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Anwaltsblatt 2000/01 - Österreichischer Rechtsanwaltskammertag

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Abs 3 DSt – mit der rk Beendigung dieser DisVerfahren außer Kraft<br />

tritt.<br />

Dagegen erhob der Besch Beschwerde an die OBDK. Die Beschwerdeanträge<br />

lauten: „Es wolle der angefochtene Beschluss zur<br />

Gänze aufgehoben oder allenfalls dergestalt abgeändert werden,<br />

dass andere Mittel, allenfalls ein Vertretungsverbot vor dem LG f<br />

Strafsachen bzw die Überwachung der Kanzlei des DB durch den<br />

Ausschuss der RAK angeordnet werden.“<br />

2. Mit Beschluss vom 23. 4. 1999 hat der DR der RAK aufgrund<br />

des am 29. 3. 1999 eingelangten (mit 24. 3. 1999 datierten)<br />

Antrages des DB den angefochtenen Beschluss vom 3. 3. 1999 zu<br />

D 25/99 ua aufgehoben und gleichzeitig als Einstweilige Maßnahme<br />

a) gegen RA Dr. X gem § 19 Abs 3 Z 1 lit a DSt die Überwachung<br />

der Kanzleiführung durch den Ausschuss der RAK angeordnet und<br />

b) Dr. X gem § 19 Abs 3 Z 1 lit b DSt das Vertretungsrecht vor<br />

dem LG f Strafsachen, allen diesem angeordneten Bezirksgerichten<br />

in Strafsachen und allen diesen genannten Gerichten beigeordneten<br />

Anklagebehörden sowie vor dem BG Z entzogen.<br />

Gleichzeitig wurde ausgesprochen, dass diese einstweiligen Maßnahmen<br />

spätestens – unbeschadet der Bestimmungen des § 19<br />

Abs 4 und des § 72 Abs 3 DSt – mit der rk Beendigung der hier<br />

gegenständlichen DisVerfahren, außer Kraft treten.<br />

Nachträgliche Änderungen der Sach- und Beweislage zu Gunsten<br />

des DB, wie sie auf seinen Antrag vom DR auch in seiner E vom<br />

23. 4. 1999 Berücksichtigung fanden und zu vorläufigen Maßnahmen<br />

gelinderer Art führten, wie sie der DB auch in seiner<br />

Beschwerde als gerechtfertigt ansah, können im gegenständlichen<br />

Beschwerdeverfahren keine Berücksichtigung finden.<br />

Somit war die Beschwerde iS einer Aufhebung der beschlossenen<br />

vorläufigen Maßnahme bei analoger Anwendung des § 113<br />

Abs 2 StPO nicht gerechtfertigt. Mit seinen Eventualanträgen ist<br />

der DB durch den Beschluss des DR der RAK vom 23. 4. 1999<br />

klaglos gestellt, sodass ihm diesbezüglich eine Beschwer durch<br />

den angefochtenen Beschluss fehlt. Die Beschwerde war somit<br />

zurückzuweisen.<br />

Anmerkung:<br />

Diese E-Begründung ist interessant und logisch; nein: logisch und<br />

(dennoch) interessant.<br />

Strigl<br />

7640<br />

§ 9 Abs 1, §§ 10, 11 Abs 1 RAO – Treuhandgeschäft<br />

§ 3 DSt – nur bei außergewöhnlichen<br />

Begleitumständen<br />

Zu den Verpflichtungen, die übernommene Vertretung<br />

gem § 9 Abs 1 und § 10 RAO dem Gesetz<br />

gemäß zu führen, zählt gem § 11 Abs 1 RAO<br />

Rechtsprechung<br />

auch das vom jeweiligen Treugeber anvertraute<br />

Geschäft. Es liegt im Standesinteresse, das Vertrauen<br />

in die Eignung von RAen als Treuhänder<br />

durch nichts zu erschüttern und solcherart insbesondere<br />

auch die rechtsuchende Bevölkerung<br />

vor Verstößen gegen getroffene Treuhandvereinbarungen<br />

zu schützen.<br />

(Nur) unter außergewöhnlichen Begleitumständen<br />

kann sich das fallbezogene Treuhänderverschulden<br />

als insgesamt doch nur geringfügig<br />

darstellen und bedurfte, weil es hier letztlich<br />

auch keine Folgen nach sich gezogen hat, nach<br />

Maßgabe des § 3 DSt keiner disziplinären Verfolgung.<br />

OBDK 4. 10. 1999, 1 Bkd 8/99<br />

Aus den Gründen:<br />

Zu den Verpflichtungen, die übernommene Vertretung gem § 9<br />

Abs 1 und § 10 RAO dem Gesetz gemäß zu führen, zählt gem<br />

§ 11 Abs 1 RAO auch das vom jeweiligen Treugeber anvertraute<br />

Geschäft (Bkd 57/88, AnwBl 1991, 822), wie es sich aus den<br />

zivilrechtlichen Vorschriften über den Bevollmächtigungsvertrag<br />

(vgl Strasser in Rummel2 , Rz 42ff zu § 1002 ABGB) und den „verfestigten<br />

Standesauffassungen“ (VfGH B 1286/87, ÖJZ 1990,<br />

421; AnwBl 1991, 5) ergibt. Grundsätzlich widerspricht es den in<br />

§ 9 Abs 1 und § 10 Abs 2 RAO normierten Berufspflichten, wenn<br />

der RA einen übernommenen Treuhandauftrag entgegen dessen<br />

klaren Wortlaut ohne ausdrückliche treugeberische Ermächtigung<br />

anders als bedungen ausführt. Zu den – von der OBDK wegen der<br />

Wichtigkeit für die rechtsuchende Bevölkerung streng beachteten –<br />

Pflichten eines Treuhänders gibt es schon seit Jahren umfangreiche<br />

Judikatur, zB Bkd 4/91, AnwBl 1984, 18; Bkd 71/87, AnwBl<br />

1984, 19; Bkd 114/85, AnwBl 1988, 90; Bkd 135/89, AnwBl<br />

1991, 47; Bkd 34/90, AnwBl 1991/96). Als Treuhänder – somit<br />

als Beauftragter zweier Parteien von mitunter gegensätzlichen<br />

Interessen – hat der RA mit besonderer Sorgfalt darauf zu achten,<br />

dass keinem der Beteiligten allein aus dem Treuhandvertrag Nachteile<br />

erwachsen. Der Unterlassung der stringenten Verwahrung des<br />

Treugeldes auf dem präzise genannten Treuhandkonto ist regelmäßig<br />

auch disziplinarrechtlich entgegenzuwirken, wenn nicht von<br />

vornherein feststeht, dass dadurch jeder Nachteil für die (dh alle)<br />

Treugeber ausgeschlossen ist. Es gehört nach gefestigter Standesauffassung<br />

zu den grundlegenden Pflichten eines RA, Treuhandvereinbarungen<br />

strikt einzuhalten, mag dies uU auch nicht uneingeschränkt<br />

den Interessen seines Klienten dienen (1 Bkd 4/94,<br />

AnwBl 1995, 351). Verstöße des Vertragserrichters und Treuhänders<br />

beider Vertragsteile gegen in Ansehung der Gebarung mit<br />

AnwBl <strong>2000</strong>/1 45

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