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Reverend Father Dr. Aaron Ejikemeuwa Ekwu

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<strong>Reverend</strong> <strong>Father</strong><br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Aaron</strong> <strong>Ejikemeuwa</strong> <strong>Ekwu</strong><br />

Geboren am 24. September 1936 in Owerre-Ezukala, Orumba, Aguata L.G.A.,<br />

Anambra State, Nigeria, als ältester Sohn von Peter und Alice <strong>Ekwu</strong>.<br />

1951 - 58: All Hallows Seminary, Onitsha<br />

1958 - 60: Bigard Memorial Seminary, Enugu<br />

1961 - 65: Wiener Priesterseminar<br />

29. 6. 1965: Priesterweihe im Stephansdom durch Kardinal <strong>Dr</strong>. Franz König<br />

20. 3. 1968: Doktorat in Theologie,<br />

Universität Wien, Österreich<br />

1965 - 70: Kaplan, Pfarre St. Johann Ev., Wien 10.<br />

1970: Heimkehr nach Nigeria am Karfreitag<br />

1970 - 71: Pfarrer in Orsumoghu<br />

1971 - 77: Professor für Dogmatische Theologie am Bigard Memorial Seminary, Enugu<br />

1977 - 78: Sabbatical Year in Los Angeles, USA<br />

1977 - 78: Master of Education, Loyola Marymount University, Los Angeles; Kaplan in<br />

der Pfarre St. Anthony, El Segundo, Los Angeles<br />

1978 - 85: Pfarrer in Amawbia<br />

1985 - 89: Supervising Principal (Special Duties), State Education Commission, Awka<br />

Senatorial Zone<br />

Sonstige Aktivitäten:<br />

Gründer und Vorsitzender der HIFA; Kaplan der Knights of St. Mulumba in<br />

der Diözese Awka; Gründer von Marriage Encounter, Nigeria; Förderer der<br />

Fokolar- und der Cursillo-Bewegung.<br />

24. 3. 1989: Autounfall am Karfreitag<br />

2. 4. 1989: Verstorben am Sonntag nach Ostern<br />

1<br />

Lebensdaten


Der <strong>Aaron</strong>itische Segen<br />

oDer <strong>Aaron</strong>itische Segen<br />

aus dem Alten Testament:<br />

Der Herr segne dich<br />

und behüte dich;<br />

Der Herr lasse Sein Angesicht<br />

leuchten über dir<br />

und sei dir gnädig;<br />

Der Herr wende dir Sein Antlitz zu<br />

und gebe dir Frieden.<br />

(Num 6, 24-26)<br />

Ka Onyenweanyi gozie gi,<br />

na echekwa gi;<br />

Ka Onyenweanyi mee ka ihu nke ya<br />

di ebube chakwasi gi,<br />

ka o gosi gi ebere;<br />

Ka Onyenweanyi gosi gi ihu ya,<br />

nye gi udo.<br />

(Num 6, 24-26) 0)<br />

„<strong>Aaron</strong> war sich seiner Rolle als Priester - zur Heiligung der Menschen<br />

immer bewußt. Daher konnte er niemals mit Menschen zusammentreffen<br />

oder von ihnen gehen, ohne sie zu segnen, indem er ihnen seine Hände auf<br />

den Kopf legte. Aber auch er ging niemals von einem Mitpriester fort, ohne ihn<br />

zu bitten, ihn zu segnen.“ (Bischof <strong>Dr</strong>. Simon A. Okafor)<br />

0) Der <strong>Aaron</strong>itische Segen in Igbo, der Muttersprache von <strong>Aaron</strong> E. <strong>Ekwu</strong>.<br />

2


Pfarrer <strong>Dr</strong>. Franz Reiter<br />

<strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> –<br />

ein Heiliger unserer Zeit.<br />

Der nigerianische Priester „<strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>“, wie ihn seine Freunde liebevoll<br />

nannten, ist vielen in bleibender Erinnerung. Durch die Initiative<br />

von Menschen, die vom Glauben an eine Kirche in einer Welt überzeugt waren,<br />

konnte <strong>Aaron</strong> E. <strong>Ekwu</strong> in Wien sein Studium der Theologie absolvieren. Danach<br />

wirkte er überaus segensreich zunächst hier in Europa und von 1970 bis<br />

zu seinem Tod in seiner afrikanischen Heimat.<br />

Afrika wird heute mit Hunger, Massenelend und Krieg gleichgesetzt und<br />

als ein Kontinent im Aufruhr mit ungewisser Zukunft gesehen. Mit dieser<br />

Gedenkschrift soll ein anderes Afrika aufgezeigt werden: ein Afrika mit Menschen<br />

voller Wärme, die in lebendiger Gemeinschaft miteinander leben, eine<br />

junge Kirche voller Vitalität und Freude, gelebter Liebe und Tatkraft. Einer<br />

von ihnen, ein exemplarischer Mensch und Christ, soll durch diese Denkschrift<br />

über den Kreis seiner Freunde, Weggefährten und Bewunderer hinaus einer breiteren<br />

Öffentlichkeit nahegebracht werden. Am Morgen des Karfreitag 1989<br />

verunglückte er -nach einer Nacht, in der er unermüdlich seinen priesterlichen<br />

Dienst getan hatte - und erlag am Sonntag nach Ostern seinen schweren Verletzungen.<br />

Viele sehen in ihm einen Heiligen unserer Zeit; sein Wirken geht über<br />

seinen Tod hinaus. Im Spiegel persönlicher Erinnerungen sollen die Spuren dieses<br />

großen Liebenden, Seelsorgers und „Vaters der Armen“ nachgezeichnet,<br />

soll das Gedächtnis an einen unermüdlichen Kämpfer für Gerechtigkeit und Frieden<br />

bewahrt werden. Österreich war <strong>Aaron</strong> zur zweiten Heimat geworden -<br />

und so wurde er zu einem Brückenbauer zwischen Afrika und Europa. Die Frische<br />

seines Wesens, die Kraft seiner Ausstrahlung, sein zeugnishaftes Leben<br />

für Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit wurden zum unvergeßlichen<br />

3<br />

Vorwort


Vorwort<br />

und unverzichtbaren Erlebnis für alle, die ihn als Freund und Bruder erleben<br />

durften.<br />

In den Worten seiner Mitbrüder und Freunde, seines Bischofs <strong>Dr</strong>. Albert<br />

Obiefuna und dessen Nachfolgers im Bischofsamt, <strong>Dr</strong>. Simon Okafor, seiner eigenen<br />

Familie, seiner „Wiener Familie“ Ilming, von Menschen aus Pfarren in<br />

Österreich, Deutschland und in Nigeria, von Mitgliedern christlicher<br />

Erneuerungsbewegungen wie Fokolar, Cursillo und Marriage Encounter, in den<br />

Worten derer, die mit ihm für eine gerechtere Welt eintreten, wird deutlich:<br />

immer sind es seine Echtheit und Schlichtheit, die tiefen spirituellen Wurzeln<br />

seines Lebens, die ergreifen und zu Hoffnung, Umkehr und Liebe motivieren.<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> hat eine Reihe von bedeutenden Initiativen gesetzt: schon<br />

während des nigerianischen Bürgerkrieges zur Versorgung der notleidenden<br />

Menschen und nach dem Krieg in Zusammenarbeit mit der von ihm mitbegründeten<br />

HIFA („Hilfe für Alle“) zur Intensivierung der Landwirtschaft, zur Förderung<br />

von Kindergärten und von Schul- und Lehrlingsausbildung.<br />

Die Aus- und Weiterbildung von Theologen aus seiner Heimat und die<br />

entschiedene Parteinahme für die Armen waren ihm zeitlebens ein Anliegen.<br />

Auch in diesem Sinne ist <strong>Aaron</strong> über seinen Tod hinaus wirksam - er hat in uns<br />

den Wunsch entstehen lassen, sein Werk, so gut wir es eben vermögen, in seinem<br />

Sinne fortzuführen. Den Grundstock einer Bibliothek für Theologen bildete<br />

seine eigene theologische Bibliothek, sein „ganzer Reichtum“, wie er<br />

kurz vor seinem Tod noch sagte; und mit der Errichtung der St. Josef-Caritashäuser<br />

in Awka und Owerre-Ezukala ist ein erster Schritt in Richtung auf „Hilfe<br />

zur Selbsthilfe“ in der Diözese getan; weitere Schritte sollen folgen.<br />

4


Allen ist zu danken: dem großen Kreis von Menschen, die - beeindruckt<br />

durch ihre Begegnungen und Erfahrungen mit <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> - Beiträge<br />

für diese Gedenkschrift verfaßt haben, denjenigen, die die Schreib- und<br />

Übersetzungsarbeiten auf sich genommen haben, Herrn Heinz Linhart, der<br />

seine fachliche Kompetenz als Grafiker zur Verfügung gestellt hat und jenen,<br />

die als unablässige Mahner wesentlich zur Fertigstellung dieser Broschüre<br />

beigetragen haben. Aus all den Zeugnissen, die Menschen unabhängig und<br />

ohne Wissen voneinander gegeben haben, konnte nur eine Auswahl getroffen<br />

werden - denn: durch alle Berichte und Erinnerungen zieht sich wie ein roter<br />

Faden die ihnen allen gemeinsame Beschreibung der einmaligen Persönlichkeit<br />

<strong>Aaron</strong>’s: einfach, bescheiden, gläubig, selbstlos, charismatisch ...<br />

Möge das gewiß fragmentarische Lebenszeugnis <strong>Aaron</strong>’s zum Vorbild<br />

erneuter Begeisterung für die Sache Christi und die Glaubensfreude in seiner<br />

Kirche auch und gerade in Europa werden. Im Lukasevangelium heißt es von<br />

den Emmausjüngern: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs<br />

mit uns redete...“ (Lk. 24, 32). Möge das Beispiel dieses Priesters auch unsere<br />

Herzen zum Brennen bringen!<br />

Wien, 1996<br />

5<br />

Vorwort


Kardinal <strong>Dr</strong>. Franz König<br />

Kardinal <strong>Dr</strong>. Franz König<br />

Grußwort<br />

Gerne will ich dem vorliegenden Bericht über <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>’s Leben und<br />

Wirken ein Grußwort beifügen, um die lebendige Erinnerung an den jungen<br />

Priester aus Nigeria in seiner liebenswürdigen, menschlichen und christlichen<br />

Dimension festzuhalten, nicht verblassen zu lassen.<br />

Damit kann ich gleichzeitig der Familie Ilming und ihrem Freundeskreis<br />

„200 für 2“ nochmals meine Anerkennung aussprechen, daß sie gemeinsam<br />

durch ihre Initiative und Organisation die Voraussetzungen geschaffen haben,<br />

um <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> und seinem Freund Hypolite Adigwe den Weg nach Wien<br />

zu ebnen, einen Studienplatz zu verschaffen, um so den Weg zum Priestertum<br />

einschlagen zu können. - Der österreichische Arzt <strong>Dr</strong>. Neudecker und der spätere<br />

Abt Rauscher von Schlierbach halfen mit, um im Jahre 1960, als der afrikanische<br />

Staat Nigeria seine Unabhängigkeit errang, die Verbindungen nach<br />

Österreich herzustellen.<br />

Mit dem Stichwort „Mission“ hatte man bei uns schon immer Interesse<br />

geweckt für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Heimat und<br />

Missionsländern und dafür praktische Zeichen gesetzt. In unserem Falle waren<br />

es aber nicht nur Zeichen, sondern Beispiele wirksamer Hilfe. Dies ist nicht<br />

zuletzt ein Hinweis auf das II. Vatikanische Konzil, das durch die Kirchenkonstitution<br />

das kirchliche Bewußtsein erweitert und erneuert hat. Denn, wie die<br />

Kirche heute lebt und wie sie ihre Aufgabe in der Zeit erkennt, ist nicht nur Sache<br />

der Bischöfe und Priester, sondern aller, gerade auch der Laien, die sich für<br />

unsere Kirche als Weltkirche verantwortlich wissen. Denn, so heißt es in dem<br />

Vatikanischen Konzilstext: „Die Laien sind besonders dazu berufen, die Kirche<br />

an jenen Stellen und in den Verhältnissen anwesend und wirksam zu machen,<br />

wo die Kirche nur durch sie Salz der Erde werden kann. Und so ist jeder Laie kraft<br />

6


der ihm geschenkten Gaben zugleich Zeuge und lebendiges Werkzeug der<br />

Sendung der Kirche selbst.“ - In bezug auf die Kirche in anderen Kontinenten<br />

ist dies nicht nur im Sinne bloßer Entwicklungshilfe zu verstehen, sondern<br />

als Verlebendigung der Frohen Botschaft, Verkündigung derselben durch<br />

praktische Mithilfe. Der Glaube in der Heimat erfährt durch das gelebte Beispiel<br />

des Evangeliums in anderen Ländern eine beständige Befruchtung und Erneuerung.<br />

So lebt in uns das Zeugnis von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seiner persönlichen Frische<br />

und geistlichen Echtheit weiter und ist für uns ein Vorbild christlichen und<br />

katholischen Lebens.<br />

Wien, 1996<br />

7<br />

Kardinal <strong>Dr</strong>. Franz König


Bischof <strong>Dr</strong>. Simon A. Okafor<br />

A„Amen, Amen, ich sage euch:<br />

Wenn das Weizenkorn<br />

nicht in die Erde fällt und stirbt<br />

bleibt es allein;<br />

wenn es aber stirbt,<br />

bringt es reiche Frucht.“<br />

(Joh. 12, 24)<br />

Am Karfreitag des Jahres 1989 verunglückte <strong>Aaron</strong> schwer. Am Sonntag nach<br />

Ostern, 2. April 1989, starb er an den Folgen seiner Verletzungen. In Ansprachen,<br />

Briefen und Erfahrungen von Freunden in Afrika und Europa wird deutlich, wer<br />

<strong>Aaron</strong> war und weshalb Menschen über seinen Tod hinaus bemüht sind, nicht<br />

nur in Liebe und Dankbarkeit seiner zu gedenken, sondern in seinem Sinne zu<br />

leben und zu wirken. Der Nachruf von Bischof Simon Okafor soll am Beginn<br />

der Broschüre stehen, da in ihm aussagekräftig Persönlichkeit und Spiritualität<br />

<strong>Aaron</strong>’s zum Ausdruck kommen.<br />

8


Bischof <strong>Dr</strong>. Simon A. Okafor<br />

Bischof <strong>Dr</strong>. Simon A. Okafor<br />

Positives Denken über den Tod 1)<br />

Seit dem Sonntag nach Ostern, dem Tag, an dem <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> starb, kamen<br />

die unterschiedlichsten Fragen und Reaktionen auf. Für manche war<br />

das ein Schock; für andere Furcht; für viele Tränen; für andere Fieber; für<br />

manche Verwunderung und Sprachlosigkeit; für andere ein Ausbrechen in Schreien<br />

und Wehklagen. Fast alle aber haben die große Frage gestellt: Warum? Warum<br />

mußte dieser gute Mensch sterben? Warum dieser junge Mensch? Warum<br />

diese Stütze seiner Stadt und seiner Familie? Warum dieser Edelstein von hohem<br />

Wert? Warum diese ausgezeichnete Stütze in der Kirche der Diözese Awka und in<br />

der Priesterschaft? Warum dieser sympathische, rücksichtsvolle und einfache<br />

Mensch in einer zunehmend herzlos, durchtrieben und kompliziert werdenden Welt?<br />

Warum dieser bescheidene und entgegenkommende Mensch in einer Welt, die in<br />

Stolz und Selbstbehauptung schwelgt? Warum dieser pastorale Priester in einer Welt,<br />

in der viele Priester am Problem der Identität leiden? Warum dieser wohltätige<br />

Mensch, der die Menschen liebte - in einer Welt, die mehr und mehr getränkt ist<br />

mit Haß und Streit? Warum dieser selbstlose Mensch, der niemals müde wurde,<br />

etwas für das Wohl von anderen zu tun - in einer Welt voll Selbstsucht? Viele<br />

Menschen haben spontan und verzweifelt ausgerufen: „Etwas Gutes hat niemals<br />

Bestand“, andere, wie auch ich, sagten: „<strong>Aaron</strong> war zu gut zum Sterben.“<br />

Reaktion eines gläubigen Menschen<br />

Inmitten all dieser Reaktionen und Fragen war eine, die ich letzten Dienstag<br />

hörte, die tröstlichste und erbaulichste. Sie kam von <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>’s altem Vater,<br />

Herrn Peter <strong>Ekwu</strong>, einem Mann des Glaubens und der Schlichtheit des Lebens.<br />

Als zwei Frauen aus Amawbia die Familie aufsuchten, um ihr Beileid auszudrücken,<br />

weinte eine von ihnen. Daraufhin tröstete Herr <strong>Ekwu</strong> die Frau - statt ihr zu gestatten,<br />

ihm zu kondolieren - mit den folgenden Worten: „Bitte weinen Sie nicht.<br />

Weinen verdirbt den Tag für <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>. Da ich ihn Gott gab, als er noch jung war,<br />

1) Ansprache anläßlich des Begräbnisses von <strong>Aaron</strong> (Kathedrale St. Patrick, Awka, 14. April 1989); Übersetzung<br />

aus dem Englischen.<br />

9


Bischof <strong>Dr</strong>. Simon A. Okafor<br />

weshalb sollte ich Gott nun fragen, was Er mit dem getan hat, was Er schon besitzt?“<br />

In der Stimme dieses alten Mannes höre ich die Worte des zutiefst gequälten und<br />

versuchten geduldigen Hiob: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen;<br />

gelobt sei der Name des Herrn.“ (Hiob 1, 21) Diese Aussage kann nur von einem<br />

leidenden, tiefgläubigen Menschen kommen, der voll auf Gott vertraut.Wir sollten<br />

das Geheimnis des Todes und Sterbens, den tragischen Tod unseres geliebten<br />

und verehrten Kollegen und Freundes, Rev. <strong>Dr</strong>. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>, im Zusammenhang<br />

mit dieser Aussage des Herrn sehen: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde<br />

fällt und stirbt...“ Dann lernen wir, den plötzlichen, unerwarteten und schmerzlichen<br />

Tod dieses großen Menschen anzunehmen. Wer aber war <strong>Aaron</strong>? 2) Charakteristisch<br />

für ihn waren Begeisterung für Gottes Werk und heiligmäßiges Leben.<br />

Wertbestimmung<br />

Wir sind nicht gekommen, um Loblieder für Rev. <strong>Father</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> zu<br />

singen, sondern um ihn zu beerdigen. In seiner Bescheidenheit würde er Lobpreisungen<br />

nicht wollen, er würde sich dem widersetzen. Aber wenn wir etwas über<br />

ihn sagen, was wir wissen, dann kann das nichts anderes bedeuten, als ein Lob zu<br />

singen. Und ich weiß, <strong>Aaron</strong> wird in seiner tiefen spirituellen Ausprägung wie<br />

üblich das Lob an den weitergeben, dem es gebührt: an Gott, den Urheber aller Güte.<br />

Wir wollen - auf unser Thema zurückkommend - gerne wiederholen: „Wenn das<br />

Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt,<br />

bringt es reiche Frucht.“ <strong>Father</strong> <strong>Ekwu</strong> ist gestorben, um uns diese Möglichkeit zu<br />

geben, Gott zu preisen. Wenn <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> gut war - und ich weiß, daß er das war<br />

- wird er sich nun „vervielfältigen“, weil alle, die hier versammelt sind, Güte nicht<br />

nur bewundern; sie werden auch inspiriert sein und auf die eine oder andere Weise<br />

danach trachten, gut zu sein. Die Umstände seines Todes werden reiche Frucht<br />

bringen, indem sie uns lehren, wie wir uns auf den Tod vorbereiten sollen. Uns seine<br />

Einstellung zum Leben in Erinnerung zu rufen, wird uns helfen, unsere eigene<br />

Sicht vom Leben zu formen. Der Tod <strong>Father</strong> <strong>Ekwu</strong>’s ist daher keine Tragödie, sondern<br />

eine Verherrlichung christlichen Lebens mit seinen Sorgen und Freuden, das<br />

sein Ziel im ewigen Sieg mit Christus hat.<br />

2) An dieser Stelle beschreibt Bischof Okafor den Lebensweg <strong>Aaron</strong>’s.<br />

10


Bischof <strong>Dr</strong>. Simon A. Okafor<br />

Philosophische Untermauerung<br />

Anläßlich seiner Priesterweihe wählte <strong>Aaron</strong> zu seinem Leitspruch: „Alles<br />

für alle Menschen sein, um sie für Christus zu gewinnen.“ Er las nicht nur „Die<br />

Nachfolge Christi“ 3), sondern versuchte auch, Christus in seinem Leben nachzufolgen.<br />

Christus lehrte uns lieben, indem er Sein Leben für uns gab, und<br />

auch wir sollten unser Leben für unsere Brüder geben. (1 Joh. 3, 16) Und diese<br />

Liebe zu unseren Brüdern ist ein sicheres Zeichen dafür, daß wir vom Tod zum<br />

Leben übergehen. (1 Joh. 3, 14)<br />

<strong>Aaron</strong>’s Schlüssel zum Erfolg - als Priester, Bildungsbeauftragter oder<br />

Lektor - war Liebe. Er liebte die Menschen, und die Menschen konnten nicht anders,<br />

als ihn wiederzulieben. Den Beweis dafür sehen wir hier vor uns bei dieser<br />

Zeremonie. Getreu seinem Wahlspruch bei seiner Priesterweihe war <strong>Aaron</strong> alles<br />

für alle Menschen. Sein Herz war weit genug, daß jeder darin Trost finden<br />

konnte: arm und reich, besonders die Armen, gering und groß, besonders die<br />

Geringen. Er sah Christus in seinen Mitmenschen und behandelte sie danach.<br />

<strong>Aaron</strong> war gütig und barmherzig. Er war beinahe zu wohltätig. Die Bibel sagt:<br />

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ und macht so das eigene Selbst zum<br />

Maßstab. <strong>Aaron</strong> kehrte dieses Gebot beinahe um, sodaß es sich las: „Liebe dich<br />

selbst, so wie du andere liebst.“ Er schonte sich nicht in seinem Bemühen,<br />

Menschen Gutes zu tun. Er hätte nicht damit aufgehört, Gutes zu tun, solange<br />

er nicht jeden um ihn bedient und in seinen Bedürfnissen zufriedengestellt<br />

hätte. „Die Liebe ist langmütig und gütig.“ (1 Kor. 13, 4) <strong>Father</strong> <strong>Ekwu</strong> verstand<br />

Liebe als wirkliches Teilen und Sorgen, und er lebte entsprechend diesem Verständnis.<br />

Er hörte niemals damit auf, als Briefkopf diese wunderbaren und inspirierenden<br />

Worte zu schreiben: „Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes<br />

