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MünchnerUni.Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München

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<strong>MünchnerUni</strong>.<strong>Magazin</strong><br />

Zeitschrift der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong> #02/2002<br />

ESSAY<br />

PERSPEKTIVEN<br />

EINER NEUEN<br />

LERNKULTUR<br />

HIGHTECHCAMPUS LMU<br />

NEUES ZENTRUM<br />

FÜR HIRNFORSCHER<br />

STUDIUM<br />

GASTSPIEL<br />

DER LMU:<br />

„JEFF KOONS”<br />

IN AGADIR<br />

IM INTERVIEW<br />

PAPIER UND<br />

DI FABIO,<br />

MÜNCHNER<br />

RICHTER IN<br />

KARLSRUHE<br />

LMU


IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

Rektorat der<br />

<strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU)<br />

<strong>München</strong><br />

Redaktion<br />

Kommunikation und Presse<br />

Cornelia Glees-zur Bonsen (gl)<br />

(Leitung)<br />

Ortrun Huber (oh)<br />

(stellv. Leitung)<br />

Karnik Gregorian (kg)<br />

Thomas Pinter (thp)<br />

(Online-Redakteur)<br />

Susanne Wedlich (suwe)<br />

Mitarbeit<br />

Manuela Baldauf (mb)<br />

Eva Kittel (ki)<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1<br />

80539 <strong>München</strong><br />

fon: +49 (0) 89 2180-3423<br />

fax: +49 (0) 89 33 82 97<br />

mum@lrz.uni-muenchen.de<br />

www.lmu.de/presse<br />

Bildredaktion<br />

Angelica Fuss (af)<br />

Designkonzept und Layout<br />

HAAK & NAKAT<br />

www.haak-nakat.de<br />

Distribution<br />

Mathias Schiener<br />

Druck<br />

Color-Offset GmbH<br />

Geretsrieder Straße 10<br />

81379 <strong>München</strong>


EDITORIAL<br />

Vom 22. bis 26. April dieses Jahres<br />

hat die Fakultät für Geowissenschaften<br />

der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

(LMU) <strong>München</strong><br />

eine Geo-Aktionswoche<br />

durchgeführt. Die Fakultät<br />

beteiligt sich auch maßgeblich<br />

an den Münchner Wissenschaftstagen<br />

„Lebendige Erde“<br />

vom 16. bis 20. Oktober 2002.<br />

Beide Veranstaltungen erfolgen<br />

im Rahmen des bundesweiten<br />

„Jahres der Geowissenschaften<br />

2002“, das den Dialog zwischen<br />

Wissenschaft und Öffentlichkeit<br />

intensivieren soll.<br />

Der Dialog zwischen Wissenschaft<br />

und Öffentlichkeit ist ein vorrangiges<br />

Ziel der Hochschulpolitik, das<br />

jedoch in dem Alltagsbetrieb der<br />

Lehre und Forschung an <strong>Universität</strong>en<br />

oft hinten an gestellt<br />

wird. Nicht zuletzt die LMU investiert<br />

jedoch seit ein paar Jahren<br />

verstärkt Ideen und Mittel in die<br />

publikumswirksame Stärkung des<br />

Verständnisses für die Chancen<br />

und Risiken der Forschung. Sie fördert<br />

damit auch die Einsicht in die<br />

Notwendigkeit einer breit angelegten<br />

Hochschullehre. Dies gilt in<br />

besonderem Maße für die kleineren<br />

Fachbereiche wie die Geowissenschaften,<br />

deren Fächer Gefahr laufen,<br />

hinter den Massenfächern ein<br />

Schattendasein zu führen. Wir sind<br />

daher froh, dass die Bundesministerin<br />

für Bildung und Forschung<br />

das Jahr 2002 zum „Jahr der Geowissenschaften“<br />

erklärt hat.<br />

Die Geowissenschaften sind in<br />

dem Spannungsfeld zwischen<br />

intensiver Nutzung unseres Planeten<br />

und dessen begrenzten Ressourcen<br />

angesiedelt. Dabei steht in<br />

zunehmendem Maße der Schutz<br />

unserer Umwelt bei weiter wachsender<br />

Weltbevölkerung im Vordergrund.<br />

Die sich hier ergebenden<br />

Fragestellungen reichen von den<br />

ökologischen Auswirkungen des<br />

globalen Klimawandels über die<br />

Nahrungs-, Wasser-, Rohstoffund<br />

Energieversorgung, die Vorsorge<br />

bezüglich natürlicher Katastrophen<br />

(Erdbeben, Vulkanausbrüche,<br />

Hochwasser etc.) bis hin<br />

zur Sanierung von bereits eingetretenen<br />

Umweltschäden.<br />

Zur Lösung dieser Fragen ist<br />

ein breites Methodenspektrum<br />

notwendig, das die quantitative<br />

Erfassung von Prozessen in allen<br />

Größenskalen vom Nano-Bereich<br />

bis zum planetaren Maßstab<br />

umfassen muss. Die zu betrachtenden<br />

Zusammenhänge werden<br />

mit zunehmender Wissensbasis<br />

immer komplexer und zunehmend<br />

für Vorhersagen von künftigen<br />

Entwicklungen genutzt.<br />

Die Fakultät für Geowissenschaften<br />

stellt sich mit ihren derzeitigen<br />

Studienrichtungen der<br />

Herausforderung die Erde als integriertes<br />

System zu betrachten.<br />

Durch die Gründung des Departments<br />

für Geo- und Umweltforschung<br />

und die Auflösung der bisherigen<br />

Institute wird auch nach<br />

außen deutlich, dass die Geowissenschaften<br />

der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

eine Neuorientierung,<br />

weg von der Aufteilung in<br />

Disziplinen, hin zu einer integrierten<br />

Sichtweise, vorgenommen<br />

haben. Gerade die Geowissenschaften<br />

sind nicht durch Ländergrenzen<br />

in ihren Arbeitsgebieten<br />

einzuschränken. Schon heute sind<br />

enge Verbindungen mit Institutionen<br />

in aller Welt Alltag und viele<br />

Kooperationsprojekte sorgen für<br />

einen regen internationalen Austausch<br />

von Wissenschaftlern und<br />

Studenten. Es ist daher logisch,<br />

dass eine internationale Öffnung<br />

der Geowissenschaften auch eine<br />

Neuordnung der Studiengänge<br />

GEOWISSENSCHAFTEN<br />

AN DER LMU:<br />

DAS GANZE SYSTEM<br />

ERDE IM BLICK<br />

nach sich zieht. Ein gemeinsames<br />

naturwissenschaftlich ausgerichtetes<br />

Grundstudium wird ab 2003,<br />

unter Einbeziehung der Kapazitäten<br />

der Technischen <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong>, die bisherigen Studiengänge<br />

Geologie/Paläontologie,<br />

Mineralogie/Kristallographie und<br />

Geophysik vereinen. Durch die<br />

Schaffung international anerkannter<br />

Bachelor- und Master-Abschlüsse<br />

wird die Attraktivität des<br />

Standortes <strong>München</strong> gestärkt.<br />

Auch der Bereich der Geographie<br />

steht vor einer Neuorientierung, da<br />

eine unabhängige Gutachterkommission<br />

die Konzentration der Geographie<br />

an der LMU unter Einbindung<br />

der Geographie der Technischen<br />

<strong>Universität</strong> empfohlen hat.<br />

Die Fakultät für Geowissenschaften<br />

der LMU bietet das gesamte<br />

Arbeitsspektrum der Geo-<br />

Foto: LMU<br />

wissenschaften auf qualitativ hohem<br />

Niveau. Zusammen mit der<br />

einzigartigen Vielzahl von geowissenschaftlich<br />

ausgerichteten<br />

Großforschungseinrichtungen und<br />

Landesbehörden versteht sich die<br />

Fakultät als Nukleus eines überregionalen<br />

Zentrums für Geo- und<br />

Umweltwissenschaften, angesiedelt<br />

in <strong>München</strong>. ■<br />

Professor Dr. Stefan Wohnlich<br />

Dekan der Fakultät für<br />

Geowissenschaften der LMU<br />

MUM 02/2002 EDITORIAL<br />

1


MUM 02/2002 NEWS<br />

2<br />

■ ZWEI STUDIERENDE DER LMU<br />

SCHREIBEN SPORTGESCHICHTE<br />

In unserer letzten Ausgabe berichteten<br />

wir über Studierende an der<br />

<strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong>,<br />

die neben dem Studium noch Spitzensport<br />

betreiben. Wie gut sich<br />

beides miteinander verbinden lässt,<br />

bewiesen Verena Bentele und Philipp<br />

Crone, die Sportgeschichte<br />

geschrieben haben.<br />

Verena Bentele, Skilangläuferin<br />

und Biathletin gewann im März bei<br />

den VIII. Paralympics in Salt Lake<br />

City vier Goldmedaillen. Die Psychologie-Studentin<br />

lief, nach den<br />

fünf Kilometern im klassischen Stil,<br />

zehn Kilometer Freistil und dem<br />

Biathlon-Rennen am Schlusstag<br />

der Spiele auch über 15 km Freistil<br />

ihren Konkurrentinnen davon und<br />

war damit bei vier Starts nicht zu<br />

schlagen gewesen. Damit ist die 20-<br />

L M U IN DEN MEDIEN<br />

jährige Studentin erfolgreichste<br />

deutsche Teilnehmerin der Paralympics<br />

in Salt Lake City. Mit Philipp<br />

Crone, Biologiestudent, stellte die<br />

LMU einen Spieler der Deutschen<br />

Hockey-Nationalmannschaft, die<br />

bei der Weltmeisterschaft in Malaysia<br />

im März zum ersten Mal den<br />

Titel errungen hat. ■ kg<br />

1 Verena Bentele<br />

DIE WURZELN DER WEIßEN ROSE<br />

„Die Erinnerung an die Scholls und die ,Weiße Rose’ ist lebendig und<br />

ein fester Bestandteil des deutschen Geschichtsbildes. (...)<br />

Erstaunlicherweise hat sich bisher kein Historiker an eine<br />

Gesamtdarstellung des Themas gewagt. Ein junger Wissenschaftler<br />

(...) will diese Forschungslücke nun schließen. Der 28jährige<br />

Sönke Zankel schreibt seine Doktorarbeit über die ,Weiße<br />

Rose’. (...) Für seine Promotion ist Sönke Zankel (...) eigens aus<br />

Bremen nach <strong>München</strong> gezogen. Nur an der LMU könne er diese<br />

Arbeit schreiben - am historischen Ort.“<br />

3 Süddeutsche Zeitung, 28.02.02<br />

JENSEITS DER STILLE<br />

„Ariane-Christine ist eigentlich von Geburt an gehörlos. Im Alter von<br />

18 Monaten wurde ihr im Ohr ein Cochlea-Implantat eingesetzt,<br />

dank dieser technischen Errungenschaft kann sie heute auf<br />

einem Ohr ganz normal hören und wie jedes andere Kind sprechen.<br />

Die Möglichkeit, Gehörlosen so erfolgreich helfen zu können,<br />

ist ein ,Wunder, das wir uns vor 50 Jahren noch nicht hätten<br />

vorstellen können’ meint Prof. Katrin Schorn, Leiterin der klinischen<br />

und experimentellen Audiologie und Pädaudiologie an der<br />

Hals-Nasen-Ohren-Klinik der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

in Großhadern. Dort und am Klinikum Rechts der Isar (...) wird<br />

das Gerät seit 15 Jahren erfolgreich verpflanzt.“<br />

3 Münchner Merkur, 21.03.02<br />

PROFESSUR FÜR ISLAMISCHE KUNST AN DER LMU<br />

„Als erste Hochschule in Deutschland hat die Münchner <strong>Ludwig</strong>-<br />

<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) eine Professur für islamische<br />

Kunst eingerichtet. (...) Damit werde die Geschichte der islamischen<br />

Kunst konsequent im Rahmen der Allgemeinen Kunstgeschichte<br />

gelehrt. Gelehrt wird das neue Fach seit Beginn des<br />

Sommersemesters von Avinoam Shalem. Der 1959 in Haifa als<br />

Sohn einer irakischen Familie geborene Kunstwissenschaftler<br />

studierte in Tel Aviv und <strong>München</strong>, wo er auch promovierte.“<br />

3 Süddeutsche Zeitung, 23.04.2002<br />

Foto: Maria Dorner<br />

■ NEUE BAVARISTISCHE<br />

RINGVORLESUNG<br />

Unter dem Titel „Schauplätze der<br />

Geschichte in Bayern“ ist die Bavaristische<br />

Ringvorlesung der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

in eine<br />

neue Runde gestartet.<br />

Im Sommersemester 2002 geht<br />

es um die Schauplätze der<br />

Geschichte in ganz Bayern quer<br />

durch die Jahrhunderte: die Entscheidungsschlacht<br />

gegen die<br />

Ungarn im Jahre 955 auf dem Lechfeld,<br />

Memmingen mit seinem Bauernaufstand<br />

im Zunfthaus 1525<br />

und die Hochzeit Kaiser Friedrich<br />

Barbarossas mit Beatrix von Burgund<br />

in Würzburg, der Marsch auf<br />

die Feldherrnhalle in <strong>München</strong><br />

1923 und Neuschwanstein als<br />

Traum und Ende <strong>Ludwig</strong>s II. Die Vorträge,<br />

die vom Bavaristischen<br />

Arbeitskreis beim Institut für<br />

Bayerische Geschichte an der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong>veranstaltet<br />

werden, finden jeweils am<br />

Mittwoch um 19 Uhr im Hörsaal<br />

101 des Uni-Hauptgebäudes am<br />

Geschwister-Scholl-Platz statt. Das<br />

Programm und weitere Informationen<br />

sind im Internet zu finden<br />

unter: www.lmu.de/presse. ■ gl<br />

1 Neues für Bayern-Fans<br />

INTERVIEW MIT BERND HUBER, DESIGNIERTER LMU-REKTOR<br />

„FAS: Ein Volkswirt an der Spitze: Da fürchten einige um die Orchideenfächer.<br />

Haben Institute wie das für Assyriologie (...) noch<br />

eine Zukunft? Huber: Diese Fächer zählen zur Tradition und zum<br />

Profil unserer <strong>Universität</strong>. (...) FAS: Wenn wir sie richtig verstanden<br />

haben, wollen Sie allen wohl und niemandem wehe. Können<br />

Sie so Ihr Ziel erreichen? Huber: Die <strong>Universität</strong> ist nicht primär<br />

eine Sparveranstaltung. In den nächsten Jahren sollten wir uns<br />

an einem Zukunftskonzept orientieren, in dem festgelegt ist, was<br />

an Mitteln und Ressourcen zur Verfügung steht. (...) Es ist aber<br />

noch zu früh zu sagen, wo wir sparen müssen. (...) Die LMU steht<br />

vor einem Generationenwechsel. (...) Allein deswegen wird dann<br />

die <strong>Universität</strong> anders aussehen als heute.“<br />

3 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.03.2002<br />

ZEIT-SERIE:<br />

DIE NEUE ELITE (5) - DER ERFOLGSWIRT<br />

„Der Schmidt. Vorname: Klaus. Beruf: Professor an der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-Universiät<br />

<strong>München</strong>. Alter 40. Das Alter ist wichtig, denn<br />

Klaus Schmidt ist Ökonom und der Verein für Socialpolitik, hierzulande<br />

der bedeutendste Ökonomen-Verband, vergibt jedes<br />

Jahr einen Preis an einen deutschsprachigen Wirtschaftswissenschaftler<br />

bis 45 Jahre, dessen Arbeit international für Aufsehen<br />

sorgt, man könnte auch sagen: an den besten jungen Ökonomen.<br />

Vergangenes Jahr hat Klaus Schmidt den Preis bekommen.”<br />

3 Die ZEIT, 21.03.02<br />

JETZT KEIN GRUND ALARM ZU SCHLAGEN<br />

„BSE-Experte Hans Kretzschmar von der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> rät zur<br />

Gelassenheit. Focus: Versuche an Mäusen lassen befürchten,<br />

dass der BSE-Erreger auch Muskelfleisch befallen kann. Ein<br />

Grund zur Sorge? Kretzschmar: (...) Zwischen Mäusen und Rindfleisch<br />

bestehen große Unterschiede. Man muss (...) wissen, dass<br />

die Übertragung über die Nahrung weit weniger effektiv ist als<br />

jene direkt in das Gehirn.“<br />

3 FOCUS, 25.03.02<br />

Foto: LMU


Foto: Maria Dorner / Gestaltung: Haak & Nakat<br />

Foto: Max-Planck-Gesellschaft<br />

Foto: LMU<br />

4<br />

11<br />

PROFILE<br />

AM COMPUTER<br />

LESEN LERNEN:<br />

LMU-FORSCHER HILFT<br />

LEGASTHENIKERN<br />

28<br />

HIGHTECHCAMPUS LMU<br />

NEUES ZENTRUM<br />

FÜR HIRNFORSCHER<br />

PROFILE<br />

ICONIC TURN -<br />

FELIX BURDA<br />

MEMORIAL LECTURES<br />

AN DER LMU<br />

14<br />

LMU-OFFICE<br />

MITARBEITER-<br />

BEFRAGUNG:<br />

KREUZELN<br />

FÜR DEN JOB<br />

Foto: Haak & Nakat<br />

MUM 02/2002<br />

■ NEWS<br />

2 LMU IN DEN MEDIEN<br />

■ TITEL<br />

4 PRIONEN IM PROFIL<br />

Neues Forschungszentrum für Bayern an der LMU<br />

7 „ES GIBT KEINE HEILUNG, ABER THERAPIE IST MÖGLICH“<br />

Ein Gespräch mit Hans-Jürgen Freter,<br />

Mitarbeiter der Deutschen Alzheimer Gesellschaft<br />

■ PROFILE<br />

10 IM MITTELPUNKT: DIE ERDE<br />

Erfolgreiche Aktionswoche zum Jahr der Geowissenschaften<br />

11 ICONIC TURN - DAS NEUE BILD DER WELT<br />

Felix Burda Memorial Lectures an der LMU<br />

12 PERSPEKTIVEN NACH PISA<br />

Erziehungswissenschaftler dikutieren an der LMU<br />

13 FORSCHEN UND FEIERN<br />

40 Jahre an der LMU: Das Institut für Chirurgische Forschung<br />

THERAPIE ODER STRAFE?<br />

Internationaler Kongress an der LMU zur Forensischen Psychiatrie<br />

14 AM COMPUTER LESEN LERNEN<br />

LMU-Wissenschaftler entwickelt Lernprogramm für Legastheniker<br />

15 ODEON - VIERFACH PREISGEKRÖNT<br />

CYBER LAW: DAS RECHTSSYSTEM IM IT-ZEITALTER<br />

16 MEHR SERVICE, MEHR PLATZ<br />

Neuer Bücherturm für Theologen und Philosophen<br />

■ KUNSTSCHÄTZE<br />

17 KUNSTTHERAPIE AM KLINIKUM GROßHADERN<br />

■ STUDIUM<br />

18 Business Wettbewerb<br />

MIT FÜNF EURO SIND SIE DABEI<br />

19 TAMBOSI TEXTE<br />

MANUSKRIPTUM liest im Café übers Café<br />

20 STUDIEREN OHNE HINDERNISSE<br />

„JEFF KOONS” IN AGADIR<br />

■ PERSONEN & POSITIONEN<br />

21 NEUBERUFEN, PREISE & EHRUNGEN<br />

24 ZWEI MÜNCHNER IN KARLSRUHE<br />

Die LMU-Juristen Papier und Di Fabio im Interview<br />

■ ESSAY<br />

26 LERNORT LABOR<br />

Von Diplom-Psychologe Michael Ley, <strong>Universität</strong> Bonn<br />

■ LMU-OFFICE<br />

28 KREUZELN FÜR DEN JOB<br />

Mitarbeiterbefragung an der LMU<br />

29 ZEIT LÄUFT FÜR NACHWUCHSWISSENSCHAFTLER<br />

LMU-BROSCHÜREN IM NEUEN LAYOUT<br />

30 MÜNCHEN ÜBERGIBT AN WÜRZBURG<br />

Wechsel an der Spitze der Bayerischen Uni-Kanzler<br />

■ SERVICE<br />

■ IMPRESSUM (UMSCHLAG)<br />

MUM 02/2002 INHALT<br />

3


MUM 02/2002 TITEL<br />

4<br />

Foto: Maria Dorner / Gestaltung: Haak & Nakat<br />

PRIONEN IM PROFIL<br />

NEUES FORSCHUNGSZENTRUM<br />

FÜR BAYERN AN DER LMU<br />

Alzheimer, Parkinson, Creuztfeldt-Jakob-Krankheit und BSE –<br />

die Begriffe haben an Schrecken nicht verloren. Prionforscher<br />

und Neuropathologen beschäftigen sich weltweit mit diesen<br />

verwandten Formen von Hirnerkrankungen bei Mensch und<br />

Tier. In Bayern werden sich die Bedingungen für diese<br />

Forschung bald deutlich verbessern: mit dem neuen Zentrum<br />

für Prionforschung und Neuropathologie (ZPN).


1 Blick durchs Dach: Mit seiner<br />

High-Tech-Ausstattung ist das<br />

Prionforschungszentrum auch für<br />

ausländische Forscher attraktiv.<br />

Die Bauarbeiten sind angelaufen,<br />

bereits Ende 2003 soll das ZPN<br />

den Betrieb aufnehmen. Wissenschaftsminister<br />

Hans Zehetmair<br />

zeigte sich sehr zufrieden über<br />

den Terminplan, als er Mitte April<br />

den symoblischen ersten Spatenstich<br />

setzte, gemeinsam mit<br />

Staatsekretärin Erika Görlitz aus<br />

dem Verbraucherschutzministerium<br />

und LMU-Rektor Professor<br />

Andreas Heldrich. Das ZPN ist ein<br />

Schritt nach vorn für die biomedizinische<br />

Forschung im gesamten<br />

Freistaat. Die Einrichtung<br />

steht allen bayerischen <strong>Universität</strong>en<br />

und wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen für eigens evaluierte<br />

Projekte offen.<br />

Minister Zehetmair betont vor allem<br />

die Synergieeffekte, die mit dem<br />

Neubau verbunden sein werden:<br />

„Diese Lösung ermöglicht es, die<br />

Ressourcen und das Fachwissen des<br />

Instituts für Neuropathologie der<br />

LMU unmittelbar in das neue<br />

Prionzentrum einzubringen.“ Denn<br />

das ZNP wird als Einrichtung der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>München</strong> in den Bayerischen<br />

