juckreiz ohne bilder f.r web.p65 - JugendUmwelt.de
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Nicht zuletzt<br />
Meinung<br />
Krieg gegen <strong>de</strong>n Terror?<br />
Ab Ab Ab heute heute wird wird nichts nichts mehr mehr so so sein, sein, wie wie es es war war. war . Diesen Diesen Satz Satz hat hat man<br />
man<br />
oft oft gehör gehört gehör gehör t seit seit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>m 11. 11. September September 2001. 2001. Und Und jene jene Äußerung Äußerung hat<br />
hat<br />
zunächst zunächst (mit (mit Sicherheit Sicherheit etwas etwas naive) naive) naive) Hof Hoffnungen Hof fnungen auf auf gründliche gründliche UrUrsachenforschungsachenforschung<br />
und und die die die gemeinsame gemeinsame friedliche friedliche Beseitigung Beseitigung grundgrundgrund- legen<strong>de</strong>r legen<strong>de</strong>r Missstän<strong>de</strong> Missstän<strong>de</strong> in in mir mir geweckt. geweckt. Doch Doch sehr sehr schnell schnell wur<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n alle<br />
alle<br />
meine meine Hof Hof Hoffnungen Hof Hoffnungen<br />
fnungen enttäuscht. enttäuscht. VV<br />
Vor VV<br />
or allem allem durch durch die die größtenteils größtenteils oberober-<br />
Doch auch in sonst eigentlich<br />
halbwegs seriösen Zeitungen<br />
lässt sich kaum ein Wort <strong>de</strong>r Kritik<br />
an <strong>de</strong>n US-amerikanischen Reaktionen<br />
auf die Anschläge ent<strong>de</strong>cken.<br />
Ganz im Gegenteil. So<br />
scheint sich zum Beispiel <strong>de</strong>r Tagesspiegel<br />
für nichts zu scha<strong>de</strong> zu<br />
sein und zieht die von über<br />
20.000 Menschen besuchte Antikriegs<strong>de</strong>monstration<br />
vom<br />
13.10. fast auf Bild-Niveau in <strong>de</strong>n<br />
Dreck, <strong>ohne</strong> wirklich über die<br />
Veranstaltung zu informieren.<br />
Ähnlich sieht es in <strong>de</strong>r Politik aus.<br />
Der Bun<strong>de</strong>skanzler wird nicht<br />
mü<strong>de</strong>, immer und immer wie<strong>de</strong>r<br />
seine uneingeschränkte Solidarität<br />
mit <strong>de</strong>n USA zu verkün<strong>de</strong>n<br />
und militärische Hilfe anzubieten.<br />
Aber dürfen wir es uns wirklich<br />
so einfach machen? Eifrig Amerikaflaggen<br />
schwenken, unsere<br />
Zukunft in die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s US-Präsi<strong>de</strong>nten<br />
legen, um dann einen<br />
gemeinsamen Feind zu jagen und<br />
„zur Strecke zu bringen“, wie es<br />
George W. Bush vor einiger Zeit<br />
ausgedrückt hat?<br />
Unbestreitbar ist, dass die Vereinigten<br />
Staaten Opfer eines hinterhältigen<br />
und brutalen Terroranschlages<br />
gewor<strong>de</strong>n sind, <strong>de</strong>r<br />
das Leben 6.000 unschuldiger<br />
Menschen gekostet hat und für<br />
<strong>de</strong>n es keinerlei Rechtfertigung<br />
geben kann. Selbstverständlich<br />
gilt auch meine Anteilnahme <strong>de</strong>n<br />
Opfern dieser Katastrophe und<br />
ihren Hinterbliebenen. Ein solches<br />
Verbrechen darf nicht einfach<br />
so hingenommen wer<strong>de</strong>n,<br />
und die Täter müssen in irgen<strong>de</strong>iner<br />
Art und Weise bestraft wer<strong>de</strong>n.<br />
Des Weiteren haben die USA in<br />
<strong>de</strong>n vergangenen Tagen immer<br />
wie<strong>de</strong>r erklärt, dass es sich bei <strong>de</strong>r<br />
Militäraktion nicht um einen Angriff<br />
auf das afghanische Volk<br />
handle und dass lediglich militärische<br />
Ziele angegriffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Doch ihre Glaubwürdigkeit dürf-<br />
ten die USA eigentlich längst verspielt<br />
haben – zu oft haben sie<br />
schon im Namen <strong>de</strong>r Freiheit<br />
sinnlos gemor<strong>de</strong>t. Bestes Beispiel<br />
hierfür ist <strong>de</strong>r 2. Golfkrieg 1991,<br />
<strong>de</strong>r uns in <strong>de</strong>n Medien als „sauberer<br />
Krieg“ vorgeführt wur<strong>de</strong>.<br />
Doch allein die To<strong>de</strong>sopfer <strong>de</strong>r<br />
Kampfhandlungen wer<strong>de</strong>n inzwischen<br />