Leid ist halbes Leid.“ Er verwirklichte sie in seinem Leben. 4)<br />

Gott erwiderte <strong>Aaron</strong>’s Liebe<br />

Nicht nur Menschen erwiderten die Liebe <strong>Aaron</strong>’s: Gott liebte ihn bis ans<br />

Ende und bereitete ihm einen wunderbaren Übergang in die Ewigkeit. Nach einer<br />

guten Hl. Beichte - als Vorbereitung für die beeindruckende Erneuerung<br />

3) Thomas von Kempen, Die Nachfolge Christi.<br />

4 ) Bischof Simon Okafor beschreibt nun, wie die Menschen <strong>Aaron</strong> in seinen letzten Stunden beistanden und<br />

so seine Liebe erwiderten.<br />

11


Bischof <strong>Dr</strong>. Simon A. Okafor<br />

des Priestergelübdes, die am Morgen des Gründonnerstag stattfand, verbrachte<br />

er die folgende Nacht damit, Beichte zu hören und die Menschen mit Gott zu versöhnen.<br />

Wie es für ihn bezeichnend war, wollte er keinem, der die Beichte begehrte,<br />

diese Gelegenheit verweigern, auch wenn das eine ganze schlaflose<br />

Nacht bedeutete und vielleicht sogar der Unfalltod davon herrührte. Wie Christus<br />

war <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> sehr fürsorglich, ein guter Hirte, der sein Leben für seine<br />

Herde gab, „ein Mensch für andere“. Er war sich seiner Rolle als Priester zur Heiligung<br />

der Menschen immer bewußt. Daher konnte er auch niemals mit Menschen<br />

zusammentreffen oder von ihnen gehen, ohne sie zu segnen, indem er ihnen seine<br />

Hände auf den Kopf legte. Aber auch er ging niemals von einem Mitpriester<br />

fort, ohne ihn zu bitten, ihn, <strong>Aaron</strong>, zu segnen. Das zeigte sich in besonderer Weise,<br />

wann immer er krank im Spital lag.<br />

Ungetrübtes Leben gab <strong>Aaron</strong> Reife<br />

Aus dem Buch der Weisheit (4, 7-15) sollte klar werden, daß er - obwohl<br />

mit seinen 52 Jahren jung gestorben - dennoch aufgrund seines verständnisvollen<br />

und ungetrübten Lebens ein reifes Alter erreicht hat. Er versuchte, Gott wohlgefällig<br />

zu leben, so liebte Gott ihn und nahm ihn zu sich, daß das Böse nicht sein<br />

Verständnis trübe oder Treulosigkeit seine Seele verführe. Er wurde hinweggenommen,<br />

als seine Seele Gott wohlgefällig war, hinweg von der Verderbtheit und<br />

von verderblichen Einflüssen um uns.<br />

Wir schulden ihm unser Gebet<br />

Obwohl wir über unseren Bruder <strong>Aaron</strong> so viele gute Dinge zu sagen haben,<br />

sind wir ihm dennoch unser Gebet um Gottes Erbarmen schuldig. Mit<br />

unseren Opfern und Taten der Liebe machen wir Fehler gut, die unvorhersehbaren<br />

Elementen menschlicher Bedingtheit entspringen. Durch unsere gute Erinnerung<br />

an ihn und durch unsere Gebete für ihn wird er als der fromme, bescheidene,<br />

warmherzige, liebenswerte, einfache aber nicht einfältige,<br />

weitherzige, selbstlose, friedfertige und liebevolle Kollege, Bruder und Freund<br />

gegenwärtig sein.<br />

12


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong><br />

in seinen eigenen<br />

Gedanken und Aussagen<br />

Alles für<br />

alle Menschen sein,<br />

um sie für<br />

Christus<br />

zu gewinnen<br />

Es ist uns leider nur wenig Schriftliches von <strong>Aaron</strong> zugänglich; aber auch aus<br />

dem Wenigen berührt und bereichert sein unkonventioneller Zugang zu Lebensund<br />

Glaubensfragen.<br />

13


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong><br />

Was erwartet die junge Kirche Afrikas<br />

von der Kirche Europas? 5)<br />

Wir, die junge Kirche Afrikas, verstehen Kirche zunächst als eine Familie.<br />

Eine Familie, wie man sie im Igboland versteht, besteht nicht nur<br />

aus Vater, Mutter und Kindern in direkter Linie, sondern auch aus Menschen<br />

darüber hinaus; wir verstehen Familie als erweiterte Familie. Wenn nun<br />

die Kirche eine solche erweiterte Familie ist, dann heißt das, daß Menschen in<br />

Europa, in Amerika, in Ozeanien, in Asien, in Afrika, in Australien, am Nordpol<br />

und am Südpol und wo immer Menschen leben - zu dieser einen Familie<br />

gehören: Was ein Teil der Familie leidet, wird von der ganzen Familie mitgetragen;<br />

die Freude, die einem Teil der Familie widerfährt, soll mit der ganzen<br />

Familie geteilt werden. Das bedeutet, daß wir aus einem Glauben, aus einem<br />

tiefen Glauben miteinander leben sollen. Dies wäre aber nicht möglich, wenn<br />

wir einander nicht echt annähmen.<br />

Kirche - eine Familie<br />

Wir, die Kirche Afrikas, erwarten von der Kirche Europas, daß wir, die Mitglieder<br />

dieser Kirche, zunächst als Menschen betrachtet werden - und nicht als<br />

Gelegenheit für Almosen; daß wir miteinander wie ein Bruder mit seinem Bruder<br />

leben sollen, daß wir nicht so sehr von Bettelei zu leben gezwungen sind;<br />

daß die Kirche Europas doch beispielsweise selber sieht, wieviele Berufungen<br />

zum Priester- oder Ordensberuf wir haben und daß sie Sorge dafür trägt und<br />

nicht bürokratisch wartet, daß alle Anstöße zum Handeln von der afrikanischen<br />

Kirche getragen werden müssen; daß sie nicht erst diese zahllosen Reisen<br />

nach Europa unternehmen muß, um dort ihre Nöte vorzutragen. Die Kirche<br />

Europas könnte selber kommen und sehen, was zu tun sei - etwa materiell,<br />

denn beispielsweise darin ist Europa Afrika überlegen. Sie könnte dann einen<br />

5) Nach einer Tonbandaufnahme vom November 1978; der Text wurde wortgetreu übernommen.<br />

14


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

Weg suchen, durch den der Kirche Afrikas zu helfen ist, damit nicht aus materiellen<br />

Gründen Glaube weggeworfen werde; sie könnte sich fragen, wie eine solche<br />

Hilfe aussehen könnte, damit der durch Europa empfangene Glaube tiefer<br />

begründet und noch tiefer in den Herzen der Menschen in Afrika verwurzelt werde.<br />

Die Menschen der Kirche Europas könnten sich fragen, womit sie sich als Christen<br />

beweisen könnten, als Christen, die den Glauben zuerst bekommen haben;<br />

womit sie den Afrikanern, den Asiaten, den Menschen in Ozeanien Mut machen<br />

könnten, weiterhin ihren Glauben zu bewahren.<br />

Brüderlichkeit - nicht Almosen<br />

Wenn wir miteinander wie ein Bruder mit dem Bruder reden - und<br />

nicht wie ein großer Herr mit einem kleineren, unnützen, dann können wir den<br />

Afrikanern auch nicht mehr mit Almosen helfen. Wir müssen wissen, daß wir<br />

Kinder eines Vaters sind: Jeder soll den Wert des anderen anerkennen, seine<br />

jeweiligen Fähigkeiten und Begabungen. Jeder hätte etwas beizutragen zum<br />

Wachstum unserer Kirche.<br />

Manche können ihren Glauben nicht richtig ausdrücken, sie sind vergraben<br />

in Ritualen und in Vorschriften, in protokollierter Bürokratie; das zeigt<br />

den Glauben als etwas Trockenes - man wird nie Freude und Leben aus dem<br />

Glauben eines solchen Menschen haben.<br />

Jesus Christus ist umhergegangen und hat mit den Menschen gegessen<br />

- alles, was sie zu geben hatten. Er hat mit jedem Menschen gesprochen,<br />

ob er nun ein Sünder war oder arm oder reich. Er hat jede Not berührt, er hat<br />

allen wirklich Leben geschenkt. Und seine Größe ist, daß er für alle gelitten hat<br />

- dort hat sich die Liebe gezeigt.<br />

15


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> im Gespräch<br />

mit Adolf Paster anläßlich<br />

des 15. Jahrestages<br />

des Bestehens der HIFA 6)<br />

J<br />

a, das sind wahrhaftig fünfzehn Jahre voller Freuden und Leiden,<br />

sind fünfzehn Jahre als Geschenk Gottes, fünfzehn Jahre der Auswertung<br />

und Wertschätzung des Geheimnisses der Liebe, fünfzehn Jahre der<br />

Glaubensbekräftigung, fünfzehn Jahre der erfüllten Hoffnungen, fünfzehn<br />

Jahre des Austauschs von Hilfe an Mitmenschen, sowohl in meiner Heimat als<br />

auch in Österreich. Ich denke besonders an die Fraternität der Kranken und der<br />

Behinderten. Der einzige Grund, warum wir diesen gemeinsamen Weg gehen<br />

konnten, diese Zusammenarbeit zu tun vermochten, liegt darin, daß wir von<br />

Christus getragen werden. Ihm sei Ehre, Ruhm und Herrlichkeit in alle Ewigkeit.<br />

Mein Programm lautet: Weiter offen sein und Gott wirken lassen, weiter<br />

meine Zeit und Mühe der Arbeit für unsere wartende Jugend zu widmen. Mir<br />

ist bewußt, daß es meine Aufgabe ist, die vielen Namenlosen und notgedrungen<br />

Stimmlosen meiner unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen und ich<br />

versuche, mich zu ihrem Mund zu machen. Engagiert bin ich im Bereiche der<br />

Seelsorge, der Erziehung, und ich bin bereit, das Beste zu tun. So ungefähr sehe<br />

ich meine Aufgabe und mein Programm.“<br />

Bedeutung von Ausbildung und Beruf<br />

„Notwendig ist es, den Menschen bei ihrer Ausbildung Hilfe zu leisten.<br />

Der Mensch, der nicht ausgebildet ist, ist ein geistig-seelisch behinderter<br />

Mensch, weil er nicht weiterentwickelt ist und daher nicht zu einer vollwertigen<br />

Reife gelangen kann. Und wo solch eine Situation vorhanden ist,<br />

kann keiner jegliche Früchte erwarten - für den einzelnen und auch für die<br />

Gemeinschaft. Und das ist schade. Denn der Grund, die Bestimmung dieses Ge-<br />

6) Nach dem Videoband: „Rev. Fr. <strong>Dr</strong>. <strong>Aaron</strong> E. <strong>Ekwu</strong> -Vater der Armen“ (Hifa-Austria, Wien 1989).<br />

16


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

schöpfes bleibt nun unerfüllt. Ein Nicht-Ausgebildeter wird nicht nur zur Last<br />

für die Allgemeinheit, sondern auch zur Last für sich selbst. Er weiß nicht,<br />

was er mit sich selbst tun kann. Und daraus ergibt sich auch Verbrechen.<br />

Während ein ausgebildeter Mensch ein Segen für sich und für seine Gemeinschaft<br />

ist - der Nicht-Ausgebildete ist das Gegenteil, für sich selbst und die<br />

Gemeinschaft.<br />

Jede Berufsausbildung setzt eine notwendige grundlegende Vorbereitung<br />

voraus. Die Grundvorbereitungen für die Zukunft im Leben und im<br />

Beruf sind die Grundschulen, primary und secondary schools für uns hier.<br />

Das HIFA-Patenschaftsprogramm hat schon vielen Kindern soweit geholfen, daß<br />

sie sich beruflich aufwärtsentwickeln können. Dazu wird auch das Band der<br />

Freundschaft zwischen Mensch und Mensch immer größer, immer stärker.“<br />

Auswirkungen von Hilfe für die Umgebung<br />

„Es ist wie eine Kettenreaktion. Wenn der Betroffene ausgebildet ist,<br />

dann ist er zunächst jemand mit Namen in der Gesellschaft, das heißt, er kann<br />

jetzt etwas beitragen zum Leben dieser Gemeinschaft. Aufgrund der Qualität<br />

seiner Produkte zum Beispiel wird er anerkannt als jemand, der jetzt mithelfen<br />

kann. Es ist nicht nur das, sondern bei uns ist es so, daß jeder weiß, das,<br />

was ihm gegeben wird, wird einem anderen weitergegeben und das, was er bekommen<br />

hat, seine Ausbildung, muß er jemandem weitergeben. Er nimmt einige<br />

zu sich und er versucht, sie auch auszubilden, damit auch sie etwas für<br />

die Gemeinschaft machen können - zur Freude aller.“<br />

Bedeutung von persönlicher Hilfe<br />

„Jegliche Hilfe, die von Person zu Person geht, ist ein Segen, sowohl für<br />

den Helfer, als auch für den, dem geholfen wird. Ein altes Sprichwort sagt: Geteilte<br />

Freude ist doppelte Freude und geteiltes Leid halbes Leid. Jeder, der<br />

dem anderen hilft, teilt das, was er hat, mit ihm - und wer teilt, teilt nicht nur<br />

das Materielle, sondern auch das Geistige, das Göttliche in ihm: die Liebe... Der<br />

eine trage des anderen Last. Der Mensch wächst dabei. Die Auswirkung ist<br />

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I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

gegenseitig. Das Bewußtsein der Selbsterfüllung beglückt den Geber. Und<br />

die Tatsache der gegebenen Hilfe befriedigt den Empfänger. Man lernt einander<br />

kennen. Zwei Geheimnisse Gottes treffen sich in diesen zwei, und da werden<br />

diese Geheimnisse von Gott langsam offenbar, und diese werden zum Wachstum<br />

und zur Bereicherung beider Seiten sein.“<br />

Zu Armut und Not in Nigeria<br />

„Jede Aktion der Befreiung setzt die Anwesenheit der Unfreiheit voraus.<br />

Genauso: Jedes Werk der Liebe setzt einen Mangel an Liebe voraus, das heißt,<br />

Leiden am Mangel an Liebe. Die Notwendigkeit der Erlösung besteht darin, daß<br />

die Menschlichkeit unter der Last der Sünde stöhnt, weint.<br />

Nun, die Armut: Im wesentlichen besteht die Armut im Mangel am<br />

Grundlegendsten, Notwendigsten des Lebens, zum Beispiel: an menschlicher<br />

Freiheit, Recht auf Selbstbestimmung, Mangel an Wissen - Analphabeten;<br />

Mangel an Freude - hartes Leben, harte Erfahrungen; Mangel an Leben, was man<br />

Leben nennen kann. So, die Armut ist daher meiner Meinung nach Leben ohne<br />

Hoffnung, Hoffnung ohne Erfüllung; zum Beispiel, wenn einer am Mangel<br />

an Wissen leidet, er will wirklich etwas wissen, aber er kann das nicht, weil er<br />

niemanden hat, der ihm das beibringt, weil er niemanden hat, der ihn unterstützt,<br />

weil er niemanden zur Seite hat, der ihm den Weg zeigen kann. Das ist<br />

die Armut! Wenn einer einen Weg sucht, und diesen Weg nicht leicht finden<br />

kann und er hat auch keine Aussicht, irgendwann diesen Weg wirklich zu finden<br />

- das ist die Armut.“<br />

Zur Ursache der Armut<br />

„Wie zweimal Wasserstoff und einmal Sauerstoff Wasser ausmacht,<br />

genauso ergibt sich aus der menschlichen Gegenseitigkeit etwas Gutes: Miteinander-Wirken<br />

und -Arbeiten. Daher kann man sagen, daß die Ursache der<br />

Armut dort liegt, wo diese gegenseitige Lebensaktion unter den Menschen<br />

nicht vorhanden ist. Wir sind nicht alle gleich. Manche sind gut und wohl<br />

geboren, während andere nicht so ein Glück haben. Aber die Liebe ist eine<br />

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I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

gewaltige Kraft, die die beiden Seiten (ver)binden kann und dabei erschafft<br />

(sie) zwischen den Armen und Reichen eine Basis für gegenseitige Freude und<br />

gegenseitiges Zusammenkommen. Das heißt, die Ursache der Armut liegt darin,<br />

daß die Menschen auseinandergehen, statt daß sie zusammenkommen und<br />

miteinander agieren.“<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong><br />

Von hier aus - mit euch teilen.<br />

Meine herzlich Geliebten! 7)<br />

U<br />

nter all den wunderschönen Liedern, die ich kenne, ragt eines in Inhalt<br />

und Bedeutung in besonderer Weise heraus: die Bearbeitung von<br />

Psalm 23: „Mein Hirte ist der Herr, nichts wird mir mangeln.“<br />

Ich möchte euch dieses Lied widmen. Ich möchte das wegen der offensichtlichen<br />

Gründe tun, die eng mit der Natur der Liebe, dem entschiedenen Wunsch,<br />

das Kostbarste und Schönste zu teilen, verbunden sind. Dieses Lied macht<br />

mich die Nähe des Vaters in Seiner immerwährenden Gegenwart und alles<br />

umfassenden Sorge fühlen. Es vermehrt mein Vertrauen in Ihn und in mich<br />

selbst, da ich weiß, was mein Sein trägt, ist absolute Liebe. Es bringt die qualmende<br />

Flamme für meine Seele wieder zum Leuchten und belebt aufs neue die<br />

dahinschwindende Stärke meines Eifers. Es schenkt mir die Sicherheit und Gelassenheit,<br />

die ich brauche, wenn die Gezeiten meines Elends und meiner<br />

Widersprüchlichkeiten mich schütteln und versuchen, die Ufer meines Glaubens<br />

zu zerstören. Es ist ein Spiegel, der Seine Vorsehung auf Myriaden Weisen<br />

reflektiert, der ihr Form und neuerlich Form gibt, der plant und ordnet, zuteilt<br />

und vollzieht.<br />

Ich wünschte, ihr könntet fühlen wie ich, um an dieser ewigen Wahrheit<br />

bei jedem Wetter festzuhalten, sei es trocken oder feucht, heiß oder kalt,<br />

stürmisch oder ruhig, hell oder düster - nämlich: „daß Gott Vater ist, Gott gut<br />

7) Eine Meditation über Psalm 23. Aus einem Brief -ohne Jahresangabe. Übersetzung aus dem Englischen.<br />

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I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

ist, daß alles, was Er tut, gut ist“, da Er Liebe ist. Seine Liebe und Fürsorge<br />

sind nicht an Jahreszeiten gebunden sondern unwandelbar, bedingungslos,<br />

verläßlich und unerschöpflich. Er sorgt für euch und für mich und wird immer<br />

für uns sorgen; daß Gottes Sichtweise alle und alles umfaßt, niemanden vergißt<br />

und zu allen Zeiten bereit ist, Vorsorge zu treffen, zu schützen und zu leiten;<br />

daß seine Gaben kostbar und alles überdauernd sind - mehr als wir jemals<br />

wissen oder worum wir bitten können; daß es in Seinem alles umfassenden Bereich<br />

keinerlei Benachteiligung gibt. Er sorgt für die Eskimos wie für die Bantus,<br />

für die Roten wie für die Schwarzen, für die Weißen wie für die Gelben. Er<br />

ist Vater für alle und für jeden einzelnen.<br />

Wo immer ihr seid, was immer ihr sagt oder was immer ihr tut, ihr<br />

seid alle Kinder dieses Unseres Vaters. Ja, Er ist in Seiner Liebe und Seinem<br />

Sein überaus verehrungswürdig. Und da ich Ihn verehre und Ihm für die<br />

Manifestation Seiner Liebe zu uns Dank sage, danke ich euch dafür, daß ihr eure<br />

Freude, euer Sein und euer Leben mit mir teilt. Möge eure Liebe für mich und<br />

meine für euch und unsere für Ihn noch wachsen.<br />

20


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong><br />

Das Kreuz und der Mensch 8)<br />

W<br />

Das Kreuz - Werkzeug unserer Erlösung<br />

ie oft haben wir Ostern gefeiert, und wie intensiv waren unsere Vorbereitungen<br />

auf die große Freude der Auferstehung und die damit<br />

einhergehenden Feiern konzentriert. - Und doch, es hätte niemals eine<br />

Auferstehung geben können, hätte Christus, unser Retter, nicht die bittere<br />

Straße des Karfreitag durchschritten. Weshalb neigen wir aber mehr dazu,<br />

dem Vergnügen nachzujagen und den Schmerz zu meiden? Wir schrecken<br />

vor dem Leiden zurück, wir versuchen, ihm mit allen Mitteln auszuweichen, wir<br />

wollen es nicht. Ruhm und Glanz ist alles, was wir wollen. Aber der Herr errang<br />

Seinen Ruhm, nachdem Er am Kreuz gelitten hatte. Weshalb wollen wir nun<br />

diese Ordnung ändern?<br />

Das Kreuz in Nigeria<br />

In Zeiten wie denjenigen, die wir heute in diesem Land (Nigeria) durchleben,<br />

wird es zunehmend wichtig, wieder und wieder zur eigentlichen Bedeutung<br />

des Kreuzes zurückzukehren, wollen wir die Schwierigkeiten, die vor<br />

uns liegen, in den Griff bekommen.<br />

Weshalb mußte Christus sterben, damit Gesetz und Ordnung, Leben<br />

und Glück wiederhergestellt werden? Jeder, der in rechter Weise denkt, weiß<br />

nun, daß verübtes und erlittenes Unheil sehr böse Nebeneffekte hat, und die<br />

Folgen des Unheils haben solch weitreichende Auswirkungen, daß die Menschheit<br />

diesen niemals mehr entkommen kann - außer durch die erlösende Tat Christi,<br />

seinen Sühnetod am Kreuz.<br />

Nehmt den Krieg, der in diesem Land zwischen 1967 und 1970 geführt<br />

wurde, denkt an die Nachwirkungen dieser bitteren Tage - nur in eurer Vorstellung<br />

können die Toten gezählt werden, die Zerstörungen, die zerbroche-<br />

8) Aus einer Ansprache zur Karwoche vom April 1983. Übersetzung aus dem Englischen.<br />

21


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

nen Familien und die gebrochenen Herzen - nur die, die gelitten haben, können<br />

nun mit einem Aufseufzen sagen: „Dank sei Gott, daß diese Tage vorüber<br />

sind“. Die Verwundungen sind zu real, um vergessen zu werden. Denkt nur an<br />

Nigeria in den frühen 50er bis zu den frühen 60er Jahren, denkt an die Würde,<br />

mit der Nigeria die Unabhängigkeit errang, denkt an euren Stolz und eure<br />

Träume von einer lebensfähigen und fortschrittlichen Nation. Wieviele dieser<br />