Forschungsverbund Prionen<br />

(FORPRION) und in die bundesweite<br />

Forschungsplattform für Transmissible<br />

Spongiforme Enzephalopathien,<br />

kurz TSE, eingebunden<br />

sein. Auch für ausländische Spitzenforscher<br />

dürfte das neue 19,5<br />

Millionen Euro-Projekt nach Mei-<br />

nung der Fachleute sehr attraktiv<br />

sein. Denn hier finden sie ein spezielles<br />

Sicherheitslabor und die geeignete<br />

Ausstattung, um ihre Versuchstiere<br />

unterbringen zu können.<br />

SERVICEBETRIEB FÜR<br />

GANZ DEUTSCHLAND<br />

Die Hochschulleitung der LMU sieht<br />

den Neubau, der in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zu den naturwissenschaftlich-medizinischenEinrichtungen<br />

des HighTechCampusLMU im<br />

Münchner Stadtteil Großhadern<br />

liegt, als Servicebetrieb für ganz<br />

Bayern und darüber hinaus: „Der<br />

Bauplatz, auf dem das Zentrum<br />

errichtet wird, ist unser Beitrag zu<br />

einem multifunktionalen Forschungsgebäude.<br />

Hier soll der Ort<br />

sein für innovative, wechselnde Forschungsprojekte<br />

– je nach Bedarf“,<br />

erklärt Rektor Heldrich. Das ZNP ist<br />

also auf Zukunft angelegt. Neben<br />

der Prionforschung und der Neuropathologie<br />

hat das bayerische Wissenschaftsministerium<br />

hier bereits<br />

eine breiter angelegte biomedizinische<br />

Grundlagenforschung im Blick.<br />

Für den künftigen Geschäftsführenden<br />

Direktor des ZNP und<br />

Chef des Instituts für Neuropathologie<br />

der LMU, Professor Hans<br />

Kretzschmar, bringt der Standort<br />

<strong>München</strong> bereits heute einen<br />

beachtlichen Gewinn an wissenschaftlicher<br />

Kompetenz: „Eines der<br />

wichtigsten Zentren der Prionfor- 3<br />

Foto: Maria Dorner<br />

MUM 02/2002 TITEL<br />

5


MUM 02/2002 TITEL<br />

6<br />

+++ 1982: Der amerikanische<br />

Forscher Stanley Prusiner<br />

prägt als Erster den<br />

Begriff Prion. Das Wort steht<br />

für die Abkürzung „Proteinaceous<br />

infectious particle“,<br />

zu Deutsch: „eiweißartige<br />

ansteckende Teilchen“.<br />

+++ In seiner Hypothese<br />

geht Prusiner davon aus, dass<br />

die Ursache für schwammartige<br />

Erkrankungen des Gehirns<br />

– beim Rind BSE, beim Mensch<br />

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit<br />

genannt – ein infektiöses<br />

Eiweiß ist. +++ Er geht<br />

damit von einem völlig neuartigen<br />

biologischen Prinzip aus.<br />

Der letzte Beweis für diese<br />

Hypothese aber fehlt.<br />

+++ 1986: Erste Fälle<br />

von BSE, einer bislang unbekannten<br />

Rinderkrankheit, werden<br />

in britischen Herden entdeckt.<br />

+++ Zwei Jahre später<br />

führen epidemiologische<br />

Studien zu der Hypothese,<br />

dass es einen möglichen<br />

Zusammenhang zwischen der<br />

Verfütterung von Tiermehl<br />

und dem Ausbruch der BSE<br />

gibt. Tiermehl als Futter für<br />

Wiederkäuer wird daraufhin in<br />

Großbritannien verboten.<br />

+++ 1996: Zehn Fälle<br />

einer bislang unbekannten<br />

Variante der Creuzfeldt-<br />

Jakob-Krankheit werden in<br />

Großbritannien veröffentlicht.<br />

Es gibt keine wahrscheinlichere<br />

Erklärung als der Übertritt<br />

des Erregers vom Rind zum<br />

Menschen. +++ Fünf Jahre<br />

später müssen per Gesetz<br />

innerhalb der EU alle<br />

Schlachtrinder, die älter als 30<br />

Monate sind, auf BSE getestet<br />

werden.<br />

+++ 2002: Ein infektiöser<br />

Fund in den Hinterbeinen<br />

von Mäusen überrascht BSE-<br />

Forscher weltweit. Amerikanische<br />

Wissenschaftler haben<br />

krankhafte Prionen, die in das<br />

Gehirn der Mäuse injiziert<br />

wurden, in den Muskeln der<br />

Nager entdeckt. +++ Bis zu<br />

diesem Zeitpunkt ging man<br />

davon aus, dass sich Prionen<br />

nur im Nerven- und Hirngewebe<br />

von Rindern sammeln. In<br />

Tests wird bis dato nur Risikomaterial<br />

– Gewebe aus Gehirn<br />

und Rückenmark – untersucht.<br />

+++<br />

3<br />

schung und ein wesentlicher Teil der<br />

Forschungsorganisation wird hier<br />

lokalisiert sein“, versichert Kretzschmar,<br />

der auch Leiter des Referenzzentrums<br />

für Prionerkrankungen<br />

und Neurodegenerative Krankheiten<br />

und der CJK-Surveillance<br />

Deutschland ist.<br />

Diese Forschungsarbeit hat Tradition.<br />

Nicht erst seit im November<br />

2000 das erste Rind in Schleswig-<br />

Holstein BSE-positiv getestet wurde,<br />

suchen deutsche Wissenschaftler<br />

nach den Ursachen, nach Verbreitungswegen<br />

und Heilungschancen<br />

von TSE. Die durch infektiöse<br />

Eiweißablagerungen ausgelöste<br />

schwammartige Veränderung des<br />

Hirns äußert sich bei Rindern in<br />

Form von BSE, beim Menschen als<br />

Creuzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK).<br />

Schon in den 20er Jahren beschrieben<br />

die Mediziner Hans Gerhard<br />

Creutzfeldt und Alfons Jakob erstmals<br />

und unabhängig voneinander<br />

dieses Leiden.<br />

Doch mit der deutschen „BSE-<br />

Krise“ erfuhr diese Forschungsrichtung<br />

einen ganz neuen Aufschwung:<br />

Anfang des Jahres<br />

2001 gründete der Freistaat<br />

Bayern FORPRION.<br />

Ziel des Forschungsverbunds<br />

ist sowohl die einschlägigeGrundlagenforschung,<br />

als auch die Suche<br />

nach Diagnosemöglichkeiten und<br />

Therapien für TSE. Dies lässt sich der<br />

Freistaat zehn Millionen Euro kosten<br />

– zunächst auf zwei Jahre befristet.<br />

Insgesamt umfasst der Verbund<br />

derzeit 33 Projekte, angesiedelt an<br />

sechs bayerischen <strong>Universität</strong>en<br />

(<strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong>, Technische <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong> sowie den <strong>Universität</strong>en<br />

Nürnberg-Erlangen, Würzburg,<br />

Bayreuth und Regensburg) und am<br />

Max-Planck-Institut in Martinsried.<br />

Vom Bund fließen zur Zeit jährlich<br />

13,8 Millionen Euro in etwa 60 bis<br />

70 Arbeitsgruppen, der Großteil der<br />

Gelder stammt aus dem Bundesforschungsministerium.<br />

Auf Landesebene<br />

hat die LMU im wissenschaftlichen<br />

Wettbewerb die Nase<br />

vorn: Hier fördert die Staatsregierung<br />

immerhin 17 der 33 einschlägigen<br />

Forschungsvorhaben und<br />

zwar aus den Bereichen Biochemie,<br />

Molekularbiologie, Physik, Chemie,<br />

VON MÄUSEN UND<br />

MENSCHEN: EIN GANZES<br />

STOCKWERK IST DEN<br />

NAGERN VORBEHALTEN.<br />

Medizin und Veterinärmedizin. Die<br />

Projektleiter stehen in engem wissenschaftlichem<br />

Austausch mit den<br />

in ganz Deutschland arbeitenden<br />

Gruppen.<br />

Während also viele Forschungsvorhaben<br />

definiert sind und auch<br />

finanzielle Mittel zur Verfügung stehen,<br />

bedarf es noch der geeigneten<br />

Räumlichkeiten. „Momentan gibt es<br />

in Bayern keine befriedigende Infrastruktur,<br />

um im ausreichenden<br />

Maße Infektionsversuche beispielsweise<br />

an Mäusen durchzuführen“,<br />

erklärt Dr. Rosi Lederer, Geschäftsführerin<br />

des Bayerischen Forschungsverbunds<br />

Prionen, die Notwendigkeit<br />

des neuen Zentrums. Ein<br />

Problem, das bald weitgehend<br />

gelöst sein wird. Der vierstöckige<br />

Neubau an der Feodor-Lynen-<br />

Straße soll auf einer Nutzfläche von<br />

rund 2600 Quadratmetern nicht nur<br />

■ DER BAYERISCHE<br />

FORSCHUNGSVERBUND FORPRION<br />

Anfang 2001 wurde der Bayerischen Forschungsverbund Prionen<br />

(FORPRION) gegründet. Der Verbund soll Grundlagenforschung<br />

betreiben, aber auch nach Diagnosemöglichkeiten und Therapien<br />

für TSE suchen. Der Freistaat fördert FORPRION zunächst für zwei<br />

Jahre mit 10 Millionen Euro. Insgesamt umfasst der Verbund derzeit<br />

33 Projekte, die an sechs bayerischen <strong>Universität</strong>en und am Max-<br />

Planck-Institut in Martinsried angesiedelt sind.<br />

ZAHL DER FORSCHUNGSPROJEKTE<br />

(Stand: 05.04.2002)<br />

<strong>Universität</strong> Bayreuth 1<br />

<strong>Universität</strong> Würzburg 4<br />

<strong>Universität</strong> Nürnberg-Erlangen 4<br />

<strong>Universität</strong> Regensburg 1<br />

<strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong> 17<br />

Technische <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> 5<br />

Max-Planck-Institut in Martinsried 1<br />

Grafik: Haak & Nakat


Foto: Deutsche Alzheimer Gesellschaft<br />

das Institut für Neuropathologie,<br />

sondern auch das neue Prionforschungszentrum<br />

aufnehmen.<br />

DEN INFEKTIONEN<br />

AUF DER SPUR<br />

Das oberste Stockwerk des ZPN ist<br />

den Mäusen vorbehalten - allerdings<br />

ohne Aussicht auf die Einrichtungen<br />

der LMU. Denn das<br />

Stockwerk ist fensterlos, weil die<br />

transgenen Mäuse kein Tageslicht<br />

vertragen. Mit ihrer Hilfe hoffen die<br />

Wissenschaftler, die Rätsel vieler<br />

Hirnerkrankungen zu lösen. Die<br />

kleinen Nager sind für die Prionforschung<br />

unentbehrlich. Denn bei<br />

ihnen ist die Inkubationszeit für BSE<br />

mit 200 Tagen deutlich kürzer als bei<br />

Rindern, die erst nach Jahren<br />

erkranken. An den Mäusen lässt<br />

sich daher der Krankheitsverlaufs<br />

wesentlich besser beobachten.<br />

Das neue Zentrum für Prionforschung<br />

und Neuropathologie an<br />

der LMU wird auch für Forschungsaktivitäten<br />

zu neurodegenerativen<br />

Erkrankungen wie Alzheimer<br />

und Parkinson offen stehen.<br />

Derzeit kann noch keines der<br />

beiden Leiden geheilt werden.<br />

Doch die weltweit intensive Forschung<br />

schreitet voran – und die<br />

Erwartungen bei Betroffenen und<br />

Fachleuten sind hoch. MUM<br />

sprach mit Hans-Jürgen Freter,<br />

Mitarbeiter der Deutschen Alzheimer<br />

Gesellschaft, die Erkrankten,<br />

ihren Angehörigen und Fachpersonal<br />

Rat und Hilfe bietet<br />

(www.deutsche-alzheimer.de).<br />

MUM: In welchem Bereich ist in<br />

Zukunft am ehesten ein Durchbruch in<br />

der Alzheimer-Forschung zu erwarten<br />

– in der Diagnose oder der Therapie?<br />

Da Tiere als ursprüngliche<br />

Träger der infektiösen Prionen<br />

gelten, gebührt ihnen in der Forschung<br />

ein besonderes Augenmerk.<br />

Doch der Zusammenhang<br />

zur Hirnforschung beim Menschen<br />

ist eng. Unter dem Motto „Brain<br />

Science“ diskutierten Wissenschaftler<br />

kürzlich auf der Jahrestagung<br />

des TierschutzInformationsZentrums<br />

für die Biomedizinische Forschung<br />

(TIZ-BIFO) an der LMU über<br />

den aktuellen Stand der Hirnforschung<br />

in der Human- und Veterinärmedizin.<br />

Mit Blick auf den Tierschutz<br />

drehte sich die Diskussion 3 Spuren-<br />

auch um den Sinn sowie die Bedinsuche: Auch<br />

gungen der Forschung an und mit Alzheimer<br />

Versuchstieren. Hier berichteten der und Parkinson<br />

Neuropathologe Kretzschmar und werden im ZPN<br />

der Molekularbiologe und Alzhei- erforscht.<br />

mer-Experte Professor Christian<br />

Haass über ihre Studien zu neuro- 3 TITEL ES GIBT KEINE HEILUNG,<br />

ABER THERAPIE IST MÖGLICH<br />

EIN GESPRÄCH MIT HANS-JÜRGEN FRETER,<br />

MITARBEITER DER DEUTSCHEN ALZHEIMER GESELLSCHAFT<br />

Freter: Wir erhoffen uns auf allen<br />

Gebieten neue Ergebnisse. Es gibt<br />

beispielsweise immer noch keine<br />

einfache und unkomplizierte Möglichkeit,<br />

eine Alzheimer-Erkrankung<br />

früh zu diagnostizieren. Das würde<br />

aber auch nur dann Sinn machen,<br />

wenn eine Therapie zur Verfügung<br />

steht. Denn sonst gibt es vielleicht<br />

den 40-Jährigen, der erfährt, dass er<br />

irgendwann an Alzheimer erkranken<br />

wird – obwohl weder die Diagnose<br />

noch das Alter, in dem die Krankheit<br />

tatsächlich auftritt, sicher sind.<br />

MUM: Vor kurzem wurde gemeldet,<br />

dass in den USA ein Bluttest entwickelt<br />

wurde, der bei lebenden<br />

Mäusen eine Alzheimer-Erkrankung<br />

nachweisen kann, was bei Menschen<br />

bislang nicht möglich ist. Was<br />

ist davon zu halten?<br />

Freter: Ähnliche Erfolgsmeldungen<br />

werden öfter durch die Presse ver-<br />

breitet. Oft hört man dann aber nie<br />

wieder davon. Es stellt sich dann<br />

doch die Frage, ob das nur Propaganda<br />

für ein Forschungsinstitut<br />

oder ein für erkrankte Menschen<br />

wirklich interessantes Ergebnis ist.<br />

MUM: Wird die Diagnose Alzheimer<br />

bislang nur über Symptome wie Vergesslichkeit<br />

und Konzentrationsstörungen<br />

gestellt?<br />

Freter: Die einzelnen Symptome<br />

werden zunächst genau festgestellt,<br />

dann andere Erkrankungen<br />

ausgeschlossen. Mittlerweile<br />

werden auch bildgebende Verfahren<br />

eingesetzt, die beispielsweise<br />

Plaques im Gehirn sichtbar<br />

machen können. Allerdings hat<br />

nicht jeder Alzheimer-Patient Plaques,<br />

und nicht jeder mit Plaques<br />

hat Alzheimer.<br />

MUM: Welche Behandlungsmöglichkeiten<br />

haben Patienten und was kön-<br />

nen Angehörige tun, wenn die Diagnose<br />

„Alzheimer“ lautet?<br />

Freter: Oft wird gesagt, es gäbe keine<br />

Therapiemöglichkeiten. Richtig<br />

ist, dass eine Heilung nicht möglich<br />

ist. Dennoch kann sehr viel für Alzheimer-Kranke<br />

getan werden. Es<br />

gibt Medikamente, die den Verlauf<br />

der Krankheit verzögern können.<br />

Außerdem ist es wichtig, dem Patienten<br />

Orientierung, Stabilität und<br />

geistige Anregung zu geben. Wichtig<br />

ist es auch, für körperliches<br />

Wohlbefinden und emotionale<br />

Zuwendung zu sorgen. ■<br />

Interview:<br />

Susanne Wedlich<br />

Foto: Maria Dorner<br />

Foto: LMU<br />

7<br />

MUM 02/2002


MUM 02/2002 TITEL<br />

8<br />

Grafiken: Dr Ralph Zahn, ETH Zürich<br />

1 Oben: Ein fehlgefaltetes<br />

Prion-Protein lagert sich ab und<br />

führt zu Prionerkrankungen.<br />

Unten: Ungefährlich ist das<br />

normale zelluläre Prion-Protein.<br />

3<br />

logischen Erkrankungen bei<br />

Mensch und Tier. „Die sichere Diagnose<br />

der Prionkrankheiten ist derzeit<br />

nur durch die biochemische<br />

oder histopathologische Untersuchung<br />

des Gehirns möglich“, betont<br />

Kretzschmar. TSE-Krankheiten können<br />

also nur durch die Untersuchung<br />

von Nervenzellen nach dem<br />

Tod des infizierten Lebewesens<br />

nachgewiesen werden. Testverfahren,<br />

die beim lebenden Menschen<br />

oder Tier eingesetzt werden können,<br />

existieren derzeit noch nicht.<br />

Auch bei der Erforschung der Alzheimer<br />

und Parkinson Krankheit<br />

befriedigen einfache Zellkulturmodelle<br />

nicht die Bedürfnisse der Wissenschaftler.<br />

„Diese Modelle sind für ein<br />

funktionelles Verständnis im Organismus<br />

nicht ausreichend und darüber<br />

hinaus untauglich, um neue Medikamente<br />

auf ihre protektive Wirkung zu<br />

BSE<br />

Bovine Spongiforme Enzephalopathie,<br />

„schwammförmige“ Hirnerkrankung<br />

beim Rind, landläufig<br />

„Rinderwahnsinn“ genannt, wurde<br />

1985 erstmals in Großbritannien<br />

festgestellt<br />

BSE-SCHNELLTEST<br />

Innerhalb der Europäischen Union<br />

stehen drei Schnelltests zum<br />

Nachweis von BSE zur Verfügung.<br />

In Deutschland sind zwei davon<br />

bislang zugelassen. Diese Tests<br />

sind allerdings vor dem Internationalen<br />

Tierseuchenamt (OIE)<br />

nicht ausreichend. Nach dem OIE<br />

sind folgende Diagnosemethoden<br />

zum Nachweis von BSE einzusetzen:<br />

Western Blot (nach vorheriger<br />

Aufreinigung entsprechend<br />

OIE Vorgaben), immunhistochemische<br />

Untersuchung histologischer<br />

Hirnpräparate, histopathologische<br />

Untersuchung oder<br />

die elektronenmikroskopische<br />

Darstellung Scrapie-assoziierter<br />

Fibrillen.<br />

CJD/CJK<br />

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit,<br />

„schwammförmige“ Hirnerkrankung<br />

beim Menschen, wurde<br />

1920/21 erstmals von den beiden<br />

deutschen Medizinern Creutzfeldt<br />

und Jakob beschrieben.<br />

testen“, erklärt Professor Haass. Forschungen<br />

mit einer transgenen Maus<br />

jedoch ermöglichten es im Falle der<br />

Parkinsonerkrankung, beispielsweise<br />

pathologische Vorgänge nahezu exakt<br />

zu rekapitulieren. Auf diese Weise<br />

könnten nicht nur die Wirkmechanismen<br />

der Erkrankung im Gehirn untersucht,<br />

sondern gleichzeitig auch<br />

potenzielle Medikamente getestet<br />

werden, betonte der Hirnforscher.<br />

PRIONFORSCHUNG – EIN GLOSSAR<br />

DIAGNOSE<br />

Das verbindliche Feststellen einer<br />

bestimmten Erkrankung. Bei den<br />

TSE ist eine definitive Diagnose nur<br />

durch die Gewebeuntersuchung<br />

des Gehirns möglich.<br />

VCJD<br />

Neue Variante der Creutzfeldt-<br />

Jakob-Krankheit, die nach heutigem<br />

Wissensstand durch den BSE-<br />

Erreger verursacht wird.<br />

PRION<br />

Proteinaceous infectious particle.<br />

Prionen gelten weithin als Erreger<br />

der TSE. Im Sinne der letztlich noch<br />

nicht bewiesenen Prion-Hypothese<br />

bestehen die Erreger in erster<br />

Linie aus der (krankmachenden)<br />

Scrapie-Form des Prion-Proteins<br />

(PrPSc).<br />

PRION-HYPOTHESE<br />

Nach dieser Hypothese ist der Erreger<br />

ein „proteinartiges infektiöses<br />

Partikel“, das Prion. Prionen sind<br />

Erreger, die vorwiegend aus Protein<br />

bestehen. Obwohl die Prion-Hypothese<br />

noch nicht bewiesen ist, sieht<br />

die Mehrheit der Forscher/innen die<br />

Prion-Hypothese als Basis ihrer Forschung.<br />

SCRAPIE<br />

TSE der Schafe, selten Ziegen,<br />

deutsch Traberkrankheit. Sie ist seit<br />

ca. 200 Jahren bekannt und kommt<br />

Foto: Maria Dorner<br />

Da neurodegenerative Erkrankungen<br />

wie Alzheimer oder Parkinson<br />

ihre Ursache ebenso wie BSE in<br />

einer Veränderung von Eiweißen im<br />

Gehirn haben, werden auch Forschungen<br />

zu diesen Leiden am<br />

neuen Prionzentrum angesiedelt<br />

sein. „Die Pathogenese dieser<br />

Erkrankungen basiert auf ähnlichen<br />

Mechanismen“, erklärt FOR-<br />

PRION-Geschäftsführerin Dr. Lederer.<br />

„Warum lagern sich Eiweiße im<br />

Gehirn ab? Warum sterben Nervenzellen<br />

aufgrund dieser Ablagerungen?<br />

Das sind Probleme, die beide<br />

Forschungsrichtungen betreffen.“<br />

Viel Arbeit auch für eine interdisziplinäreNachwuchsforschergruppe,<br />

die langfristig am neuen<br />

Prionforschungszentrum etabliert<br />

werden soll. ■ Ortrun Huber<br />

7 ZPN-Labors in Stahl und Glas.<br />

häufig in Großbritannien vor. Eine<br />

Übertragung auf den Menschen<br />

konnte bislang nicht nachgewiesen<br />

werden.<br />

TSE<br />

Transmissible Spongiforme Enzephalopathie,<br />

übertragbare „schwammförmige“<br />

Erkrankungen des Gehirns,<br />

ausgelöst durch einen unkonventionellen<br />

Erreger. Eine Gruppe infektiöser<br />

neurodegenerativer Krankheiten<br />

des zentralen Nervensystems, mit<br />

sehr langen Inkubationszeiten, zu<br />

denen im Tierreich u.a. Scrapie und<br />

die Bovine Spongiforme Enzephalopathie<br />

(BSE), der so genannte Rinderwahnsinn<br />

zählen. Analoge<br />

menschliche Erkrankungen sind u.a.<br />

die verschiedenen Formen der<br />

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK).<br />

Transmissible Spongiforme Enzephalopathien<br />

verlaufen stets tödlich.<br />

Schutzimpfungen oder wirksame<br />

Therapien sind bisher nicht verfügbar.<br />

Die Bezeichnung Spongiforme<br />

Enzephalopathien beruht auf dem<br />

markantesten histologischen Merkmal<br />

dieser Krankheiten, einer<br />

„schwammförmigen“ (=spongiformen)<br />

Degeneration von Neuronen<br />

im Gehirn. Eine sichere Diagnose ist<br />

derzeit nur durch Untersuchung von<br />

Hirngewebe möglich. Von den Vertretern<br />

der Prion-Hypothese werden<br />

diese Krankheiten als Prionkrankheiten<br />

bezeichnet. (Quelle: TSE-Forum)


