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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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Francis Bacon,<br />

Triptych – August 1972, 1972<br />

die vibrieren und schwingen, widerhallen und Themen und<br />

Gedanken wuchern lassen. Auch hier, wie in einem Triptychon,<br />

hat man es mit einer sich bewegenden und „mobilen“ geschichteten<br />

Bildfläche zu tun, die den Betrachter einschließt und widerspiegelt,<br />

sich in die Tiefen und Flächen von Mehrkanalstrukturen<br />

verwandelt und permanent ihre sensorische und konzeptuelle<br />

Struktur neu zusammensetzt. Eine solche provozierende und<br />

dynamische Landschaft der Instabilität, des Zweifels und der<br />

Ungewissheit ist ein Bereich des „Außerhalb-des-Seins“ und des<br />

Werdens, ein unheimlicher Ort, den Deleuze in seiner Beschreibung<br />

von Bacons Malerei als „eine Zone von Ununterscheidbarkeit,<br />

Unentscheidbarkeit zwischen Mensch und Tier“27 bezeichnet.<br />

Bacon und <strong>Thater</strong> befassen sich mit der Politik der Beziehungen<br />

zwischen dem Menschlichen und dem Nichtmenschlichen und<br />

mit der Produktion von Subjektivitäten im Übergang zwischen<br />

Mensch und Tier. In Bacons Malerei „wird der Mensch Tier, aber<br />

er wird es nicht, ohne dass das Tier zugleich Geist wird; Geist<br />

des Menschen, physischer Geist des Menschen, der im Spiegel<br />

als Eumenide oder Schicksal vorgeführt wird. Es ist nie eine<br />

Kombination von Formen, vielmehr das gemeinsame Faktum:<br />

das gemeinsame Faktum von Mensch und Tier. Und zwar in<br />

einem Maße, dass die isolierteste Figur Bacons bereits ein Figurenpaar<br />

ist, der in einem latenten Stierkampf mit seinem Tier<br />

verwachsene Mensch.“28<br />

Auch für <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> ist das Werden eine doppelte Übersetzung,<br />

in deren Verlauf sowohl der Mensch als auch das Tier emotional<br />

neu definiert werden. In ihrer Kontroverse mit der anthropologischen<br />

Maschine des Humanismus erforscht die Künstlerin<br />

Zonen der Nähe zwischen der Welt des Menschen und der des<br />

Tieres und beschäftigt sich mit der Wandlungs fähigkeit von<br />

Subjektivitäten. <strong>Thater</strong>s Electric Mind (1996, zunächst einmal als<br />

ein auf Pat Murphys Kurzgeschichte Rachel in Love basierendes<br />

Drehbuch konzipiert, aber auch eine großformatige Videoinstallation)<br />

untersucht den Grenzfall, der durch die rhythmischen<br />

Über gänge und das Werden von „eine Maus ist eine Katze ist ein<br />

Schimpanse ist ein Mädchen“ signalisiert wird. Die Geschichte<br />

eines kleinen braunen Schimpansen, der einen Gedankenabdruck<br />

eines sechzehnjährigen Mädchens erhält, veranschaulicht sehr<br />

gut die unscharfe Grenze und die Spannung zwischen zwei<br />

Welten und nähert sich somit Bacons Paradigma des Figu renpaars,<br />

einer Nachstellung der Geist/Körper-Problematik. In China<br />

lässt <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> den fiktiven Raum des cinematischen Bildes<br />

mit dem physikalischen Raum des Publikums verschmelzen und<br />

stürzt auf diese Weise das Publikum hinsichtlich seiner Position<br />

und auch seiner Identität in Verwirrung. Der Betrachter betrachtet<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>. Here too, the space of the installation,<br />

always composed of multiple partly overlapped projections,<br />

plasma screens and monitors, choreographed<br />

within a given interior and collaborating one with<br />

another, is a playground of rhythms, vibrating and resonating,<br />

echoing and proliferating subjects and ideas.<br />

Here too, like in a triptych, one deals with the moving<br />

and “movable” layered image surface, including and<br />

reflecting the observer, turning into depths and plateaus<br />

of multi-channel structures, constantly recomposing<br />

its sensorial and conceptual fabric. Such a<br />

provoking and dynamic landscape of instability, doubt<br />

and suspense is an area of the “outside of Being”<br />

and Becoming, an uncanny site which Deleuze, while<br />

describing Bacon’s painting, identifies as a “zone of<br />

indiscernibility or undecidability between man and<br />

animal”27. Bacon and <strong>Thater</strong> are concerned with the<br />

politics of human – inhuman relationships and with<br />

the production of subjectivities in a passage between<br />

man and animal. In Bacon’s painting “man becomes<br />

animal, but not without the animal becoming spirit at<br />

the same time, the spirit of man, the physical spirit<br />

of man presented in the mirror as Eumenides or Fate<br />

(…) It is never a combination of forms, but rather<br />

the common fact: the common fact of man and animal.<br />

Bacon pushes this to the point where even his most<br />

isolated Figure is already a coupled Figure; man is coupled<br />

with animal in a latent bullfight.”28<br />

For <strong>Thater</strong> too, the movement of becoming is a double<br />

translation in the process of which both man and<br />

animal are affectively redefined. In her dispute with the<br />

anthropological machine of humanism, the artist<br />

researches the zones of proximity between the human<br />

and animal worlds and is concerned with the mutability<br />

of subjectivities. <strong>Thater</strong>’s Electric Mind (1996, conceived<br />

primarily as a screenplay, based upon a short<br />

story Rachel in Love by Pat Murphy, and a large-scale<br />

installation) investigates the borderline case, signaled<br />

in an index’s rhythmic transitions and becomings<br />

of “a mouse is a cat is a chimp is a girl”. The story of a<br />

little brown chimp who receives the mind-print of a<br />

sixteen-year-old girl illustrates well the blurred border<br />

and a suspense between two worlds, thus approaching<br />

the Baconesque paradigm of a coupled Figure, an<br />

enactment of a mind/body problem. In China, <strong>Thater</strong>

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