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juckreiz ohne bilder f.r web.p65 - JugendUmwelt.de

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Hintergrund Zucker<br />

Klebrig vermutlich<br />

Die bittere Geschichte <strong>de</strong>s Zuckers<br />

(go) (go) Zucker Zucker ist ist süß süß für für die, die, die die die ihn ihn essen, essen, essen, süßer süßer für für die, die, die die die von von von ihm<br />

ihm<br />

Gewinne Gewinne einstreichen, einstreichen, und und und bitter bitter für für jene, jene, die die ihn ihn produzieren produzieren müssen.“<br />

müssen.“<br />

(Sprichwor (Sprichwort (Sprichwor t von von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r „Zuckerinsel“) „Zuckerinsel“) Ü ÜÜberall<br />

Ü berall ist ist ist er er er, er er,<br />

, versteckt versteckt o<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r of offen- of fen<br />

Dabei war Zucker bis ins 19.Jhd.<br />

ein Luxusgut, <strong>de</strong>nn er wur<strong>de</strong> einzig<br />

aus Zuckerrohr gewonnen, welches<br />

eben nur unter tropischen<br />

Bedingungen anzubauen ist. Nach<br />

und nach ersetzte <strong>de</strong>r Rohrzucker<br />

<strong>de</strong>n Honig als gebräuchlichen Süßstoff.<br />

1319 kam erstmals Rohrzucker<br />

nach England und 1390 war er in<br />

Schwe<strong>de</strong>n bekannt. Einige Zeit<br />

später setzte in Europa eine Zukkergier<br />

ein, die verheeren<strong>de</strong> Folgen<br />

für Millionen Menschen hatte<br />

(nein, löchrige Zähne sind damit<br />

nicht gemeint...). Spanien ließ<br />

Rohrzucker in seinen karibischen<br />

Kolonien anbauen und kann die<br />

zweifelhafte Ehre für sich in Anspruch<br />

nehmen, die Sklaverei zum<br />

Zweck <strong>de</strong>r Zuckerproduktion in<br />

<strong>de</strong>r „Neuen Welt“ eingeführt zu<br />

haben.<br />

Von 1500 bis 1850 wur<strong>de</strong>n Millionen<br />

AfrikanerInnen als SklavInnen<br />

auf die Karibikinseln verschleppt,<br />

um auf <strong>de</strong>n<br />

Zuckerrohrfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n begehrten<br />

Zucker für Europa zu produzieren,<br />

Um 1800 entstand wirklich je<strong>de</strong>s<br />

Gramm Importzucker durch Sklavenarbeit.<br />

200 Jahre später sind es nicht mehr<br />

SklavInnen, die unter schwierigen<br />

Bedingungen das Zuckerrohr auf<br />

<strong>de</strong>n großen monokulturellen Plantagen<br />

ernten, doch ZuckerarbeiterInnen<br />

lei<strong>de</strong>n noch heute unter<br />

Hunger und schwierigen Lebensund<br />

Arbeitsbedingungen. Der Zukkerrohranbau<br />

und <strong>de</strong>ssen Verarbeitung<br />

ist harte Knochenarbeit, so<br />

dass es kaum verwun<strong>de</strong>rt, dass die<br />

durchschnittliche Lebenserwartung<br />

<strong>de</strong>r Zuckerrohrschnei<strong>de</strong>rInnen<br />

30 Jahre kaum überschreitet.<br />

Auch die Natur wird sehr strapaziert:<br />

die Bö<strong>de</strong>n sind ausgelaugt<br />

und die Wäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Karibik wur<strong>de</strong>n<br />