MUM 02/2002 PROFILE<br />

10<br />

IM MITTELPUNKT: DIE ERDE<br />

ERFOLGREICHE AKTIONSWOCHE<br />

ZUM JAHR DER GEOWISSENSCHAFTEN<br />

Am Anfang schuf Gott Himmel<br />

und Erde. Den Himmel reservierte<br />

er für sich. Dem Menschen blieb<br />

der blaue Planet - den er bevölkert,<br />

beackert und erforscht. Bei<br />

den Geologen, Mineralogen,<br />

Paläontologen, Geographen, Geophysikern<br />

und Meteorologen<br />

dreht sich alles um den Globus.<br />

2002 ist ihr Jahr: das Jahr der<br />

Geowissenschaften, ausgerufen<br />

vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung. Unter dem<br />

Motto „planet erde“ informieren<br />

Groß- und Regionalveranstaltungen<br />

in ganz Deutschland über Erde,<br />

Feuer, Wasser, Luft (Infos unter<br />

www.planeterde.de). Auch die<br />

LMU ist dabei: Zum „Tag der Erde“<br />

am 22. April, an dem bundesweit<br />

Geowissenschaftler in den<br />

Schulen ihr Fach vorstellten, startete<br />

sie ihre Geo-Aktionswoche.<br />

Mit Vorträgen und Besichtigungen<br />

weihten LMU-Forscher in die<br />

Geheimnisse von Mutter Erde ein.<br />

Für Lehrer und ihre Schüler gab es<br />

ein spezielles Vormittagsprogramm<br />

mit Dia-, Film- und Laborvorführungen<br />

sowie Workshops:<br />

Urzeitvögel wurden bewundert,<br />

Kristalle untersucht, der Weg des<br />

Wassers erklärt, über Meteoritengefahr<br />

und Klimawandel berichtet.<br />

Die Faszination der Geowissenschaften<br />

darzustellen - darum ließ<br />

sich keines der sechs geowissenschaftlichen<br />

Institute der LMU lange<br />

bitten. Künftig werden sie in<br />

einem Department zusammengefasst<br />

sein. Auch die bei den Physikern<br />

angesiedelten Meteorologen<br />

machten mit. „Ich habe mich riesig<br />

gefreut über die große Resonanz“,<br />

berichtet Katja Henßel vom Institut<br />

für Paläontologie, die die Geo-Aktionswoche<br />

koordinierte. „Alle Bereiche<br />

haben Ideen beigesteuert -<br />

egal, ob sie sich mit winzigen Strukturen<br />

auf Kristalloberflächen oder<br />

globalen Prozessen wie dem Klimawandel<br />

beschäftigen. Und auch die<br />

Museen waren voll integriert.“<br />

In Nachmittagsführungen präsentierten<br />

das Paläontologische und<br />

Geologische Museum, sowie das<br />

Museum Reich der Kristalle ihre<br />

Sammlungen. Bei Museums-Ralleys<br />

konnten Nachwuchsforscher den<br />

Geheimnissen der Erde nachspüren.<br />

Zum Abschluss gab es ein Gruppenbild<br />

mit Saurier und allabendlich<br />

informierte ein Vortrag über irdische<br />

Geschehnisse, etwa zum Thema<br />

„Rohstoffe - Werkstoffe - Reststoffe“<br />

oder die „Versicherung von Georisiken“.<br />

Wer außerhalb <strong>München</strong>s<br />

die „Faszination Erde“ erleben wollte,<br />

konnte an Exkursionen, z.B. zur<br />

Erdbebenwarte Fürstenfeldbruck<br />

oder den Meteoriten-Impaktkratern<br />

im Nördlinger Ries teilnehmen.<br />

NEUER STUDIENGANG<br />

„GEOWISSENSCHAFTEN“<br />

Abgerundet wurde das Angebot<br />

durch eine Reihe von Orientierungsveranstaltungen<br />

für Oberstufenschüler,<br />

denn auch die Geowissenschaften<br />

haben Nachwuchssorgen:<br />

„Wir werden offensiv an die Schulen<br />

herantreten“, kündigt der Dekan der<br />

Fakultät, Professor Stefan Wohnlich,<br />

an. „Durch das Jahr der Geowissenschaften<br />

erhoffen wir uns natürlich<br />

einen gewissen Werbeeffekt und<br />

den entsprechenden Zulauf bei<br />

Studienanfängern.“ Dem soll auch<br />

der neue Bachelor/Master-Studiengang<br />

„Geowissenschaften“ dienen,<br />

der derzeit mit der TU <strong>München</strong><br />

gemeinsam vorbereitet wird und<br />

interdisziplinär Inhalte von Geographie,<br />

Geologie, Mineralogie, Geophysik,<br />

Paläontologie und Meteorologie<br />

verknüpfen soll.<br />

Nachwuchsforschern bieten die<br />

Geowissenschaftler der LMU nach<br />

der Aktionswoche die Ringvorlesung<br />

„Erde - Umwelt des Menschen“<br />

an, die von Wissenschaftlern<br />

der LMU und Gastrednern gehalten<br />

wird (dienstags, 18 Uhr c.t., Uni-<br />

Hauptgebäude, Hörsaal 101).<br />

Und selbst nach diesem Semester<br />

ist in Sachen „planet erde“ noch<br />

lange nicht Schluss. Vom 16. bis 20.<br />

Oktober versprechen die Münchner<br />

Wissenschaftstage 2002 unter dem<br />

Motto „Lebendige Erde“ Informationen<br />

und Unterhaltung zum Thema<br />

Erde. An rund 50 „Marktständen<br />

der Wissenschaft“ werden im<br />

Museum Reich der Kristalle Wissenschaftler<br />

über ihre aktuelle Forschung<br />

informieren. Konzerte, Vorträge,<br />

Diskussionsrunden und ein<br />

Kinderprogramm sind geplant, bevor<br />

die Wissenschaftstage am 19.<br />

Oktober in die Münchner „Lange<br />

Nacht der Museen“ münden (Weitere<br />

Infos unter: www.muenchnerwissenschaftstage.de).<br />

■ oh<br />

1 Wie entstehen Gletscher? Antworten<br />

bot die Geo-Aktionswoche.<br />

Foto: LMU<br />

Foto: LMU


ICONIC TURN<br />

DAS NEUE BILD DER WELT<br />

FELIX BURDA MEMORIAL LECTURES<br />

AN DER LMU<br />

Was ist ein Bild? Ein Gemälde.<br />

Eine Fotografie. Eindrücke im<br />

Fernsehen. Die Antwort scheint<br />

einfach zu sein. Liest man im<br />

Brockhaus nach, wird bestätigt:<br />

BILD: 1) DARSTELLUNG VON<br />

DINGEN AUF EINER FLÄCHE<br />

(GEMÄLDE, DRUCK U.A.) und 2)<br />

OPTIK: ABBILDUNG. Doch was ist<br />

mit den inneren Bildern, die das<br />

Gehirn produziert? Und gehört<br />

das Bild, das man von einem<br />

Menschen hat, ebenfalls dazu?<br />

Die Ausprägungen sind vielfältig,<br />

genauso wie die Verbreitung des<br />

Bildes, das im letzten Jahrhundert<br />

durch technische Verfahren<br />

zu einem Massenmedium geworden<br />

ist. Selbst für das menschliche<br />

Auge unsichtbare, naturwissenschaftliche<br />

Vorgänge werden<br />

durch computergenerierte Bilder<br />

fassbar. Eine Entwicklung, sagen<br />

Wissenschaftler, die zu einem<br />

Paradigmenwechsel führe: der<br />

Iconic Turn. Seit diesem Semester<br />

widmet sich eine Vortragsreihe<br />

an der LMU unter dem Titel<br />

„Iconic Turn – Das neue Bild der<br />

Welt“ dem Thema. Veranstalter<br />

dieser „Felix Burda Memorial<br />

Lectures“ ist die Burda Akademie<br />

zum Dritten Jahrtausend zusammen<br />

mit dem Humanwissenschaftlichen<br />

Zentrum der LMU.<br />

Unsere Gesellschaft sieht sich einer<br />

Flut von Abbildungen gegenüber.<br />

Der Begriff Iconic Turn, erstmals<br />

von Professor Gottfried Böhm<br />

genannt, beschreibt die zunehmende<br />

Bildhaftigkeit der Gesellschaft<br />

und, so Jens Burger, „die umfassende<br />

Präsenz und Vielfalt von Bildern,<br />

die zu einem grundsätzlichen kulturellen<br />

Wandel geführt haben”. Für<br />

Burger, externer Berater der Felix<br />

Burda Memorial Lectures, bestimmen<br />

nicht mehr sprachlich-argumentative<br />

Strukturen sondern Bilder<br />

unsere Vorstellung von der<br />

Welt und die Welt unserer Vorstellung.<br />

Diese sind dabei nicht auf<br />

wenige Teilbereiche begrenzt. So<br />

wie in der Wissenschaft bereits ein<br />

vielfältiger fächerübergreifender<br />

Diskurs über die Begrifflichkeit des<br />

Bildes entstanden ist, beschäftigen<br />

sich auch die Felix Burda Memorial<br />

Lectures aus interdisziplinärer Perspektive<br />

mit der Bildthematik.<br />

Neben Kunstwissenschaftlern<br />

und Philosophen werden in der<br />

ersten Vorlesungsreihe in diesem<br />

Semester Architekten und Hirnforscher<br />

ihre Positionen erörtern.<br />

Hierbei geht es auch um<br />

grundsätzliche Fragen, wie die<br />

nach der gesellschaftlichen Wirkung<br />

und der Macht der Bilder,<br />

dem Verhältnis von Bildproduzent<br />

und -konsument, der Wechselwirkung<br />

zwischen inneren und äußeren,<br />

privaten und öffentlichen Bildern.<br />

Die Vorlesungen stehen allen<br />

Interessierten offen, während am<br />

Tag danach in speziellen, eintägigen<br />

Workshops 19 Doktoranden<br />

und Postdocs verschiedener Fachbereiche<br />

den Diskurs mit den Referenten<br />

weiter vertiefen.<br />

VOM BILD ZUR<br />

WAHRNEHMUNG<br />

Die Seminarreihe, die am 25. April<br />

der Kunstgeschichtler Hans Belting<br />

von der Staatlichen Hochschule für<br />

Gestaltung in Karlsruhe mit seinem<br />

Vortrag „Echte Bilder und falsche<br />

Körper – Irrtümer über die Zukunft<br />

des Menschen“ eröffnet hat, wird<br />

am 7. Mai von Professor Bazon<br />

Brock mit dem Thema „Imaging als<br />

Einheit von Künsten und Wissenschaften“<br />

fortgesetzt. Der Philosoph<br />

Peter Sloterdijk von der Staatlichen<br />

Hochschule für Gestaltung<br />

in Karlsruhe folgt neun Tage später<br />

mit dem Vortrag „Bilder der Gewalt<br />

– Gewalt der Bilder“ Am 6. Juni<br />

berichtet Wolf Singer vom Max-<br />

Planck-Institut für Hirnforschung<br />

in Frankfurt über den Weg „Vom<br />

Bild zur Wahrnehmung“. Eine<br />

Woche später spricht der Londoner<br />

Architekt Sir Norman Foster. Am<br />

20. Juni referiert der Philosoph<br />

Professor Reinhard Brandt von der<br />

<strong>Universität</strong> Marburg über den Weg<br />

„Von der Wahrnehmung zum Bild“.<br />

Am 4. Juli bewertet Horst Bredekamp,<br />

der als Kunstgeschichtler an<br />

der Humboldt-<strong>Universität</strong> Berlin<br />

lehrt, die „Kunstgeschichte als<br />

historische Bildwissenschaft”. Für<br />

dieses Semester beendet Professor<br />

Friedrich Kittler vom Institut für<br />

Kulturwissenschaften der Humboldt-<strong>Universität</strong><br />

Berlin am 11. Juli<br />

die Vorlesungsreihe mit einem Vortrag<br />

zum Thema „Das berechnete<br />

Bild“. ■ kg<br />

Fotos: Max-Planck-Gesellschaft<br />

MUM 02/2002 PROFILE<br />

11


MUM 02/2002 PROFILE<br />

12<br />

PERSPEKTIVEN NACH PISA<br />

ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTLER<br />

DISKUTIEREN AN DER LMU<br />

„PISA“ – dieses Wort war wohl<br />

das am häufigsten verwendete<br />

bei der wichtigsten Pädagogentagung<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum: dem 18. Kongress der<br />

Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften<br />

(DGfE), der<br />

kürzlich an der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong> stattfand.<br />

Die Bildungsstudie PISA<br />

hat bestätigt, was Lehrer und<br />

Professoren seit Jahren kommen<br />

sehen: Deutsche Schüler schneiden<br />

im internationalen Vergleich<br />

schlecht ab. Das Kongress-Programm<br />

ging jedoch über das<br />

PISA-Thema weit hinaus. In 22<br />

Symposien, 33 Arbeitsgruppen<br />

und acht Roundtables diskutierten<br />

rund 1400 Teilnehmer das<br />

Thema „Innovation durch Bildung“<br />

in sämtlichen Facetten.<br />

Vorträge und Poster-Sessions mit<br />

über fünfzig Beiträgen vermittelten<br />

einen Eindruck vom aktuellen Forschungsstand<br />

der Disziplin. Im Mittelpunkt<br />

der Tagung stehe das<br />

Spannungsverhältnis von Wissen<br />

und Bildung, hatte der Leiter des<br />

Organisationsteams und Erziehungswissenschaftler<br />

an der LMU,<br />

Professor Rudolf Tippelt, zum Auftakt<br />

erklärt. Dass Ausbildung und<br />

Unterricht in der öffentlichen Dis-<br />

kussion mittlerweile einen hohen<br />

Stellenwert einnehmen, zeigte der<br />

Besuch von Staatsminister Professor<br />

Julian Nida-Rümelin, der eigens<br />

zur Eröffnung des Kongresses nach<br />

<strong>München</strong> gekommen war. In seinem<br />

Vortrag zur kulturellen<br />

Dimension der Bildung warnte der<br />

Beauftragte der Bundesregierung<br />

für Angelegenheiten der Kultur und<br />

der Medien davor, Bildung und Kultur<br />

ausschließlich nach wirtschaftlichen<br />

Kriterien zu bewerten. Auf<br />

die Chancen einer bunten Republik<br />

Deutschland wies die Vorsitzende<br />

der DGfE, Professor Ingrid Gogolin,<br />

hin. Sie forderte bei der Eröffnung<br />

die Vielfalt der heranwachsenden<br />

Generation als Chance zu begreifen.<br />

In Deutschland herrsche eine<br />

starke Kopplung von Herkunft und<br />

Bildung. Dabei steige die Kompetenz<br />

aller, wenn einzelne gesellschaftliche<br />

Gruppen nicht von Bildung<br />

ausgeschlossen würden.<br />

Professor Jürgen Baumert,<br />

Direktor des Berliner Max-Planck-<br />

Institutes für Bildungsforschung<br />

und einer der Väter der PISA-Studie,<br />

machte deutlich, dass nach der<br />

Analyse nun Konsequenzen folgen<br />

müssten: „PISA weist nachdrücklich<br />

auf die Notwendigkeit der<br />

Modernisierung hin“, so der<br />

Pädagoge. Einerseits müsse man<br />

daher mit Risikogruppen so früh<br />

wie möglich aktiv arbeiten, andererseits<br />

müsse man die Mindeststandards<br />

in den Grundschulen<br />

sichern und die Lehrerausbildung<br />

modernisieren.<br />

Soviel steht fest: Ohne eine<br />

geeignete Lehrerausbildung kann<br />

es keine ausreichende Schülerbildung<br />

geben. Mit dieser schlichten<br />

Formel beschäftigten sich eine<br />

ganze Reihe von Vorträgen der<br />

Münchner Tagung. „Die Lehrerbildung<br />

ist an die Grenzen ihres<br />

Wachstums gestoßen,“ erklärte beispielsweise<br />

der Bochumer Schulpädagoge<br />

Ewald Terhart. Bislang<br />

selbstverständliche Elemente des<br />

Ausbaus moderner Lehrerbildung<br />

wie mehr Wissenschaftlichkeit<br />

würden nicht mehr als Garanten<br />

einer positiven Weiterentwicklung<br />

gesehen – im Gegenteil. Dennoch,<br />

so Terhart, könne auch in den<br />

bestehenden Strukturen die Qualität<br />

der Lehrerbildung verbessert<br />

werde, wenn Reformvorschläge,<br />

wie etwa die klare Orientierung am<br />

späteren Berufsfeld, umgesetzt<br />

würden.<br />

Natürlich gab es in <strong>München</strong><br />

auch den Blick über den nationalen<br />

Tellerrand hinweg. Dafür sorgten<br />

schon die rund 60 Referenten, die<br />

aus dem Ausland an die Isar gereist<br />

1 Sprach bei der Eröffnung:<br />

Staatsminister Julian Nida-Rümelin<br />

waren. Eine von ihnen, Professor<br />

Gita Steiner-Khamsi von der<br />

Columbia University, New York,<br />

veranschaulichte am Beispiel der<br />

Mongolei, wie Schulreformmodelle<br />

transnational übertragen werden<br />

können. Aber auch hier führte der<br />

Weg an „PISA“ nicht vorbei. Als<br />

1983 amerikanische Schüler im<br />

internationalen Vergleich miserabel<br />

abschnitten, so Steiner-Khamsi,<br />

habe die US-Öffentlichkeit ähnlich<br />

erschüttert reagiert wie die Deutschen<br />

nach den Ergebnissen des<br />

PISA-Tests. In den Vereinigten<br />

Staaten folgte eine Bankrotterklärung<br />

der Schulen – und die Privatisierung<br />

des Schulsystems. Eine<br />

Lösung für deutsche Verhältnisse?<br />

Das Thema wird die Experten noch<br />

lange beschäftigen. ■ mb<br />

Foto: LMU<br />

Foto: Bundesbildstelle


Foto: LMU<br />

Wenn Kinder Opfer von Sexualdelikten<br />

sind, werden in der<br />

Öffentlichkeit immer wieder das<br />

Strafmaß und die Therapiemöglichkeiten<br />

für psychisch kranke<br />

Rechtsbrecher diskutiert. Ein<br />

Problem, mit dem sich die Forensische<br />

Psychiatrie, die Disziplin<br />

im Schnittpunkt zwischen<br />

Rechtswissenschaft und Psychiatrie,<br />

beschäftigt. Mit „Risikoeinschätzung<br />

und Risikominimierung<br />

bei psychisch kranken<br />

Rechtsbrechern“ befasste sich<br />

Ende März auch der 2. Jahreskongress<br />

der „International<br />

Association of Mental Health<br />

Service“. Die Tagung wurde von<br />

der Abteilung für Forensische<br />

Psychiatrie des Klinikums der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>München</strong> organisiert.<br />

Bei der Frage nach der Art der Therapie<br />

war sich Rüdiger Müller-<br />

Isberner von der Forensisch-Psychiatrischen<br />

Klinik in Heina sicher:<br />

■ FORSCHEN UND FEIERN<br />

40 JAHRE AN DER LMU:<br />

DAS INSTITUT FÜR CHIRURGISCHE FORSCHUNG<br />

Einen runden Geburtstag hat<br />

Ende März das Institut für Chirurgische<br />

Forschung der LMU in<br />

Großhadern gefeiert. Mit einem<br />

Internationalen Jubiläumssymposium<br />

unter dem Titel „Surgical<br />

Research – a Discipline at<br />

the Interface between the Basic<br />

Sciences und Clinic“ begingen<br />

die Mediziner das 40-jährige<br />

Bestehen ihrer Forschungseinrichtung.<br />

7 Neue Technik im OP: Seit 1962<br />

wird an der LMU für den Fortschritt<br />

in der Chirurgie geforscht.<br />

■ THERAPIE ODER STRAFE?<br />

INTERNATIONALER KONGRESS AN DER<br />

LMU ZUR FORENSISCHEN PSYCHIATRIE<br />

„Wenn man psychisch Kranke nur<br />

ein halbes Jahr früher aus der stationären<br />

Behandlung entlässt,<br />

dann kann man sie mit dem damit<br />

eingesparten Geld dafür zwölf Jahre<br />

lang ambulant nachbetreuen,“<br />

erklärte er in seinem Vortrag. Müller-Isberner<br />

und seine Kollegen in<br />

Hessen haben mit der ambulanten<br />

Therapie sowohl Kosten gesenkt als<br />

auch gute Erfahrungen gemacht.<br />

So seien die Rückfallraten bei diesen<br />

Patienten viel geringer als bei<br />

Kranken, die in Gruppentherapien<br />

nur stationär und nicht nachbehandelt<br />

werden. Leider sei eine<br />

ambulante Therapie in Deutschland<br />

aber nicht vorgeschrieben, bedauerten<br />

die Wissenschaftler.<br />

Insgesamt informierten und<br />

diskutierten rund 250 Forscher aus<br />

dem In- und Ausland drei Tage lang<br />

über die neusten Forschungen auf<br />

dem Gebiet der Forensischen Psychiatrie.<br />

Eine Besonderheit des<br />

Forums sei es, „dass wir hier viele<br />

Die 35 Mitarbeiter des Instituts,<br />

darunter sechs Professoren, konzentrieren<br />

sich auf Forschung<br />

und Entwicklung im Bereich der<br />

operativen Medizin. Dazu gehört<br />

die Entwicklung neuer diagnostischer<br />

und therapeutischer Verfahren<br />

bei chirurgischen Erkrankungen.<br />

Darüber hinaus fördert<br />

das Institut den medizinischen<br />

Nachwuchs durch die Betreuung<br />

von rund 50 bis 60 Doktoranden<br />

pro Jahr sowie Stipendiaten aus<br />

dem Ausland.<br />

Gegründet wurde das Institut<br />

für Chirurgische Forschung 1962<br />

von Prof. Walter Brendel als Ab-<br />

verschiedene Fachrichtungen integriert<br />

haben“, betonte Professor<br />

Norbert Nedopil, Tagungspräsident<br />

des Jahreskongresses und Leiter<br />

der Forensischen Psychiatrie des<br />

LMU-Klinikums. Man wolle so für<br />

mehr Verständnis zwischen den<br />

Disziplinen werben.<br />

Die Forensische Psychiatrie ist<br />

ein Spezialgebiet, das sich mit allen<br />

rechtlichen Fragen in der Psychiatrie<br />

beschäftigt. In der forensischpsychiatrischen<br />

Praxis stehen dabei<br />

vor allem die schwierige Behandlung<br />

von psychisch kranken<br />

Rechtsbrechern und die Gutachtertätigkeit<br />

in Rechtsfragen im Vordergrund.<br />

Während die forensische<br />

Psychiatrie in der Öffentlichkeit<br />

bislang weniger bekannt ist, wurde<br />

in den letzten Jahren die Rückfallgefahr<br />

bei Sexualstraftätern wieder<br />

vermehrt diskutiert. Tatsache ist<br />

jedoch, dass die Zahl der Sexualdelikte<br />

in Deutschland grundsätzlich<br />

abnimmt. Weil aber viele Fälle in<br />

den Medien ausführlich dargestellt<br />

werden, entstehe der Eindruck,<br />

dass die Zahl erheblich größer sein<br />

müsse. Darüber waren sich die<br />

Kongressteilnehmer einig. Professor<br />

Nedopil zeigte Verständnis für<br />

teilung der Chirurgischen <strong>Universität</strong>sklinik<br />

Nussbaumstrasse.<br />

Brendel hatte dafür eigens vom<br />

Bad Nauheimer Kerckhoff-Institut<br />

für Kreislaufforschung der Max-<br />

Planck-Gesellschaft nach <strong>München</strong><br />

gewechselt. 1969 entstand<br />

aus der Abteilung ein selbstständiges<br />

Institut. „In dieser Zeit<br />

begann vom Institut ausgehend<br />

der Siegeszug der Transplantationsmedizin<br />

in Deutschland“,<br />

berichtete Prof. Alexander Baethmann<br />

anlässlich des Jubiläums.<br />

1978 bezog das Institut dann ein<br />

neues Gebäude auf dem Gelände<br />

des Klinikums Großhadern. ■ oh<br />

die Ängste in der Öffentlichkeit.<br />

Zulgleich rückte er auch die<br />

Dimensionen zurecht: Allein in der<br />

Psychiatrie im Bezirkskrankenhaus<br />

in Haar bei <strong>München</strong> müsse jedes<br />

Jahr viele tausend Male über Freigänge<br />

und Entlassungen entschieden<br />

werden. Dabei käme es nur bei<br />

einem Bruchteil der Fälle zu, meist<br />

harmlosen, Problemen, wie etwa<br />

verspäteten Freigängern.<br />

Für Professor Nedopil war die<br />

Tagung ein voller Erfolg: „Sie hat<br />

uns sehr viel weiter gebracht, denn<br />

wir kamen in kürzester Zeit auf den<br />

neuesten internationalen Stand der<br />

Forschung.“ ■ kg<br />

1 Voller Erfolg für den Tagungspräsidenten:<br />

Prof. Norbert Nedopil<br />

Foto: LMU<br />

MUM 02/2002 PROFILE<br />

13


MUM 02/2002 PROFILE<br />

14<br />

Fotos: Haak & Nakat<br />

Normalerweiseisteskeinproblemdiesentextzulesenundzuverstehen,auchwennmanihnzumerstenmalsieht.<br />

