Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter

Wer hat eigentlich die christliche Kirche
gegründet und wer ist der christliche Religionsstifter?
Auf diese Frage würden wahrscheinlich
viele Zeitgenossen antworten: Natürlich
Jesus, Jesus von Nazareth – wer sonst!
So naheliegend das einerseits ist und
so selbstverständlich es zu sein scheint –
es ist falsch. Jesus war Jude und ist es
wohl immer geblieben – an keiner Stelle
seiner eigenen Worte wird jedenfalls erkennbar,
dass er eine neue Religion stiften
wollte oder eine neue kirchliche
Institution, in Konkurrenz neben dem
„Tempel“ und dem seinerzeit etablierten
Judentum.
Vielmehr sandte Jesus seine Jünger
ausdrücklich nur „zu den verlorenen
Schafen aus dem Hause Israel“
(MATTHÄUS 10,5-6) und schlug die Bitte
einer Nichtjüdin, ihrer kranken Tochter
zu helfen, zunächst schroff ab mit eben
diesen Worten: „Ich bin nur gesandt zu
den verlorenen Schafen des Hauses
Israel“ (MT 15,24) – ein Wort, dass auch
kritische Theologen seiner sachlichen
Intention nach für ein wirkliches, echtes
Wort Jesu halten. Jesus war also kein
Religionsstifter und schon gar kein
Kirchengründer!
Das aber war Petrus, und später dann
auch der Apostel Paulus!
Die Apostelgeschichte erzählt im 2.
Kapitel (genauer: ab Vers 14ff), dass
Petrus am Pfingsttag, nachdem er vom
20
Pfingstbotschaft
Pfingsten
„heiligen Geist“ ergriffen und durch ihn
„Feuer und Flamme“ für die Verkündigung
geworden war, eine so „stürmische“
Predigt gehalten hat, dass sich am Ende
3000 Leute taufen ließen (Vers 37) und
so, zusammen mit den Jüngern, Maria
und anderen Frauen (VGL. APOSTELGE-
SCHICHTE 1,14), die erste christliche
(Ur)gemeinde“ in Jerusalem entstand.
Das also ist Pfingsten – das Gründungsdatum
und Gründungsfest der
christlichen Kirche durch den Apostel
Petrus!
Die Verkündigung des Petrus setzt
sich in den Predigten des Apostels Paulus
fort und wird dann in den Briefen des
Apostels Paulus vielfach und auf immer
neue Weise entfaltet und vertieft; christliche
Gemeinden entstehen durch ihn und
andere, auch allererste Ordnungen und
eine „Vernetzung“ der Gemeinden durch
die Reisen des Apostels und das
Weiterreichen und Vorlesen von (seinen)
Briefen – also so etwas wie Anfänge von
Kirche – werden im Neuen Testament
erkennbar. Das alles unter der Einwirkung
des „heiligen Geistes“ – Kraft, Energie,
Wirkung Gottes in diesem Geschehen.
Weihnachten – Ostern – Pfingsten –
somit ein christlicher Dreiklang. Es geht
nicht ohne Schaden für die Gesamtharmonie,
wenn man ein Fest dabei aufgibt
und vergisst!
Superintendent H.-Joachim Wefers