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KATALOG 20

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<strong>KATALOG</strong> <strong>20</strong><br />

ANTIQUARIAT MÜLLER & DRAHEIM<br />

POTsDAM<br />

24


57 Numismatische Abdrucksammlung in 12 Rahmen<br />

Katalog <strong>20</strong><br />

Antiquariat Müller & Draheim<br />

Andreas Müller & solveig Draheim GbR<br />

Carl-von-Ossietzky-straße 27<br />

D - 14471 Potsdam<br />

Tel. ++ 49 - (0) 331 - 2437 248<br />

Fax ++ 49 - (0) 331 - 2901 296<br />

mueller@mueller-draheim.de<br />

7


1 ALF LAILA WA-LAILA. - GALLAND, ANTOINE (transl.). Les Mille & Une Nuit. Contes Arabes. Traduits en<br />

François. Nouvelle Edition Corrigée. 6 Bände. Paris, Compagnie des Libraires, 1726. Klein-8vo (16.5 : 9 cm). I: 10 Bl.,<br />

461 S. - II: 8 Bl., 464 S. - III: 7 Bl., 557 S. - IV: 1 Bl., 501 S. - V: 2 Bl., 552 S. - VI: 2 Bl., 548 S., 3 Bl. Privileg. Lederbände<br />

d. Zt. mit je 2 roten Rückenschildern, Pointillé-Vergoldung über den Rücken und schneckenmarmorierten<br />

Vorsätzen. 1750.-<br />

Erste gesammelte Ausgabe aller 12 Teile der editio princeps, Paris<br />

1704-17 erschienen. Die Einzelbände wurden in Paris und Den<br />

Haag nachgedruckt und zu Serien unterschiedlicher Erscheinungsjahre<br />

und Auflagenvermerke zusammengestellt. Only in 1726 did a<br />

distinctive second edition appear at Paris ... This edition is Chauvin‘s<br />

21 B. It had not been seen by him and, in error, he describes it as ,12<br />

tomes en 6 volumes.‘ (D. B. Macdonald, A bibliographical and literary<br />

study of the first appearance of the Arabian Nights in Europe, in: The<br />

Library Quarterly II, 1932, p. 398 f.).<br />

Die ersten vier Bände folgen bis auf die Sindbad-Episode einem um<br />

1400 in Syrien entstandenen Manuskript, bis heute das älteste von<br />

einiger Vollständigkeit und in der Bibliothèque Nationale erhalten.<br />

Die übrigen Bände beruhen auf mündlicher Überlieferung des Maroniten<br />

Hanna, darunter einige der berühmtesten Geschichten wie<br />

Aladin, Achmed und Peribanu und Ali Baba. Gallands Erfolgstext<br />

trug wesentlich dazu bei, daß das gebildete Europa im islamischen<br />

Orient nicht länger die Heimat des Antichrists und seiner fluchwürdigen<br />

Häresie sah, sondern den ‘unwandelbaren’ Osten unter einem<br />

ewig heiteren Himmel, mit seiner Farbenpracht und seinem unerhörten<br />

Reichtum (J. Fück, Die arabischen Studien in Europa, 1955, p. 101).<br />

Alle frühen Ausgaben, gleich in welcher europäischen Sprache, sind<br />

vollständig selten und meist stark benutzt. Rücken hier etwas berieben,<br />

Ecken und Kapitale bestoßen. Drei Blatt von Band I durch Einrisse<br />

und Papierbrüche beschädigt, jedoch ohne Textverlust. Letzte<br />

100 Seiten von IV mit kleiner Wurmspur in der unteren Außenecke,<br />

an p. 485/486 Eckabriß mit Verlust einiger Buchstaben. Titel von V<br />

mit alt hinterlegtem Einriß und Löchlein im Bund, mit dem Folgeblatt<br />

Table etwas wasserfleckig. Am Titel von VI zwei Dünnstellen<br />

mit Berührung der Titelzeilen. Der Korpus des Textes sauber.<br />

2 ALF LAILA WA-LAILA. - HAMMER-PURG-<br />

STALL, JOSEPH VON (transl.). Contes inédits des Mille<br />

et Une Nuits, extraits de l‘original Arabe. Traduits en Français<br />

par G.-S. Trébutien. 3 Bände. Paris, Dondey-Dupré,<br />

1828. 8vo (21 : 12.5 cm). I: 4 Bl., XLVII, 435 S. - II: 2 Bl.,<br />

424 S. - III: 2 Bl., 504 S. Mit 3 Frontispizen in Stahlstich.<br />

Grüne Halblederbände d. Zt. mit auberginefarbenen Titel-<br />

und Bandschildern, Rückenvergoldung und -blindprägung;<br />

Deckel, Vorsätze und Schnitt marmoriert.<br />

1250.-<br />

Erste französische Ausgabe. Hammer benutzte ein 1797 in Kairo kopiertes<br />

Manuskript, seinerzeit das umfangreichste bekannte. Er übertrug<br />

erstmals alle Episoden der 1001 Nacht, die Galland unbekannt<br />

geblieben waren, darunter der glückliche Schluß der Rahmenhandlung.<br />

Als Referenz vor Galland übersetzte Hammer ins Französische.<br />

Für die bereits 1803-10 entstandene Arbeit fand sich kein Verleger,<br />

erst 1823 brachte Cotta Zinserlings deutsche Version heraus. Hammers<br />

Manuskript ging wenig später auf dem Postweg zu einem Londoner<br />

Verleger verloren. Die vorliegende französische Ausgabe ist<br />

eine Rückübersetzung nach der deutschen durch Trébutien.<br />

Hammers bemerkenswerte Einleitung umfaßt eine bereits weit entwickelte<br />

Entstehungsgeschichte der Märchensammlung, eine genaue<br />

Untersuchung der von Galland übersetzten Teile und eine Konkordanz<br />

der in Europa bekannten zwölf größeren Manuskripte des Alf<br />

laila wa-laila.<br />

Chauvin IV, p. 98, no. 257; Goedeke VII, p. 764, no. 65b. - Die<br />

eleganten Einbände minim berieben. Vorzugsexemplar auf feinem<br />

Schreibpapier mit den nicht immer beigegebenen Frontispizen. Vor<br />

allem zu Beginn und Ende stockfleckig, insgesamt frisch.<br />

2 3


3 & 4 3<br />

Einzige Ausgabe, Privatdruck des Künstlers. Der Canova-Schüler<br />

Pompeo Marchesi (1790-1858) dokumentiert sein 1846 im inneren<br />

Geviert der Wiener Hofburg enthülltes Kolossaldenkmal für Kaiser<br />

Franz I. von Österreich (1768-1835). Alle Tafeln tragen Marchesis<br />

Trockenstempel, die Druckwidmung an den Auftraggeber und Folgekaiser<br />

Ferdinand I. ist von ihm unterzeichnet. Die dreisprachige Ikonographie<br />

schrieb der Literaturwissenschaftler Francesco Ambrosoli.<br />

Das in Mailand gegossene Monument ist im griechisch-römischen<br />

Stil gehalten. Die Tafeln zeigen zwei Totalansichten (mit gemeinsamem<br />

Legendenblatt), die Kaiserstatue selbst, ferner Eckfiguren und<br />

Halbreliefs am Piedestal mit zeittypischer Symbolik. Zu Marchesis<br />

Auftragsplastiken zählt auch das erste öffentliche Goethe-Denkmal,<br />

1835 durch Heinrich Mylius und Eduard Rüppell für die Frankfurter<br />

Senckenberg-Bibliothek bestellt.<br />

Marchesis Kaiserdenkmal in der Wiener Hofburg<br />

3 AMBROSOLI, FRANCESCO. Denkmal Franz dem Ersten in Wien. - Monumento a Francesco Primo in Vienna.<br />

- Monument à François Premier à Vienne. Mailand, Tipografia Ripamonti Carpano, (1846). Groß-Folio (57.5 : 43<br />

cm). 15 Kupfertafeln nach Pompeo Marchesi, 54 Bl. Text (Vor- und Haupttitel, Widmung, 14 Bl. Tafellegenden und<br />

1 Bl. Anmerkung). Ungeheftet in Originalmappe mit weißem Moirée-Seidenbezug, goldgeprägten Deckelfileten und<br />

kaiserlich-österreichischem Wappen-Supralibros. Geschützt durch ebenfalls originale Klapp-Kassette mit graugrünem<br />

Leinenbezug über Pappdeckeln und Holzstegen, das seidene Hebeband erhalten. 1500.-<br />

Leinenbezug der Kassette an den Ecken etwas zerschlissen, Verschlußhäkchen<br />

fehlen. Seidenbezug der Mappe in den Rändern angestaubt,<br />

sonst hervorragend erhalten. Text und Tafeln auf kräftigem Vélin, in<br />

den sehr breiten Rändern schwache Knickspuren und Stockflecken.<br />

Only edition, privately printed for the artist in small number. Sumptuous<br />

description of Pompeo Marchesi‘s monument of Emperor Franz I.<br />

of Austria unveiled in 1846 in the inner court of the Vienna Hofburg.<br />

Large folio, 15 engraved plates after Marchesi (each with his embossed<br />

stamp), 54 leaves of printed text in French, Italian and German. Unstitched<br />

as issued in the original white watered silk portfolio with gilt<br />

fillets, Habsburg coat-of-arms gilt to front cover. Preserved in the original<br />

cloth covered box, a bit worn at corners, tiny clasps missing. Printed<br />

on large wove paper, unobtrusive foxing and creasing to some outer<br />

margins. A fine copy, uncommon.<br />

4 (ARETIN, JOHANN GEORG VON). Ueber den Standpunkt des Fiscus, besonders in Deutschland. Amberg, C.<br />

F. Müller, 1826. 8vo (19.5 : 11.5 cm). 2 Bl., 50 S., 1 Bl. Dunkelroter Maroquinband d. Zt. mit dezenter Punkt- und<br />

Filetenvergoldung am Rücken und um die Deckel. 450.-<br />

4 5


Einzige Ausgabe, von den zeitgenössischen Bücherverzeichnissen<br />

(Hinrichs 1827, Heinsius 1828) Johann Christoph von Aretin zugeschrieben.<br />

Dies ist sicher ein Versehen. Sowohl Impressum als auch<br />

Vorwort sind 1826 datiert, Johann Christoph war bereits 1824 verstorben.<br />

Sein Bruder Johann Georg hingegen, Politiker und Nationalökonom<br />

(1770-1845) privatisierte seit 1810 auf Gut Mendorferbuch<br />

nahe Amberg, dem Druckort der vorliegenden Untersuchung.<br />

Ein Jahr nach Thronbesteigung Ludwigs I. von Bayern dringt Aretin<br />

Der Orden der Ritter und Brüder St. Johann des Evangelisten aus Asien<br />

und Europa wurde 1780/81 in Wien durch die Brüder von Ecker und<br />

Eckhoffen gegründet. Pflanzstätten entstanden in Prag, Berlin, Frankfurt<br />

und vor allem Norddeutschland. Erklärtes Ziel des rosenkreuzerischen<br />

Hochgrad-Ordens war es, Juden den bisher verwehrten Zugang<br />

zur Freimaurerei zu gewähren. Als Überbau wurde kabbalistisches Gedankengut<br />

gewählt, das auch die vorliegende Instruction prägt. Der<br />

erste Bogen entwickelt eine Allgemeine Theorie der Natur, der zweite<br />

deutet die vier Elemente.<br />

Für die drei Hauptgrade wurden 1787 separate Instruktionen gedruckt,<br />

die Wolfstieg unter eigenen Nummern führt. Durch das Freimaurerpatent<br />

Josephs II. hatte sich das Zentrum des Ordens seit 1786<br />

nach dem deutschen Norden verlagert. Heinrich von Ecker begab sich<br />

unter den Schutz des maurerisch stark engagierten Landgrafen Carl<br />

von Hessen, Statthalter der dänischen Krone in Schleswig. Carl von<br />

Ecker, der die Hamburger Loge aufgebaut hatte, schloß sich dem Hof<br />

Herzog Ferdinands von Braunschweig an, dem Haupt der deutschen<br />

Die erste Gemeinschaftsloge für Juden und Christen<br />

auf fiskalische und ökonomische Reformen. Wo der Staat im Besitze<br />

von vielen Gebäuden, Fabriken, Gewerben und Monopolien ist, da<br />

darf kein Aufblühen der bürgerl. Gewerbe erwartet werden (p. 6). Die<br />

Mißstände der Staatswirtschaft werden im Einzelnen untersucht.<br />

Aretin plädiert für weitgehende Abschaffung zu Gunsten freier Wirtschaft<br />

und größerer Rechtssicherheit der Bürger.<br />

Kleine Bereibungen, kurzer Papierbruch im Bund des Titelblattes.<br />

Schwach stockfleckig.<br />

5 ASIATISCHE BRÜDER. - II. Abtheilung. Instruction. (Maximen für den zweiten Hauptgrad des Ordens).<br />

Ohne Ort (Braunschweig ?) und Druckvermerk, Johannis-Jahr 1746 (= 1787). Folio (33.5 : <strong>20</strong>.5 cm). 8 S. auf 2 Doppelbl.,<br />

ungeheftet und unbeschnitten. 850.-<br />

Freimaurer. Das Imprimatur der Instruction ist von Ferdinand als General-Obermeister<br />

unter seinem Brüdernamen Noa gezeichnet, ferner<br />

von General-Kanzler Israel (Carl von Ecker) sowie den Secretaires Eliakim<br />

und Riphat, vermutlich die Redakteure der Ordenstexte, Ephraim<br />

Joseph und Pascal Hirschfeld.<br />

Der Integrationsversuch war verfrüht und mißglückte, der Orden<br />

wurde von Traditions-Maurern angegriffen und erlosch 1791 mit<br />

Heinrich von Eckers Tod. Glücklichere Nachfolger waren die Berliner<br />

Toleranzloge und die Frankfurter Judenloge, erstere noch unter Hirschfelds<br />

Einfluß.<br />

Wolfstieg no. 42984; cf. J. Katz, Jews and Freemasons in Europe 1723-<br />

1939, Cambridge (MA) 1970, Chapter III: The Order of the Asiatic<br />

Brethren (online verfügbar). - Auf kräftigem Papier, tadellos erhalten.<br />

Von uns derzeit in keiner öffentlichen Bibliothek nachweisbar, das<br />

Deutsche Freimaurermuseum Bayreuth besitzt lediglich eine Kopie.<br />

6 ASSALINI, PAOLO. Ricerche sulle pupille artificiali.<br />

Mailand, Stamperia Reale, 1811. Groß-8vo<br />

(26 : 17 cm). 59 S., 5 altkolorierte Kupfertafeln. Interims-<br />

Pappband d. Zt. mit rötlichem Kleisterpapierbezug.<br />

1250.-<br />

Einzige Ausgabe. Eine der frühesten Anleitungen zur chirurgischen<br />

Anlage künstlicher Pupillen, sehr fein illustriert. Assalini (1759-<br />

1840) wurde 1811 erster Wundarzt Napoleons. Am Titel findet sich<br />

der Besitzvermerk Dr. Loder 1811. Regalo dell‘ Autore. Justus Christian<br />

von Loder (1753-1832), mit Goethe befreundeter Anatom,<br />

wirkte zunächst in Jena und Halle. 1809 wurde er zum kaiserlichen<br />

Leibarzt in St. Petersburg ernannt und wirkte bis zu seinem Tod in<br />

Moskau.<br />

Assalini hat dem Kollegenexemplar noch eine seltene kleine Zuschrift<br />

beigelegt, sie trägt ebenfalls Loders Besitzvermerk: Carlo Donegana.<br />

Lettera al chiarissimo autore del libretto intitolato Ricerche sulle pupille<br />

artificiali. Como, C. A. Ostinelli, (1811). 8vo (19 : 12.5 cm). 13 S.,<br />

1 weißes Bl. Interimsheftung. - Donegana (1776-1828) hatte 1809<br />

selbst ein Della pupilla artificiale ragionamento veröffentlicht.<br />

Hirschberg § 719. II; Albert et al., Source Book of Ophthalmology,<br />

1995, p. 104. - Der Interims-Pappband der Ricerche teils verblichen<br />

und angegraut. Heftung defekt, letzte Lage und Tafeln fast lose. Titel<br />

verso alter Stempel der kaiserlichen Universität Moskau, darunter<br />

spätere Tintensignatur (diese im Bund von p. 17 wiederholt). Sonst<br />

sauberes Exemplar auf kräftigem Papier, unbeschnitten und breitrandig.<br />

Die Beilage mit zwei Anheftungsflecken im Bund des Titelblattes,<br />

einer mit kleiner Hinterlegung.<br />

Geschenkexemplar für Justus Christian von Loder<br />

6 7


7<br />

The Bavarian Academy of Sciences was founded in 1759 by<br />

Elector Maximilian III Joseph. Its first volume of scientific papers<br />

was printed in 1763. Until 1823 five different and partly<br />

short-lived periodicals were published, all present here. By 1809<br />

the Denkschriften were initiated and gradually replaced all former<br />

publications. The Denkschriften ran until vol. 99, 1928. Of<br />

them we offer the first 18 volumes up to 1843 with a plenty of<br />

substantial papers especially in the field of science and natural<br />

Uniform Run of the First Eighty Years<br />

7 BAVARIAN ACADEMY OF SCIENCES AND HUMANITIES. - A complete run of all its scientific journals<br />

published from the foundation through eighty years. Mostly in German language. 49 vols, bound in 47. Munich<br />

1763-1843. 4to (23-26.5 cm : 17-21.5 cm), 2 vols in 8vo (<strong>20</strong> : 12 cm). With 22 engraved title-vignettes (10 repeated),<br />

6 engraved or lithographed text figures, 571 engraved or lithographed plates (of 578; 260 folding, 17 double-page, 12<br />

coloured, 7 printed in brown), and 88 letterpress tables (of 89; 68 folding). Nearly uniform boards c. 1800 ff. with red<br />

blindpressed spines, gilt paper labels, marbled covers and blue sprinkled edges. 27500.-<br />

history. These large and mostly thick quartos are sumptuously<br />

printed and illustrated by fine engravings as well as numerous<br />

incunables of lithography. In 1835 some members started an<br />

accompanying series of reviews (Gelehrte Anzeigen) which is not<br />

part of the present run. The following survey is based on the<br />

immensely useful Scholarly Societies Project provided online by<br />

the University of Waterloo Library, s. v. Bayerische Akademie der<br />

Wissenschaften.<br />

A Abhandlungen der Churfürstlich-baierischen Akademie der Wissenschaften. 10 vols, 1-5 divided into a historical and a<br />

philosophical (i.e. physical) part, 6-10 either physical or historical. 1763-76. 4to. With 10 identical engraved title-vignettes, 1<br />

engraved headpiece, 95 engraved plates (72 folding) and 12 (of 13) letterpress tables (8 folding).<br />

From its very beginnings the Munich Academy published monographical<br />

treatises, often of considerable length. The first run contains<br />

a series of mathematical communications by Leonhard Euler‘s<br />

eldest son Johann Albrecht from St. Petersburg and by W. J. G.<br />

Karsten from Bützow. We mention Euler‘s prize-winning lunar<br />

theories (1767-68) and Karstens‘s Photometrie (1775). Numerous<br />

papers are technological like J. C. Schäfer‘s and C. Mayr‘s essays<br />

on alternative papermaking with silky tree seeds (1764-65), C. A.<br />

Scheidt‘s Versuch einer bergmännischen Erdbeschreibung (1764) and<br />

Abhandlung von dem unterirdischen Baue bey Bergwerken (1773), or<br />

M. Brunnwiser‘s experiments with plant pigments (1773). Vol. 5,<br />

1768 describes and illustrates three new precision instruments invented<br />

by G. F. Brander. The historical contributions treat ancient<br />

Bavaria, with a number of keen plates. - Continued by B, C and D.<br />

B Neue philosophische Abhandlungen der baierischen Akademie der Wissenschaften. 7 vols. 1778-97. 4to. - Issued and bound<br />

with: Meteorologische Ephemeriden (for 1781-89; not continued). 9 parts. 1783-97. 4to. - With 7 different engraved title-vignettes,<br />

72 engraved plates (43 folding) and 5 letterpress folding tables.<br />

8 9


7 Series B, Vol. VI<br />

7 Fraunhofer<br />

Continues A in its physical section. We quote F. K. Achard, Chemische<br />

Untersuchung verschiedener Edelgesteine (1783); F. M. Baader,<br />

Ueber einige Neuerungen in der Naturkunde (1797); G. Grünberger,<br />

Beyträge zur Theorie der Wagnerey (1797); P. Heinrich, Ueber die<br />

Preisfrage: Kömmt das Newtonische, oder das Eulerische System vom<br />

Lichte mit den neuesten Versuchen und Erfahrungen der Physik überein?<br />

(1789); J. Helfenzrieder, Beyträge zur Verbesserung der Uhrmacherkunst<br />

in Rücksicht auf große Uhren (2 parts, 1789/97); I. Kenne-<br />

Continues A in its historical section and runs parallel with B. The<br />

thick quartos of the main series comprise not more than 22 treatises,<br />

exhaustive monographs on pre-carolingian and carolingian Bavaria<br />

up to the middle ages. They were written by ecclesiastics of the rich<br />

catholic monasteries, particularly Roman Zirngibl, librarian at St.<br />

Emmeram in Regensburg, and Hermann Scholliner, benedictine<br />

dy, Abhandlung von dem Bezoar (1783); Id., Abhandlung von einigen<br />

in Baiern gefundenen Beinen (giant fossil bones, 1785); J. B. de la<br />

Sarre, Abhandlung von den Haupteigenschaften der sphärischen Spiegel<br />

und Linsen (1783); P. Schärl, Von Versteinerung des Holzes (1794);<br />

F. von Paula Schrank, Naturgeschichte der Minirraupen (1780); Id.,<br />

Von einigen kaotischen Thieren (1780); Id., Botanische Bemerkungen<br />

(1783). - Continued by D.<br />

C Neue historische Abhandlungen der (churfürstlichen) baierischen Akademie der Wissenschaften. 5 vols. 1779-98. 4to. With<br />

5 different engraved title-vignettes, <strong>20</strong> engraved plates (18 folding, 1 coloured), 2 text engravings and 46 letterpress tables (30<br />

folding). - New Series: 2 vols, bound in 1. (1803-) 1804. 8vo. With 1 engraved folding plate and 4 letterpress folding tables.<br />

priest at Oberaltaich. In 1803/04, when the modest new series was<br />

published, the monastic tradition and culture had been overrun by<br />

the Napoleonic wars and the secularisation. The fine and large plates<br />

show tombstones, epitaphs, coat-of-arms and historical paintings; a<br />

coloured map of the diocese of Neuburg upon Danube is included.<br />

- Continued by E.<br />

D Physikalische Abhandlungen der königlich-baierischen Akademie der Wissenschaften. 2 vols, bound in 1. 1803-06. 8vo. With<br />

7 engraved folding plates.<br />

Continues B. The second part contains six papers by Flurl, Fuchs and Petzl on mining and mineralogy in Bavaria.<br />

E Historische Abhandlungen der königlich-baierischen Akademie der Wissenschaften. 5 vols. 1807-23. Large 4to. With 40 (of<br />

47) engraved or lithographed plates (14 folding), 3 lithographed text figures and 3 letterpress folding tables.<br />

Continues C and adopts the large size and splendid lay-out of the<br />

partly parallel Denkschriften (F). We still meet the former monastic<br />

librarian Roman Zirngibl (1740-1816) who continues publishing<br />

his vast archival explorations. The annalistic biography Ludwigs, des<br />

Baiers Lebensgeschichte (Emperor Ludwig IV, 1282-1347) fills the<br />

entire third volume of 1814. Zirngibl‘s posthumously printed Geschichte<br />

des baierischen Handels, extending over more than 500 pages<br />

of the next volume, is a fascinating encyclopedia of raw materials<br />

and manufactures in its first part, and a thorough trade history in<br />

its second. Though grumbling at the modern fury of excavations he<br />

cannot deny the value of archeology in Römische Steininschriften of<br />

Regensburg. Sphragistical evidence leads J. N. G. von Krenner in<br />

Siegel vieler Münchner Bürger-Geschlechter towards a town history<br />

of early Munich (both 1813). Georg von Sutner details the legal aspects<br />

of manufacture and trade in Verfassung der ältern städtischen<br />

Gewerbs-Polizey in München (1812).<br />

10 11


7 Tilesius 7 Soemmerring<br />

F Denkschriften der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu München. Vols 1-18. 1809-43. Large 4to. With 336 engraved<br />

or lithographed plates (105 folding, 17 double-page, 11 coloured, 7 printed in brown), and 18 letterpress folding tables.<br />

Replaces all former runs except E until 1823. The Academy had been<br />

reorganized in 1807, its collections were considerably enlarged, the<br />

libraries of Banks, Cobres and Schreber purchased, a new botanical<br />

garden was founded (pictured on two plates in vol. 4, 1814). From<br />

now on three distinct scientific classes worked. Vols 1-9 comprise all<br />

three, from 10 onwards each annual volume is exclusively devoted to<br />

one. Classes alternate in regular order. We thus offer vols 1-3 of the<br />

mathematical & physical class (10, 13, 16 of the whole series), 1-3 of<br />

the historical (11, 14, 17) and 1-3 (12, 15, 18) of the philosophical &<br />

philological class. Text and plates are splendidly printed, many contributors<br />

are celebrities in their field. A selection:<br />

Science & Natural History<br />

Fraunhofer, Bestimmung des Brechungs- und Farbenzerstreuungs-Vermögens<br />

verschiedener Glasarten (1817); Neue Modifikation des Lichtes<br />

durch gegenseitige Einwirkung und Beugung der Strahlen, und Gesetze<br />

derselben (1824)<br />

Kobell, Ueber Olivenit, Kupferschaum und Kieselmalachit (1832); Ueber<br />

einige in der Natur vorkommende Verbindungen der Eisenoxyde<br />

(1832); Ueber das Erdöl von Tegernsee (1837)<br />

Martius, Plantae nonnullae horti academici Monacensis (1817); Fasciculus<br />

plantarum herbarii academici (18<strong>20</strong>); Specimen materiae brasiliensis<br />

(1825); Beiträge zur Kenntniss der Gattung Erythroxylon (1843)<br />

Mohl, Ueber den Bau des Cycadeen-Stammes (1832); Ueber den Bau<br />

der porösen Gefässe der Dicotyledonen (1832)<br />

Nau, Pflanzenabdrücke und Versteinerungen aus dem Kohlenwerke St.<br />

Ingbert im baier. Rheinkreise (1821)<br />

Schlotheim, Beyträge zur Naturgeschichte der Versteinerungen in geognostischer<br />

Hinsicht (18<strong>20</strong>)<br />

Schneider, Beytrag zur Classification und kritischen Uebersicht der Arten<br />

aus der Gattung der Riesenschlangen (Boa) (1821); Beyträge zur<br />

Naturgeschichte der Amphibien, besonders der Eidechsen (1824)<br />

Schrank, Grimaldia, eine neue Pflanzengattung (1809); Ueber die<br />

Sparsamkeit der Formen im Pflanzenreiche (1811); Ueber die Pristleyische<br />

grüne Materie (1812-14); Commentatio de rarioribus quibusdam,<br />

maximam partem arabicis, plantis in amplissima Schreberi<br />

collectione repertis (18<strong>20</strong>); and other botanical researches<br />