Wenn dieser Satz<br />

so wie hier und auch noch<br />

orthografisch richtig geschrieben<br />

ist, bereitet er den meisten Menschen<br />

keine Schwierigkeiten.<br />

Doch rund vier Prozent aller<br />

Schulkinder haben selbst dann<br />

ein Problem, ihn zu lesen. Die<br />

Diagnose: Legasthenie. Die Ursachen<br />

sind vielfältig. „Es gibt<br />

nicht nur ein Phänomen, das für<br />

die Lesestörung verantwortlich<br />

ist“, erklärt Dr. Reinhard Werth<br />

vom Institut für Soziale Pädiatrie<br />

und Jugendmedizin der LMU,<br />

„und damit auch nicht nur eine<br />

allgemeingültige Therapie gegen<br />

Legasthenie“. Gegen die Lesestörungen<br />

hat der Wissenschaftler<br />

deshalb ein Lernprogramm für<br />

Schulkinder entwickelt, mit dem<br />

sie am Computer individuell therapiert<br />

werden können.<br />

Die Idee zur Lernsoftware für<br />

Legastheniker entwickelte der Neuropsychologe<br />

Werth eher „unfreiwillig“.<br />

Ursprünglich behandelte er<br />

mit der Methode der Gesichtsfeldbestimmung<br />

Kinder, die aufgrund<br />

von Hirnstörungen Probleme beim<br />

Sehen hatten. Durch diese Arbeit<br />

AM COMPUTER LESEN LERNEN<br />

LMU-WISSENSCHAFTLER<br />

ENTWICKELT LERNPROGRAMM<br />

FÜR LEGASTHENIKER<br />

wurden andere Ärzte auf seine Studien<br />

aufmerksam, die Kinder mit<br />

Lesestörungen zu ihm schickten.<br />

Deren Gesichtsfeld untersuchte<br />

Werth ebenfalls und stellte auch<br />

hier Sehstörungen fest.<br />

Was aber war die Ursache für die<br />

Leseschwäche? Denn Lesen bedeutet<br />

nicht – wie der erste Satz zeigt<br />

– das reine Hintereinanderreihen<br />

von Buchstabenfolgen. Vielmehr<br />

handelt es sich um einen komplexen<br />

Vorgang, bei dem verschiedene<br />

Leistungen vom Gehirn erbracht<br />

werden müssen: die Fixierung eines<br />

Wortteils, das Erkennen von Buchstaben,<br />

Worten und Wortsegmenten<br />

und dann der Blicksprung zum<br />

nächsten Wortteil. In all diesen<br />

Vorgängen kann es zu Fehlern einer<br />

Hirnfunktion kommen, die dann zu<br />

Lesestörungen führen. Für Reinhard<br />

Werth war damit klar, dass er<br />

ein Lernprogramm entwickeln<br />

muss, das alle möglichen Phänomene<br />

behandeln kann, nicht nur<br />

eines. „Außerdem gab es für Kinder<br />

nichts Befriedigendes auf dem<br />

Markt, das ich mit gutem Gewissen<br />

empfehlen konnte“, so Werth.<br />

Mit seinem computergestützten<br />

Lern- und Diagnoseprogramm<br />

erforscht der Neuropsychologe als<br />

erstes den individuellen Grund für<br />

die Leseschwäche eines Kindes.<br />

Dabei dürfe man nicht versuchen,<br />

die Ursachen durch Korrelationen<br />

ausfindig zu machen. „Vielmehr ist<br />

es wichtig zu untersuchen, welches<br />

Problem als hinreichende Bedingung<br />

für eine Lesestörung feststeht“,<br />

beschreibt Reinhard Werth<br />

seinen Ansatz. Mit seinem Programm<br />

können Buchstaben, Wortsegmente<br />

und ganze Worte so dargestellt<br />

werden, dass die Ursache<br />

einer Lesestörung erkennbar wird.<br />

Der Cursor zeigt den Kindern<br />

an, wo oder was sie gerade lesen<br />

sollen. Eine häufige Ursache für<br />

Legasthenie sind beispielsweise zu<br />

große Blicksprünge über zehn<br />

Buchstaben hinweg. Dabei macht<br />

der Leser mit den Augen einen<br />

großen Satz zum nächsten Wortsegment<br />

und kann dadurch manche<br />

Buchstaben nicht mehr sehen.<br />

„Er liest zum Beispiel statt Donnerstag<br />

nur Donntag“, erklärt der<br />

Neuropsychologe. Mit seinem Programm<br />

kann diese Störung abtrainiert<br />

werden, indem der zu lesende<br />

Text farbig markiert wird und die<br />

rechts folgenden Wortsegmente<br />

nur schwach zu sehen sind. Mit der<br />

Zeit wird der Kontrast rechts dann<br />

verstärkt, das Wortsegment wird<br />

immer besser lesbar.<br />

Andere Kinder müssen ein<br />

Wortsegment sehr lange anschau-<br />

en, um es zu erkennen – wobei sich<br />

diese Zeiteinheiten im Bereich von<br />

100 bis 500 Millisekunden bewegen.<br />

„Hier trainiere ich die Eigenschaft,<br />

ein Wortsegment schneller<br />

zu erfassen, indem ich es beispielsweise<br />

zuerst 500 Millisekunden<br />

zeige und dann die Zeit immer<br />

weiter verkürze“, so Werth.<br />

So individuell die Lesestörungen<br />

sind, so unterschiedlich ist die<br />

Wirkung des Lernprogramms. In<br />

schwierigen Fällen brauchen die<br />

Kinder ein halbes Jahr bis sich eine<br />

positive Wirkung einstellt. Manchen<br />

genügt aber auch schon eine<br />

halbe Stunde. ■ kg<br />

1 Der PC markiert mit Farbfeldern<br />

ein zu lesendes Wort. Der übrige<br />

Text ist nur schwach erkennbar,<br />

um Blicksprünge zu vermeiden.<br />

Foto: LMU


Foto: Haak & Nakat Foto: LMU / Grafik: Haak & Nakat<br />

■ VIERFACH PREISGEKRÖNT<br />

ODEON FÜHRT EXISTENZGRÜNDER ZUM ERFOLG<br />

Um ein eigenes Unternehmen<br />

aufzubauen, reichen Gründer-<br />

Elan und eine viel versprechende<br />

Geschäftsidee nicht aus. Für den<br />

erfolgreichen Schritt in die<br />

Selbstständigkeit sind Marktanalysen<br />

und Finanzierungspläne<br />

mindestens genauso wichtig.<br />

Dieses unternehmerische Handwerkszeug<br />

vermittelt ODEON,<br />

das „Center for Entrepreneurship“<br />

an der LMU.<br />

Christian Tausend ist realistisch:<br />

„Wie man ein Unternehmen gründet,<br />

kann man jemandem schlecht<br />

beibringen“, sagt der Projekt-<br />

Manager von ODEON – Center for<br />

Entrepreneurship (www.odeon.unimuenchen.de).<br />

„Aber wir können<br />

den Gründergeist wecken und elementare<br />

Bausteine vermitteln.“ In<br />

dem Gründerzentrum an der LMU<br />

lernen Studenten und Uni-Mitarbeiter<br />

in drei aufeinander aufbauenden<br />

Kernseminaren – I-Plan (idea<br />

evaluation and business planning),<br />

B-Plan (business planning) und E-<br />

Lab (entrepreneurship laboratory) –<br />

wie sie sich im Start-up-Dschungel<br />

zurechtfinden. Durch eigene Studien<br />

bringt Odeon zudem das noch<br />

junge Forschungsgebiet „Existenzgründung“<br />

voran und will als Bindeglied<br />

zwischen Hochschule und<br />

Wirtschaft fungieren.<br />

Gegründet wurde das Zentrum im<br />

Herbst 2000. Verwurzelt ist es in<br />

der Fakultät für Betriebswirtschaft<br />

der LMU, dabei jedoch grundsätzlich<br />

offen für alle Studierenden.<br />

„Zu einer Unternehmensgründung<br />

gehört schließlich mehr als<br />

Betriebswirtschaftslehre“, erklärt<br />

Christian Tausend. In interdisziplinären<br />

Teams können angehende<br />

Manager ihr Studienwissen ausprobieren,<br />

während der naturund<br />

sozialwissenschaftliche Nach-<br />

■ CYBER LAW UND VIRTUAL ORDER<br />

NACHWUCHSJURISTEN DISKUTIEREN<br />

DAS RECHTSSYSTEM IM IT-ZEITALTER<br />

Informationstechnologien (IT) haben<br />

sich in den letzten Jahren rasant<br />

weiter entwickelt. Nicht nur das<br />

deutsche Rechtssystem hat Mühe<br />

zu folgen, wenn neue, bislang<br />

rechtsfreie Räume besetzt werden<br />

müssen. „Cyber Law“ ist längst<br />

nicht mehr nur ein Begriff aus der<br />

Science-Fiction-Literatur, sondern<br />

Realität, mit der sich angehende<br />

Juristen auseinandersetzen müssen.<br />

Diesen Rechtsfragen des IT-<br />

Zeitalters haben sich die Teilnehmer<br />

des einwöchigen Kongresses<br />

„Information Society – The Legal<br />

Challenges“ Ende April an der<br />

LMU gestellt.<br />

Die Tagung stellte den Abschluss<br />

eines dreijährigen Projektes der<br />

„European Law Students’ Association“<br />

(ELSA) dar, das sich mit den<br />

juristischen Auswirkungen der IT-<br />

Gesellschaft beschäftigte. Der<br />

<strong>München</strong>er Zweig von ELSA an der<br />

<strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

hatte die Veranstaltung ausgerichtet.<br />

Die europaweite Organisation<br />

von Jurastudenten, Rechtsreferendaren<br />

und angehenden Juristen<br />

wuchs wirtschaftliches Know-how<br />

kennen lernt. Mit ersten Erfolgen:<br />

Beim letzten <strong>München</strong>er Business<br />

Plan Wettbewerb, der seit 1996 die<br />

Gründung von Unternehmen aus<br />

dem Hochschulbereich unterstützt,<br />

haben vier ODEON-Teams<br />

eine Gold-, eine Silber- und zweimal<br />

eine Bronzemedaille gewonnen.<br />

Alle vier hatten ihr Wissen im<br />

ODEON-Seminar „Entrepreneurial<br />

Management and Business Planning“<br />

erworben. ■ mb<br />

will den Dialog unter jungen<br />

Europäern fördern und zum Verständnis<br />

unterschiedlicher Rechtssysteme<br />

beitragen.<br />

Caroline von Gall, Jurastudentin<br />

an der LMU und Organisatorin des<br />

Kongresses, sieht die Aufgabe der<br />

juristischen Studenteninitiative<br />

allerdings nicht nur darin, Studierende<br />

der Rechtswissenschaften<br />

auf künftige berufliche Anforderungen<br />

vorzubereiten. Vielmehr ist<br />

ihr der kulturelle Austausch wichtig:<br />

„Gerade der Kongress bot den<br />

Teilnehmern, die aus ganz Europa<br />

anreisten, die Möglichkeit, sich<br />

auch im Gespräch untereinander<br />

über die Rechtssysteme und die<br />

Juristenausbildung in anderen Ländern<br />

zu informieren.“<br />

Der Kongress machte deutlich,<br />

dass die Juristen auf die „modernen<br />

Zeiten“ reagiert haben. Das Spektrum<br />

der Themen reichte von Vertragsabschlüssen<br />

im Internet über<br />

die Einhaltung des Datenschutzes<br />

bis zu Internetkriminalität und<br />

Softwarepiraterie. Der kriminellen<br />

Phantasie sind im virtuellen Raum<br />

keine Grenzen gesetzt. ■ thp<br />

MUM 02/2002 PROFILE<br />

15


MUM 02/2002 PROFILE<br />

16<br />

MEHR SERVICE, MEHR PLATZ<br />

NEUER BÜCHERTURM FÜR<br />

THEOLOGEN UND PHILOSOPHEN<br />

Die Vorbereitungen für die Bauarbeiten<br />

zum so genannten<br />

Bücherturm im Hauptgebäude der<br />

LMU laufen auf Hochtouren.<br />

Denn die neue Theologisch-Philosophische<br />

Zentralbibliothek soll<br />

bis zum Wintersemester 2003/04<br />

fertig gestellt sein. Für den<br />

Umbau sind inzwischen drei<br />

Referate der Zentralen <strong>Universität</strong>sverwaltung<br />

umgezogen;<br />

die Studentenkanzlei siedelt im<br />

Mai um.<br />

Im neuen Bücherturm werden insgesamt<br />

rund 30 Teilbibliotheken der<br />

beiden Theologischen Fakultäten<br />

und des Departments Philosophie<br />

zusammengeführt. Der künftig zentrale<br />

Betrieb bislang verstreuter Teileinrichtungen<br />

hilft Kosten zu senken<br />

und bietet überdies mehr Service:<br />

größere Räume mit rund 2500<br />

Quadratmetern Fläche und eine<br />

bessere Ausstattung für die Bibliotheksbesucher<br />

sowie längere<br />

Öffnungszeiten.<br />

Durch die Zusammenlegung<br />

können im Bücherturm die Bestände<br />

in sachlich zusammenhängende<br />

Themenbereiche gegliedert und einheitlich<br />

zusammengefasst werden.<br />

Dies erleichtert die Literatursuche<br />

erheblich. So wurde beispielsweise<br />

der Zettelkatalog der evangelischen<br />

Theologen bereits vollständig<br />

maschinenlesbar erfasst, die Online-<br />

Katalogisierung der Literatur der<br />

katholischen und orthodoxen Theologen<br />

läuft auf vollen Touren. Mehrfache<br />

Ankäufe von Büchern können<br />

vermieden werden, der bereinigte<br />

Bestand wird dann rund 300.000<br />

Bände umfassen.<br />

Den Studierenden bietet sich im<br />

Bücherturm auch die Möglichkeit<br />

der OPAC- und Online-Recherche<br />

im bayerischen EDV-Verbund der<br />

Bibliotheken. Zudem kann nun von<br />

jedem Ort der Welt aus ein Buch im<br />

neuen Bücherturm aufgestöbert<br />

werden. Schließlich bekommen die<br />

Theologischen Fakultäten und das<br />

Philosophie-Department noch eine<br />

gemeinsame Lehrbuchsammlung,<br />

die es bisher nicht gibt.<br />

Ähnlich wie schon in der Bibliothek<br />

des Historicums wird der<br />

Bücherturm über einen zentralen<br />

Eingangsbereich zu erreichen sein<br />

und über ein behindertengerechtes<br />

Treppen- und Aufzugssystem verfügen.<br />

Der Umzug der vier Referate<br />

ist notwendig, da neue Geschossdecken<br />

und zusätzliche Galerien<br />

eingebaut werden.<br />

In einem ersten Schritt ist das<br />

Stipendienreferat im Stammgelände<br />

in die Zimmer 235 und 236,<br />

erstes Obergeschoss, umgezogen,<br />

die zuständigen Mitarbeiter für<br />

Wahlen und Studentenstatistik sind<br />

nun in Zimmer 109a, Erdgeschoss,<br />

zu finden. Die Kontaktstelle für Forschungs-<br />

und Technologietransfer<br />

arbeitet nun in der Theresienstraße<br />

37-41, Erdgeschoss. In einem zweiten<br />

Schritt folgt die Studentenkanzlei.<br />

Sie ist ab Mai in der „Raumgruppe<br />

137“ im Hauptgebäude zu<br />

finden. ■ gl<br />

Foto: LMU<br />

1 300.000 Bände soll der Bücherturm<br />

im LMU-Hauptgebäude am<br />

Geschwister-Scholl-Platz beherbergen.<br />

Die neue Theologisch-<br />

Philosophische Zentralbibliothek<br />

wird im Wintersemester 2003/04<br />

ihre Tore öffnen.<br />

Foto: Haak & Nakat


AN DER LMU<br />

Grafiken und Gemälde, Installationen und Fotografien, in Stein gehauene<br />

Botschaften – die <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> ist auch eine Galerie für Kunstwerke.<br />

MUM präsentiert diese Schätze und zeigt, wo sie zu finden sind.<br />

Die hier vorgestellten Bilder sind bei kunsttherapeutischen Sitzungen<br />

mit Krebspatienten der Medizinischen Klinik III im Klinikum der <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong> – Großhadern entstanden. Die Kunsttherapie versucht,<br />

die schöpferischen Kräfte der erkrankten Menschen zu aktivieren<br />

und sie so zu entlasten. Dabei geht es nicht etwa darum Kunstwerke<br />

zu schaffen. Vielmehr soll den Patienten die Möglichkeit gegeben<br />

werden, ihre seelische und psychische Verfassung im Spiel mit Formen<br />

und Farben auszudrücken. Die Inhalte der eigenen Werke in ihrer<br />

Bedeutung zu erkennen und diese Erkenntnisse im Alltag des Kranken<br />

umzusetzen, steht im Mittelpunkt der 40- bis 60-minütigen Therapiesitzungen.<br />

Für die Patienten ergeben sich so individuelle, neue Wege<br />

für den Umgang mit ihrer bedrohlichen Krankheit.<br />

Fotos: Maria Dorner KUNSTSCHÄTZE<br />

1 Otto K.: „Ostern“<br />

1 Christine L.: „Play of Colours“<br />

1 H.-P. H.: „Farbenspiel 2“<br />

1 Otto K.: „Besuchszeit“<br />

7 Bernd S.: „Firewall“<br />

Die Kunsttherapie an der Medizinischen<br />

Klinik III in Großhadern<br />

wird unterstützt durch den Verein<br />

Lebensmut e.V. – Leben mit Krebs<br />

(Kontakt: Tel. 089-699 583 15).<br />

MUM 02/2002 KUNSTSCHÄTZE<br />

17


MUM 02/2002 STUDIUM<br />

18<br />

Fünf Euro kostet eine Kinokarte<br />

am Kinotag oder eine Maxi-CD.<br />

Man kann aber auch am Wettbewerb<br />

5-Euro-Business teilnehmen,<br />

eine Firma ins Leben rufen<br />

und das Startkapital von fünf<br />

Euro in Visitenkarten und ein<br />

Infoblatt für die Kunden investieren<br />

- so wie Melanie Preusker<br />

(21) und Maximilian May (21).<br />

Die beiden Studierenden haben im<br />

letzten Sommersemester im Rahmen<br />

des 5-Euro-Business mit<br />

ihrer Firma „Image Low Budget<br />

Campaign” kostengünstige Werbung<br />

für klein- und mittelständische<br />

Unternehmen angeboten<br />

und den Wettbewerb gewonnen.<br />

Die Kontaktstelle für Forschungsund<br />

Technologietransfer der LMU<br />

(KFT) bietet dieses Business-Projekt<br />

zusammen mit dem Bildungswerk<br />

der Bayerischen Wirtschaft (bbw)<br />

allen Studierenden an. Innerhalb<br />

von fünf Wochen lernten Preusker<br />

und May, wie man ein Unternehmen<br />

aufbaut und was für eine Existenzgründung<br />

noch wichtig ist. Auch in<br />

diesem Semester haben LMU-Studenten<br />

wieder die Chance, mit fünf<br />

Euro fünf Wochen lang Firmengründer<br />

zu sein. Die Auftaktveranstaltung<br />

für den Wettbewerb fand<br />

Ende April statt.<br />

Eigentlich erscheint es unmöglich,<br />

mit fünf Euro eine Firma aufzubauen.<br />

„Doch viel Geld zu verdienen<br />

steht nicht im Vordergrund des Projekts“,<br />

erklärt Dirk Erfurth von der<br />

KFT. Die Studierenden sollen sich<br />

vielmehr als Unternehmer versuchen,<br />

„und mit den gewonnenen Erfahrungen<br />

vielleicht auch eine andere<br />

Perspektive für die Zeit nach<br />

dem Studium bekommen“, betont<br />

Erfurth. 5-Euro-Business richtet<br />

sich deshalb gezielt an Geistes- und<br />

Sozialwissenschaftler, sowie Wirtschaftswissenschaftler<br />

im Grundstudium,<br />

denn „Studierende aus<br />

diesen Fachbereichen beschäftigen<br />

sich während ihres Studiums selten<br />

mit dem Thema“, sagt Dirk Erfurth.<br />

Die Idee stammt aus Kanada, wo<br />

Studierende mit einem Immigrationsservice<br />

aus einem Dollar in nur<br />

zwei Wochen 15.000 Dollar gemacht<br />

hatten. Mit 5-Euro-Business<br />

soll, so Erfurth, „auch die Kreativität<br />

der Studierenden gefördert werden.“<br />

Denn das geringe Startkapital<br />

zwinge die Teams, sich originelle<br />

Strategien zu überlegen, um kostengünstig<br />

an ihre Kunden heranzukommen.<br />

„Mit fünf Euro kann man<br />

nicht sehr viele Telefonate führen<br />

oder Briefe verschicken“, sagt<br />

Erfurth und lächelt, „aber im richtigen<br />

Leben haben die meisten Exis-<br />

BUSINESS WETTBEWERB<br />

MIT FÜNF EURO<br />

SIND SIE DABEI<br />

tenzgründer auch nicht viel Geld.“<br />

Für Maximilian May ist dies eine<br />

Stärke von 5-Euro-Business, denn<br />

„das Spiel wird zum realen Leben.“<br />

Bevor das Spiel beginnt, bekommen<br />

die Jungunternehmer einen Crashkurs<br />

in Ideenentwicklung, Marketing,<br />

Recht und Finanzen. Sie profitieren<br />

dabei von der Erfahrung der<br />

Dozenten, „die selbst im Berufsleben<br />

stehen und aus eigener Erfahrung<br />

wissen, welche Punkte wichtig sind<br />

und wo Gefahrenquellen stecken“,<br />

erzählt Erfurth. In der zweiten Phase<br />

müssen die Firmen am Markt<br />

bestehen und Kunden gewinnen.<br />

May und Preusker entschieden sich<br />

dafür, ihre möglichen Kunden direkt<br />

im Geschäft anzusprechen, denn<br />

„dadurch lernten sie uns persönlich<br />

kennen“, so May. Andere Teams<br />

betrieben Telefonmarketing oder<br />

warben auf einer eigenen Webseite.<br />

Auch in dieser Phase steht die KFT<br />

den Gruppen bei Problemen zur Seite,<br />

die auch hilfreich sein können:<br />

„Wichtig ist, dass die Studierenden<br />

die Probleme erkennen“, so Erfurth.<br />

Zum Abschluss des Wettbewerbs<br />

werden drei Siegerteams gewählt.<br />

Insgesamt gibt es Preise im Wert<br />

von 3000 Euro, die zur freien Verfügung<br />

stehen. Für Maximilian May<br />

und Melanie Preusker stand aber<br />

das Geld nicht im Vordergrund:<br />

1 Ideenschau: Präsentation der<br />

Geschäftsidee am eigenen Stand.<br />

1 Soft Skills: Neben einem<br />

schlüssigen Konzept ist auch der<br />

persönliche Auftritt entscheidend.<br />

„Durch 5-Euro-Business haben wir<br />

eine Idee davon bekommen, welche<br />

Faktoren tatsächlich wichtig sind.“<br />

Dieses Wissen nutzt ihnen nun bei<br />

der Gründung ihrer Nachfolgefirma<br />

„Image Product Tuning”. ■ kg<br />

Foto: Haak & Nakat<br />

Fotos: LMU


Foto: Haak & Nakat<br />

TAMBOSI TEXTE<br />

MANUSKRIPTUM LIEST<br />

IM CAFE ÜBERS CAFE<br />

„Ein Mann und eine Frau verabreden<br />

sich zum ,Blind Date’ im<br />

Café Tambosi. Schreibt mal, was<br />

dann passiert!“ So die Aufgabenstellung<br />

von Schriftsteller Uwe<br />

Timm und Lektor Martin Hielscher.<br />

Die Wort-Meister leiteten<br />

im Winter die Schreibwerkstatt<br />

MANUSKRIPTUM und zwölf Teilnehmer<br />

lieferten Texte - über bizarre<br />

Paare, Schiffsköche und<br />

Toaster. „Zu schade für die Schublade“,<br />

befanden Timm und Hielscher<br />

und organisierten eine Lesung<br />

im Café Tambosi: Kein Stuhl<br />

blieb frei, der Abend geriet zum<br />

Erfolg. Hier eine Passage aus<br />

„Gelee royale“, ein Tambosi Text<br />

von David Höhn (25), Medzinstudent<br />

der TU.<br />

Sie sehen gar nicht viel anders aus,<br />

sagte sie.<br />

Als wer?<br />

Nun ja, gar nicht viel anders als ich<br />

mir das vorgestellt habe.<br />

Das kann ich schon seitdem ich klein<br />

bin, sagte sie. Einer Stimme ein<br />

Gesicht zuordnen.<br />

Sie strich ihren Rock glatt und<br />

setzte sich, ohne ein Bein über das<br />

andere zu schlagen.<br />

Mira, sagte sie und legte ihre Hand<br />

offen auf den Tisch, eine Zum-<br />

Etwas-Hineinlegen-Hand. (Erstaunlich<br />

klumpige Finger).<br />

Lukas, er wischte seine verschwitzte<br />

Hand vorher an seinem Hosenbein ab.<br />

Die Bedienung war da, Mira wollte<br />

Kaiserschmarrn. Dabei ein Lächeln,<br />

sie lächelte mit ihrer Nase, diese Falten:<br />

Nasenwurzelfalten.<br />

Sie öffnete den Mund, ein Wortfluss,<br />

sie erzählte von ihrem Vater, der<br />

nebenberuflich Imker war, und eine<br />

Allergie hatte, gegen Bienenstiche,<br />

und von der Scheißangst, wenn der<br />

alte Sturkopf zu seinen Bienenstöcken<br />

ging, ob er sich das vorstellen<br />

könne.<br />

Er nickte und fragte sich nach der<br />

Farbe ihrer Augen, (grün) (braun), (der<br />

Seetang, der am Pazifik zwischen<br />

Treibholz und stinkenden Plastikcontainern<br />

liegt), und ob ihr Bauchnabel<br />

nur so ein kleines Loch war, im Bauch.<br />

Sie redete weiter von Allergien, und<br />

von Hausstaubmilben, die das<br />

Zwanzigfache ihres Körpergewichts<br />

an Kot produzieren, von Demodex<br />

folliculorum, der Haarbalgmilbe, die<br />

auf unseren Köpfen lebt und sich von<br />

Talgdrüsen ernährt, sie wisse auch<br />

nicht, wieso sie immer davon reden<br />

müsse, eine Milbenphobie vielleicht.<br />

(Nasenwurzelfalten).<br />

Er lächelte, draußen pfiff der Wind,<br />

alles mögliche schien da durch die<br />

Luft zu fliegen, zum Fenster konnte<br />

er nicht sehen, (ein BH aus schwarzer<br />

Spitze, der Träger war ihr von der<br />

Schulter gerutscht).<br />

Sie redete immer noch, als die Tür<br />

aufging und Gestank in´s Cafe<br />

wehte, Urin und Alkohol.<br />

Entschuldigen Sie, sagte der Barmann,<br />

das sagte er zu dem alten<br />

Mann im Armeeparka, der einen<br />

weißen Bart hatte und eine stattliche<br />

Anzahl Plastiktüten.<br />

Entschuldigen Sie, sagte der Barmann<br />

noch einmal.<br />

Macht nichts, sagte der Penner, der<br />

blau war, mit der Platzwunde an der<br />

Stirn.<br />

Er müsse ihn bitten zu gehen.<br />

Ich habe heute den Odeonsplatz<br />

besetzt, krakeelte der Penner, und<br />

von der Balustrade kamen neugierige<br />

Blicke, Gespräche verstummten.<br />

Der Barmann begann, seinen Körper<br />

einzusetzen, Stück für Stück wurde<br />

der Penner zur Tür gedrängt.<br />

Den Odeonsplatz habe ich heute<br />

besetzt, brüllte der Penner, und<br />

keiner hat Gegenwehr geleistet,<br />

besetzt habe ich den, und dann war<br />

er weg, weggeschoben, durch den<br />

Vorhang, durch die Tür.<br />

Sie sagten etwas, beide zugleich,<br />

und hielten inne, und begannen<br />

dann wieder gleichzeitig zu reden,<br />

und hielten inne, und lachten<br />

(Nasenwurzelfalten).<br />

Sie saßen und schwiegen. Draußen<br />

gab es einen Knall, vielleicht einer<br />

der angeketteten Sommertische.<br />

(Milben, die in ihrem Bauchnabel<br />

herumkriechen).<br />

(...)<br />

MANUSKRIPTUM<br />

MÜNCHENER KURSE FÜR<br />

KREATIVES SCHREIBEN<br />

Auch im Studienjahr 2002/03 bietet<br />

die LMU einen Kurs für kreatives<br />

Schreiben an, diesmal geleitet<br />

von der Autorin Dagmar Leupold<br />

und Jo Lendle, Lektor des<br />

DuMont Literatur und Kunst Verlags.<br />

Das Seminar gibt über drei<br />

Semester hinweg Einblicke in das<br />

literarische Schreiben. Eigene Texte<br />

können mit erfahrenen Praktikern<br />

diskutiert werden. Als Begleitprogramm<br />

ist ein Informationstag<br />

„Mein Verlag und ich“,<br />

ein Seminar zur Theorie des<br />

modernen Erzählens und ein<br />

Sprechtraining vorgesehen. Der<br />

Kurs steht allen Studierenden der<br />

drei <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>en<br />

(LMU, TUM, Hochschule der Bundeswehr)<br />

offen, die nicht älter als<br />

28 Jahre sind. Die Teilnehmerzahl<br />

ist auf 12 begrenzt. ■ oh<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr. Edda Ziegler<br />

