November-Ausgabe 2012 - Deutscher Forstverein
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setzung und auch Korruption gezeichneten Markt<br />
orientieren? Der Forest Stewardship Council (FSC)<br />
und das Programme for the Endorsement of Forest<br />
Certi� cation (PEFC) sind die weltweit am weites ten<br />
verbreiteten forstlichen Standardsysteme. Die Bundesregierung<br />
unterstützt die Zerti� zierung nachhaltig<br />
bewirtschafteter Wälder weltweit und verwendet<br />
selbst bei der Bescha� ung der Bundesver waltung<br />
nur zerti� ziertes Holz. Unterschiedliche Interessengruppen<br />
wie Umwelt schutzorganisationen, Vertreter<br />
sozialer und indigener Gemeinschaften und der Privatwirtschaft<br />
er arbeiten als Mitglieder einer Standardinitiative<br />
Kriterien und Indikatoren für eine nachhaltige<br />
Wald bewirtschaftung, ebenso die er forderlichen<br />
Regelungs- und Kontrollstrukturen. Akkreditierte<br />
Auditoren überprüfen die Umsetzung der Standards<br />
im Wald und entlang der Lieferketten und stellen<br />
bei aus reichender Einhaltung ein Zerti� kat aus. Damit<br />
wird in transparenter Weise nachhaltiges Wirtschaften<br />
mess- und bewertbar und über das Zerti� -<br />
zierungs-Siegel auf dem Produkt über Ländergrenzen<br />
hinweg bis zum Endverbraucher sichtbar.<br />
Die globalen Standards – in den Tropen ist hier vor<br />
allem FSC verbreitet – werden von nationalen Standardinitiativen<br />
an die lokalen Bedürfnisse angepasst.<br />
Diese sind auf einen Ausgleich zwischen Ren tabilität,<br />
Biodiversitätsschutz und sozialer Verantwortung ausgerichtet.<br />
Wesentlich für die Glaubwürdig keit und<br />
Akzeptanz von Standardsystemen sind ihre kontinuierliche,<br />
dialogbasierte Weiterentwicklung und die<br />
Güte ihres Kontrollsystems. Zerti� zierungs-Siegel<br />
bieten dadurch sowohl Forstbetrieben und Unternehmen<br />
entlang der Lieferkette als auch Regierungen<br />
Orientierung für die Umstellung auf nach haltige<br />
Waldbewirtschaftung und die Bescha� ung nachhaltiger<br />
Holzerzeugnisse.<br />
Ein genereller Verzicht auf die Verwendung von<br />
Holzprodukten aus den Tropen führt – so paradox<br />
es klingen mag – sogar zu mehr Abholzung. Denn<br />
wenn Regierungen die wirtschaftliche Entwicklung<br />
ihres Landes nicht über die nachhaltige Waldnutzung<br />
fördern können, wird der Druck nicht gemindert,<br />
den Wald verstärkt in schnell gewinnbringende<br />
Landnutzungen wie z. B. industrielle Ölpalmplantagen<br />
oder Viehweiden umzuwandeln. Wenn nachhaltige<br />
Bewirtschaftungsformen und die Einhaltung von<br />
ökologischen und sozialen Standards vom Weltmarkt<br />
nicht honoriert werden, gibt es wenig Aussicht, dass<br />
sich die Prinzipien einer »green Economy« auch auf<br />
den – in Entwicklungsländern meist viel größeren –<br />
Inlandsmärkten durchsetzen können. Zielführend<br />
ist daher auch in Deutschland die Ver wendung von<br />
nachweislich aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammenden<br />
Produkten des Tropenwaldes, wenn die Entscheidung<br />
über die Verwendung von Holzprodukten<br />
auf Basis der technischen Anwen dungseignung und<br />
der nachhaltigen und klimafreundlichen Produktion<br />
– zerti� ziert natürlich – erfolgt.<br />
In den vergangenen Jahren sind die staatlichen<br />
Anforderungen an die nachhaltige und legale Er zeugung<br />
von Holz gestiegen. In der EU-Holzhandelsverordnung,<br />
die im März 2013 in Kraft treten wird,<br />
wird der Handel von illegal erzeugtem Holz und seinen<br />
Produkten unter Strafe gestellt. Die jenigen, die<br />
Holz in der EU vermarkten wollen, müssen zukünftig<br />
eine besondere Sorgfalt anwenden und nach weisen.<br />
Dabei können privatwirtschaftliche Standards<br />
eine wichtige Hilfe bei der Erfüllung der gesetzli chen<br />
P� ichten sein: Durch die Produktkettenzerti� zierung<br />
ist das Holz vom Verkaufsregal bis zum Wald<br />
rückverfolgbar. Somit bieten privatwirtschaftliche<br />
Standards einen Nachweis, dass das Holz nicht aus<br />
illegalen Quellen, sondern aus nachhaltiger Waldwirtschaft<br />
kommt. So werden illegalen Praktiken<br />
Preis- und Wettbewerbsvorteil entzogen und wird die<br />
Basis für eine Ausrichtung auf nach haltige Waldwirtschaft<br />
gescha� en.<br />
Das animierte »Erklärix«-Video »Tropenwald<br />
nachhaltig nutzen – einfach erklärt« des Bundesministeri<br />
ums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ) zeigt, wie eine nachhaltige<br />
Wert schöpfungskette aussieht, und erklärt die Rolle<br />
und Funktionsweise forstlicher Standards.<br />
Zwei Symposien über die Bescha� ung zerti� zierter<br />
Holzprodukte der Tropen aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung<br />
� nden im <strong>November</strong> <strong>2012</strong> in Felda-<br />
� ng und Mannheim statt.<br />
www.bmz.de<br />
■ Daniel Haas<br />
Stv. Referatsleiter für<br />
Umwelt und nachhaltige<br />
Ressourcennutzung<br />
im Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ)<br />
BESCHAFFUNG<br />
� Nachhaltige Waldwirtschaft<br />
in den Tropen ist<br />
möglich – Feldbesuch<br />
einer FSC-Konzession in<br />
Kamerun.<br />
(Fotos: Stefan Essel, GIZ)<br />
� Bäumepfl anzen in<br />
einer FSC-Konzession in<br />
Kamerun während eines<br />
Feldbesuchs im Rahmen<br />
der Vollversammlung der<br />
Kongobeckenwaldpartnerschaft<br />
im Jahr 2009. Im Bild<br />
Daniel Haas und Hans Schipulle,<br />
damals deutscher Fazilitator<br />
der Partnerschaft,<br />
mit kamerunischen Mitarbeitern<br />
der Forstbehörde<br />
NOVEMBER <strong>2012</strong> : proWALD 15