Siebold & Zuccarini, Plantarum quas in Japonia collegit genera nova.<br />

Fasciculus primus (unicus, 1843)<br />

Soemmerring, Über einen elektrischen Telegraphen (1811); Über einen<br />

Ornithocephalus (1812); Ueber den Crocodilus priscus oder über ein in<br />

Baiern versteint gefundenes schmalkieferiges Krokodil (1817); Ueber<br />

die Lacerta gigantea der Vorwelt (18<strong>20</strong>); Ueber einen Ornithocephalus<br />

brevirostris der Vorwelt (18<strong>20</strong>); Bemerkungen über einige in der Naturaliensammlung<br />

der K. Akademie d. W. befindliche fossile Zähne von<br />

Elephanten, Mastodonten, Rhinoceros‘n (1821)<br />

Spix, Abhandlung über die Affen der alten und neuen Welt (1814);<br />

Über ein neues, vermuthlich dem Pteropus Vampyrus Linn. zugehöriges<br />

Petrificat aus dem Solnhofener Steinbruch in Baiern (18<strong>20</strong>); Ueber<br />

eine neue Landschnecken-Gattung (Scutelligera Ammerlandia) (1825)<br />

Steinheil, Elemente der Helligkeits-Messungen am Sternenhimmel<br />

(1837); Beschreibung des für die Feuerwacht auf dem Petersthurme in<br />

München ausgeführten Pyroskops (with a panoramic view of Munich<br />

in 8 folding plates, 1843)<br />

Tilesius, Abbildungen und Beschreibungen einiger Fische aus Japan<br />

und einiger Mollusken aus Brasilien (2 parts, 1812/14)<br />

Wagner, Beschreibung eines neuentdeckten Ornithocephalus (1837);<br />

12 13


7 Thiersch<br />

Beiträge zur Kenntniss der warmblütigen Wirbelthiere Amerika‘s<br />

(1837); Fossile Ueberreste von einem Affen und einigen andern<br />

Säugthieren aus Griechenland (1840)<br />

Zuccarini, Monographie der amerikanischen Oxalis-Arten (2 parts,<br />

1825/32); Plantarum novarum vel minus cognitarum descriptio (4<br />

parts, 1832-40); Beiträge zur Morphologie der Coniferen (1843)<br />

Philology & Philosophy - History<br />

Boisserée, Ueber die Beschreibung des Tempels des heil. Grales in dem<br />

Heldengedicht Titurel (1835); Ueber die Kaiser-Dalmatika in der St.<br />

Peterskirche zu Rom (1843)<br />

Frank, Ueber das Bild des Weltbaumeisters, Visvakarman, in einem<br />

Felsentempel bey Illora in Indien (1835); Ueber ein Denkmal der indischen<br />

Mythologie (1838); Ueber einige indische Idole des k. Antiquarium<br />

in München und zwei indische Köpfe in der Glyptothek (1838)<br />

Klenze, Versuch einer Wiederherstellung des toskanischen Tempels nach<br />

historischen und technischen Analogien (1824)<br />

Bibliography: Besides the Scholarly Societies Project we refer to<br />

Kirchner, Bibliographie der Zeitschriften des deutschen Sprachgebietes<br />

I, 1969, nos. 235 (A), 329 (B), 3279 (B, Ephemeriden),<br />

1101 (C), 1353 (C, New Series), 3399 (D), 1383 (E) and 490 (F).<br />

Collation: An exact collation of text and plates is available. It<br />

traces also any discrepancies between listed and issued plates<br />

(often more). The run is unused and shows surprisingly few<br />

omissions and errors of binding: A1 lacks the last two quires<br />

of text (Ee-Ff4), the subsequent index (Gg4) is present. A6 is<br />

complete despite an erratic collation due to changes during<br />

printing. A10 lacks the second genealogical letterpress table<br />

to p. 246. The index to C, new series 2, is misbound to the<br />

Streber, Versuch einer Geschichte des Königl. Münzkabinets in München<br />

(3 parts, 1809-21); Numismata nonnulla graeca ex museo regis<br />

bavariae (1835); Ueber den Stier mit dem Menschengesichte auf den<br />

Münzen von Unteritalien und Sicilien (1838)<br />

Thiersch, Ueber eine griechische Gemma litterata im Besitze seiner<br />

Majestät des Königs (1825); Ueber die Vasa murrina der Alten (1835);<br />

Ueber Paros und parische Inschriften (1835); Ueber das Onyxgefäss der<br />

k. preuss. Sammlung geschnittener Steine zu Berlin (1837); Ueber die<br />

Topographie von Delphi (1840)<br />

Ulrichs, Topographie von Theben (1841); Topographie der Häfen von<br />

Athen (1843); Der Tempel der Ergane auf der Akropolis von Athen<br />

(1843)<br />

Waagen, Über die in den Sammlungen der königl. Akademie der Wissenschaften<br />

zu München befindlichen Mumien (1821)<br />

Weiller, Über das menschliche Wahrnehmungsvermögen (1817); Über<br />

das Wesen der Phantasie (18<strong>20</strong>)<br />

end of D2. Two maps bound towards the end of F8 belong to<br />

the simultaneously published volume E2, the same historical<br />

paper, however, lacks another seven plates. These are the only<br />

missing in the entire run, a map not bound with F3/4 was<br />

supplied on request only.<br />

Condition: Spines a bit faded and dusty, marginal wear to<br />

some labels. A1 and F16-18 with faint dampstain to lower outer<br />

corner. E5 watermarked throughout, the only volume of<br />

modest preservation. A paper flaw to half-title of F5 supplied<br />

before binding. Minor foxing or staining in places. Wide margins,<br />

a few oversized plates slightly touched by the binder‘s<br />

knife. A crisp and very fine run.<br />

14 15


8 9<br />

8 BENARY, FERDINAND (ed. & transl.). Nalodaya. Sanscritum carmen Calidaso adscriptum una cum Pradschnacari<br />

Mithilensis scholiis edidit, Latina interpretatione atque annotationibus criticis instruxit. Berlin, Typis Academicis<br />

für F. Dümmler, 1830. 4to (25.5 : 19.5 cm). XXII S., 1 Bl., 130 S., 1 Bl. Errata. Blindgeprägter grüner Pappband d.<br />

Zt. mit goldgeprägtem Rückentitel, Weinlaubstempel am Rücken und in den Deckelecken, diese durch eine Blattrollenbordüre<br />

verbunden. Grüne Vorsätze, Goldschnitt. 450.-<br />

Einzige Ausgabe, gedruckt mit den 1821 in Paris durch August Wilhelm<br />

von Schlegel geschaffenen Sanskrit-Typen, den ersten kontinentaleuropäischen.<br />

Das Werk ist dem Freiherrn Stein von Altenstein<br />

gewidmet, mit Hardenberg Auftraggeber von Schlegels Typographie.<br />

Vorzugsexemplar auf Schweizer Vélin der Papiermühle H. Oser in Basel,<br />

das die Eleganz der Schlegel-Typen zur Geltung bringt.<br />

Das Epos Nalodaya verarbeitet in 4 Gesängen die Erzählung von<br />

Nala und Damayantî aus dem Mahâbhârata. Textgrundlage ist der<br />

Calcutta 1813 erschienene Druck, emendiert durch Friedrich Rosen,<br />

einem weiteren Bopp-Schüler, der in London lehrte und Zugang zu<br />

Handschriften hatte. Benarys lateinische Übertragung ist die erste in<br />

eine europäische Sprache und wurde von Rückert anerkannt.<br />

Windisch, Geschichte der Sanskrit-Philologie, p. 95; Mylius, Geschichte<br />

der altindischen Literatur, p. 168; cf. KNLL XIX, p. 146 f. - Etwas bestoßen<br />

und am Rücken sowie entlang der Deckelkanten verblichen.<br />

Frisches, breitrandiges Exemplar.<br />

9 BERLINER BUCHBINDER. - EICHARDT. - Reliefplan aus Papier gefertigt von Johannes Eichardt Hofbuchbinder<br />

Berlin S.W. Dreidimensionale Vogelschauansicht von Potsdam mit südlicher Umgebung im Bauzustand zwischen<br />

1902 und 1909. Geschichtete Pappe, mit gedruckten Kartenausschnitten beklebt, bemalt und farbig bestäubt,<br />

schablonenbeschriftetes Herstellerschild. 29 : 30 cm. In starkem, mit Papier und Leinwand bezogenem Papprahmen,<br />

37 : 38 : 3 cm. 950.-<br />

Vielleicht für Bebauungspläne gefertigtes Relief der Potsdamer<br />

Heide mit dem Kleinen Ravensberg als höchster Erhebung des<br />

Stadtgebietes im Zentrum. Nördlich davon ist die 1902 eingeweihte<br />

Kriegsschule auf dem Brauhausberg bereits eingezeichnet,<br />

südlich das Observatorium auf dem Telegraphenberg erkennbar.<br />

Vom Stadtgebiet sind Nowawes im Osten, die ehemalige Altstadt<br />

mit dem Stadtschloß und die entstehende Brandenburger Vorstadt<br />

im Westen erfaßt, einschließlich des Charlottenhofer Reviers von<br />

Park Sanssouci. Das Areal des 1909 in Betrieb genommenen Kaiserbahnhofes<br />

ist noch weiß belassen. Der Havelverlauf reicht vom<br />

Stadtgebiet bis Caputh.<br />

Johannes Eichardt ist in Zeitungsinseraten zwischen 1899 und 1907<br />

als Buchbinder für Architekturbedarf nachweisbar, zunächst in der<br />

Berliner Oranien-, dann in der Dessauerstraße. Er warb für fachgerechtes<br />

Aufziehen von Zeichnungen, Mappenkartons und eben<br />

Baumodelle aus Papier. Sein 1910 für die Brüsseler Weltausstellung<br />

gefertigtes Modell des Charlottenburger Tores (im Berliner Technikmuseum)<br />

wurde <strong>20</strong>08 zur Rekonstruierung der originalen Kandelaber<br />

im Schinkel-Stil herangezogen.<br />

Glasabdeckung entfernt, die Ortsnamen von Potsdam und Nowawes<br />

in Bleistift hinzugefügt, sonst wohlerhalten.<br />

16 17


10<br />

11<br />

10 BERLINER BUCHBINDER. - SEELING. - Bildliche Darstellung des Neuen (des Alten) Bundes ... gepreßt und<br />

zu haben bei G. W. Seeling, Buchbinder in Berlin. Zwei dünne, in Flachrelief geprägte und mit Metallfolie überzogene<br />

Papptafeln (14 : 8 cm) zu je 14 biblischen Szenen. Mit je einem beidseitig bedruckten Faltblatt Erklärung in die Innendeckel<br />

eines grün marmorierten Pappbandes um 1840 montiert. - Inhalt: Der Psalter oder die Psalmen Davids, nach der<br />

deutschen Uebersetzung D. Martin Luthers. Abgedruckt nach der Halleschen Ausgabe. Berlin, S. Elsner, ohne Druckjahr.<br />

Klein-8vo (14.4 : 8.5 cm). 1 Bl., 136 S. - Angebunden: Lebensbaum zur Erquickung und Stärkung gen Zion pilgernder<br />

Seelen. Berlin, S. Elsner, 1840. 90 S. 950.-<br />

Ungewöhnlicher Einbandschmuck im zeittypischen Thorvaldsen-<br />

Stil, mit erhaltenen Erklärungsblättern (beide Berlin, gedruckt bei<br />

Immanuel Weckerle, Stralauer Straße Nr. 33). Nach ihnen stammt<br />

der Entwurf der Tafeln von Johann Samuel Otto, bevorzugter Porträtmaler<br />

des preußischen Hofes (Thieme & Becker; 1798-1878).<br />

Die neutestamentliche Szenenfolge wurde in Stahl geschnitten vom<br />

Medailleur Fischer, August Fischer (1803-66) oder sein Bruder Karl<br />

(1802-65), beide gesuchte Berliner Bildhauer und Medailleure ihrer<br />

Zeit. Die alttestamentliche Prägeplatte schuf W. Kühne, Eleve<br />

des Hof-Medailleur Herrn Professor Brandt (der Medailleur Henri<br />

François Brandt, 1817 an die königlich-preußische Münze berufen,<br />

1789-1845).<br />

Königsexemplar in milchweißer Seide<br />

Den Buchbinder und Hersteller der Tafeln G. W. Seeling finden wir<br />

im Neuen Nekrolog 1852 als verstorben verzeichnet, er war zahlendes<br />

Mitglied der Preußischen Hauptbibelgesellschaft. Das Erklärungsblatt<br />

zum alten Testament nennt seine Adresse: Molkenmarkt No. 5. Laut<br />

Fußnote ist diese Tafel die spätere, sie trägt am unteren Rand die<br />

Namen von Otto, Kühne und Seeling.<br />

Der metallische Überzug vor allem in den Rändern schwarz angelaufen,<br />

die Erklärungsblätter stockfleckig, das erste mit kurzem Einriß.<br />

Der Pappband gering bestoßen, die beiden Drucke auf gutem Papier,<br />

etwas gebräunt.<br />

11 BIERMANN, JOHANN CARL ADOLPH. Ueber die Molkenanstalt zu Rehburg überhaupt und besonders in<br />

ihrem heilkräftigen Verhältnisse zu den dortigen Mineral-Bädern. Braunschweig, E. Leibrock, 1842. 8vo (21 : 12.5 cm).<br />

83 S., 1 Bl. Floral gewebter weißer Seidenband d. Zt. mit schmalen Goldfileten um die Deckel und Goldschnitt,<br />

Spiegel und Vorsätze mit altsilberfarbener Seide bezogen. 800.-<br />

Einzige Ausgabe, für uns derzeit nur in München und Hannover<br />

nachweisbar. Rehburg nordwestlich von Hannover gilt neben Hofgeismar<br />

als einziges erhaltenes Kurbad der deutschen Klassik und<br />

Romantik. Das Hannoversche Madeira wurde von der Aristokratie<br />

besucht und von König Ernst August I. von Hannover gefördert. Seit<br />

1841 war dem Mineralbad eine Molkenkur angegliedert, deren erste<br />

therapeutische Erfolge Hofmedikus Biermann hier zusammenfaßt.<br />

Das vorliegende Exemplar trägt den bekannten Bibliotheksstempel<br />

Ernst Augusts auf der Titelrückseite.<br />

Kleine Druckstellen, Bereibungen und Staubspuren an den Kanten,<br />

Fuß des Rückens durch Entfernung eines Bibliotheksetiketts verfärbt.<br />

Frisches Exemplar auf starkem Vélinpapier.<br />

18 19


Erste Buchausgabe dreier Kommentare zur berühmten Potsdamer<br />

Sophokles-Inszenierung im Winter 1841. Die Leitung hatte Ludwig<br />

Tieck im Auftrag Friedrich Wilhelms IV. Die Chöre mit Orchester<br />

komponierte Felix Mendelssohn-Bartholdy, Böckh beriet bei Einrichtung<br />

der antikischen Bühne im Barocktheater des Neuen Palais.<br />

Försters Aufführungsbericht und Textinterpretation hier erstmals<br />

gedruckt, Böckhs und Tölkens‘ Aufsätze zur Szene waren bereits in<br />

Zeitschriften erschienen.<br />

Man wollte in Potsdam der antiken Aufführungspraxis nach den neues-<br />

Mendelssohns Antigone-Chöre<br />

12 BÖCKH, AUGUST, HEINRICH TOELKEN & FRIEDRICH FÖRSTER. Über die Antigone des Sophokles<br />

und ihre Darstellung auf dem Königl. Schloßtheater im neuen Palais bei Sanssouci. Drei Abhandlungen. Berlin, E. H.<br />

Schroeder, 1842. 12mo (16 : 10 cm). XVII, 97 S. Brauner Leinenband d. Zt. mit etwas Rückenvergoldung und Rankenblindprägung.<br />

250.-<br />

ten Erkenntnissen der Forschung gerecht werden, so weit es irgend möglich<br />

war ... Die erste Aufführung fand am 28.10.1841 vor geladenem<br />

Publikum (Hof, Gelehrte, Künstler) statt. Sie war zugleich die erste<br />

Aufführung einer griechischen Tragödie auf einer deutschen Bühne, die<br />

ohne nennenswerte Eingriffe in den Text realisiert wurde. Das Echo<br />

war enorm (Kitzbichler & al., Theorie der Übersetzung antiker Literatur<br />

in Deutschland seit 1800, <strong>20</strong>09, p. 91, n. 306).<br />

Goedeke XIV, 182, 63 (Förster). - Rücken verblichen, Aufhellungsfleck<br />

am Vorderdeckel. Stellenweise stockfleckig.<br />

13 BRANDENBURG. - Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom<br />

Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen<br />

Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter, nebst alphabethischem Register. Berlin, G. Decker, (1817). 4to (25 : 21.5 cm). 1<strong>20</strong><br />

Bl., das letzte weiß. Pappband d. Zt. mit Kiebitzpapier-Bezug, hellrotem Rückenschild und Rotschnitt. 950.-<br />

Erste Ausgabe. Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses wurde<br />

die alte Mark Brandenburg zur preußischen Provinz Brandenburg.<br />

Mit Wirkung vom 1. April 1817 entstanden die beiden großen<br />

Regierungsbezirke Frankfurt an der Oder und Potsdam. Letzterer<br />

wurde in 13 Landkreise aufgeteilt: Niederbarnim, Oberbarnim,<br />

Teltow-Storkow, Zauch-Belzig, Jüterbog-Luckenwalde, Osthavelland,<br />

Westhavelland, Ruppin, Ostprignitz, Westprignitz, Prenzlau,<br />

Templin und Angermünde, dazu der Stadtkreis Potsdam. 1822-75<br />

zählte auch Berlin zum Bezirk Potsdam. Diese Gliederung bestand<br />

bis zur Einteilung der Länder in DDR-Bezirke durch die Verwaltungsreform<br />

von 1952.<br />

Das Ortschafts-Verzeichniß dokumentiert in tabellarischer Form<br />

Städte, Dörfer, Kolonien und Güter sowie kleinste Ansiedlungen<br />

wie Mühlen, Schäfereien, Forst-, Fischer- und Fährhäuser. Minutiös<br />

werden Seelenzahl und Besitzer, Gemeindezugehörigkeit und die<br />

postalischen Addreß-Oerter verzeichnet. Die Abfolge nach Kreisen<br />

ist durch ein alphabetisches Ortsregister erschlossen.<br />

Berieben und bestoßen, am Rücken stark; eine Ecke des Rückenschildes<br />

abgesplittert. Titel mit Knitterfalte und handschriftlichem<br />

Vermerk Ministerium des Inneren, dieser auch auf dem Vorderdeckel.<br />

Sauberes Exemplar, nicht häufig.<br />

14 (COBRES, ALOIS VON). Charaden, Wort-, Sylben- und Buchstaben-Räthsel zur angenehmen Unterhaltung in<br />

Ruhestunden. 4 Hefte. Augsburg (I/II) und Landsberg (III/IV), Selbstverlag, 1822/23. 8vo (18.5 : 11 cm). I: 78 S., 1 Bl.<br />

- II: 92 S., 2 Bl. - III: 4 Bl., 110 S., 1 Bl. - IV: 90 S., 3 Bl. (letztes weiß). Bedruckte ockerfarbene Original-Umschläge<br />

mit Laubstabbordüren. 450.-<br />

Einzige Ausgabe, für knapp 250 Subskribenten aus allen Ständen<br />

gedruckt. Nachweisen können wir heute nur das Exemplar der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek. Das vorliegende trägt auf den Titeln den<br />

Stempel der Stiftung Cassianeum in Donauwörth, rückwärtig einen<br />

Abgabevermerk der Augsburger Universitätsbibliothek.<br />

Jedes Heft enthält 50 ein- bis mehrstrophige Reimrätsel von teils<br />

erheblichem Anspruch, die Lösung jeweils am Schluß. Erfinder war<br />

laut erstem Titelblatt der Verfasser der vier letzten Charaden: ihre<br />

Auflösung lautet Alois / Cobres / von / Landsberg. Dieser ist mutmaßlich<br />

mit dem gleichnamigen Sohn des bekannten Augsburger<br />

Bankiers und Sammlers Joseph Paul Ritter von Cobres zu identifizieren.<br />

Das Augsburger Tagblatt vermeldet am 26. August 1833 das<br />

Hinscheiden des Particulier Alois von Cobres, 58 Jahre alt, demnach<br />

1775 geboren.<br />

Umschläge teils fleckig und mit kleinen Defekten. Etwas stockfleckig,<br />

sonst sauber.<br />

<strong>20</strong> 21


15<br />

Erste Ausgabe. Hinter der Schönen verbirgt sich niemand geringeres<br />

als Turandot, die von Gozzi und Schiller als chinesische Prinzessin<br />

inszeniert wurde. Tatsächlich ist sie eine slawische Königstochter und<br />

wurde von Nizâmî als dritte von sieben Schönheiten verschiedener<br />

Länder erfunden. Jede ist einem anderen Planeten und einer anderen<br />

Farbe geweiht, Turandot dem roten Mars. Eine jede erzählt dem<br />

sasanidischen Prinzen Bahrâm ihr Schicksal und begegnet ihm mit<br />

eigenem Temperament.<br />

Nizâmîs 1198 vollendetes Epos Haft paikar zählt zu den am feinsten<br />

gewirkten Dichtungen des Orients und wird hier erstmals dem deutschen<br />

Publikum zugänglich. Das Druckbild wirkt exotisch, großgra-<br />

diger Antiqua steht gedrungener arabischer Satz gegenüber, einige<br />

Doppelseiten nehmen typographische Bilder des <strong>20</strong>. Jahrhunderts<br />

durch symmetrische Schrägstellung einzelner Zeilen vorweg. Franz<br />

von Erdmann (Ludwigslust 1793 - 1863 Nowgorod ?) folgte 1819<br />

seinem mecklenburgischen Landsmann Christian Martin Frähn auf<br />

den Lehrstuhl für orientalische Sprachen der Universität Kasan.<br />

Zenker, Bibliotheca Orientalis I, no. 556; Geiger & Kuhn, Grundriss<br />

der iranischen Philologie II, p. 243 (zweiter Druck 1844 in 8vo); cf.<br />

KNLL XII, p. 372 (Haft paikar). - Umschlag stark, Text etwas stockfleckig;<br />

das Frontispiz schwach gebräunt. Breitrandiges Exemplar.<br />

22 23<br />

Turandot<br />

15 ERDMANN, FRANZ VON (ed. & transl.). Die Schöne vom Schlosse. Muhammed Nisameddin dem Gendscher<br />

nachgebildet. Kasan, in der Universitäts-Typographie, 1832. 4to (28 : 23 cm). Lithographiertes Frontispiz nach einer<br />

persischen Miniatur, XIII, 145 S. persisch-deutscher Paralleltext. Original-Umschlag, beidseitig mit persischem Titel,<br />

Zierstücken und mehrfachen Bordüren bedruckt. 950.-<br />

Entirely Lithographed<br />

16 FALGER. - Geschaefts- und Erinnerungs-Buch für das Jahr 1818. München, Zellerische Buchhandlung, (1817). Schmal-<br />

8vo (17.5 : 8.5 cm). 2 Bl., 180 S., 7 Bl. Vollständig lithographiert von Anton Falger. Grünes Original-Maroquin-Mäppchen<br />

d. Zt. mit übergreifender Stecklasche und Goldschnitt, hinterer Innendeckel als Brieftasche mit Stifthülse gestaltet. 350.-<br />

Über Jahre erschienener Notizkalender für Geschäftsleute, mit sinniger<br />

Allegorie der Zeit als Titelvignette. Der vorliegende Jahrgang<br />

trägt am Privilegienblatt den Vermerk In Stein gravirt von A. Falger.<br />

Auf das mit Kopfleisten verzierte Kalendarium (bis p. 160) folgen<br />

Tabellen sowie Blätter für Erinnerungen, ihr Zwischentitel in floraler<br />

Jahreszeiten-Bordüre ist als 3te vermehrte Ausgabe gekennzeichnet.<br />

Möglicherweise waren bereits die Jahrgänge 1816 und 1817 lithographiert,<br />

1815 jedenfalls ist noch in Typendruck erschienen.<br />

J. G. Zeller hatte 1809 Teile von Senefelders Werkstatt in München<br />

übernommen und gab ab 1817 Akzidentien wie Prachtwerke in<br />

Lithographie heraus. Zu seinen herausragenden Mitarbeitern zählte<br />

Anton Falger (1791-1876), der z.B. an Gärtners Ansichten der ...<br />

griechischen Monumente Siziliens beteiligt war.<br />

Einband mit geringen Gebrauchsspuren, Bezug der Innendeckel<br />

oxidiert, Brieftäschchen etwas eingerissen. Einige Seiten mit zeitgenössischen<br />

Ein- und Ausgabebilanzen in Feder und Blei, im Tabellenanhang<br />

ein kleines Reisetagebuch mit genauer Kostenaufstellung.<br />

Insgesamt frisch erhalten.<br />

Rückumschlag


17<br />

Erste Ausgabe der von Fessler reformierten Logenverfassung. Zur<br />

Bestätigung von Rechtmässigkeit und Aechtheit sind auf den beiden<br />

Schlußseiten zwölf eigenhändige Unterschriften hoher Brüder mit<br />

gedruckten Graden vorgesehen. Zehn sind ausgeführt: Großmeister<br />

Jean-Pierre Delagoanère in zittriger Altersschrift, Fessler selbst, die<br />

Vorsteher Darbès und Basset, Schatzmeister Clavius, Zeremonienmeister<br />

Röver sowie vier Meister vom Stuhl der Tochterlogen.<br />

Der Text ist elegant in Antiqua auf starkem Whatman-Vélin von<br />

1794 gesetzt, breitrandig belassen und vornehm gebunden. Am Titel<br />

die Stempelinitialen der Loge Royale York sowie Kennung No. 1. in<br />

zeitgenössischer Feder. Welche Exemplarzählung die Loge hier vorgenommen<br />

hat, entzieht sich unserer Kenntnis.<br />

Die Loge De l‘Amitié wurde ab 1752 von Gruppen französischer<br />

Künstler, Gelehrter und Beamter am Hof Friedrichs des Großen begründet<br />

und erhielt 1761 ihren Stiftungsbrief von der Mutterloge<br />

Altpreußische Großloge<br />

17 (FESSLER, IGNAZ AURELIUS). Grundvertrag oder Fundamental-Constitution der gerechten, vollkommenen<br />

und vollendeten großen Mutter-Loge Royale York zur Freundschaft und aller mit ihr vereinigten Logen. Sanctionirt und<br />

beschworen den 3. August 1797. Berlin, G. Decker, (1797). Klein-4to (<strong>20</strong> : 15.5 cm). 182 S., 1 weißes Bl. Dunkelgrüner<br />

genarbter Lederband d. Zt. mit rotem Rückenschild, Rückenfileten und feinen floralen Deckelbordüren in Goldprägung,<br />

Kantenvergoldung, marmorierten Vorsätzen und Goldschnitt. <strong>20</strong>00.-<br />

Zu den drei Weltkugeln. 1765 wurde Edward August, Duke of York<br />

aufgenommen, seither der Namenszusatz Royal(e) York. 1779 erwarb<br />

Delagoanère das Schlüterschlößchen in der Dorotheenstraße als<br />

Logenhaus. Die Loge arbeitete ohne einheitliche Vorschriften und<br />

Rituale. Erst Fesslers energische Reformen führten zur vorliegenden<br />

Fundamental-Constitution und 1798 zur Neugründung als Große<br />

Loge von Preußen Royal York zur Freundschaft mit vier Tochterlogen.<br />

Die Bestätigung durch Friedrich Wilhelm III. erfolgte 1800, sein<br />

Dekret ist in den Folgeausgaben des Grundvertrages enthalten. Die<br />

Großloge als solche wurde nach Aufhebung der deutschen Maurerei<br />

1935 nicht reaktiviert und hat im Gegensatz zu den Drei Weltkugeln<br />

keine Rechtsnachfolgerin. Ihre Tochterlogen leben in der Großloge<br />

der Alten Freien und Angenommenen Maurer fort.<br />

Wolfstieg no. <strong>20</strong>470. - Gering berieben, einige zarte Anstreichungen<br />

in Bleistift und rötlicher Feder. Frisches Exemplar.<br />

24 25


Einzige Ausgabe. Festalphabet auf Herzog Christian Ludwig II.<br />

von Mecklenburg, der nach langjährigen und abenteuerlichen Auseinandersetzungen<br />

mit seinem Bruder Karl Leopold 1747 endgültig<br />

an die Regierung kam. Jede Zeile beginnt mit einem typographisch<br />

hervorgehobenen Buchstaben des Alphabets, anschließend Einzeiler<br />

von Auf! Auf! Mecklenburg! auf! auf! ... bis Zion! heb die Hände auf!<br />

Jauchz’ und Beth vors gantze Land.<br />

Johann Carl Fiedler ist auf dem Titel als Math. Pract. bezeichnet, von<br />

ihm ist neben einer weiteren Festschrift die Mathematische Demons-<br />

Barockes Jubel-ABC<br />

18 FIEDLER, JOHANN CARL. Das zum Danck-Opfer gebrachte Jauchzende A. B. C. Vor das beglückte und in Ruh<br />

und Friede gesetzte Mecklenburg Bey Antritt der Höchst-löblichen Regierunge Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn<br />

Herrn Christian Ludewigs Hertzog zu Mecklenburg. Neubrandenburg, Witwe Dobberthien, 1748. Klein-4to (18 : 16<br />

cm). 4 Bl. Violetter Brokatpapier-Umschlag d. Zt. 350.-<br />

tration des sogenannten Systematis Copernicani (1743) bekannt. Herzog<br />

Christian Ludwig II. (1683-1756) begründete mit seiner Sammlung<br />

holländischer und flämischer Gemälde des 17. Jahrhunderts die<br />

bedeutende Bildergalerie des Staatlichen Museums Schwerin.<br />

Der Buntpapierumschlag verblaßt und oxidiert, die Goldfarbe stellenweise<br />

abgerieben. Auf kräftigem Papier, im Bund schwacher Wasserrand.<br />

Am Titel entwerteter Stempel Ex Bibliotheca Academiae<br />

Rostochiensis.<br />

Einzige Ausgabe. Die Auslobung der Preisfrage Was fehlt den sonst<br />

trefflichen Erziehungsanstalten im Hochstift Würzburg? war eine späte<br />

Initiative des letzten Würzburger Fürstbischofs Georg Karl von<br />

Fechenbach. Drei der 15 Antworten wurden gedruckt. Als erste erschien<br />

1806 die mit vorliegender fast titelgleiche von G. B. Ludwig,<br />

ebenfalls bei Göbhardt. Der Verlag gab beide Schriften sowohl<br />

einzeln, als auch zusammengebunden mit gemeinsamem Titelblatt<br />

heraus. Keine der Varianten ist häufig.<br />

Volksschulen im Hochstift Würzburg<br />

19 FÖRTSCH, NIKLAUS ALBAN. Versuch einer Beantwortung der Frage: Worin sind die guten Erziehungsanstalten<br />

des Fürstenthums Würzburg noch zu verbessern? Eine Preißschrift. Würzburg und Bamberg, J. A. Göbhardt, 1808.<br />

8vo (19.5 : 11.5 cm). 1 Bl., VIII S., 3 Bl., 92 S. Hellblauer Seidenband d. Zt. mit marmorierten Spiegeln und Goldschnitt.<br />

300.-<br />

Die zweiten deutschen Sanskrit-Typen<br />

Förtsch liegen die Volksschulen als der Grund zu jeder weiteren Bildung<br />

am Herzen. Er schildert ihre Entwicklung und zeitgenössische<br />

Einrichtung bis ins kleinste Detail, ähnlich konkret sind seine Verbesserungsvorschläge.<br />

Grundsätzlich aber müsse der Schullehrer bewirken,<br />

daß die Kinder die Schule nicht als einen Marterplatz und ihn<br />

als Tyrannen betrachten (p. 47). - Der empfindliche Seidenbezug am<br />

Rücken abgerieben, an den Deckeln etwas verschlissen und fleckig.<br />

Vorzugsexemplar auf starkem blauen Papier.<br />

<strong>20</strong> FRANK, OTHMAR. Vjâsa. Über Philosophie, Mythologie, Literatur und Sprache der Hindu. Eine Zeitschrift.<br />

