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Der Landkreis Deggendorf in Lentners Ethnographie von ...

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Auch die Wallnuß gedeiht <strong>in</strong> den Vorbergen; als Handelgewächs wird um Fl<strong>in</strong>tsbach<br />

und W<strong>in</strong>zer die Karden 67 oder Weberdiestel gezogen und <strong>in</strong>s Ausland verführt.<br />

We<strong>in</strong> gedeiht heute noch zwischen Tegernheim und Wörth, - aus guten Lagen ist er<br />

nicht ohne Feuer, hat aber e<strong>in</strong>en bitteren Erdgeschmack. Die We<strong>in</strong>züchter dieser<br />

Gegend heißen „We<strong>in</strong>zierl".<br />

<strong>Der</strong> Viehbestand ist gut. E<strong>in</strong> Bauer <strong>von</strong> 50-70 Tagwerk unterhält 4 Pferde, 5-6 Kühe,<br />

e<strong>in</strong> paar Kälber, er mästet auch zwei Schwe<strong>in</strong>e, und auch viel Geflügel, Gänse, Enten,<br />

und Hühner werden auf den Höfen gezogen. Es handeln die Wohlstehenderen mit<br />

Schmalz und Jungvieh. -<br />

Zur Bearbeitung e<strong>in</strong>es solchen Gutes s<strong>in</strong>d drei Dienstleute nöthig, im Sommer noch<br />

zwei bis dreiTaglöhner. Die Knechte erhalten 40-50 fl. Lohn, dazu Hemden, Schuhe,<br />

Zwilch, - die Dirne 20 - 25 fl. Flachs, Le<strong>in</strong>wand und Schuhe, Brod und Nudeln zu<br />

gewissen Zeiten.<br />

Das Dienstvolk genießt nicht des besten Rufes, - es gleicht bereits sehr jenen lebsüchtigen,<br />

unredlichen und widersetzlichen vom üppigen Donaugau.<br />

Zur Sommerszeit wird <strong>von</strong> Morgens früh 3 Uhr bis 1 Uhr Mittags, auch bis 3 Uhr gearbeitet,<br />

- die Dienstleute schaffen etwa e<strong>in</strong>e Stunde länger als die Taglöhner. Nacharbeit<br />

68 wird besonders bezahlt. <strong>Der</strong> Taglohn beträgt 24 xr. 69 und Kost. Manche Bauern<br />

stellen sich <strong>von</strong> Jakobi bis Michaeli 70 ständige Taglöhner an. Dazu melden sich zuwandernde<br />

Leute aus dem Inner= mehr noch aus dem Pfälzerwald und Böhmen, - deutsche<br />

und czechische. -<br />

7. Hausleben<br />

In se<strong>in</strong>em gewöhnlichen Flausbrauche unterscheidet sich der Vorderwäldler durchaus<br />

nicht <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em tiefer wohnenden Nachbar. Er hält noch ziemlich auf gute Bauernsitte,<br />

wie überall die wohlstehenden am meisten. Für das Ceremoniell der frohen und<br />

betrübten Vorfälle <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Familienleben s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Sonderheiten zu erwähnen, <strong>in</strong>dem<br />

sich e<strong>in</strong> doppelter Brauch hierfür zur Geltung gebracht hat. In dem Bezirke am<br />

Donauufer, zumal um Bogen bis <strong>Deggendorf</strong> wurden die Ublichkeiten bei Taufen,<br />

Hochzeiten und Sterbefällen denen jenseits der Donau um Straub<strong>in</strong>g treulich nachgebildet.<br />

Im <strong>in</strong>neren Gebiete des Vorderwaldes, um Mitterfels und herüber gegen die Rusel bis<br />

an die östliche Hälfte hält man sich an Schick und Regel des <strong>in</strong>neren Waldes, wie sie um<br />

Regen gang und gäbe s<strong>in</strong>d.<br />

Es genügt somit, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Schilderung der genannten<br />

Gegenden h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

8, Kirchliches<br />

Diese Gegend besitzt zwei der besuchtesten Wallfahrtsorte des Bayerwaldes, ja des<br />

ganzen bayerischen Unterlandes.<br />

<strong>Der</strong> erste und wichtigste ist der „Bogenberg" hart am Markt Bogen. <strong>Der</strong> Gegenstand<br />

der Andacht ist e<strong>in</strong> Marienbild, die Menschwerdung des Heilands vers<strong>in</strong>nlichend<br />

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