DIE LUSTIGSTE BLASMUSIKKAPELLE DER WELT - in Laxenburg

27. Spielzeit - 2007/2008
3. KONZERT
Freitag, 11. Jänner 2008 um 19.30 Uhr
Samstag, 12. Jänner 2008 um 16.30 Uhr
im ehemals kaiserlichen Schlosstheater
PROGRAMM
Carmina Burana
Béla Bartók (1881 – 1945)
Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug (1937)
Assai lento – Allegro molto
Lento, ma non troppo
Allegro ma non troppo
PAUSE
Carl Orff (1895 – 1982)
CARMINA BURANA
Kantate in 24 Bildern des Mittelalters:
Fortuna Imperatrix Mundi
I. Primo vere
II. Uf dem Anger
III. In Taberna
IV. Cour d’Amour
V. Blanziflor Et Helena
Fortuna Imperatrix Mundi
AUSFÜHRENDE
Johanna Gröbner und Veronika Trisko, Klavier
Brigitta Krawautz, Koloratursopran
Johann Leutgeb, Bariton
Russi Nikov, Bariton
Chorvereinigung SCHOLA CANTORUM
(Einstudierung: Wolfgang Bruneder)
Vienna Percussion plus
Dirigent: GEORG KUGI
Preis des Programms: € 1,80

Im Jahre 2008 bei den SALZBURGER FESTSPIELEN
und - in LAXENBURG:
„DIE LUSTIGSTE BLASMUSIKKAPELLE
DER WELT“
MNOZIL BRASS
Sonntag, 3. Februar 2008, 18 Uhr,
im Kaiserbahnhof
präsentiert vom Kultur- und Museumsverein Laxenburg
im Laxenburger Faschingskonzert 2008
Karten zu € 27,- in der Pause und nach dem heutigen
Konzert bei Fr. GR Anna Zangl
Kartenbestellungen per e-mail unter
museum-laxenburg@eunet.at
oder telefonisch unter 0664/312 19 13
2005/06 ZWEIAKTIGE OPERETTE
bei den RUHR-FESTSPIELEN
und im
WIENER BURGTHEATETR
2007 ca. 130 KONZERTE
TOURNEEN u. a. nach
DEUTSCHLAND, SPANIEN,
JAPAN UND MEXIKO

ÜBER DIE AUSFÜHRENDEN
1996 entschlossen sich Johanna Gröbner und Veronika Trisko, neben ihrer
solistischen Ausbildung auch regelmäßig als Duo auf zwei Klavieren oder zu
vier Händen zu musizieren. Betreut werden sie dabei von Prof. Alma Sauer
sowie von Prof. Claus-Christian Schuster (Altenberg Trio Wien). Gemeinsame
Meisterkurse besuchten sie bei Marialena Fernandes, Imre Rohmann, Aquiles
Delle-Vigne. Erfolge des Duos: 1997 und 2001 Erster Preis beim
Bundeswettbewerb "Prima La Musica"; 1999 2. Preis beim Internationalen
Rundfunkwettbewerb "Concertino Praga", anschließend Tournee durch
Tschechien; Erste Preisträger beim Internationalen Kammermusikfestival
"Allegro Vivo" 2003 und beim Fidelio-Wettbewerb des Konservatoriums Wien;
3. Preis beim "Concorso Internazionale Provinzia di Caltanissetta" in Sizilien.
Gemeinsame Auftritte u. a. im Fernsehen in "Willkommen Österreich", beim
"Ton-Art"- Konzert sowie beim Konzert "Junge Klaviervirtuosen" im
Radiokulturhaus Wien, beim Kongress der EPTA (European Piano Teachers
Association) an der Musikuniversität Graz, im Wiener Konzerthaus im Rahmen
von "Musica Juventutis" sowie im Bösendorfersaal in der "Langen Nacht der
Musik".