Gedruckt mit den Schriften des Verfassers. Erster Band in 3 Heften (alles Erschienene). München und Leipzig, F. Fleischer,<br />

1826-30. 4to (26.5 : 21.5 cm). X S., 1 weißes Bl., 168 S. Bedruckte Original-Umschläge. 750.-<br />

Frank hatte 1823 die früheste Sanskrit-Grammatik in Deutschland<br />

herausgegeben und war einer der ersten, die wirklich bis zu einem<br />

gewissen Grade eine solide Kenntnis der Sprache besaßen (Windisch).<br />

War die Grammatik noch lithographiert, so konnte Frank für den<br />

Vjâsa (vedisch Sammler) erstmals eigene Sanskrit-Typen einsetzen,<br />

die zweiten deutschen nach Schlegel. Die kurzlebige Zeitschrift führt<br />

in die Literatur vor allem der philosophischen Schulen Indiens bis<br />

zum Buddhismus ein. Heft 1 wurde von Becker in Würzburg gedruckt,<br />

die übrigen von Lindauer in München.<br />

Windisch, Geschichte der Sanskrit-Philologie, p. 65; Hanayama, Bib-<br />

liography on Buddhism, no. 4264 (kennt nur das erste Heft). - Umschläge<br />

teils verstaubt und mit Randläsuren, Rücken sauber erneuert.<br />

Unbeschnitten, vor allem zu Beginn und Ende stockfleckig.<br />

3 fascicles in 4to, all published (Hanayama quotes the first fascicle only).<br />

A rare, short-lived periodical dealing with Sanscrit literature, mainly<br />

of the philosophical schools up to Buddhism. Frank disposes for the first<br />

time of his own Sanscrit types, the second to be cast in Germany after<br />

Schlegel’s (Frank’s earlier works had been lithographed throughout). -<br />

Printed publisher’s wrappers, a bit dust-soiled and frayed, spines neatly<br />

renewed. Uncut, foxing particularly at either end.<br />

26 27


21<br />

First edition, second issue enlarged by two pages. The first issue had<br />

been printed in August 1777 in eight copies all of which we can locate<br />

either physically or historically. The second issue was printed few<br />

months later and incorporated the King‘s manuscript notes added to<br />

his own copy. A bill written by the Berlin printer Decker in October<br />

1777 specifies printing, paper and bindings for twelve copies. Most<br />

probably this meant the present issue of which we can trace eight<br />

copies. Our census for both issues is available on request.<br />

The Essai is Frederick‘s political testament, a balance and defence<br />

of enlightened absolutism written at the age of 65. Both issues were<br />

printed exclusively for the King‘s private distribution. Like many<br />

other slim volumes in his own libraries he had all copies bound in<br />

typical gold paper boards as preserved here.<br />

The present copy bears a faint contemporary stamp Friedländsche Bibliothek<br />

on title-page. This library was founded by Hans Sigismund<br />

Enlightened Absolutism - Ideal<br />

21 (FREDERICK THE GREAT, KING OF PRUSSIA). Essai sur les formes de gouvernement, et sur les devoirs des<br />

souverains. Berlin, G. J. Decker, 1777. 8vo (18.5 : 12 cm). 44 p. Original boards with gold paper. 9500.-<br />

Sources consulted:<br />

Droysen, Beiträge zu einer Bibliographie der prosaischen Schriften<br />

Friedrichs des Großen (I), 1904, no. 31.<br />

Leithäuser, Verzeichniss sämtlicher Ausgaben und Übersetzungen der<br />

Werke Friedrichs des Großen, 1878, no. 334.<br />

Krieger, Lektüre und Bibliotheken Friedrichs des Großen (I), in: HZJB<br />

1911, p. 196.<br />

von Lestwitz (1718-88) who had won the battle of Torgau for Frederick<br />

in 1760. Lestwitz was rewarded with rich estates in Eastern<br />

Brandenburg and erected Cunersdorf Castle. We may assume that<br />

the present copy was donated to him by Frederick himself.<br />

Lestwitz‘ daughter, Frau von Friedland (1754-1803), and his granddaughter<br />

Henriette Charlotte von Itzenplitz (1772-1848) enlarged<br />

the book collection considerably and made Cunersdorf an important<br />

meeting place for Berlin intellectuals on the countryside. It was<br />

here that Adelbert von Chamisso wrote his Peter Schlemihl in 1813.<br />

Cunersdorf Castle and its library were destroyed in 1945/46, few<br />

volumes only survived.<br />

Binding a bit rubbed, upper corners bumped. A crisp copy on thick<br />

and large paper as ordered by the King.<br />

St. Petersburg, Bibliothèque de Voltaire, 1961, no. 1395.<br />

Droujinine, Knigi Fridricha Velikogo (Katalog der Königlichen<br />

Hausbibliothek), <strong>20</strong>04, no. 36.<br />

Schieder, Friedrich der Große. Ein Königtum der Widersprüche, 1983,<br />

p. 284-307.<br />

28 29


22 23<br />

Only issue printed in small number exclusively for distribution<br />

among intimate friends. We can locate two other copies: Geheimes<br />

Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz and British Library. The anonymous<br />

pamphlet has been attributed by Barbier to Prince Henry,<br />

younger and politically most influential brother of Frederick<br />

the Great. The famous bibliographer referred to Philippe-Henri de<br />

Grimoard (1750-1815), officer, historian, and a close friend to the<br />

Prince.<br />

In Frederick‘s late years the close relation between both brothers had<br />

worsened up to open disgust on Henry‘s side. In 1779 the King quashed<br />

a sentence spoken by his own jurisdiction: the famous case of the<br />

miller Arnold. Frederick indemnified the miller and dismissed the<br />

judges as well as his great chancellor von Fürst. In the disguise of an<br />

Englishman Prince Henry harshly criticizes the absolutistic intervention:<br />

Déchirer le voile du Machiavélisme est un bienfait envers les Peuples<br />

(p. 4). Frederick had praised himself a convinced Anti-Machiavel in his<br />

Enlightened Absolutism - Actual<br />

22 FREDERICK THE GREAT. - (HENRY, PRINCE OF PRUSSIA). Reflexions d‘un Anglois sur le fameux protocolle<br />

de Berlin en datte du onzieme decembre, 1779. Without place or year (supposedly Berlin 1780). 8vo (18.5 : 11 cm).<br />

39 p. Contemp. red stiff wrappers. 4500.-<br />

youth. The pamphlet obviously was kept clandestine. Up to nowadays<br />

it has escaped from the attention of historians and biographers, and<br />

even juridical monographs treating the case do not mention it.<br />

Spine lost, upper cover faded and with traces of former tying in a lot.<br />

The ties have caused a short tear to outer margin extending from 15<br />

mm at the first leaves to 5 mm at the last. Lower outer corner a bit<br />

creased, else a crisp copy.<br />

Barbier, Dictionnaire des ouvrages anonymes et pseudonymes, 1809, no.<br />

10600; 2 1824 no. 15700; Conlon, Le siècle des lumières XIX, 1999,<br />

no. 79:1012 (adopting the attribution to Prince Henry). - Special<br />

treatises consulted: Preuß, Geschichte des Arnold-Gerstorffischen Prozesses<br />

(1864). - Volz, Prinz Heinrich als Kritiker Friedrichs des Großen<br />

(1932). - Diesselhorst, Die Prozesse des Müllers Arnold und das Eingreifen<br />

Friedrichs des Grossen (1984).<br />

23 FÜRSTENHOCHZEIT DESSAU-ALTENBURG. - Beschreibung der Festlichkeiten, welche bei der zu Dessau<br />

vollzogenen Vermählung Sr. Hoheit des Erbprinzen Ernst von Sachsen-Altenburg Herzogs zu Sachsen und Ihrer Hoheit der<br />

Prinzessin Agnes von Anhalt-Dessau Herzogin zu Sachsen, sowie bei Höchstderen Einzuge in Altenburg stattgefunden haben.<br />

Altenburg, Hofbuchdruckerei, 1853. 8vo (17 : 11 cm). 2 Bl., 124 S. Olivgrüner geglätteter Original-Lederband mit großen<br />

vergoldeten Plattenstempeln des Medailleurs C. Haseroth auf beiden Deckeln: vorne Allianzwappen, rückseitig signierte<br />

Ansicht der Altenburg, beide von blindgeprägter Bordüre gerahmt. Weiße Moiréepapier-Vorsätze, Goldschnitt. 850.-<br />

Einzige Ausgabe, wohl als Souvenir für die Festgäste gedruckt, unter<br />

denen sich auch Friedrich Wilhelm IV. von Preußen befand. Ernst<br />

I. von Sachsen-Altenburg vermählte sich im Jahr seines Regierungsantrittes,<br />

er gilt als strammer Preuße und enger Freund der drei wilhelminischen<br />

Kaiser. Das Bändchen nennt die anwesenden Hoheiten<br />

und beschreibt den genauen Ablauf der Hochzeit in Dessau, vor allem<br />

aber den Einzug des Paares und die Folgefeierlichkeiten in Altenburg.<br />

Die Illumination der Stadt und die Huldigungen der Bevölkerung<br />

samt ihrer Geschenke werden geschildert, ergänzt um den Abdruck<br />

von Ständchen und Gratulationen. - Einband mit geringfügigen<br />

Druckspuren. Auf festem Vélin, schwach stockfleckig, p. 21/22 mit<br />

feinen Tintenspritzern.<br />

30 31


24 Singgedicht<br />

24 Feyerlichkeiten<br />

24 FÜRSTENHOCHZEIT SCHWERIN-KOPENHAGEN. - Vollständige Beschreibung aller bey der hohen Vermählung<br />

des Durchlauchtigsten Erbprinzen Herrn Friederichs zu Dännemark ... vorgefallenen Feyerlichkeiten. Nebst ...<br />

Reden, und submissest überreichten Gedichte, in drey Sammlungen. 3 Teile und Nachtrag in 1 Band. Schwerin, W.<br />

Bärensprung, 1774-1775. 4to (21.5 : 18.5 cm). XXXII S., 1 Bl., 18 S.; 1 Bl., S. 23-40; S. 41-52 (so vollständig); 1 Bl.,<br />

54 S. Vorgebunden:<br />

JOHANN PHILIPP SCHMIDT. Denkmahl der Feyerlichkeiten, welche bey höchster Vermählung ... Frau Sophia Friederica,<br />

gebohrner Herzogin zu Mecklenburg &c. in Rostock angestellet worden. Rostock, Adler, 1774. 4to. 55 S. Pappband<br />

d. Zt. mit hellrotem Herrnhuter Kleisterpapier-Bezug und handschriftlichem Rückenschild. Dazu:<br />

Singgedicht auf die am 11ten October 1774. zu Schwerin vollzogene Vermählung. In Musik gesetzet von Carl August<br />

Friederich Westenholtz Herzogl. Capellmeister. Schwerin, W. Bärensprung, (1774). Klein-Folio (32 : 21 cm). 4 Bl. Mit<br />

4 Vignetten in Holzschnitt. Marmorierter Lederband d. Zt. mit goldgeprägten Allianzwappen auf beiden Deckeln,<br />

Rokoko-Vergoldung, blauen Herrnhuter Kleisterpapier-Vorsätzen und Goldschnitt. 1250.-<br />

Einzige Ausgaben. Erbprinz Friedrich von Dänemark (1753-1805)<br />

heiratete 1774 Prinzessin Sophie Friederike von Mecklenburg-<br />

Schwerin (1758-1794). Die erste Trauungszeremonie fand am 11.<br />

Oktober im Schweriner Dom statt, wobei Prinz Friedrich durch seinen<br />

Gesandten vertreten wurde. Die offizielle Vermählung wurde am<br />

21. Oktober 1774 in Kopenhagen zelebriert.<br />

I Das Ceremoniel der Schweriner Feierlichkeiten. Detailliert<br />

werden Ausschmückung der Kirche, Galla-Tafel und das abendliche<br />

Feuerwerk geschildert, ferner die Bürger-Aufzüge bei Reise der Braut<br />

von Schwerin nach Rostock. Im Anschluß drei separat paginierte<br />

Sammlungen mit Reden, Gedichten und Predigten sowie Nachtrag<br />

von 1775.<br />

II Beschreibt die Rostocker Salutschießen, Ehrenpforten und<br />

Illuminierungen. Am 18. Oktober betrat Sophie Friederike in Warnemünde<br />

das dänische Kriegsschiff Dannebrog und segelte den 19ten<br />

October frühe um 4 Uhr ... bey mäßigem Winde von der Rhede.<br />

Sauberer, teils unbeschnittener Sammelband herzoglicher Provenienz:<br />

Erster Titel mit dem Stempel der nach 1945 aufgeteilten Großherzoglichen<br />

Bibliothek Neustrelitz sowie dem Folgestempel der<br />

Mecklenburgischen Landesbibliothek Schwerin, dieser ausgeschieden,<br />

ebenso auf dem Vorsatz.<br />

III Text der Arien und Ariosi zur Schweriner Hochzeit, ein Druck<br />

der Noten ist für uns nicht nachweisbar. MGG (alt XIV, col. 519 ff.)<br />

nennt lediglich eine Handschrift der Vermählungs-Music von Westenholtz<br />

für Chor und Orchester in der Mecklenburgischen Landesbibliothek<br />

Schwerin. Der vermutlich zu Geschenkzwecken angefertigte<br />

Einband trägt als Zeichen der Vereinigung beider Häuser das mecklenburgische<br />

Wappen mit der Kette des dänischen Elefantenordens.<br />

Etwas berieben, am Kopf des Rückdeckels Wurmspuren. Die Vergoldung<br />

der Ordenskette dort zum Teil abgerieben, das vordere Wappen<br />

mit Kratzspur. Auf feinem Papier, schwache Feuchtigkeitsspur<br />

im äußersten Rand.<br />

32 33<br />

Vorderumschlag


25 HALLE, JURISTISCHE FAKULTÄT. - Acta Criminalia des Leinwebers Christian Schmidten, Welcher Anno<br />

1731. am 13. Martii Heinrich Fischer, Auf der Malchauischen See im Mecklenburgischen bey vorgenommener Fischerey<br />

mit der Ruthen-Gaffel erschlagen, nach glücklicher geführter Defension aber inhalts der von der löbl. Juristen Facultät zu<br />

Halle eingehohlten Urtheil mit Vierjähriger Landes-Verweisung bestraffet worden. Potsdam, Johann Heinrich Rüdiger,<br />

1732. 4to (19 : 16 cm). 39 S. Mit 1 doppelblattgroßen Kupfertafel. Halbpergamentband um 1900 mit marmorierten<br />

Deckelbezügen. 750.-<br />

Einzige Ausgabe. Beschreibung eines mecklenburgischen Kriminalfalles<br />

von der Sektion des getöteten Malchower Amtsfischers Heinrich<br />

Fischer bis zur Verurteilung des Delinquenten. Die auf der<br />

Kupfertafel illustrierte Gewalttat hatte sich beim Eisfischen auf dem<br />

Malchower See zugetragen. Neben der Befragung der Tatzeugen sind<br />

das Verhör des Inquisiten Christian Schmidt, juristische Gutachten<br />

und Verteidigungsschriften sowie Berichte über die letzten Lebenstage<br />

des Schwerverletzten abgedruckt.<br />

Die für den Fall zuständigen Provisores des Adelichen Klosters Malchow<br />

kamen mithilfe der juristischen Fakultät der preußischen Uni-<br />

versität Halle zum Schluß, den Vorfall nicht als vorsätzlichen Mord,<br />

sondern als Totschlag zu betrachten. Christian Schmidt wurde lediglich<br />

für vier Jahre des Landes verwiesen, oder, an statt dessen, auf ein<br />

viertel Jahr mit Gefängniß-Straffe beleget, und in solcher Zeit vier Wochen<br />

lang über den dritten Tag allemahl mit Wasser und Brod gespeiset.<br />

Etwas gebräunt, einige Blätter mit Braunfleck im Bundsteg. Die<br />

Kupfertafel in der Mittelfalte und im linken Rand mit hinterlegtem<br />

Einriß. Die Legende am Fuß unter Verlust einer Textzeile beschnitten.<br />

Am vorderen freien Vorsatz Spuren einer rostenden Klammerheftung.<br />

Berghaus‘ Physikalischer Atlas, Ergänzungslieferungen 19-22. Kurzlebige<br />

Forschungszeitschrift, die als Prototyp für Petermanns Geographische<br />

Mitteilungen ab 1855 gilt. Schwerpunkt bilden zehn Berichte<br />

und sechs Karten aus dem Himalaya, teils durch Humboldt vermittelte<br />

Original-Beiträge. Darunter:<br />

Bryan Houghton Hodgson: Allgemeine Bemerkungen über die physikalische<br />

Geographie des Himalaya. Mit einer Karte.<br />

Joseph Dalton Hooker: Forschungen im östlichen Himalayah. Aus einem<br />

Briefe desselben an A. von Humboldt. Zwei Teile, mit Faksimile<br />

von Hookers beigeschlossener Kartenskizze von Sikkim und seiner<br />

Übersichtskarte des Himalaya in Reduktion. - Höhe des grossen Tafellandes<br />

von Tübet und Höhe der Schneegränze im östlichen Himalaya.<br />

- Vegetation und Klima der Khossya-Berge.<br />

Thomas Hutton: Bericht über die geologische Beschaffenheit des Spiti-<br />

Thals und derjenigen Gegenden, ... welche vom Sutledge-Thale durchfurcht<br />

werden. Mit einer Karte.<br />

Richard Strachey: Über die Schneelinie im Himalaya von Kumaon<br />

und Garhwal. - Beschreibung der Glätscher in den Hochthälern des<br />

Pindur und Kuphinie, im Kumaon-Himalaya. Mitgetheilt von Alexander<br />

von Humboldt. - Hierzu die zweite, nach Strachey verbesserte<br />

Auflage von Berghaus‘ berühmter Spezial Karte vom Himalaya<br />

(1835) im Format 65 : 85 cm.<br />

Erwähnt seien noch zwei Faltkarten von Berghaus anläßlich der<br />

Franklin-Suchexpeditionen: Entdeckungen im Arktischen Meer zwischen<br />

der Baffin-Bay und der Melville-Insel 1850-51 sowie Übersicht<br />

der Entdeckungen, welche im Arktischen Amerika in den Jahren 1832-<br />

Mit der großen Spezial-Karte nach Strachey<br />

26 HIMALAYA. - Geographisches Jahrbuch zur Mittheilung aller wichtigen neuen Erforschungen. (Herausgegeben)<br />

von Heinrich Berghaus. 4 Hefte in 1 Band (alles Erschienene). Gotha, J. Perthes, 1850-1852. 4to (27.5 : 22.5 cm). Je<br />

64-66 S. Mit 13 gestochenen oder lithographierten Karten, davon 3 gefaltet und 4 teilkoloriert. Dunkelgrüner Leinenband<br />

d. Zt. mit Rückentitel und -fileten in Goldprägung. 750.-<br />

1851 durch Engländer und Russen gemacht worden sind, die erste koloriert.<br />

Henze, Entdecker und Erforscher II, p. 619 ff. (Hooker) und III, p.<br />

249 (Strachey); Kirchner, Bibliographie der Zeitschriften, no. 7439.<br />

- Rückdeckel etwas fleckig, zu Beginn schwach gebräunt und stockfleckig.<br />

Schönes, unbenutztes Exemplar.<br />

34 35


27<br />

30<br />

27 HOECK, KARL. Kreta. Ein Versuch zur Aufhellung der Mythologie und Geschichte, der Religion und Verfassung<br />

dieser Insel, von den ältesten Zeiten bis auf die Römer-Herrschaft. 3 Bände. Göttingen, C. E. Rosenbusch, 1823 und<br />

1828/1829. 8vo (21 : 12 cm). I: XIV, 454 S., 1 Bl. Errata. - II: XL, 447 S. - III: XIV, 536 S. Mit 3 Faltkupfern von<br />

Riepenhausen: Inselkarte (<strong>20</strong> : 42.5 cm, nach Entwurf des Verfassers), Labyrinthplan und Relief der Europa. Etwas<br />

spätere glatte Halblederbände mit Rückenvergoldung, die Deckel mit Achatmarmorpapier in Gelb- und Grautönen<br />

bezogen, marmorierter Schnitt. 1750.-<br />

Einzige Ausgabe der ersten Monographie zur antiken Geschichte<br />

Kretas. Während der erste Band die Topographie der Insel und die<br />

Geschichte der ältesten Zeiten behandelt, schildert der zweite das Minoische,<br />

der dritte das Dorische Kreta. Das Werk ist eine vortreffliche<br />

Leistung, ebenso ausgezeichnet durch die Vollständigkeit des in ihm<br />

gesammelten Materials, wie durch verständige Kritik und übersichtliche<br />

Anordnung (ADB XII, p. 532). Der Text ist in bemerkenswert<br />

Einzige Ausgabe. In klassizistischer Unger-Fraktur gedruckte Biographie<br />

des Großen Kurfürsten, Begründers der Staatsbibliothek Berlin.<br />

Weniger bekannt ist, daß schon er 1667 den Stiftungsbrief für eine<br />

europäische Akademie in Berlin unterzeichnete, eine Universität für<br />

alle Völker, Wissenschaften und Künste (p. 108). An gleicher Stelle berichtet<br />

Horn über den ersten deutschen Sinologen Andreas Müller,<br />

Probst der Nicolaikirche. Er widmet ihm eine biographische Beilage<br />

(p. 277-78), erwähnt seine ungedruckte Clavis Sinica und kennzeichnet<br />

ihn als rauh und eckig fast in allen Beziehungen des Lebens.<br />

Der rückwärtige freie Vorsatz trägt das Wasserzeichen von Carl Moses<br />

Lemelson (1747-1829), Schutzjude des Herzogs von Mecklen-<br />

schöner Antiqua gesetzt. Hoeck (1794-1877) war Althistoriker und<br />

Universitätsbibliothekar in Göttingen.<br />

Ekkekaki, Ta Kretika Biblia I, 1991, no. 413; nicht bei Blackmer.<br />

- Auf feinem Papier, vereinzelt stockfleckig, Band III etwas stärker.<br />

Frisches, elegant gebundenes Exemplar.<br />

Der Sinologe Andreas Müller, der Papiermüller Carl Moses Lemelson und Kaiser Wilhelm<br />

28 HORN, FRANZ. Das Leben Friedrich Wilhelms des Großen, Kurfürsten von Brandenburg. Berlin, Maurer, 1814.<br />

8vo (<strong>20</strong>.5 : 12 cm). XVI, 303 S. Halbkalbslederband d. Zt. mit Rückenschild, goldgeprägten Rückenfileten, ockerfarbenem<br />

Deckelbezug und Rotschnitt. 600.-<br />

burg-Strelitz und seit 1802 erfolgreicher Betreiber der Papiermühle<br />

Wanzka. Am Fuß des Rückens finden sich ferner die goldgeprägten<br />

Initialen P. W. v. P. Für je ein Exemplar auf Vélinpapier subskribierten<br />

Prinz und Prinzessin Wilhelm von Preußen, letzter Sohn Friedrich<br />

Wilhelms II., seit 1804 verheiratet. Das vorliegende Exemplar<br />

ist jedoch auf Schreibpapier gedruckt und damit wohl für einen weiteren,<br />

1814 noch unverheirateten Prinzen Wilhelm gebunden: den<br />

späteren Kaiser Wilhelm I. im Alter von 17 Jahren.<br />

Goedeke VI, 389, 18, 27. - Rücken am Kopf berieben, Rückenschild<br />

teilweise abgeblättert, Ecken bestoßen. Innen sauber und frisch.<br />

36 37


Baron Hüpsch in Cologne (1730-1805) is best known as an avid<br />

collector of fossils, minerals and precious medieval codices. He bequeathed<br />

his collection to Ludwig X, Landgrave of Hessen-Darmstadt,<br />

and it is still preserved today in the Hessisches Landesmuseum in Darmstadt<br />

(Wilson, History of Mineral Collecting, 1994, p. 176).<br />

The present volume contains title-issues of two little treatises printed<br />

privately in 1764. The first is Physikalische Abhandlung von der<br />

vormaligen Verknüpfung und Absonderung der Alten und Neuen Welt<br />

(Physical Dissertation on the Former Union and Separation of the<br />

Old and New Worlds; 46 p.). The second is titled Geophänomenologie,<br />

oder die Lehre von denen Naturbegebenheiten, welche sich bey der<br />

Erde ereignen (Phenomenona or Science of the Earth; 84 p.).<br />

Hüpsch‘s Physikalische Abhandlung has been translated into English<br />

in <strong>20</strong>03. The authors summarize: Buffon (1766), in volume XIV of<br />

,Histoire naturelle‘, in order to explain the presence of certain mammals<br />

in South America, hypothesized that this continent was joined to Africa<br />

in the past ... This idea was probably not original, and Buffon may have<br />

taken it from a booklet published by Baron von Hüpsch-Lonzen two<br />

years before ... the baron was the first author to postulate the existence<br />

of a single supercontinent, posteriorly named Pangaea (N. Papavero &<br />

al., The first proposal of a ,Pangaea Supercontinent‘, in: J. Morrone &<br />

J. Llorente Bousquets, Una Perspectiva Latinoamericana de la Biogeografia,<br />

<strong>20</strong>03, p. 9 ff.).<br />

Of course Hüpsch could not yet have a precise idea of continental<br />

drift. He explains the separation of continents by sinking land inundated<br />

by the oceans, leaving large islands like Japan or Sumatra. The<br />

treatise is followed by another dealing with the origin of lakes. Besides<br />

new prelims the title-issue adds a third chapter on ever-burning<br />

lamps. Title-issue and addenda can be discerned by their paper quali-<br />

Pangaea, Volcanoes and Earth Quakes<br />

29 HÜPSCH, JOHANN WILHELM CARL ADOLPH. Physikalische Abhandlungen von denen seltsamsten und<br />

merkwürdigsten Begebenheiten der Natur. 2 parts in 1 vol. Frankfurt and Leipzig, Metternich, 1766. 8vo (17 : 9.5 cm).<br />

(12), 46, 84 p. Contemp. boards with grey paste paper, edges sprinkled in red. 2400.-<br />

ties and printing types. The second part entitled Geophänomenologie<br />

discusses in three chapters subterranean fires, volcanoes and earth<br />

quakes worldwide. Once again we witness an 18th century scientist<br />

struggling for a coherent theory of earth phenomena.<br />

Binding slightly bumped, engraved bookplate on front pastedown.<br />

Late 19th century stamp of a Polish castle library on flyleaf. A clean<br />

copy, scarce.<br />

Der Frankfurter Jurist Carl Jeanrenaud (1814-91) ist ein Bruder<br />

der schönen Cécile Jeanrenaud (1817-53) gewesen, die 1837 Felix<br />

Mendelssohn-Bartholdy heiratete. Carl und Cécile waren Kinder des<br />

französisch-reformierten Pfarrers Franz August Jeanrenaud (1788-<br />

1819) und der Elisabeth Souchay (1796-1871).<br />

Das vorliegende Tagebuch überliefert eine Reise des elfjährigen Jeanrenaud<br />

von Frankfurt nach den oberitalienischen Kulturstätten vom<br />

24. X. 1825 bis 30. IV. 1826. Als Begleiter werden genannt: die Mutter,<br />

der Großvater [Carl Cornelius Souchay (1768 - 1838), Frankfurter<br />

Hugenotte und Patrizier, Textilhändler in Manchester, Urgroßvater<br />

von Max Weber], sowie dessen jüngere Tochter Emilie, Carls erst<br />

zwanzigjährige Tante und spätere Fallenstein. Mehrfach erwähnter<br />

Cicerone war der geschäftlich in Italien tätige Onkel Jean [Jean, Johann<br />

oder John Souchay (1798 - 1871), Bruder von Elisabeth Jeanrenaud<br />

und Emilie Souchay]. Außer den Sehenswürdigkeiten und<br />

Theatern von Mailand, der toskanischen Städte und Venedigs werden<br />

Mitglieder der Frankfurter Familien Gontard, Neufville, Passavant<br />

und Mylius besucht. Bei Heinrich<br />

Mylius in Mailand hatte Jean Souchay<br />

seine kaufmännische Ausbildung absolviert,<br />

bevor er 1817 in das väterliche<br />

Unternehmen Schunck, Souchay &<br />

Co. in Manchester eintrat.<br />

Der Bericht ist in der ersten Person aus<br />

der Sicht des Knaben abgefaßt und vom<br />

Titel bis zum Register in einheitlicher,<br />

sehr sauberer Feder auf feinem Schreibpapier<br />

niedergeschrieben. Das auf den<br />

Titel folgende Widmungsblatt macht<br />

Jugendreise des künftigen Schwagers von Felix Mendelssohn-Bartholdy<br />

30 JEANRENAUD. - Reise durch das nördliche Italien in den Jahren 1825 bis 1826. Von Karl Jeanrenaud. Eigenhändige<br />

Niederschrift durch seinen Jugendfreund Eduard Ernst Heitz. Frankfurt am Main 1829. 8vo (18.5 : 11 cm). 2<br />

weiße Bl., 2 Bl., 24 S., 1 Bl. Register, 5 weiße Bl. Schwarzes Maroquin-Bändchen d. Zt. mit goldgeprägtem Rückentitel,<br />

türkisfarbenen Lackpapiervorsätzen und Goldschnitt, geschützt durch einen grauen Pappschuber d. Zt. 1750.-<br />

jedoch deutlich, daß nicht Carl Jeanrenaud selbst die Feder führte.<br />

Es ist von gleicher Hand Aneignung an Jeanrenaud überschrieben<br />

und 16. X. 1829 datiert, wenige Tage nach Carls 15. Geburtstag am<br />

7. X. Der Text lautet:<br />

Was du dereinst in frohen Jugendstunden, Gedacht, geliebt u. kindlich<br />

tief empfunden, Ist diesen Blättern freundlich anvertraut, Sie werden<br />

mich durchs Leben treu begleiten Als schönes Denkmahl deiner Jugendfreuden,<br />

