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Seite 12 Nummer 29 Beilage: Atomthemen<br />
Atomministerium sowie mit<br />
Siemens und Framatome über<br />
eine mögliche Realisierung <strong>de</strong>s<br />
Atomreaktors EPR am westrussischen<br />
Standort Smolensk.Für<br />
das Zurückzahlen <strong>de</strong>r notwendigen<br />
Kredite für <strong>de</strong>n teuren<br />
EPR kommen, so ein Siemens<br />
Pressesprecher, Atomstromlieferungen<br />
in <strong>de</strong>n Westen in Betracht.<br />
Gleichzeitig berichtet die Siemens-Zeitschrift<br />
„Standpunk“<br />
von „Langfristplanungen“ für<br />
eine Stromtrasse ausgerechnet<br />
vom Atomkraftwerksstandort<br />
Smolensk über Warschau nach<br />
Berlin und Kassel. Über die<br />
Stromtrasse könnten 4000 Megawatt<br />
Elektrizität geleitet<br />
wer<strong>de</strong>n, mehr als doppelt so viel<br />
wie <strong>de</strong>r geplante Europäische<br />
Druckwasser-Reaktor erzeugt.<br />
Es bleibt zu fragen,ob dann auch<br />
Strom aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit in Smolensk<br />
betriebenen 4 Atomreaktoren<br />
vom Tschernobyl-Typ nach<br />
Deutschland geliefert wer<strong>de</strong>n<br />
soll.<br />
Klimaretter Atomenergie?<br />
Die drohen<strong>de</strong> Klimakatastrophe<br />
ist für Siemens u.a. ein willkom-<br />
menes Argument, um die Atomenergie<br />
weiter durchzusetzen.<br />
Doch die Fakten sprechen gegen<br />
<strong>de</strong>n Atomstrom. Nicht nur Energiesparmaßnahmen<br />
und regenerative<br />
Energien verursachen<br />
<strong>de</strong>utlich weniger Kohlendioxid<br />
Emissionen als die<br />
Atomenergie.Auch die Kraft-<br />
Wärme-Kopplung auf Erdgasba-<br />
sis unterbietet u.a.nach Studien<br />
<strong>de</strong>s Öko-Instituts und <strong>de</strong>s Wuppertal-Instituts<br />
die Atomenergie.<br />
Im übrigen erscheint es unredlich,<br />
wenn Unternehmen wie<br />
Siemens, die weltweit fossile<br />
Großkraftwerke errichten und<br />
am wachsen<strong>de</strong>n Autoverkehr<br />
verdienen, mit <strong>de</strong>m Klimaargument<br />
versuchen, die Nutzung<br />
<strong>de</strong>r Atomenergie zu rechtfertigen.<br />
Mit 2% zum <strong>de</strong>utschen Super-GAU<br />
Siemens/KWU hat alle 19 <strong>de</strong>rzeit<br />
in Deutschland betriebenen<br />
Atomreaktoren an <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Standorten gebaut:<br />
Brunsbüttel, Sta<strong>de</strong>, Brokdorf,<br />
Krümmel, Lingen, Unterweser,<br />
Grohn<strong>de</strong>, Biblis, Philippsburg,<br />
Neckarwestheim, Gund-remmingen,<br />
Isar (Ohu) und Grafenrheinfeld.<br />
Bei einer durchschnittlichen Betriebszeit<br />
dieser Anlagen von 30<br />
Jahren liegt nach <strong>de</strong>n Zahlen <strong>de</strong>r<br />
offiziellen „Deutschen Risikostudie<br />
Kernkraftwerke „ das Risiko<br />
eines Super-GAU in<br />
Deutschland durch technisches<br />
Versagen bei 2%.Menschliches<br />
Versagen ist hierbei noch nicht<br />
berücksichtigt.Das Sicherheitskonzept<br />
selbst <strong>de</strong>r neuesten<br />
<strong>de</strong>utschen Atomanlagen stammt<br />
aus <strong>de</strong>n 70er Jahren. Bis Mitte<br />
<strong>de</strong>r achtziger Jahre hat man die<br />
Brisanz von Hochdruckkernschmelzen<br />
„überhaupt nicht gekannt<br />
„, so <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Reaktorsicherheitskommission,<br />
Lothar Hahn. Doch selbst <strong>de</strong>r<br />
von Siemens und Framatome<br />
konzipierte „Zukunftsreaktor<br />
EPR“ wird keinen Schutz vor<br />
<strong>de</strong>n gefürchteten „Hochdruckkernschmelzen“<br />
bieten.<br />
Hilfskräfte bei AKW-Wartung<br />
Siemens setzt bei <strong>de</strong>r Wartung<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Atomkraftwerke<br />
bis zu 40% „Hilfskräfte“ in 10-<br />
Stun<strong>de</strong>n-Schichten ein.<br />
Nach Angaben von Siemens<br />
sind die Hilfskräfte selbst bei<br />