Brigitte Krawautz wurde in Gmünd geboren, maturierte in Krems und schloss
ihr Studium in Wien mit der Sponsion als Mag. art. ab. Sie hatte zunächst
Engagements in Luzern, München (Theater am Gärtnerplatz), Würzburg und
Aachen. 1990 debütierte sie an der Wiener Volksoper, 1991 an der Wiener
Staatsoper und 1995 im Großen Saal des Wiener Musikvereins als
Sopransolistin in Händels „Messias“. Gastspiele führten sie u. a. nach Japan,
Thailand und Spanien. Bei den Opernfestspielen in St. Margarethen sang sie
die Königin der Nacht in Mozarts „Zauberflöte“.
Johann Leutgeb studierte Gesang an der Universität für Musik Wien bei
Adelheid Schmid und Herwig Reiter. Sein Repertoire reicht von barocken und
klassischen Opern bis zur klassischen Moderne und zu neuer Musik. Auftritte u.
a. beim Carinthischen Sommer, den Wiener Festwochen, der Ruhr Trienale,
dem Steirischen Herbst, bei den Schwetzinger Festspiele, bei Wien modern
und dem Mozart Fest Würzburg. CD- und DVD-Produktionen u. a. mit Werken
von A. Logothetis (ensemble i.m.p.u.l.s.e.), H. Zender (Klangforum) und B.Furrer
(ensemble recherche). Er ist Mitglied von Voces Spontane, einem Trio für freie
Musik- und Bewegungsimprovisation, und hat einen Lehrauftrag an der
Musikuniversität Wien.
Russi Nikov stammt aus Bulgarien und erhielt seine wesentliche musikalische
Ausbildung an der Musikhochschule in Sofia in den Jahren 1990 – 1995. 1997
bzw. 1998 besuchte er Meisterklassen in Manchester und Sofia. Seine
wichtigsten Lehrerinnen waren Renata Scotto und Gena Dimitrova. Erste
Bühnenerfahrungen sammelte er in seiner Heimat am Stadttheater Burgas.
Gastverpflichtungen führten ihn u. a. nach Paris ans Theatre Claude Debussy,
wo er als Escamiglio in Bizets „Carmen“ auftrat. In Mozarts „Le nozze di Figaro“
sang er den Grafen im Teatro Verdi in Triest, den Germount in Verdis „La
Traviata“ in der Nationaloper in Sofia und in Varna den Graf Luna in Verdis „Il
Trovatore“.

Die Chorvereinigung SCHOLA CANTORUM wurde 1978 von Wolfgang
Bruneder gegründet. Galt das erste Interesse des Chores zunächst vor allem
der Musik der Renaissance, so etablierte er sich doch rasch in der
österreichischen Musikszene als Amateurchor höchster Qualität mit einem
umfangreichen Repertoire. Das Programm des Chores umfasst A cappella
Werke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, Kirchenmusik, Oratorien, Spirituals
sowie Volkslieder und wird ständig erweitert. Besonderes Interesse gilt der
zeitgenössischen österreichischen Chormusik. Das Ensemble ist inzwischen auf
rund 60 Mitglieder angewachsen. Durch das harmonische Zusammenwirken
von ausgebildeten Stimmen und ausgesuchten Laienstimmen erhält der Chor
seinen unverwechselbaren Klang. Kontinuierliche Probenarbeit und
Chorseminare sichern die hohe Qualität der Aufführungen und Tonträger. Der
Chor stellt sein Können in zahlreichen Auftritten im In- und Ausland sowie
durch die erfolgreiche Teilnahme an internationalen Wettbewerben unter
Beweis. Wolfgang Bruneder, Professor für Gesang an der Musikuniversität
Wien, leitet die Schola Cantorum seit ihrer Gründung.