Worin der Freund des Freundes Sinn erschaut.<br />

Am Vorsatz findet sich der gleichzeitige Vermerk Eduard Ernst 1829,<br />

auf dem ersten weißen Blatt ein 50 Jahre späterer Bleistift-Vermerk<br />

von Jeanrenauds Hand mit Unterschrift: Nach Eduard Heitz (Sammler,<br />

Dr. theol.) am 19. Januar 1879 erfolgtem Ableben - nat. 25. Juli<br />

1810 - zu Frankfurt a.M. von dessen Wittwe Frau Caroline Heitz<br />

geb. Rehbock zur Erinnerung an den verstorbenen Freund erhalten.<br />

Demnach scheint Eduard Ernst Heitz 1829 - mit 19 Jahren vielleicht<br />

Hauslehrer bei Jeanrenauds - Briefe oder Aufzeichnungen von Carls<br />

Italienreise für sich selbst zu einem Monumentum<br />

Amicitiae verarbeitet zu haben.<br />

Cf. G. Roth, Max Webers deutsch-englische<br />

Familiengeschichte 1800 - 1950,<br />

Tübingen <strong>20</strong>01, passim. - Einband gering<br />

berieben, Schuber bestoßen. Innen<br />

sauber und frisch. Reizendes Zeitzeugnis<br />

aus dem Frankfurter Patriziat, der<br />

Herkunft von Mendelssohns späterer<br />

Gattin.<br />

38 39<br />

p. 36


31 32<br />

31 JUBEL-EINBAND. - Almanach bei Gelegenheit der Jubelfeier der Regierung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs<br />

von Mecklenburg-Schwerin. (Kupfertitel:) Mecklenburgischer Jubel-Almanach. Ein Weihgeschenk zum 24ten April 1835.<br />

Wismar, Schmidt und Cossel, 1835. Klein-8vo (15 : 10 cm). 1 Bl. (S. I/II), 30 S. Subskribenten-Verzeichnis, S. III-<br />

XVI, 255 S. Mit illustriertem Titel, 3 Porträts und 2 Ansichten in Stahlstich. Originaler Moirée-Seidenband mit<br />

bemalter Vergoldung, Goldschnitt und grünen Papiervorsätzen; auf beiden Deckeln das bekrönte, von Stier und Greif<br />

gehaltene Wappen Mecklenburgs. 950.-<br />

Festgabe zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum des Großherzogs<br />

Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin (1756-1837), bekannt<br />

als Gründer des Seebades Heiligendamm bei Doberan. Mecklenburg<br />

zelebrierte diese Feier in äußerster Würde und mit großem Aufwand.<br />

Protestantische, katholische und jüdische Festgottesdienste wurden allenthalben<br />

abgehalten, Festausschüsse konstituierten sich ..., Ehrenjungfrauen<br />

und Jubelgreise überbrachten Petitionen und Adressen bei<br />

Hofe, Spitzbuben wurden begnadigt, Beamte befördert, Böller und<br />

Feuerwerk abgebrannt (J. Borchert, Mecklenburgs Großherzöge, p. 9).<br />

Für die Einbände des Almanachs wurde offenbar ein einheitlicher<br />

Deckelentwurf mit dem Landeswappen festgelegt. Die Ausführung<br />

erfolgte in Varianten der Gestaltung und des Materials. Das Subskribentenverzeichnis<br />

belegt über 550 Bestellungen, bessere Exemplare<br />

wurden den ordentlichen deutlich vorgezogen. Das vorliegende Exemplar<br />

in feiner Seide mit Blumengebinde am Rücken war vermutlich ein<br />

Geschenk an den nicht subskribierenden Großherzog Paul Friedrich<br />

August von Oldenburg, dessen großer bekrönter Bibliotheksstempel<br />

mit Monogramm A. auf der Rückseite des gestochenen Titels.<br />

Heeß, Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, no. 2801. - Rücken<br />

an Kopf und Fuß mit kurzen, teils geschlossenen Einrissen,<br />

Papierbezug über den Innengelenken aufgesprungen. Das kräftige<br />

Vélinpapier schwach stockfleckig.<br />

32 JUBEL-EINBAND. - DASSELBE, kollationsgleich. Originaler Saffianband mit reicher Vergoldung und farbigen<br />

Lederauflagen, Innenkantenvergoldung, weißen Seiden-Doublüren, grünen Papiervorsätzen und Goldschnitt; auf<br />

beiden Deckeln das bekrönte, von Stier und Greif gehaltene Wappen Mecklenburgs. 950.-<br />

Prunkende Variante des Jubel-Einbandes mit sprechender Rückenvergoldung<br />

aus Strahlenbündeln, die in den äußersten Feldern von<br />

Punktwolken umflogen sind. Une très belle reliure romantique, wie<br />

ein am weißen Vorsatz angefalzter französischer Katalogausschnitt<br />

aus älterer Zeit hervorhebt.<br />

Auch dieses Exemplar ist auf starkem Vélinpapier gedruckt. Die<br />

Verlagshandlung hatte laut Vorwort übrigens große Schwierigkeiten,<br />

in kurzer Zeit literarische Beiträge mecklenburgischer Autoren<br />

zusammenzutragen. Aufgenommen wurden schließlich Erzählungen<br />

und historische Abhandlungen von Heinrich Franke, Friedrich Wilhelm<br />

Rogge, Friedrich Pentzlin, David Russa (David Jakob Assur,<br />

jüdischer Schriftsteller und Journalist aus Schwerin) sowie Amalia<br />

Schoppe. Die drei Portraits, von der geschickten Meisterhand des<br />

Herrn Fischer in Schwerin gezeichnet, zeigen uns in gelungener Ausführung<br />

den Jubilar selbst, ferner Erbgroßherzog Paul Friedrich und<br />

seine Frau Alexandrine, eine Tochter der Königin Luise von Preußen.<br />

Die beiden Ansichten geben Schwerin und Doberan nach Zeichnungen<br />

des Decorationsmalers Schnelle wieder.<br />

Deckelecken gering bestoßen, Innengelenke etwas brüchig. Zwei<br />

Exlibris des <strong>20</strong>. Jahrhunderts auf der vorderen Seidendoublüre montiert.<br />

Durchgehender Stockfleckenanflug.<br />

40 41


Einzige Ausgabe, in kleiner Zahl oder auf Bestellung abgezogen. Wir<br />

können je ein Exemplar im Schloßmuseum Sondershausen und an<br />

der British Library nachweisen, keines in deutschen Bibliotheken.<br />

Die Serie zeigt zwölf Szenerien des Schwarzatales, seit dem ausgehenden<br />

18. Jahrhundert beliebtes Ausflugsziel nahe Weimar und<br />

Jena. Auf dem bedruckten Umschlag sind alle Stationen bezeichnet<br />

und beschrieben. Einleitend legt Kämmerer seinen künstlerischen<br />

Standpunkt fest: Für die Landschaftsmalerey und zur Betrachtung des<br />

Schönen sind diejenigen Gegenden am Schicklichsten, welche noch das<br />

Ursprüngliche der Natur, das Freye und Ungekünstelte an sich tragen,<br />

und durch die Bewohner desselben keine Veränderung gelitten haben.<br />

Landschaftsmalerey<br />

33 KÄMMERER, ERNST. Die romantische Gegend von Schwarzburg, von Blankenburg aus im Thale an der Schwarze<br />

hinauf bis zum Fürstlichen Stammhause daselbst. In zwölf Kupferstichen mit einer kurzen Beschreibung. Rudolstadt,<br />

Selbstverlag, 1802. Folio (40 : 25 cm). 6 Tafeln mit 12 Kupferstichen, Plattenmaß je ca. 12 : 15.5 cm. 3 ineinandergelegte<br />

Doppelblätter in blaugrauem, vierseitig bedrucktem Original-Umschlag. 1750.-<br />

Kämmerer (Rudolstadt 1757-1807) erhielt seine Ausbildung in<br />

Mannheim und Düsseldorf, 1794 wurde er Zeichenlehrer am<br />

Gymnasium zu Rudolstadt. Bekannt sind die Tafelvorlagen zu seines<br />

Bruders Die Conchylien im Cabinette des Herrn Erbprinzen von<br />

Schwarzburg-Rudolstadt, 1786-91. Der Künstler selbst beschrieb<br />

die Gemälde des Schlosses und veröffentlichte etliche Aufsätze in<br />

Wielands und Meusels Zeitschriften. Thieme & Becker erwähnen<br />

die vorliegende Serie nicht. - Spuren ehemaliger Interimsheftung im<br />

Mittelfalz der Doppelbögen und am Umschlag. Dieser etwas enger<br />

beschnitten als die sehr breitrandigen Tafeln. Auf weichem Kupferdruckpapier,<br />

etwas stockfleckig, erste und letzte Tafel stärker.<br />

Einzige Ausgabe. Privatdruck mit detaillierten Beschreibungen von<br />

Festspielen, Maskenzügen, Bällen, Theateraufführungen und Geburtstagsfesten<br />

der königlichen Familie sowie des Berliner Hofes in<br />

den Jahren 1814-1829. Herzog Karl berichtet als Augenzeuge, nennt<br />

Ort und Anlaß der Feste sowie Namen und Stand der Teilnehmer.<br />

Viele der Veranstaltungen wurden von ihm selbst inszeniert, darunter<br />

auch das berühmte, in Gemeinschaft mit K. F. Schinkel und F. de la<br />

Motte Fouqué vorbereitete Festspiel Der Zauber der weissen Rose. Das<br />

Fest fand anläßlich des Geburtstages und Besuches der Zarin Alexandra<br />

Feodorowna (d.i. Prinzessin Charlotte von Preußen) 1829 im Potsdamer<br />

Neuen Palais statt und wird hier auf p. 334-392 beschrieben.<br />

Lustbarkeiten am Berliner Hof<br />

34 (KARL FRIEDRICH AUGUST, HERZOG ZU MECKLENBURG-STRELITZ). Erinnerungen an Berlin.<br />

Festspiele. (Berlin, um 1830). 8vo (19.5 : 12.5 cm). 1 Bl., 392 S. Hellgrüne Original-Kartonage mit gedrucktem Rücken-<br />

und Deckeltitel, rosafarbenen Spiegeln sowie zeitgenössischem Schutzumschlag aus gelbem Papier. 1250.-<br />

Karl von Mecklenburg-Strelitz (1785-1837), Halbbruder der Königin<br />

Luise, nahm als Kommandeur der Gardes du Corps und später<br />

als Präsident des Staatsrates erheblichen Einfluß auf die preußische<br />

Politik der Restaurationszeit. In den höchsten Kreisen der Berliner Gesellschaft<br />

spielte er eine hervorragende und glänzende Rolle, wobei ihm<br />

seine Befähigung für das Bühnenfach zu Statten kam (B. von Poten in<br />

ADB XV, p. 310 f.).<br />

Der Schutzumschlag eingerissen, die Kartonage gering verstaubt. Etwas<br />

stockfleckig, teils mit leichter Knickspur in der unteren Ecke.<br />

Antiquadruck auf Vélin, schönes, breitrandiges Exemplar.<br />

35 KIEL, BIBLIOTHEK HENSLER. - Verzeichniß einer Sammlung von theologischen, philologischen und andern<br />

Büchern, welche zu Kiel gegen das Ende des Novembers 1809 ... in dem Henslerschen Hause verkauft werden soll. Kiel,<br />

Schulbuchdruckerei, 1809. 8vo (17 : 10 cm). 40 S. Marmorierter Umschlag d. Zt. 350.-<br />

Für uns nicht nachweisbarer Versteigerungskatalog. Angeboten werden<br />

735 Bände, die der Arbeitsbibliothek eines Pastors mit orientalistischem<br />

Interesse entsprechen, außerdem eine Kartensammlung.<br />

Man darf in dem Henlserschen Hause eines der beiden Anwesen vermuten,<br />

die der beliebte Arzt Philipp Gabriel Hensler (1733-1805)<br />

hinterlassen hatte. Hensler studierte Theologie, dann Medizin in<br />

Göttingen; Michaelis schlug ihn als ärztlichen Begleiter der Expedition<br />

Niebuhrs vor. Seit 1789 lehrte Hensler Medizin an der Universität<br />

Kiel. Er hinterließ eine beachtliche Büchersammlung, aus<br />

der sich 1806 zunächst die Universitätsbibliothek mit Sondermitteln<br />

bediente. 1808 erschien seltsamerweise in Edinburgh der Catalogue<br />

of Books ... including the Classical Library of Prof. Hensler of Kiel ... on<br />

Sale at the Shop of Archibald Constable.<br />

Möglicherweise wurde in Henslers Haus ein Restbestand seiner Bücher<br />

veräußert, vielleicht auch die Bibliothek seines Sohnes Christian<br />

Gotthilf (1760-1812). Dieser hatte 1809 seine Professur der Theologie<br />

in Kiel aufgegeben, um in Altenburg und Halle zu privatisieren.<br />

Für das Haus des Arztes jedenfalls spricht ein Anhang medizinischer<br />

Geräte, darunter Elektrisirmaschine, ein Apparat zum Einathmen<br />

künstlicher Luftarten, Lavementmaschine, ein Apparat zur Rettung der<br />

Ertrunkenen und Erstickten. Der Erlös aus Häusern und Büchern war<br />

testamentarisch der Hensler‘schen Stiftung für junge Ärzte bestimmt.<br />

Cf. H. Ratjen, Philipp Gabriel Hensler, in: Zeitschrift der Gesellschaft<br />

für die Geschichte der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg<br />

I, 1870, p. 260 ff., bes. 272 & 279/80. - Frisch.<br />

42 43<br />

p. 64


36<br />

Einzige Ausgabe. Das Münster des 1132 gestifteten Zisterzienserklosters<br />

Heilsbronn war 1297 bis 1625 Grablege der fränkischen<br />

Hohenzollern, noch die ersten drei Kurfürsten und Markgrafen von<br />

Brandenburg wurden hier begraben. Heilsbronn war 1791 bis 1806<br />

preußisch, mit dem Übergang an Bayern entwickelte sich die Klosteranlage<br />

zum Politikum.<br />

1770-1773 waren Kapitelbau, Kreuzgang und die Laienkirche St.<br />

Catharina niedergerissen worden. Das Münster wurde zur Gemeindekirche,<br />

Fresken verschwanden unter Kalkputz. Klingsohr klagt:<br />

Des jetzt regirenden Königes von Preussen Majestät (Friedrich Wilhelm<br />

III.) und unzählig andere Durchreisende, welche die Ueberbleibsel<br />

der Vorzeit und Kunst schätzen, bezeigten ihr Misfallen darüber,<br />

daß diese Kirche durch die neue Aptirung an ihrem Kostum so gelitten.<br />

Heilsbronn Monastery - Dedication Copy in Blue Silk<br />

36 (KLINGSOHR, C. F.). Kurze Geschichte des ehemaligen Klosters Heilsbronn, und Biographien derer sämtlich in<br />

der Münsterkirche daselbst beigesetzten Fürsten und Kurfürsten aus dem Burggräflichen Fürsten Hause Nürnberg Hohen-<br />

Zollern. Text- und Tafelband. Ohne Druckort, Auf Kosten des Verfassers, 1806. Text: 4to (21.5 : 17.5 cm). 2 Bl., 99 S.,<br />

1 lose eingelegtes Errata-Bl. mit zusätzlichen handschriftlichen Korrekturen. - Tafeln: Quer-Folio (35 : 44 cm). 16<br />

Tafeln mit 21 Kupfern, davon 4 zu 2 doppelblattgroßen Tafeln zusammengesetzt. Hellblaue Seidenbände d. Zt. mit<br />

Spiralbordüren in oxidierter Silberprägung um die Deckel sowie Silberschnitt. Dabei:<br />

Eigenhändiger Widmungsbrief des Verfassers an (Wilhelm) Herzog in Bayern mit Unterschrift Klingsohr Pfarrer allhir.<br />

Kloster Heilsbronn, 3. XII. 1806. Groß-Folio (39 : 23.5 cm). 3 S. auf einem Doppelblatt feinen Schreibpapiers.<br />

2<strong>20</strong>0.-<br />

Das Engagement des Pfarrers - für den Tafelband kaufte er neun erhaltene<br />

Kupferplatten von Hockers 1731 erschienenen Hailsbronnischem<br />

Antiquitäten-Schatz und ließ die verlorenen nachstechen - ist ein kaum<br />

verhüllter Hilferuf an die neue Herrschaft. Klingsohr habe gehört, mit<br />

welcher Aufmerksamkeit Euere Herzogliche Durchlaucht zu wiederholtenmalen<br />

unsre Münster Kirche zu besehen geruhten, so der Widmungsbrief.<br />

Erst auf Drängen Friedrich Wilhelms IV. bewilligte München<br />

die Restaurierung des Münsters. Sie wurde 1866 abgeschlossen, im<br />

Gegenzug erfolgte eine preußische Stiftung zum Unterhalt.<br />

Lipperheide Da 45. - Rücken der empfindlichen Einbände verblichen,<br />

Vorderdeckel des Textbandes mit kleiner Wurmspur, derjenige<br />

des Tafelbandes durch liegende Lagerung angegraut. Frisches Exemplar<br />

auf starkem bläulichen Papier.<br />

44 45


37<br />

38<br />

37 LANDWEHREN. - Unterricht in den Waffen-Uebungen für die Landwehr-Infanterie (Landwehr-Cavallerie und<br />

Landwehr-Artillerie) des Königreichs Bayern. 3 Bände. München, G. Franz, 1835. 8vo (16 : 10.5 cm). Infanterie: 2 Bl.,<br />

XIV, 335 S., 8 lithographierte Tafeln auf 6 Faltbl. - Cavallerie: 2 Bl., X, 242 S., 6 lithographierte Falttafeln. - Artillerie:<br />

2 Bl., IV, 78 S., 1 lithographierte Falttafel. Hellblaue Moiréeseiden-Bände d. Zt. mit schwarzgeprägten Rückentiteln<br />

zwischen Goldfileten, applizierten Deckelbordüren aus geprägtem Goldpapier, Goldschnitt und weißen Lackpapier-<br />

Vorsätzen. 750.-<br />

Kavallerie und Artillerie in ersten Ausgaben, lediglich für die Infanterie<br />

ein früherer Druck nachweisbar (1827, 240 S.). Jeder Band mit<br />

dem für das gesamte Regelwerk erteilten königlichen Privileg auf<br />

zehn Jahre.<br />

Die aus der hergebrachten Waffenpflicht des einzelnen Bürgers entstandenen<br />

Landwehren wurden während der napoleonischen Kriege<br />

nicht nur in Bayern, sondern auch in Österreich und Preußen wiederbelebt.<br />

Ihre drei Waffengattungen hatten entscheidenden Einfluß<br />

Von uns nicht nachgewiesene Folge des Wiener Kupferstechers<br />

(1772-1841). Langer folgt den beiden Hauptwerken der Wiener Stecherschule<br />

(Lanckoronska & Oehler III, p. 21): Ovids Verwandlungen<br />

in Kupfern von 1791 mit 139 Stichen, vor allem aber deren 1793<br />

erschienenen Supplement Die Hauptgötter der Fabel in Kupfern mit<br />

24 Tafeln. Beide Serien gehen auf die Pariser Prachtausgabe des Ovid<br />

von 1767 zurück und wurden mehrfach nachgestochen.<br />

Langers Auswahl zeigt in drei Abteilungen Götter ersten und zweiten<br />

Unbekannte Wiener Stichfolge<br />

auf das Geschehen, neuerliche Bedeutung erlangten sie zu Revolutionszeiten.<br />

Die sehr genauen Instruktionen betrafen den gemeinen<br />

Mann. Die Auflagen müssen beträchtlich gewesen sein, fielen jedoch<br />

dem Verschleiß anheim und waren keinesfalls für Prunkeinbände<br />

bestimmt.<br />

Rücken angestaubt und mit Papieretiketten, die empfindlichen Einbände<br />

sonst hervorragend erhalten. Frisches, unbenutztes Exemplar<br />

auf feinem Vélin.<br />

38 LANGER, SEBASTIAN. Die bedeutendsten Götter der Griechen und Römer. In vierzig Abbildungen. Wien, Im<br />

v. Reillyschen Kunstwerke Verschleiß Comtoir, 1807. Groß-8vo (22 : 15.5 cm). Gestochener Titel, 3 gestochene Zwischentitel,<br />

gestochenes Registerblatt und 40 numerierte Kupfertafeln. Marmorierter Lederband d. Zt. mit 2 farbigen<br />

Rückenschildern, floraler Rückenvergoldung, marmorierten Vorsätzen und Rotschnitt. 750.-<br />

Ranges sowie Halbgötter, jeweils in ganzer Figur und mit ihren Attributen.<br />

Gegenüber den Vorlagen sind seine Darstellungen schärfer<br />

und kontrastreicher, figürliches und landschaftliches Beiwerk ist reduziert.<br />

16 meist nachrangige Gottheiten (darunter Jason, Pan, Thetis<br />

und die Parzen) ergänzen die ursprünglichen 24 Hauptgötter der<br />

Fabel zu einer systematischen Ikonographie des antiken Pantheons.<br />

Gering stockfleckig, zwei Tafeln von der Heftung nicht vollständig<br />

erfaßt. Frisches, schön gebundenes Exemplar auf starkem Papier.<br />

46 47


39 LEIPZIG, BIBLIOTHEKEN AM ENDE & SCHREITER. - Verzeichniß eines Theils der Bibliothek des verstorbenen<br />

Herrn Cammerraths Am Ende, Königl. Sächs. Oberhofrichters, nebst einem Anhange von Büchern aus allen Wissenschaften,<br />

Manuscripten u. einer Sammlung von Insecten, welche Montags den 9then April 1810 ... im rothen Collegio<br />

öffentlich versteigert werden sollen. 2 Teile in 1 Band. Leipzig, J. A. G. Weigel, 1810. Klein-8vo (16 : 9 cm). 1 Bl., 142;<br />

283 S. - Angebunden: Verzeichniß der Bibliothek des verstorbenen Prof. Extraord. Herrn Schreiters, welche als Anhang<br />

der Bücherauction vom 9. April 1810 gerichtlich versteigert werden soll. Leipzig, J. A. G. Weigel, 1810. 1 Bl., 62 S., 1 Bl.<br />

Einfache zeitgenössische Durchheftung unter Rückenfalz. 600.-<br />

Drei noch frühe Auktionskataloge Weigels, der seit 1795 Universitätsauctionator<br />

war und dank der Säkularisation das erste Auctionsinstitut<br />

in Deutschland zur Blüte brachte (cf. ADB XLI, p. 470).<br />

Die Bibliothek Am Ende umfaßt über 4000 Nummern, Weigel<br />

ordnet einen Teil bereits nach Sachgebieten wie Geschichte, Jurisprudenz,<br />

Geographie und Reisebeschreibungen bis hin zu Catalogen<br />

und Manuscripta. Carl Bernhard am Ende, auf Roitzsch, war laut<br />

sächsischem Hofkalender von etwa 1786 bis 1806 Vice-, ab 1807<br />

Oberhofrichter.<br />

Der erste Anhang verzeichnet 5739 Nummern Bücher überwiegend<br />

nach Formaten, ein wohlerhaltenes Cabinet von Insekten nach<br />

Linnés sieben Classen geordnet sowie eine Laterna magica mit allem<br />

Zubehör. Der zweite Anhang oder Beiband mit eigenem Titelblatt<br />

ist für uns derzeit in keinem weiteren Exemplar nachweisbar. Carl<br />

Gottfried Schreiter (1756-1809) war Professor der Philosophie in<br />

Leipzig und veröffentlichte Übersetzungen aus dem Englischen und<br />

Französischen. Dies spiegelt sich in zahlreichen originalsprachigen<br />

Werken seiner Sammlung von 1700 Bänden, darunter etliche brochirte<br />

Bücher. Der Katalog fehlt auch bei Folter, Deutsche Dichter-<br />

und Germanisten-Bibliotheken. - Buchblock rundgelesen, Rückenfalz<br />

eingerissen. Schlußblatt mit Kopfabriß unter Textverlust, sonst<br />

wohlerhalten.<br />

40 LEOPOLDINA. - BÜCHNER, ANDREAS ELIAS. Academiae Sacri Romani Imperii Leopoldino-Carolinae<br />

Naturae Curiosorum Historia. Halle, J. J. Gebauer, 1755-(1756). 4to (25: 19 cm). 16 Bl., 581 S., 6 Bl. Mit gestochenem<br />

Frontispiz, Titel- und 3 Kopfvignetten sowie 3 (von 5) Kupfertafeln. Halblederband d. Zt. mit Rückenschild und<br />

Rotschnitt. 1350.-<br />

Die erste Geschichte der Leopoldina, mit etwas Verspätung zum<br />

hundertjährigen Bestehen erschienen. Das Werk ist in öffentlichen<br />

Bibliotheken verbreitet, im deutschen Auktionshandel können wir<br />

hingegen seit 1950 keinen Zuschlag nachweisen. Wir bieten das vorliegende<br />

Exemplar daher an, obgleich die Portrait-Tafeln von C. J.<br />

Trew und J. H. Kniphof entfernt wurden.<br />

Büchner, 1735-69 sechster Präsident der 1652 in Schweinfurt begründeten<br />

Akademie, zeichnet zunächst ihre Entwicklung Dezennie<br />

für Dezennie nach. Es folgen Statuten und Privilegien sowie beschreibendes<br />

Verzeichnis der Publikationen, vor allem der berühmten<br />

Miscellanea Curiosa und ihrer Nachfolger. In sechs Kapiteln ist<br />

der Personalstand minutiös verzeichnet, von den fürstlichen Geld-<br />

gebern (Protectores) über die Präsidenten und ihre Adjunkten (Directores<br />

Ephemeridum) bis zur langen Chronologie der Mitglieder,<br />

erschlossen durch ein Register der Eigen- und Gesellschaftsnamen.<br />

Dem Schlußabschnitt De Academiae Bibliotheca atque Museo ist eine<br />

schöne Vignette des Sammlungssaales im Erfurter Augustinerkloster<br />

vorangestellt. Der Text zitiert das Vorwort zum ersten gedruckten<br />

Katalog der Akademiebibliothek, ebenfalls 1755 von Büchner herausgegeben.<br />

Die Vorrede zur Historia ist erst 1756 datiert.<br />

Murray, Museums I, p. 118, n. 1. - Einband stark berieben und fleckig,<br />

Kapitale abgestoßen. Letzter Textbogen etwas fleckig, sonst innen<br />

sauberes Exemplar.<br />

48 49


41 LEOPOLDINA. - DELIUS, HEINRICH FRIEDRICH. Philyra qua Academiae Imperialis Naturae Curiosorum<br />

praeses ... directori cunctisque adiunctis et collegis ... s.p.d. atque de nupero et praesenti dictae Academiae statu breviter<br />

agit. Erlangen, F. L. Ellrodt, 1788. 4to (21.5 : 18 cm). XII S. Gefalzte Rohbögen, ungeheftet und unbeschnitten.<br />

300.-<br />

Zweite Geschichte der Leopoldina im Abriß, bei Delius‘ Antritt als<br />

achter Präsident am 15. Dezember 1788 gelesen. Der gelehrte Arzt<br />

starb bereits 1791, konnte aber den allmählichen Verfall der Akade-<br />

Der dritte Situationsbericht der Akademie, ein Jahr vor dem <strong>20</strong>0.<br />

Gründungsjubiläum von ihrem elften Präsidenten verfaßt. Anlaß ist<br />

die unsichere Zukunft nach dem Scheitern eines deutschen Gesamtstaates<br />

1848/49. Nees beginnt seine Akademiegeschichte samt Bibliographie<br />

mit einem Hilferuf an alle Regierungen Deutschlands und<br />

schließt mit der Makulatur gewordenen Idee einer Wiederherstellung<br />

der Akademie für das neu belebte deutsche Reich. Die Begründung<br />

der Leopoldina als Nationale Akademie der Wissenschaften erfolgte<br />

erst <strong>20</strong>08.<br />

Diese drei Kapitel waren bereits in vol. 23 der Nova Acta veröffentlicht<br />

worden und liegen hier im Separatdruck mit eigener Pagina<br />

vor. Die beiden Folgekapitel konnten ihrer Brisanz wegen nur als<br />

Privatdruck angehängt werden. Nees, seit 1818 Präsident und Herausgeber<br />

der stattlichen Jahresbände, war 1851 wegen seiner basisdemokratischen<br />

Aktivitäten von der preußischen Universität Breslau<br />

suspendiert worden und sollte 1852 ohne Pension entlassen werden.<br />

In den Kapiteln Die Katastrophe des Selbstbewusstseins in Preussen<br />

und Persönliches rechnet er mit Berlin ab.<br />

Das Exemplar trägt am Vorderumschlag und zu Beginn der Schluß-<br />

Handexemplar des Director Ephemeridum<br />

mie aufhalten. Seine Philyra - mythische Erfinderin des Papiers und<br />

Mutter des heilkundigen Kentauren Chiron - konzentriert sich auf<br />

die Epoche Büchners und seines Nachfolgers Friedrich Jacob Baier.<br />

42 LEOPOLDINA. - NEES VON ESENBECK, CHRISTIAN GOTTFRIED. Vergangenheit und Zukunft der<br />

Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher. Breslau 1851. 4to (29 : 22 cm). 2 Bl., 74 (recte<br />