auf min<strong>de</strong>stens 150.000<br />
beziffert, darunter 40.000 Zivilisten<br />
– ganz zu schweigen von <strong>de</strong>n<br />
über 1,4 Millionen Menschen, die<br />
bis heute <strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>s Krieges<br />
und <strong>de</strong>m Embargo gegen <strong>de</strong>n Irak<br />
zum Opfer gefallen sind.<br />
Erstaunliche Parallelen zu diesem<br />
„Medienkrieg“ scheint aber bei<br />
genauerer Betrachtung auch <strong>de</strong>r<br />
Krieg in Afghanistan aufzuweisen.<br />
So entpuppen sich zum Beispiel<br />
die aus Flugzeugen abgeworfenen<br />
Lebensmittelpakete<br />
schnell als reiner PR-Trick, <strong>de</strong>r<br />
eine breite Akzeptanz <strong>de</strong>r Luftangriffe<br />
in <strong>de</strong>r Welt schaffen soll,<br />
an<strong>de</strong>rerseits aber keinesfalls dazu<br />
in <strong>de</strong>r Lage ist, die humanitäre<br />
Katastrophe in Afghanistan abzuwen<strong>de</strong>n.<br />
Denn die meisten Päckchen<br />
lan<strong>de</strong>n auf Grund <strong>de</strong>r geographischen<br />
Begebenheiten <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s in unzugänglichen Felsspalten<br />
o<strong>de</strong>r gar in Minenfel<strong>de</strong>rn,<br />
an<strong>de</strong>re gelangen wie<strong>de</strong>rum in die<br />
falschen Hän<strong>de</strong> und wer<strong>de</strong>n auf<br />
Wochenmärkten verkauft. Um<br />
<strong>de</strong>r hungern<strong>de</strong>n Bevölkerung<br />
wirklich zu helfen, bedarf es einer<br />
systematischen Zuteilung <strong>de</strong>r<br />
Lebensmittel. Genau dies wur<strong>de</strong><br />
jedoch durch die US-Luftangriffe<br />
verhin<strong>de</strong>rt, welche die Mitarbeiter<br />
sämtlicher Hilfsorganisationen<br />
zur Ausreise gezwungen haben.<br />
Doch auch die Auswahl <strong>de</strong>r Waffen,<br />
die die Amerikaner gegen Afghanistan<br />
einsetzten, lässt darauf<br />
schließen, dass man am Wohl <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung nicht ernsthaft interessiert<br />
ist. Laut Bericht <strong>de</strong>s ARD-<br />
Magazins „Monitor“ vom 18.10.<br />
wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem Bomben<br />
Nummer 29<br />
Seite 23<br />
flächliche flächliche und und undif undifferenzier<br />
undif ferenzier ferenzierte ferenzier te Berichterstattung Berichterstattung in in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Medien, Medien, welwel-<br />
che che die die W WWelt<br />
W elt kurzerhand kurzerhand kurzerhand in in Gut Gut und und Böse Böse aufteilte. aufteilte. Während Während Bin<br />
Bin<br />
La<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n von von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Boulevardpresse Boulevardpresse mit mit Hilfe Hilfe Hilfe von von Schlagzeilen Schlagzeilen wie wie „Al- „Al„Al- lah, lah, hol hol diesen diesen diesen Mör<strong>de</strong>r Mör<strong>de</strong>r zu zu dir“ dir“ dir“ ver verteufelt ver verteufelt<br />
teufelt wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong>, avancier avancierte avancier te George<br />
George<br />
W. . Bush Bush innerhalb innerhalb innerhalb kürzester kürzester Zeit Zeit zum zum neuen neuen Hel<strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>n („Mr („Mr. („Mr . Presi<strong>de</strong>nt,<br />
Presi<strong>de</strong>nt,<br />
retten retten Sie Sie die die W WWelt!“,<br />
WW<br />
elt!“, BZ).<br />
BZ).<br />
<strong>de</strong>s Typs CBU-89-Gator abgeworfen,<br />
welche mit 94 Anti-Personen-<br />
und Anti-Panzer-Minen bestückt<br />
sind. Diese wer<strong>de</strong>n über<br />
<strong>de</strong>m Zielgebiet ausgestoßen und<br />
bedrohen dort auch das Leben<br />
von Zivilisten. Auch kommen sogenannte<br />
Splitterbomben zum<br />
Einsatz, die für ihre hohe Fehlerquote<br />
bekannt sind und oft nicht<br />
beim Aufprall, son<strong>de</strong>rn bei Berührung<br />
(z.B. durch spielen<strong>de</strong><br />
Kin<strong>de</strong>r) explodieren.<br />
Berichte über zerstörte Gebäu<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r UN und <strong>de</strong>s DRK sowie über<br />
immer mehr Opfer unter <strong>de</strong>r Zivilbevölkerung<br />
