November-Ausgabe 2012 - Deutscher Forstverein

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04.01.2013 Aufrufe

30 PEFC PEFC informiert und berät Beschaffungsstellen � Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland e. V., auf der Beschaffungskonferenz in Berlin Fotos: PEFC proWALD : NOVEMBER 2012 Die Bundesregierung, viele Bundesländer, aber auch umweltbewusste Kommunen setzen bei Bauprojekten, bei der Beschaffung von Büro- und Schulmöbeln sowie Kopier- und Hygienepapieren zunehmend auf Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Passend dazu hat PEFC Deutschland jetzt einen Ratgeber »Verantwortungsvoll beschaffen« herausgebracht. pro- WALD sprach mit Geschäftsführer Dirk Teegelbekkers über den neuen Leitfaden. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der neuen Broschüre »Verantwortungsvoll beschaffen«? In Deutschland gibt es über 11.000 Städte und Gemeinden, die mit der Vergabe von Bauprojekten und dem Einkauf von Papier- und Holzprodukten einen großen Ein� uss auf den Holz- und Papierverbrauch haben. In ihrer Bescha� ungspraxis können sie einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer Wälder leisten. Die Bundesregierung geht mit ihrer Beschaffungsrichtlinie mit gutem Beispiel voran, denn diese verlangt, dass Holz und Holzprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen müssen. Der von uns herausgegebene Bescha� ungsratgeber, der vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert und an 5.000 Kommunen versandt wurde, soll auch diese überzeugen und ihnen dabei helfen, zerti� zierte Holz- und Papierprodukte stärker zu berücksichtigen. Die zahlreichen Bestellungen, die seit Verö� entlichung bei uns eingehen, zeigen, dass das Interesse und der Informationsbedarf groß sind. Welche Grundsätze sind hinsichtlich der Vorlage von Zertifi katen zum Nachweis legaler und nachhaltiger Holzprodukte zu beachten? Wo sehen Sie praktische Hürden? Unsere Erfahrung zeigt, dass viele ö� entliche Bescha� ungsorgane, die zwar Vorreiter in nachhaltiger Bescha� ungspolitik sind, ihren Worten nicht Taten folgen lassen. Häu� g wird nicht, wie vorgesehen, auf ein Zerti� kat des letzten Gliedes in der Produktkette (Chain-of-Custody) bestanden, sondern sich mit einem vorgezeigten Zerti� kat aus einem beliebigen vorherigen Teil der Produktkette zufriedengegeben. Diese fehlerhafte Auslegung von Bescha� ungsrichtlinien liegt sicher an einer gewissen Bequemlichkeit, aber eben auch an Verständnisproblemen mit dem Prinzip der Chain-of-Custody. Hier bedarf es noch einiger Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit. Ein erster Schritt ist der neue Ratgeber, ein weiterer Schritt unser Workshop auf der diesjährigen Beschaffungskonferenz (s. rechts). In diesem Zusammenhang war die Absage einer vom BMELV geplanten Bescha� ungskonferenz im Juni in Würzburg für uns eine große Enttäuschung. Sehr hilfreich sind die Regionalveranstaltungen der Fachagentur für Nachwachsende Rohsto� e (FNR), bei der für eine umweltfreundliche Beschaffungspolitik geworben wird, und auch die Veranstaltungsreihe »Green Cities« der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), bei der es um nachhaltiges Bauen und Bescha� en, auch am Beispiel von Holz, geht. Welche Bedeutung wird PEFC im Rahmen der neuen Holzhandelsverordnung beigemessen? Die EU-Holzhandelsverordnung verbietet die Vermarktung von illegal eingeschlagenem Holz und verp� ichtet alle Marktteilnehmer, die innerhalb der EU Holz oder Holzprodukte erstmalig in Verkehr bringen, bestimmte Sorgfaltsp� ichten einzuhalten. Dazu gehören unter anderem Informationsp� ichten zur Art und Herkunft des Holzes sowie Verfahren zur Kurhaus in Orscholtz. Foto: HAF