Hoffnungen sind nun zerschlagen, und wieviel dieser Würde des Lebens<br />

bleibt nun - das ist unser Kreuz.<br />

Früher konnte man zu jeder Tages- und Nachtzeit reisen - das ist nun<br />

nicht mehr möglich. Es ist zu gefährlich - das ist unser Kreuz. Früher konntet<br />

ihr mit dem Fahrrad, dem Moped oder Auto zur Kirche oder wohin auch immer<br />

fahren und mit demselben danach wieder zurückkehren. Nun ist das nicht<br />

mehr möglich: die bewaffneten Räuber und die Gier, reich zu werden und<br />

über Nacht ein „großer Mann“ genannt zu werden oder tatsächlich zu werden,<br />

macht es unmöglich, euer Eigentum zu besitzen und euch daran als Eigentümer<br />

zu freuen, solange ihr es möchtet.<br />

Früher konnte eine Pfundnote für eine Familie von sechs Menschen<br />

genügend Nahrung für eine Woche beschaffen. Heute vermögen das hundert<br />

Naira nicht annähernd. Diese Litanei könnte ohne Ende fortgesetzt werden -<br />

aber wozu! Das Böse scheint das Kreuz für uns sehr dauerhaft gemacht zu haben,<br />

für uns, die wir gerettet wurden und für den letzten Ruhm bereit sind. Der<br />

Mensch wird bis zum Ende der Zeiten das Kreuz zu tragen haben. Solange<br />

Gerechtigkeit beseitigt, Erbarmen vergewaltigt, Wahrheit und Liebe lächerlich<br />

gemacht werden, solange jede Gefälligkeit erkauft werden muß, solange Güte<br />

und Ehrenhaftigkeit als überholt angesehen werden - wird tatsächlich das<br />

Kreuz getragen werden müssen. Solange die Liebe zum Geld die Liebe zu Gott<br />

ersetzt, solange Respekt vor Recht und Ordnung keinen Platz im gesellschaftlichen<br />

Leben hat - solange muß der Mensch unsagbar viel erleiden. Dieses Kreuz<br />

ist eine Realität mit zwei Kanten: denn während es von manchen erzeugt wird,<br />

haben andere es zu erleiden und zu tragen. Es ist offensichtlich, daß es böse<br />

ist, dieses Kreuz zu bereiten - und doch ist das (Er)tragen ein Segen oder kann<br />

22


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

ein Segen sein. Ein Segen ist es, wenn ihr das annehmt, was ihr, nachdem ihr<br />

alles Menschenmögliche getan habt, nicht ändern könnt und wenn ihr das Leiden<br />

annehmt um dessentwillen, dessen Kreuz uns Heil gebracht hat. Auf diese<br />

Weise wird euer Kreuz mit dem rettenden Kreuz Christi eins. Jedes Kreuz<br />

ohne Christus ist tödlich, und nur das Kreuz mit Christus gemeinsam kann<br />

Rettung bringen. Wenn du daher leidest, leide mit dem Herrn.<br />

Meine Mitbürger, ihr alle erkennt das <strong>Dr</strong>ama in der politischen Arena<br />

dieses Landes. Ihr hört die Verleumdungen und die Herabsetzungen. Diese<br />

Ermordungen von Persönlichkeit und Charakter, die tödlichen Duelle zwischen<br />

Freund und Freund, zwischen Kollegen, zwischen Bruder und Bruder<br />

sind Szenen, die sich nun zu häufig unter uns abspielen, als daß sie ignoriert<br />

werden könnten... Wir wissen alle, daß Haß Krieg hervorbringt und Krieg keine<br />

Probleme löst, sondern sie eher erst schafft. Was wollen wir? Sind wir nun<br />

bereit, uns aufrichtig Fragen zu stellen und auch bestrebt, sie aufrichtig zu<br />

beantworten?<br />

Das Kreuz mittragen<br />

Laßt uns diejenigen, die danach trachten, dieses Land zu regieren,<br />

fragen, ob sie dienen oder bedient werden wollen? Ob sie für dieses Land Leid<br />

ertragen oder dieses Land um ihretwillen leiden lassen wollen? Ob sie vorhaben,<br />

das Kreuz zu erleichtern, das wir in diesem Land zu tragen haben, nämlich<br />

Ichbezogenheit und Nepotismus, grausame und seuchenartige Korruption,<br />

hartherzige Unterdrückung der Kleinen und Armen und die beharrliche Verweigerung<br />

ihrer Rechte, oder haben sie vor, die Last dieses Kreuzes noch zu verstärken<br />

und zu erhöhen? Ob sie den Tod dieser Nation wollen und dann die Beute<br />

von den Toten teilen? Oder ob sie das Leben dieser Nation wollen, so daß alle,<br />

sie und die anderen, klein und groß, in allmählichem und stetigem Fortschritt,<br />

in Einheit und Stärke, in Frieden und materiellem Fortkommen und<br />

schließlich in der Liebe wachsen können, die wahre und dauerhafte Freude<br />

bringt und letztlich zu dem Leben führt, das über das Grab hinaus andauert<br />

- über diese materielle Welt hinaus.<br />

23


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

An dieser Stelle ist es auch notwendig anzumerken, daß die Geschwindigkeit,<br />

mit der einzelne und Gruppen heute in diesem Land vorwärtskommen<br />

wollen, mehr und mehr Kreuz für alle schafft. Eine Pflanze, die<br />

gerade heute erst angepflanzt wurde, kann nicht schon morgen Frucht tragen.<br />

Wir alle wissen das! Die Yamsknollen, die wir nun essen, wurden im letzten Jahr<br />

angepflanzt. Weshalb nur diese verrückte Jagd nach materieller Befriedigung?<br />

Materielle Güter scheinen tatsächlich sehr attraktiv zu sein. Aber auch<br />

sie lösen leider nicht all unsere Probleme. Und doch wollen viele sie über<br />

Nacht erringen. Der Mensch aber ist wichtiger. Der Mensch ist seinem Wesen<br />

nach Geist. Daher muß jegliche wesentliche Entwicklung, die ihm zum Vorteil<br />

gereichen soll, mehr sein spirituelles Selbst reflektieren.<br />

Daher, meine Mitbürger, müßt ihr nun eine Entscheidung treffen, die<br />

ihr immer aufgeschoben habt, nämlich: daß ihr und das Böse und die Quellen<br />

des Bösen sich trennen müssen; daß ihr und das Gute eine Partnerschaft beginnt,<br />

sodaß ihr erkennt, weshalb es besser ist, allmählich zu wachsen; daß ihr<br />

Ungerechtigkeit und Unterdrückung bekämpft; daß ihr in Festigkeit all dem<br />

widersteht, das darauf zielt, Gottes Herrschaft in menschlichen Belangen zu stürzen;<br />

daß ihr hochhaltet, was selten und kostbar ist, nämlich: die Bereitschaft,<br />

Leid für eine gute Sache, für das Wohl von vielen zu ertragen. Auf diese Weise<br />

wird mein Kreuz und das eure eine rettende Macht gewinnen - von Christus,<br />

der am Kreuz starb, damit der Mensch leben möge!<br />

24


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong><br />

„Verschlungen ist der Tod vom Sieg.<br />

Tod, wo ist dein Stachel.“<br />

(1 Kor. 15, 54-55) 9)<br />

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn<br />

es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh. 12, 24)<br />

as Problem des Todes ist das Problem des Lebens: Tod ist möglich, weil<br />

es geschaffenes Leben gibt, und dieses sterbliche Leben hat einen Sinn,<br />

weil es einen Tod gibt. Weil Tod ein Eingangstor zum Leben in seinem reinen<br />

Zustand ist, zum Leben, das währt, zum ewigen Leben. Tod trifft vernünftige<br />

und nicht vernünftige Wesen: diese sterben und werden vergessen, jene aber<br />

sterben, und ihr Tod bringt eine Krise zum Ausbruch, eine Krise des Verlustes, der<br />

Trennung, der Aufgabe und der Einsamkeit. Weil es einen Tod gibt, nimmt Leben<br />

eine neue Dimension an; es hilft, sich auf die Kürze des Lebens zu besinnen, auf<br />

die Nichtigkeit unproduktiven Lebens, auf die Notwendigkeit, gute Werke einzubringen,<br />

solange noch die Sonne des Lebens scheint. Weil der Tod immer an der<br />

Tür steht, wird Leben zu einem kostbareren Phänomen, zu einer Gabe Gottes zu<br />

treuen Handen - aus Liebe, zu einem Bund der engen Beziehung mit Gott und einer<br />

Lektion im Wissen darum, daß das Leben kurz ist, daß der Weg zu Gott durch<br />

unsere Mitmenschen führen muß. Das lädt mich dazu ein, jetzt zu anderen gut<br />

zu sein, solange ich noch lebe. Das Wissen um den Tod macht das Leben annehmbarer<br />

- als eine Chance, als eine wunderbare Gelegenheit für die Anwendung<br />

der goldenen Regel. 10) D<br />

Und doch ist da etwas, das Unbehagen bereitet und den<br />

Tod in ein Geheimnis hüllt, das der Mensch nicht durchdringen kann. Für Pflanzen<br />

und Tiere markiert der Tod das Ende ihrer vollendeten Lebenszeit. Für einen<br />

Baum, der seine Früchte hervorgebracht hat und nach einer Zeit des Alterns stirbt,<br />

scheint nichts ungetan. Das Gefühl des Verlustes kommt hier kaum auf.<br />

9) Aus der Einführung zum Buch von Austin und Agnes Ikemelu: „I witnessed my funeral.“ (Ich war Zeuge<br />

bei meinem Begräbnis.) Uwani, Enugu; ohne Jahresangabe; Übersetzung aus dem Englischen.<br />

10) „Alles, was ihr also von anderen erwartet,<br />

das tut auch ihnen!“ (Mt. 7, 12)<br />

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I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

Für einen Menschen ist die Situation allerdings sehr verschieden davon.<br />

Sein Tod kommt beinahe immer unerwartet, zu einem Zeitpunkt, da seine Erwartungen<br />

vom Leben noch nicht völlig realisiert sind, zu einem Zeitpunkt, da<br />

die Ressourcen seiner Persönlichkeit kaum erst angezapft worden sind. Wie J. H.<br />

Wright es so gut ausgedrückt hat: „Die Fähigkeit des menschlichen Geistes für<br />

Freundschaft, Wahrheit, für das Schaffen und die Wertschätzung von Schönheit,<br />

für die Belehrung von anderen und das Verbreiten von Glück, für technologische<br />

Entwicklung, moralischen Fortschritt, für neue und bereichernde Erfahrungen<br />

und für unzählige andere Dinge - all diese Fähigkeit entschwindet im Tod, nur<br />

bruchstückweise verwirklicht, von dieser Welt. Und paradoxerweise scheint der<br />

Tod bei seinem Erscheinen umso abrupter und absurder zu sein, je mehr die<br />

menschliche Persönlichkeit entwickelt wurde, denn diese Entwicklung trägt in sich<br />

das Versprechen für vieles mehr...“ Der Tod ist also niemals ein willkommener Gast.<br />

Er hält uns beim Beistrich im unvollendeten Satz des menschlichen Lebens an...<br />

Verschiedene Sichtweisen des Todes<br />

All diejenigen, die über den Tod schreiben oder meditieren, haben selbst<br />

keine direkte Erfahrung mit dem Tod - außer, daß sie manche Menschen sterben<br />

oder bereits tot gesehen haben. Tod ist ein Phänomen, das nicht von außerhalb<br />

erfahren werden kann. Jeder Mensch muß ihn absolut allein annehmen, wird<br />

den Tod alleine und nur ein einziges Mal treffen müssen.<br />

Mediziner, Psychologen und Theologen nehmen den Tod in unterschiedlicher<br />

Weise wahr. Die Medizin befaßt sich mit den physikalischen Bereichen<br />

des Lebens, mit Dingen, die berührt und beobachtet werden können und experimentell<br />

nachweisbar sind. Darüber und darüber hinaus gibt es die<br />

metaphysische Wirklichkeit. Diese metaphysische Wirklichkeit berührt das, was<br />

den Tod ausmacht, was das Geschehen zu dem macht, was es ist: die Trennung<br />

der Seele vom Körper. Dieser Augenblick der Trennung fällt mit der persönlichen<br />

Entscheidung für oder gegen Gott zusammen, die selbst wieder daraus resultiert,<br />

wie jemand hier auf Erden gelebt hat. Es ist leicht zu erkennen, daß Gott<br />

einen jeden gerettet sehen will; das Abweichen jedoch von diesem universalen Wil-<br />

26


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

len Gottes stammt vom Individuum. Da diese letzte Einstellung Gott gegenüber<br />

ewige Verdammnis oder ewiges Heil bedeutet, ist der Tod eines jeden Menschen<br />

letztlich entscheidend.<br />

Das Geheimnis des Todes<br />

Durch göttliche Offenbarung wissen wir, daß der Tod im allgemeinen<br />

und der individuelle Tod eines jeden einzelnen Menschen in den Plan Gottes von<br />

Seiner Weisheit und Vorsehung fallen und in Seine sich-selbst-veräußernde Liebe.<br />

„Es gibt eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben.“ (Kohelet 3, 2) Beides<br />

liegt in Gottes Plan, völlig in Seinen Händen. In anderen Worten: Wenn der<br />

Tod jemanden trifft, sind Fragen wie: Warum jetzt? Warum auf diese Weise? Warum<br />

ich? Warum nicht A oder B, die vielleicht schon länger leben? Zeichen unserer<br />

Unfähigkeit, mit dem Tod umzugehen. Und doch wissen wir, daß der Tod<br />

unvermeidbar ist.<br />

Tod als die Verwirklichung menschlicher Existenz<br />

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es<br />

allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh. 12, 24) Wie unsere Leute<br />

sagen: „Ije enu uwa“ 11) ist schwierig und voller Geheimnisse. Eines ist sicher,<br />

daß das Hingehen zum Markt deines Lebens eines Tages zum Heimgang durch<br />

das unvermeidliche Geschehen führen wird, das Tod genannt wird. All die<br />

Anstrengungen, all die Schmerzen, all die Anhäufungen von Besitz, Macht<br />

und Prestige, alle Leiden des Lebens werden an diesem Tag zu Ende sein. Und<br />

das Leben sucht wie ein kleiner Fluß seine letzte Bestimmung im Ozean. Der<br />

Ozean, in dem die Reise des menschlichen Lebens endet, ist Gott, das absolute<br />

Leben, das Alpha und Omega menschlicher Existenz. Es ist das Summum<br />

Bonum, das höchste Gut, das letzte Ende, zu dem die menschliche Seele bewußt<br />

oder unbewußt strebt.<br />

11) Unsere Lebensreise, unsere Reise durch die Welt (aus einem Sprichwort der Igbo).<br />

27


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

vAn den Tod zu denken und über ihn zu meditieren, ist heilsam. Es hilft dabei,<br />

sich über viele Dinge bewußt zu werden. Daher:<br />

„Tu all das Gute,<br />

das du kannst,<br />

mit allen Mitteln,<br />

auf alle Weisen,<br />

an allen Orten,<br />

zu allen Zeiten,<br />

allen Menschen -<br />

solange du nur kannst.“<br />

(John Wesley)<br />

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I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

Zum 22. Jahrestag ihrer Priesterweihe am 29. Juni 1987 -und zur Eröffnung des<br />

Marianischen Jahres - verfaßten <strong>Aaron</strong> und sein Freund Hypolite Marianische<br />

Meditationen. Dieser Arbeit sollte eine weitere Publikation anläßlich ihres<br />

Silbernen Priesterjubiläums folgen. Durch <strong>Aaron</strong>’s tragischen Tod kam es leider<br />

nicht mehr dazu. Eine besonders charakteristische Stelle, „Haus aus Gold“,<br />

soll Einblick in die Spiritualität der beiden nigerianischen Priester geben.<br />

Hypolite A. Adigwe und <strong>Aaron</strong> E. <strong>Ekwu</strong><br />

„Haus aus Gold“ 12)<br />

Wenn wir diesen Ehrentitel „Haus aus Gold“ hören, wird unsere Aufmerksamkeit<br />

sofort auf den Glanz dieses kostbaren Kleinods gelenkt,<br />

das Gold genannt wird. Wir wissen, was Gold bedeutet, wie wertvoll,<br />

schön und dauerhaft es ist. Es ist etwas sehr Wertvolles. Der Titel „Haus aus Gold“<br />

erinnert uns daher an die wertvolle, reine und schöne Mutter Christi.<br />

Aber das bedeutsame Wort hier ist Haus. Ein Haus ist eine sehr kostbare<br />

Sache für den Menschen. Ein Haus gibt uns Obdach und Schutz. Dort treffen<br />

wir zusammen und sprechen miteinander. Dort essen, trinken und rasten<br />

wir. Dort erleben wir die Wärme der Liebe innerhalb der Familie am intensivsten.<br />

Ein Haus ist ein wichtiges Element unserer menschlichen Existenz.<br />

Maria ist tatsächlich ein „Haus aus Gold“. Könnte etwas weniger Kostbares<br />

als Wohnstatt Christi vorbereitet werden? Maria ist unser Heim, unsere<br />

Zuflucht, unsere Schirmherrin. In ihr, dem „Goldenen Haus“, fühlen wir uns sicher<br />

vor jeglichem Wind und Sturm des Bösen. Ja, wir fühlen uns nicht nur sicher,<br />

sondern auch golden. Wir lieben Dinge aus Gold: einen goldenen Ring,<br />

ein goldenes Jubiläum, …. Maria, unsere Mutter, wir lieben dich. Du bist unser<br />

„Haus aus Gold“.<br />

12) Anrufung aus der Lauretanischen Litanei; Aus: Hypolite A. Adigwe und <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>: „Marian Meditations.“<br />

Onitsha 1990; Übersetzung aus dem Englischen.<br />

29


I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

Bei der Vorbereitung des Silbernen Priesterjubiläums des Weihejahrgangs von<br />

<strong>Aaron</strong> meldete er sich mit einem Vorschlag zu Wort, der seine Spiritualität<br />

klar zum Ausdruck bringt.<br />

Mein lieber guter Mitbruder! 13)<br />

Vielen Dank für Deinen lieben Brief. Zunächst bin ich einverstanden mit<br />

der gemeinsamen Feier des Silberjubiläums am 27./28. Mai 1990, secundum<br />

conditionem Jacobaeam. 14)<br />

Von einer Fahrt in die Wachau bin ich nicht besonders sehr begeistert.<br />

Ich würde eher vorschlagen, daß wir nach Mariazell fahren und dort am Gnadenaltar<br />

ein gemeinsames Dankopfer darbringen und unsere liebe Mutter<br />

bitten, die uns ohnehin als besondere Mutter der Priester während der ganzen<br />

Periode unseres priesterlichen Wirkens beigestanden ist, uns auch weiterhin<br />

zur Seite zu stehen, damit wir auch in Zukunft als richtige Christusträger wirken<br />

können. Wenn unsere Mitbrüder einverstanden sind, könnten wir vielleicht<br />

zuerst am Samstag nach Mariazell fahren und dann am Sonntag mit Kardinal<br />

König ein Dankopfer im Stephansdom darbringen.<br />

Ich würde mich freuen, bald von Dir zu hören, was Ihr beschlossen<br />

habt, damit ich rechtzeitig meine Reisevorbereitungen treffen kann.<br />

13) Aus einem Brief an Pfarrer Franz Reiter vom 19. 1. 1989, wenige Wochen vor <strong>Aaron</strong>’s Tod.<br />

14) „Ihr solltet lieber sagen: Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies und jenes tun.“ (Jak. 4, 15)<br />

30


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen<br />

seiner Familie und seiner Freunde<br />

AGeteilte<br />

Freude ist<br />

doppelte Freude,<br />

geteiltes Leid<br />

ist halbes<br />

Leid.<br />

31


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Peter und Alice <strong>Ekwu</strong><br />

Erinnerungen der Eltern 15)<br />

Unser Sohn ist an einem Sonntagnachmittag geboren, am 24. September<br />

1936. Von klein an war <strong>Aaron</strong> ein ganz besonderes Kind, deshalb<br />

nannten wir ihn Nwachukwu (Kind Gottes). Seine Fortschritte im Wachstum,<br />

sein Verhalten und seine Sprachentwicklung waren phantastisch.<br />

Manchmal fragten wir uns, was für ein Kind Gott uns da geschenkt hat. Sobald<br />

<strong>Aaron</strong> sprechen konnte, bat er uns oft, wenn wir zum Markt gingen: „Bitte,<br />

Mama und Papa, kauft mir Schreibpapier.“ Darin lag seine besondere Begabung,<br />

wie unsere Tradition sagt. Von Müttern und Vätern wird erwartet, daß sie etwas<br />

für die zu Hause gelassenen Kinder kaufen, wann immer sie zum Markt<br />

gehen. Eltern kauften dann Geschenke für ihre Kinder. <strong>Aaron</strong>’s Geschenke<br />

gehörten dann einfach allen, das heißt, er teilte sein Schreibpapier mit allen,<br />

mit denen er zusammenkam. <strong>Aaron</strong> war von offenem Gemüt und liebte alle. Manche<br />

nannten ihn Lehrer, manche gaben sich gerne mit ihm ab, weil er viele<br />

Geschichten zu erzählen wußte. Er war ein überaus begabtes und pflichtbewußtes<br />

Kind. Einmal wurde ein älteres Kind danach gefragt, ob sein Vater oder<br />

Gott größer sei - und das Kind antwortete: „Mein Vater.“ <strong>Aaron</strong> wurde die gleiche<br />

Frage gestellt - er antwortete: „Gott ist größer als mein Vater.“<br />

<strong>Aaron</strong> war sechs Jahre alt, als die Familie von Herrn Orji ihn von uns zu<br />

sich holte. <strong>Aaron</strong> ging zunächst in den Kindergarten, als er bei Herrn Orji lebte.<br />

Er wollte alles lernen, was er ältere Leute tun sah, zum Beispiel manuelle Arbeiten.<br />

Dabei argumentierte er wie ein erwachsener Mann. Regelmäßig kam er<br />

nach Hause um nachzusehen, ob wir Wasser oder Brennholz brauchten. Wenn<br />

unser Wasser oder Brennholz zu Ende war, holte er uns welches, ohne daß jemand<br />

ihm etwas sagen mußte. Er war geradezu „verheiratet“ mit seinem Lernen<br />

und seinen Tätigkeiten im Haushalt. <strong>Aaron</strong> wurde dann in die erste Klasse<br />

der Grundschule in Umunze aufgenommen, weil es damals in Owerre-Ezukala<br />

noch keine gab. Umunze ist ungefähr zehn Kilometer von Owerre-Ezukala ent-<br />

15) Aus einem Gespräch mit den Eltern, 1995; Übersetzung einer Tonbandaufnahme aus dem Igbo bzw.<br />

aus dem Englischen.<br />

32


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

fernt. Viele Kinder hörten mit der Schule auf, weil diese Stadt so weit entfernt<br />

von uns war. Es gab keine Möglichkeit zu fahren, man mußte zu Fuß zur Schule<br />

oder zu anderen Aktivitäten in Umunze gehen - und es gab Kidnapper. <strong>Aaron</strong><br />

hatte große Pläne, deshalb war er trotzdem so fest entschlossen, wegen<br />

seiner Ausbildung zu Fuß nach Umunze zu gehen.<br />

<strong>Aaron</strong> war es auch, der bei uns das allabendliche Familiengebet einführte.<br />