fast vollständig abgeholzt, um<br />

Land für <strong>de</strong>n Zuckerrohranbau urbar<br />

zu machen.<br />

Rübenzucker, ein Zeichen für die<br />

Menschlichkeit?<br />

1747 machte <strong>de</strong>r Apotheker und<br />

Chemiker Andreas Sigismund<br />

Marggraf die interessante Ent<strong>de</strong>k-<br />

kung, dass sich aus einer Rübe ein<br />

„Salz“ (wie er es nannte) gewinnen<br />

ließ, das in nichts <strong>de</strong>m Rohrzucker<br />

nachstand. Viele Jahre später<br />

verwertete Marggrafs Schüler<br />

Franz Carl Archard diese Ent<strong>de</strong>kkung<br />

und so brach letztendlich das<br />

Zuckerproduktion in Venezuela<br />

marktbeherrschen<strong>de</strong> Monopol <strong>de</strong>s<br />

Kolonialzuckers, lähmte das Interesse<br />

an Investitionen in Zuckerrohrplantagen<br />

und för<strong>de</strong>rte die<br />

Bereitschaft, ein beson<strong>de</strong>rs trauriges<br />

und grausames Kapitel <strong>de</strong>r<br />

Menschheitsgeschichte zu been<strong>de</strong>n:<br />

<strong>de</strong>n Sklavenhan<strong>de</strong>l aus Westafrika<br />

und letztendlich die Sklaverei<br />

überhaupt.<br />

Doch die Gewinnung von Rohrzukker<br />

ist nach wie vor eine schlecht<br />

bezahlte und harte Arbeit, wie auch<br />

die von Kaffee, Kakao und an<strong>de</strong>ren<br />

Rohstoffen aus <strong>de</strong>m Trikont.<br />

(An<strong>de</strong>rs als bei Kakao und Kaffee<br />

hat Zucker aber mit direkter Konkurrenz<br />

aus Europa zu kämpfen.)<br />

Aber die EU-Agrarpolitik baut diese<br />

Misere nicht ab, son<strong>de</strong>rn trägt<br />

enorm dazu bei: Die EU garantiert<br />

ihren eigenen Bauern Min<strong>de</strong>stpreise<br />

für Zucker, die in <strong>de</strong>n letzten 5<br />

Jahren 2 ½ mal so hoch waren wie<br />

<strong>de</strong>r Weltmarktpreis, was dazu führte,<br />

dass LandwirtInnen riesige Flächen<br />

mit Zuckerrüben kultivierten<br />

und damit über <strong>de</strong>n EU-Bedarf hinausproduzierten.<br />

Dann wer<strong>de</strong>n<br />

noch Exportsubventionen gezahlt,<br />

um die so geschaffenen Überschüs-<br />

Nummer 29<br />

Seite 19<br />

sichtlich, sichtlich, und und darum darum kaum kaum noch noch wegzu<strong>de</strong>nken: wegzu<strong>de</strong>nken: <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zucker Zucker Zucker. Zucker Zucker . Es Es müssen<br />

müssen<br />

nicht nicht mal mal Schokoriegel Schokoriegel Schokoriegel und und Bonbons Bonbons sein, sein, mit mit mit Tütensuppe, Tütensuppe, Ketchup Ketchup und<br />

und<br />

mittelschar mittelscharfem mittelschar mittelscharfem<br />

fem Senf Senf hat hat man man auch auch auch schon schon Zucker Zucker im im Mund.<br />

Mund.<br />

se auf <strong>de</strong>m Weltmarkt zu platzieren.<br />

Das Agrarabkommen <strong>de</strong>r<br />

WTO hat zwar die EU dazu gezwungen,<br />

ihre Exportsubventionen<br />

zu reduzieren, doch trotz<strong>de</strong>m sind<br />

die Absatzmärkte in <strong>de</strong>n Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

für <strong>de</strong>n Sü<strong>de</strong>n abgeschot-<br />

tet. Die Einfuhr von Zucker nach<br />

Europa wird nämlich mit hohen<br />

Zöllen belegt.<br />

Durch <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r EU subventionierten<br />