76) S. Dunkelgrüner Leinenband d. Zt. mit goldgeprägtem Deckeltitel, der bedruckte Original-Vorderumschlag beigebunden.750.-<br />

kapitel den privaten Besitzvermerk des Jenaer Mediziners Dietrich<br />

Georg Kieser, als Director Ephemeridum Adjunkt des Präsidenten.<br />

Kieser hat den Text mit zahlreichen Anstreichungen, Fragezeichen<br />

und kritischen Marginalien in Bleistift versehen. Seltsamerweise<br />

fndet sich am Titel auch ein entwerteter Bibliotheksstempel der<br />

Leopoldina. Der Band wird in der Liste kriegsbedingter Verluste der<br />

Leopoldina nicht geführt.<br />

Das Präsidentenamt der Leopoldina konnte Nees nicht genommen<br />

werden und wurde von ihm bis zu seinem Tod 1858 ausgeübt.<br />

Durch die Entlassung seitens der Universität mittellos geworden,<br />

ließ er 1852 seine Sammlungen versteigern. Kieser heftete folgendes<br />

Rundschreiben bei: Bittgesuch des Professors Nees v. Esenbeck zu<br />

Breslau, insbesondere an die Mitglieder der K. L. C. Akademie der Naturforscher,<br />

als Vorwort zu dem Katalog seiner ... zu verauctionirenden<br />

Bibliothek und Herbarien. Breslau 1851. Groß-8vo (24.5 : 14.5 cm).<br />

2 Bl., auf der letzten Seite summarische Beschreibung des Herbars.<br />

Cf. DSB X, p. 12 und Stafleu & Cowan III, p. 706 f. (Bittgesuch). -<br />

Etwas berieben und bestoßen. Auf p. 74 Tintenflecken, sonst sauber<br />

und breitrandig.<br />

Erste Ausgabe. Der tabellarische lateinische Text von Christ und Heyne<br />

zur Dactyliotheca Universalis (1755-62) schien Lippert von geringem<br />

pädagogischen Nutzen, vor allem für Künstler. Er verfaßte daher 1767<br />

für seine Neuausgabe von <strong>20</strong>00 ausgewählten Abdrücken der ersten<br />

Sammlung einen deutschen Kommentar. Lipperts Erklärungen und<br />

Deutungen sind ausführlich und fortlaufend gehalten, in Ergänzung<br />

der Abdrücke entwarf er eine Reihe beispielhafter Vignetten. Der Vorbericht<br />

erläutert sein Programm und Lebenswerk. 1776 konnte Lippert<br />

diese Auswahl noch durch den meist fehlenden Supplementband<br />

mit der Erläuterung von über 1000 neuen Abdrucken erweitern.<br />

Provenienz: Auf den Vorsatzblättern handschriftlicher Besitzvermerk<br />

J. Fr. Vandevelde. Jan Frans van de Velde (1743-1823) war letzter<br />

Mit dem Supplement<br />

43 LIPPERT, PHILIPP DANIEL. Dactyliothec. Das ist Sammlung geschnittener Steine der Alten aus den vornehmsten<br />

Museis in Europa zum Nutzen der schönen Künste und Künstler in zwey Tausend Abdrücken ediret. 2 Bände (Mythologisches<br />

und Historisches Tausend). Leipzig, B. C. Breitkopf, 1767. - Supplement zu(r) Dacktyliothek bestehend in<br />

Tausend und Neun und Vierzig Abdrücken. Leipzig, S. L. Crusius, 1776. Zusammen 3 Bände in 4to (25 : <strong>20</strong> cm). I: 2<br />

Bl., XLIV, 344 S. - II: 1 Bl., 307 S. - III: 1 Bl., XX, 184 S. Mit Haupttitel, 2 Zwischentitelbordüren, 10 Seitenbordüren,<br />

1 beidseitig bedruckten Tafel und 40 Vignetten, alles in Kupferstich. Schlichte Halblederbände d. Zt. mit roten<br />

Rückenschildern. 1100.-<br />

Rektor und Bibliothekar der alten Universität Leuven (Brabant).<br />

Seine Privatbibliothek von etwa 40.000 Titeln wurde 1833 in Gent<br />

versteigert. 1798-1802 floh Van de Velde vor den Franzosen nach<br />

Dresden und mag das vorliegende Exemplar dort erworben haben<br />

(cf. The British Museum, Collection database).<br />

V. Kockel & D. Graepler (ed.), Daktyliotheken, <strong>20</strong>06, p. 69 ff. - Einbände<br />

stark berieben und bestoßen, Gelenkbezug teils eingerissen,<br />

am Vorderdeckel des Supplementes Schmauchspur mit schwachem<br />

Braunfleck bis zum Widmungsblatt. Zweite Hälfte von Band I mit<br />

winzigen Wurmstichen im weißen Fußrand, durchgehender Wurmstich<br />

im Bund des Supplementes. Dieses auf starkem, lagenweise gebräuntem<br />

Papier, sonst innen sauber und breitrandig.<br />

50 51


44<br />

Erste deutsche Übertragung von Loysels Essay sur l‘art de la verrerie,<br />

bereits 1791 angekündigt und Paris 1800 erschienen. Der Bearbeiter<br />

bleibt in heutigen Bibliotheksaufnahmen anonym, erschließt sich<br />

aber aus lokalen Details und war den Zeitgenossen wohlbekannt.<br />

Beckmann nennt ihn 1803 in seiner Physikalisch-oekonomischen<br />

Bibliothek XXII/1, p. 28 ausdrücklich: Carl Wigand Tabor (1755-<br />

1834), kurmainzischer Hofrat, Inspektor der Manufakturen und<br />

letzter Direktor der Lohrer Spiegelhütte. 1818 erschien ebenfalls<br />

anonym ein Zweyter oder praktischer Theil von doppeltem Umfang,<br />

nun ganz nach Tabors eigenen Erfahrungen und Beobachtungen bearbeitet.<br />

Dieser Band ist noch seltener als der vorliegende.<br />

Tabors Bearbeitung ist die erste deutsche Glastechnologie seit Kunckel<br />

und zum Klassiker geworden. Er hat Loysels Text vor allem<br />

in den mathematisch-chemischen Passagen verständlicher werden<br />

lassen, vielfach den Bezug zur Praxis hergestellt und nicht zuletzt<br />

knapp 100 gestochene Figuren samt Legende hinzugefügt. Das Werk<br />

wendet sich an aufgeklärte Ökonomen auf staatlicher wie privater<br />

Ebene. In der Vorrede beleuchtet Tabor die Stagnation der deutschen<br />

Glasproduktion:<br />

Letzter Direktor der Spiegelhütte Lohr am Main<br />

44 LOYSEL, PIERRE. Versuch einer ausführlichen Anleitung zur Glasmacherkunst für Glashüttenbesitzer und Cameralisten<br />

mit Rücksicht auf die neuern Grundsätze der Chemie. Nach dem Französischen und nach eigenen Erfahrungen<br />

bearbeitet (von Carl Wigand Tabor). Frankfurt am Main, Andreä, 1802. 4to (24.5 : 19.5 cm). XVII, 274 S., 10 gefaltete<br />

Kupfertafeln. Ockerfarbener Pappband d. Zt. mit 2 farbigen Rückenschildern und floraler Rückenvergoldung,<br />

Rotschnitt. <strong>20</strong>00.-<br />

Immer noch ist die Glasmacherkunst ein Geheimniß, das gewissen<br />

Glasmeistern zu eigen zu seyn scheint, das von Vater auf Sohn blos empirisch<br />

forterbt, eben deswegen keine großen Fortschritte gemacht hat,<br />

und sich fast noch in dem nämlichen Zustande befindet, in welchem<br />

es vor 100 und mehr Jahren war. ... Den gewöhnlichen Glasmeistern<br />

neue und nützliche Vorschläge vorlegen wollen, würde tauben Ohren<br />

predigen heißen. Diese Klasse von Menschen ist durch Vorurtheil und<br />

Egoismus so eingenommen, daß sie alles verwirft, verhindert, verachtet<br />

und verlacht, was nicht mit ihrer Weise übereinstimmt, was nicht aus<br />

ihrem oft sehr kleinen Verstandsbehälter entsprossen ist (p. IV).<br />

Duncan, Bibliography of Glass, no. 8124 (ungenau). - Einband angestaubt,<br />

gering bestoßen und fleckig. Stellenweise Stockflecken, sonst<br />

sauberes Exemplar.<br />

First German edition, considerably enlarged by C. W. Tabor and illustrated<br />

with 10 folding engravings. The first manual of glass technology<br />

in Germany since Kunckel‘s Ars vitraria. Tabor was a specialist particularly<br />

for mirror glass, in 1818 he added a scarce follower reflecting his<br />

own experience. - Contemp. yellowish boards, gilt spine with 2 labels,<br />

slight traces of wear. A fine, large copy.<br />

52 53


46 46<br />

45<br />

Einzige Ausgabe. Augenzeugenbericht vom mehrtägigen Besuch<br />

Christian Ludwigs II. von Mecklenburg in Güstrow über Pfingsten<br />

1748. Zu Beginn werden Ablauf der Festlichkeiten sowie die beteiligten<br />

Personen, ihre Kleidung, Pferde und Kutschen geschildert. Für<br />

den 6. Juni 1748 war eine Illumination sämtlicher Bürgerhäuser angesetzt.<br />

Lübbeke beschreibt das Ereignis Haus für Haus auf mehr als<br />

zwölf Druckbögen. Nach Stadtteilen geordnet sind die Besitzer, ihr<br />

Berufsstand und die von ihnen illuminierten Emblemata und Sinnsprüche<br />

dokumentiert.<br />

Illumination en Detail<br />

45 LÜBBEKE, JOACHIM AUGUSTUS. Als Der Durchlauchtigster Hertzog und Herr Christian Ludewig, Regierender<br />

Hertzog zu Mecklenburg ... Einzug in der Hertzogl. Residentz- und Vorder-Stadt Güstrow zur allgemeinen und<br />

unterthänigsten Freude der Einwohner hielten ... ein schrifftliches Denckmahl. Güstrow, J. G. Fritz, 1748. Klein-4to (19<br />

: 15.5 cm). 64 Bl. Marmorierter Umschlag d. Zt. 450.-<br />

Über ihre Anfänge nicht hinausgekommene Zeitschrift, versuchsweise<br />

in kleiner Auflage erschienen und kaum in öffentliche Bibliotheken<br />

gelangt. Beide Teile mit eigenem Thema und Titelblatt:<br />

I. ACHIM MAYER. Luise, Königin von Preuszen, geb. Herzogin<br />

von Mecklenburg. Bilder aus Ihrem Leben und Wirken, Ihre<br />

unvergeßlichen Worte und Briefe. 2 Bl., 223 S. Mit 3 Tafeln in Federlithographie.<br />

- Erste Ausgabe, 1858 separat bei Brünslow in Neubrandenburg<br />

wiederholt. Biographie der verehrten Preußen-Königin<br />

nach authentischen Quellen, illustriert mit der Sterbeszene in Hohenzieritz,<br />

einer Außen- und einer wirkungsvollen Innenansicht des<br />

Luisen-Mausoleums im Park von Charlottenburg. Der Verfasser war<br />

Pastor und Lokalhistoriker im mecklenburgischen Friedland.<br />

Aus der wohlhabenden Einwohnerschaft werden neben Hof- und<br />

Verwaltungsbeamten auch viele Händler und Handwerker genannt,<br />

so der Wein-Händler Höpfner, Kaufmann Croto Gina, Kniesenacks-<br />

Brauer Duncker, Mahler Kalliesen, Hr. Knöchel, Organist an der<br />

Pfarr-Kirchen, Goldschmid Livonius, Postmeister Kuetemeyer, Madame<br />

Rudeloffen, auf der Raths-Apothecke, Gold-Jubilier Giesenhagen,<br />

Thurm-Decker Maschmann, Coffee-Händler Freytag und Knopfmacher<br />

Stahlberg. - Etwas gebräunt und braunfleckig, Titel verso<br />

alter Stempel der Mecklenburgischen Ritter- und Landschaft.<br />

46 LUISE, KÖNIGIN VON PREUSSEN. - Album von Mecklenburg in Ansichten und Beschreibungen interessanter<br />

Landschaften, Schlösser, Städte &c. und in biographischen Darstellungen berühmter Männer und Frauen aus dem Regentenhause<br />

und Volke. 2 Teile in 1 Band (alles Erschienene). Neubrandenburg, B. Ahrendt, 1857. 8vo (17.5 : 11.5 cm).<br />

Dunkelblauer Samtband d. Zt. mit aufgelegter Deckelbordüre aus Goldpapier, weißen Moiréepapier-Vorsätzen und<br />

Goldschnitt. 950.-<br />

II. Probeblätter aus der Beschreibung der Mecklenburgischen<br />

Schweiz mit Ansichten von Burg-Schlitz, Remplin, Basedow. 16 S.,<br />

4 Tafeln in Federlithographie, eine mit gelblicher Tonplatte. - Nicht<br />

fortgesetzte Topographie der alten Gutslandschaft mit hübschen<br />

Ansichten ihrer drei bekanntesten Schlösser sowie des Belvedere bei<br />

Neubrandenburg. Seltenes Zeugnis der kleinen Lith. Anstalt von Ahrendt<br />

& Pruny in Neubrandenburg.<br />

Frisches, mit schlichter Noblesse gebundenes Exemplar aus fürstlichem<br />

Besitz: Titel verso roter Allianz-Wappenstempel der Häuser<br />

Hannover und Sachsen-Altenburg. Der empfindliche Einband mit<br />

kleinen Druckspuren, Rücken etwas berieben.<br />

54 55


47 MALTA. - Madhal-i-ulum wa mabda-i funun (Einführung in die Wissenschaften und Beginn der Naturwissenschaften,<br />

osmanisch-türkisch). Band 3 (von 4). Malta 1836. 8vo (21 : 13.5 cm). 1 Bl., 48 S. in arabischen Typen,<br />

11 federlithographierte Tafeln. Pappband d. Zt. mit schwarzem Kleisterpapier-Bezug. 450.-<br />

Für uns nur in Greifswald vollständig nachweisbares Kinderbuch,<br />

Einzelbände finden sich in Halle, Stuttgart und Wien. Die Transkription<br />

des Titels etwas abweichend auch Medhal-i ulum ve mebde-yi<br />

fünun. Die reizenden, wenn auch etwas schwach druckenden<br />

Tafeln zeigen Tiere aller Zonen: Elch, Elefant, Esel, Haifisch, Hirsch,<br />

Giraffe, Katze, Krokodil, Löwe, Nashorn, Pfau, Pferd, Schwan,<br />

Schildkröte, Stachelschwein, Wal, Zebra, Ziege und weitere.<br />

Berieben und bestoßen, vorderer freier Vorsatz entfernt. Schwach<br />

stockfleckig, Radierspur am Titel und einer Tafel, dort mit geringem<br />

Bildabrieb. - Für die Bestimmung des Titels danken wir Winfried<br />

Riesterer, Bayerische Staatsbibliothek München.<br />

47 50<br />

48 MANGER, HEINRICH LUDEWIG. Baugeschichte von Potsdam, besonders unter der Regierung König Friedrichs<br />

des Zweiten. 3 Bände. Berlin und Stettin, F. Nicolai, 1789/90. 8vo (<strong>20</strong> : 12 cm). I: 8 Bl., 252 S., 1 Bl. Errata. - II:<br />

8 Bl., S. 253-540. - III: 4 Bl., S. 541-844. Helle Halblederbände d. Zt. mit goldgeprägten Papierrückenschildern,<br />

oxidierten Rückenfileten, ockerfarbenem Deckelbezug und Rotschnitt. 4500.-<br />

Erste Ausgabe. Manger (1728-90) wurde 1753 als Baukondukteur<br />

nach Potsdam berufen. Bis zu seinem Tod war er in das Potsdamer<br />

Baugeschehen eingebunden, für die Jahre seit Friedrichs Krönung<br />

1740 beruft er sich auf erhaltene Bauakten. Sein akribischer Rechenschaftsbericht<br />

ist Hauptquelle für knapp ein halbes Jahrhundert friderizianischer<br />

Stadtplanung.<br />

Die beiden ersten Bände verzeichnen Jahr für Jahr sämtliche Neubauten,<br />

Umbauten und Reparaturen sowie die Anlage von Parkrevieren<br />

und Treibhäusern. Manger schildert Voraussetzungen und die<br />

mitunter zweifelhaften Ergebnisse, benennt Künstler und Handwerker,<br />

diskutiert Materialien und beziffert Maße wie Kosten. Die Rubrik<br />

Außer der Stadt verfolgt die Gründung und Erweiterung von<br />

Schloß und Park Sanssouci mit Neuem Palais samt Einrichtung und<br />

künstlerischer Ausstattung, ferner die Kolonistensiedlungen. In der<br />

Stadt entstehen Hunderte figurengeschmückter Bürgerhäuser, Manufakturen<br />

und Kasernen, Verwaltungs- und Versorgungsgebäude<br />

nach unterschiedlichsten Stilvorlagen. Stadtschloß und Lustgarten<br />

erhalten ihre endgültige Gestalt.<br />

Band III erschließt die Chronologie durch ein Sach- und Personenregister.<br />

Mangers Übersicht aller Baumaßnahmen bis zu Friedrichs<br />

Tod 1786 belegt Gesamtkosten von über 10 Millionen Talern. Vor<br />

allem enthält der Band aber genaue Personalnachrichten. An erster<br />

Stelle steht der König selbst, als Baumeister und Bauherr betrachtet.<br />

Spart schon die eigentliche Baugeschichte nicht an Kritik und Spott,<br />

so rechnet Manger hier konzentriert mit der notorischen Sparsamkeit<br />

und Unbelehrbarkeit Friedrichs ab. Von seinem Mißtrauen verfolgt,<br />

hatte Manger die letzten beiden Lebenswochen des Königs unter Arrest<br />

verbracht. Friedrich Wilhelm II. rehabilitierte ihn umgehend, er<br />

starb im Rang eines Oberhof-Baurates und Garteninspektors.<br />

Zwei Kapitale und ein Rückenschild mit kleinen Ausbrüchen. Deckel<br />

berieben, am Schlußband etwas fleckig. Band I, p. 17/18 alt<br />

verleimter Einriß, streckenweise kurze Bleistiftstriche im Rand. Sauberes<br />

Exemplar des seltenen Werkes.<br />

49 MANGER, HEINRICH LUDEWIG. Die ökonomische Bauwissenschaft zum Unterricht für den Landmann.<br />

Neue Auflage. Leipzig, J. G. Feind, 1795. 8vo (<strong>20</strong>.5 : 11.5 cm). 4 Bl., 365 S., 5 Bl. Schlichter grauer Kleisterpapierband<br />

d. Zt. mit Rotschnitt. 600.-<br />

Zweite Einzelausgabe, erstmals 1785 separat und als Teilband von<br />

Germershausens großangelegtem Hausvater erschienen. Ungeachtet<br />

dieser Unterricht in der Bauwissenschaft eigentlich nur für den Landmann<br />

geschrieben worden ist ... so ist solcher doch so gemeinnützig, daß<br />

sich alle gemeine Bürger in Städten bey ihren Bauen oder Hausreparaturen<br />

daraus bestens berathen können (Vorrede).<br />

Katalog der Ornamenstichsammlung Berlin no. <strong>20</strong>40 (Erstdruck<br />

1785). - Rückenbezug fast vollständig abgerieben, innen sehr sauber.<br />

Am Vorsatz 1797 datierter Besitzvermerk des ostfriesischen Forstmannes<br />

B. S. G. Lantzius-Beninga, wohl aus seiner Studienzeit in<br />

Halle.<br />

56 57<br />

p. 58


48 51<br />

50 MAYER, J. G. Vollständiger Unterricht im Scheiben-Schießen, zum allgemeinen Nutzen und Vergnügen. Zweyte<br />

mit einem Anhange vermehrte Auflage. Mannheim, Schwan und Götz, (1805). 8vo (<strong>20</strong> : 11.5 cm). 2 Bl., 116 S. Mit<br />

gestochener Titelvignette und 1 Kupfertafel. Pappband d. Zt. mit Bezug aus grünem Lackpapier, rotem Rückenschild,<br />

goldgeprägten Rückenfileten und Rotschnitt. 750.-<br />

Zweite Ausgabe, erstmals 1803 als Privatdruck des Verfassers erschienen.<br />

Schwan und Götz haben offensichtlich die Restbögen des Erstdruckes<br />

verwendet, Titel und Inhaltsverzeichnis wurden neu gesetzt,<br />

die Widmung weggelassen, stattdessen ein Anhang (p. 105-116) hinzugefügt.<br />

Die ursprüngliche Widmung zeichnete Mayer als Kaiserlicher<br />

Reichs Post Sekretär in Mannheim.<br />

Er möchte das gesunkene Schützenwesen heben, es trage vieles zur<br />

bürgerlichen Eintracht bey, die Stände nähern sich (p. 2). Teil I han-<br />

Einzige deutsche Ausgabe, parallel auch lateinisch als Historico-philosophica<br />

descriptio picturae novae bibliothecae ... erschienen. Der neue<br />

oder philosophische Bibliotheks-Saal von Kloster Strahov auf Prags<br />

Kleinseite wurde 1782-84 von Ignaz Palliardi erbaut. Abt Mayer, einem<br />

passionierten Buch- und Mineraliensammler, gelang es, die vergoldeten<br />

Nußholzschränke des aufgelassenen Stifts Bruck (Louka)<br />

zu erwerben, erst 1770 von J. Lachhofer geschaffen. Ihr Einbau erforderte<br />

eine Aufstockung des neuen Saales, der 1794 seine Krönung<br />

durch das Deckengemälde von Franz Anton Maulbertsch (1724-96)<br />

erhielt: eine monumentale Geschichte menschlicher Erleuchtung,<br />

das letzte Fresko des Rokoko-Künstlers.<br />

Maulbertsch‘s Library Ceiling at Strahov Monastery<br />

delt von den Bestandtheilen eines Kugelgewehres, seinem Gebrauch<br />

und seiner Pflege. Die Angaben sind in ihrer Genauigkeit von waffenhistorischem<br />

Wert. Teil II beschreibt die Einrichtung der Schießstätten:<br />

zweckmäßigen Ablauf von Schützenfesten, Kassenwesen,<br />

Schützenordnung, Preisverteilung. Die Kupfertafel zeigt die im Alpenraum<br />

gebräuchlichen beweglichen Schießmaschinen, der Anhang<br />

trägt Spezialgebräuche wie Nägelnummerschießen oder Bull-Schießen<br />

nach. - Der hübsche Einband etwas berieben, sauberes Exemplar.<br />

51 MAYER, WENZEL JOSEPH (ed.). Historische Beschreibung der vom Anton Maulbertsch am Bibliothekgewölbe<br />

der königlichen Prämonstratenserordens-Kanonie, am Berge Sion zu Prag, im Jahre 1794, in einem zusammenhangenden<br />

Platfond in Fresko dargestellten Kalkmahlerey. Prag, A. Petzold bei Witwe Elsenwanger, 1797. 4to (26.5 : <strong>20</strong>.5 cm).<br />

7 Bl., 26 S. Mit Innenansicht des Bibliothekssaales, Widmungsblatt und Kopfvignette in Kupferstich von J. Berka.<br />

Marmorierter Lederband d. Zt. mit vergoldeter Blattranke längs des Rückens, Kattunpapiervorsätzen und Goldschnitt.<br />

1250.-<br />

Das in 13 genaue Vorstellungen gegliederte Bildprogramm ist von<br />

den Chorherrn des Bergs Sion unterzeichnet und ihrem Abt zugeeignet,<br />

der für die Herausgabe aufkam. Die Vorrede geht auf die<br />

Baugeschichte ein und ehrt Maulbertsch durch einen Katalog seiner<br />

Fresko-Arbeiten. Die Ansicht zeigt die prächtige Ausstattung der Bibliothek<br />

mit einem Ausschnitt des Deckenfreskos.<br />

Cf. T. DaCosta Kaufmann, Painterly Enlightenment. The Art of<br />

Franz Anton Maulbertsch, <strong>20</strong>05, p. 69-70. - Der schöne Einband<br />

gering berieben. Auf starkem Papier, frisch.<br />

58 59<br />

p. 56


First edition, scarce. An abridged translation into English was published<br />

in New Voyages and Travels VII, 1822. Bergmann had lived<br />

with nomadic tribes of Western Mongolia in 1802/03 and edited his<br />

important account Nomadische Streifereien unter den Kalmüken in<br />

1804/05.<br />

Bergmann and Michailow got acquainted in the house of M. S.<br />

Weseloff, Pristaw or police officer over the Darbat Calmuc hordes.<br />

Michailow had been born to poor Persian peasants during Nadir<br />

Shah‘s reign. In his boyhood he was sold to a Russian priest and<br />

baptized in Astrakhan. As a young man he joined Russian Cossacks,<br />

became captured by Calmucs and crossed with them the Kirghiz<br />

Steppe. An attempt to escape led him into Kirghiz captivitiy. He<br />

A Persian Slave in Tartary<br />

52 MICHAILOW. - BERGMANN, BENJAMIN (transl.). Schicksale des Persers Wassilij Michailow unter den Kalmüken,<br />

Kirgisen und Chiwensern. Riga, Hartmann, 1804. Small-8vo (15 : 10 cm). 166 p. Contemp. polished tree-calf,<br />

gilt spine with red label, gilt borders on covers, marbled endpapers. 1750.-<br />

was sold several times, finally to a merchant in Chiwa. From here he<br />

succeeded in returning to Russia on horseback through the Steppe.<br />

A free man now, he took service as an inspector of Weseloff‘s horses<br />

and cattle.<br />

Michailow was a brave and cunning man capable of writing. Bergmann<br />

encouraged him to note down his adventures and sufferings.<br />

Michailow‘s manuscript was translated by Bergmann from Calmuc<br />

into German. The editor has added a preface and annotations for<br />

the European reader. The book is quite an authentic account of contemporary<br />

life in Tartary. - Minimal rubbing to binding. A crisp and<br />

large copy on fine paper.<br />

Scharfer und bei kleinsten Flächen wohlproportionierter Lederschnitt<br />

mit feiner Punzung. Den Deckel umgibt ein geschnittenes<br />

Motto in altfranzösischem Dialekt und gotischen Minuskeln mit<br />

Spuren von Vergoldung. Sicher lesen können wir zu Beginn Ochelle<br />

ne mendie, damit Augäpfelchen (ocellus) nicht betteln muß, und im<br />

Verlauf boite, Kistchen. Die Zitate sprechen für ein Liebesgeschenk,<br />

ein echtes Minnekästchen.<br />

Der winzige Tragegriff steigt aus zwei umschnittenen Schilden auf.<br />

Die Wandflächen sind mit Blattwerk verziert, Deckel- und Seiten-<br />

Franco-Flemish Leather Carving c. 1500<br />

53 MINNEKÄSTCHEN. - Holzkorpus mit Lederbezug, geschnitten und punziert. Zierliche Messingbeschläge,<br />

Auskleidung in blauem Leinen. Frankreich oder Flandern, um 1500. 4 : 7.5 : 5.5 cm. 7500.-<br />

kanten mit Messingblech beschlagen. Das Schloß ist versperrt, der<br />

offene Riegel läßt sich nicht einhängen. Der Boden von Doppelfileten<br />

gerahmt und diagonal überkreuzt.<br />

Kleine, lediglich am Boden größere Lederausbrüche, das letzte Wort<br />

der Umschrift dadurch beschädigt. Beschlag der rückwärtigen Deckelkante<br />

an den Ecken ausgebrochen. Einige Nägelchen fehlen, die<br />

Auskleidung an den Kanten etwas ausgefranst. Reizendes spätgotisches<br />

Kistlin.<br />

60 61


54 MÜLLER, WILHELM. Die populaire<br />

und beschreibende Astronomie, durch<br />

die Cosmosphäre und die cosmosphärischen<br />

Instrumente erläutert. Erster oder theoretischer<br />

Theil (alles Erschienene). Hannover,<br />

Hahn, 1829. Klein-8vo (13 : 11.5 cm). 56<br />

S., 1 gestochene Falttafel. Bedruckter Original-Umschlag.1250.-<br />

Garthe‘s Cosmoglobe Plagiarized<br />

Einzige deutsche Ausgabe, parallel auch englisch und französisch erschienen.<br />

Werbeschrift für ein astronomisches Modell aus zwei Glashalbkugeln<br />

nebst Armaturen als Firmament, in die ein Erdglobus, ein<br />

Tellurium oder ein Planetarium gehängt werden konnten. Erfunden<br />

hatte diesen Kosmoglobus 1827 der Mathematiker Johann Caspar<br />

Garthe (1796-1876). Er führte ihn auf Vermittlung von Berghaus<br />

und Humboldt erfolgreich am Berliner Hof vor, anschaulich geschildert<br />

im Briefwechsel Alexander von Humboldts mit Heinrich Berghaus,<br />

²1869, I, p. 155 ff.<br />

Mit dem hannöverschen Major Wilhelm Müller (1783-1846) schloß<br />

Garthe einen Vertrag zur Verbreitung seiner Erfindung in England.<br />

Müller nahm winzige Verbesserungen vor und ließ das Modell in<br />

London als Cosmosphere unter seinem eigenen Namen patentieren.<br />

Als Bezugsadressen nennt er die Firmen Cary am Strand und Wood<br />

in Redcross Street, ferner Buron in Paris.<br />

Garthe, der seinen Kosmoglobus erst 1833 veröffentlichte, überzog<br />

Important Collection of Early Rosicruciana<br />

Müller mit einem jahrelangen Prozess, online nachzulesen in Sandts<br />

Archiv für das Civil- und Criminal-Recht der Königl. Preuß. Rheinprovinzen,<br />

