Kapitel 8 EINBAU NACH ÖNORM B5320 - LAGLER Fenster und Türen
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<strong>Kapitel</strong> 8<br />
Begriff<br />
Bild: Vertikaljalousie<br />
<strong>EINBAU</strong> <strong>NACH</strong> <strong>ÖNORM</strong> <strong>B5320</strong><br />
Die <strong>ÖNORM</strong> <strong>B5320</strong> legt die Ansprüche an einen Einbau nach dem Stand der Technik<br />
fest. Dem bauphysikalischen Gr<strong>und</strong>satz „Innen dichter als außen“ folgend, sieht die<br />
Norm vor, dass die raumseitige Abdichtung der Bauanschlussfuge (Abstand zwischen<br />
Stockrahmen <strong>und</strong> Wandfläche) diffusionsdicht, die äußere Abdichtung diffusionsoffen<br />
<strong>und</strong> schlagregendicht erfolgen muss. Sie schreibt keine spezielle Ausführung vor,<br />
vielmehr legt sie die Ziele <strong>und</strong> Anforderungen an die Bauanschlussfuge fest <strong>und</strong> stellt<br />
beispielhaft mögliche Lösungen dar.<br />
Der Einbau nach <strong>ÖNORM</strong> B 5320 wird gleich bedeutend auch als RAL-Montage<br />
(Begriff aus Deutschland), winddichter Einbau oder auch normgerechter Einbau<br />
bezeichnet.<br />
Problem<br />
In Häusern wird die Luft schon durch das Bewohnen laufend mit Feuchtigkeit<br />
versorgt (Kochen, Atmung, Schwitzen, Bad & Dusche etc.). Mit dieser<br />
Luftfeuchtigkeit entsteht ein Wasserdampfdruck der nach Ausgleich strebt <strong>und</strong> nach<br />
außen drängt. Bei alten Gebäuden konnte die Wände aus Stein, Ziegel <strong>und</strong> Kalk<br />
aufnehmen <strong>und</strong> nach außen abgeben, <strong>Fenster</strong> <strong>und</strong> <strong>Türen</strong> waren <strong>und</strong>icht. Bei<br />
modernen, dichten <strong>und</strong> entsprechend energiesparenden Häusern sind die Wände mit<br />
ihrer Dämmung <strong>und</strong> die <strong>Fenster</strong> jedoch dicht. Die Gefahr von Bauschäden ist deshalb<br />
bei modernen Bauten größer: Der Wasserdampf sucht sich nämlich nun die<br />
verbleibenden, diffusionsoffenen Punkte. Eine nur mit PU-Schaum gefüllte<br />
Bauanschlussfuge ist nicht dampfdicht: Die gesamte Luft mit ihrer Feuchtigkeit<br />
strömt hier nach außen, wird dabei abgekühlt <strong>und</strong> kondensiert schließlich.<br />
Dieses Wasser in der Anschlussfuge führt zu Schäden (von verminderter Dämmung<br />
bis hin zu Schimmel an der Wandspalette).<br />
Bild: Einbau ohne innere Abdichtung (nicht nach ÖN <strong>B5320</strong><br />
mit angedeutetem Vordringen der Luft in die Bauanschluss-<br />
fuge <strong>und</strong> daraus entstehendem Kondenswasser.<br />
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Luft<br />
Kondensat
<strong>ÖNORM</strong>-Lösungen<br />
Mit dem Einbau nach <strong>ÖNORM</strong> <strong>B5320</strong> wird die Bauanschlussfuge in 3 Ebenen ausgeführt,<br />
nämlich der inneren Dichtebene (diffusionsdicht), der Wärmedämmebene <strong>und</strong><br />
der äußeren Dichtebene (diffusionsoffen, schlagregendicht).<br />
TIPP!<br />
Bild: Einbau nach ÖN <strong>B5320</strong> mit innerer Dichtebene<br />
(Dichtband), Wärmedämmebene (PUR-Schaum) <strong>und</strong><br />
äußerer Dichtebene (Fassadenanschlussprofil)<br />
Dichtbänder<br />
Klebebänder für die äußere <strong>und</strong> innere Abdichtung sind die derzeit meistverbreitete<br />
Variante zur Abdichtung, es gibt sie selbstklebend (mit Butylkleber) oder zum<br />
Verkleben mit Nahtpaste.<br />
Bild: Klebeband der Firma Illbruck Bild: <strong>ÖNORM</strong>-Abdichtung mit Dichtbändern<br />
bei einem <strong>Fenster</strong> im unteren Bereich<br />
Die Wandleibung (Ziegel) müssen für das Ankleben des Bandes glatt (Glattstrich)<br />
<strong>und</strong> staubfrei sein, außerdem muss die Wandoberfläche mindestens +5°C warm sein,<br />
damit der Kleber haftet. Bei der Ausführung der Ecken ist darauf zu achten, dass das<br />
Band hier spannungsfrei geklebt wird <strong>und</strong> ggf. mit Dichtpaste nachgedichtet wird.<br />
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äußere Dichtebene<br />
Wärmedämmebene<br />
innere Dichtebene<br />
Der Norm-Einbau soll in jeder Einbausituation – auch bei Nicht-<br />
Passivhäusern – Standard sein, um Schäden zu vermeiden.
