Tierleid - Problemhundtherapie in NRW
Tierleid - Problemhundtherapie in NRW
Tierleid - Problemhundtherapie in NRW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vermischtes<br />
Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die meisten dieser Stu -<br />
dien korrelational; aber breit angelegte<br />
Studien die nötig s<strong>in</strong>d, um die Kausal-<br />
Zusammenhänge zu erforschen, s<strong>in</strong>d<br />
selten. In dieser Studie brachten wir<br />
e<strong>in</strong>en Hund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Grundschulklasse,<br />
um die kurzfristigen Auswirkungen auf<br />
das k<strong>in</strong>dliche Verhalten, die soziale<br />
Inter aktionen und auf die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Unterrichts-Situation zu testen. Unseres<br />
Wissens nach ist dies die erste Studie<br />
dieser Art. Im Gegensatz zu Fragebögen<br />
oder Psychologischen Tests, erbr<strong>in</strong>gt<br />
unsere ethologische Herangehensweise<br />
direkte H<strong>in</strong>weise auf die Auswirkungen<br />
des Hundes auf das potentielle Verhal ten.<br />
Unsere Grundannahme war, dass<br />
durch die Anwesenheit e<strong>in</strong>es Hundes<br />
ke<strong>in</strong>e wesentliche Auswirkung auf das<br />
Verhalten der K<strong>in</strong>der im Vergleich zur<br />
Kontroll-Phase ohne Hund zu beobachten<br />
se<strong>in</strong> würde. Als Arbeitshypothese<br />
prognostizierten wir, dass der Hund als<br />
„soziales Gleitmittel“ (Mugford and<br />
M’Comsky 1975) oder „sozialer Kataly -<br />
sator“, z. B. um eher <strong>in</strong>trovertierte K<strong>in</strong>der<br />
mehr für Kommunikation zu öffnen. Wir<br />
prognostizierten außerdem, dass die<br />
Hunde das möglicherweise anstrengende<br />
Verhalten e<strong>in</strong>iger eher kontaktfreudigerer<br />
K<strong>in</strong>der dämpfen würden,<br />
wodurch wiederum die soziale Inte gra -<br />
tion <strong>in</strong> die Gruppe verbessert würde.<br />
Die Fragen waren, ob und wie viele<br />
K<strong>in</strong>der aufmerksamer auf den Hund<br />
und mit dem Hund <strong>in</strong>teragieren würden<br />
und wie die Anwesenheit des Hun -<br />
des sich auf die Aktivität, das Verhalten<br />
und das soziale Wechselspiel der K<strong>in</strong>der<br />
untere<strong>in</strong>ander auswirken würde. Als<br />
psychologische Mechanismen h<strong>in</strong>ter<br />
solchen Verhaltensänderungen konnte<br />
Zuneigung, e<strong>in</strong>e Steigerung des Selbst -<br />
wert gefühls und des E<strong>in</strong>fühlungs ver -<br />
mögens beobachtet werden (Enden -<br />
burg and Baarda 1995), was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
70<br />
der absolut-hund report • 2 / 2011<br />
parallel laufenden Studie untersucht (s. Hergovich et al. 2002) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule<br />
wurde (Hergovich et al. 2002).<br />
<strong>in</strong> Wien. Deren Durchschnittsalter betrug<br />
Wir erwarteten außerdem, dass die 6-7 Jahre (SD=0,65). Der Klassenraum<br />
Hunde die Unterrichts-Situation bee<strong>in</strong>- war wie <strong>in</strong> Abb.1 aufgebaut und durchflussen<br />
würden, entweder durch gesteiweg wurden während der gesamten<br />
gerte oder verm<strong>in</strong>derte Aufmerk sam keit Studie Zahlencodes für die 10 Mädchen<br />
der Schüler den Lehrern gegen über. und 14 Jungen benutzt.<br />
Um unsere Hypothese zu überprüfen, Da es schwierig ist, die rechtlichen<br />
zeichneten wir e<strong>in</strong> Gruppe Grund schüler und bürokratischen Hürden zu über-<br />
während e<strong>in</strong>er Standard-Unter richts- w<strong>in</strong>den, die damit verbunden s<strong>in</strong>d,<br />
Situation auf Video auf und verglichen wenn man e<strong>in</strong>en Hund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e österrei-<br />
alle zu beobachtenden Verhal tens - chische Schule br<strong>in</strong>gen will, war unsere<br />
weisen der e<strong>in</strong>zelnen während e<strong>in</strong>er Gruppe zweckmäßig gewählt. Wir zogen<br />
anfänglichen e<strong>in</strong>monatigen Kontroll- Vorteil aus e<strong>in</strong>er merkwürdigen Begeg -<br />
Phase ohne Hund, genauso <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>- nung mit e<strong>in</strong>em Grundschullehrer, Be -<br />
monatigen Experimentier-Phase, wäh- sitzer von geeigneten, gut tra<strong>in</strong>ierten<br />
rend der e<strong>in</strong> Hund anwesend war. Hunden, e<strong>in</strong>em hundefreundlichen<br />
und aufgeschlossenen Schulleiter und<br />
e<strong>in</strong>er kooperativen Wiener Schulbe -<br />
Methoden<br />
hörde. Zufällig war die Klasse multiethisch,<br />
was e<strong>in</strong> weiterer Vorteil für<br />
Wir beobachteten 24 Grundschul-K<strong>in</strong> - unsere Studie war, da die K<strong>in</strong>der mögli-<br />
der mit multi-ethnischem H<strong>in</strong>ter grund cherweise weniger homogen <strong>in</strong> ihrem<br />
Verhalten und natürlich an -<br />
spruchsvoller zu unterrichten<br />
waren (es werden zwei Leh -<br />
rer und e<strong>in</strong>e Übersetzer im<br />
Klassenraum benötigt), als <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Schülergruppe mit<br />
Abb. 1: Anordnung der Tische, Hundedecke, Kamera<br />
e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlicheren kulturellen<br />
H<strong>in</strong>tergrund. Unsere<br />
Erwartung war, dass die<br />
mög liche Auswirkung der<br />
Hunde auf das Verhalten <strong>in</strong><br />
unserer Auswahl besonders<br />
deutlich werden würde.<br />
Die drei Hunde, welche<br />
alle der Klassenlehrer<strong>in</strong> Vero -<br />
nika Poszvek gehörten, wa -<br />
und zugewiesenen Plätze der 24 K<strong>in</strong>der (B: Jungen; ren e<strong>in</strong> männlicher Retrie ver<br />
G: Mädchen) im Klassenraum. Video-Aufnahmen (5 Jahre alt), e<strong>in</strong> weiblicher<br />
während der Kontroll- (ohne Hund) und experi- Husky (3 Jahre alt) und e<strong>in</strong><br />
mentellen (mit Hund) Phase wurden <strong>in</strong> „offenen weiblicher Mischl<strong>in</strong>g (8 Mo -<br />
Unterrichts-Situationen“ gemacht, d.h. die K<strong>in</strong>der nate alt). Sie waren mittel-<br />
hatten selbstständig Aufgaben zu lösen, durften sich groß (50-55 cm Schulter -<br />
dabei aber frei im Klassenraum bewegen.<br />
höhe) und der Retriever und