Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter

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„Interessant und beeindruckend, aber auch gewöhnungsbedürftig und unübersichtlich“ – so habe ich meist geantwortet, wenn mich Neuling auf der Landessynode die dortigen „alten Hasen“ fragten, wie ich es denn fände, zum ersten Mal an einer Landessynode der evangelischen Kirche im Rheinland teilzunehmen. Als Superintendent bin ich dort nun „geborenes“ Mitglied und habe also vom 10. bis 15. Januar an der Tagung der Landessynode in Bad Neuenahr teil - genommen. Konkret: In Ausschusssitzungen an Vorlagen gefeilt, in den Pau sen zahllose „Gesprächen am Rande“ geführt, in den Plenardebatten mit dis kutiert, verabschiedet und entschieden, nebenbei Bad Neuenahrer Lokali täten kennengelernt (für die Verpflegung und das spätabendliche „Bier chen“). Irgendjemand hatte mir vorher gesagt, Landessynode sei wie zehn Presbyteriumssitzungen hintereinander – das kommt der Wahrheit ziemlich nahe: Fünf Tage, voll mit Sitzungen und Beratungen, von morgens 9:00 bis abends gegen 21:30 Uhr. 14 Landessynode Erfahrungen | 1. Landessynode Beeindruckt hat mich die Ernsthaftigkeit, mit der die Synodalen an den ein - zelnen, durchaus sehr verschiedenen Themen arbeiten: Von „missionarisch Volkskirche sein“ bis zum „Ruhestand für Oberkirchenräte“, vom „Kinder abendmahl“ bis „Rechnungsprüfung“, vom „Finanzbericht“ bis „Globalisie rung“, von „Afghanistan“ bis zur „Qualitätssicherung in Bildungseinrichtun gen der Kirche“, vom „Jugendbericht“ bis zum „Neuen kirch lichen Finanz wesen“, von „Wahlen“ bis zu „Bewerbungs- und Auswahlver fahren“ für den theolo gischen Nachwuchs oder andere Theologinnen/Theologen. Alles wird wirklich ernst genommen, alles wird genau unter die Lupe genommen, nichts dagegen auf die leichte Schulter. Argumente werden genannt und gewogen, mal neigt sich die Waage hier hin, mal dorthin, am Ende wird entschieden … und alles wird gut. Wirklich beeindruckend. Beeindruckt hat mich auch „das Schnürchen“, an dem die Regie der Synode (beinahe) reibungslos lief: Auf dem Podium die Kirchenleitung als Präsi dium,
unten im Saal 223 stimmberechtigte Mitglieder, weitere Mitglieder mit beratender Stimme, Mitarbeitende des Landeskirchenamtes,Vertreter/innen verschiedener innerkirchlicher Gruppen, Gäste aus anderen Kirchen, Besu cherinnen und Besucher, summa summarum um die 300 Leute. Und alle scheinen irgendwie zu wissen, wie das läuft, nur ich nicht, aber egal: Es läuft! Der Präses ruft einen TOP zur Beratung auf, „Berichterstatter/innen“ berichten aus den Tagungsausschüssen dazu und bringen eine Gesetzesvor lage o. ä. ein; Menschen schreiben Zettel und bringen sie nach vorne zum Präsidium, irgendwann kommt man dann dran, alle(s) schön der Reihe nach, wie der Zettel angekommen ist und es der Sitzungsleitung recht scheint; Ver änderungsanträge werden gestellt, die/der „Berichterstatter/in“ wird um seine/ihre Meinung dazu gefragt, „Pro“ und „Contra“ werden genannt, dann wird abgestimmt. Irgendwo schreiben zwei wechselnde Mitglieder der Sy node Protokoll und wissen anscheinend auch, wie’s geht – nur ich wieder nicht. In einem Nebenraum gibt es ein sog. „Synodalbüro“, dort stehen Com puter, werden Protokolle und Vorlagen geschrieben, bekommt man Schecks für die Verpflegung und ein Namenschild und alle wissen auch hier Bescheid – nur ich wieder nicht. Landessynode Ein echter „Apparat“, den die Synode zu Ihrer Durch führung braucht, aber ein dienstbarer und beeindruckend funktionierender, den man allerdings kennen muss, wenn man wirklich mitwirken will. Interessant sind die Themen, interessant sind die Leute, die auftreten und wie sie es tun, interessant, wo und wie die Landeskirche überall aktiv ist und Ein - fluss nimmt auf Politik und Gesellschaft. Manch einer mag genau das skep tisch sehen, ich fand es gut: Die Landeskirche mal nicht nur immer als „die Böse“, sondern als die institutionelle Ebene, die versucht – von der Basis, nämlich den Gemeinden und Kirchenkreisen getrieben – auf der Ebene von Landesregierung und – über die EKD – auch Bundesregierung im Sinne des Evangeliums Einfluss zu nehmen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir leben. Landessynode 2010 – auch ein Lehrstück für die „presbyterial-synodale Ord nung“, auf die wir im Rheinland so stolz sind: Einerseits basisorientiert und von dort gesteuert, andererseits im geschwisterlichen Verbund mit einer Außenwirkung, die ohne diesen Verbund nicht zu erreichen wäre. Landessynode 2011? – Ich freu‘ mich drauf! Superintendent H.-Joachim Wefers • • ● � ● • • MONATSSPRUCH MAI 2010 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. HEBR 11,1 (L) 15
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