Billigzucker, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s Jahr<br />

zu Millionen Tonnen auf <strong>de</strong>n Markt<br />

geworfen wird, bleiben die Zuckerpreise<br />

weiter niedrig, und <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r „Dritten Welt“ ist es oft<br />

unmöglich, kosten<strong>de</strong>ckend Zucker<br />

zu produzieren. Die VerliererInnen<br />

sind die ArbeiterInnen auf <strong>de</strong>n<br />

Plantagen, <strong>de</strong>ren Entlohnung<br />

kaum für <strong>de</strong>n Lebensunterhalt <strong>de</strong>r<br />

Familie ausreicht.<br />

Solchermaßen fehlgeleitete Subventionen,<br />

die zu Überproduktion<br />

und Exportdumping führen, müssten<br />

verboten wer<strong>de</strong>n.<br />

Zuckerersatzstoffe<br />

Nicht nur die subventionierte<br />

Überproduktion von Rübenzucker<br />

und die Abschottung <strong>de</strong>r europäischen<br />

und amerikanischen Märkte,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Ent<strong>de</strong>ckung<br />

künstlicher Süßstoffe verursachte<br />

einen rapi<strong>de</strong>n Preisverfall auf <strong>de</strong>m<br />

Weltmarkt. Der Preisverfall führte<br />

zu einer Massenarbeitslosigkeit<br />

von hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong>n, landloser<br />

Saisonarbeiter in <strong>de</strong>n Zuckerrohranbaugebieten.<br />

Mehr als 30 Getränkekonzerne,<br />

darunter Coca-Cola und Pepsi<br />

haben ihre Getränkeherstellung<br />

umgestellt und nehmen nun<br />

statt Rüben- o<strong>de</strong>r Rohrzucker<br />

das nur halb so teure Isoglucose<br />

für ihre Softdrinks. Isoglucose<br />

hat heute schon einen Anteil<br />

von 7% auf <strong>de</strong>m Weltmarkt.<br />

Es wird mit Hilfe von Enzymtechniken<br />

aus Mais, Weizen<br />

o<strong>de</strong>r Reis hergestellt.<br />

Die Absatzmöglichkeiten für<br />

Zucker aus Zuckerrohr und<br />

Zuckerrüben wer<strong>de</strong>n vermutlich<br />

weiter abnehmen, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />

Einsatz von Gentechnologie bei<br />

<strong>de</strong>r Herstellung von Süßungsmitteln<br />

verbilligt die Produktion<br />

<strong>de</strong>r Zuckerersatzstoffe zusätzlich<br />

(z.B. „Aspartam“ von<br />

Monsanto).<br />

Zucker und Fairer Han<strong>de</strong>l<br />

Weil auf <strong>de</strong>m wirtschaftlich globalisierten<br />

und zunehmend liberalisierten<br />

Weltmarkt oft nur die<br />

großen Unternehmen die Regeln<br />

bestimmen, unterstützen Eine-<br />

Welt-Lä<strong>de</strong>n – nicht nur bei Zukker<br />

– vor allem Kleinbauern/<br />

KleinproduzentInnen. So ist ein<br />

Projektpartner <strong>de</strong>r Weltlä<strong>de</strong>n<br />

z.B. die philippinische Han<strong>de</strong>lsorganisation<br />

„Panay Fair Tra<strong>de</strong><br />

Centre“ (PTFC). Diese Organisation<br />

kauft Zuckerrohr von<br />

Kleinbauern und -bäurinnen auf<br />

<strong>de</strong>r Insel Panay und zahlt ihnen<br />

stabile Preise, bietet langfristige<br />

Zusammenarbeit und Beratung.<br />

Ebenso die Organisation<br />

CAMARI in Ecuador. Bei<strong>de</strong> Organisationen<br />

verarbeiten und<br />

verpacken ihr Produkt selbst<br />

und sichern so weitere Arbeitsplätze<br />

in <strong>de</strong>r Region.<br />

Das sind nur zwei Projekte, die<br />

Rohrzucker fair han<strong>de</strong>ln. Aber in<br />

<strong>de</strong>r sog. Dritten Welt gibt es an<br />

die 50 Län<strong>de</strong>r, die Zucker exportieren;<br />

die größten Exporteure<br />

davon sind Brasilien, Kuba und<br />

Thailand. Um noch eine weitere<br />

Zahl zu nennen: 65% <strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>r<br />

Welt produzierten Zuckers

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