04.01.2013 Aufrufe

1.5 MB - Wyss

1.5 MB - Wyss

1.5 MB - Wyss

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Edles aus der Antike<br />

Wer kennt sie nicht, die leckeren Marroni. Mit dem Herbst kommt die Zeit für diese Nascherei.<br />

Geröstete Marroni locken mit ihrem herrlichen Duft, man kann kaum widerstehen. Woher stammt eigentlich<br />

diese bekannte Nussfrucht? Die Kultivierung der Edelkastanie als Obstbaum dürfte zwischen dem 9. und<br />

7. Jahrhundert v. Chr. erfolgt sein. Wir geniessen also heute noch «Edles aus der Antike».<br />

Kastanienkultur früher und heute<br />

Die Heimat der Wildform der Edelkastanie ist<br />

vermutlich Südosteuropa und Kleinasien. Sie<br />

wurde von den Armeniern kultiviert, die Römer<br />

brachten sie nach Europa. Im Mittelmeerraum<br />

wird die Esskastanie seit Jahrhunderten gezüchtet.<br />

Im 19. Jahrhundert war die Kastanie<br />

im Tessin das Grundnahrungsmittel, das die<br />

Be völkerung über den Winter versorgte. Rund<br />

150 kg benötigte eine Person damals pro Jahr.<br />

Man verarbeitete das Mehl der zuvor getrockneten<br />

Kastanien zu Brotfladen, Nudeln oder<br />

Suppen. Heute gibt es im Tessin rund 20 000 ha<br />

Kastanienhaine. Der Kastanienanbau wird als<br />

altes Kulturgut bewusst gefördert. Trotzdem<br />

bleibt die Kastanie ein Nischenprodukt.<br />

Vorkommen in der Schweiz<br />

Heute ist die Edelkastanie (Castanea sativa)<br />

fast im ganzen Mittelmeerraum, in Frankreich<br />

und bis zum Alpenrand verbreitet. Vereinzelt<br />

gibt es sie auch bis nach England. In der<br />

Schweiz sind die Hauptverbreitungsgebiete der<br />

Kanton Tessin und die Südtäler des Kantons<br />

Graubünden. Der grösste Bestand an Kastanienwäldern<br />

liegt im Sottoceneri von Camignolo<br />

bis an den Luganersee. Im Sopraceneri bilden<br />

Kastanienwälder im Eichengebiet der tieferen<br />

Lagen einen dichten Gürtel bis zum montanen<br />

Buchenwald. Auf der Alpennordseite liegen die<br />

Weibliche und männliche Edelkastanienblüten.<br />

bemer kenswertesten Vorkommen in den Regionen<br />

Rho netal/Genfersee, Vierwaldstätter-<br />

see/Zugersee und Walensee/Sargans.<br />

Der Baum<br />

Die Edelkastanie ist ein mächtiger Grossbaum,<br />

der 10 – 35 m hoch werden kann. Der Kronendurchmesser<br />

beträgt 10 – 15 m oder mehr. Die<br />

grob gesägten lanzettlichen Blätter verfärben<br />

sich im Herbst wunderbar goldgelb. Ein weiteres<br />

Merkmal der Edelkastanie ist der drehwüchsige<br />

Stamm. Sie kann bis 500 Jahre alt werden.<br />

Standortansprüche<br />

Die Edelkastanie ist eine anspruchsvolle Baumart.<br />

Der Wärmebedarf dieses Baumes ist gross,<br />

deshalb erträgt er keine Spätfröste und extre me<br />

Temperaturschwankungen. Ausserdem wächst<br />

die Castanea sativa bevorzugt im Halbschatten.<br />

Der Nährstoffbedarf der Edelkastanie ist<br />

gering, die Bodenfeuchte sollte leicht trocken<br />

bis frisch sein. Bei Staunässe ist die Edelkastanie<br />

gefährdet. Der eher saure Boden (pH-Wert:<br />

3.5 – 5.5) sollte nach Möglichkeit sehr gut<br />

durchlüftet und mittel- bis tiefgründig sein.<br />

Die Frucht<br />

Die Blüten sind grüngelbe, aufrechte, bis 20 cm<br />

lange Kätzchen, die von Mai bis Juni blühen.<br />

Auf einem Kätzchen kommen männliche und<br />

weibliche Blüten vor. Der Beginn der Fruchtbildung<br />

liegt im Baumalter von 15 – 20 Jahren.<br />

Die stachligen Fruchtkapseln mit den braunen,<br />

essbaren Maronen reifen ab Ende Oktober.<br />

Verwendung<br />

Das Holz der Edelkastanie hat einen warmen,<br />

goldbraunen Ton. Die Maserung ist nicht<br />

stark ausgebildet. Holz von Hochwaldbäumen<br />

wird un ter anderem zu Möbeln, Fenster- und<br />

Türrah men verarbeitet. Kleinere Hölzer aus<br />

dem Niederwald werden zu Gartenzäunen, Pfosten,<br />

Wein- und Likörfässern verarbeitet.<br />

© Jörg Haefeli<br />

Heute gelten Kastanien als Delikatesse. Am<br />

bekanntesten sind die auf dem Feuer gerösteten<br />

«heissen Marroni». Auch das Kastanienöl<br />

ist sehr beliebt. Einen dunkelbraunen, kräftigen<br />

Honig erhält man aus Nektar und Pollen.<br />

Kastanien werden gekocht oder geröstet als<br />

Beilage verwendet oder als Salatzutat. Als Süssigkeit<br />

werden sie zu den «marrons glacés», zu<br />

Vermicelles, Mousse, Soufflé, Eiscreme<br />

und Creme verarbeitet. Weitere<br />

Produkte sind Mar ro ni in<br />

Mehl und Flocken. Kastanien<br />

sind glutenfrei, das Mehl kann<br />

daher als Getreide-Ersatz verwendet<br />

werden.<br />

ACHTUNG: Die Edelkastanie ist<br />

nicht zu verwechseln mit der<br />

Rosskastanie, deren Früchte<br />

für den Menschen ungeniessbar<br />

sind und sogar<br />

Vergiftungserscheinungen<br />

hervorrufen können.<br />

Kastanienhonig, erhältlich<br />

im <strong>Wyss</strong> GartenHaus für<br />

CHF 19.80 (500 g).<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!