Institut für Deutsche Philologie<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong>,<br />

Schellingstr. 3 / RG<br />

80799 <strong>München</strong><br />

Tel.: 089 - 2180-2063<br />

Fax: 089 - 2180-3871<br />

E-Mail: manuskriptum@germanistik.uni-muenchen.de<br />

1 Fiktion und Wirklichkeit: David<br />

Höhn bei der Lesung im Café Tambosi<br />

mit seiner Geschichte über<br />

zwei Menschen im Tambosi, die<br />

doch nie im Café gewesen sind.<br />

Foto: Valentin Riedl<br />

MUM 02/2002 STUDIUM<br />

19


MUM 02/2002 STUDIUM<br />

20<br />

Foto: Haak & Nakat<br />

Foto: LMU<br />

Für 18 Studenten des Institutes für<br />

Theaterwissenschaft der LMU war<br />

es eine außergewöhnliche Erfahrung:<br />

Sie traten beim Internationalen<br />

Theaterfestival im März vor<br />

marokkanischen Studierenden der<br />

<strong>Universität</strong> Agadir auf. Dabei handelt<br />

ihr Stück von vielen Themen,<br />

die in einem islamisch geprägten<br />

Land Tabu sind: Sex, Alkohol, Drogen,<br />

Party-Blabla, Techno-Szene,<br />

westliche Kunstszene, Jeff Koons...<br />

Wer überhaupt ist Jeff Koons?<br />

7 Informationen für<br />

Behinderte finden<br />

Studierende der LMU<br />

ab sofort im Internet.<br />

■ „JEFF KOONS“ IN AGADIR<br />

LMU-STUDENTEN GEBEN GASTSPIEL IN MAROKKO<br />

In dem nach dem amerikanischen<br />

Pop-Art-Künstler betitelten jüngsten<br />

Theatertext des Münchner<br />

Gegenwartsautors Rainald Goetz<br />

geht es um Alltag, um Wahrheit, um<br />

Streit und Harmonie, um Kunst und<br />

Banalitäten, um Liebe, Kummer und<br />

Melancholie, um Bilder und Gebärden,<br />

um Mann und Frau, um<br />

Sehnsüchte und Worte. Die Angaben<br />

zu Ort und Zeit sind nur vage,<br />

es gibt weder eine klare Handlung<br />

noch festgeschriebene Rollen. Die<br />

1 Bilder und Gebärden: LMU-Studenten beim Theaterfestival in Agadir.<br />

■ STUDIEREN OHNE HINDERNISSE<br />

NEUE LMU-HOMEPAGE FÜR BEHINDERTE<br />

Unter der Adresse www.barrierefrei-studieren.uni-muenchen.de<br />

bietet die LMU ab sofort spezielle<br />

Informationen für behinderte<br />

Studierende im Internet.<br />

Hier finden sich Hinweise zu aktuellen<br />

Veranstaltungen, Infos zur<br />

Studienbewerbung und -zulassung,<br />

sowie zu speziellen Angeboten der<br />

LMU für ihre behinderten Studierenden.<br />

Es stehen etwa ein Zivildienstleistender,<br />

ein Computer für<br />

Blinde und Sehbehinderte, ein eigener<br />

Ruheraum und reservierte Parkplätze<br />

zur Verfügung. Zudem können<br />

Tipps zur Beschaffung von<br />

Hilfsmitteln und Organisation von<br />

Studienbegleitern abgerufen werden.<br />

Ein Newsletter bietet interessierten<br />

Studierenden aktuelle Infos<br />

besondere Qualität des Textes<br />

besteht in einer großen Freiheit der<br />

Interpretation und szenischen<br />

Umsetzung sowie in der eigenwillig<br />

geformten, bildhaften, poetischen<br />

Sprache, die weniger vom Sinn als<br />

vom Klang und Rhythmus lebt.<br />

Was geschieht nun, wenn man<br />

dieses postdramatische Stück im<br />

Rahmen eines internationalen<br />

Festivals vor einem 450-köpfigen<br />

Publikum spielt, das die deutsche<br />

Sprache nicht versteht und andere<br />

Vorstellungen und Erwartungen<br />

von Theater hat? Die marokkanischen<br />

Zuschauer jedenfalls wollten<br />

Unterhaltung, Musik, Tanz; es wurde<br />

telefoniert, gegessen, getrunken,<br />

geschwatzt, man kam und<br />

ging. Bei einer „Bettszene“ wurde<br />

es jedoch plötzlich ruhig im<br />

Zuschauerraum. Das Gefühl packte<br />

wohl manchen, in einem langsam<br />

anschwellenden surrenden<br />

Bienenschwarm zu sitzen. Obwohl<br />

kaum etwas zu sehen war – keine<br />

Obszönitäten und nur wenig nackte<br />

Haut -, wurde die Phantasie der<br />

Zuschauer über den Rhythmus der<br />

zum Thema „Studieren mit Behinderung”.<br />

Eine Fülle von Links führt<br />

zu weiteren Internetadressen (Studentenwerk,<br />

Behindertenverbände<br />

u.a.). LMU-„Zivi“ Christopher Vickers<br />

zum neuen Angebot: „Die Homepage<br />

enthält alles was behinderte oder<br />

chronisch kranke Studenten benötigen.<br />

Wir haben zum Teil die Informationen<br />

neu aufbereitet und auch<br />

für eingeschränkte Computernutzer<br />

zugänglich gemacht“. ■ af<br />

Ansprechpartner:<br />

Christopher Vickers, Zivi der LMU für<br />

Behinderte und chronisch Kranke<br />

<strong>Ludwig</strong>str. 27/I, Zi. 114<br />

Tel.: 089 - 2180-2963<br />

Mobil: 0170 - 42 40 563<br />

E-Mail: christopher.vickers@<br />

verwaltung.uni-muenchen.de<br />

Sprache angeregt. Einige reagierten<br />

nach der Vorstellung empört,<br />

eine verschleierte Studentin dagegen<br />

war begeistert.<br />

Das für die marokkanische<br />

Theatertradition Fremdartige des<br />

Stückes und der Inszenierung wurde<br />

am letzten Tag des Festivals mit<br />

einem Preis für die innovativste<br />

Produktion anerkannt. Vier Tage<br />

lang waren auf zwei Bühnen insgesamt<br />

zwölf Inszenierungen von<br />

Gruppen aus Marokko, Tunesien,<br />

Spanien, Frankreich und Belgien<br />

gezeigt worden.<br />

Mit der praktischen, das Improvisationstalent<br />

herausfordernden<br />

Durchführung dieses Gastspiels,<br />

den Vorstellungsbesuchen der<br />

anderen Inszenierungen und den<br />

anschließenden Diskussionen haben<br />

die Teilnehmer vielleicht mehr über<br />

das eigenartige Wesen des Theaters<br />

erfahren als in manch einem theoretischen<br />

Seminar. Dank an das<br />

Goethe Institut für die finanzielle<br />

Unterstützung und an den Suhrkamp<br />

Verlag für die Aufführungsrechte.<br />

■ Katrin Kazubko


NEUBERUFEN<br />

PROF. DR. STEFAN K.<br />

BOHLANDER<br />

Medizinische Fakultät<br />

Zum Dezember 2001 hat Stefan<br />

Bohlander seine Professur für molekulare<br />

Hämatologie und Onkologie<br />

bei der Medizinischen Fakultät der<br />

LMU angetreten. Der gebürtige<br />

Rheinland-Pfälzer, Jahrgang 1961,<br />

studierte an der Albert-<strong>Ludwig</strong>s-<br />

<strong>Universität</strong> Freiburg im Breisgau, wo<br />

er 1988 am Institut für Humangenetik<br />

promovierte. Danach arbeitete<br />

er sieben Jahre zunächst als Postdoc,<br />

dann als Research Associate<br />

1 Prof. Dr. Stefan K. Bohlander<br />

und schließlich als Research Associate<br />

(Instructor) auf dem Gebiet der<br />

molekularen Tumorgenetik an der<br />

<strong>Universität</strong> von Chicago bei Prof. Dr.<br />

J. D. Rowley, einer Pionierin in der<br />

Tumorzytogenetik. Einer seiner<br />

Arbeitsschwerpunkte war die molekulare<br />

Charakterisierung von Chromosomentranslokationen<br />

und die<br />

Klonierung von Genen, die durch<br />

diese Chromosomentranslokationen<br />

verändert werden.<br />

Von 1996 bis Ende 2000 war<br />

Bohlander am Humangenetischen<br />

Institut der <strong>Universität</strong> Göttingen<br />

tätig. Nach der Facharztanerkennung<br />

für Humangenetik im Mai<br />

1998 habilitierte er sich im Juni<br />

1999 für das Fach Humangenetik.<br />

Von Herbst 1996 bis Dezember 2000<br />

leitete er die prä- bzw. postnatale,<br />

zytogenetische Diagnostik am Göt-<br />

Foto: LMU<br />

tinger Institut, war in die genetische<br />

Beratungstätigkeit eingebunden,<br />

von 1999 bis 2000 als Oberarzt.<br />

Seit Januar 2001 ist Bohlander in<br />

der Medizinischen Klinik III der LMU<br />

in der molekularen Leukämieforschung<br />

tätig und mit dem Aufbau<br />

einer Arbeitsgruppe am Hämatologikum<br />

in Großhadern beschäftigt.<br />

Wissenschaftlich befasst er sich<br />

auch hier besonders mit den Fusionsgenen,<br />

die bei Leukämien gefunden<br />

werden. Neben der Klonierung<br />

neuer Fusionen geht es zunehmend<br />

um die Frage, wie diese Fusionsproteine<br />

zur Leukämieentstehung<br />

führen können; dabei will er verstärkt<br />

als Technik den Aufbau von<br />

Tiermodellen verfolgen. Die<br />

Erkenntnisse über die genetischen<br />

Veränderungen werden benutzt, um<br />

eine neue Strategie zur Gentherapie<br />

bei Leukämien zu entwickeln. Die<br />

Forschungsvorhaben sind auch<br />

Bestandteil des vom BMBF in <strong>München</strong><br />

geförderten Krebsnetzwerkes,<br />

einem Teil des Deutschen Humanen<br />

Genomprojekts.<br />

PROF. DR. GERHARD BUCHALLA<br />

Fakultät für Physik<br />

Gerhard Buchalla hat im März 2002<br />

seine Professur für Theoretische<br />

Physik an der LMU angetreten. Er<br />

wurde 1965 in Augsburg geboren<br />

und studierte Physik an der TUM, wo<br />

er 1994 promovierte. Von 1994 bis<br />

1996 war er Research Associate am<br />

Fermilab/USA und von 1996 bis<br />

1997 Visiting Theoretical Physicist<br />

am Stanford Linear Accelerator<br />

Center/USA, und zwar als Otto-<br />

Hahn-Stipendiat der Max-Planck-<br />

Gesellschaft. Von 1997 bis 1999 war<br />

er Fellow und von 1999 bis 2002<br />

Staff Member in der Theorieabteilung<br />

am CERN, Genf.<br />

Buchallas Schwerpunkte in Lehre<br />

und Forschung liegen in der<br />

Anwendung der Quantenfeldtheo-<br />

1 Prof. Dr. Gerhard Buchalla<br />

Foto: LMU<br />

rie auf Probleme der Elementarteilchenphysik.<br />

Im Zentrum des Interesses<br />

steht dabei die Theorie der<br />

starken und elektroschwachen<br />

Wechselwirkung. Für ein besseres<br />

Verständnis der Grundlagen dieser<br />

fundamentalen Naturkräfte erweist<br />

sich das Studium der Physik schwerer<br />

Quarks sowie seltener und CPverletzender<br />

Zerfallsprozesse von K<br />

und B Mesonen als besonders<br />

fruchtbar. Die durchgeführten<br />

theroretischen Arbeiten stehen in<br />

engem Zusammenhang mit aktuellen<br />

experimentellen Resultaten aus<br />

internationalen Beschleunigerlabors.<br />

PROF. DR. ANDREAS HAUFLER<br />

Volkswirtschaftliche Fakultät<br />

Im April 2002 hat Andreas Haufler<br />

bei der Volkswirtschaftlichen Fakultät<br />

seine Professur für Wirtschaftspolitik,<br />

insbesondere Entwicklung<br />

der Wirtschaft Osteuropas angetreten.<br />

Prof. Dr. Andreas Haufler, Jahrgang<br />

1961, hat an den Universitä-<br />

1 Prof. Dr. Andreas Haufler<br />

ten Freiburg im Breisgau und Madison,<br />

Wisconsin, USA, Volkswirtschaftslehre<br />

und Politikwissenschaft<br />

studiert. Nach einem Aufbaustudium<br />

„Internationale Wirtschaftsbeziehungen“<br />

promovierte<br />

er 1992 an der <strong>Universität</strong> Konstanz<br />

und ging anschließend für ein Jahr<br />

als Gastdozent an die University of<br />

Western Ontario in London, Kanada.<br />

Auf die Habilitation an der <strong>Universität</strong><br />

Konstanz im Jahre 1998 folgte<br />

die erste Professur an der <strong>Universität</strong><br />

Göttingen. Dort lehrte Prof.<br />

Haufler von 1999 bis 2002 die volkswirtschaftlichen<br />

Fachgebiete<br />

Finanzwissenschaft und Sozialpolitik,<br />

bevor er den Ruf an die <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong> annahm.<br />

Die Lehrgebiete von Prof. Haufler<br />

liegen in den Bereichen Sozialpolitik,<br />

ökonomische Theorie der<br />

Foto: LMU<br />

Politik und in der nationalen und<br />

internationalen Steuerpolitik. Zentrale<br />

Themen seiner bisherigen Forschungsarbeiten<br />

waren die Auswirkungen<br />

zunehmender internationaler<br />

Marktverflechtung auf die Steuer-<br />

und Sozialpolitik, der internationale<br />

Steuerwettbewerb und die Entscheidung<br />

zwischen nationaler<br />

Steuerautonomie und Steuerharmonisierung<br />

in der Europäischen<br />

Union. An der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> wird der Schwerpunkt<br />

der Lehrveranstaltungen von Prof.<br />

Haufler im Bereich der allgemeinen<br />

Wirtschaftspolitik liegen. In der Forschung<br />

werden neben der Weiterführung<br />

laufender Projekte zur<br />

internationalen Steuerpolitik künftig<br />

auch verstärkt wirtschafts- und<br />

sozialpolitische Fragen in einer um<br />

die osteuropäischen Länder erweiterten<br />

EU hinzukommen.<br />

PROF. DR. ROLAND NETZ<br />

Fakultät für Physik<br />

Roland Netz, Jahrgang 1966, ist seit<br />

Februar 2002 als Professor für Theoretische<br />

Physik an der LMU tätig. Er<br />

studierte Physik an der Technischen<br />

<strong>Universität</strong> Berlin und am Massachusetts<br />

Institute of Technology<br />

und promovierte 1994 an der <strong>Universität</strong><br />

zu Köln. Während seiner<br />

dreijährigen Postdoktorandenzeit<br />

forschte er an der Tel-Aviv-University,<br />

an der University of California,<br />

Santa Barbara, in Seattle, am CEA<br />

Saclay und in Straßburg. Er war von<br />

1997 bis 2002 am Max-Planck-<br />

Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung<br />

tätig und habilitierte<br />

sich 2000 in Potsdam.<br />

Im Rahmen seiner Forschung<br />

beschäftigt sich Netz mit theoretischen<br />

Modellen zur Beschreibung<br />

von weichen Materialien, also zum<br />

Beispiel Polymeren, Membranen<br />

und Kolloiden. Hierbei geht es vor<br />

allem um den Einfluss von elektri-<br />

1 Prof. Dr. Roland Netz<br />

Foto: LMU<br />

MUM 02/2002 PERSONEN UND POSITIONEN<br />

21


MUM 02/2002 PERSONEN UND POSITIONEN<br />

22<br />

schen Ladungen auf die Struktur<br />

und Eigenschaften dieser Stoffe.<br />

Eine der wichtigen Fragestellungen<br />

ist etwa die Struktur von Komplexen<br />

aus steifen Polymeren und entgegengesetzt<br />

geladenen Proteinen,<br />

wie sie zum Speichern der (beim<br />

Menschen immerhin zwei Meter<br />

langen) DNS im Zellkern benutzt<br />

wird. Netz wird in <strong>München</strong> auf eine<br />

Kombination von quantenchemischen<br />

Ab-Initio-Verfahren, Skalierungsmethoden<br />

und Computersimulationen<br />

setzen, um das dynamische<br />

und statische Verhalten von<br />

Biomolekülen und anderen makromolekularen<br />

Komplexen zu verstehen.<br />

Dabei werden im Mittelpunkt<br />

die Interpretation von Einzelmolekülexperimenten<br />

und ein theoretisches<br />

Verständnis der Elektrophorese-Methode<br />

stehen.<br />

PROF. DR. GUNNAR DUTTGE<br />

Juristische Fakultät<br />

Im November 2001 übernahm Gunnar<br />

Duttge die Professur für Straf-<br />

1 Prof. Dr. Gunnar Duttge<br />

recht und Rechtsphilosophie, die er<br />

bereits im Sommersemester 2001<br />

als Privatdozent vertreten hatte.<br />

Geboren 1966 in Gemünden am<br />

Main, absolvierte er sein Studium<br />

der Rechtswissenschaften in Würzburg.<br />

Nach einem Studium an der<br />

Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />

in Speyer war er wiederum<br />

in Würzburg als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kriminologie<br />

und Strafrecht tätig. Nach<br />

seiner Promotion 1995 über den<br />

Begriff der Zwangsmaßnahme im<br />

Strafprozessrecht wechselte Duttge<br />

als wissenschaftlicher Assistent an<br />

die Ruhr-Universiät Bochum. Dort<br />

legte er 1999 seine Habilitationsschrift<br />

vor über den Handlungsunwert<br />

von Fahrlässigkeitsdelikten<br />

und bekam im Januar 2000 die<br />

venia legendi für Strafrecht, Straf-<br />

Foto: LMU<br />

prozessrecht und Rechtsphilosophie<br />

verliehen. Nach seiner Ernennung<br />

zum Hochschuldozenten lehrte er<br />

zunächst in der Nachfolge seiner<br />

akademischen Lehrerin, Prof. Dr. E.<br />

Schlüchter, an der Ruhr-<strong>Universität</strong><br />

Bochum, ehe er dem Ruf nach <strong>München</strong><br />

folgte.<br />

Schwerpunkte seiner Tätigkeit<br />

sind neben dem materiellen Strafrecht<br />

(insbesondere Fahrlässigkeit)<br />

und dem Strafverfahrensrecht (insbesondere<br />

Reformbestrebungen)<br />

auch die Rechtssoziologie und<br />

Rechtsphilosophie, vor allem aktuelle<br />

Fragen der Bioethik und der<br />

Sterbehilfe. Über die Grundrechte<br />

veröffentlichte er 1998 ein Lehrbuch,<br />

das bereits in mehreren Auflagen<br />

erschienen ist. Er ist Herausgeber<br />

und Autor diverser Schriften,<br />

u.a. der NOMOS-<strong>Universität</strong>sschriften<br />

und der Gedächtnisschrift für<br />

Prof. Dr. Ellen Schlüchter. Überdies<br />

kommentiert er den Abschnitt<br />

„Fahrlässigkeit“ im neuen „Münchner<br />

Kommentar zum StGB“. Projekte<br />

der näheren Zukunft widmen sich<br />

der Strafrechtsvergleichung in<br />

Europa sowie der multimedialen<br />

Anwendung des Strafrechts (Neue<br />

Medien).<br />

PROF. DR. MICHAEL MEYEN<br />

Sozialwissenschaftliche Fakultät<br />

Michael Meyen, Jahrgang 1967,<br />

hat zum Sommersemester 2002<br />

seine Professur für Allgemeine und<br />

Systematische Kommunikationswissenschaft<br />

angetreten. Von<br />

1988 bis 1992 studierte er Journalistik<br />

in Leipzig, wo er 1995 promovierte.<br />

In den Jahren 1991 bis<br />

1997 arbeitete er als Journalist<br />

und Nachrichtenredakteur in der<br />

Tagespresse, beim Hörfunk und<br />

beim Teletext. 1997 bis 2002 war<br />

er Habilitationsstipendiat der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

und habilitierte sich 2001.<br />

1 Prof. Dr. Michael Meyen<br />

Foto: LMU<br />

Als Lehrbeauftragter war er an<br />

den <strong>Universität</strong>en Leipzig (1995<br />

bis 2001) und Halle-Wittenberg<br />

(2000/2001) tätig. Im Wintersemester<br />

2001/2002 war er als<br />

Gastprofessor an der TU Dresden.<br />

PREISE<br />

& EHRUNGEN<br />

■ LEIBNIZ- UND POTAMKIN-<br />

PREIS FÜR PROF. HAASS<br />

Dr. Christian Haaß, Professor für<br />

Stoffwechselbiochemie an der LMU,<br />

ist am 6. März in Berlin der Förderpreis<br />

des Gottfried Wilhelm Leibniz-<br />

Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) 2002<br />

verliehen worden. Darüber hinaus<br />

erhält der Wissenschaftler den diesjährigen<br />

Potamkin-Preis der American<br />

Academy of Neurology. Der<br />

Leibniz-Preis ist mit einer Fördersumme<br />

von drei Millionen Mark verbunden,<br />

der renommierte Potamkin<br />

Award ist mit 100.000 Dollar dotiert.<br />

Der 1960 geborene Haaß studierte<br />

an der Ruprecht-Karls-<strong>Universität</strong><br />

Heidelberg Biologie. Nach<br />

der Promotion 1989 (summa cum<br />

laude) wurde er zunächst Postdoktorand<br />

am Zentrum für molekulare<br />

Biologie in Heidelberg und an der<br />

Harvard Medical School in Boston/<br />

USA, wo er sich schon mit der molekularen<br />

Analyse der Ursachen für<br />

die Entstehung der Alzheimererkrankung<br />

beschäftigte. Dort<br />

arbeitete er von 1993 bis 1995 als<br />

Assistant Professor für Neurologie.<br />

Nach Deutschland zurückgekehrt,<br />

erhielt er eine Professur für Molekularbiologie<br />

am Zentralinstitut für<br />

Seelische Gesundheit in Mannheim<br />

(<strong>Universität</strong> Heidelberg). Bevor Professor<br />

Haaß 1999 dem Ruf nach<br />

<strong>München</strong> folgte, lehnte er einen Ruf<br />

auf eine Stiftungsprofessur an der<br />

Mayo Clinic Jacksonville, USA, ab.<br />

■ HANIEL-STIPENDIUM FÜR<br />

AMERIKANISTIN DER LMU<br />

Acht Haniel-Stipendien sind Anfang<br />

März für Aufbaustudien an führen-<br />

den Hochschulen in Europa und<br />

Übersee vergeben worden. Julia<br />

Kendlbacher vom Amerikanistik-<br />

Institut der LMU ist für eines der<br />

großzügig dotierten und begehrten<br />

Haniel-Stipendien ausgewählt worden.<br />

Kendlbacher, die schon<br />

während ihres Studiums reichlich<br />

Berufserfahrung gesammelt hat,<br />

wird Internationale Umweltpolitik<br />

in Monterey, Nordkalifornien, studieren.<br />

Durch das Auslandsstudium<br />

und ein anschließendes Praktikum<br />

wird sie sich für die internationale<br />

Arbeitswelt weiter qualifizieren.<br />

Das Haniel-Stipendienprogramm<br />

besteht seit 1991. Bewerben<br />

können sich hochqualifizierte Nachwuchskräfte<br />

mit besonderer praxisnaher<br />

und wirtschaftsorientierter<br />

Ausrichtung aus den Fächern Wirtschafts-,<br />

Rechts-, Staats- und<br />

Sozialwissenschaften sowie dem<br />

Wirtschaftsingenieurwesen. Das<br />

mehrstufige Auswahlverfahren<br />

sowie die Betreuung der Stipendiaten<br />

erfolgt in Kooperation mit der<br />

Studienstiftung des deutschen<br />

Volkes. Weitere Informationen bei<br />

der Studienstiftung, Tel.: 0228-829<br />

96 62; E-Mail: kalmbach@studienstiftung.de<br />

und im Internet unter<br />

www.haniel-stiftung.de.<br />

■ DAAD-JAHRESPREIS FÜR<br />

LMU-STUDENTIN<br />

Die chinesische Studierende Zhao<br />

Yu des auslandsorientierten Masterstudiengangs<br />

„Psychology of Excellence“<br />

der LMU hat den DAAD-Jahrespreis<br />

2001 erhalten. Sie ist damit<br />

die zweite EXCELLENCE-Studierende,<br />

die diesen Preis zuerkannt<br />

bekam. Die Ukrainerin Diana Krasikova<br />

erhielt bereits den DAAD-Jahrespreis<br />

1999. Im Jahr 2000 waren<br />

zwei deutsche Teilnehmerinnen –<br />

Caroline Haff und Anja Kahnt – mit<br />

dem dib-Wissenschaftspreis des<br />

Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft<br />

ausgezeichnet worden<br />

(MUM berichtete).<br />

■ CHOICE-AUSZEICHNUNG<br />

2001 FÜR LMU-AUTOR<br />

„The International Handbook of<br />

Giftedness and Talent“ (2nd ed.),<br />

herausgegeben von Prof. K.A. Heller<br />

(LMU), F.J. Mönks (KUN), R.J. Sternberg<br />

(YALE) und R.F. Subotnik<br />

(CUNY/APA), ist von der Zeitschrift<br />

CHOICE als „Outstanding academic<br />

title“ 2001 ausgezeichnet worden.