Neue Folge XIII, 1834, p. 100 ff. sowie in Poggendorffs<br />

Annalen der Physik XLII, 1837, p. 672 ff. Die Folge war, daß die<br />

Universalmodelle der Kontrahenten nie kommerziell gefertigt wurden.<br />

Allmayer-Beck & al., Modelle der Welt (1997, p. 265) weisen<br />

kein Exemplar nach, die Falttafel mit drei Einzeldarstellungen hat<br />

dokumentarischen Wert. - Tadellos erhalten.<br />

Only German edition, all published. 56 p. (13 : 11.5 cm), 1 engraved<br />

folding plate, publisher‘s printed wrappers. Rare advertisement for a new<br />

cosmological model invented by J. C. Garthe. Two hemispheres of glass<br />

represented the firmament and enclosed either a globe, a planetarium or<br />

a tellurium. By contract Müller propagated Garthe‘s invention in Great<br />

Britain but had it patented as his own. He describes its use and lists<br />

prices for the components available at the globe makers Cary or Wood<br />

in London. Garthe accused Müller of plagiarism, actually neither Cosmoglobe<br />

nor Cosmosphere were produced for trade. - In mint condition.<br />

55 (MÜNTER, FRIEDRICH). Verzeichnis der von den vereinigten Logen Zorobabel zum Nordstern und Friedrich<br />

zur gekrönten Hoffnung in Kopenhagen gesammelten Maurerischen Bibliothek. Kopenhagen, Möller, 1801. 8vo (17 : 10.5<br />

cm). 4 Bl., 158 S., 1 Bl. Türkisgrüner Lackpapier-Umschlag d. Zt. 750.-<br />

Erster gedruckter Katalog der gemeinsamen Kopenhagener Logenbibliothek,<br />

deren Kern die 1794 gestiftete Sammlung des Freimaurers<br />

und Danebrog-Ritters W. H. F. Abrahamson bildet. Münter<br />

verzeichnet knapp 1000 Titel in 18 Abteilungen nebst Anhang. Erheblichen<br />

Umfang hat die Abteilung Rosenkreuzer, darunter neun<br />

Sammelbände Rosae Cruciana mit zusammen 50 unschätzbaren<br />

Frühdrucken aus den Jahren 1615-21. Spezialabteilungen gelten Cagliostro<br />

oder der Maçonnerie des Dames. Münter, als Antikensamm-<br />

ler mit internationalen Beziehungen bekannt, war auch engagierter<br />

Maurer und Mitglied des Illuminatenordens.<br />

Wolfstieg no. 130. - Umschlag etwas berieben und fleckig, Ecken vor<br />

allem zu Beginn und Ende knitterig. Am Titel zwei kleine Logenstempel,<br />

die Rosicruciana mit alten Bleistift-Siglen im Rand. Schöner<br />

Antiqua-Druck auf besserem Papier. Selten, für uns derzeit in Kopenhagen,<br />

Dresden und in der Jantz-Collection (Duke) nachweisbar.<br />

62 63


56 34<br />

Einzige Ausgabe. Der vollständige Versteigerungskatalog eines der<br />

letzten großen Kabinette Nürnbergs. Derschau (1755-1824) nutzte<br />

die Säkularisation, anzukaufen und aufzuhäufen, was unter andern<br />

Verhältnissen nie oder nur selten in den Handel gekommen seyn würde<br />

(der Versteigerer im Vorwort). Der Katalog ist nach seinen eigenen<br />

Aufzeichnungen redigiert und beschreibt Kunstgewerbe, Gemälde<br />

und Zeichnungen, seltene Holzschnitte und Kupferstiche sowie<br />

Handschriften und Bücher, darunter zahlreiche Frühdrucke. Die<br />

Auktion belegte die August- und Septembertage des Jahres 1825 in<br />

fast ununterbrochener Folge.<br />

Das vorliegende Exemplar trägt am Kopf des Vorderumschlages den<br />

eigenhändigen Besitzvermerk des Mediävisten und passionierten<br />

Bibliophilen Joseph von Laßberg (1770-1855), zu dieser Zeit auf<br />

Schloß Eppishausen im Thurgau. Am Fuß vermerkt er die Herkunft:<br />

von Heinr. Fuessly & C., Züricher Buchhändler und Kommissionär<br />

der Auktion. Auf der Innenseite findet sich die Sigle XXVIII für den<br />

bibliographischen Bereich der ab 1837 auf der Meersburg am Bodensee<br />

aufgestellten Bibliothek Laßbergs. Sie ging nach seinem Tod<br />

in die Fürstlich-Fürstenbergischen Sammlungen ein, deren Stempel<br />

am Titelblatt.<br />

Laßberg hat die Abteilung Geschmelzte Glasmalereien des Derschau-<br />

Kataloges (I, p. 24-35) durchgehend mit Randstrichen in Tinte sowie<br />

Angaben zur Provenienz einzelner Tafeln in Bleistift versehen.<br />

Am 1. Juli 1825 schrieb er an Johann Caspar Zellweger: In Nürnberg<br />

wird mit dem August dieses Jares anfangend die Kunstsammlung des<br />

Das Handexemplar des Freiherrn von Laßberg<br />

56 NÜRNBERG, SAMMLUNG DERSCHAU. - Verzeichniss der seltenen Kunst-Sammlungen ... des dahier verstorbenen<br />

Königlich-Preusischen Hauptmanns Herrn Hans Albrecht von Derschau. 3 Teile in einem Band. Nürnberg,<br />

Auctionator Schmidmer, 1825. 8vo (<strong>20</strong>.5 : 12 cm). I: VI S., 3 Bl., 90 S. - II: 1 Bl., 282 S. - III: 1 Bl., 250 S. Bedruckter<br />

Original-Umschlag. 1500.-<br />

verstorbenen Hauptmanns von Derschau versteigert, darin kommen 72<br />

alte Glasgemälde vor, unter welchen merere vorzüglich schöne von dem<br />

Stand Appenzell, besonders Ausser-Rhoden, und Appenzellischen Privaten;<br />

einige nach Holbeinischen Zeichnungen. Diese Gelegenheit, solche<br />

Kunst-Schäze wider ins Land zu bringen, kömmt wol nicht wider<br />

(C. Ritter, Briefwechsel zwischen Joseph Freiherrn von Laßberg und<br />

Johann Caspar Zellweger, 1889, p. 74). Erworben wurde die Sammlung<br />

vorab durch Friedrich Wilhelm III. von Preußen, der bereits<br />

1817 die berühmten Pirckheimerschen Holzschnitt-Druckstöcke<br />

von Derschau übernommen hatte.<br />

Wie nicht anders zu erwarten, hat Laßberg auch die Abteilung Gedruckte<br />

Bücher, von Erfindung der Buchdruckerkunst bis zum Jahre<br />

15<strong>20</strong> (III, p. 21-66) mit Hervorhebungen von unterschiedlicher<br />

Dringlichkeit in Blei und Feder versehen. Erwähnt seien die Cronecken<br />

der Sassen, Mainz 1492, der Sassenspiegel, Augsburg 1501, der<br />

Saxogrammaticus, Paris 1514, Peutingers Liber cantionum, Augsburg<br />

15<strong>20</strong>, Stöfflers Tabulae Astronomicae, Tübingen 1514, Molitors De<br />

Laniis, Konstanz 1489. Ob Laßberg hier zum Zuge gekommen ist,<br />

wäre eine sammlungsgeschichtliche Studie wert.<br />

Cf. U. Obhof (& al.), Joseph Freiherr von Laßberg und seine Bibliothek,<br />

Karlsruhe <strong>20</strong>01, p. 22 ff. (Systematik der Meersburger<br />

Bibliothek). - Umschlag etwas fleckig, der Rücken alt beschriftet,<br />

möglicherweise von Laßbergs Hand. Leimbräunung im Bund der<br />

Vorstücke, durchgehend etwas stockfleckig, zu Beginn und Ende<br />

stärker.<br />

64 65


57<br />

57 NUMISMATISCHE ABDRUCKSAMMLUNG. - 143 Gipsabdrücke von Medaillen, Münzen sowie 2 Gemmen,<br />

davon 102 durch orangefarbene Pappreifchen gefaßt. In 12 Laden aus Pappe mit grün gestrichener Auskleidung<br />

montiert. Die Laden mittels je 2 Papierstreifchen in Papprahmen mit originaler Verglasung eingehängt, Leisten mit<br />

holzimitierendem Kleisterpapier bezogen. Je 18.5 : 25.5 cm. Süddeutsch-französischer Sprachraum, um 1800. 4500.-<br />

Unterhaltsam belehrender Wandschmuck, dessen Kern saubere papiergefaßte<br />

Abdrücke dekorativer Gedenkmedaillen der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts bilden. Thematische Schwerpunkte sind<br />

die Zeitgeschichte Österreichs, der Schweiz und Frankreichs, mit<br />

Abstechern nach Rußland und in die katholische Kirche. Zwei unsignierte<br />

Großmedaillen illustrieren Amitié und Agréable Solitude im<br />

Geist Rousseaus. Viele Originale stammen von namhaften Medailleuren<br />

und sind im Avers wie Revers wiedergegeben, die sich jedoch<br />

nicht immer in der gleichen Lade finden. Zum Erstbestand zählt<br />

auch eine Serie kleiner Kurfürstenmünzen, der später ungefaßte Abdrücke<br />

von Kaisermünzen in einer eigenen Lade an die Seite gestellt<br />

wurden. Unter den weiteren Ergänzungen erscheint eine große Portraitmedaille<br />

Ludwigs XVIII. von Michaut als modernste. - Einige<br />

Beispiele:<br />

Österreich: Überführung der Gebeine des Heiligen Nepomuk nach<br />

Prag 1721 (av/rv); fünf große Medaillen auf das Kronland Siebenbürgen<br />

1762-69, vier von Würth, eine von Kaiserswerth (av/rv, zwei<br />

fast identische Aversbilder Maria Theresias dabei durch ein einziges<br />

vertreten); zweite Heirat Josephs II. 1765, mit Stadtsilhouette von<br />

Nürnberg (Mazenkopf, av/rv); zwei Medaillen auf den Frieden von<br />

Teschen 1778/79 (av/rv); medizinisch-chirurgische Josephs-Akademie<br />

1785 (nur rv); Krönung Leopolds II. 1790 (Reich, av/rv).<br />

Schweiz: Genfer Mediation, 1736 mit Portrait von Fleury, 1738 von<br />

Lautrec (beide Dassier, av/rv); große Verdienstmedaille der Stadt<br />

Bern 1752 (Hedlinger, av/rv); Eintracht der 24 Genfer Kommissare<br />

1767 (Cochin, av/rv); Thronbesteigung Friedrich Wilhelms II. von<br />

Preußen und sein Antrittsbesuch im preußischen Neuchâtel 1786<br />

(av/rv); Baseler Taler 1793 mit Stadtansicht (av/rv).<br />

Frankreich: Tod Moritz‘ von Sachsen, Marschalls von Frankreich<br />

1750 (av/rv); Vermählung des späteren Königs Ludwig XVI. mit<br />

Marie Antoinette 1755 (Lorthior, nur rv); Salbung Ludwigs XVI. in<br />

Reims 1775 und sein Einzug in Paris 1789 (beide Duvivier, av/rv);<br />

Befreiung Frankfurts von der französischen Besetzung 1792 (av/rv);<br />

Hinrichtung Ludwigs XVI. 1793 (av/rv; rv doublett).<br />

Rußland: Vermählung des späteren Zaren Paul I. mit Wilhelmine<br />

von Hessen-Darmstadt 1773 (Jäger, av/rv); Enthüllung der Statue<br />

Peters des Großen auf dem Granitblock 1782 (Brobrovschikov und<br />

Wächter, nur rv).<br />

Katholische Kirche: Zwei Medaillen auf den Staatsbesuch von Papst<br />

Pius VI. in Wien 1782 (av/rv, eine doublett); Tod Heinrichs VIII.<br />

(Bibra), Fürstbischofs von Fulda 1788; Sedisvakanz-Medaillen des<br />

Domkapitels Freising 1788 (av/rv) und des fürstbischöflichen Kapitels<br />

Würzburg 1795 (av/rv).<br />

Einige Rahmenecken stark bestoßen, Bezugspapiere außen mit Silberfischchenfraß,<br />

innen abgeblaßt. Eine Lade nurmehr spärlich auf<br />

späterem Unterlagepapier besetzt. Die ungefaßten Ergänzungen angestaubt<br />

und teils verwaschen, der Grundbestand wohlerhalten.<br />

66 67<br />

Vorderumschlag


58<br />

Einzige deutsche Ausgabe. 1739 erreichte ein junges Panzernashorn<br />

England, dessen Bild James Parsons 1739 zunächst als Einzelblatt und<br />

später dann in unterschiedlichen Ansichten für den 1743 erschienenen<br />

Band der ‘Philosophical Transactions’ stach. Erst diese Illustration wurde<br />

stärker verbreitet und brach schließlich das Monopol des Dürerschen<br />

Nashorns (H. Ludwig). Parsons untersuchte Dürers Originalzeichnung<br />

in der Sammlung Sloane, Keimzelle des British Museum. Er<br />

zitiert den Wortlaut von Dürers eigenhändiger Legende, die vom<br />

Kopftext des 1515 erschienenen Holzschnittes abweicht.<br />

Es folgt eine Beschreibung des lebenden, allhier mit Reis, Zucker und<br />

Heu gefütterten Tieres, die an Anschaulichkeit nichts zu wünschen<br />

übrig läßt. Erwähnt wird auch das Nashorn Weiblein, das 1741 Holland<br />

erreichte, bis 1758 auf europäischen Märkten als Jungfer Clara<br />

ausgestellt wurde und in den berühmten Darstellungen von Oudry<br />

oder Ridinger überliefert ist. Die hier beigegebenen Falttafeln des<br />

früheren Rhinozeros sind unbezeichnet. Die beiden ersten zeigen das<br />

Tier in Seiten-, Frontal- und Rückansicht. Die dritte Tafel stellt Details<br />

heraus, mit Vergleichsabbildungen aus den Sammlungen Sloane,<br />

Mead und dem Museo der königlichen Gesellschafft.<br />

Provenienz: Am Vorsatz alter Namenszug C. L. Stubenrauch, vermutlich<br />

der Halberstadter Jurist und Freund Gleims, Christian<br />

Ludwig Stubenrauch (1758-1844). Sein 1799 von G. F. A. Schöner<br />

ausgeführtes Portrait im Gleimhaus zeigt ihn an einem Tisch mit<br />

Konchylien sitzend, die auf naturgeschichtliches Interesse verweisen.<br />

Darunter kleiner Besitzvermerk des <strong>20</strong>. Jahrhunderts, im hinteren<br />

Innendeckel Kaufvermerk von gleicher Hand.<br />

Zwei Jahre vor Clara<br />

58 PARSONS, JAMES. Die natürliche Historie des Nashorns, welche in einem Schreiben an Martin Folkes, Rittern<br />

und Präsidenten der Königlich-Englischen Societät, abgefasset, mit zuverläßigen Abbildungen versehen, und aus dem Englischen<br />

in das Deutsche übersezet worden von Georg Leonhart Huth. Nürnberg, Stein und Raspe, 1747. 4to (24 : 17.5<br />

cm). 16 S., 3 gefaltete Kupfertafeln (Plattenmaß ca. 18 : 28 cm). Pappband d. Zt. mit grün patroniertem Brokatpapierbezug.<br />

2750.-<br />

Nissen, ZBI, no. 3098; Ludwig, Nürnberger naturgeschichtliche Malerei,<br />

1998, p. 12 & 46, n. <strong>20</strong> (mit weiterer Literatur), fehlte bei<br />

Cobres. - Ecken und Kapitale des schönen Einbandes etwas bestoßen.<br />

Frisches Exemplar auf starkem Papier.<br />

68 69


59<br />

Aus den Bibliotheken Kurland in Löbichau und Tümpling bei Jena<br />

59 PESCHEK, CHRISTIAN AUGUST. Der Oybin bey Zittau. Raubschloß, Kloster und Naturwunder. Mahlerisch<br />

und historisch beschrieben. Zittau und Leipzig, J. D. Schöps, 1792. 8vo (<strong>20</strong> : 11.5 cm). 9 Bl., 142 S., 2 Bl., 1 Bl. Verlagsanzeigen.<br />

Mit gestochener Titelvignette und 1 gefalteten Ansicht in altkolorierter Aquatinta (30 : 37 cm). Roter<br />

Ziegenlederband d. Zt. mit grünem Rückenschild, klassizistischer Vergoldung auf Rücken und Deckeln, marmorierten<br />

Vorsätzen und Goldschnitt. 1500.-<br />

Erste Ausgabe, seltene Luxusvariante. Der Fels des Oybin in Sachsen,<br />

mit den Ruinen einer mittelalterlichen Burg und eines Klosters,<br />

wurde im späten 18. Jahrhundert von Künstlern wie J. Alexander<br />

Thiele oder Adrian Zingg wiederentdeckt. Caspar David Friedrich<br />

und Carl Gustav Carus banden die Baukulissen in Sonnenuntergänge<br />

oder Mondlichtpartien ein.<br />

Pescheks Beschreibung gliedert sich in einen topographischen und<br />

einen historischen Teil. Ein Anhang von Beylagen enthält auch ein<br />

Besucherbuch aus den Jahren 1781-91. Die großformatige Ansicht<br />

des Berges und seiner nächsten Umgebung wurde von dem Zingg-<br />

Schüler Heinrich Friedrich Laurin (1756 - um 1830) gezeichnet und<br />

radiert. Der Band erschien auf feinem Papier mit kolorierter oder<br />

grau lavierter Ansicht, ferner auf ordinärem Papier ohne die Ansicht.<br />

Das vorliegende Exemplar der Luxusvariante trägt das gestochene<br />

Exlibris von Anna Dorothea, Herzogin von Kurland (1761-1821).<br />

Die Herzogin, berühmt für ihre Affaire mit Talleyrand, unterhielt<br />

einen aristokratischen Salon in Berlin und den vielbesuchten Musenhof<br />

von Löbichau. Sie war mit Zar Alexander I., Friedrich Wilhelm<br />

III., Goethe und Schiller befreundet. Im Besucherbuch des Oybin ist<br />

sie am 25. Juli 1791 mit vier Begleitern verzeichnet.<br />

Löbichau und sein Inventar gelangten 1888 durch mehrfache Vererbung<br />

in den Besitz der Luise von Boyen (1852-1911), von Geburt an mit<br />

dem preußischen Hof eng assoziiert. Von Boyen heiratete den Diplomaten<br />

Wolf von Tümpling (1845-1923). Ihr Exlibris von Tümpling‘sche<br />

Fideicommiß-Bibliothek auf dem Thalstein bei Jena ist unter das der Herzogin<br />

gesetzt. Laut eigenhändigem Eintrag auf dem weißen Vorsatzblatt<br />

verschenkte von Tümpling das Exemplar 1912 an einen Neffen.<br />

Der schöne Einband gering fleckig, das Titelblatt stockfleckig. Im<br />

Besucherbuch einige Anstreichungen in Rötel, neben der Herzogin<br />

selbst findet sich auch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar hervorgehoben,<br />

dem das Werk gewidmet ist.<br />

70 71


60<br />

Einzige Ausgabe. Der alte Derfflinger-Besitz Gusow am Oderbruch<br />

ist aus Bernoullis Reisen und Fontanes Wanderungen bekannt. 1745<br />

kamen Schloß, Park und Güter durch Heirat an den Diplomaten<br />

und preußischen Kriegsminister Otto Christoph von Podewils.<br />

Nach dem Tode Podewils‘ 1781 wurde das Gut durch dessen Sohn<br />

Friedrich Heinrich (1747-1804) zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb<br />

ausgebaut. Er führte in der Region den Tabakanbau ein,<br />

und 1804 erschien sein vierbändiges Werk ,Wirthschaftserfahrungen<br />

...‘, in denen die Erfahrungen Albrecht Thaers aus dem nahen Möglin<br />

einflossen, mit dem Podewils auch eng zusammenarbeitete. Auch legte<br />

er eine mehrere tausend Bände umfassende Bibliothek im Schloß an (B.<br />

Eggers, Schlösser und Gärten der Mark 18: Gusow, <strong>20</strong>08, p. 10). Die<br />

Bibliothek wurde 1950 vernichtet, das Schloß jüngst saniert.<br />

Sozialgeschichtliche Fundgrube<br />

60 PODEWILS, FRIEDRICH HEINRICH. Wirthschafts-Erfahrungen in den Gütern Gusow und Plattkow.<br />

4 Teile, jeder mit Tabellenanhang. In 2 Bänden. Berlin, F. Maurer, 1801-04. 4to (24.5 : <strong>20</strong> cm). I: 3 Bl., 102; IV, 168<br />

S. - II: IV, 265; IV, 128 S. - III: 2 Bl., 131; 70 S., 1 Bl. - IV: VI, 129; 112 S. Mit 1 gestochenen und kolorierten Faltkarte<br />

sowie zusammen 346 Tabellen. Schwarzgraue Kleister-Pappbände d. Zt. mit roten Titel- und grünen Bandschildern<br />

sowie Rotschnitt. 1500.-<br />

Podewils erfaßt jahrzehntelange Erfahrungen, Kosten und Erträge<br />

beschreibend und tabellarisch, die Zahlen eigenhändig aus den Rechnungen<br />

gezogen (Vorrede). Damit werden Bedingungen und Umstände<br />

von Erfolg oder Mißerfolg nachvollziehbar und vergleichbar.<br />

Die Fülle der Daten ist stupend, wenn auch streng geordnet. Sie<br />

spiegeln neben den rein agronomischen und ökonomischen auch die<br />

sozialen Verhältnisse bis ins Detail wider. Wir erfahren die Anlage<br />

der Gebäude, die Konditionen und Lebensbedingungen des Personals,<br />

das Inventar von Haus und Wirtschaft bis hin zur Papiersorte<br />

der Hauptbücher, alles spezifiziert, auf Heller und Pfennig beziffert,<br />

knapp und selbstkritisch erläutert. Der Vorgriff auf Thaers Rationelle<br />

Landwirthschaft etwa ein Jahrzehnt später ist unverkennbar. - Ecken<br />

und Kapitale stark bestoßen, Rücken mit Bezugsdefekten. Innen<br />

sauberes und breitrandiges Exemplar.<br />

72 73


61<br />

Heinrich Pommerencke (Plate bei Schwerin 1821 - 1873 Schwerin)<br />

entrann ärmlicher Herkunft durch die Tätigkeit als Stubenmaler, zunächst<br />

in Schwerin, dann in Berlin. Gleichzeitig versuchte er sich<br />

autodidaktisch in der Kunstmalerei, bis er im Februar 1848 als Eleve<br />

der Berliner Kunstakademie angenommen wurde. Nach dreijähriger<br />

Ausbildung ermöglichte ihm ein Stipendium des Großherzogs<br />

Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin weitere Studien unter<br />

Karl Begas in Berlin, unter Ary Scheffer in Paris sowie in Rom.<br />

1854 kehrte Pommerencke in seine Heimatstadt zurück. Er wurde<br />

geschätzter Portraitist des Großherzogs und seiner Familie, des Hofstaates<br />

sowie bürgerlicher Privatpersonen des norddeutschen Raums.<br />

Das Staatliche Museum Schwerin besitzt 28 Gemälde von Pommerenckes<br />

Hand, davon 25 Bildnisse; weitere das Kulturhistorische<br />

Museum Rostock.<br />

Vorliegend ein Frühwerk Pommerenckes vor seiner Ausbildung zum<br />

Kunstmaler. Es scheint kein beliebiges Gruppenbildnis zu sein, sondern<br />

eine Situation festzuhalten. Als einzige der Beteiligten blickt die<br />

junge Dame links dem Betrachter frei und etwas verschmitzt über<br />

den abgeschlagenen Henkel ihrer Tasse entgegen. Frisch verlobt? Mit<br />

dem Herren in der Mitte der Gruppe, der ihr das Brot reicht? Oder<br />

mit demjenigen ganz rechts?<br />

Dieser hat seinen angerauchten Zigarillo auf dem Sekretär abgelegt.<br />

Er sitzt gesondert, nimmt weder am Tee, noch an der biedermeierli-<br />

Verlobung & Abschied<br />

61 POMMERENCKE, HEINRICH. Teegesellschaft. Öl auf Leinwand über Keilrahmen. Links unten signiert<br />

und datiert 1846. 60 : 74 cm. Provisorisch unter alter Berliner Leiste gerahmt. 4500.-<br />

chen Munterkeit der Runde teil. Als einziger trägt er mit Überrock,<br />

Zylinder und Regenschirm Utensilien der Reise. An der Wand hängen<br />

eine Karte von Europa und ein Kalender, auf dem Sekretär liegt<br />

neben dem Chronometer ein ledergebundenes Büchlein, dessen kleines<br />

Querformat auf ein Stammbuch hinweist, in dem sich Freunde<br />

und Verwandte des Besitzers bei Trennungen zu verewigen pflegten.<br />

Ein Selbstbildnis des jungen Schweriner Stubenmalers beim Aufbruch<br />

nach Berlin ?<br />

Das einzige uns bekannt gewordene Vergleichsbildnis Pommerenckes<br />

ist eine Bleistift-Zeichnung von Theodor Schlöpke (1812-1878) aus<br />

dem Jahr 1863 (Staatliches Museum Schwerin, Inv.-Nr. 3576 Hz.,<br />

eine Reproduktion liegt vor). Sie zeigt den 42-jährigen früh gealtert,<br />

mit schütterem Haar und ausladendem Schnauzbart. Mit unserem<br />

Aufbrechenden gemeinsam sind das schmale Oval des Gesichtes,<br />

die vorgestülpte Unterlippe über starkem runden Kinn, ein langer,<br />

schmaler Nasenrücken sowie große, etwas abstehende Ohren. Für<br />

die gleiche Person scheint uns aber besonders der bei beiden Darstellungen<br />

angenommene Blick zu sprechen: versonnen und bestimmt<br />

in die Ferne gerichtet. Pommerencke hat sich nach der Heimkehr<br />

verheiratet und zwei Töchter gehabt.<br />

Cf. O. Weddigen, Heinrich Pommerencke, in: Studien und Erinnerungen,<br />

1881, p. 29-37. - Wir danken Anna-Thea Stöß, Staatliches<br />

Museum Schwerin, für engagierte Hilfe.<br />

74 75


Earliest Description of the Kunstkammer in the Erfurt Orphanage<br />

Or: Wines and Vegetables from Thuringia<br />

62 REICHART, CHRISTIAN. Gemischte Schriften. Erfurt, H. R. Nonne, 1762. 8vo (17.5 : 10.5 cm). 9 Bl., 506<br />

S., 6 Bl. Mit gestochener Titelvignette, 1 Textkupfer, 1 Textholzschnitt und 4 Kupfern auf 3 Tafeln, davon 2 gefaltet.<br />

Halblederband d. Zt. mit goldgeprägtem Rückentitel auf schwarzem Grund, Rückenfileten und Kiebitzpapierbezug.<br />

1250.-<br />

Einzige Ausgabe, Spätwerk des berühmten Erfurter Gartenökonomen.<br />

Enthält 33 Aufsätze, no. 25 ist die früheste Beschreibung der<br />

Kunst-, Antiquitäten- und Naturalien-Kammer im hiesigen evang.<br />

Waisenhause (p. 307-330). Das Erfurter Waisenhaus wurde 1669 im<br />

ehemaligen Augustinerkloster gegründet, die Sammlungen entstanden<br />

ab 1734, vielfach durch Donationen von Bürgern. Das Museum<br />

entwickelte sich bis zu seiner Zerstörung durch ein Großfeuer im<br />

März 1872 zum bedeutendsten der Stadt.<br />

Reichart beginnt seinen Aufsatz mit apodemischen Hinweisen und<br />

vergleicht die Erfurter Bestände mit den Kunstkammern in Dresden,<br />

Halle und Gotha. Das nachfolgende Inventar der Kunstkammer<br />

gehe auf den Erfurter Arzt und Naturselbstdrucker J. H. Kniphof<br />

zurück. Beschrieben werden zunächst zahlreiche Naturalia, dabei in<br />

einem gläsernen Schranke in der einen Hälfte Schnecken und in der<br />

andern Muscheln, worunter einige seltene Stücke. Es folgen Vegetabilia,<br />

Lapides pretiosi und Petrefacta. Zu den Artefacta zählen der<br />

Erfurter Totentanz, einige Anatomica praeparata, ein Exemplar von<br />

Circus Broadside on Shiny White Silk<br />

Kniphofs Botanica in Originali, an der Reichart mitgewirkt hatte;<br />

ferner Instrumente, eine zum Teil von der Leopoldina gestiftete<br />

Sammlung exotischer Kleidungsstücke und andere Kuriositäten wie<br />

das Microphysiotechnotameum: ein gläserner Schrank, worinnen viele<br />

Kleinigkeiten. Den Beschluß bilden Bibliothek und Geschichte der<br />

seit 1736 von Nürnberg nach Erfurt verlegten Leopoldina, deren Präsidenten<br />

Andreas Elias Büchner der Band gewidmet ist.<br />

Reichart (1685-1775) begründete Erfurts Entwicklung zur Metropole<br />

des deutschen Gartenbaues; ab 1753 erschien sein vielbändiger<br />

Land- und Garten-Schatz. Etliche der übrigen Aufsätze schöpfen aus<br />

seinem Lebenswerk: Von den Pastinat-Wurzeln; Vom Erfurtischen<br />

Weine; Von dem sogenannten Erfurtischen Burgunder-Weine; Vom<br />

Spanischen Pfeffer; Von Cardobenedicten.<br />

Nicht bei Murray, Museums. - Gering berieben und gebräunt. Schönes<br />

Exemplar, selten.<br />

63 RENZ. - Die große Menagerie von C. Renz. Programmplakat mit 3 Holzschnitt-Figuren, als fürstliche Einladung<br />

auf glänzende weiße Seide gedruckt. Hannover, A. L. Pockwitz, um 1855. 50 : 36.5 cm. 1750.-<br />