In den letzten Jahren ist eine Emanzipation und gesteigerte Wertschätzung
des Schlaginstrumentariums im Konzertbetrieb feststellbar. Damit
zusammenhängend entstand eine Fülle interessanter neuer Literatur für die
verschiedensten Besetzungen. Das Percussionsensemble Vienna Percussion
plus hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Werke abseits des gewohnten
Repertoires zum Leben zu erwecken. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern
aus dem instrumentalen wie vokalen Bereich werden Werke
unterschiedlichster Provenienz aufgeführt. Unter den letzten Projekten war die
Mitwirkung beim Festival „musik aktuell“ mit einem Programm besonders
erfolgreich, das Frank Zappas „The Yellow Shark“ sowie Kurt Weills
„Dreigroschenmusik“ und Friedrich Guldas „Cellokonzert“ umfasste.
Künstlerischer Leiter des Ensembles ist Harald Demmer.
Georg Kugi wurde in Villach geboren und erhielt seine erste Ausbildung am
Konservatorium Klagenfurt im Fach Querflöte. Seine Studien an der Wiener
Musikhochschule schloss er 1987 mit dem Titel Mag. art. ab und nahm im
Anschluss daran an mehreren Meisterkursen für Chor- und Orchesterdirigieren
teil, u. a. bei Eric Ericson, Erwin Ortner und Kurt Rilling
Georg Kugi gastiert regelmäßig bei zahlreichen renommierten Orchestern in
ganz Europa, Kanada und Korea, auch im Rahmen bedeutender Festivals. Im
vergangenen Jahr absolvierte er u. a. seine fünfte Konzerttournee durch
Mexiko, und zwar mit Orffs „Carmina burana“, wobei die Aufführung in
Mexico City im Auditorio Nacional vor nicht weniger als 8.500 Zuhörern
stattfand. Seit 2001/02 leitet Georg Kugi Opernproduktionen der Jeunesse
Wien sowie das Internationale Jeunesseorchester Slowenien. 2002 gründete er
das aus Mitgliedern der Donauländer bestehende Orchester Internationale
Donauphilharmonie, dem er seither als Chefdirigent und künstlerischer Leiter
vorsteht.
Seit zwölf Jahren ist Georg Kugi Professor für Musiktheorie, Chor und Orchester
am Wiener Musikgymnasium.

ZUM PROGRAMM DES HEUTIGEN KONZERTS
Béla Bartók, 1881 in Nagy Szent Miklós geboren, wurde bereits mit dreizehn
Jahren Schüler der Budapester Musikakademie, an der er ab 1907 26 Jahre
als Professor wirken sollte. Zunächst schien er sich vorwiegend zum
Klaviervirtuosen zu entwickeln; erst als er mit neunzehn Jahren Werke von
Richard Strauss kennen lernte, die nach seinen eigenen Worten „wie ein
Blitzstrahl bei ihm zündeten“, regte sich so recht die Lust zu eigenem Schaffen.
Wenn auch seine frühen Werke stilistisch von Liszt und Richard Strauss, später
von Debussy und Schönberg beeinflusst sind, geht Bartók sehr bald neue,
eigene Wege. Zusammen mit seinem 1882 geborenen Freund Zoltán Kodály
beginnt er 1905 ausgedehnte Sammelreisen in die verschiedensten östlichen
und südlichen Länder (u. a. Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Ukraine, Algerien,
Türkei). Die Aufzeichnung tausender Melodien osteuropäischer Volksmusik
bedeutete wesentliche Impulse für Bartóks weiteres Schaffen. Aber ähnlich
wie Haydn und Mozart vor ihm „schöpft er aus der reichen Quelle“ nicht in
dem Sinne, dass er häufig Volksmelodien in seinen Werken verwendet; wohl
aber übernimmt er typische idiomatische Wendungen melodischer oder
rhythmisch-metrischer Natur in ansonsten völlig autonome kompositorische
Eigenschöpfungen. Seine sehr persönliche Tonsprache ist – zumindest
zeitweise – durch eine stark ausgeprägte Vorliebe für dissonant geschärfte
Akkordmixturen, perkussionsartige Klangakzente und rigorose
kontrapunktische Führungen gekennzeichnet.