Er erzählte uns, was sein Vater im Himmel für die Seinen tun könne: Im Königreich<br />

seines Vaters gäbe es weder das Erleiden von Hunger, noch Krankheit<br />

oder Tod. Die, die jünger als er waren, und sein Freund lachten, weil sie seine<br />

Redeweise nicht verstanden.<br />

Eines Tages gingen <strong>Aaron</strong> und sein Freund zur Schule, kehrten aber<br />

nicht am selben Tag zurück. Herr Orji und meine Familie waren tief beunruhigt.<br />

Wir fragten auch immer wieder nach seinem Freund, weil dessen Eltern einen<br />

Freund der Familie in Umunze hatten. Am folgenden Tag kehrte <strong>Aaron</strong>’s Freund<br />

ohne <strong>Aaron</strong> zurück und als er deswegen gefragt wurde, sagte er, jemand halte<br />

<strong>Aaron</strong> fest. Ich beschloß, mit meiner Machete16) nach Umunze zu gehen, um<br />

zu erfahren, was diese Person sich dabei dachte, meinen Sohn festzuhalten.<br />

Als ich dort ankam, erklärte der Mann mir seine Gründe, weshalb er <strong>Aaron</strong><br />

nicht gehen lassen wollte. Er pries unseren Sohn wegen seiner hohen<br />

Verantwortlichkeit in seiner Arbeitseinstellung, und dabei war er noch ein<br />

Kind. Er erzählte, daß <strong>Aaron</strong> schon vor Tagesanbruch das Gehöft kehrte und Wasser<br />

holte, als wäre es sein Zuhause. Sein Verhalten beeindruckte ihn so sehr, daß<br />

er ihn bei sich behalten wollte. Er heißt Herr Mkpokiti. Wir nahmen das Angebot<br />

des Mannes an, weil sein Haus ganz in der Nähe der Schule war. <strong>Aaron</strong> lebte<br />

bis zur sechsten Schulstufe in seiner Familie, bis zum Abschluß der Primarschule.<br />

Er war so anpassungsfähig, daß er überall leben konnte, ohne Heimweh<br />

zu haben. Eines Tages kam er nach Hause zurück und erzählte uns, er würde gerne<br />

Formulare für die öffentlichen Aufnahmeprüfungen kaufen. Das war uns<br />

sehr recht. Er trat zu den Prüfungen für zwei Schultypen an: für ein Seminar und<br />

für eine Mittelschule - beide bestand er mit Erfolg. Nun, <strong>Aaron</strong> erklärte uns<br />

die Unterschiede zwischen diesen beiden Schulen: Jemand, der in ein Seminar<br />

16) Buschmesser; Arbeitsgerät für das Roden und die Feldarbeit.<br />

33


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

eintritt, heiratet nicht und baut kein eigenes Haus beim Gehöft seines Vaters.<br />

Er ist einzig dazu bestimmt, Gott anzubeten und der Allgemeinheit zu dienen.<br />

Jemand, der die Mittelschule besucht, wird heiraten, Häuser bauen und ein<br />

Auto haben. Nachdem er uns das alles erzählt hatte, fragten wir ihn nach seiner<br />

Entscheidung. Er sagte: „Das Seminar.“ Damit bewies <strong>Aaron</strong> uns, daß er wirklich<br />

das ‘Kind Gottes’ war, Nwachukwu, wie wir ihn gewöhnlich nannten.<br />

Als <strong>Aaron</strong> in das Seminar eintrat, schloß unsere Verwandtschaft meine<br />

Familie aus ihrem Kreis aus. Sie sagten, ich hätte mein Kind verkauft, weil <strong>Aaron</strong><br />

nicht heiraten und nichts für seine Angehörigen tun würde. Meine Verwandten<br />

sahen in mir und meiner Familie Menschen, die einen Frevel begingen.<br />

Sie schlossen uns von allen Aktivitäten im Kreise unserer Verwandtschaft<br />

aus. Wenn <strong>Aaron</strong> in den Ferien heimkehrte, riet er uns meist, uns keine Sorgen<br />

zu machen, denn: derjenige, der Gott hat, hat alles. Bis heute bin ich fest davon<br />

überzeugt, daß ich Gott an meiner Seite habe, weil mein Sohn mit Gott ist.<br />

<strong>Aaron</strong> ging gewöhnlich mit uns zur Feldarbeit, er holte Wasser, kochte für die<br />

ganze Familie, ohne sich zu beklagen. Meine Brüder und Schwestern, <strong>Aaron</strong> war<br />

ein außergewöhnliches Kind.Nachdem er das Knabenseminar (Junior Seminary)<br />

beendet hatte, trat er ins Priesterseminar (Bigard Memorial Seminary) in Enugu<br />

ein; von dort kam er nach Österreich, wo er zum Priester geweiht wurde. <strong>Aaron</strong><br />

war der erste geweihte Priester in unserer Region (Orumba).<br />

Am Karfreitag des Jahres 1970 kehrte mein Sohn zum erstenmal als Priester<br />

heim; im selben Jahr wurde er als Pfarrer in die Pfarre Orsumoghu gesendet<br />

und bekehrte dort viele Menschen zum Christentum. Es gelang ihm auch,<br />

einen schon lange bestehenden Landkonflikt und einen schweren Konflikt im<br />

Zusammenhang mit der traditionellen (Igbo-)Religion zu schlichten. <strong>Aaron</strong><br />

förderte viele auf ihrem Weg zum Priestertum. Er widmete den größten Teil<br />

seiner Zeit den Problemen der Menschen, im spirituellen und auch im materiellen<br />

Bereich. Er war einzigartig als Priester, indem er zwischen Armen und<br />

Reichen keinen Unterschied machte: jeder war für ihn gleich. Er litt selber unter<br />

den Problemen anderer Menschen. 17)<br />

17) Das Zeugnis der Eltern über die letzten Tage ist bei den Berichten über <strong>Aaron</strong>’s Tod zu finden.<br />

34


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Christiana Ogonna Eze<br />

Erinnerungen der Schwester 18)<br />

Über <strong>Aaron</strong> zu schreiben, fällt mir so schwer, weil ich nicht weiß, wie<br />

ich die Fülle an Erfahrungen mit ihm in wenige Worte fassen soll, weil<br />

all das, was er getan hat und für mich war, mich durchströmt.Die erste Erinnerung<br />

an <strong>Aaron</strong>, die in mir aufkommt, wenn ich an ihn denke: er trägt<br />

mich auf seinem Rücken zur Familie Mpokiti, ich war vielleicht sechs oder sieben<br />

Jahre alt. Ich genoß das so sehr, daß ich am liebsten immer so weitergetragen<br />

worden wäre - weil ich ihn, meinen Bruder, so gerne hatte, oder<br />

vielmehr wegen der Liebe, die wir füreinander empfanden.<br />

<strong>Aaron</strong> war zehn Jahre älter als ich. Wenn <strong>Aaron</strong> während seiner Schulferien<br />

nach Hause kam, versammelte er alle Kinder unserer Gemeinde, um sie<br />

im Katechismus zu unterrichten. Ich liebte die Art und Weise, wie er uns Gebete<br />

und den Katechismus lehrte. Ich blieb immer an seiner Seite, weil ich<br />

seine Lebensweise nachahmen wollte. Ich versuchte, die beste in der Kindergruppe<br />

zu sein, indem ich die längsten Texte auswendig aufsagte und die<br />

schwierigsten Fragen beantwortete. Er gab denen, die richtig antworteten,<br />

ein Heiligenbildchen. Manchmal gab er mir keines, obwohl ich als erste und<br />

richtig geantwortet hatte - gab aber anderen eines, obwohl er ihnen hatte<br />

helfen müssen. Ich kränkte mich darüber und beklagte mich bei unserer Mutter.<br />

<strong>Aaron</strong> fragte dann vielleicht die Kinder: „Hat Christiane die Fragen richtig<br />

beantwortet?“ Die Kinder antworteten: „Sie war sogar am besten.“ Dann<br />

fragte er: „Sollen wir ihr auch ein Heiligenbildchen geben?“ Im selben Brustton<br />

der Überzeugung antworteten sie: „Ja, ja, ja!“ Dann gab er mir eines. Und<br />

ich war unsagbar glücklich.<br />

Ich suchte immer, ihm nahe zu sein und ihm nachzufolgen, wenn er irgendwohin<br />

geschickt wurde. Wenn er arbeitete, wollte ich Seite an Seite mit<br />

ihm arbeiten. Wenn er kranke oder alte Menschen besuchte oder Menschen, die<br />

keine Christen waren, ich ging mit ihm. Wir beteten miteinander, sagten den<br />

18) Übersetzung aus dem Englischen.<br />

35


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Katechismus auf oder sangen miteinander. Seit unserer Kindheit waren wir auf<br />

eine besondere Weise miteinander verbunden.<br />

Im Jahre 1961 hieß es, daß mein Bruder nach Übersee gehen sollte. Alle in<br />

der Kirche waren glücklich darüber - außer mir, mein Herz war schwer, weil ich<br />

mir nicht vorstellen konnte, ihn mehrere Jahre lang nicht sehen zu können. Ich<br />

durfte ihn dann aber als einzige bis nach Umunze begleiten, als er nach Europa<br />

reiste. Meine Eltern hatten in der Familie immer wieder mit Schwierigkeiten<br />

zu kämpfen gehabt, seit <strong>Aaron</strong> ins Seminar eingetreten war. Nun warf man ihnen<br />

vor, sie hätten <strong>Aaron</strong>, ihren Sohn, weggejagt, mein Vater habe einen Frevel<br />

begangen. Wenn wir <strong>Aaron</strong> über unser Leiden schrieben, pflegte er uns zu antworten:<br />

„Ein geduldiger Hund bekommt die besten Knochen.“ Selbst wenn sie<br />

uns aus unserem Haus vertrieben! Wir sollten es einfach verlassen. Gott würde<br />

uns ein Obdach geben.<br />

Nach <strong>Aaron</strong>’s Priesterweihe in Wien und dem Ausbruch des Bürgerkrieges<br />

bereitete sich unsere Familie dreimal auf seine Rückkehr vor - aber „Gottes Zeit<br />

ist die beste“. Als er schließlich kam, wußte niemand davon.<br />

Vom Tag seiner Heimkehr aus Europa an bis zu seinem Tod widmete <strong>Aaron</strong><br />

sich seiner pastoralen Arbeit, ohne sich jemals auch nur einen Tag Ruhe zu<br />

gönnen -außer wenn er sehr krank im Spital lag. Aber sobald es ihm nur etwas<br />

besser ging, stand er auf und besuchte die anderen Kranken. <strong>Dr</strong>ei Jahre lang hatte<br />

ich damit gezögert, ihn zu bitten, so wie andere Priester auch Dienststunden<br />

einzurichten. <strong>Aaron</strong> antwortete: „Diese Priester sind sie selber, aber ich bin <strong>Father</strong><br />

<strong>Ekwu</strong>.“ Und er fügte noch hinzu: „Weißt du denn, wann der Besitzer kommt?“<br />

Viele, die Christen wurden, sagten, sie seien wegen <strong>Father</strong> <strong>Ejikemeuwa</strong><br />

(vor allem ältere Menschen nannten ihn bei seinem Igbonamen) in die Kirche eingetreten.<br />

Ein Beispiel: Eines Tages fuhr er an dem Platz vorbei, an dem Angehörige<br />

der Religion der Igbo ihrem Gott ein Opfer darbrachten. Er hielt an<br />

und ging zu ihnen. Sie ließen alles zurück und wendeten sich ihm zu. Sie plauderten<br />

mit ihm und waren glücklich, daß er zu ihnen gekommen war. Bevor er weiterfuhr,<br />

bat er sie, zum Gebet niederzuknien. Dann betete er für sie, segnete sie<br />

und verließ sie wieder. Sie alle sind heute Christen.<br />

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II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

37


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Wenn <strong>Aaron</strong> heimkam, kaufte er unterwegs Lebensmittel ein: Milch,<br />

Brot, Yams, Kochbananen,... Auf seinem Weg nach Hause besuchte er Kranke zu<br />

Hause oder im Spital, nahm Menschen mit, die unterwegs waren, Klosterschwestern,<br />

Frauen auf dem Weg zum Markt oder nach Hause, Bettler. Keinen hätte<br />

er zurückgelassen. Und jeder war in seinen Augen gleich wertvoll. In jedem<br />

Menschen sah er Gott. Und er verteilte unterwegs das, was er für die vielen Leute<br />

zu Hause eingekauft hatte. Manchmal kam er dann mit leeren Händen nach<br />

Hause. Und wenn ihn jemand danach fragte, antwortete er scherzend mit einer<br />

Gegenfrage: „Hast du mir vielleicht Geld gegeben, um etwas zu kaufen?“ Und<br />

dann endete alles in einem allgemeinen Gelächter. Wenn ich einmal lachen<br />

wollte, so richtig aus dem Innersten, dann ging ich zu ihm!<br />

Eines Tages fuhren wir nach Owerre-Ezukala. Da sah er eine alte Frau<br />

zum Markt gehen, der Markt ist sehr weit entfernt und sie hatte nur eine Henne<br />

zu verkaufen; mit dem Geld wollte sie Lebensmittel kaufen. <strong>Aaron</strong> hielt an und<br />

fragte: „Mama, wohin gehst du?“ Sie erzählte es ihm. Er fragte: „Wieviel kostet<br />

die Henne?“ Und nachdem die Frau ihm darauf geantwortet hatte, griff er in seine<br />

Tasche und gab ihr mehr als den angegebenen Preis. Die alte Frau tanzte vor<br />

Freude und segnete ihn. Wir nahmen sie im Wagen zurück zu ihrem Dorf mit. Von<br />

<strong>Aaron</strong> lernte ich, jede ältere Frau mit Mama und jeden älteren Mann mit Papa<br />

anzusprechen. Darin liegt für mich ein berührender Ausdruck von Respekt gegenüber<br />

Älteren.<br />

Wenn jemand sich armselig und beschämt fühlte und zu <strong>Aaron</strong> kam:<br />

beim Weggehen fühlte er sich reich beschenkt und in besonderer Weise von<br />

Gott geliebt. Durch ihn wurden die Menschen fähig, sich selbst anzunehmen und<br />

mit Gott zu versöhnen. Ihm gelang es, Probleme zu lösen, die keiner sonst lösen<br />

konnte. Die Menschen in seiner Pfarre Amawbia nannten ihn „Ezechinyere<br />

Ukochukwu“, einen König, den Gott zum Priester gemacht hat. Er wollte alle in<br />

allem zufriedenstellen, aber das war natürlich nicht möglich. Wenn er etwas<br />

erreichen wollte, eine gute Sache begonnen hatte, sie aber nicht weiterführen<br />

konnte, ließ er es damit bewenden - und dankte Gott für das Erreichte. Er dankte<br />

Gott für alles.<br />

38


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Bei seiner Arbeit achtete er nicht auf seine Soutane; ich nannte sie seine<br />

„Arbeitskleidung“. Seine Soutane war bald nicht mehr weiß sondern braun,<br />

weil er Kinder hochhob, Menschen umarmte, die verschwitzt und schmutzig<br />

von der Farmarbeit heimkamen oder auch selbst mit Hand anlegte, wo Hilfe<br />

nötig war. Wenn ich über seine Arbeit und sein Wesen nachdachte, betete ich<br />

immer wieder zu Gott: „Allmächtiger Vater, wer bin ich, daß Du mir, einer<br />

Sünderin, Deiner unwürdigen Dienerin, in Deiner Güte <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> zum Bruder<br />

gegeben hast. Bitte, Vater, Du siehst ihn, er ist Dir nicht verborgen. Er<br />

widmet Dir all seine Kraft und Arbeit. Bitte, gib ihm auch die Kraft, diese Arbeit<br />

zu einem guten Ende zu bringen.“<br />

Im November 1988 kam <strong>Aaron</strong> zu mir und sagte, wir müßten das Goldene<br />

Jubiläum für unsere Eltern feiern. Er gab mir die bereits gedruckten<br />

Einladungskarten. Ich fragte, weshalb es damit eine solche Eile habe. Er antwortete<br />

nur: „Ja, wir müssen es jetzt tun, wir können es nicht länger aufschieben.“<br />

Als <strong>Aaron</strong> mit seiner Schwester und einer Tante ein Familientreffen für<br />

den Ostermontag 1989 zur Lösung eines Problems vorbereitete, verhielt er<br />

sich ganz gegen seine Gewohnheit und die Erwartungen seiner Angehörigen sehr<br />

zurückhaltend.<br />

Wir erwarteten, er würde uns sagen, wie er über die Angelegenheit<br />

denkt, aber er bat uns, den Anfang zu machen und ihm zu sagen, wie wir alles<br />

regeln wollten. <strong>Aaron</strong> nahm kaum an dem Gespräch teil, er ließ uns sprechen,<br />

er hörte nur zu. Er sagte, alles liege bei uns, wir sollten entscheiden, wie<br />

wir es für das Beste hielten. Am Ende sagte er: „Wie immer ihr es tun wollt, ist<br />

es gut.“ <strong>Aaron</strong> segnete uns.<br />

Am Freitag vor seinem Unfall - also am Freitag vor dem Palmsonntag<br />

- kam ich zu <strong>Aaron</strong> nach Amawbia, um ihn zu sehen. Man erzählte mir, er wäre<br />

krank. Er war aber nicht in seinem Zimmer. Man sagte mir, er sei in die Kirche<br />

zur Kreuzwegandacht gegangen, weil der Ortspfarrer nicht gekommen<br />

sei. Dort war er aber nicht, ein anderer Priester hielt die Andacht. Ich hatte Angst,<br />

39


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

<strong>Aaron</strong> könnte irgendwo zusammengebrochen sein. Als Leute zum Pfarrhaus gingen,<br />

um mit <strong>Father</strong> zu sprechen, folgte ich ihnen. Da sah ich ihn langsam von<br />

der Kirche kommen. Ich ging ihm entgegen und sagte vor mich hin: „Dieser<br />

Mensch hat seine Energie schon dreimal aufgebraucht.“ Er setzte sich auf die<br />

Stufen vor der Kirche, sprach dort mit dem Lehrer. Ich setzte mich zu ihnen. Nach<br />

dem Gespräch bat er mich: „ Christ nwannem (meine Schwester), hilf mir beim<br />

Aufstehen.“ Ich begleitete ihn dann zu den Menschen, die auf ihn gewartet hatten.<br />

Er scherzte mit ihnen, sie lachten. <strong>Aaron</strong> fuhr dann noch weg - und ich rief<br />

aus: „Woher bekommt dieser Mann nur seine Kraft?“<br />

Nach seinem Tod hatte niemand den Mut, kein Priester, keine Klosterschwester,<br />

niemand wagte es, meiner Mutter zu erzählen, was geschehen war.<br />

Ich fragte meine Mutter: „Wie nennst du <strong>Father</strong>?“ Sie sagte: „Nwachukwu.“<br />

(Kind Gottes.) Ich setzte fort: „Du nennst ihn Gottes Kind. Wenn Gott nun zu<br />

sich nimmt, was Sein ist, sollen wir Ihn dann dafür anklagen?“ Sie antwortete:<br />

„Nein.“ Ich sagte: „Gott hat Sein Kind zu sich genommen.“ Sie sah mich an<br />

und sagte: „Du hast erfahren, was mit <strong>Aaron</strong> geschehen ist - und hast doch den<br />

Mut aufgebracht... Was immer dir diesen Mut gegeben hat, es soll auch mir Mut<br />

geben!“ Und wir beteten gemeinsam.<br />

Ich sah <strong>Aaron</strong> erst am Montag, am Tag nach seinem Tod wieder. <strong>Aaron</strong>’s<br />

Lächeln hatte - solange er lebte - eine bessere Wirkung gehabt als Medizin. Und<br />

dieses Lächeln zeichnete ihn auch im Tode aus, <strong>Aaron</strong> lächelte. Ich sagte zu Mama:<br />

„Schau, der, um den du weinst, lächelt.“<br />

Als ich vor Jahren einmal in London war, kaufte ich mir das Büchlein „Die<br />

Nachfolge Christi“ und las es einige Male, verstand es aber nicht und legte es<br />

beiseite. Bei der Predigt anläßlich der Begräbnismesse für meinen Bruder sagte<br />

Bischof Simon Okafor, daß <strong>Aaron</strong> der einzige Mensch sei, der das Büchlein<br />

nicht nur gelesen, sondern auch danach gelebt habe. Danach nahm ich es<br />

wieder zur Hand, las es und erkannte darin <strong>Aaron</strong>’s Leben wieder, Wort für Wort,<br />

Satz für Satz. Was für ein Mensch war er!<br />

40


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Gottfried Ilming<br />

„200 für 2“ - und wie es dazu kam!<br />

Meine Mutter, Gabriele Ilming - Mutter von fünf Kindern, Fahrlehrerin<br />

und Vortragende bei Ehe-Vorbereitungsseminaren - war für den Missionsgedanken<br />

immer schon sehr aufgeschlossen. Sie lud daher <strong>Dr</strong>. Neudecker, einen<br />

österreichischen Arzt, der in Nigeria in einem Missionsspital arbeitete, anläßlich<br />

eines Europaurlaubs ein, Lichtbildervorträge zu halten. Dabei erfuhr man<br />

nicht nur über Probleme der medizinischen Versorgung, sondern auch, daß es viele<br />

junge lernbegierige Nigerianer gibt, die aber an Schulen und Seminaren aus<br />

Platzmangel abgewiesen werden. Da kam es sicher zum zündenden Funken: Es<br />

müßte doch bei unserem Priestermangel möglich sein, einem jungen Nigerianer<br />

das Studium und die Priesterweihe in Österreich zu ermöglichen.<br />

Man schrieb das Jahr 1960: Nigeria sollte unabhängig werden, und Pater<br />

<strong>Dr</strong>. Othmar Rauscher, Zisterzienser und späterer Abt vom Stift Schlierbach<br />

(OÖ) wurde von seinem Orden freigestellt, um die Unabhängigkeitsfeiern und<br />

die Situation der Kirche in Afrika bildlich zu dokumentieren. Bei diesem Afrika-Aufenthalt<br />

ergab sich die Möglichkeit, die Idee von Gabriele Ilming zu<br />

erörtern. Wer aber beschreibt das Erstaunen, als P. Othmar Rauscher zu Weihnachten<br />

