Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

von Verzeichnissen angefangen, als ich anfing, künstlerisch aktiv
zu werden. Zu dieser Zeit habe ich auch begonnen, theoretische
und philosophische Texte zu lesen. Als passionierte Romanleserin
fand ich diese Gattungen schwer verständlich, wenn ich sie
von vorne nach hinten las. Also habe ich sie in einer völlig willkürlichen
Reihenfolge gelesen, indem ich das Stichwortverzeichnis
als Inhaltsverzeichnis verwendete. Als ich herausfand, dass das
Stichwortverzeichnis seine eigene Logik hat und eine Art fettgedruckte
Überlagerung auf diesem sehr komplexen Text bildet,
versuchte ich selber ein paar davon in Form von Kunstwerken
zu machen und schrieb letztendlich sogar Stichwortverzeichnisse
für ein paar Kunstgeschichte- und Theoriebände. Wirklich,
Text arbeiten befriedigen meine Sehnsucht nach Wortbildern,
die wie Lyrik funktionieren, indem sie rhythmisch sind und etwas
heraufbeschwören, ohne beschreibend oder erzählend zu sein.
Doch sie implizieren, sie evozieren die Eigenschaft der Narrativität,
die in zeitbasierten Medien immer zum Ausdruck kommt
oder verdrängt wird und angesprochen werden muss.“19
Eine solche indizierte Erzählung als Instrument der Strukturierung
der Grammatik lässt die Interpretations- und Betrachtungsmöglichkeiten
wuchern und vervielfältigt die Wahlmöglichkeiten;
sie „holt einen aus einem einzigen Blickwinkel heraus und
ermöglicht eine Form von Polyphonie – eine Gruppe von Dingen,
die scheinbar alle gleichzeitig existieren –, weil das Stichwortverzeichnis
eine komprimierte und in eine neue Reihenfolge
gebrachte Version des Buches ist und man sich nicht sicher ist, wo
die Verweise in der Chronologie des eigentlichen Texts auftauchen
werden. Die Echtzeit des Texts ist ausgelöscht“20. Diana Thaters
Stichwortverzeichnis für ihre Installation gorillagorillagorilla mit
dem Titel „Dies sind ihre Namen“, die sich alphabetisch von
„animal“ bis „zoopoetics“ erstreckt, ist eine ganz besondere
Sammlung von Quasi-Wörterbucheinträgen, die das konzeptuelle
Skelett ihrer neuen Arbeit ausmachen. An einen Bewusstseinsstrom
als ein ganz besonderes freies Editierverfahren erinnernd
und kombiniert mit Bildern, fungiert das Stichwortverzeichnis
als ein Aufsatz, in dem die Künstlerin ihr Vokabular „benennt“
(die wichtigsten Themen, mit denen sich das Werk befasst, sowie
Verweise, Pseudo-Credits, aber auch einige Nuancen von Konzepten,
interpretatorischen Zweifeln und subtilen Lesevorschlägen)
und den Protagonisten ihres rhythmisch mit gorillagorillagorilla
betitelten Werks Tribut zollt. Die wirklichen Namen der Gorillas,
mit denen Diana Thater in Kamerun gearbeitet hat und die sie
gefilmt hat – Avishag, Bobo, Djanga, Eto’o und viele andere –,
interpunktieren und dynamisieren die Erzählung des Stichwortverzeichnisses,
das in der Tat die Rolle einer strukturellen Fußnote
Adam Budak 18 19
becomes visible and nouns stand out like proper
names. I began writing indices when I began making
art, which was also the time when I started reading
theory and philosophy. Being a dedicated reader
of fiction, I found those forms difficult to understand
sequentially so I would read them randomly using the
index as a table of contents. When I realized that the
index has its own logic and forms a kind of bold-faced
overlay on top of this very complex text, I tried to
write some for myself as artworks, and also ended up
writing indices for a few art history and theory books.
Really, making text works satisfies my desire to have
word images that function like poetry in that they
are rhythmic and evocative without being descriptive
and narrative. However they imply, they evoke the
state of narrativity, which is always being expressed,
or repressed in time-based media and must be
addressed.”19
Such an indexed narrative as a device for structuring
grammar proliferates the reading and viewing possibilities
and multiplies choice options; it “removes
one from a single point of view and allows for a kind
of polyphony – a group of things that seem to exist
all at once – because the index is a compressed
re-sequenced version of the book and one is not sure
where in the time of the actual text the references will
appear. The real time of the text is effaced”20. Thater’s
index for her installation gorillagorillagorilla, entitled
“These Are Their Names”, spread alphabetically from
“animal” down to “zoopoetics” is a particular collection,
as if dictionary’s entries that constitute the conceptual
skeleton of her new work. Reminiscent of a stream of
consciousness, as a particular free mode of editing,
and combined with images, the index functions as an
essay where the artist “names” her vocabulary (the
most crucial issues the work is concerned with as well
as references, as if credit lines, but also some nuances
of concepts, interpretative doubts, and subtle reading
suggestions) and pays a tribute to the main heroes
of her rhythmically titled work, gorillagorillagorilla. The
actual names of the gorillas Thater worked with and
filmed in Cameroon, Avishag, Bobo, Djanga, Eto’o, and
many others, punctuate and dynamize the index’s
narrative which in fact takes on the role of a structural
footnote to the major visual layer of the installation