sorgen für noch<br />
mehr Zweifel am Sinn <strong>de</strong>r Angriffe.<br />
Doch wie schon im Golfkrieg<br />
könnten auch in Afghanistan sogar<br />
materielle Interessen eine<br />
wichtige Rolle spielen. Denn<br />
schon seit langem sind US-amerikanische<br />
Mineralölkonzerne am<br />
Bau einer Erdölpipeline durch Afghanistan<br />
interessiert, um die riesigen<br />
Erdölvorkommen im Nachbarland<br />
Turkmenistan för<strong>de</strong>rn<br />
und in die pakistanische Hafenstadt<br />
Karachi transportieren zu<br />
können. Ein entsprechen<strong>de</strong>s Abkommen<br />
mit <strong>de</strong>n Taliban hat das<br />
kalifornische Unternehmen Unocal<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>r saudiarabischen<br />
Delta-Oil bereits vor<br />
Jahren unterzeichnet. Ein mit<br />
Hilfe von US-Militärschlägen herbeigeführtes<br />
schnelles En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Bürgerkrieges könnte die Realisierung<br />
<strong>de</strong>s Projektes jedoch erheblich<br />
beschleunigen und <strong>de</strong>n<br />
Ölmultis zu weiteren Milliar<strong>de</strong>ngewinnen<br />
verhelfen.<br />
Ganz <strong>de</strong>utlich muss aber gesagt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass es sich bei <strong>de</strong>n Terroranschlägen<br />
auch um ein hausgemachtes<br />
Problem <strong>de</strong>r USA han<strong>de</strong>lt.<br />
Denn im Auftrag <strong>de</strong>r<br />
Amerikaner kämpften Bin La<strong>de</strong>n<br />
und seine Männer von 1979 bis<br />
1989 gegen die sowjetischen<br />
Truppen in Afghanistan, wur<strong>de</strong>n<br />
teilweise sogar in Amerika vom<br />
CIA ausgebil<strong>de</strong>t und mit Geld<br />
und Waffen versorgt, um die USA<br />
im Kampf gegen <strong>de</strong>n Kommunismus<br />
zu unterstützen. Doch <strong>de</strong>n<br />
gleichen Fehler wie damals<br />
scheint man jetzt erneut zu begehen:<br />
Die afghanische Nordallianz<br />
soll <strong>de</strong>n Krieg am Bo<strong>de</strong>n<br />
mitentschei<strong>de</strong>n und wird mit<br />
mo<strong>de</strong>rnen Waffen ausgerüstet.<br />
Doch was passiert, wenn <strong>de</strong>r<br />
Krieg tatsächlich gewonnen<br />
wird? Für die Bildung einer neuen<br />
Regierung ist die bunt zusammengewürfelte<br />
(und un<strong>de</strong>mokratische<br />
Ziele anstreben<strong>de</strong>)<br />
Vielvölkertruppe <strong>de</strong>r Nordallianz<br />
ebensowenig geeignet wie die Taliban.<br />
Doch wer selbst für <strong>de</strong>n<br />
Sieg gekämpft hat, <strong>de</strong>r lässt es<br />
sich mir Sicherheit nicht nehmen,<br />
am Erfolg beteiligt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Verblüffend ist, in welcher Art<br />
und Weise George W. Bush von<br />
<strong>de</strong>n Anschlägen auf das World<br />
Tra<strong>de</strong> Center und das Pentagon<br />
„profitiert“ hat. Vor kurzem noch<br />
weltweit scharf kritisiert auf<br />
Grund <strong>de</strong>r Pläne für sein nationales<br />
Raketenabwehrsystem, seiner<br />
katastrophalen Umwelt- und<br />
Klimapolitik sowie seiner Vorliebe<br />
für die To<strong>de</strong>sstrafe, hat Bush<br />
plötzlich nur noch einen einzigen<br />
Feind, aber keine Gegner mehr.<br />
Die eigentlich inakzeptablen<br />
Drohungen <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten, wer<br />
jetzt nicht auf seiner Seite stehe,<br />
sei gegen ihn, und wer jetzt noch<br />
Terror dul<strong>de</strong>, wer<strong>de</strong> selbst wie ein<br />
Terrorist behan<strong>de</strong>lt, zeigten sofort<br />
Wirkung und führten zu einer<br />
starken Einschränkung <strong>de</strong>r<br />
Meinungsfreiheit – und das nicht<br />
nur in <strong>de</strong>n USA. Wer es wagt,<br />
sich kritisch gegenüber <strong>de</strong>r Vorgehensweise<br />
Amerikas zu äußern<br />
o<strong>de</strong>r sogar auf die I<strong>de</strong>e kommt,<br />
die i<strong>de</strong>ologisch geprägten Denkstrukturen<br />
von George W. Bush<br />
und Osama Bin La<strong>de</strong>n zu vergleichen<br />
(wie es vor einiger Zeit Ulrich<br />
Wickert getan hat), <strong>de</strong>r be-