CHOICE ist ein unabhängiges<br />

Rezensionsmagazin für Bibliothekare,<br />

das von der American Library<br />

Association herausgegeben wird.<br />

Darin werden pro Jahr mehr als<br />

23.000 Titel besprochen. Das Handbuch<br />

ist für sein hohes wissenschaftliches<br />

Niveau, für seine Präsentation<br />

sowie für seine herausragende<br />

Beitragsleistung und Bedeutung<br />

für dieses Spezialgebiet ausgezeichnet<br />

worden.<br />

■ RUDOLF JAHNS<br />

FÖRDERPREISE 2002<br />

Gisela Burkamp, M.A. und Dr. Christian<br />

Fuhrmeister vom Department<br />

Kunstwissenschaften der LMU<br />

haben die Rudolf Jahns Förderpreise<br />

2002 erhalten. Gisela Buhrkamp<br />

ist für ihre im April 2001 erschienene<br />

Publikation „Rudolf Jahns” ausgezeichnet<br />

worden. Die 1941 in Berlin<br />

geborene Kunsthistorikerin<br />

beschäftigt sich seit dem Jahr 1980<br />

mit dem Werk des Künstlers und hat<br />

noch zu Lebzeiten Jahns eine Ausstellung<br />

seiner Japan-Aqua-Zeichnungen<br />

erstellt. Dr. Christian Fuhrmeister<br />

erhielt den Preis für seine<br />

Studie über die Gemälde von Rudolf<br />

Jahns, die nach 1945 entstanden<br />

sind. Fuhrmeister, 1963 in Flensburg<br />

geboren, promovierte an der <strong>Universität</strong><br />

Hamburg und ist seit Januar<br />

2002 Geschäftsführer des<br />

Departments Kunstwissenschaften<br />

der LMU.<br />

Der Rudolf Jahns Preis – mit<br />

einer Gesamtpreissumme von<br />

12.800 Euro dotiert – wird alle zwei<br />

Jahre vor allem an jüngere<br />

Kunsthistoriker sowie Publizisten<br />

und Kunstvermittler vergeben, die<br />

sich mit dem künstlerischen Werk<br />

von Rudolf Jahns und seiner Zeit<br />

befassen.<br />

■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜR<br />

PROFESSOR HELLBRÜGGE<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Hellbrügge,<br />

em. O., Professor für Sozialpädiatrie<br />

der LMU und Leiter des<br />

Kinderzentrums <strong>München</strong>, hat von<br />

der <strong>Universität</strong> Breslau die Ehrendoktorwürde<br />

erhalten. Die Medizinische<br />

<strong>Universität</strong> Breslau ehrt<br />

Theodor Hellbrügge für seine hervorragenden<br />

wissenschaftlichen<br />

Leistungen und die ständige Hilfe<br />

für die polnische Pädiatrie und<br />

Pädagogik. Damit erhöht sich die<br />

Zahl seiner Ehrendoktortitel auf 13.<br />

Prof. Hellbrügge begann seine<br />

Laufbahn als Kinderarzt der Uniklinik<br />

<strong>München</strong> und gründete hier den<br />

ersten deutschen Lehrstuhl für Sozialpädiatrie;<br />

zu seinen Errungenschaften<br />

zählt beispielsweise die<br />

Einführung der heute üblichen Kinder-Vorsorge-Untersuchungen<br />

in<br />

Deutschland. Mit dem Kinderzentrum<br />

<strong>München</strong> schuf er die erste<br />

sozialpädiatrische Einrichtung für<br />

Entwicklungs-Rehabilitation,<br />

Früherkennung und -therapie und<br />

soziale Integration. Mittlerweile gibt<br />

es 200 solcher Kinderzentren im Inund<br />

Ausland. Zur Gründung von<br />

weiteren Zentren hat Prof. Hellbrügge<br />

1999 die Internationale<br />

Aktion Sonnenschein e.V. gegründet.<br />

Gerade in Ländern, in denen<br />

Behinderte ausgestoßen oder vernachlässigt<br />

von der Gesellschaft<br />

leben müssen, sind die Kinderzentren<br />

einzigartige Hilfsprojekte.<br />

■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜR<br />

PROF. NIKOLAOU<br />

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Theodor Nikolaou,<br />

Leiter der Ausbildungseinrichtung<br />

für Orthodoxe Theologie, hat<br />

von der <strong>Universität</strong> „Babes-Bolyai“<br />

in Cluj-Napoca (Klausenburg,<br />

Rumänien) die Ehrendoktorwürde<br />

erhalten. Mit der Auszeichnung wird<br />

seine didaktische und wissenschaftliche<br />

Tätigkeit gewürdigt<br />

sowie sein Engagement für die<br />

Beziehungen zwischen der rumänischen<br />

und deutschen Orthodoxie,<br />

die er im Rahmen des Studentenund<br />

Professorenaustausches gefördert<br />

hat.<br />

Der 1942 in Anawra (Griechenland)<br />

geborene Nikolaou hat an der<br />

Theologischen Hochschule des ökumenischen<br />

Patriarchats in<br />

Chalki/Konstantinopel und an den<br />

<strong>Universität</strong>en Thessaloniki und<br />

Bonn Theologie, Philosophie und<br />

Klassische Philologie studiert. Er<br />

promovierte in Bonn und Thessaloniki<br />

und habilitierte sich 1975 in<br />

Bern. Seit 1984 ist er Inhaber des<br />

damals neu eingerichteten Lehrstuhls<br />

für Orthodoxe Theologie an<br />

der Katholisch-Theologischen<br />

Fakultät der LMU.<br />

■ FRIEDRICH WILHELM<br />

BESSEL-FORSCHUNGSPREIS<br />

Der Australier Prof. Dr. Martin G.<br />

Banwell ist mit dem neuen Friedrich<br />

Wilhelm Bessel-Forschungspreis<br />

ausgezeichnet worden; Banwells<br />

wissenschaftlicher Gastgeber ist<br />

Prof. Dr. Wolfgang Steglich vom<br />

Institut für Organische Chemie der<br />

LMU. Der vom Bundesforschungsministerium<br />

gestiftete und von der<br />

Alexander von Humboldt-Stiftung<br />

verliehene Friedrich Wilhelm Bessel-<br />

Forschungspreis ehrt hoch qualifizierte<br />

Nachwuchswissenschaftler<br />

aus dem Ausland. Diese können mit<br />

dem Preisgeld von bis zu 75.000<br />

Euro einen längeren Forschungsaufenthalt<br />

an einer deutschen Forschungseinrichtung<br />

ihrer Wahl<br />

finanzieren.<br />

■ LMU-STUDENTEN BEI UNO IN<br />

NEW YORK ERFOLGREICH<br />

Beim National Model United Nations<br />

(NMUN), der weltweit größten<br />

und wichtigsten Simulationsveranstaltung<br />

der Vereinten Nationen,<br />

haben die Delegationen der LMU in<br />

diesem Jahr besonders gut abgeschnitten.<br />

Die LMU erhielt die<br />

Höchstzahl von vier Awards, darunter<br />

eine „Outstanding Delegation“ –<br />

ein Award der höchsten Kategorie.<br />

Damit war die LMU die beste ausländische<br />

<strong>Universität</strong> überhaupt<br />

beim diesjährigen NMUN.<br />

Bei dem Projekt simulieren über<br />

2500 Studenten aus aller Welt die<br />

Arbeit der UN in rund zwei Dutzend<br />

Gremien, vom Sicherheitsrat bis hin<br />

zur Generalversammlung und vielen<br />

Unterkommissionen. Seit 15<br />

Jahren nimmt daran auch regelmäßig<br />

eine Delegation der LMU teil,<br />

in den vergangenen Jahren immer<br />

mit Erfolg.<br />

Die LMU war mit insgesamt 22<br />

Studenten in New York vertreten.<br />

Sie spielten in diesem Jahr zwei Rollen:<br />

Ägypten (mit 17 Studenten)<br />

und die Nichtregierungs-Organisation<br />

„International Union of Local<br />

Authorities“ (IULA). Bei der Awardvergabe<br />

wurden diese Delegationen<br />

getrennt gewertet: Beide erhielten<br />

einen Award für die Qualität ihrer<br />

Position Papers (der Stellungnahmen<br />

des jeweiligen Landes zu den<br />

im jeweiligen Komitee behandelten<br />

Themen), die Ägypter darüber hinaus<br />

eine „Distinguished Delegation“<br />

(zweite von drei Kategorien) und die<br />

IULA zum ersten Mal in der<br />

Geschichte der LMU die „Outstanding<br />

Delegation“.<br />

Die NMUN-Projektgruppe <strong>München</strong><br />

ist eine studentische Initiative<br />

am Geschwister-Scholl-Institut, das<br />

Projekt ist an die Lehreinheit Prof.<br />

Dr. Peter J. Opitz angegliedert. Geleitet<br />

wurde die Lehrveranstaltung<br />

durch zwei Lehrbeauftragte, Gregor<br />

Kolk M.A. und Reinhard Wesel M.A.,<br />

sowie ein 5-köpfiges „Orga-Team“:<br />

Das sind Teilnehmer vom Vorjahr,<br />

die als Tutoren die Teilnehmer auf<br />

die Simulationen vorbereiten, die<br />

alles Organisatorische, nicht zuletzt<br />

die Finanzen, übernehmen und die<br />

die Lehrveranstaltung mit den Lehrbeauftragten<br />

gemeinsam durchführen.<br />

■ UNIVERSITY OF PRETORIA<br />

EHRT LMU-THEOLOGEN<br />

Die University of Pretoria hat die<br />

Professoren Friedrich Wilhelm Graf,<br />

Lehrstuhlinhaber für Systematische<br />

Theologie mit Schwerpunkt Ethik,<br />

sowie Eckart Otto, Lehrstuhl für Alttestamentliche<br />

Theologie, beide an<br />

der Evangelisch-Theologischen<br />

Fakultät der LMU, zu Research Fellows<br />

ernannt. Diese Ehrung erfolgte<br />

im Rahmen des Partnerschaftsabkommens<br />

der Evangelisch-Theologischen<br />

Fakultät der LMU mit der<br />

Theologischen Fakultät der University<br />

of Pretoria.<br />

Professor Graf und Professor<br />

Otto werden Doktoranden an der<br />

südafrikanischen <strong>Universität</strong> mitbetreuen<br />

und beteiligen sich an der<br />

Konzeption gemeinsamer Forschungsprojekte:<br />

Im Mittelpunkt<br />

steht dabei die Untersuchung des<br />

Wandels des südafrikanischen „religiösen<br />

Marktes“ unter der Perspektive<br />

der neueren, jetzt ökonomisch<br />

orientierten Religionskulturforschung.<br />

Friedrich Wilhelm Graf, Jahrgang<br />

1948, wurde 1999 an die LMU<br />

berufen. Seine Forschungsinteressen<br />

gelten dem Zusammenhang<br />

zwischen kapitalistischer Globalisierung<br />

und religiösen Mentalitäten,<br />

den Grundlagenfragen der Bio- und<br />

Wirtschaftsethik sowie der Religions-<br />

und Theologiegeschichte des<br />

18. bis 20. Jahrhunderts.<br />

Eckart Otto, Jahrgang 1944, kam<br />

1996 nach <strong>München</strong>. Seine Forschungen<br />

gelten der Altorientalischen<br />

und Biblischen Rechtsgeschichte<br />

im Rahmen einer antiken<br />

Literatur- und Religionsgeschichte<br />

sowie deren Bedeutung für heutige<br />

Ethikdiskurse im Horizont einer universalen<br />

Theorie der Moderne.<br />

MUM 02/2002 PERSONEN UND POSITIONEN<br />

23


MUM 02/2002 PERSONEN UND POSITIONEN<br />

24<br />

Foto: Bundesverfassungsgericht<br />

■ ZUR PERSON<br />

Professor Dr. Hans-Jürgen<br />

Papier, Jahrgang 1943, hat seit<br />

1992 den Lehrstuhl für Öffentliches<br />

Recht, insbesondere Deutsches<br />

und Bayerisches Staatsund<br />

Verwaltungsrecht an der<br />

LMU inne. Der gebürtige Berliner<br />

studierte in seiner Heimatstadt<br />

und habilitierte sich 1973<br />

an der FU. Von 1974 bis 1991<br />

war Papier Professor an der <strong>Universität</strong><br />

Bielefeld, wo er sich<br />

unter anderem auf Umweltrecht<br />

spezialisierte. Als Vorsitzender<br />

der „Unabhängigen Kommission<br />

zur Überprüfung des Vermögens<br />

der Parteien und Massenorganisationen<br />

der DDR“ schloss er mit<br />

der PDS einen Vergleich über<br />

deren weit gehenden Verzicht<br />

auf das SED-Vermögen. 1998<br />

wurde Papier als Vorsitzender<br />

des Ersten Senats Vizepräsident<br />

des Bundesverfassungsgerichts.<br />

Im April 2002 ernannte ihn Bundespräsident<br />

Johannes Rau zum<br />

Präsidenten des höchsten deutschen<br />

Gerichts. Hans-Jürgen<br />

Papier ist verheiratet und Vater<br />

zweier erwachsener Kinder.<br />

ZWEI MÜNCHNER IN KARLSRUHE<br />

LMU-PROFESSOREN PAPIER UND<br />

DI FABIO WACHEN ALS VERFASSUNGS-<br />

RICHTER ÜBER DAS GRUNDGESETZ<br />

Der jüngste Eklat im Bundesrat hat es wieder einmal gezeigt: Wenn Politiker sich über Grundsatzfragen<br />

streiten, bleibt nur das Bundesverfassungsgericht als letzte Rettung. Die höchste Gerichtsinstanz<br />

in Deutschland genießt nicht von ungefähr großes Ansehen, schließlich ist sie prominent<br />

besetzt. Zwei Verfassungsrichter kommen von der LMU: Professor Hans-Jürgen Papier ist<br />

als Nachfolger von Jutta Limbach seit dem 10. April Präsident des Bundesverfassungsgerichts.<br />

Seinen Lehrstuhl wird der 58-jährige Jurist weiter führen. Professor Udo Di Fabio gehört seit<br />

Dezember 1999 dem Zweiten Senat des Gerichts an. Gleichzeitig lehrt der 48-jährige Lehrstuhlinhaber<br />

Öffentliches Recht und Verfassungsgeschichte an der LMU. MUM sprach mit den<br />

beiden Verfassungsrichtern über Richteramt und Uni-Alltag.<br />

MUM: Herr Prof. Papier, welche<br />

Auswirkungen hat Ihre Berufung<br />

zum Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts<br />

auf Ihre Arbeit<br />

an der LMU?<br />

Papier: Sicherlich wird die zeitliche<br />

Anspannung durch das neue Amt<br />

noch zunehmen. Aber es ist ja nicht<br />

so, dass nun alles völlig neu wäre. Ich<br />

war als Vorsitzender des Ersten<br />

Senats bereits vier Jahre Vizepräsident<br />

dieses Gerichts. Aber einige,<br />

insbesondere repräsentative Verpflichtungen<br />

werden hinzukommen.<br />

MUM: In welchem Umfang werden<br />

Sie in diesem Sommersemester<br />

Lehrveranstaltungen an der <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong> halten?<br />

Papier: Ich werde, wie bisher auch,<br />

eine zweistündige Vorlesung über<br />

Verwaltungsrecht halten und<br />

zudem ein Blockseminar mit dem<br />

Titel „Streitbare Demokratie in<br />

Deutschland“ anbieten. Da wird es<br />

auch um Parteiverbotsverfahren<br />

und Demonstrationsverbote gehen.<br />

MUM: Ergeben sich durch Ihre neue<br />

Position in Karlsruhe inhaltliche<br />

Probleme für Ihre Lehrveranstaltungen<br />

– etwa wenn es um persönliche<br />

Bewertungen geht?<br />

Papier: Als Verfassungsrichter darf<br />

ich in meinen Lehrveranstaltungen<br />

nicht aus laufenden Verfahren<br />

berichten. Allerdings ist es möglich,<br />

aus der Praxis des Verfassungsgerichts<br />

abstrakte Rechtsprobleme zu<br />

thematisieren, zum Beispiel im<br />

Zusammenhang mit den Demonstrationsverboten.<br />

Ich muss mich<br />

aber persönlich zurückhalten und<br />

darf nicht zu vertraulichen Vorgängen<br />

Stellung beziehen.<br />

MUM: Sie gelten als eher konservativer<br />

Vertreter Ihrer Zunft und sind<br />

Mitglied der CSU. Inwieweit beeinflusst<br />

das Ihre Neutralität als Richter?<br />

Papier: Eine Parteimitgliedschaft<br />

darf sich nicht auf die richterliche<br />

Tätigkeit auswirken. Aber das Bundesverfassungsgericht<br />

hat ohnehin<br />

zu einem ganz überwiegenden Teil<br />

nicht mit parteipolitischen Streitigkeiten<br />

zu tun. Beurteilungsmaßstab<br />

des Gerichts ist allein das Verfassungsrecht.<br />

Und dieses sollte nicht<br />

mit der parteipolitischen Brille ausgelegt<br />

werden. Wichtiger als die<br />

politische Ausrichtung eines Richters<br />

ist sein Sachverstand sowie seine<br />

Lebenserfahrung und sein<br />

Gerechtigkeitsgefühl.<br />

MUM: Im Gegensatz zu Jutta Limbach<br />

haben Sie keine politische<br />

Vergangenheit und waren daher<br />

vor Ihrer Wahl zum Präsidenten<br />

der breiten Öffentlichkeit auch<br />

nicht so bekannt. Wie wollen Sie<br />

mit Ihren neuen Repräsentationspflichten<br />

umgehen?<br />

Papier: Als Vorsitzender des Ersten<br />

Senats war ich bisher auch schon in<br />

gewissem Umfang mit Repräsentationspflichten<br />

betraut, denn das<br />

Verfassungsgericht ist ein Zwillingsgericht.<br />

Das bedeutet: Jeder der<br />

beiden Senate ist das Bundesverfassungsgericht.<br />

Allerdings werden<br />

durch das neue Amt wohl doch<br />

wesentlich mehr Verpflichtungen,<br />

vor allem im Ausland, auf mich<br />

zukommen.<br />

MUM: Was sagt Ihre Frau zu Ihren<br />

neuen Aufgaben?<br />

Papier: Wenn es protokollarisch<br />

notwendig ist, wird sie mich sicherlich<br />

auf Reisen begleiten. Ansonsten<br />

wird sich an unserem persönlichem<br />

Leben zwischen Karlsruhe und Tutzing,<br />

unserem Hauptwohnsitz,<br />

nichts Wesentliches ändern. ■<br />

Fotos: LMU


MUM:<br />

Herr Prof. Di Fabio, wie bringen<br />

Sie die Verpflichtungen in Karlsruhe<br />

und an der LMU unter einen Hut?<br />

Di Fabio: Manchmal ist die Doppelbelastung<br />

nur schwer erträglich,<br />

zumal ich kleine Kinder habe – meine<br />

Tochter ist drei Monate und meine<br />

Söhne fünf und bald sieben Jahre<br />

alt. Und die Familie hat für mich nun<br />

einmal den höchsten Stellenwert.<br />

Gleichzeitig gehe ich leidenschaftlich<br />

gern in den Hörsaal, weil ich den Kontakt<br />

zu den Studenten nicht verlieren<br />

will. Zudem bin ich etwa drei bis vier<br />

Tage pro Woche in Karlsruhe.<br />

MUM: Welche Lehrveranstaltungen<br />

werden Sie in diesem Sommersemester<br />

an der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />

halten?<br />

Di Fabio: Ich gebe einen vierstündigen<br />

Grundkurs für Erst- und<br />

Zweitsemester, der im Wintersemester<br />

angefangen hat und nun im<br />

Sommersemester<br />

fortgesetzt<br />

wird. Darin geht<br />

es um Öffentliches<br />

Recht und Verfassungsrecht.<br />

MUM: Im Zweiten Senat sind Sie<br />

für Organstreitigkeiten zuständig.<br />

Sollte die Union wegen des Streits<br />

um das Abstimmungsverfahren im<br />

Bundesrat zum Zuwanderungsgesetz<br />

das Bundesverfassungsgericht<br />

in Karlsruhe anrufen, könnte<br />

der Fall auf Ihrem Schreibtisch<br />

landen. Wie schätzen Sie die ganze<br />

Sache ein?<br />

Di Fabio: Zum konkreten Fall kann<br />

ich mich nicht äußern, aber er ist<br />

sicherlich nicht alltäglich. Es geht<br />

um eine verfassungsrechtliche<br />

Streitfrage, die womöglich das Bundesverfassungsgericht<br />

beschäftigen<br />

wird. Über die Aufgeregtheiten der<br />

Auseinandersetzung hinweg<br />

wünscht man sich gelegentlich eine<br />

stärkere öffentliche Debatte über<br />

politische Inhalte.<br />

MUM: Warum genießt<br />

das Bundesverfassungsgericht<br />

in der Öffentlichkeit<br />

ein so hohes Ansehen?<br />

Di Fabio: Das hängt sicherlich<br />

mit der richterlichen<br />

Unabhängigkeit zusammen. Das Verfassungsgericht<br />

legt die manchmal<br />

recht allgemeinen Normen des<br />

Grundgesetzes aus und bemüht sich<br />

um Augenmaß bei den Folgen seiner<br />

Entscheidungen. Karlsruhe steht<br />

dabei unter starker öffentlicher<br />

Beobachtung. Die Erwartungshaltung<br />

und das Vertrauen der Bürger<br />

in eine gute Rechtsprechung bedeuten<br />

eine große Verantwortung für<br />

jeden Richter.<br />

MUM: Sie haben für einen Verfassungsrichter<br />

eine eher ungewöhnliche<br />

Karriere hinter sich. Sie haben<br />

nach der Realschule zunächst zehn<br />

Jahre als Kommunalbeamter in<br />

Dinslaken gearbeitet und erst im<br />

Abendgymnasium das Abitur<br />

gemacht. Wie kam es dazu?<br />

Di Fabio: Die Berufstätigkeit nach<br />

der Realschule war als Erfahrung<br />

sehr wichtig, es entstand bei mir<br />

jedoch schnell der Wunsch, eine <strong>Universität</strong><br />

zu besuchen. Im Abendgymnasium<br />

Abitur zu machen, war in der<br />

Sache nicht schwieriger, aber abends<br />

vielleicht ein wenig mühsamer. ■<br />

Interviews: Ortrun Huber<br />

■ ZUR PERSON<br />

Professor Dr. Dr. Udo Di Fabio,<br />

1954 in Duisburg geboren, hat<br />

seit 1997 den Lehrstuhl für<br />

Öffentliches Recht und Verfassungsgeschichte<br />

an der LMU<br />

inne. Während einer zehnjährigen<br />

Karriere als Verwaltungsbeamter<br />

im Mittleren Dienst der<br />

Stadt Dinslaken erwarb er am<br />

Abendgymnasium das Abitur<br />

und begann ein Jurastudium,<br />

das er 1985 abschloss. Nach<br />

einer kurzen Zeit als Richter am<br />

Amtsgericht Duisburg promovierte<br />

Di Fabio an der <strong>Universität</strong><br />

Bonn, wo er bis 1990 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am<br />

