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juckreiz ohne bilder f.r web.p65 - JugendUmwelt.de

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Seite 18 Nummer 29 Neues aus <strong>de</strong>r Jugendumweltbewegung<br />

Der Weltklimakonferenz wird ein Rettungsboot zugeschoben<br />

Präsi<strong>de</strong>nt Bush geht über Bord!<br />

Es Es ist ist ist müßig, müßig, darüber darüber zu zu <strong>de</strong>battieren: <strong>de</strong>battieren: <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l Klimawan<strong>de</strong>l fin<strong>de</strong>t fin<strong>de</strong>t statt.<br />

statt.<br />

Die Die Er<strong>de</strong> Er<strong>de</strong> er erwär er wär wärmt wär mt sich sich sich sehr sehr langsam, langsam, aber aber stetig, stetig, dadurch dadurch steigt steigt <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r<br />

Wasserspiegel, asserspiegel, Wüsten Wüsten machen machen sich sich breit breit breit und und und das das WW<br />

Wetter W Wetter<br />

etter spielt spielt verver-<br />

rückt. rückt. V VVor<br />

V or einigen einigen tausend tausend Jahren Jahren – – so so steht steht steht es es zumin<strong>de</strong>st zumin<strong>de</strong>st in in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bibel<br />

Bibel<br />

Das Symbol soll aber ein an<strong>de</strong>res<br />

sein. Es reicht nicht, Zuflucht zu<br />

suchen, um auf eine neue Welt<br />

zu warten. Als Hoffnungsträger<br />

fungieren diesmal keine Tiere<br />

son<strong>de</strong>rn Hun<strong>de</strong>rte von Planken,<br />

die Menschen aus aller Welt in<br />

Handarbeit bemalt und beschrieben<br />

haben, um ihre Wünsche,<br />

Hoffnungen und Gedanken <strong>de</strong>n<br />

Teilnehmern und Teilnehmerinnen<br />

<strong>de</strong>r Weltklimakonferenz in<br />

Bonn zukommen zu lassen. Ausgedacht<br />

haben sich die monatelang<br />

geplante Aktion die Friends<br />

Of The Earth Europe, die <strong>de</strong>utsche<br />

Sektion, <strong>de</strong>r Bund für Umwelt<br />

und Naturschutz Deutschland<br />

e.v. und die BUNDjugend.<br />

Am Samstag, <strong>de</strong>m 21. Juli 2001<br />

war es soweit: Das Gerüst steht<br />

noch einsam auf <strong>de</strong>m Münsterplatz,<br />

doch das än<strong>de</strong>rt sich<br />

schnell. Deutschlandweit kommen<br />

Busse und Bahnen aus über<br />

zwanzig Städten mit Demonstranten,<br />

auch aus fast allen europäischen<br />

Län<strong>de</strong>rn und sogar<br />

aus Japan, Kanada, <strong>de</strong>n USA und<br />

an<strong>de</strong>ren Entfernungen sind Menschen<br />

angereist, um beim Bau <strong>de</strong>s<br />

Rettungsbootes zu helfen. Insgesamt<br />

sind über 4000 Menschen<br />

aus mehr als 30 Län<strong>de</strong>r dabei.<br />

Obwohl die Menschen gebeten<br />

wer<strong>de</strong>n, blaue Kleidung zu tragen,<br />

damit das fertige Boot in einem<br />

Menschenmeer schwimmen<br />

kann, ist keine dominieren<strong>de</strong> Farbe<br />

festzustellen. Denn Kunterbunt<br />

sind die Planken, die die<br />

Menschen gemeinsam an das<br />

Boot nageln, in zig Sprachen mit<br />

mannigfaltigen Botschaften.<br />

"Save the Climate Treaty" ist vielleicht<br />

die meistgelesene For<strong>de</strong>rung,<br />

was wenig verwun<strong>de</strong>rt, weil<br />

es das Motto <strong>de</strong>r Demonstration<br />

ist. Auch auf japanisch, chinesisch,<br />

französisch, holländisch,<br />

indonesisch, russisch, schwedisch<br />

und vielen an<strong>de</strong>ren Sprachen<br />

sind Wünsche zu lesen. Den<br />

ganzen Vormittag wird gehämmert,<br />

gewerkelt und zum Schluss<br />

Platz für die übrig gebliebenen<br />

Planken gesucht. Selbst "Fuck<br />

Kioto" ist auf einer Planke zu lesen,<br />

<strong>de</strong>nn einige UmweltschützerInnen<br />

meinen, Kioto sei nicht<br />

ausreichend. Auf einer Planke<br />

wird gefragt: "Atmen – To<strong>de</strong>sstrafe<br />

a lá Bush?", an<strong>de</strong>re for<strong>de</strong>rn<br />

Letzte Rettung fürs Klima, die BUNDjugend baut eine neue Arche<br />

"Rettet <strong>de</strong>n Wald – aber nicht <strong>de</strong>n<br />

Bush!" o<strong>de</strong>r "Für ein Leben <strong>ohne</strong><br />

Gasmaske". "Ich kann nicht<br />

schwimmen" o<strong>de</strong>r "Umwelt<br />

schützen – Rad benützen" bemerken<br />

weitere Planken.<br />

Dann wird die Arbeit schweißtreibend.<br />

Das Boot, noch in fünf<br />

Einzelteilen, um es besser vom<br />

Platz auf die Straßen zu bugsieren,<br />

muss von vielen Freiwilligen<br />

die unzähligen Kilometer zum<br />

Kongresszentrum geschoben<br />

wer<strong>de</strong>n. Glücklicherweise wer<strong>de</strong>n<br />

sie von einem strahlend blauen<br />

Himmel und angenehmen Temperaturen<br />

unterstützt.<br />

Nach einigen Metern wird gestoppt,<br />

um das Boot aneinan<strong>de</strong>r<br />

zu hämmern und es wie eine echte<br />

Arche aussehen zu lassen. Reibungslos<br />

verläuft <strong>de</strong>r Trip trotz<strong>de</strong>m<br />

nicht. Mehrmals platzen die<br />

Reifen, die das Boot fahrtüchtig<br />

halten, unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r for<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Planken zusammen. Das<br />

