Gemeindezeitung März 2009 - St. Michael in der Obersteiermark
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Seite 35<br />
<strong>St</strong>rafe muss se<strong>in</strong><br />
Über die beson<strong>der</strong>s frevlerische<br />
Übeltat e<strong>in</strong>es „Sauschädl-Diebstahles“<br />
wurde <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>St</strong>. <strong>Michael</strong>er Buschenschank<br />
Rabl Gericht gehalten.<br />
Glasklare Erkenntnis <strong>der</strong><br />
vielen Protagonisten nach <strong>der</strong><br />
skurrilen Verhandlung: Altes<br />
Brauchtum kann so se<strong>in</strong>e Tücken<br />
haben.<br />
von Peter Taurer<br />
Der Term<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verhandlung<br />
war gezielt mit dem om<strong>in</strong>ösen<br />
Freitag, den 13. gewählt worden.<br />
Viele Kiebitze harrten <strong>in</strong><br />
die Buschenschank Rabl gespannt<br />
<strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge, die da kommen<br />
sollten. Den Vorsitz bei<br />
<strong>der</strong> Verhandlung führte <strong>der</strong><br />
ehrenwerte Richter Thomas<br />
Glößl, <strong>der</strong> gleich zur Sache<br />
kam und sich die Tösch`s, die<br />
„Betreiber <strong>der</strong> „ Loasacher-<br />
Gut-Ai<strong>der</strong>bichl-Dependance<br />
für seelenschwache Schwe<strong>in</strong>e“,<br />
zur Brust nahm. Gut am<br />
Richtertisch drapiert das<br />
„Corpus delicti“, das „edle<br />
Haupt <strong>der</strong> Mangalitza-Sau<br />
Goldi“. Dah<strong>in</strong>ter, auf den besten<br />
Plätzen die Hauptangeklagten,<br />
<strong>der</strong> schnauzbärtige<br />
Josef „Jeschep“, se<strong>in</strong> Ehegespons<br />
Christl „Nuri“ Tösch,<br />
sprich „Teesch“, Oberschlachtmeister<br />
Feitl samt<br />
Gehilfen. Dann e<strong>in</strong> Raunen,<br />
als Dorfgendarm Hubi vier<br />
f<strong>in</strong>stere, mit <strong>St</strong>ricken und Ketten<br />
gefesselte Gestalten <strong>in</strong><br />
den Saal führte. Schön langsam<br />
kam Licht <strong>in</strong> die vertrackte<br />
Angelegenheit, wer den an<br />
sich gut behüteten Goldi-<br />
Schädel „fla<strong>der</strong>te“. Schwe<strong>in</strong>evater<br />
Jeschep war mit dem<br />
neuzeitigen, mo<strong>der</strong>nen<br />
Schlüssel se<strong>in</strong>es neuen Autos<br />
nicht gut vertraut. Er<br />
sperrte se<strong>in</strong> Gefährt also auf<br />
statt zu. So war es für den<br />
Langf<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>fach, den Schädel<br />
aus dem unversperrten<br />
Kofferraum zu kassieren. Diese<br />
Unaufmerksamkeit hatte<br />
fatale Folgen für die Tesch´s.<br />
Richter Glöss griff tief <strong>in</strong> den<br />
Schmalztopf, sprach drakonische<br />
<strong>St</strong>rafen aus. Goldis<br />
nachlässiges Ex-Herrl wurde<br />
zu e<strong>in</strong>er Nachschulung <strong>in</strong> Sachen<br />
Auto-Fernbedienung<br />
verdonnert, zu zwei Kisten<br />
Bier und e<strong>in</strong>em Viertel <strong>der</strong><br />
Jause. Oberschlächter Feitl<br />
V. li. Richter Glösl, Gerichtsschreiber Tom Moosmann, Schwe<strong>in</strong>evater<br />
Josef „Jeschep“ Tesch<br />
zum nächsten 25 % <strong>der</strong> Jause<br />
und weiteren zwei Kisten<br />
Bier, <strong>der</strong> geständige Dieb<br />
Franz Ofner zu drei Flaschen<br />
We<strong>in</strong>. Innerhalb von drei Monaten<br />
werden die Angeführten<br />
auch körperlich gefor<strong>der</strong>t,<br />
müssen beim Schwe<strong>in</strong>ezüchter<br />
Tesch e<strong>in</strong>e Tag bei <strong>der</strong><br />
Heuernte helfen, Garage und<br />
Keller aufräumen. Weil Richter<br />
Glössl so schön <strong>in</strong> Fahrt<br />
war, verurteilte er sich gleich<br />
selbst auch zum Berappen<br />
<strong>der</strong> restlichen Jause. Das<br />
Wie<strong>der</strong>aufleben des alten<br />
Brauches, die gelungene Inszenierung<br />
war für die Zuhö-<br />
rer e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> herrliches<br />
Spektakel mit dem angenehmen<br />
Nebeneffekt e<strong>in</strong>er Gratisjause.<br />
Nudeln, Pizzen und Fischspezialitäten<br />
aus dem Meer<br />
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