Tierleid - Problemhundtherapie in NRW

mein Hund an den meisten Tagen
glaubt, dass ich ihn wirklich beschützen
kann und sich dann zurückhält.
Aber auch ich bin mal müde oder
unaufmerksam, und dann gibt es ‚Lei -
nenkrawall‘ vom Feinsten.
„Sie müssen den losmachen, dann
macht der auch nicht so ein Theater!“
Mehr oder weniger geduldig erkläre
ich dann, dass ich die Angelegenheiten
für meinen Hund regle und nicht ihn an
die Front lasse – mein Wuff braucht
keine Piercinglöcher im Pelz, ich brauche
keine dicke Tierarztrechnung!
„Sie haben ja gar keine Ahnung von
Hunden. Ich habe schon seit zwanzig
Jahren ... bla blabla ...“
Ja, schon klar – zwanzig Jahre lang die
Weisheiten aller Hundebesitzer mit
dem Schaumlöffel gefressen ... ich habe
ja nur seit drei Jahren meine Aus bil -
dung zum Gebrauchshundeausbilder
und Problemhundetherapeuten in der
Tasche und bilde mich jährlich mehrfach
weiter ... wie sollte ausgerechnet
ich da Ahnung von Hunden und ihrem
Verhalten haben? Oft treffen wir auch
auf völliges Unver ständnis, warum
denn der arme Hund an der Leine
(wohlgemerkt – fünfzehn Meter) laufen
Foto: Marge Simpson / pixelio Foto: Oliver H. / pixelio
Hunde, die nicht abrufbar sind, können schnell mit einem Artgenossen aneinander geraten
muss. Ist ja gar nicht artgerecht, der
muss doch mal rennen können! Okay,
darf er auch – aber nur, wenn ich die
Situation im Blick habe und auf der
Wiese weit und breit keiner zu sehen
ist. Und nicht zu Zeiten, in denen Rehe
oder Hasen am Waldrand sitzen, ein
Haufen kleiner Kinder jodelnd und kreischend
Schlitten fährt oder Unmengen
an „Tut-nixen“ frei herumlaufen und
miteinander ‚spielen‘ dürfen.
Ich dagegen finde es wenig verantwortungsvoll,
einen Hund frei laufen zu
lassen, der nicht abrufbar ist. Aber es ist
sicherlich viel artgerechter, hinter diesem
Hund her zu brüllen, die Leine
nach ihm zu werfen und ihn beim Zu -
rück kommen erst einmal ordentlich
zusammenzuschimpfen, statt ihn von
vorn herein über eine Leine zu kontrollieren
und beim Zurückkommen belohnen
zu können – aber davon habe ich
ja keine Ahnung, wie man mir immer
wieder attestiert.
Wir haben kaum Freunde auf den
großen Wiesen, auf denen wir regel-
Kritisch gesehen
mäßig unterwegs sind. Sieht man uns,
ruft man mittlerweile meist die Hunde
zurück und leint sie an – klappt das
nicht, entschuldigt man sich mittler-
weile sogar bei uns. Das Ergebnis eines
Jahres voller trotziger Gegenarbeit,
langwieriger Argumentation, Futter
werfen und schnellem Blocken von
„Tut-nixen“.
Heute kam ein Mann mit zwei JR’s
(Jack Russel Terriern) an unserem Haus
vorbei, als ich den Wagen auslud. Ich
bat ihn, beide Hunde, die an ihren fünf-
Meter-Flexis vorrannten, doch bitte
kurz zu nehmen – denn zwei Häuser
weiter spielten drei kleine Kinder auf
der Straße, die allesamt große Angst
vor Hunden haben.
Was hat dieser nette Mann wohl zu
mir gesagt?
„Wieso – die tun nix....“
Autor: Claudia Landgrafe
www.signal-hund.de
2 / 2011 • der absolut-hund report 11