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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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tierischen Modellen zu verdeutlichen. Das Editieren funktioniert<br />

wie eine Choreografie – Bilder werden in einer beliebigen Anzahl<br />

von Möglichkeiten zusammengesetzt: Sie folgen aufeinander,<br />

sie jagen sich, sie beruhen aufeinander; sie widersetzen sich und<br />

tragen einander; sie vervielfältigen sich, agieren unisono oder<br />

solo. Ein Werk kann aus einer Sequenz bestehen, die, obwohl sie<br />

physikalisch ungeschnitten ist, durch die Farbgebung getrennt<br />

sein kann, in einer einzigen Überblendung gleichzeitig vorwärts<br />

und rückwärts laufen und dann auf einen Torbogen und ein<br />

Panoramafenster projiziert werden kann. Ist es einmal installiert,<br />

bleibt das Werk offen – obwohl seine Regeln vielleicht beschränkt<br />

und einschränkend klingen (wie der Strukturalismus), findet das<br />

Publikum, sobald es im Werk drinnen ist, heraus, dass es sich auf<br />

eine Fülle von komplexen Arten und Weisen faltet und entfaltet.<br />

Diese Entfaltungen sind wahrnehmbar, doch sind sie weder<br />

magisch noch ein zu lösendes Rätsel. Das Publikum sollte nie<br />

darüber nachdenken, wie das Werk geschaffen wurde, sondern<br />

nur darüber, was uns das Werk sagen möchte.“17<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s Leidenschaft für und Interesse an Stichwortverzeichnissen<br />

markiert noch eine weitere Herangehensweise der<br />

Künstlerin an Struktur und Rhythmus. Das Stichwortverzeichnis<br />

lässt sich irgendwo zwischen Poesie und mathematischer Formel<br />

einordnen. Laut <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> sind ihre „Texte immer Stichwortverzeichnisse,<br />

die die Video- und Filmarbeiten einleiten oder<br />

rahmen. Zunächst gestaltete ich sie wie aus Büchern herausgerissene<br />

Seiten und verwendete sie als Ausstellungseinladungen.<br />

Später wurden sie zu Begleitschriften zu den Ausstellungen –<br />

wie Broschüren. Noch später, wurden sie zu Außen- und Innencovers<br />

von Katalogen. An einem bestimmten Zeitpunkt fing<br />

ich an, die Seitenzahlen wegzulassen und sie zu kürzen, damit<br />

sie mehr wie Lyrik wirkten (…)“18. Eines von <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>s<br />

bekanntesten Verzeichnissen ist jenes aus Electric Mind (1996),<br />

in dem rhythmische Komposition und der Gedanke der Mutation<br />

in einer tranceartigen Rezitation miteinander vereint sind:<br />

„a mouse is a cat is a chimp is a girl“ (eine Maus ist eine Katze<br />

ist ein Schimpanse ist ein Mädchen). Für <strong>Thater</strong> „macht lexikalisches<br />

Lesen die Interpunktion sichtbar“ und ermöglicht Umkehrungen<br />

und andere Sprachspiele, die den Sinn vervielfältigen<br />

und unerwartete Interpretationen auslösen.<br />

Die Künstlerin liefert dazu folgende Erklärung: “Diese indexikalische<br />

Verwendung der Sprache und Interpunktion stellt keine<br />

invertierte Sprache dar, sondern vielmehr eine Art syntaktische<br />

Umkehrung, bei der die Interpunktion sichtbar wird und Nomen<br />

wie Eigennamen herausstechen. Ich habe mit dem Verfassen<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>,<br />

<strong>gorillagorillagorilla</strong>, 2009<br />

These Are Their Names<br />

> p. 97 – 117<br />

about the model, or how that model behaves in space,<br />

or what that model is forced to symbolize culturally.<br />

The editing is always used to make clear that constructed<br />

relationship between humans and the animal<br />

model (…) Editing works choreographically – images<br />

are put together in any number of ways: they follow,<br />

chase, rest on one another; they resist and carry one<br />

another; they duplicate, act in unison or take solo bows.<br />

A work may be made of a sequence which, though<br />

physically uncut, may be color separated, run backward<br />

and forward simultaneously in a single dissolve<br />

image, and then projected onto an archway and a picture<br />

window. Once installed, the work remains open –<br />

though its rules may sound restricted and restricting<br />

(like Structuralism), once inside the work, the viewer<br />

finds that it folds and unfolds in a multitude of complex<br />

ways. These unfoldings are perceivable, they are not<br />

magical, nor are they a puzzle to be solved. The viewer<br />

should never think about how the work was made but<br />

only what the work means to say.”17<br />

<strong>Thater</strong>’s passion for and interest in indices marks still<br />

yet another artist’s take at the structure and rhythm.<br />

The index is situated somewhere between the poetic<br />

stylistic and the mathematical formula. According<br />

to <strong>Thater</strong>, her “text pieces are always indices that<br />

introduce or frame the video and film works. First<br />

I made them look like pages torn out of books and<br />

used them as the invitations to the shows. Later, they<br />

become supplements – like brochures – in the exhibitions.<br />

Still later they become the outside and inside<br />

covers of catalogues. At a certain point, I started<br />

to leave out page numbers and shorten them so the<br />

index texts could look more like a poetry (…)”18.<br />

One of <strong>Thater</strong>’s most famous indices is the one coming<br />

from Electric Mind (1996) which combines rhythmic<br />

composition and the idea of mutating in a trans-like<br />

recitation: “a mouse is a cat is a chimp is a girl”.<br />

For <strong>Thater</strong>, “reading indexically makes the punctuation<br />

visible” and allows inversions and others language<br />

games that multiply the meaning and provoke unexpected<br />

readings.<br />

The artist explains: “This indexical use of language<br />

and punctuation is not reversed language but rather<br />

a kind of syntactical inversion where punctuation

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