1960 mit der Botschaft nach Österreich zurückkehrte:<br />

„Entweder zwei oder keinen!“<br />

Einen Studenten allein wollte der Bischof nicht fortlassen, weil dieser<br />

sonst zu sehr unter Heimweh zu leiden hätte und sich in fremder Umgebung<br />

schwer zurechtfinden würde. Dachte Gabriele Ilming ursprünglich, es müßten<br />

sich hundert Gleichgesinnte finden, die mit monatlich öS. 10,— den Aufenthalt<br />

und das Studium finanziell mittragen, hieß ihre neue Kalkulation, dann müßte<br />

sie eben zweihundert Menschen für dieses Anliegen gewinnen, damit zwei<br />

Afrikaner hier studieren können. Kurz entschlossen lautete die Neujahrsbotschaft<br />

1961 für den Bischof von Enugu, J. O’Neill CSSp: „Bitte schicken Sie zwei<br />

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II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Studenten.“ In der Zwischenzeit war Gabriele Ilming nicht untätig, es galt, die<br />

Weichen für die unmittelbare Zukunft zu stellen. Im April 1961 waren die beiden,<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> und Hypolite Adigwe, von ihrem Bischof bereits ausgesucht,<br />

Fotos und Lebenslauf postalisch schon nach Wien vorausgeeilt, die Flugtickets<br />

bezahlt und so konnte die „Aktion 200 für 2“ beginnen.<br />

Die Ankunft - im August 1961<br />

Mit Feldstechern und Fotos zur Identifikation bewaffnet ist unsere Familie<br />

am Flughafen Schwechat versammelt. Der Alitalia-Maschine entsteigen<br />

etliche Weiße, dann -hurra- der erste „Schwarze“, das muß <strong>Aaron</strong> sein, er ist<br />

etwas kleiner, dann der zweite mit Brille, das kann nur Hypolite sein, doch oh<br />

Schreck, da kommt ja noch ein dritter Afrikaner aus dem Flugzeug... Gottseidank<br />

klärt sich alles in Wohlgefallen auf: der dritte ist Simon Okeke - und ist<br />

für das Studium in Innsbruck bestimmt.<br />

Die kommenden Tage waren einem intensiven „Wien-Besichtigungsprogramm“<br />

gewidmet, wobei unsere afrikanischen Brüder ihre ersten Brocken<br />

„Deutsch“ lernten und die Ilming-Kinder ganz glücklich ihr Schulenglisch ausprobieren<br />

durften. Als erstes Dankeschön für die Sight-Seeing-Tour durch Wien<br />

bekochten uns die beiden mit einer nigerianischen Spezialität, der Nationalspeise<br />

„Fu-Fu“.<br />

Die anschließenden Wochen waren dem intensiven Sprachstudium gewidmet.<br />

Wie ernst die beiden an das Erlernen unserer schweren Sprache herangingen,<br />

zeigte sich bei der Prüfung: Von 34 Hörern traten nur drei an und<br />

„unsere beiden“ absolvierten sie mit den Noten „sehr gut“ und „gut“. Als<br />

Abschluß der Ferientage und als Belohnung für die ersten Lernerfolge wurden<br />

die Gnadenorte Heiligenkreuz und Mariazell besucht, wo in Dankbarkeit der<br />

vielen Wohltäter gedacht wurde.<br />

Am 16. September 1961 hatten die Förderer erstmals die Möglichkeit,<br />

unsere beiden in den Räumlichkeiten der Fahrschule Ilming selbst zu erleben.<br />

Alle, die gekommen waren, zeigten sich von der Liebenswürdigkeit,<br />

Freundlichkeit, Natürlichkeit und Sangesfreude der beiden richtig entzückt.<br />

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II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Studium in Wien<br />

So begann also das Studium in Wien. Da beide schon in ihrer Heimat Philosophie<br />

studiert hatten, wurden sie gleich in den 3. Jahrgang eingereiht und<br />

auch im Priesterseminar brüderlich aufgenommen.<br />

Die ersten Weihnachten in Österreich erlebten die beiden in tiefer Frömmigkeit<br />

und großer Begeisterung. Man kann die Freude gar nicht beschreiben,<br />

als sie sahen, daß auf dem Christbaum bei jeder Kerze ein kleines Namensschildchen<br />

hing, mit den Namen derer, an die gedacht werden sollte: Und<br />

ihre Namen waren auch darauf!<br />

Durch Reportagen in katholischen Zeitschriften wurde die Aktion bald<br />

österreichweit bekannt und es gab viele erfreuliche Reaktionen. Herausgehoben<br />

sei die „Aktion 365“ (von Pater Leppich), deren Theatergruppe „Ensemble<br />

365“ eine Benefizvorstellung des <strong>Dr</strong>amas „Armut“ von Anton Wildgans<br />

gab, in der auch Gabriele Ilming mitspielte - und deren schlechtes<br />

Aussehen nicht nur „Schminke“ war - ihr Gesicht war bereits von einer zerstörerischen<br />

Krankheit gezeichnet. Dennoch informierte sie in monatlichen „Rundbriefen“<br />

über alle möglichen Neuigkeiten und über den Studiengang, aber auch<br />

über weniger Erfreuliches, etwa über Erkrankungen der beiden Studenten.<br />

Die niederen Weihen am 21. Dezember 1962 durch Weihbischof <strong>Dr</strong>. Weinbacher<br />

waren ein erster Höhepunkt in der priesterlichen Ausbildung. Aufgeregt<br />

schlugen nicht nur die Herzen unserer beiden, als auf die Aufforderung<br />

des Bischofs: „Es treten heran, die die Tonsur empfangen wollen“, <strong>Aaron</strong> und<br />

Hypolite antworteten: „Adsum.“ (Hier bin ich, Herr!)<br />

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II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Die Silberhochzeit unserer Eltern Othmar und Gabriele Ilming am 3.<br />

Juni 1963 war der letzte Höhepunkt, den unsere Mutter mit <strong>Aaron</strong> und Hypolite<br />

erleben durfte. Im 20. Rundbrief an die große Schar der Wohltäter verabschiedete<br />

sie sich mit den Worten: „Betet nicht um meine Gesundheit, sondern<br />

um Geduld und Kraft, den Willen des Herrn zu erfüllen.“ Am 4. Dezember<br />

1963 wurde sie im 46. Lebensjahr von ihrem Leiden erlöst.<br />

Priesterweihe und Primiz<br />

Pater Bernhard Steigenberger versprach ihr bereits am Krankenbett, als<br />

ihr klar wurde, daß ihr der schönste Tag mit der Teilnahme an der Priesterweihe<br />

und Primiz nicht mehr bestimmt sein würde, die „Aktion 200 für 2“ in ihrem<br />

Sinne weiterzuführen. Gewissenhaft erfüllte er dieses Vermächtnis, sich um die<br />

beiden afrikanischen Freunde zu sorgen und die große „Afrikafamilie“ auch weiterhin<br />

zu betreuen. Am 29. Juni 1965 empfingen Hypolite und <strong>Aaron</strong> von Kardinal<br />

<strong>Dr</strong>. Franz König im Dom zu St. Stephan die Priesterweihe. Die Primizfeier<br />

am 4. Juli 1965 durften sie unter großer Anteilnahme der vielen Freunde, Gönner<br />

und Wohltäter in der Kirche St. Johannes Don Bosco in Neu-Erdberg<br />

(Wien) feiern. Um das Theologiestudium bis zum Doktorat fortsetzen zu können,<br />

wurden unsere Jungpriester als Hilfskapläne Wiener Pfarren zugeteilt, wo<br />

sie sich erst recht einen weiteren Freundeskreis erschließen konnten. 1967<br />

promovierte Hypolite und im März 1968 <strong>Aaron</strong> zum Doktor der Theologie.<br />

Verbundenheit mit <strong>Aaron</strong> und Hypolite<br />

So bald es möglich war, kehrten die beiden in ihre Heimat zurück. Mit<br />

dem 43. und letzten Rundbrief im September 1969 dankte Pater Bernhard der<br />

„Afrikafamilie“ für die unermüdliche tatkräftige Hilfe und Unterstützung<br />

durch Jahre hindurch und beendete sein Schreiben mit dem Satz: „Als nicht<br />

abgeschlossen jedoch betrachte ich Eure geistige Hilfe und bin überzeugt,<br />

daß Ihr im Gebet auch weiterhin der Intention der einstigen Afrikafamilie gedenkt,<br />

auf daß Gott in allem verherrlicht werde!“<br />

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II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Hypolite A. Adigwe<br />

Gemeinsame Jahre im Seminar 19)<br />

A ls mich der Rektor des Bigard Memorial Seminary, Enugu 1961 informierte,<br />

daß ich nach Wien fahren würde, um dort meine Vorbereitung<br />

zum Priestertum fortzusetzen, fügte er rasch hinzu, daß ich nicht alleine fahren<br />

würde. Es war ein Trost, einen Kameraden zu haben - und meine Freude war<br />

noch größer, als er mir sagte, daß es <strong>Aaron</strong> <strong>Ejikemeuwa</strong> <strong>Ekwu</strong> sein sollte. Ich<br />

sagte mir, daß ich dort dann einen älteren Bruder haben würde.<br />

Achtung vor Älteren<br />

Achtung vor Älteren ist der traditionellen Gesellschaft des Igbogebietes<br />

eigen - und eigentlich ganz Afrika. Die konkrete Form, die dieser Respekt annimmt,<br />

ist von Ort zu Ort verschieden. Ich bin als letztes Kind der Familie geboren<br />

- und war mir dieser Stellung immer bewußt. Bestimmte Rechte sind für den Jüngsten<br />

vorgesehen, und wenn die älteren Brüder diese Rechte achten, gibt es so gut<br />

wie nichts, das sie nicht von den Jüngeren<br />

erhalten könnten. Andererseits, wenn der<br />

Jüngere den Älteren die ihnen zukommende<br />

Achtung erweist, wird nur der Himmel<br />

selbst zur Grenze dessen, was er von<br />

ihnen erhält. Als <strong>Aaron</strong> und ich einander<br />

sahen, verharrten wir einige Zeit in Schweigen.<br />

Dann gingen wir und beteten. Es<br />

schien, als wäre unser schweigendes Annehmen<br />

der neuen Herausforderung dadurch<br />

besiegelt worden. <strong>Aaron</strong> war mir<br />

im Seminar drei Jahre voraus. Da er ein<br />

Jahr verloren hatte, war er gerade in seinem<br />

ersten theologischen Jahr, während<br />

19) Übersetzung aus dem Englischen.<br />

45


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

ich in meinem letzten Jahr der Philosophie war. Uns wurde gesagt, daß wir, sobald<br />

wir nach Wien kämen, auf derselben Stufe beginnen würden. Ich fragte mich,<br />

wie er das aufnehmen würde. Ich faßte den Entschluß, darauf zu sprechen zu kommen,<br />

bevor er die Frage aufwerfen würde. „Wie werden wir es damit halten, sobald<br />

wir dort ankommen? Heißt das, daß du nun ein weiteres Jahr verlieren<br />

wirst?“ Er sagte: „Es macht nichts aus. Es ist sogar besser so, wir können dann<br />

miteinander studieren. Gottes Zeit ist die beste.“<br />

<strong>Aaron</strong> - ein fürsorglicher Bruder<br />

Ich denke, daß dieser ursprüngliche Schritt die weitere Zeit unseres<br />

Miteinander-Lebens für die uns bleibenden Jahre bestimmte. Er war mir der<br />

große Bruder, nicht in dem Sinn von einem, der Überlegenheit, Vorrecht und<br />

Ehre sucht, sondern einer, der Sorge trägt, der seines Bruders Hüter ist, einer,<br />

der seine Brüder liebt und sein Leben mit ihnen teilt. Er verfügte über eine<br />

beredte Schlichtheit. Er wußte um seine Grenzen Bescheid und akzeptierte sie;<br />

und so lernten wir rasch, einander zu ergänzen - was er besser konnte, tat er<br />

für uns beide; und wenn ich etwas besser konnte, handelte ich ebenso.<br />

<strong>Aaron</strong> war gerne Priester und lebte auch danach. Seit unserer Priesterweihe<br />

versuchten wir, jedes Jahr am 29. Juni, dem Fest der Heiligen Petrus und Paulus,<br />

zur Erinnerung an die Priesterweihe zusammen die Hl. Messe zu feiern. Für uns<br />

war und ist sie der größte Schatz, den wir hier auf Erden erhalten haben.<br />

Martin Treipl<br />

Z<br />

Wie ich <strong>Aaron</strong> erlebte<br />

wei Afrikaner sind 1961 ins Wiener Priesterseminar gekommen. Sie<br />

sprechen ganz wenig Deutsch. Englisch kann ich nicht, so ist die Verständigung<br />

schwierig - mit Worten. <strong>Aaron</strong>’s herzliches Lachen erfrischt<br />

mich immer wieder. Gerne bin ich mit ihm zusammen. Bösesein kennt er nicht.<br />

Als ich Jahre später als Kaplan in Wien eine Cursillo-Gruppe mit ihm mache,<br />

46


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

lerne ich seinen tiefen Glauben schätzen. Einmal fragte ich ihn: „Was denkt ihr<br />

Afrikaner über uns Europäer?“ Er drückte einige Zeit herum. Dann sagte er: „Naja,<br />

ihr habt keine Kultur.“ Ich sagte, daß ich das nicht verstehe. Er erklärte: „Zivilisation<br />

habt ihr schon - aber habt ihr eine Herzenskultur?“<br />

Jahre später kam er einmal überraschend zu mir nach Wöllersdorf.<br />

Ich hatte Schulbeichte. Ich fragte, ob er helfen wolle. Er bejahte. Ich erklärte<br />

es den Kindern und ließ ihnen die Wahl. Am Schluß war ich „arbeitslos“. Alle<br />

gingen zu ihm. Ja, die Sprache des Herzens verstehen alle.<br />

Alfred Evanzin<br />

F<br />

Ein Missionar in Wien<br />

ür mich, der ich das Glück hatte, <strong>Dr</strong>. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>, den damaligen Kaplan<br />

der Pfarre St. Johann Evangelist, im Pfarrgemeinderat kennen und<br />

schätzen zu lernen, war es eine Fügung Gottes, die nicht nur meine Lebenserfahrung<br />

und Lebensauffassung, sondern die vieler Menschen sehr erweiterte<br />

und festigte. Trotz seiner vielfachen Beanspruchung als Kaplan, bei der Betreuung<br />

verschiedener Hilfskomitees im In- und Ausland, die während des<br />

Bürgerkrieges in Nigeria tätig waren, durch seine Vortragstätigkeit und sein<br />

Doktoratsstudium hatte er immer auch Zeit für Fernstehende und Andersgläubige.<br />

Seine offene, aus dem Herzen kommende, allseits und jederzeit angebotene<br />

Hilfsbereitschaft - oftmals verbunden mit Humor - machte ihn über<br />

die Pfarrgrenzen hinaus zu einer vielfach bekannten und beliebten Persönlichkeit.<br />

Der junge, aus Afrika stammende Kaplan von St. Johann war - man kann<br />

es heute ruhig sagen - in einer Art und Weise missionarisch tätig, wie man es<br />

hier nicht gewohnt war. <strong>Dr</strong>. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> hatte auch mannigfache Probleme<br />

und Schwierigkeiten. Wie er diese aber anging, vor allem, wie er mit großem<br />

Gottvertrauen sich im Hl. Meßopfer immer wieder Kraft, Mut und Ausdauer<br />

holte, war einfach bewundernswert.<br />

Wir können nur in aller Demut immer wieder erkennen, daß Gottes<br />

47


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Wege für uns Menschen oft noch unverständlich sind. Wenn also <strong>Dr</strong>. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>,<br />

der unermüdliche und überaus eifrige Diener im Weinberg des Herrn, so<br />

überraschend und jung abberufen wurde, so sollten wir doch auch davon<br />

überzeugt sein, daß er innerhalb der großen kirchlichen Gemeinschaft der<br />

Lebenden und der Toten noch weiterwirkt.<br />

Eine tiefe Freundschaft verband <strong>Aaron</strong> schon seit seiner Studienzeit mit<br />

Menschen in vielen Pfarren, so auch mit der kinderreichen Familie Beneder in<br />

Arbesbach im Waldviertel (NÖ).<br />

Hermann Beneder sen.<br />

A<br />

Bei Freunden im Waldviertel<br />

ls Theologiestudent kam <strong>Aaron</strong> im August 1964 zum ersten Mal zu<br />

uns nach Arbesbach. Wir gewannen ihn alle sehr lieb; auch von unseren<br />

fünf Kindern wurde er durch seine natürliche, liebe Art bald angenommen.<br />

Es entstand eine tiefe Freundschaft. <strong>Aaron</strong>’s Wahlspruch war: „Geteiltes Leid<br />

ist halbes Leid, und geteilte Freude ist doppelte Freude.“ Das haben er und wir<br />

immer wieder gespürt. Auch nach seiner Rückkehr in sein Heimatland hatten<br />

wir innigsten geschwisterlichen Kontakt mit ihm, welcher bis zu seinem Tod<br />

bestand. Es gab keine Europareise, die ihn nicht auch zu uns geführt hätte.<br />

Zweimal besuchten wir <strong>Aaron</strong> in Afrika. Dort lernten wir auch seine Eltern und<br />

Geschwister kennen. Wir erfüllten seiner Schwester Christiana ihren langgehegten<br />

Wunsch, Krankenschwester zu werden, und ließen sie in der Krankenpflegeschule<br />

in Zwettl ausbilden.<br />

48


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Edith Schmidt<br />

C<br />

<strong>Aaron</strong> und die Fokolar-Bewegung<br />

hiara Lubich, die Begründerin der Fokolar-Bewegung hat im Zweiten<br />

Weltkrieg in Trient (Italien) als Lehrerin unterrichtet. Während des<br />

Krieges schloß sie sich mit einigen Gefährtinnen zusammen, um unter den<br />

Ärmsten der Armen zu leben und das wenige, das man damals hatte, mit anderen<br />

zu teilen. Inmitten des Krieges wuchs die Spiritualität dieser Bewegung,<br />

das Bemühen um Einheit unter den Menschen. Dieser Einheit galt ihr ganzer,<br />

vorbehaltloser Einsatz, sie wurde ihr Ideal, das sie allen Menschen der Welt weiterschenken<br />

wollte. Der zündende Funke, die erste Inspiration aber war, daß<br />

Gott sich ihnen neu als die Liebe offenbarte.<br />

Bei der Fokolar-Bewegung handelt es sich um eine Spiritualität für Laien<br />

- Männer wie Frauen - und sie ist überkonfessionell. Der Dialog mit Menschen<br />

verschiedener Weltanschauung, ohne religiöse Bindung, ist ein weiterer<br />

Schwerpunkt.<br />

Die Spiritualität der Bewegung war in <strong>Aaron</strong>’s Wesen grundgelegt -<br />

und so fühlte er sich sofort zu ihr hingezogen.<br />

Während seines Österreich-Aufenthaltes hat <strong>Aaron</strong> die Fokolar-Bewegung<br />

kennengelernt - durch einige Kollegen im Priesterseminar in Wien, die<br />

ihn eingeladen hatten. Er war vor allem von den äußerst einfachen Begebenheiten<br />

beeindruckt, die am Anfang der Bewegung standen, und davon, daß<br />

praktisch alles Gott geführt hat. Was ihn besonders angesprochen hat war,<br />

daß sich dieses Leben im Alltag verwirklichen ließ und daß es jeder leben<br />

konnte: Laien, Priester, Kinder, Jugendliche, Erwachsene,...<br />

Die Entscheidung für Gott, das gelebte Evangelium, Monat für Monat<br />

einen bestimmten Satz leben; dadurch ging ihm vieles auf, was er durch das<br />

Studium der Theologie allein nicht verstanden hatte, wie er sagte - zum Beispiel,<br />

Jesus im Mitmenschen zu lieben nach dem Schriftwort: „Was ihr dem Ge-<br />

49


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

ringsten getan habt, das habt ihr mir getan“. Das machte ihn sehr glücklich.<br />

Mit der ihm eigenen Herzlichkeit und Offenheit und seinen vielen natürlichen<br />

Begabungen begann er, diese Spiritualität zu leben.<br />

<strong>Aaron</strong> war von der Schlichtheit und von der Durchschlagskraft dieser Spiritualität<br />

und der daraus entstandenen Bewegung von Menschen aller Altersstufen,<br />

Berufe und sozialen Schichten getroffen, von dieser Sicht des Evangeliums,<br />

nämlich der Einheit her. Er hat sich diese Spiritualität zu eigen gemacht,<br />

hat sie gelebt und viele andere damit bekanntgemacht, zuerst in Österreich und<br />

danach in Nigeria. Er nahm am Sommertreffen „Mariapoli“ 1964 in Wattens<br />

und an der ersten Mariapoli in Fontem (Kamerun 1974) teil. Er hat vielen anderen<br />

dieses Leben überzeugend vermittelt - durch sein Beispiel und Wort.<br />

Miguel Angel Andradas<br />

Ein Vater für alle 20)<br />

In den neun Tagen des Koma vor <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>’s Tod gab es immer wieder<br />

Momente, in denen er geistig wach war. In einem solchen Augenblick<br />

wechselte er ein paar Worte mit Pater Aloysius, einem Mitbruder.<br />

Dieser erinnerte ihn daran, daß er in diesem Zustand Jesus den Verlassenen lieben<br />

könne. Pater <strong>Aaron</strong> wurde sich der Schwere seiner Lage klar und bat ihn,<br />

für ihn zu beten. Pater Aloysius schreibt: „Wir haben einen großen geistlichen<br />

Vater verloren, einen Vater für alle, die ihn kannten. Er war vorbereitet<br />

auf diesen großen Schritt.“<br />

20) Aus: HEUTE - 1989 / 6,7 / 23.<br />

50


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Helmut Kaiser<br />

Freundschaft und Einheit<br />

seit vielen Jahren<br />

Mit <strong>Aaron</strong> verbindet mich eine tiefe, viele Jahre dauernde Freundschaft<br />

- sie begann 1964, anläßlich der Mariapoli der Fokolar-Bewegung in<br />

Wattens/Tirol. Im September des gleichen Jahres lud ich <strong>Aaron</strong> und Hypolite<br />

zur Mitfeier meines Silbernen Priesterjubiläums nach Jülich (Deutschland)<br />

ein. Als Lichtträger geleiteten sie mich zum festlichen Gottesdienst in die<br />

Probsteikirche. Ein besonderes Erlebnis war <strong>Aaron</strong>’s und Hypolite’s Priesterweihe<br />

im Jahr danach, am 29. Juni 1965 in Wien, zu der ich eingeladen und mit<br />

großer Freude gekommen war.<br />

Mehrfach besuchte <strong>Aaron</strong> uns in Jülich und Morschenich (Deutschland).<br />