Vorkomprimierte Dichtbänder<br />
Die möglichen Probleme herkömmlicher Dichtbänder mit der Haftung an der<br />
Wandleibung <strong>und</strong> die Fehlerquelle bei der Eckausbildung haben Hersteller dazu<br />
bewogen, ein vorkomprimiertes Band einzusetzen. Dieses wird seitlich <strong>und</strong> oben am<br />
Stockrahmen angeklebt <strong>und</strong> der Rahmen dann in die Öffnung eingesetzt. Innerhalb<br />
der nächsten St<strong>und</strong>en expandiert das Band <strong>und</strong> füllt die Fuge vollständig aus.<br />
Das Band aus geschlossenzelligem Material nimmt kein Wasser auf <strong>und</strong> ist deshalb<br />
als schlagregendichte Ebene geeignet, der Schaumstoff in voller Rahmenstärke bildet<br />
auch gleichzeitig die Wärmedämmebene. Zur Herstellung der dampfdiffusionsdichten<br />
Ebene wird das Band an der inneren Stirnseite mit einer Imprägnierung versehen.<br />
Das Band vereint also alle 3 Ebenen in einem, durch diese Ersparnis relativiert sich<br />
auch der vergleichsweise hohe Preis des Bandes.<br />
Bild: Vorkomprimiertes Dichtband Trioplex<br />
Dichtstoffe<br />
Die innere Abdichtung kann auch mit speziellen Dichtstoffen (Dichtmasse) realisiert<br />
werden. Dabei wird die Fuge zunächst konventionell ausgeschäumt <strong>und</strong> dann mit<br />
einer Spezialmasse (normales Silikon ist nicht geeignet!) ausgespritzt <strong>und</strong><br />
abgezogen. Ideal geeignet ist diese Abdichtung für Sichtfugen, die nicht nur übermalt<br />
werden <strong>und</strong> nicht eigens abgedeckt werden sollten. Das Ziehen einer optisch<br />
perfekten Fuge erfordert einiges an Erfahrung.<br />
Bild: Baufugendichtmasse Ramsauer<br />
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Qualitätssicherung<br />
Zur Absicherung der Qualität sollte die Gebäudehülle einer Dichtheitsprobe<br />
unterzogen werden. Dies erfolgt im Zuge des Blower Door Tests.<br />
Blower Door Test<br />
Dieser bezeichnet ein Verfahren zur Bestimmung der Luftdichtheit von Gebäuden.<br />
Zur Durchführung der Messung wird ein elektrisch betriebenes Gebläse (engl.<br />
blower) mit einem einstellbaren Rahmen in eine geöffnete Außentür (engl. door)<br />
eingespannt. Mit dem Gebläse wird für die Messung ein Unterdruck oder Überdruck<br />
im Haus erzeugt. Es wird jene Luftmenge gemessen, die wegen der Druckdifferenz<br />
zwischen Innen <strong>und</strong> Außen durch die Leckagen der Gebäudehülle strömt. Die bei<br />
einer Druckdifferenz von 50 Pa (Pascal) pro St<strong>und</strong>e geförderte (durchgelassene)<br />
Luftmenge (n50) darf im Verhältnis zum Raumvolumen bei einem Niedrigenergiehaus<br />
den Wert von 1,5 (Luftwechselrate) nicht überschreiten, bei Passivhäusern gilt ein<br />
Grenzwert von 0,6.<br />
Bild: Blick auf eine Blower Door<br />
Thermografie<br />
Die Thermografie nutzt die Tatsache, dass die unterschiedlich warmen Oberflächen<br />
Wärmestrahlen von unterschiedlicher Wellenlänge im Infrarotbereich aussenden. Die<br />
Strahlung wird mit einer Infrarot-Kamera aufgenommen <strong>und</strong> bildlich umgesetzt.<br />
Damit lassen sich Wärmebrücken <strong>und</strong> ggf. Baumängel leicht sichtbar machen, Teile<br />
mit hoher Temperatur (= hoher Wärmeverlust) werden i.d.R rot bis gelb dargestellt,<br />
kalte Oberflächen (=gute Dämmung) erscheinen blau bis grün.<br />
Bild: Außenthermografie eines Hauses<br />
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