passiert Booten eben manchmal.<br />

Das erste Mal ist die Aufregung<br />

– – gab gab es es das das aus aus an<strong>de</strong>ren an<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n schon schon mal: mal: mal: eine eine gewaltige gewaltige Sint- SintSint- flut flut bedrohte bedrohte die die Menschheit. Menschheit. Die Die Lösung Lösung damals damals damals war war die die Arche Arche Noah, Noah,<br />

Noah,<br />

ein ein riesiges riesiges Rettungsboot. Rettungsboot. Jetzt, Jetzt, sehr sehr sehr viele viele Jahre Jahre später später wird wird es es Zeit<br />

Zeit<br />

für für ein ein weiteres weiteres Boot, Boot, die die "Arche "Arche Kioto".<br />

Kioto".<br />

groß, die Organisatoren ratlos,<br />

die Einsatzleiter <strong>de</strong>r Polizei ebenso.<br />

Spontan wird <strong>de</strong>r naheliegen<strong>de</strong>n<br />

Bibliothek ein fahrbarer Rolli<br />

entliehen, um <strong>de</strong>n Reifen gegen<br />

ein Hartgummirad austauschen<br />

zu können. Die an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n<br />

Male sind Routine.<br />

Kurzzeitig entsteht etwas Aufregung,<br />

als die wenigen Polizisten,<br />

die die friedliche Demonstration<br />

begleiten, ihre Helme aufsetzen<br />

und Handschuhe anziehen.<br />

Grund ist die örtlich und zeitlich<br />

parallel stattfin<strong>de</strong> Solidaritäts<strong>de</strong>mo<br />

einer knappen Hun<strong>de</strong>rtschaft<br />

Autonomer mit <strong>de</strong>n Protesten in<br />

Genua, bei <strong>de</strong>r tags zuvor ein Demonstrant<br />

von <strong>de</strong>r Polizei erschossen<br />

wur<strong>de</strong>. Als die Autonomen<br />

versuchen, sich <strong>de</strong>r<br />

Bootsaktion anzuschließen, riegelt<br />

die Polizei <strong>de</strong>n Zugang ab<br />

und löst die Demonstration auf.<br />

Trotz<strong>de</strong>m schafft es <strong>de</strong>r Großteil,<br />

unter Beifall zur Rettungsboot-<br />

Demonstration zu gelangen.<br />

Es bleibt aber friedlich die letzten<br />

Meter zum Konferenzgelän<strong>de</strong>.<br />

Das Boot wird die letzten<br />

Meter nochmal getrennt, um die<br />

engen Straßen befahren zu können.<br />

Endgültig montiert lan<strong>de</strong>t es<br />

dann gut sichtbar auf <strong>de</strong>m Ro-<br />

bert-Schumann-Platz. Danach einige<br />

Re<strong>de</strong>n, unter an<strong>de</strong>rem von<br />

Angelika Zahrnt, mit Appellen an<br />

die Delegierten, sich mehr für<br />

<strong>de</strong>n Klimaschutz einzusetzen.<br />

Rückblickend war die Aktion ein<br />

großer Erfolg. Bis nach<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Konferenz<br />

blieb das Rettungsboot<br />

vor <strong>de</strong>m Tagungsort stehen,<br />

sodass die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer<br />

gar nicht an<strong>de</strong>rs<br />

konnten als vor <strong>de</strong>m<br />

Boot anzuhalten und<br />

sich die Nachrichten<br />

durchzulesen. Einige<br />

nahmen sogar Planken<br />

mit nach Hause.<br />

Auch politisch setzte<br />

das Rettungsboot für<br />

<strong>de</strong>n Klimavertrag etwas<br />

in Bewegung – wenn<br />

auch nur eine Kompromisslösung.<br />

Am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Konferenz wur<strong>de</strong><br />

sich auf eine Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s Kioto-Protokolls<br />

– auch <strong>ohne</strong> die<br />

Zustimmung <strong>de</strong>r USA - geeinigt.<br />

Zwar bleiben viel Schlupflöcher<br />

und Mängel, doch ein Signal ist<br />

gegeben wor<strong>de</strong>n. Am 2. August<br />

for<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>r US-Senat Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Bush auf, einen eigenen Vorschlag<br />

zum Klimaschutz einzureichen,<br />

<strong>de</strong>r anstelle <strong>de</strong>s Kioto-<br />

Protokolls auf <strong>de</strong>r nächsten<br />

Weltklimakonferenz bearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Gleichzeitig fangen<br />

aber Bohrungen nach Öl in einem<br />

Naturschutzgebiet in Alaska an.<br />

Was geschieht mit <strong>de</strong>m riesigen<br />

Boot jetzt? Am 2. August wur<strong>de</strong><br />

es unter <strong>de</strong>r Mithilfe von Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen abgebaut. Den<br />

Großteil <strong>de</strong>s Materials erhielt die<br />

Jugendfarm Bonn e. V. für ihren<br />

Bauspielplatz. Weitere Planken<br />

wer<strong>de</strong>n im Deutschen Historischen<br />

Museum in Berlin ausgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re gehen an<br />

das Haus <strong>de</strong>r Geschichte in Bonn.<br />

Und <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l geht weiter<br />

- jetzt erst recht die Er<strong>de</strong> retten!<br />

Robert Kneschke

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