Diese Freundschaft weitete sich schnell auf die ganze Gemeinde aus. Er<br />

war „unser Freund“. Seine herzlichen Worte kamen an, sie überzeugten und<br />

machten froh. Was für eine Freude, was für ein Vertrauen ging von ihm aus!<br />

Als Pfarrer Helmut Kaiser anläßlich des Silbernen Priesterjubiläums<br />

von Hypolite Adigwe in Wien war und bei der Jubiläumsmesse die Festpredigt<br />

hielt, schloß er <strong>Aaron</strong>, der diesen Tag nicht mehr mit seinem Freund Hypolite<br />

erleben durfte, in seine Betrachtungen ein. Und so bringen wir auszugsweise<br />

einige Gedanken aus dieser Ansprache, die sich auf das Evangelium der Emmausjünger<br />

bezieht. Darin erschließt sich der verborgene Sinn des Ostergeschehens<br />

und der Auftrag an alle Priester zu seiner Verkündigung. 21)<br />

Und dann geschah das Entscheidende: Die beiden, die mit dem Unbekannten<br />

unterwegs waren und Ihn dann einluden, sie sind plötzlich die<br />

Eingeladenen. „Er nahm das Brot, dankte, brach es und gab es ihnen.“ In diesem<br />

Augenblick gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten Ihn.<br />

21) Festgottesdienst in der Kalvarienbergkirche in Wien 17. am 31. Mai 1990.<br />

51


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Zwei waren es im Bericht der Hl. Schrift, die sich aufmachten und dem<br />

Herrn begegneten, die gemeinsam mit Ihm das Brot brachen. Mit Dir, lieber Hypolite,<br />

war es unser Freund und Mitbruder <strong>Aaron</strong>, der sich auf den Weg machte,<br />

dessen Herz brannte, der den Herrn einlud und der mit Ihm das Brot brach.<br />

<strong>Aaron</strong> ist nun über Emmaus hinaus am Ziel, er ist mit Jesus in schauender<br />

Gemeinschaft. Er ist mit Ihm auferstanden und feiert mit Ihm ewiges Mahl. Hier<br />

fehlt er uns. Aber er ist unter uns. Sein Bischof Albert zitiert in einem Nachruf<br />

zu <strong>Aaron</strong>’s Tod: „Im Himmel denke ich an euch, ich liebe euch, und so wie<br />

im Leben bin ich immer bei euch.“<br />

Das ist unser Auftrag: Diener der Freude inmitten der Kirche zu sein. Laßt<br />

uns nun - mit dem Herrn, mit den Jüngern in Emmaus, mit unserem Bruder <strong>Aaron</strong><br />

- laßt uns miteinander Eucharistie, Danksagung feiern!<br />

Josef G. Cascales<br />

A<br />

<strong>Aaron</strong> und die Cursillo-Bewegung<br />

aron kam zum Cursillo im Jahr 1968. Er bereitete sich damals auf sein<br />

Doktorat in Theologie vor. Der junge Priester fiel wohl auf, weil er eine<br />

andere Hautfarbe hatte als alle anderen Cursillistas. Aber sehr bald<br />

fiel er noch mehr auf durch seine Offenheit, durch seine Demut, durch seine<br />

Bereitschaft, das Christliche vor allem in und mit der Gemeinschaft immer<br />

wieder frisch aufzunehmen. Und wenn er Witze erzählte, dann lachte er selbst<br />

so herzlich, daß sein Lachen uns mehr zu unserem Lachen brachte als der Witz.<br />

Bei einem der ersten Besuche in Wien, nachdem er schon in seiner Diözese<br />

in Nigeria tätig war, kam er zu einer Abschlußfeier des Cursillo. Er sprach zu uns.<br />

Diesen seinen Beitrag werde ich nie in meinem Leben vergessen: Er sprach fröhlich,<br />

optimistisch - im ganzen Saal entstand auf seine Worte hin eine neue Atmosphäre.<br />

Er rief uns alle auf, in der Freundschaft mit Christus für alle Menschen<br />

zum Segen zu werden. So einmalig er sprach, wurde ich, als Verantwortlicher<br />

für die Abschlußfeier, etwas unruhig. Da machte ich die Bemerkung, ob er sich<br />

52


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

nicht kürzer fassen könnte. Und da kam die große Lektion von unserem lieben <strong>Aaron</strong>:<br />

„Ach, lieber Josef, wir haben viel Zeit! Wir haben viel Zeit! Mach dir keine Sorgen;<br />

wegen unserer Sorgen geht die Zeit nicht langsamer vorbei!“ Ein Gelächter<br />

im ganzen Saal begleitete seine Worte. Wir alle haben verstanden: unser Bruder<br />

<strong>Aaron</strong> aus Afrika zeigte uns ganz fröhlich, wozu die Zeit gut ist; er zeigte uns, daß<br />

wir nicht Sklaven der Uhr werden dürfen.<br />

Reinhold Ettel<br />

<strong>Aaron</strong> und „Marriage Encounter“<br />

Der Priester <strong>Aaron</strong> lernte Marriage Encounter kennen, eine Erneuerungsbewegung,<br />

in der durch Ehepaare und Priester die Berufung vertieft<br />

wird, Liebende zu sein. Dies gilt für Eheleute, die ihr Ja-Wort zueinander<br />

gegeben haben, es täglich zueinander leben wollen und so ein Hinweis<br />

auf die Liebe Christi sind (= das Sakrament der Ehe), und für Priester, die bei<br />

der Weihe ihr Ja-Wort und ihre Bereitschaft bekundet haben, für die Gemeinde<br />

und für die Menschen ein Hinweis auf die Liebe Christi zu den Menschen zu<br />

sein; ähnlich ist es für Ordensleute, die in ihren Ordensgelübden ein Ja-Wort<br />

zur näheren Nachfolge Jesu geben. Diese Botschaft war so recht dem Leben und<br />

der Sicht von <strong>Aaron</strong> entsprechend.<br />

In seiner Heimat war <strong>Aaron</strong> in den 70er Jahren voll großer Zuversicht,<br />

daß er bei Ehepaaren, bei Mitbrüdern und bei Ordensschwestern die Sehnsucht<br />

nach einer vertieften Liebesbeziehung ansprechen kann. Er begeisterte<br />

sehr viele, sodaß - auf seine Initiative hin - eine spürbare Bewegung entstand.<br />

Wer zählt die Paare, die ihre Liebe zueinander ständig wachsen ließen,<br />

und die Seelsorger und Ordensleute, die neue Freude an ihrer Berufung fanden?<br />

<strong>Aaron</strong> als ein Priester mit einem liebenden Herzen zündete andere Herzen<br />

an und ließ sich selbst von den anderen mittragen.<br />

53


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Adolf Paster<br />

Er zog alle an sich<br />

September der 23., 1969. Ich hatte Sorgen. Von einer Zeitungsaktion (für<br />

die Opfer des Bürgerkrieges in Nigeria) blieben mir ca. 13.000,- Schilling<br />

übrig, die wir nicht mehr dahin transferieren konnten. Ich erhielt<br />

die Telefonnummer eines Priesters aus Südostnigeria, der in Wien als Kaplan<br />

tätig war. Ich rief sofort an und erzählte ihm von meinem Problem. Eine lange<br />

Pause. Ob er mich wohl verstanden habe? Aber natürlich, kam es herzlich<br />

und locker aus dem Hörer. Aber er habe morgen (24. September) Geburtstag<br />

und ein schöneres Geschenk könne man ihm im Augenblick nicht machen,<br />

als Geld für seine hungernden Landsleute zu geben. Wegen des Zusammentreffens<br />

dieser beiden Faktoren, Anruf und Geburtstag, war er ganz sprachlos.<br />

Dieser Priester, <strong>Aaron</strong>, wie wir ihn später nannten, hatte eine ganz ungewöhnliche<br />

Ausstrahlung. Man fühlte sich sofort von ihm angezogen. In seinem<br />

Umfeld entstand eine Atmosphäre, die allen guttat. Nicht umsonst suchten<br />

seelisch labile Menschen ganz besonders seine Gegenwart. Er „heilte“<br />

seine kranken Mitmenschen allein durch seine Anwesenheit. Verzeihen Sie<br />

bitte meinen Enthusiasmus, aber ich weiß, ich kann gar nicht übertreiben. Es<br />

ist die Erzählung eines Menschen, der lange Zeit mit ihm zusammen war, mit<br />

ihm lebte und arbeitete. Ich möchte dazu auch einige Beispiele von anderen<br />

Menschen bringen, damit Sie mich gut verstehen können.<br />

Ein „verrückter“ Plan - HIFA<br />

Nach dem ersten Treffen machten wir bereits große Pläne. Schließlich<br />

blieben wir beim Musterfarm-Gedanken hängen. Doch in der Nacht kamen mir<br />

schwere Bedenken. 13.000,- Schilling hatten wir zur Verfügung und etwa 5 Millionen<br />

Schilling würde die Realisierung dieser Musterfarm sicher kosten. Ich<br />

bekam Gewissensbisse. Schweren Herzens teilte ich ihm meine Bedenken mit. Doch<br />

wie reagierte er? Er lachte aus vollem Halse und sagte: „Haben wir nicht festge-<br />

54


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

stellt, daß wir eine Musterfarm brauchen? Und wenn der liebe Gott weiß, daß wir<br />

das brauchen, wird er auch dafür sorgen, daß wir dafür das nötige Geld bekommen!“<br />

Schon nach wenigen Wochen rief ihn sein Bischof nach Hause.<br />

Vier Wochen später, es mag etwa April 1970 gewesen sein, kam bereits<br />

der erste Brief: Die Heimatgemeinde Owerre-Ezukala war vom Plan einer Musterfarm<br />

ganz begeistert und wollte diesen möglichst sofort realisieren. Mit einem<br />

Wort: <strong>Aaron</strong> bekam mit seinem Glauben recht und ich unrecht. Heute haben<br />

wir nicht nur eine Musterfarm gebaut, sondern viele Projekte verwirklicht und<br />

mehr als 80 Millionen Schilling gesammelt. Die Organisation, die wir in der Eile<br />

bauten, nannten wir einfach HIFA (Hilfe für alle).<br />

Lieber keine Kritik<br />

<strong>Aaron</strong> beeindruckte mich immer wieder durch seine Engelsgeduld.<br />

Wenn ich oft sehr stark gegen Auswüchse in der Kirche räsonierte, so lächelte<br />

er still in sich hinein und schien mittlerweile zu beten. Wenn ich dann wirklich<br />

einmal den Nagel mitten auf den Kopf getroffen hatte, änderte sich das<br />

stille Lächeln auf seinem Antlitz in einen sorgenvollen Ausdruck. Aber nie<br />

hörte ich, daß er an der Kirche oder ihren Repräsentanten Kritik übte, obwohl<br />

ihm sehr wohl bewußt war, was da oft unter der Decke an Konflikten<br />

schwelte. Damals verstand ich nicht, warum <strong>Aaron</strong> zu keinem Kommentar zu<br />

bewegen war. Heute dagegen, wo er nicht mehr unter uns ist, verstehe ich<br />

ihn sogar sehr gut. Er wußte sehr wohl, daß man mit Kritik niemandem eine<br />

Chance gibt, sich zu ändern. Im Gegenteil! Er sagte immer wieder, daß man gerade<br />

jene Menschen besonders lieben sollte, die es schwer haben zu tun, was<br />

sie im Grunde möchten, aber nicht können. Mit Kritik verletzt man sie nur<br />

noch mehr und vergiftet gleichzeitig die Atmosphäre.<br />

Selbstlosigkeit<br />

<strong>Aaron</strong> hatte aber nicht nur eine Engelsgeduld, sondern war auch bereit,<br />

den armen Mitmenschen bis zur Selbstaufgabe zu helfen. Eines Tages war ich<br />

in seinem Haus in Owerre-Ezukala. Um vier Uhr morgens klopft es ans Fenster,<br />

55


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

und eine leise Stimme flüstert in eindringlichem Ton: „<strong>Father</strong>, <strong>Father</strong>, <strong>Father</strong>!“<br />

<strong>Aaron</strong> war todmüde. Er hatte einen äußerst strapazenreichen Tag hinter sich und<br />

kam erst gegen Mitternacht ins Bett. Ich hörte ihn aufstehen und mit der Person<br />

ganz ruhig und liebevoll sprechen, die ihn so eindringlich gerufen hatte.<br />

Dies war kein Einzelfall. Und viele Menschen aus seinem Wirkungsbereich bestätigen<br />

das, ohne sich auch nur einen Augenblick zu besinnen.<br />

Ein anderes Beispiel möge seine Selbstlosigkeit belegen. Eines Tages besuchten<br />

wir ihn und sahen, daß er an seinem Auto völlig abgefahrene Reifen<br />

hatte. Die Gefahr, damit in einen Unfall verwickelt zu werden, war daher sehr<br />

groß. Wir beschlossen, ihm das Geld für neue Reifen zu geben. Er war für das<br />

Geld sehr dankbar, aber das Auto sah trotzdem keine neuen Reifen. Er brauchte<br />

das Geld, damit er einigen Mitbewohnern in seinem Pfarrhof die<br />

Studiengebühren bezahlen konnte.<br />

Ein Mensch der verändernden Kraft<br />

Obwohl er sehr unter den Mangelverhältnissen seiner Heimat litt, war<br />

er nie übel gelaunt. Er war imstande, all das Gute zu sehen, das Gott den Menschen<br />

in seiner Heimat gab. Er konnte Gott selbst in der höchsten Not preisen.<br />

Und alle, die ihn trafen, wurden ganz frohen Herzens. Allein seine Anwesenheit<br />

verwandelte in kurzer Zeit all die Traurigkeit, die die Menschen befallen<br />

hatte. Er war nicht nur ein hervorragender Mensch, sondern auch ein ganz<br />

ausgezeichneter Priester. Seine Größe verstehe ich bedauerlicherweise erst heute<br />

wirklich, wo er nicht mehr unter uns weilt, aber umso mehr für uns wirkt. Davon<br />

bin ich felsenfest überzeugt, weil ich es so oft persönlich erfahre.<br />

Ein Geschenk Gottes<br />

Noch können wir nicht erfassen, welch großes Geschenk Gott mit <strong>Aaron</strong><br />

seinen Eltern und Geschwistern, aber auch seinem Lande und seiner Kirche<br />

machte. Eines scheint mir schon heute sicher, und diese Sicherheit teile ich<br />

mit vielen tausenden Menschen im heutigen Südostnigeria: Er war ein heiligmäßiger<br />

Mensch und Priester, dem ich vermutlich mehr verdanke, als mir im Au-<br />

56


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

genblick bewußt ist. Ich möchte Gott aus ganzem Herzen danken, daß er mir<br />

gegönnt hat, diesem großen Geist zu begegnen und mit ihm ein Stück des<br />

Weges auf dieser gequälten Erde gemeinsam gehen zu dürfen. <strong>Aaron</strong> wird<br />

mir zeit meines Lebens ein großes Vorbild sein, das ich nie vergessen werde.<br />

<strong>Aaron</strong> würde heute allen, die ihn vielleicht fragen möchten, zurufen: Liebet und<br />

tragt allen Schmerz gemeinsam. Teilt miteinander auch die Freude. Nur so<br />

könnt ihr das Leben gewinnen und wirklich glücklich werden.<br />

Peter Onyekwelu Okeke<br />

M<br />

„Vater der Armen“<br />

eine Freude war groß, daß ich 1978 mein pastorales Praktikum in der<br />

Pfarre Amawbia machen durfte. <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> wirkte damals in dieser<br />

Pfarre. Sein Name war jedem Priesteramtskandidaten bekannt, und jeder<br />

von uns hatte den großen Wunsch, einmal mit <strong>Aaron</strong> in Kontakt zu kommen<br />

und mit ihm und bei ihm wirken zu dürfen. Jeder, der mit ihm in Kontakt<br />

gekommen ist, lernte glauben, beten, singen, Umgang mit den Mitmenschen,<br />

vor allem mit den Armen und Notleidenden. Er war ein Vater der Armen. Er hatte<br />

immer viel herzugeben: entweder Geld oder seinen Segen oder beides. Die<br />

Liebe lebt vom Hergeben. Das verstand und lebte er voll. Er lehrte uns, Freude<br />

am Leben zu haben - trotz vieler Probleme.<br />

Ein Mann des Gebetes<br />

Während meiner Tätigkeit bei ihm und mit ihm ließ <strong>Aaron</strong> zum Pfarrhof<br />

eine Kapelle bauen. Diese Kapelle wurde Ort der Begegnung für die Gläubigen<br />

aus der Gemeinde und für die vielen Gäste, die <strong>Aaron</strong> aus irgendeinem<br />

Grund aufsuchten. Jeder Tag wurde mit einer Eucharistiefeier begonnen - und<br />

endete mit dem Gang in die Kapelle. Ich denke gerne an die Stunden mit <strong>Aaron</strong><br />

in der Kapelle. Ich hatte öfters die Aufgabe ihn aufzuwecken, falls er beim<br />

57


II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen seiner Familie und seiner Freunde<br />

Beten einschlafen sollte. Mit <strong>Aaron</strong> begann in der ganzen Diözese Awka die sogenannte<br />

„Ewige Anbetung“ vor dem Allerheiligsten. Bis heute gibt es in jeder<br />

Pfarre der Diözese Awka im oder neben dem Pfarrhof eine Kapelle, wo sich<br />

der Priester und die Gläubigen Zeit zur Anbetung nehmen. <strong>Aaron</strong> hat das gelebt<br />

und propagiert - und das ist heute ein Vermächtnis von ihm. Seine tiefe<br />

Spiritualität und Menschlichkeit bleiben uns in guter Erinnerung. <strong>Aaron</strong> war<br />

ein Vater für jeden Kandidaten für den geistlichen Beruf. Er war ein Begleiter<br />

und Helfer für Priester und Ordensleute.<br />

Seine Sorge um Gerechtigkeit war enorm. Er sprach nicht nur Worte<br />

der Hoffnung und Liebe, er war auch ein Ort der Hoffnung und Liebe. Die Menschen<br />

brauchen keine Verdoppelung der Hoffnungslosigkeit und Lieblosigkeit,<br />

sagte er immer wieder. „Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid ist<br />

halbes Leid.“ Dieser Wahlspruch begleitete ihn auf all seinen Wegen als Mensch<br />

und als Seelsorger. Wer <strong>Aaron</strong> begegnete, hatte immer den Wunsch, ihm wiederum<br />

zu begegnen.<br />

58


ALiebe,<br />

die man empfängt,<br />

läßt sich nur<br />

in reiner Liebe wiedergeben,<br />

oder in Gebet<br />

verwandeln.<br />

Gabriele Ilming<br />

59<br />

III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod


III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

Aus den Berichten, die wir aus Nigeria erhalten haben, möchten wir ein Bild<br />

der letzten Lebenstage <strong>Aaron</strong>’s vermitteln.<br />

Peter und Alice <strong>Ekwu</strong> 22)<br />

Osterzeit 1989<br />

Während der Osterzeit 1989, als <strong>Aaron</strong> diese Welt verließ, ereignete sich<br />

vieles. Zwei Wochen vor seinem Unfall organisierte <strong>Aaron</strong> ein Hochamt<br />

für die Gemeinde von Owerre-Ezukala. Dieses Hochamt wurde auf dem<br />

Dorfplatz abgehalten, wo schon unsere alten Leute als Kinder gespielt hatten.<br />

Während der Messe erzählte <strong>Aaron</strong> von einem Priester, der einen Autounfall<br />

gehabt hatte. <strong>Aaron</strong> erzählte unseren Leuten, was mit dem Priester weiter geschah,<br />

welche Behandlung er von den Ärzten und Krankenschwestern erhielt.<br />

Nun, <strong>Aaron</strong> fragte unsere Leute, ob vielleicht in zwei Wochen seine eigene<br />

Zeit gekommen sein würde. Unsere Leute antworteten ihm: Gott wird das niemals<br />

zulassen.<br />

Meine Brüder und Schwestern, könnt ihr glauben, daß <strong>Aaron</strong> genau zwei<br />

Wochen nach dem Tag, als er dieses Hochamt gefeiert hatte, den Unfall erlitt?<br />

Familientreffen<br />

Außerdem organisierte <strong>Aaron</strong> nach dieser Messe ein Familientreffen -<br />

mit seinen Brüdern und seiner Schwester und mit mir und meiner Frau. <strong>Aaron</strong><br />

begann dieses Treffen mit Gebeten, danach bat er alle, die das Gefühl hatten,<br />

er habe sie einmal verletzt, zu vergeben und zu vergessen. Auch er selbst<br />

schenkte jedem, der ihm einmal wehgetan hatte, seine Vergebung und Verzeihung.<br />

Dann stellte <strong>Aaron</strong> sich als Priester, Prophet und König vor, halb ein<br />

Geistwesen und halb ein menschliches Wesen. Darauf unterbrach ihn mein<br />

zweitältester Sohn Christopher mit der Frage: „Wohin gehst du denn, daß du<br />

all diese Worte sagst?“ <strong>Aaron</strong> setzte uns damit in Verwirrung, daß er auf diesen<br />

Einwurf nicht einging. Mit eigener Hand teilte er Speisen und Getränke aus,<br />

die er mitgebracht hatte. Meine Familie ahnte nicht, daß wir unser letztes<br />

22) Aus einem Gespräch mit den Eltern, 1995; Übersetzung einer Tonbandaufnahme aus dem Igbo bzw. aus<br />

dem Englischen.<br />

60


Mahl mit <strong>Aaron</strong> einnahmen. Oh mein Gott!<br />

Ein Verrückter reiste den ganzen Weg von Owerre-Ezukala nach<br />

Amawbia, um <strong>Aaron</strong> zu sagen, er werde in den Himmel kommen. Und Gott habe<br />

ihm darüber hinaus aufgetragen, die unvollendete Kirche mit einem Dach<br />

zu decken. Viele Menschen waren dabei, als sich dieser Vorfall zutrug.<br />

Zwei Tage vor dem Karfreitag sah ich im Traum, wie mich sieben Priester<br />

besuchten und leise darüber sprachen, wie sie diesem alten Mann <strong>Aaron</strong>’s<br />

Tod mitteilen könnten. Plötzlich öffnete ich meine Augen, alles war ein<br />

Traum gewesen. Da beschloß ich, nach Awka zu fahren, um ihn zu sehen.<br />

Gründonnerstag<br />

Ich begleitete unseren Pfarrer nach Awka, weil dort die Chrisam-Messe<br />

(am Gründonnerstag) gefeiert wurde. In Awka sah ich <strong>Aaron</strong> lebendig wieder.<br />