Risikobewertung. Die derzeitigen Entwürfe zur Anwendung der Sorgfaltsp� ichtregelung legen nahe, dass das PEFC-System durch das für PEFC-zerti� - zierte Unternehmen verp� ichtende Sorgfaltsp� ichtsystem (Stichwort: PEFC Due Diligence) die Kriterien der EU-Holzhandelsverordnung fast komplett erfüllt, da beide Sorgfaltsp� ichtanforderungen auf den gleichen Prinzipien basieren. Lediglich bezüglich der Weitergabe von bestimmten Informationen, zum Beispiel zur Baumart, sind noch Konkretisierungen im PEFC-Chain-of-Custody-Standard erforderlich. PEFC wird den Standard entsprechend anpassen, sodass alle Unternehmen in der Produktkette mit ihrer PEFC-Zerti� zierung automatisch allen Anforderungen der EU-Verordnung gerecht werden. Eine Arbeitsgruppe von PEFC International, der auch ich angehöre, hat entsprechende Vorschläge erarbeitet. Im Dezember 2012 wird eine ö� entliche Anhörung zu den geplanten Änderungen des PEFC-Standards statt� nden, in die sich insbesondere Unternehmen der Holz- und Papierverarbeitungskette sowie die unabhängigen Zerti� zierungsstellen einbringen können. Die Verabschiedung ist für Februar 2013 geplant. PEFC Deutschland organisierte vor diesem Hintergrund am 5. November in Stuttgart ein Forum für die Unternehmen der Chain-of-Custody. Dort standen explizit die PEFC-Sorgfaltsp� ichtregelungen und die geplanten Anpassungen bezüglich der EU- Handelsverordnung im Fokus. ■ PEFC PEFC-Workshop auf der Berliner Beschaffungskonferenz Die Beschaffungskonferenz, die am 20./21. September zum 14. Mal in Berlin stattfand, ist die bundesweit größte Konferenz dieser Art und Treffpunkt von Entscheidungsträgern in Bund, Ländern und Kommunen. Für PEFC war dies der richtige Rahmen, um innerhalb des � emenblocks »Bescha� ung & Recht« einen Workshop zu veranstalten, der den Sinn, die Methoden und die Ziele einer nachhaltigen Bescha� ung verdeutlichte. Unter dem Titel »Verantwortungsvoll beschaffen – Holz- und Papierprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft« sprachen Harnarinder Singh vom Malaysischen Forstzerti� zierungssystem MTCS und Dirk Teegelbekkers von PEFC Deutschland e. V. über ihre Erfahrungen. Während Singh über viele positive Entwicklungen in Malaysia berichtete, die erst durch eine PEFC-Zerti� zierung möglich wurden, erinnerte Dirk Teegelbekkers an die dahinterstehenden Mühen: Die positiven Beispiele in aller Welt seien Produkte eines gründlichen und strengen Anerkennungsver- fahrens. Produzenten, die diesen Prozess erfolgreich bestanden haben und heute das PEFC-Siegel führen, müssten als Lohn für ihre vorbildliche Arbeit durch ö� entliche Aufträge besser und e� zienter als bisher unterstützt werden. Dies gehe nur mit juristisch hieb- und stichfesten Ausschreibungen. »Die vorgelagerte Produktkette muss lückenlos zerti� ziert sein. Die Bescha� ungsstellen dürfen sich nicht mit selbst gebastelten Bescheinigungen irgendwelcher Vor-Vor- Lieferanten zufrieden geben, sondern müssen darauf bestehen, dass ein gültiges Zerti� kat des unmittelbaren Lieferanten vorgelegt wird und der Zerti� zierungsstatus auf den Lieferdokumenten ausgewiesen ist.« (lla) Link-Empfehlungen: PEFC-Bescha� ermappe: pefc.de/dokumente PEFC Deutschland: pefc.de PEFC International: pefc.org PEFC Malaysia: nachhaltiges-tropenholz.de PEFC ist auch auf Facebook und Twitter vertreten. Neuer PEFC-Ratgeber jetzt erhältlich: So funktioniert nachhaltige Beschaffung Mit der neuen vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMLEV) geförderten PEFC-Broschüre »Verantwortungsvoll bescha� en« ist ein Ratgeber entstanden, der zeigt, wie die ö� entliche Bescha� ung ganz konkret einen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung unserer Wälder leisten kann. Er vermittelt Hintergrundinformationen zur Waldzerti� zierung sowie zur Zerti- � zierung entlang der gesamten Produktkette und erklärt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verbreitetsten Zerti� zierungssysteme. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen werden detailliert vorgestellt und erläutert. Der Ratgeber kann kostenlos unter www.pefc.de heruntergeladen oder über die PEFC-Geschäftsstelle (info@pefc.de) angefordert werden. (lla) NOVEMBER 2012 : proWALD 31

