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November-Ausgabe 2012 - Deutscher Forstverein

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10<br />

BESCHAFFUNG<br />

� Schnittholz aus<br />

den Tropen, nach FSC<br />

zertifi ziert<br />

(Foto: Markus Hölzel)<br />

Weiterführende<br />

Informationen:<br />

Verantwortungsvoll<br />

beschaffen<br />

Ratgeber für die öffentliche<br />

Beschaffung von Holz-<br />

und Papierprodukten aus<br />

nachhaltiger Waldbewirtschaftung:<br />

www.pefc.de/<br />

neuigkeit/verantwortungsvoll-beschaffen.html<br />

proWALD : NOVEMBER <strong>2012</strong><br />

Der Wert der von den Bundesverwaltungen jährlich<br />

gekauften Holzprodukte beträgt rund sieben Millionen<br />

Euro. Für das Jahr 2013 ist vorgesehen zu prüfen,<br />

inwieweit Holz und Holzprodukte aus Ländern, mit<br />

denen die EU freiwillige Partnerschaftsabkommen<br />

geschlossen hat, in die Bescha� ungsregelung einbezogen<br />

werden können.<br />

Von den Bundesländern haben sich bisher vier –<br />

Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen<br />

– Bescha� ungsrichtlinien für Holz<br />

und Holzprodukte gegeben. So hat sich Baden-Würt-<br />

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richtlinie des Bundes orientiert. Bayern folgte 2009<br />

und Nordrhein-Westfalen 2010.<br />

Der Hamburger Senat hat im Jahr 2010 eine Bescha�<br />

ungsrichtlinie speziell für Tropenholz verabschiedet.<br />

Danach ist bei allen Bauvorhaben – auch<br />

bei Reparaturen und Ausbauten – der Stadt und der<br />

Landesbetriebe nur Tropenholz aus ausschließlich<br />

nachhaltiger Forstwirtschaft zu verwenden. Neben<br />

PEFC und FSC ist in Hamburg auch das Malaysian<br />

Timber Certi� cation Council (MTCC) anerkanntes<br />

Zerti� zierungssystem. Hamburg als wichtiger<br />

Importhafen für Tropenholzprodukte hat damit der<br />

Entwicklung Rechnung getragen, wonach die Nachfrage<br />

nach dauerhaften Hölzern für den Außenbereich<br />

stetig ansteigt.<br />

Während der Großteil der kommunalen Wälder<br />

in Deutschland schon zerti� ziert ist, tun sich die<br />

Kommunen in ihren Verwaltungen mit Regeln zur<br />

Bescha� ung zerti� zierter Holzprodukte größtenteils<br />

noch schwer. Zwar hat man die Bescha� ung von Tropenholz<br />

auf kommunaler Ebene auf der Agenda –<br />

viele Kommunen sind von einem totalen Boykott<br />

von Tropenholzprodukten mittlerweile auf den Einsatz<br />

zerti� zierter Produkte umgeschwenkt –, doch<br />

Bescha� ungsrichtlinien, nach denen grundsätzlich<br />

nur zerti� zierte Holz- und vor allem auch Papierprodukte<br />

einzusetzen sind, sind bei den meisten Kommunen<br />

schlicht (noch) kein � ema.<br />

Dr. Gerd Landsberg, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied<br />

des Deutschen Städte- und Gemeindebundes,<br />

sieht die Kommunen im Zentrum des<br />

Klimaschutzes. In der von PEFC Deutschland publizierten<br />

und vom Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz geförderten<br />

Broschüre »Verantwortungsvoll bescha� en« erklärt<br />

Landsberg: »Durch ein faires und nachhaltiges Be-<br />

scha� ungswesen sowie nachhaltiges Bauen können<br />

Kommunen einen wichtigen Beitrag zur Walderhaltung<br />

und damit zum Klimaschutz leisten.« Bei der<br />

Bescha� ung aller Produkte aus Holz – vom Kopierpapier<br />

bis zum Bauholz – sei deshalb darauf zu achten,<br />

dass nach PEFC oder FSC zerti� zierte Produkte<br />

verwendet werden.<br />

Das ö� entliche Ausschreibungsrecht ist kompliziert<br />

und komplex. Schließlich soll niemand benachteiligt<br />

werden. So wird es als wettbewerbsrechtlich<br />

problematisch angesehen, eine bestimmte Zerti� zierung<br />

zum Gegenstand einer ö� entlichen Ausschreibung<br />

zu machen. Zwar sieht das EU-Parlament die<br />

Zerti� zierungssysteme von PEFC und FSC als gleichermaßen<br />

geeignet an, den Konsumenten Sicherheit<br />

bezüglich nachhaltiger Waldbewirtschaftung zu<br />

geben. Der Europäische Gerichtshof hat jedoch geurteilt,<br />

dass es gegen das Wettbewerbsrecht verstößt,<br />

diese Zeichen ausdrücklich zu nennen. Auch gegen<br />

die Vergabegrundsätze der VOB/A wird dies als Verstoß<br />

angesehen.<br />

Ein weiterer Grund für eine eher schleppende<br />

Umsetzung von Richtlinien zum Einsatz ausschließlich<br />

zerti� zierter Holz- und Papierprodukte mag<br />

deren Verfügbarkeit sein. Will man ein bestimmtes<br />

Produkt, bekommt man es eventuell nicht mit dem<br />

entsprechenden Zerti� kat. Zwar stammt das Holz<br />

aus zerti� zierten Wäldern, doch ist der Chain of Custody,<br />

die lückenlose Zerti� zierung der gesamten Produktkette,<br />

noch nicht in dem erforderlichen Maße<br />

etabliert, um alle Bedürfnisse in Qualität und Menge<br />

zufriedenzustellen. An diesem � ema arbeiten die<br />

beiden großen Zerti� zierungsorganisationen PEFC<br />

und FSC intensiv.<br />

Daraus folgt: Will man als ö� entlicher Bescha� er<br />

zerti� zierte Produkte einsetzen, muss dies politisch<br />

gewollt und juristisch unanfechtbar sein. Zudem<br />

müssen die gewünschten Produkte auch zerti� ziert<br />

verfügbar sein.<br />

Mit Inkrafttreten der EU-Holzhandelsverordnung<br />

am 3. März 2013 wird der Einsatz von Holz und Holzprodukten<br />

für alle, die Holz verwenden, an Bedeutung<br />

gewinnen, besonders aber für die Entscheidungsträger<br />

in ö� entlichen Verwaltungen und privaten Unternehmen.<br />

Sie werden Fragen stellen müssen, um zu erfahren,<br />

woher das von ihnen eingesetzte Holz kommt.<br />

Falls sie es nicht tun, müssen sie damit rechnen, dass<br />

vor dem Hintergrund von Globalisierung und zunehmend<br />

kritischer Ö� entlichkeit andere die Fragen stellen.<br />

Dies kann der Vorgesetzte, der Oppositionspolitiker<br />

oder der Umweltverband sein. Nicht zerti� ziertes<br />

Holz muss nicht aus den Tropen kommen, um illegal<br />

eingeschlagen worden zu sein. Auch in den gemäßigten<br />

Zonen gibt es außerhalb der Europäischen Union Wälder,<br />

die nicht nachhaltig bewirtschaftet werden. Setzt<br />

man Holz aus ihnen ein, kann dies durch die neue Verordnung<br />

auch rechtliche Konsequenzen haben.<br />

■ <strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong>

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