Institut für Öffentliches Recht<br />

tätig war. Nach einer zweiten<br />

Promotion im Fach Soziologie<br />

1990 folgte 1993 die Habilitation.<br />

Im gleichen Jahre wechselte<br />

er als Professor an die <strong>Universität</strong><br />

Münster, wenige Monate<br />

später nahm er einen Ruf an die<br />

<strong>Universität</strong> Trier an. Seit Ende<br />

1999 ist der Jurist Richter des<br />

Bundesverfassungsgerichts.<br />

Udo Di Fabio ist verheiratet und<br />

Vater von drei Kindern.<br />

Foto: Bundesverfassungsgericht<br />

MUM 02/2002 PERSONEN UND POSITIONEN<br />

25


MUM 02/2002 ESSAY<br />

26<br />

LERNORT LABOR<br />

PERSPEKTIVEN EINER NEUEN<br />

LEHR- UND LERNKULTUR<br />

Unter dem Stichwort „Lernort<br />

Labor“ sind in Deutschland in<br />

den vergangenen Jahren eine<br />

Reihe von Initiativen entstanden,<br />

die sich an der Nahtstelle<br />

zwischen Schule und Hochschule<br />

mit der Förderung des naturwissenschaftlichenNachwuchses<br />

befassen. Die relativ verzweigten<br />

Ansätze dieser Initiativen<br />

sind nun zum ersten Mal<br />

in einer Studie gemeinsam von<br />

der Kultusministerkonferenz<br />

und der Hochschulrektorenkonferenz<br />

herausgegeben, dokumentiert<br />

und analysiert worden.<br />

Der Psychologe Michael Ley,<br />

Autor der Studie „Übergang<br />

Schule - Hochschule“, äußert<br />

sich hier zu bildungspolitischen<br />

Perspektiven, die mit dieser Art<br />

des außerschulischen Lernens<br />

verbunden sind.<br />

Physik, Chemie und Mathematik:<br />

Um die Naturwissenschaften machen<br />

Schüler und Studenten heute<br />

einen großen Bogen. Zu trocken, zu<br />

spröde und zu wenig lebensnah erscheinen<br />

vielen jungen Leuten diese<br />

Fächer in der Schule, und deshalb<br />

sinken nicht nur die Einschreibequoten<br />

an den Hochschulen, sondern<br />

es nimmt auch die Zahl derjenigen<br />

ab, die eine Berufsausbildung<br />

im Bereich von Naturwissenschaft<br />

und Technik anstreben.<br />

Viele Bildungsplaner sehen angesichts<br />

solcher Entwicklungen bereits<br />

komplette Berufszweige wegbrechen.<br />

„Forschung und Leere“ titelte<br />

jüngst der SPIEGEL und beschreibt<br />

eine Horrorvision, die an<br />

vielen Stellen längst Wirklichkeit geworden<br />

ist: Physikprofessoren, die<br />

vor leeren Bänken über Quantenmechanik<br />

dozieren, Forschungsinstitute,<br />

denen qualifizierte Nach-<br />

wuchskräfte ausgehen, Assistenten,<br />

die nur noch für den eigenen Bedarf<br />

vor sich hinforschen.<br />

Es ist allerdings nicht nur der<br />

drohende Nachwuchsmangel, der<br />

die Bildungspolitiker beunruhigt.<br />

Fast ebenso bedenklich erscheinen<br />

die Ergebnisse der jüngsten Schulleistungsuntersuchungen,<br />

die deutschen<br />

Schülerinnen und Schülern<br />

gerade in Mathematik und Naturwissenschaft<br />

ein schlechtes Zeugnis<br />

ausstellen: Insbesondere beim<br />

Lösen komplexer Aufgaben, die ein<br />

konzeptionelles Verständnis naturwissenschaftlicher<br />

Sachverhalte<br />

oder die flexible Anwendung<br />

erworbener Wissensbestände erfordern,<br />

zeigen sich deutliche<br />

Schwächen. Das alles sind Anzeichen<br />

einer sehr weitreichenden Krise<br />

unseres Bildungssystems, die sich<br />

nicht ohne weiteres wegdiskutieren<br />

lassen: Nicht nur weil die Industriegesellschaft<br />

auf qualifizierten<br />

ESSAY<br />

Nachwuchs in den Naturwissenschaften<br />

angewiesen ist, sondern<br />

vor allem auch deshalb, weil eine<br />

ganze Generation von wichtigen<br />

Kenntnissen und Fertigkeiten in einem<br />

Kernbereich unserer Kultur<br />

ausgeschlossen zu werden droht.<br />

Innerhalb der Bildungsforschung<br />

gilt heute als erwiesene Tatsache,<br />

dass sich die Probleme, vor denen<br />

das deutsche Bildungssystem steht,<br />

nicht mehr nur mit den traditionellen<br />

Mitteln der Schule lösen lassen.<br />

Ähnlich wie in anderen Bereichen<br />

der Kultur sind vielmehr auch an<br />

dieser Stelle innovative und zukunftsweisende<br />

Konzepte gefragt.<br />

Isolierte Maßnahmen und Teilveränderungen<br />

sind Flickwerk und<br />

führen letztlich nur zu einer Verschärfung<br />

der Probleme.<br />

AUFFORDERUNG<br />

ZUM AUSPROBIEREN<br />

Im Bereich der Naturwissenschaften<br />

verbinden sich Ansätze zu einer<br />

strukturellen Erneuerung daher vor<br />

allem mit einer Reihe von Initiativen,<br />

die bisher noch außerhalb der<br />

etablierten Bildungseinrichtungen<br />

operieren. Im Übergang zwischen<br />

Schule, Hochschule und außeruniversitärenForschungseinrichtun-<br />

Dipl.-Psych. Michael Ley<br />

Autor der Studie „Übergang Schule – Hochschule“,<br />

<strong>Universität</strong> Bonn<br />

gen angesiedelt, bieten sie Schülerinnen<br />

und Schülern die Möglichkeit,<br />

sich ergänzend zum Schulunterricht<br />

mit authentischen Zusammenhängen<br />

der Naturwissenschaften<br />

zu befassen: beispielsweise<br />

im Rahmen von Aktionswochen<br />

oder -tagen an den Hochschulen,<br />

bei Besuchen von Forschungslaboren<br />

oder -einrichtungen, aber auch<br />

im Zusammenhang mit langfristig<br />

angelegten Arbeitsgemeinschaften<br />

und Praktika.<br />

Im Unterschied zu traditionellen<br />

Lernformen liegt der Schwerpunkt<br />

der Initiativen dabei nicht in erster<br />

Linie auf der Vermittlung bestimmter<br />

„Inhalte“. Im Zentrum der einzelnen<br />

Projekte stehen vielmehr Formen<br />

des wissenschaftlichen Fragens<br />

und Denkens, die sich an alltagsnahen<br />

und anschaulichen Gesichtspunkten<br />

orientieren, verstärkt<br />

Möglichkeiten des Ausprobierens<br />

und Selber-Machens einräumen<br />

und nicht zuletzt von einem besonderen<br />

Interesse an den ästhetischen<br />

Seiten der wissenschaftlichen Systembildung<br />

geleitet werden.<br />

Was damit gemeint sein könnte,<br />

lässt sich vor allem am Beispiel der<br />

Schüler-Experimentiertage verdeutlichen.<br />

Hier bieten bestimmte Forschungseinrichtungen<br />

kompletten<br />

Schulklassen oder einzelnen Schülergruppen<br />

die Möglichkeit, authentische<br />

Fragestellungen aus dem Forschungsalltag<br />

der Physik, Chemie<br />

oder Biologie in speziell zubereiteten<br />

Experimenten zu bearbeiten. Anders<br />

als dies häufig in der Schule der Fall<br />

ist, muss dabei jedoch nicht ein bestimmtes<br />

Experimentalschema eingehalten<br />

oder reproduziert werden,<br />

sondern es wird ausdrücklich Platz<br />

zum Hin- und Herwenden oder zum<br />

„Befummeln“ der einzelnen Fragestellungen<br />

eingeräumt: An die<br />

Stelle der Einbahnstraßen-Physik,<br />

die lediglich den Vorgaben des Lehrbuchs<br />

folgt, tritt die Erfahrung von<br />

Zusammenhängen, in denen sich<br />

unser vertrauter Alltag neu ordnen<br />

und sortieren lässt.<br />

An Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

der Bundes-<br />

Foto: privat


epublik existieren nach vorsichtigen<br />

Schätzungen inzwischen mehrere<br />

tausend Initiativen, die sich mit<br />

der Nachwuchswerbung im Bereich<br />

des außerschulischen Lernens befassen.<br />

Sie unterscheiden sich hinsichtlich<br />

ihrer inhaltlichen Zielsetzungen,<br />

ihrer didaktischen Konzeption<br />

und ihrer organisatorischen<br />

Struktur teilweise erheblich voneinander.<br />

Gemeinsam ist ihnen jedoch<br />

der Versuch, für Zusammenhänge<br />

des naturwissenschaftlichen Denkens<br />

zu werben, die über der einseitigen<br />

Betonung scheinbar feststehender<br />

„Inhalte“ oder „Erkenntnisse“<br />

häufig vergessen werden: Die<br />

Initiativen machen darauf aufmerksam,<br />

dass auch die Naturwissenschaften<br />

an menschliche Motivationen<br />

gebunden sind, die nicht einfach<br />

zugunsten „objektiver“ Fakten<br />

übersehen werden können. Die einzelnen<br />

Projekte unterstützen damit<br />

Zusammenhänge, die früher einmal<br />

unter dem Stichwort Bildung zusammengefasst<br />

wurden. Heute<br />

klingt dieser Begriff ziemlich verstaubt,<br />

und statt auf Bildung setzen<br />

wir lieber auf Wissensmanagement,<br />

Informationsübertragung und globale<br />

Vernetzung der Hochschulabschlüsse.<br />

FÜR EINE MENSCHLICHERE<br />

BILDUNGSPOLITIK<br />

Nicht nur im Bereich der Schul- und<br />

Hochschulpolitik lässt sich jedoch<br />

beobachten, dass die Menschen<br />

heute immer größere Schwierigkeiten<br />

haben, der immer weiter ausgreifenden<br />

Digitalisierung unseres<br />

Alltags Folge zu leisten: Wir können<br />

heute zwar eine SMS an den entferntesten<br />

Punkt der Erde schicken,<br />

aber wir haben verlernt, ein banales<br />

Gespräch zu führen.<br />

Aus psychologischer Sicht hat<br />

der Nachwuchsmangel in den Naturwissenschaften<br />

daher auch da-<br />

mit zu tun, dass Jugendliche und<br />

junge Erwachsene der Beliebigkeit<br />

und Haltlosigkeit unserer Technik-<br />

Kultur zu entkommen suchen. Hinter<br />

den sinkenden Studienzahlen<br />

steht keineswegs, wie häufig vermutet<br />

wird, eine pauschale „Technikfeindlichkeit“,<br />

sondern die Sehnsucht<br />

nach Lebensformen, in denen<br />

die menschlich – allzumenschlichen<br />

– Seiten der Wirklichkeit nicht verleugnet<br />

werden: die persönlichen<br />

Eigenheiten und Marotten unserer<br />

Lehrer und Kameraden, die Umwege,<br />

die wir zum Verstehen komplizierter<br />

Sachverhalte brauchen, die<br />

Möglichkeit, die verschiedenen Seiten<br />

der Wirklichkeit mit allen Sinnen<br />

zu tasten und zu schmecken.<br />

Es erscheint unter diesem Gesichtspunkt<br />

wenig hilfreich, die Krise<br />

des deutschen Bildungssystems<br />

mit noch mehr Multimedia und<br />

noch mehr Internet beheben zu<br />

wollen. Erst wenn man die Schule<br />

wieder zu „Lernorten“ macht, die<br />

mit der Wirklichkeit unseres Alltags<br />

Schritt halten, kommt man ein<br />

Stückchen weiter.<br />

Die Initiativen zum „Lernort Labor“<br />

machen uns heute den Anfang<br />

einer neuen Lehr- und Lernkultur<br />

vor. Bildungsplaner und -politiker<br />

wären gut beraten, diesen Anfang<br />

nicht ungenutzt verstreichen zu<br />

lassen. ■<br />

Michael Ley ist Diplompsychologe<br />

und Psychologischer Psychotherapeut.<br />

Er leitet am Institut für Erziehungswissenschaft<br />

der <strong>Universität</strong><br />

Bonn ein Modellprojekt zur Reform<br />

der universitären Lehrerbildung.<br />

Seine Studie „Übergang Schule-<br />

Hochschule“ ist unter www.hrk.de<br />

veröffentlicht und kann im Sekretariat<br />

der Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) angefordert werden.<br />

ESSAY<br />

Foto: Haak & Nakat<br />

27<br />

MUM 02/2002


MUM 02/2002 LMU – OFFICE<br />

28<br />

Arbeitszeit ist Lebenszeit. Rund<br />

acht Stunden, oft auch mehr, verbringen<br />

wir Tag für Tag auf dem<br />

Posten. Sind diese Stunden gute<br />

Zeiten oder schlechte Zeiten? Die<br />

Staatsregierung will es genau<br />

wissen und lässt deshalb im kommenden<br />

Juni eine bayernweite<br />

Mitarbeiterbefragung im öffentlichen<br />

Dienst durchführen. An der<br />

LMU haben nun die Bediensteten<br />

in den Instituten und in der Verwaltung<br />

das Wort. Das Klinikum<br />

hat die Mitarbeiterbefragung<br />

bereits abgeschlossen.<br />

Nach dem erfolgreichen Testlauf<br />

einer Behördenumfrage, zu dem<br />

sich die LMU 1997 bereit erklärt<br />

hatte, wird es jetzt offiziell: Ein rund<br />

80 Punkte umfassender Fragebogen<br />

will organisatorische Stärken und<br />

Schwächen an den Tag bringen,<br />

aber auch auf die individuellen Sorgen,<br />

Nöte und Wünsche der<br />

Bediensteten eingehen. Aussagen<br />

wie „Mein Vorgesetzter mischt sich<br />

in Details meiner Aufgaben ein“<br />

oder „Die Übernahme von verantwortungsvollen<br />

Aufgaben wird<br />

anerkannt“ können per Kreuzchen<br />

die Wertungen voll, eher, teils/teils,<br />

eher nicht oder überhaupt nicht<br />

zugeordnet werden. Gekreuzelt wird<br />

freiwillig und die Teilnahme, das<br />

KREUZELN FÜR DEN JOB<br />

MITARBEITERBEFRAGUNG AN DER LMU<br />

betont Personalratsmitglied Karl<br />

Ischinger, bleibt geheim: „Es gibt bei<br />

der Befragung keine Anonymitätslücke“.<br />

Es werde weder kontrolliert,<br />

an wen welcher Fragebogen ausgegeben,<br />

noch nachgeprüft, ob ein<br />

Fragebogen zurückgegeben worden<br />

sei. Eine Identifikation der Mitarbeiter<br />

sei damit nicht möglich.<br />

ANONYMITÄT GEWAHRT<br />

Dennoch ist das Misstrauen unter<br />

den Kollegen groß. Viele fürchten,<br />

dass ihr Fragebogen anhand der<br />

„Beleg-Nummer“ identifiziert werden<br />

könnte, die in der Kopfzeile<br />

angeführt ist. Andrea Helbig von der<br />

Personalabteilung der LMU beruhigt:<br />

„Die Belegnummer wird im<br />

bayerischen Landesamt für Statistik<br />

und Datenverarbeitung in Schweinfurt<br />

vergeben, um die Fragebögen<br />

den einzelnen Organisationseinheiten<br />

zuordnen zu können.“ Weder<br />

dem Landesamt noch den Behörden<br />

sei es jedoch möglich, Verbindungen<br />

zu einzelnen Mitarbeitern zu ziehen.<br />

Eine Zuordnung der Papiere zu<br />

Bediensteten in kleinen Organisationseinheiten<br />

werde zudem durch<br />

eine spezielle Regelung verhindert.<br />

Dazu Andrea Helbig: „Abteilungen,<br />

die nur wenige Mitarbeiter haben,<br />

werden mit anderen Abteilungen zu<br />

Organisationseinheiten zusammen-<br />

gelegt. Auch wenn dies in manchen<br />

Fällen zu Lasten aussagekräftiger<br />

Ergebnisse führen kann, wird so die<br />

Anonymität der Teilnehmer auf<br />

jeden Fall gewährleistet.”<br />

Der Anonymitätsgrundsatz gilt<br />

auch für den Rücklauf der Fragebögen.<br />

Die Mitarbeiter senden ihre<br />

Antworten in einem verschlossenen<br />

Kuvert via Hauspost an den Personalrat<br />

oder geben sie persönlich<br />

dort ab. Der Personalrat bewahrt die<br />

verschlossenen Umschläge mit den<br />

Fragebögen bis zum letzten Abgabetermin<br />

auf und leitet sie dann an<br />

das Landesamt für Statistik zur Auswertung<br />

weiter. Nach Abschluss der<br />

Aktion werden alle Daten vom Landesamt<br />

gelöscht und die Fragebögen<br />

vernichtet.<br />

CHANCE ZUR KRITIK<br />

Konzipiert und formuliert wurde die<br />

bayernweite Befragung von Professor<br />

Lutz von Rosenstiel vom Institut<br />

für Psychologie der LMU, in Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesbeauftragten<br />

für Datenschutz und den<br />

Hauptpersonalräten. Professor von<br />

Rosenstiel sieht in der Befragung<br />

eine besondere Chance, „schließlich<br />

ist es im Arbeitsalltag nicht immer<br />

ratsam, offen Kritik zu üben.“ Durch<br />

die Fragebögen hätten die Mitarbeiter<br />

nun die Möglichkeit, ihren Wün-<br />

sche und Probleme publik zu<br />

machen. Diese Gelegenheit, appelliert<br />

der Wissenschaftler, sollten die<br />

Bediensteten nicht ungenutzt verstreichen<br />

lassen.<br />

Damit den niedergeschriebenen<br />

Antworten auch Taten folgen, legt<br />

der Psychologe auch diesmal<br />

besonderen Wert auf die Auswertung<br />

und Umsetzung der Befragungsergebnisse.<br />

Die Rückmeldung<br />

soll möglichst schnell nach der Auswertung<br />

an die jeweiligen Einheiten<br />

gehen. In Gesprächsrunden können<br />

dann die erhobenen Probleme<br />

besprochen und Lösungen gesucht<br />

werden. Da solche Sitzungen nicht<br />

unbedingt konfliktfrei abliefen, so<br />

Professor von Rosenstiel, seien Diskussionsleiter<br />

von großer Bedeutung.<br />

Ob und inwieweit die Mitarbeiterbefragung<br />

dann auch Konsequenzen<br />

im täglichen Arbeitsleben<br />

haben wird, zeigt sich spätestens in<br />

drei bis vier Jahren. Dann will die<br />

Staatsregierung ihre Bediensteten<br />

wieder kreuzeln lassen. ■ oh<br />

Foto: LMU


Foto: Daniel Hintersteiner<br />

■ DIE ZEIT LÄUFT FÜR<br />

NACHWUCHSWISSENSCHAFTLER<br />

LMU BEMÜHT SICH UM VERLÄNGERUNG<br />

BEFRISTETER BESCHÄFTIGUNGSVERHÄLTNISSE<br />

Wenn von Massenentlassungen die<br />

Rede ist, kochen die Emotionen<br />

verständlicherweise hoch. So auch<br />

unter den Wissenschaftlern, die in<br />

den vergangenen Monaten peu à<br />

peu die Änderungen des Hochschulrahmengesetzes<br />

(HRG) verdauen<br />

mussten. Vor allem wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter fürchten schlicht um<br />

ihre berufliche Existenz angesichts<br />

der neuen Regelungen für befristete<br />

Beschäftigungsverhältnisse. Für<br />

die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong> zumindest kann<br />

Rektor Andreas Heldrich die Gemüter<br />

beruhigen: „Auch unter dem<br />

neuen Recht hatten wir noch keinen<br />

Fall, in dem wir die Vertragsverlängerung<br />

ablehnen mussten“,<br />

erklärte der Jurist kürzlich in einem<br />

Internet-Chat aus aktuellem Anlass<br />

(http://chat.lmu.de). Seit der Gesetzesnovelle<br />

landeten bisher mehr<br />

als 100 Anträge wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter auf dem Tisch der Personalabteilung.<br />