Christian Renz (1815-62) war ein Bruder<br />

von Ernst Renz, dem Altmeister des deutschen<br />

Zirkus (NDB XXI, p. 439). Christian<br />

begann als Seiltänzer und gründete nach<br />

1850 eine Wander-Menagerie, die seine<br />

Witwe bis 1864 fortführte. In Krefeld verkaufte<br />

sie den hervorragenden Tierbestand<br />

an den jungen Carl Hagenbeck, der in seinen<br />

Memoiren Von Tieren und Menschen<br />

über den einträglichen Handel berichtet.<br />

So veräußerte er Renz‘ Berberlöwen an die<br />

englische Menagerie Fairgraves, die durch<br />

Kreuzung mit Kaplöwinnen eine prächtige<br />

Zucht erhielt.<br />

Renz wirbt hier besonders mit der elfjährigen<br />

Miss Jenny, weiblicher Riesen-Elephant,<br />

ihre Kunststücke sind genau beschrieben.<br />

Sie wiege 60 Zentner, in einer Anzeige der<br />

Magdeburger Zeitung vom 7. X. 1858 hat<br />

sie um 700 Pfund zugenommen. Es folgt<br />

ein zweispaltiges Verzeichniß der Thiere:<br />

Raubkatzen, Rüssel- und Waschbären, ein<br />

Eskimohund, Wölfe und Hyänen, Affen<br />

und Antilopen, eine große Sammlung Papageis<br />

sowie zwei Boa-Schlangen von seltener<br />

Schönheit.<br />

Alte Faltspuren. Der Seidenbogen an Kopf<br />

und Fuß gesäumt, seitlich etwas ausfransend.<br />

Hervorragend frisch erhalten.<br />

76 77


Rode (1751-1837, geadelt 1803) war Sekretär und Rat des Fürsten<br />

Franz von Anhalt-Dessau, bekannt durch seine Vitruv-Ausgaben<br />

und die ersten Beschreibungen des Gartenreiches Dessau-Wörlitz.<br />

Das vorliegende Schreiben ist an eine Gnädigste, verehrteste Frau gerichtet,<br />

die sich als Elisa von der Recke (1754-1833) enthüllt. Recke<br />

war mit der 1811 verstorbenen Fürstin Louise von Anhalt-Dessau<br />

befreundet gewesen, Rode beider Vertrauter.<br />

Eine reisende Frau: Eben hatte ich mich in Berlin erkundigt, wohin<br />

ich einen Brief an Sie richten könnte, und war im Begriff Ihnen zu<br />

schreiben, um mich zu beklagen, daß Sie noch immer mein Verlangen<br />

nach Ihrer Reise unbefriedigt lassen; als ich gestern die Freude hatte,<br />

den Brief zu erhalten, womit Sie mich unterm <strong>20</strong>ten d. beehrt haben.<br />

Die Empfängerin hat Rode nach Löbichau eingeladen, seit 1800 bekannter<br />

Musenhof der Fürstin Anna Dorothea von Kurland, einer<br />

Stiefschwester Elisa von der Reckes. Sie und ihr ständiger Begleiter<br />

Christoph August Tiedge zählten zum gesellschaftlichen Mittelpunkt<br />

der Löbichauer Sommersaison. ... Ich würde eilen, Ew. Gnaden dafür<br />

dankbar die Hände zu küssen, und von der Erlaubniß die Sie mir<br />

ertheilen, Ihnen in Löbichau aufzuwarten, Gebrauch zu machen,<br />

wenn mich nicht die Anwesenheit meiner Tochter zurückhielt, die nach<br />

langer Abwesenheit endlich einmal wieder ihr Vaterland besucht. Warum<br />

muß es das Schicksal so gefügt haben, daß zwei mich so beseligende<br />

Genüsse, einander so entgegenstehen! Ich weiß mich darüber nur mit<br />

der Hoffnung zu trösten, daß wenn Ew. Gnaden Löbichau verlassen,<br />

Dessau in Ihrem Wege liegen wird, und Sie, zu meiner Entschädigung,<br />

Ihrer gewöhnlichen Eile werden Einhalt thun.<br />

Tiedge tritt auf: Ich habe nicht nöthig zu sagen, daß ich ganz Ihre<br />

Gesinnungen über die Zeitereignisse, über Cid-Blücher (wie Sie den vaterländischen<br />

Helden mit so vielem Nachdruck nennen) und über das<br />

Rode schreibt nach Löbichau<br />

64 RODE, AUGUST. Eigenhändiger Brief mit Unterschrift August von Rode. Dessau, 28. VIII. 1815. 4to (23 : 19.5<br />

cm). 4 S. auf einem Doppelblatt. 750.-<br />

böse Princip (das leider! noch nicht in die Abgründe der Hölle gestürzt<br />

ist) theile. Ja, köstliche Augenblicke würden es für mich sein, mit Ihnen<br />

und unserem lieben geistreichen Tiedge über diese Gegenstände, frei<br />

von aller Furcht vor Censur, mich zu unterhalten. Ich begnüge mich,<br />

Ihnen jetzt blos meine Besorgniß blicken zu lassen, daß die so theuer<br />

erkauften Oliven (sic) sich dennoch nicht lange halten möchten.<br />

Der Wörlitzer Hofgärtner: Ew. Gnaden Einlage an H. Schoch zu<br />

Wörlitz habe ich ohne Verzug befördert. Ich bin gewiß, er wird sich<br />

sehr gern dienstfertig erzeigen, wenn es irgend möglich ist. Allein es<br />

fehlt jetzt überall an Menschen. Sollte er mit der Antwort säumen, so<br />

werde ich ihn durch meinen Sohn, der in Wörlitz die Landwirthschaft<br />

erlernt, daran erinnern lassen.<br />

1815 war in Berlin von der Reckes Tagebuch einer Reise durch einen<br />

Theil Deutschlands und durch Italien, in den Jahren 1804 bis 1806<br />

erschienen, offenbar hatte sie Rode ein Exemplar für Fürst Franz gesandt:<br />

Einschluß (nicht erhalten) wird Ew. Gnaden überzeugen, daß<br />

ich mich des Auftrages, womit Sie mich beehrt, entledigt habe, dem<br />

Herzoge Ihre Reise einzuhändigen. Sie erhalten, was er mir darauf erwiedert<br />

hat. In der Erwartung des mir bestimmten Exemplars - die<br />

leider noch immer getäuscht worden ist - habe ich es bis jetzt zurückgehalten.<br />

Rode berichtet noch kurz über unsere liebe Erbprinzessin und schließt<br />

unter herzlichem Händedruck für Tiedge mit der Versicherung meiner<br />

hohen Verehrung und Ergebenheit für die Empfängerin. - Schwach<br />

gebräunt, Fußrand etwas knitterig.<br />

65 RÖDENBECK‘SCHE BIBLIOTHEK. - BÖRNER, JOHANN ANDREAS. Verzeichniß einer Sammlung<br />

größtentheils seltener und sehr seltener Bücher aus verschiedenen Wissenschaften nebst mehreren Anhängen, welche am<br />

24. April 1832 ... versteigert werden sollen. Nürnberg, Börner, 1832. 8vo (19 : 11 cm). 2 Bl., 132 S. Unter Rückenfalz<br />

geheftet. 350.-<br />

Auf der Titelrückseite der große schildförmige Stempel von Karl<br />

Heinrich Siegfried Rödenbeck (1774-1860), der sich aus ärmsten<br />

Verhältnissen zum wohlhabenden Berliner Tabakfabrikanten hocharbeitete.<br />

Mit 50 Jahren konnte er sich aus dem Geschäftsleben zurückziehen<br />

und seinen wissenschaftlichen Neigungen hingeben. Rödenbecks<br />

besonderes Interesse galt Friedrich dem Großen, zu dessen<br />

Lebensgeschichte er 1836-42 fünf Bände Beiträge veröffentlichte.<br />

Seine kostbare Spezialbibliothek ging an das Königliche Hausarchiv<br />

(cf. ADB XXIX, p. 11-13) - und mit diesem im zweiten Weltkrieg<br />

unter.<br />

Der vorliegende und die folgenden Titel aus Rödenbecks Büchersammlung<br />

deuten sämtlich auf Forschungen zum eigenen Familiennamen<br />

hin und sind vielleicht deshalb nicht abgegeben worden. Am<br />

Titelblatt notierte sich der Sammler mit der Feder einen der Berliner<br />

Kommissionäre der Auktion, F. C. Suin, sowie die persönliche Erinnerung<br />

Roetenbecciana. S. 29. No. 939. Diese Losnummer wird als<br />

Irenophili (i.e. Roetenbecc.) div. provident. argument. 1695 beschrieben<br />

und ist mit Rötel angestrichen. Weitere Hervorhebungen und<br />

Eckknicke an mehr als 30 Seiten verraten genaue Lektüre des 5610<br />

Bände verzeichnenden Kataloges. - Etwas stockfleckig.<br />

78 79<br />

p. 81/82


66 RÖDENBECK‘SCHE BIBLIOTHEK. - HOFFMANN, JOHANN MORITZ. Ad Exequias eundas Puellae<br />

amabilissimae Recens-natae, renatae, ac denatae Sabinae Catharinae Viri ... Georgii Pauli Rötenbeccii Politices ac Logic.<br />

Prof. Publ. celeberrimi, Filiolae ... advocat. Altdorf, H. Meyer, 1687. 4to (19.5 : 15.5 cm). 4 Bl. Unter Rückenfalz<br />

geheftet. 1<strong>20</strong>.-<br />

Ohne Besitzerzeichen Rödenbecks, aber mit den gekennzeichneten<br />

Roedenbeckiana erworben und von gleichem Bezug. Akademische<br />

Trauerrede auf die kurz nach der Geburt verstorbene Tochter des<br />

Altdorfer Professors der Politik und Philosophie Georg Paul Rötenbeck<br />

(1648-1710), Verfasser des in voriger Katalognummer von Rö-<br />

denbeck angestrichenen Divinae Providentiae Illustre Argumentum.<br />

Enthält knappe Angaben zu Rötenbecks Familie.<br />

VD 17 75:693322 G (nur Nürnberg, Druckmarginalien dort angeschnitten).<br />

- Titelseite verstaubt und mit kleiner Randläsur, sonst sauber.<br />

67 RÖDENBECK‘SCHE BIBLIOTHEK. - (PANZER, GEORG WILHELM). Beytrag zur Geschichte der Kunst<br />

oder Verzeichniß der Bildniße der Nürnbergischen Künstler. Nürnberg, Felsecker, 1784. 8vo (21 : 19 cm). 2 Bl., 60 S.<br />

Mit gestochenem Portrait Dürers als Titelvignette. Blaugrauer Umschlag d. Zt. 350.-<br />

Erste Ausgabe. Tabellarisches Verzeichnis geschnittener oder gestochener<br />

Bildnisse Nürnberger Künstler mit knappen Angaben, theils<br />

(um) die Vollständigkeit der bereits vorhandenen Nürnbergischen<br />

Sammlungen zu beurtheilen, theils neue nach demselben anzulegen<br />

(Einleitung).<br />

Auf der Titelrückseite schöner, deutlicher Abdruck von Rödenbecks<br />

Stempel, im Umschlag sein gestochenes Exlibris mit Adresse Berlin<br />

Spandauer Brücke No. 4. Roedenbeck hat auf dem Titel den Namen<br />

des Verfassers ergänzt, auf der ersten Seite die schmale Spalte<br />

zur Blattgröße mit dem Wort Format gekennzeichnet und p. 48 das<br />

Bildnis des Goldschmiedes Johann Rötenbeck (1575-1630) mit Rötel<br />

angestrichen.<br />

Stockfleckig, zu Beginn und Ende angestaubt. Unbeschnitten, eine<br />

Mittellage unsauber geöffnet.<br />

68 RÖDENBECK‘SCHE BIBLIOTHEK. - ROTING, MICHAEL. Testimonium contra falsam Andreae Osiandri<br />

de iustificatione sententiam, quam in Prussia libellis ac propositionibus spargit. (Nürnberg, Hans Daubmann, 1551).<br />

Klein-4to (18.5 : 14 cm). 26 Bl., das letzte weiß. Blaugrauer Umschlag um 1800. 750.-<br />

Einziger Druck. Roting oder Röting (1494-1588) zählte zu den ersten<br />

vier Lehrern der 1526 von Melanchthon im Nürnberger Egidienkloster<br />

begründeten Oberen Schule, die als frühestes humanistisches<br />

Gymnasium in Deutschland gilt. Hinter Dürers Vier Aposteln<br />

aus dem Gründungsjahr wird ein Gruppenportrait Melanchthons<br />

mit drei Lehrern des ersten Kollegiums vermutet: J. Camerarius, Eobanus<br />

Hessus und Roting als Petrus.<br />

Rotings Testimonium ist die erste Druckschrift gegen die Rechtfertigungslehre<br />

von Andreas Osiander, bis 1548 Prediger in Nürnberg,<br />

seit 1549 im preußischen Königsberg. Wichtigstes Anliegen dieses<br />

Buches ist der Nachweis der Identität Osianders mit dem Antichrist<br />

(Stupperich, Osiander in Königsberg, 1973, p. 186). Der Streit um<br />

Osiander zog sich über ein Jahrzehnt und endete mit einer Konkordienformel.<br />

Im Umschlag eine Variante von Rödenbecks gestochenem Exlibris<br />

ohne Straßenadresse, Titel verso sein Stempel. Unter dem Exlibris ein<br />

sauberer Kaufvermerk mit chiffriertem Preis, datiert 12. 6. (18)19.<br />

VD 16 R 3326. - Schwach gebräunt und stockfleckig, durchgehend<br />

1-2 Wurmstiche im Text, wenige alte Unterstreichungen mit der Feder.<br />

Selten, seit 1968 nicht mehr im deutschen Auktionshandel.<br />

69 RÖDENBECK‘SCHE BIBLIOTHEK. - SIEBENKEES, JOHANN CHRISTIAN. Nachrichten von Nürnbergischen<br />

Stipendien. Nürnberg, Schneider, 1794. 8vo (19 : 12 cm). 95 S. Grüner Umschlag d. Zt. 300.-<br />

Einzige Ausgabe. Geschichte, Ausstattung und Bestimmung der großen<br />

Zahl Nürnberger Stiftungen für Studierende seit dem Spätmittelalter.<br />

Unter den alphabetisch geordneten Begründern finden sich<br />

Nürnberger Patrizier, Kaufleute, Künstler und Handwerker, Prediger<br />

und Juristen, vielfach auch deren Witwen wie Agnes Dürer.<br />

Rödenbecks Stempel auf der Titelrückseite, im Umschlag eine<br />

Standortsigle sowie Kaufvermerk vom 6. 4. (18)22. Eckknicke an<br />

den Seiten 13-16 und 79-82 verweisen auf Erwähnungen des Familiennamens<br />

Röting.<br />

Erman & Horn, Bibliographie der deutschen Universitäten II, no.<br />

459. - Unbeschnitten, teils gebräunt und angestaubt, p. 83/84<br />

Braunfleck im Rand.<br />

70 RÖDENBECK‘SCHE BIBLIOTHEK. - (SPIES, CHRISTOPH DAVID JACOB). Catalogus Dissertationum<br />

inauguralium medicarum Academiae Altorfinae cum appendice Dissertationum eiusdem argumenti sub Praesidio habitarum<br />

ab inaugurationis anno MDCXXIII ad haec usque tempora concinnatus. Altdorf, C. B. Hessel, 1797. 4to (21 : 18.5<br />

cm). 28 S. Unter Rückenfalz geheftet. 250.-<br />

Erste Ausgabe, ergänzt die bereits<br />

ab 1762 veröffentlichten<br />

Dissertationsverzeichnisse der<br />

juristischen, theologischen und<br />

philosophischen Fakultäten in<br />

Altdorf. 1806 erschien noch<br />

eine Fortsetzung von acht Seiten.<br />

Spies erfaßt 395 medizinische<br />

Dissertationsdrucke in<br />

chronologischer Folge von 1623<br />

bis 1797, im Anhang Kurzliste<br />

der Präsidialdissertationen nach<br />

Lehrstuhlinhabern.<br />

Rödenbeck hat seinen Stempel<br />

hier auf der Titelseite angebracht.<br />

1630/31 findet sich zwischen<br />

J. L. Bausch und Michael<br />

Rupert Besler auch ein Roetenbeck<br />

aus Nürnberg, 1676 ein<br />

weiterer, an beiden Stellen<br />

Knickspuren in den Ecken.<br />

Petzholdt p. 578 (ohne Autopsie:<br />

soll nicht ohne Fleiss zusammengestellt<br />

sein). - Titelseite angestaubt,<br />

durchgehend schwacher<br />

vertikaler Mittelknick.<br />

80 81


71 RÖDENBECK‘SCHE BIBLIOTHEK. - WITTWER, PHILIPP LUDWIG. Entwurf einer Geschichte des Kollegiums<br />

der Aerzte in der Reichsstadt Nürnberg. Eine Einladungs-Schrift zu der öffentlichen Iubel-Feyer der vor zweyhundert<br />

Iahren geschehenen Errichtung desselben. Nürnberg, Stiebner, 1792. 4to (<strong>20</strong>.5 : 17 cm). 40 S. Mit gestochener<br />

Titel- und Schlußvignette. Goldpapierumschlag d. Zt. mit Goldschnitt. 450.-<br />

Einzige Ausgabe. Die Nürnberger Ärzteschaft hatte dem Rat bereits<br />

1571 den Entwurf einer städtischen Medizinalordnung unter<br />

Kontrolle eines akademischen Gremiums vorgelegt. Nicht zuletzt<br />

Widerstände der Apotheker verzögerten die Umsetzung bis 1592.<br />

Wittwer, selbst Mitglied des Collegium medicum, verfolgt die Vorgeschichte<br />

bis ins 14. Jahrhundert. Er schildert die erste, von Volcher<br />

Coiter und Joachim Camerarius II. entworfene Medicinal-Verfassung<br />

und berichtet von ihrem Druck 1592. Das Kollegium setzte schon<br />

1598 ein Dispensatorium und Visitationen der Apotheker durch. Ab<br />

1625 wurden öffentliche Sektionen abgehalten, seit 1668 botanische<br />

Exkursionen, das Kollegium mietete Gartenland und baute eine eigene<br />

Bibliothek auf. Mit dem Nürnberger Commercium litterarium<br />

ad rei medicae incrementum erschien ab 1731 eine der frühesten medizinischen<br />

Fachzeitschriften. Die fein gestochene Titelvignette zeigt<br />

eine Gedenkmedaille auf das Jubiläum mit Portrait von Camerarius,<br />

die Schlußvignette das Kollegiensiegel.<br />

Rödenbecks Stempel wiederum auf der Titelrückseite, im Text zwei<br />

Anstreichungen von Ärzten seines Namens. In der abschließenden<br />

Mitgliederliste sind einige Sterbedaten zwischen 1792 und 1814 mit<br />

der Feder ergänzt, möglicherweise von seiner Hand. - Umschlag etwas<br />

berieben und verknickt, Titel am Kopf fingerfleckig, sonst sauberes<br />

Exemplar auf Schreibpapier.<br />

65 71<br />

72 (SCHILLING VON CANSTADT, PAUL; ed.). Btschom-ldan-adas-ma-sches-rab-kyi-pha-rol-tu- phyin-paisning-po.<br />

Das Herz (die Quintessenz) der zum jenseitigen Ufer des Wissens gelangten Allerherrlichst-Vollendeten. Eine<br />

tübetische Religionsschrift. Leipzig, K. Tauchnitz, 1835. Quer-groß-8vo (11 : 23.5 cm). (14) S. in Stereotyp-Druck nach<br />

tibetischen Holzdrucktafeln, 1 weißes Bl. Bedruckter gelber Original-Umschlag. 600.-<br />

Schilling von Canstadt (1786-1837) führte die Lithographie in<br />

Rußland ein, die er seit 1819 zur Vervielfältigung chinesischer Texte<br />

nutzte. 1830-32 bereiste er Ostsibirien und trug in buddhistischen<br />

Klöstern Holztafeldrucke und Manuskripte zusammen, die an das<br />

Asiatische Museum in St. Petersburg gelangten. Seine Doubletten<br />

stiftete Schilling 1836 dem Institut de France, die Tibetica 1924 von<br />

J. Bacot katalogisiert. Bacot erwähnte bereits die vorliegende tibetische<br />

Version des sanskritischen Herz-Sutra (Hrdayasûtra) sowie<br />

die ebenfalls 1835 von Tauchnitz hergestellte Sammlung Tübetisches<br />

Gebetbuch. In jüngster Zeit konnte Hartmut Walravens die Urheberschaft<br />

Schillings auch archivalisch nachweisen. Der gedruckte<br />

Vermerk auf dem Rückumschlag Von ächt tübetischen Holztafeln<br />

stereotypirt belegt, daß Tauchnitz Abgußmatrizen von Holzdruckta-<br />

feln aus Schillings Sammlung herstellte. Schilling selbst lieferte die<br />

Transkription und Übersetzung der tibetischen Titel auf den Umschlägen.<br />

H. Walravens, Zur Geschichte der Ostasienwissenschaften in Europa,<br />

1999, p. 85-100; ergänzt durch Denselben, Konnte der Drucker und<br />

Verleger Karl Tauchnitz Tibetisch?, in: Aus dem Antiquariat 2/<strong>20</strong>04,<br />

p. 83-91; J. Bacot, La collection tibétaine Schilling von Canstadt à la<br />

bibliothèque de l’Institut, in: Journal Asiatique, Tome CCIV, 1924, p.<br />

321-348. - Ränder vor allem zu Beginn und Ende ausgefranst und<br />

mit Defekten. Kleiner Stempel am vorderen Umschlag, hinterer mit<br />

verleimtem Einriß. Wenige Bleistiftmarginalien eines Sprachkundigen<br />

des <strong>20</strong>. Jahrhunderts.<br />

82 83


73<br />

Sächsische Blaufarben-Manufaktur: Kosten, Gebräuche, Akteure<br />

73 SCHNEEBERGER KOBALT-KONTRAKT. - Sammelband mit 149 handschriftlichen Salden und Quittungen<br />

für Ausgaben der gemeinsamen Kasse des Blaufarben-Konsortiums. Freiberg und Schneeberg, 1776 - 1779/80.<br />

167 Blatt kräftige Schreibpapiere in verschiedenen Größen von Folio bis quer-8vo. Braune, schwarze und rötliche<br />

Feder in diversen Händen, vielfach Autographen aus Schneeberger Unternehmer-Dynastien. Zeitgenössisch von No.<br />

1 bis No. 149 numeriert und säuberlich im Format der Foliobögen (ca. 34 : 21 cm) aufgebunden, kleinere Belege<br />

getreppt. Pappband d. Zt. mit rot gestrichenem Bezug und handschriftlichem Deckelschild. 3500.-<br />

Der Kobalt-Kontrakt wurde als Interessenvereinigung der Schneeberger<br />

Blaufarbenwerke 1641 geschlossen, mehrfach verlängert und<br />

modifiziert, zeitweise auch ausgesetzt. Die vorliegenden Belege der<br />

Kobald Contracts Casse betreffen die Jahre 1776-79, einige Kostenaufstellungen<br />

reichen weiter zurück (bis 1742), andere wurden erst<br />

1780 beglichen oder gelten dem Folgejahr.<br />

Die Ausgaben lassen sich in vier Gruppen teilen: 1. Gebührenzahlungen<br />

an die kurfürstlich-sächsischen Bergämter in Freiberg und<br />

Schneeberg für Abschluß und Verlängerung des Kontrakts sowie anfallende<br />

Verwaltungskosten (Belege 1-35). - 2. Entschädigung der<br />

Kontrakts-Kontrahenten für die Kosten ritueller Frühstücks- und<br />

Fördermahlzeiten an den Kobaltgruben (Belege 36-76). - 3. Gebühren<br />

und Entschädigungen für Durchführung und Taxierung der<br />

regelmäßigen und unentbehrlichen Kobalt-Probeschmelzen (Belege<br />

77-104). - 4. Interne Ausgaben für Syndici und Schreiber, Post<br />

und Siegellack, Abwartung der Probeschmelzen, Extrabesoldung des<br />

Bergarztes und Ausgleich langjähriger Forderungen des Pfannenstiehler<br />

Blaufarbenwerks an das Konsortium (Belege 105-149). Eine<br />

genaue Aufstellung steht zur Verfügung.<br />

Das Kontrakts-Kassenbuch spiegelt die streng geregelten Beziehungen<br />

zwischen kurfürstlichem Bergregal und dem Schneeberger<br />

Unternehmertum wider, die teils bis 1742 aufsummierten Gebührenforderungen<br />

der Bergämter deuten allerdings auf Unregelmäßigkeiten<br />

hin. Die Belege zeichnen die Rituale des Probeschmelzens und<br />

der Fördermahlzeiten nach, letztere mit genauer Bezeichnung aller<br />

Speisen und Getränke. Struktur und Chargen des Montankonsortiums<br />

werden deutlich, vor allem aber sein Personalstand mit zeitgenössischen<br />

Angehörigen der Kobalt-Dynastien Schnorr, Friedrich,<br />

Lindemann oder Schmid. Fast alle individuellen Zahlungsempfänger<br />

treten mehrfach auf, der Vergleich von Duktus, Unterschrift und<br />

selbst Papiersorte zeigt, daß ihre Quittungstexte eigenhändige Niederschriften<br />

sind - gleichsam ein Album Creditorum.<br />

Einband bestoßen und teils verblichen, die Dokumente tadellos<br />

erhalten.<br />

84 85


74 SCHWERIN. - Grosherzoglich Meklenburg-Schwerinischer Staats-Kalender. 1856. Schwerin, F. W. Bärensprung,<br />

(1855). 8vo (<strong>20</strong> : 13 cm). 1 Bl., XXXIII, IX, 352; XLIV, 255 S. Mit Titelvignette, 1 gefalteten Stammtafel und 5 Tabellen<br />

auf 6 gefalteten Bl. Kirschroter Maroquinband d. Zt. mit reicher Romantiker-Vergoldung, weißen Moiréepapier-<br />

Vorsätzen und Goldschnitt. 350.-<br />

Die Staatskalender für Mecklenburg-Schwerin erschienen 1776-<br />

1918 in ununterbrochener Folge. Enthält im ersten Teil den Personal-Staat<br />

des Grosherzogthums Meklenburg-Schwerin; den zweiten<br />

Teil bildet ein Statistisch-topographisches Jahrbuch mit Auflistung der<br />

Ämter und Orte, Angaben zu Einwohnerzahlen, Gewerbetreibenden,<br />

Schulen, Kirchen etc. Beide Teile durch ausführliche Namen-<br />

und Ortsregister erschlossen.<br />

Der prächtig gebundene Jahrgang trägt am Titel einen ovalen zeitgenössischen<br />

Stempel Gr. Herzogliche Bibliothek ohne Ortsbezeich-<br />

nung. Möglicherweise stammt der Band aus den Privatbibliotheken<br />

der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin oder Mecklenburg-<br />

Strelitz, erstere seit 1945 verschollen, letztere 1921 in die Landesbibliothek<br />

eingegliedert und mit ihr 1950 zerstreut.<br />

Heeß, Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, no. 26. - Einband<br />

mit winzigen Bereibungen, Vorsätze in den Rändern oxydiert.<br />

Die Stammtafel mit kurzem Einriß, Tabellen mit wenigen Stockflecken.<br />

Frisches, unbenutztes Exemplar.<br />

75 SCHWERINER HOFKAPELLE. - Bildnisminiaturen des Hofmusikers Johann Georg Bartheil (Barteille)<br />

und seiner Frau Helene Magdalene. Gouachen auf Pergament. Ludwigslust, um 18<strong>20</strong>. Durchmesser je ca. 7.5 : 6 cm.<br />

In originalen Rähmchen aus geprägter und schwarz eingelassener Preßmasse (je 12 : 10.5 cm) mit bronzierter Medaillonleiste<br />

um die alte Verglasung. Rückseitig Halterung aus Blechzähnchen, Hängeöse und Pariser Fabrikatszeichen.<br />

1250.-<br />

Sehr fein ausgeführte Miniaturen. Die Zuweisung folgt einem vergilbten<br />

Notizzettel des <strong>20</strong>. Jahrhunderts, der bei Erwerb auf eines<br />

der Rähmchen geklebt war und jetzt lose beigefügt ist. Vermutlich<br />

in alter Familientradition heißt es dort Joh. Georg Barteille, Hofmusikus<br />

in Ludwigslust u. Helene Magdalene Barteille geb. von Nußbaum<br />

Ludwigslust 18<strong>20</strong>. Clemens Meyer berichtet in seiner Geschichte der<br />

