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Der Landkreis Deggendorf in Lentners Ethnographie von ...

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4. Nahrung<br />

Im westlichen Theile des Vorderwaldes bessert sich die Nahrungsweise der Bewohner,<br />

besonders der wohlstehenderen, merklich gegen die im Innenwald bräuchliche. Sie<br />

gleicht völlig der im Donaugau üblichen und bietet fast mehr Abwechslung. Mehl =<br />

und Milchspeisen mit Vegetabilien überwiegen, obwohl auch Fleisch gegeben wird.<br />

Auch mehr Butter und Schmalz wird verwendet, und die Mehlspeisen s<strong>in</strong>d fast durchweg<br />

aus Waizenmehl zubereitet.<br />

Die regelmäßige Kost <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bauernhaus bietet zum Frühstücke: Wasser= oder<br />

Hirgstmilch=Suppe 52 , bei der Sommerarbeit Semmel= oder Milchmues, - zur Dreschzeit<br />

Kartoffel.<br />

Um 9 Uhr im Sommer Brod,-Milch, Halbbier 53 . Zu Mittag ersche<strong>in</strong>en: Kraut, Rohrnudel<br />

oder Weckel /: aus Waizen Brod :/ - auch Rüben, Dotschen 54 . Rettig oder Obstspeitel,<br />

Milch; - im Sommer „sauer" als Tunke, Suppe. - Dreimal <strong>in</strong> der Woche kommen<br />

Kraut, Knödeln und etwas Fleisch.<br />

Um 3 Uhr Brod, zur Erntezeit manchmal Kücheln. Abends ist die gewöhnliche Kost:<br />

Bre<strong>in</strong> /: Hirse :/ <strong>in</strong> Milch oder Wasser gekocht, bei strengerer Arbeit gebacken, oder<br />

durch Kücheln, Krapfen, und dgl. ersetzt.<br />

Bestimmte Feiertage br<strong>in</strong>gen ebenfalls Kücheln, an e<strong>in</strong>igen wird Fleisch gegeben;<br />

reichliche Mahlzeiten zur Fastnacht und besonders am Kirchweihfest.<br />

Bei dem ärmeren Volke geben Hirgstmilch, grobe Mehlspeisen /: Knodn 55 und Nudel<br />

im Wasser gesotten :/ Kraut- und Bre<strong>in</strong> die tägliche Nahrung. Bier wird <strong>in</strong> den Schenken<br />

getrunken, - im Sommer haben etliche gute Bauern wohl.ihr Fäßle<strong>in</strong> im Keller;<br />

bei solchen besteht auch die Sitte, daß sie besonders, nicht mit ihrem Ges<strong>in</strong>de essen,<br />

ihr waizenes Kastlbrod 56 im Wandschranke haben, etc. - ganz wie bei den Straub<strong>in</strong>ger<br />

Bauern.<br />

5. Tracht<br />

Die heutige, ziemlich unvollständige Tracht des weiblichen Geschlechtes dieser<br />

Gegend weiset darauf h<strong>in</strong>, daß die ältere mit der des Donaugaues übere<strong>in</strong>stimmte,<br />

wenn sie auch nicht so prunkend und überreich ausgestattet war. Es gilt dies besonders<br />

<strong>von</strong> den äußeren Gegenden des Vorderwaldes um Bogen, <strong>Deggendorf</strong> bis gegen Hengersberg;<br />

- <strong>in</strong> den höheren, dem Innerwald benachbarten Theilen gilt noch die dort<br />

übliche Tracht 57 .<br />

Was <strong>von</strong> der modernisierten Donaugau-Tracht im betreffenden Berichte gesagt wurde,<br />

muß auch für hier angeführt werden. Die wichtigeren, charakterisierenden Bestandtheile<br />

haben sich erhalten; - vorerst der wollene, schwarze Rock mit den weißen, bald<br />

breiten, bald schmalen Streifen, - mäßig kurz und faltig, - das abgenähte Mieder, das<br />

Unterleibl, das weiße, schwarzgesteppte Kopftuch mit Spitzenschirm und Seidenb<strong>in</strong>dband;<br />

- Oberjacken und Schürzen, Halstücher s<strong>in</strong>d der Mode erlegen, - das „Schalkl" 38<br />

und „Röckl" tragen nurmehr ältere Bäuer<strong>in</strong>nen, ebenso die Le<strong>in</strong>enschürzen mit dem<br />

breiten, buntseidenem Bund. Modische Korsetten <strong>von</strong> Pers 59 , Mer<strong>in</strong>o 60 , Seide, etc.<br />

haben sie ersetzt. Für gewöhnlich sieht man viele Kopftücher.<br />

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