Arbeiten am Abschaltsystem<br />
(Steuerstabantriebe) beteiligt.<br />
Wegen <strong>de</strong>s Zunehmen<strong>de</strong>n Kostendrucks<br />
aufgrund <strong>de</strong>r Strommarktliberalisierung<br />
wer<strong>de</strong>n sie<br />
in 10-Stun<strong>de</strong>n-Schichten in <strong>de</strong>n<br />
Strahlenbereichen eingesetzt.<br />
Um die Kosten für <strong>de</strong>n Reaktorbetrieb<br />
zu reduzieren, wer<strong>de</strong>n<br />
zu<strong>de</strong>m die jährlichen „Revisionszeiten<br />
„, bei <strong>de</strong>nen einzelne<br />
Anlagenteile überprüft und repariert<br />
wer<strong>de</strong>n, immer stärker<br />
verkürzt. Es wer<strong>de</strong>n immer weniger<br />
Anlagenteile geprüft. Anstehen<strong>de</strong><br />
Reparaturen wer<strong>de</strong>n<br />
zeitlich hinausgezögert.<br />
Begrenzte Uranreserven<br />
Der Brennstoff <strong>de</strong>r Atomkraftwerke<br />
ist ebenso wie Öl, Gas und<br />
Kohle ein begrenzt vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Rohstoff. Nach Angaben <strong>de</strong>s<br />
Atomkraftwerksherstellers Siemens<br />
beträgt die Reichweite <strong>de</strong>r<br />
Uranreserven beim Einsatz in<br />
Atomkraftwerken 90 Jahre. Die<br />
Nutzung <strong>de</strong>s Urans für wenige<br />
Jahrzehnte steht in keinem vernünftigen<br />
Verhältnis zur Produktion<br />
von Atommüll, <strong>de</strong>r für hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong><br />
von Jahren eine<br />
Gefahr für künftige Generationen<br />
darstellt.<br />
Vermögensschä<strong>de</strong>n<br />
Nach einer Studie <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministeriums<br />
ist bei<br />
einem Super-GAU in Deutschland<br />
mit finanziellen Schä<strong>de</strong>n bis<br />
zu 10 800 Milliar<strong>de</strong>n DM zu<br />
rechnen. Das sind etwa 135 000<br />
DM pro Einw<strong>ohne</strong>r Deutschlands<br />
o<strong>de</strong>r über eine halbe Million<br />
für eine 4-köpfige Familie.<br />
Die Atomkraftwerksbetreiber<br />
haben aber nur Versicherungen<br />
mit einer Deckungssumme von<br />
maximal 1 Milliar<strong>de</strong> DM. Die<br />
Summe reicht für Entschädigungen<br />
von durchschnittlich 12,50<br />
DM je Einw<strong>ohne</strong>r in Deutschland.<br />
Tanken mit Köpfchen<br />
Atomkonzerne verkaufen neben<br />
Strom auch Benzin. Deutschlands<br />
größte Tankstellenfirma<br />
Aral gehört e.on und damit <strong>de</strong>m<br />
führen<strong>de</strong>n Atomkraftwerksbetreiber<br />
Deutschlands. Die DEA<br />
gehört <strong>de</strong>m Atomkonzern RWE.<br />
Je<strong>de</strong>/Je<strong>de</strong>r kann sich<br />
überlegen,ob er/sie nicht gezielt<br />
auf Aral und DEA verzichtet,<br />
wenn ihm die Atomenergiepolitik<br />
dieser bei<strong>de</strong>n Konzerne mißfällt.<br />
Siemens – Boykott ist praktisch<br />
Wer <strong>de</strong>n Atomgeschäften von<br />
Siemens ein En<strong>de</strong> setzen will,<br />
sollte beim nächsten Kauf eines<br />
Elektrogerätes daran <strong>de</strong>nken:<br />
Kein Produkt von Siemens.<br />
Und vergessen Sie nicht, Siemens<br />
kurz die Grün<strong>de</strong> für Ihre<br />
Kaufentscheidung mitzuteilen:<br />
Siemens AG, Vorstand, Wittelsbacherplatz<br />
2, 80333 München,<br />
O<strong>de</strong>r nutzen Sie einfach unser<br />
Mail-Formular im Internet:<br />
www.siemens-boykott.<strong>de</strong>.<br />
Herausgeber: Deutsche Sektion <strong>de</strong>r Internationalen<br />
Ärzte für die Verhütung <strong>de</strong>s Atomkrieges/Ärzte<br />
in sozialer Verantwortung e.V.<br />
(IPPNW)<br />
Adresse: Körtestraße 10 10967 Berlin Tel:<br />
030 -693 02 44 Fax.: 030- 693 81 66 E-Mail:<br />
ippnw@ippnw.<strong>de</strong>. Henrik Paulitz (V.i.S.d.P.).<br />
Stand: Juni 2001.<br />
Spen<strong>de</strong>nkonto: IPPNW Nr. 600 423 55 Sparkasse<br />
Rastatt-Gernsbach BLZ 665 500 70<br />
Stichwort: „Siemens“