In Anschluss an eine USA-Tournee - bereits 1938 hatte er geschrieben: „…es
besteht die eminente Gefahr, dass sich auch Ungarn diesem Räuber- und
Mördersystem ergibt“ - ließ sich Bartók 1940 in New York nieder, wo er 1945
starb. Neben einer Oper und zwei Balletten sowie Kammer- und
Orchestermusik hinterließ Bartók ein umfangreiches Klavierwerk.
Mit der Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug kam Bartók 1937 einem
Kompositionsauftrag Paul Sachers nach, dem damaligen Leiter des Baseler
Kammerorchesters und unermüdlichen Förderer neuer Musik. 1940 schrieb der
Meister eine zusätzliche Fassung für zwei Klaviere, Schlagwerk und Orchester,
wobei allgemein beide Versionen als qualitativ gleichwertig angesehen
werden. Die Partien der beiden Schlagzeuger sind denen der Pianisten
keineswegs untergeordnet, auch wenn der Klang des Schlagwerks oft nur
Akzente setzt oder Farbnuancen einbringt. Diesen Abschnitten stehen
Passagen gegenüber, in denen die Führungsstimme oder ein Kontrapunkt im
Schlagzeug liegt. Bartók hat auch genaue Anweisungen für die Anordnung
der Instrumente gegeben – ein frühes Beispiel für eine „quadrophone“
Klangorganisation.
Der 1. Satz entfaltet ein brillantes und vielfarbiges Spiel mit einem
chromatischen Thema, das in unterschiedlichster Weise modifiziert und
verarbeitet wird. Der Mittelteil ist vor allem melodisch orientiert, während am
Ende des Satzes wieder der Rhythmus zum wichtigsten Gestaltungselement
wird.
Der 2. Satz beginnt mit einer „Geräuschkulisse“ und „beschwört Klänge der
Nacht“. Rhythmische und melodische Strukturen werden kontrapunktisch
einander gegenübergestellt.
Der 3. Satz hat tänzerischen Charakter, seine Themen sind scharf akzentuiert.
Zwischen Pauke und Xylophon kommt es zu dialogischem Musizieren, bis am
Ende Trommelklänge bis zur Unhörbarkeit verlöschen.

Carl Orff ist Pädagoge, Dichter und Musiker. Er wurde in München geboren.
Nach seiner musikalischen Ausbildung war er von 1915 - 1919 als Kapellmeister
an verschiedenen deutschen Theatern tätig. Zurück in München widmete er
sich verstärkt den Themen Musik, Bewegung und Rhythmus und verfasste 1930
- 1935 sein bis heute für die elementare Musikpädagogik höchst bedeutsames
„Schulwerk". Seine musikalischen Interessen waren von Beginn seiner Studien
an weit gespannt. Sie umfassten u. a. das Bayerisch-Volkstümliche, die antike
Tragödie, das mittelalterliche Mysterienspiel, die Barockoper und die Form der
szenischen Kantate. Entsprechend vielgestaltig sind seine Werke wie „Die
Kluge“, „Die Bernauerin“, „Antigonae“, „Oedipus der Tyrann“, „Ein
Sommernachtstraum“ oder „Prometheus“. Sein künstlerisches Schaffen ist
nicht nach rein musikalischen Gesichtspunkten zu beurteilen; seine Werke
sind vor allem Theater, die Musik dient der Handlung. Er liebt Ostinati und
Polyrhythmik, seine Melodik ist bewusst einfach, diatonisch, seine
Harmonisierungen gewollt „primitiv“. Durch ungewöhnliche Instrumentierung
erreicht er völlig neuartige, „magische“ Klangwirkungen.
1936 komponierte Orff seine "Carmina Burana" für Sopran, Tenor, Bariton, zwei
gemischte Chöre, großes Orchester, zwei Klaviere und Schlagwerkensemble.
