November-Ausgabe 2012 - Deutscher Forstverein
November-Ausgabe 2012 - Deutscher Forstverein
November-Ausgabe 2012 - Deutscher Forstverein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
(R)eine Männersache:<br />
Kitzrücken im Goldsaft<br />
Zutaten:<br />
… 1 Kitzrücken<br />
… Butter<br />
… Öl<br />
… Rosmarinzweig<br />
für die Soße<br />
… Zuckerrübensirup<br />
… Balsamico<br />
… Tomatenmark<br />
… Pfeffer<br />
… Salz<br />
42<br />
WALDREZEPT<br />
proWALD : NOVEMBER <strong>2012</strong><br />
von Werner Weltersburg,<br />
Gerne-Koch aus dem Westerwald<br />
Das folgende Re(h)zept sei allen Männern empfohlen,<br />
die sich bisher erfolgreich gegen die<br />
Mithilfe am heimischen Herd gewehrt haben.<br />
Nach gefühlten 100 Sendungen »Lanz kocht«<br />
und 200 Wiederholungen von »Laber, Lustig,<br />
Lecker« wissen wir endlich, dass kochende<br />
Männer cool sind. Und kochende Förster erst<br />
recht. Zum Einstieg ins proWALD-Männerkochen<br />
wollen wir klein anfangen. Deshalb gibt<br />
es Kitz.<br />
Für diesen Kitzrücken nehmen Sie zunächst alle<br />
gängigen Kochbücher aus dem Regal und legen sie<br />
ungelesen beiseite. Denn was dort über Wild zu lesen<br />
ist, treibt selbst dem besten Stück Fleisch den Geschmack<br />
aus den Poren. Wir verzichten heute gerne<br />
auf Marinaden, Wacholderbeeren, Lorbeer und so<br />
weiter. Kein Mensch käme schließlich auf die Idee,<br />
das beste Steak vom Rind vor dem Kurzbraten zwei<br />
Tage in eine saure Brühe zu legen.<br />
Nehmen wir uns jetzt das beste Stück unseres<br />
Bambis vor. Wir lösen die Rücken� lets vom Knochen,<br />
schneiden dabei mit einem sehr scharfen Messer<br />
mutig an den Wirbeln entlang. Nach dem zweiten<br />
Schnitt entlang der Rippen lässt sich das Fleisch<br />
leicht herausheben. Dann das zweite Filet ausschneiden<br />
und von beiden Stücken alle(!) Haut und Sehnen<br />
entfernen.<br />
In einem Bräter (am besten ist Omas gusseiserner)<br />
Butter und Öl erhitzen. Einen Rosmarinzweig<br />
hineinlegen. Dann die Filets würzen (Salz und Pfeffer)<br />
und bei guter Hitze von jeder Seite so anbraten,<br />
dass sie gut braun werden.<br />
Jetzt naht der wichtigste Moment: der Gartest.<br />
Hier ist Fingerspitzengefühl nötig. Drücken Sie mit<br />
dem Daumen behutsam auf das Filet. Ist das Fleisch<br />
so fest wie ein angespannter Bizeps, hat es zu lange<br />
gebraten. Dann nehmen sie es aus der Pfanne und<br />
verwenden das Fleisch lieber als Suppeneinlage.<br />
Ist das Fleisch so elastisch wie ein gut aufgepusteter<br />
Luftballon, hüllen Sie es in Alufolie und legen<br />
es für zehn Minuten in den auf 150 Grad vorgeheizten<br />
Backofen.<br />
Jetzt wenden wir uns der schnellen Soße zu. Wir<br />
verzichten diesmal auf den zeitaufwendigen Wildfond<br />
und improvisieren lieber. Zuerst den Rosmarinzweig<br />
aus der Pfanne nehmen. Bratensatz bei<br />
mittlerer Hitze mit einem guten Schuss Balsamico<br />
lösen. Zwei Esslö� el Tomatenmark darin verrühren,<br />
schließlich einen oder zwei Esslö� el Zuckerrübensirup<br />
hinzugeben und einkochen lassen. Mit Salz<br />
und Pfe� er aus der Mühle abschmecken. Fertig.<br />
Die Filets aus dem Ofen holen und zum Ruhen<br />
an die Seite stellen. Das Ruhen ist ebenso wichtig<br />
wie das Braten. Denn jetzt entspannt sich das<br />
Fleisch nach dem Bratstress und die Säfte verteilen<br />
sich gleichmäßig.<br />
Soße durch ein Sieb gießen, noch einmal aufkochen,<br />
abschmecken, fertig.<br />
Jetzt können Sie die Filets aus der Alufolie befreien<br />
und den überschüssigen Bratensaft zu der<br />
Soße geben. Die Filets leicht schräg (gegen die Fasern)<br />
in dünne Scheiben aufschneiden und auf warmen<br />
Tellern anrichten. Idealerweise ist das Fleisch<br />
rosa oder (Geschmackssache) leicht blutig.<br />
Die heiße und wuchtige Soße nur in kleiner<br />
Dosierung dazu geben. Der feine Fleischgeschmack<br />
soll im Vordergrund bleiben und nicht in der Soße<br />
ertrinken.<br />
Guten Appetit<br />
und Waidmannsheil.<br />
Der Autor freut sich über Resonanz per<br />
Mail: rehzepte@email.de.<br />
Foto: Margot Kessler/pixelio.de