Mecklenburg-Schweriner Hofkapelle, 1913, p. 171:<br />

Johann Georg Gottfried Bartheil jun., Violinist, Sohn des Hoftrompeters<br />

Bartheil, geboren am 5. August 1790 zu Ludwigslust. Er wurde<br />

am 2. November 1809 als Accessist eingestellt und bekam jährlich<br />

100 Rtlr. Gehalt. Das Ludwigsluster Diarium führt ihn in den Jahren<br />

1811-1813 öfters mit Solovorträgen an. Der Staatskalender führt ihn<br />

als Hofmusiker von 1821-1825; er starb am 16. April 1825 in Ludwigslust<br />

- im Alter von nur 34 Jahren. Sein Portrait zeigt ihn von<br />

auffallender Blässe gezeichnet.<br />

Das Portrait der Helene Magdalene Bartheil etwas kleiner als der<br />

Rahmenausschnitt und mit Papier im Ton des Hintergrundes unterlegt,<br />

beide Trägerkartons erneuert. Die Zähnchenhalterung etwas<br />

gelockert, auf Verklebung der Rückseiten wurde jedoch verzichtet.<br />

86 87


Seetzen wurde September 1811 im Jemen ermordet, sein letztes erhaltenes<br />

Schreiben datiert vom 17. November 1810. Die Briefe, Berichte<br />

und Tagebücher aus dem Orient sind überwiegend in seiner<br />

Heimat versammelt: Landesbibliothek und Staatsarchiv Oldenburg,<br />

Schloßmuseum Jever; einige auch in Gotha, dessen Herzöge die berühmte<br />

Forschungsreise finanzierten. Kein einziges Autograph Seetzens<br />

ist im deutschen Auktionshandel seit 1950 nachweisbar.<br />

Der Abfassungstag des vorliegenden Briefchens - 23. März 1809 - fällt<br />

mit Seetzens letztem Tagebucheintrag in Kairo zusammen. Seetzen befand<br />

sich unmittelbar vor dem Aufbruch nach Mekka und Medina.<br />

Seetzen-Reliquie<br />

76 SEETZEN, ULRICH JASPER. Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. Kahira (Kairo), 23. III. 1809. 8vo (18 :<br />

11.5 cm). 6 Zeilen. - Mit Faltspuren und den für Orient-Briefe typischen Desinfektions-Stichen. 1500.-<br />

Einziger Band, weitere waren in loser Folge geplant. Steinbuch<br />

(1770-1818), Mediziner zunächst an der Universität Erlangen, dann<br />

im Württembergischen, ist durch seinen Beytrag zur Physiologie der<br />

Sinne (1811) bekannt, the most comprehensive attempt to develop a<br />

physiological and psychological theory of the senses in Germany during<br />

the first two decades of the 19th century (Hatfield, The Natural and the<br />

Normative, 1990, p. 131).<br />

Die Analecten enthalten vier Aufsätze zur Physiologie: Über die Begattung<br />

des Quappen-Fisches (Gadus Lota), den Larvenstand von<br />

Sumpfeidechsen, die Kammstrahlen von Federbuschpolypen, sowie<br />

die Erstbeschreibung des Grasälchens (Vibrio Agrostis). Dieser Bei-<br />

Physiology<br />

Sicherlich in Vorahnung von Strapazen und Gefahren sendet er dem<br />

zehnjährigen Neffen B(erend) Wilhelm Seetzen ein Lebenszeichen:<br />

An B. W. Seetzen. Und damit auch Du sehest, dass ich noch lebe und<br />

gesund bin, mein lieber Wilhelm ! schreibe ich Dir diese paar Zeilen.<br />

Lebe wohl ! Dein Dich zärtlich liebender Oheim U. J. Seetzen. Als<br />

Empfangsdatum ist am Kopf der 30. Januar 1810 vermerkt - Seetzen<br />

befand sich inzwischen im Hedschas.<br />

Cf. K.-P. Müller, Seetzeniana in Nordwestdeutschland, in: Ulrich Jasper<br />

Seetzen. Leben und Werk, Kolloquium Gotha 1995, p. 77-102.<br />

77 STEINBUCH, JOHANN GEORG. Analecten neuer Beobachtungen und Untersuchungen für die Naturkunde.<br />

Fürth, Bureau für Litteratur, 1802. 8vo (19.5 : 11.5 cm). VII, 135 S., 2 Kupfertafeln nach Zeichnungen des Autors.<br />

Blaugrauer Umschlag d. Zt. 450.-<br />

trag war bereits im Naturforscher 28, 1799 erschienen, die übrigen<br />

zuvor unveröffentlicht.<br />

Provenienz: Titel und Widmungsblatt verso zeitgenössischer Monogrammstempel<br />

mit Krone (Friedrich Wilhelm Rex ?). Titel recto<br />

kleiner Stempel Dupl. e Bibl. Reg. Regiom. (Königsberg). Im Innendeckel<br />

späterer Besitz- und Doublettenstempel der Schwedischen<br />

Akademie der Wissenschaften, Stockholm.<br />

Nissen, ZBI, no. 3970. - Rücken mit Fehlstellen, Titel angestaubt, zu<br />

Beginn und Ende schwach stockfleckig.<br />

78 STIEGLITZ, CHRISTIAN LUDWIG. Archaeologie der Baukunst der Griechen und Römer. 2 Teile (der zweite<br />

zu 2 Abteilungen) in 3 Bänden. Weimar, Industrie-Comptoir, 1801. 8vo (<strong>20</strong>.5 : 12.5 cm). I: 2 Bl., 331 S. - II/1: 1 Bl.,<br />

326 S. - II/2: X, 356 S., 1 Bl. Errata. Zusammen 23 gestochene Kopfvignetten mit 50 Münzfiguren sowie 46 architektonische<br />

Umrißkupfertafeln. Halblederbände um 1840 mit Romantiker-Rückenvergoldung, marmorierten Deckeln<br />

und gelben Vorsätzen. 650.-<br />

Einzige Ausgabe. Zusammenfassung seiner Forschungen zur antiken Baukunst.<br />

Behandelt zunächst Materialien und Bauelemente, dann Bautypen<br />

wie Tempel und Theater, Aquädukte und Straßen, Wohnhäuser und Villen.<br />

Am Schluß beschreibendes Verzeichnis der Vignetten nach griechisch-römischen<br />

Münzen. In schöner klassizistischer Antiqua gesetzt.<br />

Katalog Architekt und Ingenieur der HAB Wolfenbüttel, 1984, p. 74. - Etwas<br />

berieben, die weißen Vorsatzblätter durch die gelben gebräunt. Die Abschnitte<br />

Gymnasien und Thermen sowie Ehren- und Grabmähler streckenweise mit<br />

Bleistiftanstreichungen, sonst frisches Exemplar auf Schreibpapier.<br />

79 STIEGLITZ, CHRISTIAN LUDWIG. Versuch einer<br />

Einrichtung antiker Münz-Sammlungen zur Erläuterung der Geschichte<br />

der Kunst des Alterthums. Leipzig, K. Tauchnitz, 1809.<br />

8vo (<strong>20</strong>.5 : 12 cm). XII S., 1 Bl., 258 S. Halblederband d. Zt.<br />

mit Rückenschild, etwas Rückenvergoldung und marmorierten<br />

Vorsätzen. 380.-<br />

Einzige Ausgabe. Sammlungsschema nach kunstgeschichtlichen, nicht mehr<br />

nach antiquarischen Gesichtspunkten. Stieglitz ist vor allem als Architekturhistoriker<br />

bekannt. Für die Städtemünzen führt er sechs Epochen ein, die Familienmünzen<br />

sind wie Daktyliotheken nach Bildtypen geordnet. Zur Veranschaulichung<br />

ließ Stieglitz <strong>20</strong>0 und 500 Stücke seines eigenen Kabinettes<br />

von Gottlieb Benjamin Rabenstein als Schwefelpasten vervielfältigen. Der<br />

Aufwärter der Dresdener Antiken-Galerie hatte sich durch Neuausgaben der<br />

Gemmenabdrücke von Dehn-Dolce und Lippert empfohlen.<br />

Rücken etwas berieben, Deckel fleckig und beschabt, innen sauber. Vorsatz verso langer genealogischer Eintrag des Nürnberger Rittmeisters<br />

Friedrich Sixt aus dem Jahr 1903. Nach ihm stammt das Exemplar aus dem Nachlaß der Witwe von Stieglitz‘ Bruder Johann Conrad (1724-<br />

95, Jurist in Altdorf).<br />

88 89


80<br />

80 STORR, GOTTLIEB KONRAD CHRISTIAN. Alpenreise (Band I: vom Jahre 1781). 2 Bände. Leipzig, J. G.<br />

Müller, 1784 & 1786. 4to (<strong>20</strong>.5 : 17 cm). I: 4 Bl., XCIV, 118 S., 18 Bl. - II: 4 Bl., 290 S., 1 Bl. Mit 7 Kupfertafeln von<br />

C. G. Geyser und C. W. Chryselius. Halblederbände d. Zt. mit roten Titel- und grünen Bandschildern, Rückenvergoldung<br />

und ockerfarbenem Deckelbezug, marmorierten Vorsätzen und Rotschnitt. 2750.-<br />

Einzige Ausgabe der frühen Alpenbeschreibung. Storr, Naturgeschichtler<br />

und Sammler in Tübingen, zieht drei bis in die Provence<br />

und nach Turin ausgedehnte Reisen durch die Westalpen auf die<br />

Schwerpunkte einer einzigen zusammen: Schwäbische Alpen und<br />

Berner Oberland (I), Tessin, Veltlin und Bergell (II).<br />

Nach alpinistischer Vorbereitung (mit drei Ideallandschaften der Vor-,<br />

Mittel- und Hochalpen von Geyser) stehen im ersten Band noch<br />

Landschaft und Gebräuche im Vordergrund, auch werden Naturaliensammlungen<br />

in Schaffhausen und Bern beschrieben. Der zweite<br />

Band ist naturgeschichtlich, vor allem mineralogisch-geologisch<br />

ausgerichtet. Besonders ausführlich die Beschreibung des Gotthard<br />

mit einem gegenüber Pini (1783/84) erweiterten Verzeichnis vorkommender<br />

Verbindungen des Schwerspats mit dem Feldspat und<br />

dem Quarze (knapp 50 Seiten mit drei hervorragenden Tafeln von<br />

Kristallen und Drusen). Es folgt eine 54 Einträge umfassende Liste<br />

vornehmster Abweichungen der Gotthard-Gesteine. Aus der Fülle<br />

kleinerer Aufstellungen dieser Art seien noch Varianten des Malenger<br />

Amiants sowie Tropfsteinsorten von Chiavenna genannt. Storrs<br />

reichhaltige Sammlungen wurden 1793 von Goethe besucht.<br />

Schuh, Mineralogy & Crystallography (Online-Version), Storr 2. -<br />

Die hübschen Einbände etwas berieben. Schönes, frisches Exemplar<br />

auf starkem Papier.<br />

90 91


81<br />

82<br />

83<br />

81 STRELITZ. - Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzischer Staatskalender auf das Jahr 1818. Neustrelitz, Hofbuchbinder<br />

Spalding, (1817). 8vo (17 : 11 cm). 16 Bl., 190 S. (141/42 gefaltet), 144 S. Mit Holzschnitt-Wappenvignette auf<br />

dem Titel und 1 gefalteten Stammtafel. Roter Maroquinband d. Zt. mit hübscher Rückenvergoldung, goldgeprägten<br />

floralen Deckelbordüren mit Blumenkörben als Eckstücken, hellblauen Vorsätzen und Goldschnitt. 300.-<br />

Die Staatskalender für Mecklenburg-Strelitz erschienen 1792-1929<br />

unter wechselnden Titeln und in verschiedenen Papier- und Einbandqualitäten.<br />

Der vorliegende Jahrgang auf gutem Papier der<br />

brandenburgischen Papiermühle Wolfswinkel gedruckt, deren große<br />

Wasserzeichen Nitsche in Wolfswinkel und Portrait Friedrich Wilhelms<br />

III. auf den beiden gefalteten Blättern sehr schön sichtbar<br />

sind. Der Einband wurde vermutlich in der Werkstatt des Hofbuchbinders<br />

Gottlieb Friedrich Spalding gefertigt. Spalding war Inhaber<br />

des herzoglichen Privilegs für den Verlag und Vertrieb der Kalender.<br />

Diese enthalten neben einem erschöpfenden Verzeichnis der Namen<br />

und Funktionen von Hofangestellten sowie der Beamten in Regierung,<br />

Verwaltung, Schulen und Kirchen auch eine aufschlußreiche<br />

Übersicht der herzoglichen und ritterschaftlichen Güter mit Angabe<br />

der dort bestehenden Gewerbe wie Mühlen, Glashütten, Teeröfen<br />

und Ziegeleien. Am Schluß ein Europäisches Regenten-Verzeichniß.<br />

Heeß, Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, no. 29. - Schönes,<br />

frisches Exemplar.<br />

82 STRELITZ. - Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzischer Staatskalender auf das Jahr 1821. Neustrelitz, G. F.<br />

Spalding, (18<strong>20</strong>). 8vo (17.5 : 11 cm). 16 Bl., 194 S. (145/46 gefaltet), 83 S. Mit Holzschnitt-Wappenvignette auf dem<br />

Titel und 1 gefalteten Stammtafel. Roter Maroquinband d. Zt. mit klassizistischer Rückenvergoldung, goldgeprägten<br />

floralen Deckelbordüren, silbergrauen Vorsätzen und Goldschnitt. - Dieser Jahrgang auf kräftigem Schreibpapier<br />

gedruckt und vermutlich ebenfalls in der Werkstatt des Hofbuchbinders Gottlieb Friedrich Spalding gebunden, der<br />

das Kalender-Privileg innehatte. Schönes, frisches Exemplar. 300.-<br />

83 STRELITZ. - Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzischer Staatskalender auf das Jahr 1825. Neustrelitz, G. F.<br />

Spalding, (1824). 8vo (17.5 : 10.5 cm). 16 Bl., <strong>20</strong>6 S. (149/50 gefaltet), 1 weißes Bl., 71 S. Mit Holzschnitt-Wappenvignette<br />

auf dem Titel und 1 gefalteten Stammtafel. Roter Maroquinband d. Zt. mit Rückenvergoldung, goldgeprägten<br />

ornamentalen Deckelbordüren, graugrünen Vorsätzen und Goldschnitt. - Schönes Exemplar auf feinem gerippten<br />

Papier. Im ersten Teil p. 11 eine Todesnachricht aus dem Jahr 1826 mit roter Tinte im Rand vermerkt. 300.-<br />

92 93


84 TASSIE, JAMES. Alex. Waugh A. M. Wells Street Lond. 1794. Tassie F. Profilportrait in Halbrelief aus hellem<br />

Wachs. Am Halsschnitt in schwarzer Prägung bezeichnet und signiert. London 1794. Höhe 7.8 cm. Zeitgenössisch in<br />

rotem Samtbett montiert und unter Glas in rotbrauner Profilleiste gerahmt (14.5 : 12 : 1.8 cm). Rückseitig Papierbezug<br />

und Hängering. 950.-<br />

Tassie (1735-1799) schuf im Auftrag Katharinas II. von Rußland<br />

die größte je zusammengetragene Daktyliothek in farbigen Glasflüssen<br />

und rotem Schwefel. Den Zeitgenossen war er vor allem als<br />

vorzüglicher Portraitist bekannt. Tassie modellierte etwa 500 Bildnismedaillons,<br />

die er in Wachs und weißer Glaspaste (white enamel<br />

composition) abgoß.<br />

Alexander Waugh (1754-1827), wie Tassie Schotte, war beliebter<br />

Geistlicher der United Secession Church, einer Abspaltung der Church<br />

of Scotland. Seit 1782 wirkte er an der Londoner Kongregation in<br />

Wells Street und wurde 1795 Mitgründer der London Missionary Society.<br />

- Verglasung innen etwas beschlagen.<br />

Erste Ausgabe. Thaers bekanntes Hauptwerk, zunächst nur als Leitfaden<br />

für seinen Mögelinschen Unterrichtskursus verfaßt. Tatsächlich<br />

gab der gedrängte, ungemein detailreiche Vortrag der deutschen<br />

Gutswirtschaft erstmals eine naturwissenschaftliche Grundlage und<br />

ein profitables System. Die Vielzahl der Auflagen bis 1880 spiegelt<br />

die Wirkung.<br />

Auf den Titelblättern der ersten drei Bände hat Thaer den Verfassernamen<br />

eigenhändig in schwarzer Feder eingesetzt, erst im vierten<br />

erscheint er gedruckt. Er begründet dies in der Vorrede zum zweiten<br />

Band: Um mein Geistes-Eigenthum ... um so förmlicher zu dokumentiren,<br />

habe ich jedes Exemplar mit meiner eigenhändigen Unterschrift<br />

versehen, und jedes andere für gestohlenes Gut erklärt.<br />

Band I trägt im Innendeckel das 1910 radierte Exlibris von Carl<br />

Böckmann mit dem charakteristischen, 1897 erbauten Wasserturm<br />

von Gut Dahlewitz im heutigen Landkreis Teltow-Fläming. Der Besitz<br />

war 1896 durch den bekannten Berliner Architekten Wilhelm<br />

Böckmann (1832-1902) erworben und zum Mustergut ausgebaut<br />

worden. Sein Sohn Carl führte die Wirtschaft bis 1945 (cf. Preuß,<br />

Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming, <strong>20</strong>11, p.<br />

44 ff.).<br />

Roscher, Geschichte der National-Oekonomik in Deutschland, 1874,<br />

p. 696 ff. - Rücken berieben, ein Kapital und die Ecken bestoßen.<br />

Band I mit wenigen zeitgenössischen Marginalien. Sauber und breitrandig.<br />

Aus der Bibliothek Böckmann, Gut Dahlewitz<br />

85 THAER, ALBRECHT. Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. 4 Bände. Berlin, Realschulbuchhandlung,<br />

1809-12. 4to (25 : 19.5 cm). I: XXIV, 380 S. - II: XXVIII, 272 S. - III: XVI, 288 S. - IV: XVIII, 470 S., 1 Bl. Verlagsanzeigen.<br />

Mit 13 gefalteten Kupfertafeln in Band III und zusammen 14 Falttabellen. Halblederbände d. Zt. mit roten<br />

Rückenschildern, Resten von Rückenvergoldung und wurzelmarmoriertem Deckelbezug. 1750.-<br />

94 95


86<br />

Einzige Ausgabe. Thaer war 1804 von Friedrich Wilhelm III. an das<br />

Oderbruch berufen worden, um ein Mustergut und die erste höhere<br />

Landwirtschaftsschule Deutschlands zu begründen. Gefördert hatten<br />

den Ruf Peter Alexander von Itzenplitz, Besitzer von Gut Friedland<br />

und Schloß Cunersdorf an der Gemarkungsgrenze zu Möglin, sowie<br />

Staatskanzler Hardenberg, der 1814 auf Neu-Hardenberg ebenfalls<br />

Gutsnachbar Thaers werden sollte.<br />

Thaer schildert authentisch den Gründungszustand Möglins und<br />

die harten ersten Jahre unter widrigen Zeitumständen. Er legt durch<br />

genauere Auszüge aus den Hauptbüchern Rechenschaft von seinen<br />

Maßnahmen, Fehlern und Erfolgen in den Jahren 1807-14 ab. Den<br />

Thaer in Bayern<br />

86 THAER, ALBRECHT. Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, Realschulbuchhandlung, 1815. 8vo<br />

(<strong>20</strong> : 12 cm). XIV, 352 S., 1 Bl. Errata, 1 gestochener Faltplan. Halblederband d. Zt. mit rotem und blauem Rückenschild,<br />

marmorierten Deckeln und Rotschnitt. 600.-<br />

Beschluß bildet eine Beschreibung seines Landwirthschaftlichen Unterrichts-Instituts,<br />

ab 1819 zur Königlich akademischen Lehranstalt des<br />

Landbaues erhoben.<br />

Provenienz: Am Vorsatz mit reichlich Goldstaub abgelöschter Besitz-<br />

und Kaufvermerk von Max Graf zu Hegnenberg-Dux (1775-<br />

1835) aus dem bayerischen Hochadel, ansässig auf Hofhegnenberg<br />

in Bayerisch-Schwaben. Im Text einige Anstreichungen und Nota<br />

bene-Vermerke in Bleistift.<br />

Etwas berieben, in den Gelenken Wurmspuren, am rückwärtigen kräftig.<br />

Gelegentlich schwach braunfleckig, insgesamt frisches Exemplar.<br />

87 VELEN, SAMMLUNG NIESERT. - Verzeichniß der von dem verstorbenen Pfarrer Niesert zu Velen hinterlassenen<br />

alten Manuscripte, Urkunden, Münzen ... Antiken- und Siegel-Abdrücke, des Conchylien- und Mineralien-Cabinets,<br />

der römischen und deutschen Alterthümer etc. welche zu Münster in Westphahlen durch den Commissionair Bernhard<br />

Diekhof nach Beendigung des Verkaufs der Niesertschen Bibliothek, beginnend am 29. Mai dieses Jahres verkauft werden<br />

sollen. Borken, E. C. Brunn, 1843. 8vo (17.5 : 9.5 cm). 2 Bl., 176 S. Schwarzer Pappband d. Zt. 450.-<br />

Separater Anhang zum Catalog der Niesertschen Bibliothek, so der<br />

Nebentitel. Der Bücherkatalog war bereits 1842 erschienen und umfaßte<br />

16.000 Titel, die Auktion fand März bis Mai 1843 in Münster<br />

statt. Im vorliegenden Band werden neben Münzen vor allem Handschriften<br />

und Urkunden angeboten, zusammen 600 Lose. Ferner besaß<br />

der Pfarrer und bedeutende Lokalhistoriker (1766-1841) sieben<br />

teils umfangreiche Daktyliotheken. Nieserts Mineralien, Konchylien<br />

und ein Herbarium vivum waren im Pfarrhaus von Velen verblieben<br />

und sollten am 4. September 1843 vor Ort verkauft werden. Die<br />

Schnecken und Muscheln sind summarisch aufgenommen:<br />

Eine Sammlung von Conchylien, sämtlich classificirt. Sie befinden sich<br />

in zwei großen Schränken mit Glasthüren, der eine mit 6, der andere<br />

mit 7 Abtheilungen. Das Verzeichniß davon ist in lateinischer und<br />

französischer Sprache angefertigt.<br />

Nicht bei Murray, Museums, für uns nur in Westfalen selbst nachweisbar:<br />

Münster und Bielefeld (der Buchkatalog hingegen in die<br />

British Library gelangt, die eine Inkunabel Nieserts besitzt). - Bezug<br />

mit Silberfischchenfraß besonders am Rückdeckel, sonst sauberes<br />

Exemplar.<br />

96 97


88 a 88 b<br />

89<br />

88 a/b WALDGLAS. - Gnidelsteine mit Knauf. Mecklenburg, um 1800. Höhe und Durchmesser je ca. 8 cm,<br />

Gewicht ca. 600 g. Massive moosgrüne Glasmasse, in der Aufsicht schwarz glänzend. Je 2<strong>20</strong>.-<br />

Die Glätt- oder Gnidelsteine aus schwarzem Glas wurden zum Zerreiben<br />

oder Zerklopfen von Salz, Pfeffer, Senfkörnern u.a. benutzt. Sie<br />

wurden auch zum Glätten von Nähten und Stoffen gebraucht. Dieses<br />

Universalwerkzeug gehörte früher in fast jeden Haushalt. Heute ist<br />

es nur noch in einigen wenigen Exemplaren überliefert (Janke & al.,<br />

Waldglas in Mecklenburg, <strong>20</strong>10, p. 90 mit Abbildung).<br />

Der traditionelle Gnidelstein war ein platter Ball von Glas (J. C. Dähnert,<br />

Platt-Deutsches Wörter-Buch, 1781, p. 155), grifflos von der<br />

hohlen Hand geführt. Die vorliegende Variante mit Knauf und ebener<br />

Arbeitsfläche ist bedeutend handlicher. Ihre Herstellung war aufwendiger,<br />

die Stücke waren teurer und sind von großer Seltenheit. -<br />

Arbeitsflächen etwas berieben oder beschliffen, sonst tadellos.<br />

89 WALDGLAS. - Gnidelstein von klassischer Form, ein platter Ball. Mecklenburg, um 1800. Durchmesser ca.<br />

7.5 cm, Höhe 4.5 cm, Gewicht ca. 350 g. Dieselbe Glasmasse. Glatte Oberfläche mit feinen Kratzspuren, um den<br />

Abriß an der Ablage deutlicher Abrieb. 160.-<br />

90 (WALLRAF, FERDINAND FRANZ). Verzeichniß<br />

Kurkölnischer Münzen, so gesucht werden, und welche<br />

man, falls sie wohl konserviret sind, gut zu bezahlen sich<br />

erbietet. (Köln, um 1790). Klein-4to (<strong>20</strong> : 16 cm). 7 Bl.<br />

Unter Kattunpapierfalz geheftet. 240.-<br />

Eng gedruckte, genau spezifierte Desideratenliste des Kölner Naturwissenschaftlers<br />

und großen Sammlers (1748-1824). Sein Nachlaß<br />

kam an die Stadt Köln und bildete den Grundstock ihrer Museen.<br />

Wallraf gab noch einen Nachtrag von Stücken heraus, die in obigem<br />

Verzeichniß vergessen worden sind (3 Bl., ebenfalls undatiert). - Falz<br />

vorne schadhaft; etwas verstaubt und gebräunt.<br />

Einzige Ausgabe. Der erste Sammlungskatalog des 1750 begründeten<br />

anatomischen Instituts der Universität Greifswald. Westphal<br />

verzeichnet bereits 175 Präparate, einige ausführlich kommentiert.<br />

Bedeutenden Zuwachs erhielt Greifswald 1791 durch Übernahme<br />

der Sammlung von Andreas Schaarschmidt, 1760 von der Berliner<br />

Charité ins mecklenburgische Bützow gewechselt.<br />

An Avid Collector<br />

First Catalogue of the Anatomical Theatre in Greifswald<br />

91 WESTPHAL, ANDREAS. Verzeichniß der Präparaten, welche auf dem Anatomischen Theater der Akademie<br />

zu Greifswald befindlich sind. Stralsund, H. J. Struck, 1760. Klein-4to (19 : 13 cm). 3 Bl., 38 S. Unter Rückenfalz<br />

geheftet. 600.-<br />

Westphal (17<strong>20</strong>-88), eifrig publizierendes Mitglied der Leopoldina,<br />

wirbt in der Vorrede für mehr Sektionsmaterial. Er begründet dies<br />

mit dem Einfluß der Zergliederungskunst in die Glückseligkeit eines<br />

Staates. - Erman & Horn, Bibliographie der deutschen Universitäten<br />

II, no. 6421; nicht bei Murray, Museums. - Knapp beschnitten. Titelblatt<br />

gebräunt und angestaubt, Außensteg der ersten Bl. mit kleinen<br />

Einrissen.<br />

98 99


92 (WINTERFELD, GEORG ADOLPH VON; ed.). Protocollum Comitiale de dato Malchin den 25sten November<br />

seq. Schwerin, Bärensprung, 1796. 8vo (18.5 : 11.5 cm). 2 Bl., 274 S., 9 Bl. Hellbrauner Lederband d. Zt. mit 2 Rückenschildern,<br />

klassizistischer Rückenvergoldung, goldgeprägten Deckelfileten und marmorierten Vorsätzen. 350.-<br />

Einzige Ausgabe. Genaues - entgegen der Titelzeile deutschsprachiges<br />

- Protokoll der mecklenburgischen Landtagsverhandlungen vom<br />

25. November bis 19. Dezember 1794. Der Herausgeber war 1791-<br />

97 Gutsherr auf Görslow am Schweriner See.<br />

Die zeitgenössischen Informationen über die Landtage waren traditionell<br />

dürftig, da es seitens der Stände kaum Interesse gab, Einzelheiten<br />

bezüglich Vorbereitung, Ablauf, Inhalt oder gar Konsequenzen der<br />

Versammlungen zu veröffentlichen. Eine zuverlässige Information war<br />

weder für das einzelne Landtagsmitglied, noch für interessierte Außen-<br />

100<br />

stehende möglich ... Umso wichtiger ist eine Edition, die den äußeren<br />

Verlauf des Landtags von 1794 spiegelt. Da selbst diese Form der Öffentlichkeit<br />

auf ständischen Widerspruch traf, konnte der Herausgeber<br />

sein Unternehmen nicht fortsetzen (G. Heitz, Landstädtische Deputierte<br />

im mecklenburgischen Landtag 1794-1819, in: Die Stadt als<br />

Kommunikationsraum, <strong>20</strong>01, p. 378).<br />

Heeß, Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, no. 4340. - Etwas<br />

berieben, Vorderdeckel am Kopf verblaßt, kurzer Einriß im Gelenk.<br />

Schönes, frisches Exemplar auf feinem gerippten Papier.<br />

GEScHäFTSBEDINGuNGEN<br />

Vollständige Geschäftsbedingungen unter www.mueller-draheim.de<br />

Im Auszug: Das Angebot ist freibleibend. Bestellungen werden in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet,<br />

Lieferzwang besteht nicht. Preise in Euro einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer. Die Kosten für<br />

Versand und Versicherung trägt der Besteller, sie werden nach Gewicht, Wert, Zielland sowie Versandart<br />

berechnet und können auf Wunsch vor Rechnungsstellung abgesprochen werden. Grundsätzlich werden<br />

jedoch alle Bestellungen eingeschrieben oder als Paket versandt.<br />

Dem Besteller steht das gesetzliche Widerrufsrecht zu, das bei Lieferung von Waren nicht vor dem Tag ihres<br />

Eingangs beim Empfänger beginnt. Der Widerruf muß keine Begründung enthalten und schriftlich, auf<br />

einem anderen dauerhaften Datenträger oder durch Rücksendung der Ware an die auf dem Titelblatt angegebene<br />

Adresse innerhalb von drei Wochen erfolgen. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung.<br />

Rechnungen sind ohne Abzug binnen 30 Tagen nach Erhalt zahlbar. Es besteht Eigentumsvorbehalt bis zur<br />

vollständigen Bezahlung. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist für beide Teile Potsdam.<br />

Prices in Euro. Terms as usual. English descriptions and additional images available on request.<br />

Visits by appointment only.<br />

Satz & Druck: Druckerei Rüss, Potsdam <strong>20</strong>12

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