Aus der berühmten Sammlung von Vagantenliedern fahrender Studenten in
lateinischer, z. T. in althochdeutscher und französischer Sprache, die im
13. Jahrhundert im Kloster Benediktbeuren aufgezeichnet wurden, gestaltete
Orff eine szenische Kantate. Als hervorragender Kenner der mittelalterlichen
Dichtung nahm er eine freie Auswahl aus der Sammlung vor, bestehend aus
"24 Bildern des Mittelalters aus dem Rad des Lebens über Liebe und Tod,
Glück und Unglück, Werden und Vergehen". Er stellte die Stücke zu drei
Themenkomplexen zusammen: "Primo Vere" (Im Frühling) und "Uf dem Anger"
(Auf der Wiese), "In taberna" (Im Wirtshaus) und "Cour d'amours" (Im Hof der
Liebe). Nur bei wenigen der etwa 200 Texte der Originalhandschrift, die mit
Miniaturen versehen ist, sind Melodien erhalten. Diese sind in Neumen notiert,
einer linienlosen Notenschrift, die nur einen ungefähren Melodieverlauf
angibt, nicht aber die genaue Tonlänge und Tonhöhe. So schrieb Orff eigene
Weisen, die allerdings in faszinierender Art dem Geist des Mittelalters
entsprechen.
Die Umrahmung bildet der Gesang von der harten, wankelmütigen
Glücksgöttin Fortuna. Nur aus wenigen Tönen bestehende Formeln werden
sodann stereotyp wiederholt, zuerst pianissimo, dann in plötzlichem Fortissimo,
mit Steigerung bis zum ekstatischen Dur-Schluss. Die Wunden, die Fortuna
schlug, werden beklagt. Der 1. Teil ist dem Frühling, der Liebessehnsucht und
dem Tanz auf der Wiese gewidmet. Im 2. Teil werden derbe Sinneslust, Ess-
und Trinkfreude gepriesen; auch groteske Töne fehlen nicht, so wenn der
gebratene Schwan singt. Der 3. Teil ist ein Preis der Liebe. Poetisch wird Amor
beschworen. Nach dem zum Schluss überleitenden Preislied mündet das Werk
wieder in die ehernen Fortuna-Klänge des Anfangs.
Orff versah die Partitur seiner „Carmina Burana“ mit dem Zusatz "atque
imaginibus magicis" (und auch mit magischen Bildern). In Anlehnung an die
altgriechische Tragödie schuf er eine Verbindung von Ton, Wort und Gebärde
bzw. Tanz. Das ursprünglich szenisch gedachte Oratorium gehört seit seiner
Uraufführung im Jahre 1937 in konzertanter Form zu den meistgespielten
Werken der Musikliteratur. Die heute dargebotene Fassung für zwei Klaviere,
Pauken und Schlagwerk wurde von Carl Orff im Jahre 1956 veröffentlicht.

CARMINA BURANA
Hinweise zum Inhalt der einzelnen Stücke
1.Fortuna Imperatrix Mundi
O Fortuna! Rad, du rollendes! Du Herrscherin der Welt. Wie der Mond, so
veränderlich, wächst du immer oder schwindest.
2. Fortuna plango vulnera
Die Wunden, die Fortuna schlug, beklage ich mit nassen Augen. Auf Fortunas
Herrscherstuhl saß ich, hoch erhoben. Doch jetzt stürze ich vom Gipfel,
beraubt der Herrlichkeit.
I. Primo vere
3. Veris leta facies
Frühlings heiteres Gesicht schenkt der Welt sich wieder. Winterstrenge muss
besiegt vom Felde weichen. Flora tritt in buntem Kleide ihre Herrschaft an.
Reigentanz der Mädchen bringt tausenfältige Freuden.
4. Omnia sol temperat
Alles macht die Sonne mild, sie die Reine, Zarte. Zu Amor hin drängt das Herz
des Mannes. Aber die Liebe sei treu!