Wir hatten keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen oder daß er mich<br />

fragte, weswegen ich nach Awka gekommen sei. Nach der Messe sah ich <strong>Aaron</strong><br />

nicht wieder. Die Leute sagten mir, daß <strong>Aaron</strong> nach Enugu gefahren sei, um<br />

die stigmatisierte Frau, Pauline, zu besuchen. Diese Frau leidet während der Fastenzeit<br />

sehr. Dort verbrachte <strong>Aaron</strong> die ganze Nacht mit dem Hören der Beichte<br />

für die Kranken, die Ordensschwestern und die vielen dort anwesenden<br />

Menschen. Als die stigmatisierte Frau <strong>Aaron</strong> sah, rief sie aus: „<strong>Aaron</strong>, wo warst<br />

du in den letzten drei Jahren, weshalb bist du nicht gekommen, um während<br />

der Fastenzeit bei mir zu sein?“ <strong>Aaron</strong> antwortete ihr: „Ich bin zum letzten<br />

Mal gekommen.“<br />

Die Menschen, die sie umgaben, verstanden diesen Ausspruch nicht.<br />

Als dann die stigmatisierte Frau in Trance war, rief sie aus: „<strong>Aaron</strong>, <strong>Aaron</strong>,<br />

<strong>Aaron</strong>, der Herr will dich, deine Zeit ist vorüber.“ <strong>Aaron</strong> antwortete ihr: „Möge<br />

der Wille des Herrn geschehen.“ Die Leute fragten die stigmatisierte Frau,<br />

was sie mit den Worten meine: <strong>Aaron</strong>’s Zeit sei vorüber. Sie erklärte es ihnen<br />

durch das Zeichen, das sie sah. Sie sah die gesegnete Mutter und Engel, die gemeinsam<br />

mit <strong>Aaron</strong> einhergingen - und es ertönte eine Stimme, die sagte:<br />

„Ich will meinen Sohn.“ 23) Viele Ordensschwestern begannen zu weinen und<br />

61<br />

III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

23) Roswitha Strodl-Ilming: „Dieses Gespräch wurde auch auf ein dort immer bereitstehendes Tonband<br />

aufgenommen, da die Stigmatisierte in ihrer Trance oft Visionen hat.“


III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

bekamen Angst; <strong>Aaron</strong> aber fürchtete sich nicht und weinte nicht. Er erfüllte nur<br />

weiter seine priesterlichen Aufgaben, indem er für die Menschen die Beichte hörte.<br />

Später ging <strong>Aaron</strong> in die Kapelle um zu beten; danach beschloß er, nach<br />

Amawbia zurückzufahren. Die Ordensschwestern baten ihn, sich vor der Fahrt<br />

auszuruhen, er lehnte aber ab, weil ihn andere Verpflichtungen erwarteten.<br />

Karfreitag<br />

<strong>Aaron</strong> brach am frühen Morgen des Karfreitag mit Julita, der Tochter eines<br />

Schwagers, auf, die in seinem Haushalt lebte. Sie begannen ihre Fahrt mit<br />

dem Beten des Rosenkranzes. Nachdem sie den Rosenkranz zu Ende gebetet hatten,<br />

geschah der Unfall. 24) Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Auf der Intensivstation<br />

betete er immer wieder den Rosenkranz und bat auch die Leute, für<br />

die Kranken den Rosenkranz zu beten.<br />

Nun, Brüder und Schwestern, <strong>Aaron</strong>, unser Kind, unser Sohn, ist an einem<br />

Karfreitag als Priester nach Nigeria heimgekehrt, und an einem Karfreitag<br />

erlitt er einen Autounfall, an dessen Folgen er starb. <strong>Aaron</strong> ist an einem<br />

Sonntagnachmittag geboren und wieder an einem Sonntagnachmittag starb<br />

er. Viele außergewöhnliche Dinge ereigneten sich, seit er starb. Wenn ihr ein<br />

Problem habt, ruft seinen Namen an und bittet ihn, für euch zum Herrn zu beten,<br />

euer Problem wird leichter werden. Ich glaube ganz fest daran, daß unser<br />

Sohn <strong>Aaron</strong> im Himmel ist. Lob sei dem Herrn. Amen.<br />

24) Roswitha Strodl-Ilming: „Bei der Heimfahrt war <strong>Aaron</strong> erschöpft und sehr müde. Damit er beim Fahren<br />

nicht einschlafe, ersuchte er die Frau, die er im Auto mitnahm, ihm ein Kaustäbchen zu geben. Während die<br />

Frau in ihrer Tasche noch danach suchte, nickte <strong>Aaron</strong> ein -und der Wagen überschlug sich. Die Beifahrerin<br />

hatte keinerlei Verletzungen und holte sofort Hilfe. In dieser Nacht hatte <strong>Aaron</strong>’s Vater einen Traum und<br />

sah den Unfall und seine Folgen. Als man ihm am Karfreitag vom Unfall berichten wollte, sagte er: ‘Ich weiß,<br />

mein Sohn ist tot.’ Man antwortete ihm, daß das nicht wahr wäre und sein Sohn lebe. Doch er sagte nochmals:<br />

‘Ich weiß, er ist tot.’“<br />

62


Erzbischof Albert K. Obiefuna 25)<br />

Ich danke Gott dafür, daß ich seit dem Tag des Unfalls, Karfreitag 1989,<br />

bei ihm sein und ihn mit den Gebeten der Kirche am Sonntag, dem 2. April, zu<br />

unserer endgültigen Heimat begleiten konnte. Ich möchte, daß Ihr diese Überzeugung<br />

mit mir teilt. Ich weiß und ich kann verstehen, was Ihr über <strong>Aaron</strong>’s<br />

Tod empfindet. Wir haben unser Bestes getan. Ich war der erste, der ihm zu Hilfe<br />

eilte. Ich rief alle Ärzte ins Spital zurück - es war Karfreitag, also dienstfrei.<br />

Als ich sie rief, kamen sie alle. Ich ging selbst zu seinem persönlichen Arzt<br />

<strong>Dr</strong>. Uzoewulu im St. Martin’s Spital. Viele Ärzte kämpften um sein Leben. Ich<br />

hoffte so sehr, daß sich sein Zustand ein wenig bessern möge, damit er nach<br />

Europa hätte gebracht werden können, aber leider kam es nicht soweit. Er<br />

kam nur halb zum Bewußtsein zurück, doch ob er jemals erkannte, daß er im<br />

Spital war, könnte ich Euch nicht sagen.<br />

Mein letztes Gespräch führte ich mit ihm am Gründonnerstag nach der<br />

Messe. Am darauffolgenden Morgen -Karfreitag - sah ich ihn blutend und<br />

bewußtlos im Teaching Hospital26) wieder. Am Sonntag, dem 2. April, an dem<br />

er starb, traf ich um 7.30 Uhr früh im Spital ein und blieb bei ihm, bis er um<br />

2 Uhr nachmittags seinen letzten Atemzug tat. Ich blieb noch - und begleitete<br />

ihn dann zur Aufbahrungshalle nach Onitsha. Um 19.30 Uhr abends trafen<br />

wir dort ein, ein voller Tag mit ihm. - Es ist ein großer Trost für mich, daß es<br />

mir gegeben war, in seiner Agonie und in seinem Tod bei ihm sein zu können.<br />

Roswitha Strodl-Ilming<br />

Dienstag nach Ostern kam <strong>Aaron</strong> kurz zu sich und Hypolite hatte den<br />

Eindruck, daß er ihm etwas sagen wolle, er verstand ihn jedoch nicht. Am Samstag<br />

besuchte Hypolite ihn wieder. <strong>Aaron</strong> war bei Bewußtsein und sprach in<br />

Deutsch! Hypolite dachte, daß nun alles wieder gut werde - und der Bischof<br />

beabsichtigte, <strong>Aaron</strong>, sobald er transportfähig wäre, nach Europa bringen zu<br />

lassen. Doch am Sonntag verschlechterte sich in den frühen Morgenstunden <strong>Aaron</strong>’s<br />

Zustand und mittags um zwei Uhr durfte er zum Vater heimgehen.<br />

63<br />

III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

25) Aus einem Brief vom 15. April 1989 an die Freunde in Österreich; Übersetzung aus dem Englischen.<br />

26) University of Nigeria Teaching Hospital, Enugu


III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

Bischof Albert K. Obiefuna 27)<br />

Das Begräbnis<br />

estern war das Begräbnis, und ich werde noch ein paar Tage brauchen,<br />

bevor ich den Mut aufbringe, nach Amawbia zu gehen. Ich kann<br />

es mir noch nicht vorstellen, dorthin zu kommen und <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> nicht<br />

mehr anzutreffen. Es ist mir jedoch ein Trost, daß ich zu jeder Tages-oder<br />

Nachtstunde zu seinem Grab gehen kann. 28)<br />

G<br />

Ich kann nur sagen, daß dies das großartigste Begräbnis eines Priesters<br />

war, das ich jemals erlebt habe. Der Zug führte von der Aufbahrungshalle im<br />

Borromeo-Spital in Onitsha zum Seminar in Onitsha, wo eine Hl. Messe zelebriert<br />

wurde, weiter nach Owerre-Ezukala, wo eine weitere Messe unter Beteiligung<br />

einer unglaublich großen Menschenmenge stattfand; dann zurück nach<br />

Amawbia, wo in der Kirche Nachtwache gehalten wurde. Am 14. April fand in<br />

Awka unter freiem Himmel in Anwesenheit von etwa sieben- bis achttausend<br />

Menschen das Begräbnis statt. Sechshundert Priester oder mehr zelebrierten<br />

die Messe.Ich selbst bin nicht gut, aber ich liebe gute Menschen und möchte<br />

mit ihnen zusammensein - und diese Gemeinsamkeit ist eine große Hilfe für<br />

mich. <strong>Aaron</strong> war mein Beichtvater und geistlicher Berater, seit ich im Jahre<br />

1978 Bischof wurde. Ich teilte dies der riesigen Menschenmenge bei seinem Begräbnis<br />

mit. Ich weiß, daß <strong>Aaron</strong> uns jetzt näher ist, als er es auf Erden war. Ich<br />

weiß, daß er schon im Himmel ist. <strong>Aaron</strong> ist ein Heiliger. Ich danke Gott, daß<br />

ich ihn gekannt habe. Ich bin überzeugt, daß sein Tod viele Veränderungen<br />

in meinem Leben und im Leben zahlreicher Menschen bewirken wird.<br />

Dies ist alles, was ich Euch jetzt sagen kann. Noch ein Wort: Nach <strong>Aaron</strong>’s<br />

Begräbnis ging ich zu seiner Mutter und seinem Vater und fragte sie: „Was<br />

sagt Ihr jetzt, nachdem Ihr das Begräbnis Eures heiligmäßigen Sohnes miterlebt<br />

habt?“ Die Mutter antwortete mir: „Sehen Sie vielleicht Tränen in meinen<br />

Augen? Ich möchte am liebsten tanzen, aber wenn ich es täte, würden die<br />

27) Aus einem Brief vom 15. April 1989 an die Freunde in Österreich; Übersetzung aus dem Englischen.<br />

28) In unmittelbarer Nähe des Bischofshauses in Awka befindet sich die Begräbnisstätte von Priestern der<br />

Diözese.<br />

64


65<br />

III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

Leute sagen, ich bin verrückt.“ Ich sagte zu ihnen in der Kirche von Owerre-<br />

Ezukala, als der Sarg am 13. April dort aufgebahrt worden war, daß sie ihren<br />

<strong>Aaron</strong> vorübergehend verloren haben mögen, daß wir alle aber in Zukunft<br />

viele <strong>Aaron</strong>s für sie sein werden.<br />

Ich höre die Worte aus dem Mund unseres teuren <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>: „Im<br />

Himmel denke ich an Euch, ich liebe Euch, und so wie im Leben bin ich immer<br />

bei Euch.“ (Hl. Bonaventura)<br />

Bischof Albert K. Obiefuna


III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

Adolf Paster<br />

Die Kirche des Landes<br />

nahm Abschied...<br />

ls ich am Samstag, den 8. April 1989, nach Awka (Nigeria) kam und der<br />

Bischof mich begrüßte und all die Menschen auf dem Platz vor dem Bischofshaus<br />

gestanden sind, wurde mir schlagartig klar: Ich hatte <strong>Aaron</strong><br />

wohl gekannt, offenbar aber nicht seine ganze Bedeutung erfaßt, die er in<br />

seinem Land hatte. Der Bischof hat mich dann am Sonntag in das St. Borromeo-<br />

Spital Onitsha mitgenommen. Ich durfte <strong>Aaron</strong> sehen, aufgebahrt in der Kapelle,<br />

ein unvergleichlicher Eindruck für mich. Er war anders, als ich ihn vom<br />

Leben her gekannt habe, aber er lag so friedlich - mit einem leichten Lächeln<br />

um die Lippen -aufgebahrt, daß ich mich diesem Eindruck nicht entziehen<br />

konnte.<br />

Am nächsten Tag sind wir dann nach einer Hl. Messe zu seinem Heimatort<br />

Owerre-Ezukala aufgebrochen. Eine Wagenkolonne folgte dem Sarg<br />

und schon viele Ortschaften vor Owerre-Ezukala versammelten sich die Menschen.<br />

Fünf Kilometer vor seinem Heimatort war die Straße rechts und links von<br />

Menschen gesäumt und es gab fast niemanden, der nicht in Tränen ausgebrochen<br />

wäre und der sich nicht immer wieder gefragt hätte, wie so etwas<br />

möglich sei.<br />

Ich war einen Tag vorher in Aba29) A<br />

- und auf meine Frage, ob denn<br />

keine Priester da seien, sagte man mir: „In der ganzen Diözese Umuahia gibt<br />

es am Freitag keine Messe, denn alle Priester fahren zum Begräbnis nach Awka.“<br />

Und am Freitag waren dann an die tausend Priester anwesend und alle<br />

Bischöfe Südostnigerias. Es war ein gewaltiges Erlebnis.<br />

Viele Menschen sagen heute schon in Nigeria: „Für <strong>Aaron</strong> ist es nicht<br />

das Ende, sondern der Beginn.“ Und sie meinen damit, daß <strong>Aaron</strong> ein heiliger<br />

Mensch ist, ein Mensch, der vielleicht jetzt noch viel mehr für seine Landsleute<br />

und für die Armen tun wird als zu seinen Lebzeiten.<br />

29) Die Stadt Aba gehört zur Nachbardiözese von Awka, zur Diözese Umuahia.<br />

66


Roswitha Strodl-Ilming<br />

Jeder hatte die Möglichkeit, sich von <strong>Aaron</strong> zu verabschieden. Die<br />

ganze Nacht wurde gebetet, gesungen und getanzt. Am Freitag begann um<br />

10.30 Uhr der Einzug der Trauergäste auf dem Platz vor der St. Patrick’s-<br />

Kathedrale in Awka. Hunderte von Priestern kamen und die Menschenmenge<br />

schien kein Ende zu nehmen. Ein feierliches Requiem wurde gesungen, mehrere<br />

Ansprachen wurden gehalten. Hypolite las dann den Brief von uns, seinen<br />

Freunden aus Österreich, vor.<br />

Das Podium, auf dem die Hl. Messe gefeiert wurde, war mit den Seidenbändern<br />

geschmückt, die ich mitgebracht hatte - mit den Namen seiner<br />

österreichischen Freunde. Dann begann die eigentliche Beisetzung. An dieser<br />

nahmen nur die Bischöfe, Priester und <strong>Aaron</strong>’s Verwandte teil. Vier Männer warteten<br />

in der Gruft und übernahmen den Sarg; es folgte die Einsegnung. Ich<br />

brachte etwas Erde aus Österreich mit, die ich als Zeichen seiner Verbundenheit<br />

mit Österreich ihm mit ins Grab gab. Danach wurde das Grab rasch<br />

zugeschaufelt. Ich schmückte es mit einem rotweißroten Blumenstrauß mit<br />

Bändern, auf denen letzte, innige Grüße seiner Freunde aus Österreich geschrieben<br />

waren.<br />

67<br />

III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod


III. <strong>Aaron</strong>s letzte Tage und Tod<br />

Aus dem Brief der österreichischen Freunde 30)<br />

„<strong>Aaron</strong> machte uns<br />

die Menschenfreundlichkeit Gottes erfahrbar“<br />

Seit einer Woche wissen wir nun, daß unser lieber Bruder, <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong><br />

<strong>Ejikemeuwa</strong> <strong>Ekwu</strong>, am Sonntag, den 2. April 1989, um zwei Uhr<br />

nachmittags aus dieser Welt von Gott abberufen worden ist, an einen Ort,<br />

wo keine Trauer mehr ist und kein Schmerz - wie wir aus unserem Glauben an<br />

Christus voll Vertrauen hoffen dürfen - an einen Ort, wo alle Tränen abgewischt<br />

werden und wo die Freude in all ihrer Fülle erfahrbar ist.<br />

Wir können noch nicht begreifen, daß wir ihn in dieser Welt nicht mehr<br />

wiedersehen sollen, nie mehr seine mitreißende Herzlichkeit erleben, seine<br />

Stimme und sein Lachen hören dürfen. Er ist uns so nah durch all die Liebe, die<br />

er uns in vielen Jahren in so überreichem Maß geschenkt hat, die wir immer in<br />

tiefer Dankbarkeit empfangen haben. Keiner, der <strong>Aaron</strong> jemals persönlich begegnete,<br />

konnte sich dem Eindruck seiner überströmenden Liebe entziehen,<br />

hinter der immer auch die Liebe Gottes zu uns Menschen aufleuchtete.<br />

Was uns letztlich einzig Trost geben kann ist, daß wir in unserem Leben<br />

einem Menschen begegnen durften, der wirklich die Liebe Gottes mit seinem<br />

ganzen Wesen vermitteln konnte, einem wahrhaft charismatischen Menschen.<br />

Manchen von uns hat er mit fürsorglicher Hand unserem himmlischen<br />

Vater zugeführt. Seine Liebe wird uns weiter begleiten, darauf dürfen wir hoffen<br />

und vertrauen. In dieser Liebe fühlen wir uns mit Euch unauflöslich verbunden,<br />

mit Euch, unseren afrikanischen Freunden. Und wir wissen, wir sind<br />

aufgerufen, diese seine Liebe, Sinnbild und Zeichen der Liebe Gottes, unseres<br />

Herrn, weiterzugeben. Möge der Herr uns die Kraft schenken, das Vermächtnis<br />

dieses von uns allen so innig geliebten Menschen und Priesters, <strong>Aaron</strong> <strong>Ejikemeuwa</strong>,<br />

auch zu leben.<br />

30) Vom 10. April 1989.<br />

68


Aus Ansprachen anläßlich der Gedenkgottesdienste<br />

Aus Ansprachen anläßlich der Gedenkgottesdienste<br />

Hypolite A. Adigwe<br />

„Gottes Zeit ist die beste“ 31)<br />

Ein Leben voll Vertrauen in die göttliche Vorsehung<br />

<strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>’s Leben ist eines, das unter dem Schirm göttlicher Vorsehung<br />

blüht. Sein Vertrauen in Gott ist unerschütterlich und er wird daher<br />

keine Zeit mit übertriebenen und komplizierten Plänen vergeuden, als<br />

wäre Gott nicht da, um die Angelegenheiten zu lenken. <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>’s Leben stellt<br />

uns die Frage: Wie sehr vertrauen wir auf die göttliche Vorsehung? Wollen wir<br />

alles allein tun - oder anerkennen wir die Gegenwart des Allmächtigen?<br />

Ein Leben des Gebetes<br />

Wenn wir auf <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> sehen, sprechen wir von einem Leben des Gebetes.<br />

Wir reden hier von Gebet, wie es aus seinem Leben hervorströmt, seinem<br />

Leben des inneren Gebetes. Es zeigt sich auf vielfältige Weise. Wir alle wissen<br />

das. Sollten wir nicht einen Blick auf unser Gebetsleben tun und fragen, wie<br />

sehr das Gebet unsere täglichen Aktivitäten durchdringt?<br />

Großzügigkeit<br />

<strong>Aaron</strong> gab nicht nur alles, was er hatte; er gab sich selbst. Er war kein<br />

reicher Mann. Er hatte kaum materiellen Wohlstand, aber er war geradezu<br />

übermäßig großzügig. Es muß einer nicht reich sein, um großzügig zu sein.<br />

Als wir Schulkinder waren, hatten einige Geld, um Bohnenbrot (akara) zu kaufen<br />

und aßen es allein. Es gab andere, die kein Geld dafür hatten, aber wenn<br />

sie einen Palmkern fanden, wußten sie ihn zu teilen, so daß auch ihre Kameraden<br />

daran teilhaben konnten. <strong>Aaron</strong> ruft uns nun auf zu einer solchen Weitherzigkeit,<br />

Großzügigkeit und solch wahrem Geist des Teilens.<br />

31) Aus einer Ansprache zum Tod von <strong>Aaron</strong>, am 13. April 1989, in der Kapelle des All Hallows Seminary,<br />

Onitsha, Nigeria; Übersetzung aus dem Englischen.<br />

69


Aus Ansprachen anläßlich der Gedenkgottesdienste<br />

Gottes Zeit<br />

Viele mögen sagen, daß <strong>Aaron</strong> jung starb. Er hätte nicht jetzt sterben<br />

sollen. Meine Antwort ist: Gott allein weiß und bestimmt, wann es für jeden von<br />

uns Zeit ist. Seine Zeit ist die beste. Denkt an diese Hymne, eine Hymne, die wir<br />

an einem Tag wie diesem singen sollten: „Oge Chineke anyi ka mma...“ -<br />

„Gottes Zeit ist die beste“. Darüber gibt es keinen Zweifel.<br />

Ja, <strong>Aaron</strong> hat vieles unvollendet zurückgelassen. Sollten wir nicht alles<br />

daransetzen, zum Erfolg des von ihm Begonnenen beizutragen? Denken wir<br />

nicht auch deshalb mitunter, er hätte länger leben sollen, weil wir befürchten,<br />

wir seien nun dazu aufgerufen, sein Werk fortzusetzen? Wir sollten unsere<br />

Kräfte zusammennehmen und uns der Verantwortung stellen.<br />

Ich denke, uns hier, die wir <strong>Aaron</strong> sehr gut kennen, bleibt noch eine Aufgabe<br />

zu tun, nämlich dazu aufzurufen, all dies zu einem guten Ende zu bringen<br />

und den Prozeß seiner Kanonisierung einzuleiten. Und wir sollten die<br />

Worte unserer Lesung auf ihn anwenden: „Und ich hörte eine Stimme vom<br />

Himmel her rufen: Schreibe! Selig die Toten, die im Herrn sterben, von jetzt an;<br />

ja selig, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen; denn ihre<br />

Werke begleiten sie.“ (Apok. 14, 13)<br />

Günter Virt<br />

Einheit-Herrlichkeit-Liebe32) <strong>Aaron</strong> hat sein Leben in den Dienst der Einheit gestellt; wo immer er<br />

hinkam, stiftete er und stiftet er -wie auch jetzt bei diesem Gottesdienst<br />

- Verbindung. Die menschliche Kraft und Ausstrahlung und die Kraft<br />

des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die nicht von Menschen herzustellen,<br />

sondern Gottes Geschenke sind, wurden in <strong>Aaron</strong> zu einer harmonischen Einheit.<br />

