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Der Landkreis Deggendorf in Lentners Ethnographie von ...

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9. Öffentliches Leben<br />

Das Landvolk des Vorderwaldes kennt die gewöhnlichen Äußerungen öffentlichen und<br />

geselligen Lebens und allgeme<strong>in</strong>er Bräuche, die im gesammten Walde mehr oder<br />

m<strong>in</strong>der noch im Gange s<strong>in</strong>d. Sie beziehen sich theils auf religiöse Feste, Übungen, und<br />

dgl., wozu die „Hirtenlieder" der Rauchnächte, das Dreikönigss<strong>in</strong>gen, die Palmstangen,<br />

die Ostereier, das Maisetzen am Fronleichnamsstag, das Weihen der Kräuterkerzen/:<br />

Maria Himmelfahrt :/, das Gräberzieren zu Allerseelen, usw. gehören, theils<br />

auf gewisse Tage und Vorkommnissse <strong>in</strong> den ländlichen Arbeiten z.B. das Ernte-Bier /:<br />

Sichelhenk :/ 72 , Drischlhenk 7j , Johannis = Hollerkrapfen 74 , Mart<strong>in</strong>skücheln und dgl.<br />

Kirchweihe, nach der Ernte oder auf Kathar<strong>in</strong>a, bei Märkten /: die 3 großen Märkte zu<br />

Skt. Quer-/: Quir<strong>in</strong> bei Falkenste<strong>in</strong>:/ und Jahrtagen.<br />

An e<strong>in</strong> Bewahren ältester Bräuche er<strong>in</strong>nern die „Sunwendfeuer" 75 . -Junge Burschen<br />

und Knaben sammeln dazu Holz <strong>in</strong> den Orten <strong>von</strong> Haus zu Haus. Sie haben dabei ihr<br />

eigenes Sprüchle<strong>in</strong>, das e<strong>in</strong>er der Viere, die den Holzwagen ziehen, aufsagt. Es lautet:<br />

Gebt uns e<strong>in</strong> Holz zum Sunwendfeuer,<br />

Ist heuer das Holz nicht theuer,<br />

Heiliger Florian!<br />

Kent/:zünd:/ unser Haus nicht an,<br />

Heilige Margareth!<br />

Schick uns e<strong>in</strong> Köpfl /: Becher:/ Meth!<br />

Heiliger Veit!<br />

Schick uns e<strong>in</strong> großes Scheit,<br />

Heiliger Sixtl<br />

Wenn wir's verbrennen, haben wir nichts.<br />

Auf e<strong>in</strong>er bestimmten Anhöhe wird am Johannisabende der Holzstoß <strong>in</strong> der Dämmerzeit<br />

angezündet, und sowohl die jungen Buben, die da schüren, als wer sonst ums Feuer<br />

steht und zusieht, spr<strong>in</strong>gen nun über die Flamme, häufig e<strong>in</strong> Paar zugleich. <strong>Der</strong> das<br />

Spr<strong>in</strong>gen eröffnet ruft dabei:<br />

„Ich spr<strong>in</strong>g übers Sunwendfeuer,<br />

„Alle Nachbarn s<strong>in</strong>d mir theuer,<br />

„Spnngts mit mir alle zusamm<br />

„So wird heuer der Haar I: Flachs,7 recht lang.<br />

An e<strong>in</strong>igen Orten wird am Pf<strong>in</strong>gstsonntag oder Montag Nachmittag der „Pf<strong>in</strong>gstlritt"<br />

vorgenommen. Die Buben <strong>von</strong> der Feiertagsschule, auch kle<strong>in</strong>ere borgen sich an ihrem<br />

Orte die besten Pferde <strong>von</strong> den Bauern, die sie satteln und mit Bändern, Buchs und<br />

Blumen auf zieren. E<strong>in</strong>en <strong>von</strong> ihnen kostumiren sie mit Stroh und Laub und e<strong>in</strong>em<br />

hohen Laubhut als „Pf<strong>in</strong>gstl" - e<strong>in</strong> anderer führt manchmal e<strong>in</strong>e geputzte, junge Birke<br />

mit e<strong>in</strong>em Kranze „den Mai" 77 oder ist selbst bekränzt.<br />

<strong>Der</strong> Reiterzug geht durchs Dorf und die nächsten Weiler. <strong>Der</strong> erste ruft bei den besseren<br />

Häusern:<br />

10S

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