjekts, meint Vidler. Schließlich fasst er die Bedeutung der<br />

Vision Machine für Kieslers Endless House wie folgt zusammen:<br />

„Die anschließende Entwicklung des Raumes des Endless House<br />

wäre dann ein Versuch, sein Subjekt in einem Behältnis unterzubringen,<br />

bei dem außen und innen endlos mehrdeutig wären,<br />

bei dem die Innenseiten des Innen genau so viele Außenseiten<br />

wären usw., und bei dem die Topologie des Hausraumes eine<br />

Parallelkonstruktion zum experimentellen Sehen des Subjekts<br />

selbst wäre.“38<br />

Bei der performativen Umsetzung ihres Interesses an der Wahrnehmung<br />

gilt <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Interesse ebenfalls einem solchen<br />

Pulsschlag des Begehrens sowie seiner Übersetzung in eine<br />

dynamische Situation aktiven Zuschauens, die mit einer Synergie<br />

zwischen dem Sehen, dem Objekt und dem Standort des<br />

Betrachters an der Schwelle zwischen dem Innen- und Außenbereich<br />

der Installation verknüpft ist. Delphine (1999) ist ein<br />

ganz besonders komplexes Beispiel für die „Sehmaschine“ der<br />

Künstlerin, bei dem Fragen nach dem Status des Publikums ganz<br />

im Zentrum ihres Interesses stehen und mit folgenden Worten<br />

formuliert werden können: „Wie erzeugt man ein Modell davon,<br />

was die Installationskunst mit dem Raum anstellt?“39 In dieser<br />

monumentalen Installation (4 Videoprojektoren, 9 Videowall-<br />

Adam Budak 24 25<br />

works within the fields of architecture (including his<br />

projects of the Film Guild Cinema), but also of design<br />

(such as the design of Peggy Guggenheim’s “Art of<br />

This Century” Gallery, or designs of gallery furniture<br />

and installation devices) and sculpture. His drawing<br />

Vision Machine. Study of Perception (1938–42) depicts<br />

an apparatus invented, as Anthony Vidler observes,<br />

in order to prove his theory, common to psychologists<br />

and surrealists alike in the 1920s, that vision is not a<br />

separate faculty but deformed and determined by a<br />

total experience which, in turn, sees not a real object<br />

but rather an invented or symbolic image.36<br />

In his vision machine, Kiesler tries to intersect the<br />

physical conditions of perception with their psychological<br />

blockages and interruptions: “It demonstrates first<br />

the flow of sight. It also portrays the origin and flow of<br />

visionary images. It consists of the object, the eye, the<br />

dividing partition between the inside and the outside, a<br />

cycle system of man’s psychology and a base which<br />

contains the built-in talking apparatus.”37 Vidler points<br />

out that Kiesler’s vision machine takes on a form not<br />

unlike the diagrams developed by his contemporary,<br />

Jacques Lacan, in order to explain the interference of<br />

desire with normal vision. His apparatus then, translated<br />

into Lacanian terms, would be the mechanism to<br />

reveal the pulsations of desire and their place in the<br />

symbolic world of the modern subject, as Vidler continues<br />

and summarizes the importance of the vision<br />

machine for Kiesler’s Endless House as follows: “The<br />

subsequent development of the space of the Endless<br />

House would then be an attempt to house his subject in<br />

a container where outside and inside were endlessly<br />

ambiguous, where the insides of the inside were also so<br />

many outsides, and so on, and where the topology of<br />

the house space was of parallel construction to the subject’s<br />

own experimental vision.”38<br />

Performing her concern with perception, <strong>Thater</strong> is<br />

also interested in tracing such pulsations of desire and<br />

translating them into a dynamic situation of active<br />

spectatorship that involves a synergy between the<br />

sight, the object and the spatial position of a viewer on<br />

the threshold between the installation’s interior and<br />

exterior realms. Delphine (1999) is a particularly complex<br />

example of the artist’s “vision machine” where

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