5.Ecce gratum
Sieh, der holde und ersehnte Frühling bringt die Freuden zurück. Schon weicht
die Traurigkeit. Es prangen und schwelgen in Honigsüße, die es wagen und
nach Cupidos Lohn greifen.
II. Uf dem Anger
6.Tanz
7. Floret silva nobilis
Es grünt der edle Wald. Wo ist mein Geselle? Er ist hinweg geritten. O weh, wer
wird mich lieben?
8. Chramer, gip die varwe mir
Kramer, gib die Farbe mir, meine Wangen rot zu machen, dass ich so die
jungen Männer zur Liebe zwinge. Seht mich an, junge Männer. Lasst mich
euch gefallen.
9. Reie
Was hier im Reigen geht, sind alles Mägdelein, die wollen ohne Mann den
ganzen Sommer gehen. Komme, komm, Geselle mein, ich erwarte dich so
sehr. Süßer, rosenfarbener Mund, komm und mache mich gesund.
10. Were diu werlt alle min
Wäre die Welt auch ganz mein, gerne ließe ich sie fahren, wenn die Königin
von Engelland läge in meinen Armen.
III. In Taberna
11. Estuans interius
Glühend von heftigem Ingrimm spreche ich voller Bitterkeit zu meinem Herzen:
Nach der Art der Jugend geselle ich mich zum Laster, nach Sinnenlust
dürstend frage ich nicht nach Tugend.

12. Cignus ustus cantat
Der gebratene Schwan singt: Einst war ich schön, jetzt liege ich auf der
Schüssel, nun so schwarz und arg verbrannt.
13. Ego sum abbas
Ich bin der Abt von Cucanien, und meinen Konvent halte ich mit meinen
Saufbrüdern.
14. In taberna quando sumus
Wenn wir in der Schenke sitzen, fragen wir nicht nach dem Grabe. Manche
spielen und alle trinken auf alles.
IV. Cour d’Amour
15. Amor volat undique
Amor fliegt überall hin. Jünglinge und Jungfrauen finden sich, und das ist
recht!
16. Dies, nox et omnia
Tag und Nacht und alles ist mir zuwider. Dein schönes Antlitz macht mich
weinen, denn dein Herz ist aus Eis. Ich würde lebendig sogleich durch einen
Kuss.
17. Stetit puella
Stand da ein Mägdelein in rotem Hemd. Gleich einem Röslein strahlte ihr
Antlitz und blühte ihr Mund.
18. Circa mea pectora
In meinem Herzen sind viele Seufzer, weil du so schön bist.
19. Si puer cum puellula
Wenn Knabe und Mädchen selig im Kämmerlein beisammen sind, beginnt ein
unbeschreiblich schönes Spiel und sacht wächst die Liebe.
20. Veni, veni, venias
Komm, komm, lass mich nicht sterben. Schön sind dein Angesicht, deine
Augen, dein Haar, deine Gestalt. Stets bist du mein Ruhm
21. In truitina
Auf des Herzens unentschiedener Waage schwanken widerstreitend Scham
und liebendes Verlangen. Doch ich wähle, was ich sehe, trete unters Joch,
das doch so süß.
22. Tempus es iocundum
Es ist eine liebliche Zeit, o Mädchen. Freut euch jetzt mit uns, ihr Burschen. Oh,
wie ich blühe, von einer neuen Liebe ganz erblühe. Komm Geliebte, bring
Freude. Junge Liebe ist es, daran ich vergehe.
23. Dulcissime
Du Süßester! Ganz dir ergebe ich mich.
V. Blanziflor Et Helena
24 Ave formosissima
Heil dir, schönste, köstlichste Perle, Zierde der Frauen!
25. Fortuna Imperatrix Mundi
O Fortuna! Rad, du rollendes! Du Herrscherin der Welt. Wie der Mond, so
veränderlich wächst du oder schwindest.