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TITEL<br />

Apellas Property will sich<br />

in Berlin breit machen<br />

Die Hüttenwegsiedlung und die Otto-Suhr-Siedlung<br />

sind erst der Anfang<br />

Andrej Holm<br />

Die Website www.bloomberg.com ist eine der fünf weltweit am häufigsten<br />

aufgerufenen Internetauftritte der Finanzwelt. Fast alle international agierenden<br />

Unternehmen platzieren hier ihre Informationen. So auch George Soros, der<br />

milliardenschwere Finanzier verschiedenster Unternehmen. Am 29.04.2005 wurde<br />

exklusiv auf der Bloomberg-Website verkündet, dass Soros plant, mehr <strong>als</strong> 200<br />

Mrd. Euro in den deutschen Immobilienmarkt zu investieren: Aus privatem und<br />

öffentlichem Besitz sollen bis zu vier Millionen Wohnungen gekauft werden.<br />

Die Apellas Property Management GmbH –<br />

95% der Anteile gehören Soros – ist dabei ein<br />

wichtiger Baustein. Ulrich Weber, der<br />

Geschäftsführer von Apellas in Berlin, wird bei<br />

www.bloomberg.com mit folgenden Worten<br />

zitiert: „Apellas ist sehr daran interessiert und<br />

auch dazu bereit, ihren Bestand von 5000<br />

Wohnungen in Berlin zu erweitern“. Die<br />

niedrigen Haus- und Grundstückspreise sowie<br />

ein festes Vertrauen in ein ökonomisches<br />

Wiedererstarken machen den Deutschen<br />

Immobilienmarkt für das Unternehmen so<br />

attraktiv. Grund genug für das MieterEcho, die<br />

bisherigen Projekte von Apellas in Berlin<br />

genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />

Viele Mieter/innen der Hüttenwegsiedlung protestieren u.a.<br />

mit Transparenten gegen die geplanten Umbaumaßnahmen.<br />

Foto: ME<br />

Hüttenwegsiedlung – Umwandlung in<br />

Eigentumswohnungen angekündigt<br />

Zum 01.06.2005 diesen Jahres übernimmt die<br />

Apellas Property Management GmbH die<br />

1096 Wohnungen der Hüttenwegsiedlung in<br />

Dahlem. Etwas mehr <strong>als</strong> 80 Mio. Euro soll der<br />

Immobilienfonds der bisherigen Eigentümerin,<br />

der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben,<br />

gezahlt haben. Das sind im Durchschnitt<br />

73.000 Euro pro Wohneinheit oder etwa 1200<br />

Euro/qm für die ehemaligen Alliiertenwohnungen,<br />

die in den 1950er Jahren gebaut<br />

wurden.<br />

Ulrich Weber, der örtliche Vertreter von Apellas<br />

in Berlin, kündigte bereits umfangreiche<br />

Baumaßnahmen an: Die Gebäude sollen<br />

aufgestockt und neu verputzt werden, teilweise<br />

ist der An- bzw. Einbau von Balkonen<br />

und Fahrstühlen geplant. Zudem soll das<br />

Wohngebiet mit dreigeschossigen Neubauten<br />

verdichtet und die Außenanlagen neu gestaltet<br />

werden. Etwa 75 Mio. Euro will Apellas<br />

dafür ausgeben. „Wir wollen jungen Familien<br />

bezahlbaren Wohnraum anbieten“, ließ<br />

Weber in der Morgenpost vom 28.04.2005 zu<br />

den Plänen verlauten – Mieterhöhungen<br />

wollte er jedoch nicht ausschließen.<br />

Genau das befürchten jedoch die Bewohner/innen<br />

der Siedlung. Mietervertreter/innen<br />

rechnen mit Mietsteigerungen von bis zu 100<br />

Euro im Monat, insbesondere für die<br />

Wohnungen, die einen Balkon erhalten sollen.<br />

Zudem hat Apellas bereits den Verkauf von<br />

380 Wohnungen angekündigt. Wie oft bei<br />

solchen Umwandlungen in Einzeleigentum<br />

werden die Wohnungen zunächst ganz<br />

‚mieterfreundlich’ den Bewohner/innen angeboten<br />

und erst wenn diese nicht kaufen<br />

wollen oder können, wird an Dritte veräußert.<br />

Bei dem angekündigten Investitionsaufwand<br />

von etwa 150 Mio. Euro für Kauf, Sanierung<br />

und Neubau belaufen sich die Kosten pro<br />

Quadratmeter durchschnittlich auf etwa 2000<br />

Euro. Der Kaufpreis für die umgewandelten<br />

Wohnungen dürfte deutlich darüber liegen.<br />

Nur wenige der jetzigen Bewohner/innen<br />

werden diese Summen bezahlen können.<br />

Wohnungskäufer, unabhängig ob Anleger<br />

oder Selbstnutzer, werden für diesen Preis eine<br />

entsprechende Ausstattung der Wohnung<br />

verlangen. Die angekündigten Modernisierungsarbeiten<br />

werden <strong>als</strong>o völlig unabhängig<br />

vom Nutzen für die Mieter/innen der Wohnung<br />

zur Voraussetzung des Umwandlungsgeschäfts.<br />

Bei aller sozial klingenden Rhetorik:<br />

Die Verwertung von Wohnanlagen wird auch<br />

bei Apellas letztlich zulasten der Mieter/innen<br />

realisiert.<br />

Otto-Suhr-Siedlung – Sanierungsstress<br />

und Mieterhöhungen<br />

Auf eine ähnliche Erfahrung können auch die<br />

Bewohner/innen der Otto-Suhr-Siedlung in<br />

Kreuzberg zurückblicken. Apellas kaufte hier<br />

bereits vor einem Jahr etwa 1000 Wohnungen<br />

von der mittlerweile zur WBM-Gruppe gehörenden<br />

Bewoge auf. Der dortige Wohnungsbestand<br />

– mehrheitlich in den 1960er Jahren<br />

mit Fördermitteln des Sozialen Wohnungsbaus<br />

errichtet – weist eine ähnliche Baustruktur wie<br />

die Siedlung am Hüttenweg auf, doch die<br />

Bewohnerschaft ist stärker von Senior/innen<br />

und Migrant/innen geprägt <strong>als</strong> die Siedlung in<br />

Dahlem.<br />

In der Otto-Suhr-Siedlung sind bisher keine<br />

Umwandlungspläne bekannt geworden, doch<br />

die Apellas hat trotzdem in hohem Tempo<br />

begonnen, verschiedene Sanierungsarbeiten<br />

durchzuführen. Auch wenn der sonst meist gut<br />

informierte Robert Ummen in der Tageszeitung<br />

„Die Welt“ vom 23.04.2005 schreibt, dass in<br />

der Otto-Suhr-Siedlung „Investor und Mieter<br />

bei der Wohnungsmodernisierung einvernehmlich<br />

agiert haben“, sind viele Mieter/innen<br />

unzufrieden und verunsichert.<br />

14 ME 310/2005

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