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Beschaffungsstellen<br />

� Dirk Teegelbekkers,<br />

Geschäftsführer von PEFC<br />

Deutschland e. V., auf der<br />

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Berlin<br />

Fotos: PEFC<br />

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Die Bundesregierung, viele Bundesländer, aber<br />

auch umweltbewusste Kommunen setzen bei<br />

Bauprojekten, bei der Beschaffung von Büro-<br />

und Schulmöbeln sowie Kopier- und Hygienepapieren<br />

zunehmend auf Holz aus nachhaltiger<br />

Waldbewirtschaftung. Passend dazu hat PEFC<br />

Deutschland jetzt einen Ratgeber »Verantwortungsvoll<br />

beschaffen« herausgebracht. pro-<br />

WALD sprach mit Geschäftsführer Dirk Teegelbekkers<br />

über den neuen Leitfaden.<br />

Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der neuen<br />

Broschüre »Verantwortungsvoll beschaffen«?<br />

In Deutschland gibt es über 11.000 Städte und Gemeinden,<br />

die mit der Vergabe von Bauprojekten und<br />

dem Einkauf von Papier- und Holzprodukten einen<br />

großen Ein� uss auf den Holz- und Papierverbrauch<br />

haben. In ihrer Bescha� ungspraxis können sie einen<br />

wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer Wälder leisten.<br />

Die Bundesregierung geht mit ihrer Beschaffungsrichtlinie<br />

mit gutem Beispiel voran, denn diese<br />

verlangt, dass Holz und Holzprodukte aus nachhaltiger<br />

Waldbewirtschaftung stammen müssen. Der<br />

von uns herausgegebene Bescha� ungsratgeber, der<br />

vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert<br />

und an 5.000 Kommunen versandt wurde, soll auch<br />

diese überzeugen und ihnen dabei helfen, zerti� zierte<br />

Holz- und Papierprodukte stärker zu berücksichtigen.<br />

Die zahlreichen Bestellungen, die seit Verö� entlichung<br />

bei uns eingehen, zeigen, dass das Interesse<br />

und der Informationsbedarf groß sind.<br />

Welche Grundsätze sind hinsichtlich der Vorlage<br />

von Zertifi katen zum Nachweis legaler und nachhaltiger<br />

Holzprodukte zu beachten? Wo sehen Sie<br />

praktische Hürden?<br />

Unsere Erfahrung zeigt, dass viele ö� entliche Bescha�<br />

ungsorgane, die zwar Vorreiter in nachhaltiger<br />

Bescha� ungspolitik sind, ihren Worten nicht Taten<br />

folgen lassen. Häu� g wird nicht, wie vorgesehen, auf<br />

ein Zerti� kat des letzten Gliedes in der Produktkette<br />

(Chain-of-Custody) bestanden, sondern sich mit<br />

einem vorgezeigten Zerti� kat aus einem beliebigen<br />

vorherigen Teil der Produktkette zufriedengegeben.<br />

Diese fehlerhafte Auslegung von Bescha� ungsrichtlinien<br />

liegt sicher an einer gewissen Bequemlichkeit,<br />

aber eben auch an Verständnisproblemen mit dem<br />

Prinzip der Chain-of-Custody. Hier bedarf es noch<br />

einiger Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit.<br />

Ein erster Schritt ist der neue Ratgeber, ein weiterer<br />

Schritt unser Workshop auf der diesjährigen Beschaffungskonferenz<br />

(s. rechts). In diesem Zusammenhang<br />

war die Absage einer vom BMELV geplanten<br />

Bescha� ungskonferenz im Juni in Würzburg für uns<br />

eine große Enttäuschung.<br />

Sehr hilfreich sind die Regionalveranstaltungen<br />

der Fachagentur für Nachwachsende Rohsto� e<br />

(FNR), bei der für eine umweltfreundliche Beschaffungspolitik<br />

geworben wird, und auch die Veranstaltungsreihe<br />

»Green Cities« der Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ), bei der es um<br />

nachhaltiges Bauen und Bescha� en, auch am Beispiel<br />

von Holz, geht.<br />

Welche Bedeutung wird PEFC im Rahmen der<br />

neuen Holzhandelsverordnung beigemessen?<br />

Die EU-Holzhandelsverordnung verbietet die Vermarktung<br />

von illegal eingeschlagenem Holz und verp�<br />

ichtet alle Marktteilnehmer, die innerhalb der EU<br />

Holz oder Holzprodukte erstmalig in Verkehr bringen,<br />

bestimmte Sorgfaltsp� ichten einzuhalten. Dazu<br />

gehören unter anderem Informationsp� ichten zur<br />

Art und Herkunft des Holzes sowie Verfahren zur<br />

Kurhaus in Orscholtz. Foto: HAF

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