Sein irdisches Leben war durchformt von der Herrlichkeit Gottes, die in seinen<br />

menschlichen Begabungen wirkte und strömte.<br />

32) Aus einer Ansprache anläßlich der Gedenkmesse am 21. April 1989 in der Kirche des Wiener Priesterseminars.<br />

70


Aus Ansprachen anläßlich der Gedenkgottesdienste<br />

Die Wurzel seiner Freude reichte hinein in die Tiefen des göttlichen Lebens.<br />

Das war die Mitte, aus der heraus er lebte und wirkte. Aus dieser Mitte<br />

heraus konnte er alle guten Gaben der Schöpfung, die Gaben der Kultur seiner<br />

Familie und seiner Heimat und auch die Kultur seiner zweiten Heimat, die<br />

er in Österreich gefunden hat, harmonisch integrieren und ausstrahlen.<br />

<strong>Aaron</strong>’s Ausstrahlung kam aus seiner Liebe - und die ist groß. Sie<br />

kommt von weiter her als seine menschlichen Fähigkeiten, die er in seiner Familie<br />

mitbekommen hat. Es war die erste Liebe des unverbrauchten christlichen<br />

Anfangs, die er in seiner Familie erfuhr und die er in seinem Leben und Wirken<br />

weitergab.<br />

Wir trauern, weil wir einfach nicht anders können als auch auf uns zu<br />

schauen und auf das, was uns und der Kirche mit ihm genommen wurde.<br />

Wüßten wir, was Gott in seiner Liebe ihm vielleicht an Leid ersparen wollte<br />

und wenn wir mit den Augen des Glaubens dort hinschauen, wo <strong>Aaron</strong> nun ist,<br />

dann gehen auch wir bei diesem Gottesdienst „ein Stück vom Tod hinüber<br />

zum Leben“. (1 Joh. 3, 14a) In seiner Liebe ist <strong>Aaron</strong> längst vor diesem für uns<br />

unfaßbaren Unfall vom Tod hinübergegangen in das Leben. Und ich wage<br />

hier etwas zu sagen, ermutigt durch das Wort der Lesung „Jeder, der dies erhofft,<br />

heiligt sich.“ (1 Joh. 3, 3) und durch das, was ich an <strong>Aaron</strong> selbst auch<br />

erfahren durfte, in der Gemeinschaft mit ihm: Er war ein heiligmäßiger Priester.<br />

Wir dürfen daher nun nicht nur für ihn beten, sondern sicher auch zu ihm<br />

beten, und wir dürfen es nicht nur hier beim Gottesdienst, wir dürfen es auch<br />

in Zukunft und wir wollen uns auch dafür Zeit nehmen.<br />

71


Aus Ansprachen anläßlich der Gedenkgottesdienste<br />

Mario Magge<br />

<strong>Aaron</strong> erfüllte den Plan Gottes 33)<br />

<strong>Aaron</strong>. Du hast Dein Ziel erreicht.<br />

Du bist nun für immer bei Ihm.<br />

Ich habe <strong>Aaron</strong> im Jahre 1963 gerade hier im Priesterseminar zum ersten<br />

Mal gesehen. Sofort dachte ich, daß er und sein Freund Hypolite<br />

wahre Berufene seien. Ich erkannte an ihnen eine starke Liebe, eine Festigkeit<br />

in der Überzeugung, eine Fröhlichkeit und eine hohe Intelligenz. Schon<br />

damals war <strong>Aaron</strong> wie eine Lokomotive, die nie stehen blieb. Er suchte nicht<br />

seinen Vorteil, sondern er suchte auch und gerade den Willen Gottes. Es gab<br />

für ihn eine Zeit zu beten, eine Zeit zu schlafen, aber auch eine Zeit, an seine<br />

benachteiligten Brüder in Nigeria zu denken.<br />

Die Kunst der Heiligen<br />

Eine besondere Eigenschaft von <strong>Aaron</strong> war, daß man bei ihm sehr<br />

schwer unterscheiden konnte, was natürlich und was übernatürlich war. Es<br />

stimmt, daß die Gnade die Natur als Voraussetzung braucht und die Natur war<br />

rein bei ihm. Und so konnte er alles mit den Augen Gottes sehen. Und darin liegt<br />

das Geheimnis seiner Fröhlichkeit und Natürlichkeit. So ein geistiges Stadium<br />

erreicht man nicht ohne die Liebe zum Kreuz und zu Schmerzen. Er hat viel, viel<br />

gelitten. Und das ist die Kunst der Heiligen: Er hat es nie oder nur ganz selten<br />

gezeigt. Sicher, wenn er müde war, hat er gesagt, ich bin müde und wenn er<br />

traurig war, hat er gesagt, ich bin traurig, wenn er enttäuscht war, hat er gesagt,<br />

ich bin enttäuscht. Er hat wirklich auf Jesus geschaut. Er hat Ihn ganz geliebt.<br />

Deswegen können wir sagen, daß <strong>Aaron</strong> ein Priester Jesu war.<br />

Für alle war er ein Freund. Ich erinnere mich an die Zeit, wo wir manchmal<br />

mit Adele, einer Fokolar aus Italien, zusammen waren: Man hat gelacht,<br />

man hat gesprochen; aber eines ist stark in meiner Erinnerung: es waren Au-<br />

33) Aus einer Ansprache anläßlich der Gedenkmesse am 21. April 1989 in der Kirche<br />

des Wiener Priesterseminars.<br />

72


Aus Ansprachen anläßlich der Gedenkgottesdienste<br />

genblicke des Paradieses. <strong>Aaron</strong> war fähig, jeden Menschen glücklich zu machen<br />

und jeden Menschen in dieses Ideal einzubeziehen. Wer ist <strong>Aaron</strong>? <strong>Aaron</strong><br />

war ein heiligmäßiger Mensch, ein Heiliger unserer Zeit. Er hat diese Heiligkeit<br />

nicht für sich gesucht, sondern indem er Diener aller Menschen war,<br />

und wir haben auch das Gebet Jesu verstanden: „Vater, ich will, daß alle,<br />

die Du mir gegeben hast, dort bei Dir sind, wo auch ich bin und sie sollen Deine<br />

Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast von der Erschaffung der Welt.“<br />

(Joh. 17, 24)<br />

Fabian Ndubueze Mmagu<br />

Versöhnung - Segen - Wärme34) <strong>Aaron</strong> ist von der Beichte, also vom Versöhnungsdienst her gekommen,<br />

und das war eigentlich auch das, was er gelebt hat. Ich habe ihn<br />

damals noch nicht gekannt, aber ich habe schon im Knabenseminar gewußt,<br />

was für einen Priester unsere Diözese hat. Jeder durfte zu ihm kommen.<br />

Ich möchte sagen, es gibt Zeichen, die Gott hie und da setzt, um uns etwas zu<br />

sagen. Ich glaube, <strong>Aaron</strong> war solch ein Zeichen!<br />

Ich möchte noch etwas anführen: Der Segen war ihm heilig. Er hat uns<br />

ein Erbe hinterlassen - es gibt etwas, was einem Menschen heilig ist.<br />

Und das zweite Erbe, das <strong>Aaron</strong> uns hinterlassen hat, ist die Wärme,<br />

die er hier in Europa hinterlassen hat. Gerade auch diese Wärme, die die beiden<br />

Länder (Nigeria und Österreich) miteinander verbindet, möge erhalten bleiben.<br />

Ich glaube, <strong>Aaron</strong> wäre - wo immer er jetzt ist -traurig, würde er erfahren,<br />

daß diese Wärme nicht mehr besteht.<br />

34) Aus einer Ansprache anläßlich der Gedenkmesse am 21. April 1989 in der Kirche<br />

des Wiener Priesterseminars.<br />

73


Aus Briefen anläßlich des Todes von <strong>Aaron</strong><br />

Aus Briefen anläßlich des Todes von <strong>Aaron</strong>:<br />

„<strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> ist uns heute<br />

näher denn je...“ 35)<br />

Ich schreibe, um Euch und Eurer Gruppe unseren tief in unserem Herzen<br />

empfundenen Dank für den wunderbaren Brief zu übermitteln,<br />

den Ihr uns anläßlich des Todes unseres heiligmäßigen <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> geschrieben<br />

habt. Euer Brief wurde einer ungeheuren Menschenmenge von etwa<br />

sieben- bis achttausend Menschen, darunter etwa 600 Priestern, übermittelt,<br />

die bei <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>’s Begräbnis anwesend waren. Mein Glaube sagt mir,<br />

daß <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> uns heute näher ist denn je.“ Bischof Albert K. Obiefuna<br />

„Ich bin sicher, daß uns <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> vom Himmel aus bei der Lösung<br />

unserer Probleme helfen wird. Ich bete darum, daß <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> dem Beispiel<br />

der Heiligen Therese von Lisieux folgt: <strong>Aaron</strong> soll vom Himmel aus weiterhin<br />

Gutes auf Erden tun. Ihr wißt, daß ich mich jetzt Euch allen noch viel näher fühle<br />

als früher - ich fühle, daß Ihr einen sehr nahen Menschen verloren habt, der<br />

Euch nun noch näher ist.“ Bischof Albert K. Obiefuna<br />

„Ich bin sicher, daß die Repräsentanten aus Österreich Euch berichten<br />

werden, daß <strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong> wie ein Papst beerdigt wurde. Und jeder, der auf dem<br />

Platz anwesend war - alle kannten ihn. Er hat wirklich das Leben vieler Menschen<br />

verändert und gewandelt. Dank sei Gott dafür. Beinahe bete ich schon<br />

durch ihn wie durch einen Heiligen.“ <strong>Dr</strong>. Ese Aneziokoro<br />

„Das Begräbnis war unbeschreiblich, ich habe niemals vorher so etwas<br />

erlebt. Ich habe noch niemals einen so gütigen Menschen getroffen wie<br />

<strong>Father</strong> <strong>Aaron</strong>. Möge Gott seine Seele in Frieden ruhen lassen.“<br />

Schwester Margaretha Isineyi<br />

35) Aus Briefen an die Freunde in Österreich; Übersetzung aus dem Englischen<br />

74


„Gott hat ein großes Vakuum geschaffen, als er <strong>Aaron</strong> von uns genommen<br />

hat; einen Mann, der half, wo Hilfe nötig war. Einen Mann, der alle<br />

Menschen liebte, die armen und die reichen, die jungen und die alten. Möge<br />

Gott seine gütige Seele in vollkommenem Frieden ruhen lassen! Gott beschütze<br />

Euch - <strong>Aaron</strong> wird für uns alle beten!“ Schwester M. Michael Obiako<br />

„Es ist wahr, daß wir <strong>Aaron</strong> in diesem Leben nicht mehr sehen können,<br />

wesentlich ist aber, daß er uns jetzt noch näher ist. Er geht, um die Armen<br />

zu trösten, um ihnen zu helfen. Er ist bei Gott. Gott hat uns sehr lieb. Gelobt sei<br />

Er in Ewigkeit. <strong>Aaron</strong> ist nicht tot. Er lebt. Sein Leben hat sich nur gewandelt.<br />

Gott hat gegeben und Gott hat genommen, gesegnet sei Sein Name. Bitte seid<br />

getrost. Wir hier sind getrost und stark. Wir müssen Gott sehr dankbar sein, daß<br />

Er uns einen so unvergleichlichen, wunderbaren Menschen wie ihn gegeben<br />

hat. Wir können ihn nicht mehr physisch wahrnehmen, aber spirituell ist er uns<br />

jetzt näher als vorher. Darüber gibt es keinen Zweifel. Nun hat er Zeit für uns,<br />

wir alle fühlen seine Gegenwart. Gott hat uns schon gezeigt, daß Er mit ihm ist.<br />

Möge Sein Name in Ewigkeit gepriesen sein. Gott segne Euch.“<br />

Christiana Ogonna Eze<br />

75<br />

Aus Briefen anläßlich des Todes von <strong>Aaron</strong>


Nachwort<br />

Nachwort<br />

Diese Gedenkschrift wurde gerade rechtzeitig zum 60. Geburtstag von<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> fertiggestellt. Wir haben versucht, <strong>Aaron</strong>’s Persönlichkeit<br />

und Spiritualität, sein freudiges Menschsein und sein hingebungsvolles<br />

Wirken als Priester aus seinen eigenen Worten, aus seinem Leben, aus dem<br />

Zeugnis von Menschen, die ihm nahestanden, seiner Familie und seiner Freunde,<br />

in Erinnerung zu rufen und anderen Menschen nahe zu bringen. Für viele,<br />

die ihn gekannt und geliebt haben, ist die heilende Kraft seiner Persönlichkeit<br />

über seinen Tod hinaus spürbar. Sagen wir es offen: seine Hilfe ist uns immer<br />

wieder gegenwärtig. Wir wollen aber nicht nur an <strong>Aaron</strong> und sein überzeugendes<br />

Leben als Christ erinnern, sondern auch zum Gebet um <strong>Aaron</strong>’s Fürbitte<br />

ermutigen. Wir wären dankbar für persönliche Zeugnisse von Erhörungen.<br />

Möge die Freundschaft und Verbundenheit zwischen den Menschen Nigerias<br />

und unserer Länder vertieft werden, um uns zu wahrhaft menschlicher und<br />

christlicher gegenseitiger solidarischer Hilfe zu befähigen.<br />

„<strong>Aaron</strong>’s mitreißende Liebe hat uns die Güte, Liebe und Menschenfreundlichkeit<br />

Gottes erfahren lassen. Und darin liegt sein Vermächtnis an<br />

uns! Seiner nur zu gedenken, wäre zu wenig - wir wollen versuchen, diese<br />

Liebe weiterzugeben.“ (Hilde Glauninger)<br />

Mit dieser Gedenkschrift verbinden wir, die wir <strong>Aaron</strong> kennenlernen<br />

durften, die Hoffnung, Projekte in seiner Heimat in seinem Sinne weiterzuführen<br />

und dadurch sein Andenken lebendig zu erhalten. Dabei denken wir in<br />

erster Linie an die Unterstützung der Arbeit des Caritashauses „St. Josef“ in Awka,<br />

dem Sitz der Diözese, in der <strong>Aaron</strong> gewirkt hat, im Bemühen um „Hilfe zur<br />

Selbsthilfe“ und an Beiträge zur Erweiterung einer Bibliothek für die theologische<br />

Ausbildung von Priestern und Laien. Darüber hinaus hoffen und wünschen<br />

wir, so wie <strong>Aaron</strong> Mittel und Wege zu finden, um der Diözese bei der Linderung<br />

der Sorgen und Nöte der Menschen beistehen zu können.<br />

Wien, im Juni 1996 <strong>Dr</strong>. Franz Reiter<br />

76


Im Himmel<br />

denke ich an Euch,<br />

ich liebe Euch,<br />

und so wie im Leben<br />

bin ich immer bei Euch.“<br />

(Hl. Bonaventura)<br />

77


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Lebensdaten 1<br />

<strong>Aaron</strong>itischer Segen 2<br />

Vorwort (Pfarrer <strong>Dr</strong>. Franz Reiter) 3<br />

Grußwort (Kardinal <strong>Dr</strong>. Franz König) 6<br />

Positives Denken über den Tod (Bischof <strong>Dr</strong>. Simon A. Okafor) 9<br />

I. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in seinen eigenen Gedanken und Aussagen<br />

Was erwartet die junge Kirche Afrikas<br />

13<br />

von der Kirche Europas (<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>) 14<br />

<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> im Gespräch mit Adolf Paster<br />

Von hier aus - mit euch teilen.<br />

16<br />

Meditation über Psalm 23 (<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>) 19<br />

Das Kreuz und der Mensch (<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>)<br />

„Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Stachel.“<br />

21<br />

Meditation (<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>) 25<br />

„Haus aus Gold.“ Meditation (Hypolite A. Adigwe; <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>) 29<br />

Brief (<strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>) 30<br />

II. <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> in den Aussagen<br />

seiner Familie und seiner Freunde 31<br />

Erinnerungen der Eltern (Peter und Alice <strong>Ekwu</strong>) 32<br />

Erinnerungen der Schwester (Christiana Ogonna Eze) 35<br />

„200 für 2“ - und wie es dazu kam! (Gottfried Ilming) 41<br />

Gemeinsame Jahre im Seminar (Hypolite A. Adigwe) 45


Wie ich <strong>Aaron</strong> erlebte (Martin Treipl) 46<br />

Ein Missionar in Wien (Alfred Evanzin) 47<br />

Bei Freunden im Waldviertel (Hermann Beneder sen.) 48<br />

<strong>Aaron</strong> und die Fokolar-Bewegung (Edith Schmidt) 49<br />

Ein Vater für alle (Miguel Angel Andradas) 50<br />

Freundschaft und Einheit seit vielen Jahren (Helmut Kaiser) 51<br />

<strong>Aaron</strong> und die Cursillo-Bewegung (Josef G. Cascales) 52<br />

<strong>Aaron</strong> und „Marriage Encounter“ (Reinhold Ettl) 53<br />

Er zog alle an sich (Adolf Paster) 54<br />

„Vater der Armen“ (Peter Onyekwelu Okeke) 57<br />

III. <strong>Aaron</strong>’s letzte Tage und Tod 59<br />

Osterzeit 1989 60<br />

Das Begräbnis 64<br />

Die Kirche des Landes nahm Abschied 66<br />

Aus Ansprachen (Gedenkgottesdienste) 69<br />

„Gottes Zeit ist die beste“ (Hypolite A. Adigwe) 69<br />

Einheit - Herrlichkeit - Liebe (Günter Virt) 70<br />

<strong>Aaron</strong> erfüllte den Plan Gottes (Mario Magge) 72<br />

Versöhnung - Segen - Wärme (Fabian Ndubueze Mmagu) 73<br />

Aus Briefen anläßlich des Todes von <strong>Aaron</strong> 74<br />

Nachwort 76<br />

79<br />

Inhaltsverzeichnis


Personenregister<br />

ADIGWE, Msgr. <strong>Dr</strong>. Hypolite A.: Freund und Jahrgangskollege von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong>; dzt. Pfarrer in Ogidi, Nigeria<br />

(Erzdiözese Onitsha); Leiter regionaler und überregionaler katholischer Organisationen<br />

ANDRADAS, Miguel Angel: Mitglied der Fokolar-Bewegung in Onitsha, Nigeria<br />

ANEZIOKORO, <strong>Dr</strong>. Ese: Ärztin; sie und ihr Mann standen <strong>Aaron</strong> in seinen letzten Tagen ärztlich bei<br />

BENEDER, Hermann sen.: Geschäftsmann in Arbesbach im Waldviertel (NÖ)<br />

CASCALES, Josef G., CMF: Pater Josef ist Leiter der Cursillo-Bewegung in Österreich<br />

EKWU, Peter und Alice: Eltern von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong><br />

ETTL, <strong>Dr</strong>. Reinhold, SJ: einer der Initiatoren von Marriage Encounter in Österreich; Leiter des Religionspädagogischen<br />

Institutes in Feldkirch<br />

EVANZIN, Alfred: Pfarrangehöriger der Pfarre St. Johann Evangelist, Wien 10.; ehemaliger Vorsitzender des Pfarrgemeinderates<br />

EZE, Christiana Ogonna: Schwester von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong><br />

ILMING, Gabriele: Begründerin der Aktion „200 für 2“<br />

ILMING, Gottfried: Sohn von Gabriele Ilming<br />

ISINEYI, Schwester Margaretha: Oberin des Ordens ‘Handmaids of the Holy Child Jesus’ (HHCJ), Awka, Nigeria<br />

KAISER, Pfarrer Helmut: ein priesterlicher Freund aus Deutschland<br />

KÖNIG, Kardinal <strong>Dr</strong>. Franz<br />

MAGGE, Mario: Pater Mario ist Trinitarier, Mitglied der Fokolar-Bewegung und Pfarrer in der Pfarre am Mexikoplatz,<br />

Wien 2.<br />

MMAGU, Mag. <strong>Dr</strong>. Fabian Ndubueze: Priester aus Nigeria; dzt. Pfarrer in Marz (Burgenland)<br />

NEUDECKER, <strong>Dr</strong>. Hans: ehemaliger Missionsarzt in Abeokuta und Ijebu-Igbo, Nigeria<br />

OBIAKO, Schwester Mary Michael: Ordensschwester (Daughters of Divine Love); in Österreich zur Krankenschwester<br />

ausgebildet; arbeitete in einem Krankenhaus in Ihiala, Nigeria; Schwester Michael ist inzwischen verstorben<br />

OBIEFUNA, <strong>Dr</strong>. Albert K.: früher Bischof der Diözese Awka, nun Erzbischof der Erzdiözese Onitsha, Nigeria; Freund<br />

und Jahrgangskollege von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> seit der gemeinsamen Zeit im Knabenseminar<br />

OKAFOR, <strong>Dr</strong>. Simon A.: Bischof der Diözese Awka, Nigeria; Freund und Jahrgangskollege von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> seit der<br />

gemeinsamen Zeit im Knabenseminar<br />

OKEKE, Mag. <strong>Dr</strong>. Peter Onyekwelu: Priester aus Nigeria; dzt. Pfarrer in Jois (Burgenland)<br />

PASTER, Adolf: Leiter der HIFA-AUSTRIA; zusammen mit <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> Begründer der HIFA („Hilfe für Alle“), einer Organisation,<br />

die 1971 zur solidarischen Hilfe für Arme und Behinderte gebildet wurde<br />

RAUSCHER, <strong>Dr</strong>. Othmar: Zisterzienserpater, Abt von Stift Schlierbach (OÖ); Altabt Rauscher ist 1995 an den Folgen<br />

eines Autounfalls verstorben<br />

REITER, <strong>Dr</strong>. Franz: Pfarrer in Gloggnitz, Freund und Jahrgangskollege von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> im Priesterseminar in Wien<br />

SCHMIDT, <strong>Dr</strong>. Edith: Mitglied der österreichischen Fokolar-Bewegung<br />

STEIGENBERGER, Pater Bernhard: Zisterzienser; Superior und Pfarrer von Klostermarienberg (Burgenland)<br />

STRODL-ILMING, Roswitha: Tochter von Gabriele Ilming<br />

TREIPL, Bruder Martin: Freund und Kollege von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> im Priesterseminar in Wien; Mitglied der Franziskusgemeinde<br />

in Pinkafeld und Pfarrer in Mönichkirchen (NÖ)<br />

VIRT, Univ. Prof. <strong>Dr</strong>. Günter: Freund und Jahrgangskollege von <strong>Aaron</strong> <strong>Ekwu</strong> im Priesterseminar in Wien; Professor<br />

für Moraltheologie an der Universität Wien<br />

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