Worum geht es in der Sache? Mit<br />

dem neu gefassten HRG hat die<br />

Bundesregierung drei einschnei-<br />

dende Neuerungen eingeführt: Die<br />

Juniorprofessur, die Assistentenund<br />

Oberassistentenstellen ersetzen<br />

soll, ferner die Abschaffung der Habilitation<br />

als Berufungsvoraussetzung<br />

sowie eine Beschäftigungsfrist<br />

von maximal zwölf Jahren für die<br />

gesamte Qualifikationsphase junger<br />

Wissenschaftler. Da die beiden erstgenannten<br />

Regelungen noch in<br />

Landesrecht umgesetzt werden<br />

müssen, konzentrierte sich der Protest<br />

zunächst auf die befristeten Beschäftigungsverhältnisse.<br />

Denn das<br />

Gesetz ist am 23. Februar 2002 bereits<br />

in Kraft getreten.<br />

ÖFFENTLICHE EMPÖRUNG<br />

Die neue Faustregel für Zeitverträge<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

lautet: Sechs Jahre vor der Promotion,<br />

sechs Jahre nach der Promotion<br />

(Verschiebungen möglich) – das<br />

ist für Bundesbildungsministerin<br />

Edelgard Bulmahn der ideale Karriereweg<br />

zu einer unbefristeten Einstellung,<br />

etwa für eine Professur auf<br />

Lebenszeit. Diese Vorgabe sorgte<br />

prompt für öffentliche Empörung.<br />

Hauptargument der Gegner: Wer es<br />

nach zwölf Jahren in der Wissen-<br />

schaft nicht geschafft habe, der<br />

werde einfach an die Luft gesetzt.<br />

Das sei nicht nur eine<br />

persönliche Katastrophe für die<br />

Betroffenen, sondern auch ein<br />

Rückschlag für viele laufende<br />

Forschungsprojekte.<br />

Der Ärger über das neue, eingeschränkte<br />

Vertragsrecht blieb<br />

schließlich in Berlin nicht ohne Folgen.<br />

Doch auch die nun vorgesehene<br />

Nachbesserung des HRG mit<br />

neuen Übergangsfristen zugunsten<br />

der Nachwuchsforscher geht vielen,<br />

insbesondere Bayerns Wissenschaftsminister<br />

Hans Zehetmair,<br />

nicht weit genug.<br />

An der doppelten Sechs-Jahres-<br />

Regel stoßen sich vor allem diejenigen<br />

Wissenschaftler, die die Frist<br />

überschritten haben oder überschreiten<br />

werden. Für die LMU signalisiert<br />

Personalchef Friedrich Pott<br />

Entwarnung: „Richtig ist, dass nach<br />

Ablauf der Sechs-Jahres-Frist ein<br />

befristeter Vertrag nicht mehr auf<br />

das HRG gestützt werden kann.<br />

Doch wir können dann weiterhin die<br />

allgemeinen Befristungsgrundsätze<br />

anwenden, insbesondere das Gesetz<br />

über Teilzeitarbeit und befristete<br />

Arbeitsverträge“, sagt der Leitende<br />

Regierungsdirektor. Damit ist seiner<br />

Meinung nach in den meisten Fällen<br />

eine Fortbeschäftigung nach<br />

Ablauf der Höchstfristen des HRG<br />

möglich, insbesondere bei Drittmittelprojekten.<br />

Darüber hat der Personalchef<br />

alle wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

und auch die Kliniken<br />

der LMU schriftlich informiert. Allerdings<br />

ist die Beschäftigung nach allgemeinem<br />

Arbeitsrecht an bestimmte<br />

Bedingungen geknüpft.<br />

Damit geht die <strong>Universität</strong> das Risiko<br />

von einklagbaren so genannten<br />

Kettenverträgen ein. Der Personalchef<br />

sieht dies gelassen: „Wir arbeiten<br />

zugunsten der Wissenschaft<br />

gern mit diesem Risiko, prüfen dieses<br />

aber in jedem Einzelfall genau.“<br />

■ gl<br />

7 Die wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

der LMU sollen auch in<br />

Zukunft in Ruhe forschen können.<br />

■ LMU-<br />

BROSCHÜREN IM<br />

NEUEN LAYOUT<br />

Pünktlich zum Start ins Sommersemester<br />

präsentieren sich die<br />

LMU-Infobroschüren „Veranstaltungskalender”,<br />

„Konzerte in der<br />

Aula” und „Studium generale” in<br />

neuem Layout. Die drei Uni-Prospekte<br />

sind nun als einheitliche<br />

Reihe mit weiß-grünen Titelbildern<br />

auf das Corporate Design der<br />

<strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

abgestimmt. Die Broschüren, die<br />

monatlich („Veranstaltungskalender“)<br />

beziehungsweise zum<br />

Semesterbeginn („Konzerte in der<br />

Aula“ und „Studium generale“)<br />

erscheinen, informieren über alle<br />

öffentlichen Veranstaltungen an<br />

der LMU. Die Hefte liegen kostenlos<br />

in den Gebäuden der <strong>Universität</strong><br />

sowie in der Stadtinformation<br />

im Münchner Rathaus am<br />

Marienplatz aus. ■ oh<br />

1 Hingucker: Die Infobroschüren<br />

der LMU erscheinen nun in einheitlichem<br />

weiß-grünen Layout.<br />

MUM 02/2002 LMU – OFFICE<br />

29<br />

Foto: LMU


MUM 02/2002 LMU – OFFICE<br />

30<br />

Sommerlicher Stabwechsel: Nach<br />

dreijähriger Amtszeit übergibt<br />

LMU-Kanzler Dr. Hendrik Rust am<br />

1. Juni turnusgemäß seine Aufgaben<br />

als Sprecher der bayerischen<br />

Uni-Kanzler an seinen Kollegen<br />

von der <strong>Universität</strong> Würzburg,<br />

Bruno Forster.<br />

Alle sechs bis acht Wochen treffen<br />

sich die leitenden Beamten der neun<br />

staatlichen und der beiden nichtstaatlichen<br />

Unis in Bayern zu<br />

gemeinsamen Beratungen. Rechtsund<br />

Personalangelegenheiten, Bauorganisation<br />

und Gebäudebewirtschaftung<br />

sowie vor allem Haushaltsfragen<br />

– die Liste der besprochenen<br />

Themen ist stets lang. Und<br />

letztlich geht es stets ums Geld, wie<br />

beispielsweise bei der Frage, welche<br />

Software die Univerwaltungen kaufen<br />

sollen. Besonders wichtig für die<br />

Kanzlerrunde ist auch immer wieder<br />

die Diskussion über den Vertei-<br />

MÜNCHEN ÜBERGIBT<br />

AN WÜRZBURG<br />

WECHSEL AN DER SPITZE DER<br />

BAYERISCHEN UNI-KANZLER<br />

lungsmodus staatlicher Mittel zwischen<br />

den Hochschulen oder über<br />

Haushaltskürzungen und Stellenabgaben<br />

an das Finanzministerium.<br />

„Natürlich müssen auch die Unis im<br />

Freistaat in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten kräftig sparen“, sagt<br />

Kanzler Rust und fügt hinzu: „Dies<br />

darf aber nicht dazu führen, dass<br />

von hoher Hand in mühsam gebildete<br />

finanzielle Rücklagen und<br />

Rückstellungen eingegriffen wird.<br />

Die den Großunternehmen durchaus<br />

vergleichbaren Hochschulen<br />

können nach den Grundsätzen der<br />

Kameralistik kaum noch wirtschaftlich<br />

erfolgreich sein.“<br />

Allerdings hat dieser „Elferrat“<br />

keine Beschlusskompetenz, doch die<br />

meist einhellige Meinung der bayerischen<br />

Uni-Kanzler hat gegenüber<br />

dem bayerischen Rechnungshof<br />

oder den Ministerien durchaus<br />

Gewicht. Um dieses noch zu vergrößern,<br />

werden zu den Kanzler-<br />

Beratungen regelmäßig Fachleute<br />

aus der Wirtschaft oder den Ministerien<br />

eingeladen. „Wir wollen Kontakte<br />

zu Experten außerhalb der <strong>Universität</strong>en<br />

knüpfen, um deren Sachverstand<br />

und Erfahrung zu nutzen“,<br />

erklärt Rust. Der Sprecher der deutschen<br />

Uni-Kanzler, die im September<br />

in Halle tagen, ist übrigens auch ein<br />

Bayer: Thomas A. H. Schöck kommt<br />

von der Friedrich-Alexander-<strong>Universität</strong><br />

Erlangen-Nürnberg ■ oh<br />

1 Kanzler Bruno Forster<br />

Foto: <strong>Universität</strong> Würzburg<br />

1 Kanzler Dr. Hendrik Rust<br />

Foto: Hans-J. Laschinsky<br />

Foto: LMU


TIPPS &<br />

TERMINE<br />

■ MUSIKER GESUCHT<br />

Für das Sommersemester sucht Sinfonieta,<br />

das Orchester der Münchner<br />

<strong>Universität</strong>en, noch Verstärkung:<br />

Eine Soloflöte, Solo-Oboe und<br />

Horn, sowie Musiker unter den Studierenden,<br />

die Violine, Viola und<br />

Violoncello spielen können. Interessenten<br />

schreiben an: Sinfonieta,<br />

Orchester der Münchner <strong>Universität</strong>en,<br />

Gesellschaft für studentisches<br />

Musizieren, Musikalischer Leiter<br />

Hartmut Zöbeley, Düsseldorfer<br />

Str. 7, 80804 <strong>München</strong>. Konzerte in<br />

der LMU, im Nymphenburger<br />

Schlosspark und beim Theatron-<br />

Musiksommerfestival, Anfragen<br />

unter Tel.: 089-300 5568 und 089 –<br />

52 11 10.<br />

■ WEITERBILDEN IM MAI<br />

Das Institut Student und Arbeitsmarkt<br />

bietet auch im Mai Weiterbildungskurse<br />

an. In kleinen Kursgruppen<br />

(bis max. 25 Teilnehmer)<br />

führen Dozenten aus der Wirtschaft<br />

lernintensiv und praxisnah durch<br />

die Kurse. Bei regelmäßiger Anwesenheit<br />

erhalten die Teilnehmer Zertifikate!<br />

Auf freiwilliger Basis werden<br />

Prüfungen geschrieben, die zu<br />

benoteten Zertifikaten führen. Kursgebühr<br />

für Studierende aller Fachrichtung:<br />

52 Euro, für Angestellte<br />

der LMU: 100 Euro. Für ehemalige<br />

Teilnehmer sind die Kurse kostenlos.<br />

Die Termine für die neuen Kurse<br />

sind: Desktopadministration Betriebssystem<br />

Windows 9x: Mi, ab 8.<br />

Mai, 17.30 Uhr s.t. Grundlagen Datenbankdesign<br />

mit SQL: Mi, ab 8.<br />

Mai, 17.30-20.45 s.t. Wirtschaftsenglisch:<br />

Di. oder Mi., ab 7. Mai oder<br />

8. Mai, 18-21 Uhr s.t. Mehr Infos:<br />

Tel.: 089 – 2180-2191 oder E-Mail:<br />

irina.spalek@extern.lrz-muenchen.de.<br />

■ DEBATTIERCLUB MÜNCHEN<br />

Fast 50 debattierlustige Studierende<br />

argumentieren jede Woche nach<br />

festen Regeln zu einer aktuellen<br />

Streitfrage – wer welche Position zu<br />

vertreten hat, wird ausgelost. So<br />

wollen sie lernen, was an der Uni oft<br />

zu kurz kommt: die Fähigkeit zu reden,<br />

seine Meinung verständlich zu<br />

präsentieren und die Zuhörer nicht<br />

zu langweilen. Der Club steht allen<br />

Studierenden, Doktoranden und Referendaren<br />

offen. Die Debattierfreunde<br />

treffen sich jeden Mittwoch<br />

um 19.15 Uhr in den Räumen der<br />

Katholischen Hochschulgemeinde,<br />

Leopoldstr. 11. Weitere Infos: www.<br />

debattierclub-muenchen. de.<br />

■ VORSTELLUNGSGESPRÄCHE<br />

OHNE ENDE<br />

Sieben Vorstellungsgespräche auf<br />

einen Streich. Dieser Service bietet<br />

sich Studierenden bei der 3. UNI-<br />

CUM Deutsche Recruiting Messe am<br />

27. und 28. Mai in der Messe Düsseldorf.<br />

Wer sich bis zum 10. Mai<br />

unter www.unicum.de/messe für ein<br />

Einzelgespräch bewirbt, wird mit etwas<br />

Glück von mehreren Unternehmen<br />

eingeladen und kommt kostenlos<br />

zur Messe. Rund 100 Unternehmen<br />

und 5000 Studierende, Hochschulabsolventen<br />

und Young Professionals<br />

werden erwartet. Darüber<br />

hinaus stehen Unternehmenspräsentationen,<br />

Fachvorträge und eine<br />

individuelle, kostenlose Bewerberberatung<br />

auf dem Programm. Neu<br />

ist in diesem Jahr außerdem ein gesondertes<br />

Forum für den Bereich<br />

Weiterbildung.<br />

■ JETZT IM NETZ: NEUER<br />

ONLINE-MULTIMEDIAKURS<br />

Fotographisch-filmische Dokumentation<br />

und (animierte) Visualisierung<br />

wissenschaftlicher Prozesse<br />

sind für viele naturwissenschaftliche<br />

und geisteswissenschaftliche<br />

Fächer von zunehmender Bedeutung.<br />

Jetzt können Interessenten<br />

den Online-Multimediakurs von<br />

Reinhold Leinfelder, Lehrstuhl Paläontologie<br />

der LMU unter www.<br />

palaeo.de/multimediakurs aufrufen,<br />

der einen raschen Einstieg in die<br />

Möglichkeiten multimedialer Dokumentation<br />

und Präsentation bietet.<br />

Gerade im Jahr der Geowissenschaften<br />

soll dies ein Beitrag sein,<br />

entsprechende Internet-, CD- und<br />

DVD-, sowie Multimedia-eBook<br />

und Touchscreen-Kioskprojekte<br />

zu initiieren bzw. zu<br />

erleichtern. Studieren-<br />

den soll der Online-Multimediakurs<br />

den Erwerb entsprechender Schlüsselqualifikationen<br />

ermöglichen. Das<br />

Weiterbildungsangebot der LMU<br />

steht aber auch allen anderen Interessierten<br />

offen. Der Kurs darf für<br />

weitere, nichtkommerzielle Kurse<br />

unter der Angabe von Autor und Beachtung<br />

weiterer Copyright-Regelungen<br />

verwendet werden.<br />

■ DIENSTAGSVORTRÄGE ZUR<br />

UMWELTGESCHICHTE<br />

Das Historische Seminar der LMU<br />

bietet in diesem Sommersemester<br />

im Rahmen ihrer Dienstagsvorträge<br />

eine Ringvorlesung zum Thema<br />

„Umweltgeschichte. Erträge und<br />

Perspektiven“ an und hat dafür die<br />

renommiertesten Experten der Umweltgeschichte<br />

gewinnen können.<br />

Die sieben national und international<br />

anerkannten Wissenschaftler<br />

bieten einen umfassenden Überblick<br />

über zukunftsweisende Ansätze interdisziplinärerumweltgeschichtlicher<br />

Forschung. Alle Beiträge bündeln<br />

Ergebnisse aus der Sozial-,<br />

Wirtschafts- und Technikgeschichte,<br />

der Geobotanik und Historischen<br />

Geographie, sowie der Volkskunde<br />

und allgemeinen Geschichte. Die<br />

Vorträge bieten zudem die einmalige<br />

Chance, mit den Kennern dieses<br />

aktuellen Forschungsfeldes in <strong>München</strong><br />

persönlich diskutieren zu können.<br />

Die Termine sind: 7. Mai, Joachim<br />

Radkau (Bielefeld): „Der europäische<br />

Sonderweg in der Umweltgeschichte”;<br />

28. Mai, Hansjörg<br />

Küster (Hannover): „Die wissenschaftliche<br />

Botschaft der Umweltgeschichte<br />

für der Umgang mit Natur,<br />

Umwelt und Landschaft”; 4.<br />

Juni, Rolf Peter Sieferle (St. Gallen):<br />

„Nachhaltigkeit in historischer Perspektive”;<br />

18. Juni, Christian Pfister<br />

(Bern): „Das 1950er Syndrom –<br />

Zum Stand der Diskussion“;<br />

25. Juni, Franz-Josef<br />

Brüggemeier (Freiburg):<br />

„Blauer<br />

Himmel über<br />

der Ruhr?<br />

Umwelt-<br />

Da Kritika<br />

geschichte in einem industriellen<br />

Ballungsraum“; 9. Juli, Albrecht Lehmann<br />

(Hamburg): „Aspekte populären<br />

Landschaftsbewusstseins”.<br />

Beginn der Veranstaltung ist jeweils<br />

19 Uhr, c.t. im Historischen Seminar,<br />

Schellingstraße 12, Raum A 001.<br />

Weitere Informationen: Dr. Nils<br />

Freytag, Historisches Seminar, Tel.:<br />

089 – 2180-5569.<br />

■ OFFENE HOCHULMEISTER-<br />

SCHAFTEN IN MÜNCHEN<br />

Den Florettfechtern und Geräteturnern<br />

unter den Studierenden und<br />

Mitarbeitern der <strong>Universität</strong>en in<br />

<strong>München</strong> bieten zwei Meisterschaften<br />

im Mai die Möglichkeit, sich mit<br />

Gleichgesinnten zu messen. Am 12.<br />

Mai findet in der Zentralen Hochschulsportanlage<br />

das Offene Hochschulturnier<br />

für Nachwuchsfechter<br />

im Florettfechten statt. Interessenten<br />

müssen sich bis zum 7. Mai bei<br />

Hole Rössler, Fachgebiet Fechten,<br />

entweder per Brief, Fax: 089 – 289<br />

24 664 oder E-Mail: roessler@zv.<br />

tum.de anmelden. Die Gebühr beträgt<br />

2,50 Euro. Turnerisch begabte<br />

Studierende können sich am 29. Mai<br />

in den Turnhallen des ZHS bei den<br />

Offenen Münchner Hochschulmeisterschaften<br />

der Männer und Frauen<br />

in jeweils drei Wettkampfarten<br />

versuchen. Teilnehmer müssen<br />

sich schriftlich mit Namen,<br />

Hochschule, Semesterzahl<br />

und Wettkampfarten<br />

anmelden. Einfach in<br />

den Kasten neben<br />

dem Wettkampfbretteinwerfen<br />

ECKLS ECK<br />

Da Kritika hod mei Stück glesn,<br />

zammapapierlt und in’ Papierkorb gschmissn.<br />

D Putzfrau hod s ausanandapapierlt,<br />

glesn,<br />

glacht<br />

und an Kritika<br />

in seim Dreeg sitzn lassn.<br />

* HELMUT ECKL IST LEITER DES REFERATS III B 4 DER LMU.<br />

DER SATIRIKER HELMUT ECKL* HAT DAS WORT<br />

MUM 02/2002 LMU – OFFICE<br />

31


MUM 02/2002 LMU – OFFICE<br />

32<br />

Fotos: LMU<br />

oder per Brief an Heinrich Leopoldseder,<br />

Fachgebiet Geräteturnen,<br />

schicken. Meldeschluss ist der 15.<br />

Mai. Meldeadresse für beide Wettkämpfe:<br />

Sportzentrum der TU <strong>München</strong>,<br />

Abteilung Hochschulsport,<br />

Connollystr. 32, 80809 <strong>München</strong>.<br />

PREISE &<br />

STIPENDIEN<br />

■ OLAF-TRIEBENSTEIN-<br />

PREIS 2002<br />

„Verbraucherinformation zur Ernährung“<br />

ist das Thema des diesjährigen<br />

Olaf-Triebenstein-Preises. Der<br />

von der Stiftung Warentest ausgeschriebene<br />

Förderpreis wird alle<br />

zwei Jahre neu vergeben und ist mit<br />

5000 Euro dotiert. Der Preis zeichnet<br />

Arbeiten aus, die die Tätigkeit<br />

der Stiftung in innovativer Weise<br />

fördern. Das Thema eignet sich für<br />

ein breites Spektrum möglicher Untersuchungsansätze:<br />

Von der Prüfung<br />

und Bewertung von Lebensmitteln<br />

über Fragen der Kennzeich-<br />

nung bis hin zu effektiven Wegen<br />

der Informationsvermittlung. Studenten,<br />

Nachwuchswissenschaftler<br />

und Wissenschaftsjournalisten, die<br />

an diesem Thema interessiert sind,<br />

können die Teilnahmebedingungen<br />

bei der Stiftung Warentest unter<br />

Tel.: 030 - 2631 2240 oder im Internet<br />

(www.stiftung-warentest.de)<br />

anfordern. Abgabetermin ist der 30.<br />

Juni 2002.<br />

■ MULTIMEDIA-TRANSFER-<br />

WETTBEWERB<br />

Zum achten Mal können sich Studierende,<br />

Absolventen und junge<br />

Wissenschaftler aller Fakultäten ab<br />

dem Sommer wieder um die Multimedia<br />

Transfer-Preise bewerben.<br />

Einzureichen sind Projekt- und Abschlussarbeiten<br />

in den Kategorien<br />

Creative Design, E-Learning, Tools,<br />

E-Business und Hot Trends. Geplant<br />

ist auch ein Sonderpreis Women’s<br />

Special. Bewertungskriterien sind<br />

Innovationsgehalt, Medieneinsatz,<br />

Benutzerfreundlichkeit und Design.<br />

Auf der Learntec, der Messe für Bildungs-<br />

und Informationstechnologie<br />

in Karlsruhe, präsentieren die 25<br />

besten Teilnehmer ihren Beitrag. Als<br />

Aussteller am Gemeinschaftsstand<br />

„Forum Multimedia Transfer” können<br />

sie sich den Entscheidern aus<br />

der Wirtschaft vorstellen und wertvolle<br />

Kontakte für den Berufsstart<br />

1 Hahn und Heldrich: Kanzler Dr. Hendrik Rust (links) und Rektor Prof.<br />

Andreas Heldrich<br />

knüpfen. Ausschreibungsbeginn ist<br />

Mitte Juni. Einsendeschluss ist der<br />

15. Oktober 2002. Weitere Informationen<br />

unter: www.ask.uni-karlsruhe.<br />

de/transfer 2003.<br />

■ 4. DEUTSCHER STUDIENPREIS<br />

Mit dem Thema „Tempo! – Die beschleunigte<br />

Welt“ hat die Körber-<br />

Stiftung am 1. April 2002 die Ausschreibung<br />

zum 4. Deutschen Studienpreis<br />

gestartet. Studierende aller<br />

Fachrichtungen und Hochschulen<br />

aus dem In- und Ausland können<br />

ihre Arbeiten bis zum 31. Oktober<br />

2002 einreichen. Es gibt Preise<br />

im Gesamtwert von 250.000 Euro.<br />

Der Wettbewerb lädt zum interdisziplinären<br />

Austausch über den Umgang<br />

mit der Zeit ein. „Ich habe keine<br />

Zeit“ ist heutzutage eine häufige<br />

Klage. Alles soll immer schneller gehen.<br />

Trotzdem hat niemand Zeit.<br />

Das Phänomen der Beschleunigung,<br />

ein universales Kennzeichen moderner<br />

Gesellschaften, zieht sich durch<br />

alle Lebensbereiche. Die damit verbundenen<br />

Fragen und Probleme<br />

sind sehr komplex und es gilt, die<br />

vielfältigen Facetten dieses Phänomens<br />

anhand der unterschiedlichsten<br />

Fragestellungen zu untersuchen:<br />

Wie sind die Auswirkungen<br />

für den Einzelnen, wenn man dabei<br />

einerseits an die schnelle Bedürfnisbefriedigung<br />

und andererseits an<br />

1 Gestreift: Michael Schmidt vom<br />

<strong>Universität</strong>s-Bauamt<br />

NACHSCHLAG<br />

FASCHINGSGALERIE AUS DER LEO 3<br />

den wachsenden Stress denkt? Wie<br />

steht es mit Gegenbewegungen wie<br />

sanfter Tourismus, Sabbatjahr oder<br />

Wellness-Wochenende? Ist es richtig<br />

von den Bildungsexperten, kürzere<br />

Schul- und Studienzeiten zu<br />

fordern? Ist extremer Ressourcenverbrauch<br />

unvermeidbar oder haben<br />

energiesparende Technologien<br />

wirklich eine Chance? Welche kulturellen<br />

Unterschiede im Umgang<br />

mit der Zeit gibt es? Interessierte<br />

können die Wettbewerbsunterlagen<br />

bei der Körber-Stiftung anfordern,<br />

Tel.: 040 - 7250 3057 und einen E-<br />

Mail-Newsletter mit Artikeln, Tipps<br />

und Links zum Thema abonnieren<br />

(www.studienpreis.de).<br />

■ FORUM HUMORUM<br />

„Sehr geehrte Redaktion,<br />

bezugnehmend auf S. 21 der<br />

Ausgabe 01/2002 des MUM -<br />

Forum Humorum - darf ich<br />

Ihnen mitteilen, dass es mich<br />

wirklich gibt.”<br />

3 E-Mail von Dr. Peter-Arnold<br />

Mumm, Institut für Vergleichende<br />

und Indogermanische<br />

Sprachwissenschaft<br />

sowie Albanologie der LMU,<br />

an das <strong>MünchnerUni</strong>.<strong>Magazin</strong><br />

(MUM)<br />

1 Mit Charme und Melone: Walter<br />

Franziszi vom Referat IIB2<br />

1 Als Hasi: Peter Thomas, Ref. IIB2


Auch im Sommersemester 2002<br />

hat die Unilaufbahn für die Studienanfänger<br />

mit der traditionellen<br />

Begrüßungsfeier im Lichthof des<br />

LMU-Hauptgebäudes begonnen.<br />

Um Punkt zwölf Uhr begrüßte Rektor<br />

Prof. Andreas Heldrich die Studenten.<br />

Zuvor hatte die Band<br />

„Miller’s Connection“ den Erstsemestern<br />

bereits eine Stunde lang<br />

eingeheizt. Heldrich beglück-<br />

wünschte die Frischlinge zum Studienbeginn<br />

an der LMU, die in den<br />

neuesten Hochschulrankings von<br />

FOCUS, sowie des Centrums für<br />

Hochschulentwicklung gemeinsam<br />

mit dem STERN in den meisten<br />

Fächern wieder spitze ist. Vor<br />

allem die Wirtschaftswissenschaften<br />

schnitten sehr gut ab.<br />

Des Rektors Tipp zum Uni-Start:<br />

Auch Vorlesungen anderer Fächer<br />

besuchen und die Luft der weiten<br />

Welt schnuppern. „Die <strong>Universität</strong><br />

ist keine Ausbildungsmaschine<br />

sondern Lebensraum zwischen<br />

Schule und Berufspraxis.“ Damit<br />

die Erstsemester für ihre Zeit an<br />

der LMU gut gerüstet sind,<br />

bekommmen die rund 3000 Neulinge<br />

einen schwarzen LMU-Rucksack<br />

mit Infos rund ums Studium<br />

und kleinen Geschenken. ■<br />

Fotos: Maria Dorner

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