2008-05.pdf
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MBO-Archiv<br />
Bei Wegpunkt 2048 beerdigt Yves seinen<br />
High-Lift-Wagenheber. Hoch hat er<br />
seinen G 400 damit nach einer Reifenpanne<br />
schon bekommen – aber beim Ablassen<br />
verklemmte das martialische US-<br />
Gerät sich hoffnungslos. „Drei Stunden<br />
habe ich gearbeitet, um den G ohne Schäden<br />
wieder auf den Boden zu bekommen“,<br />
schimpft er und schwört, sein Heil<br />
künftig im serienmäßigen Hydraulikwagenheber<br />
von Mercedes-Benz zu suchen.<br />
Nach zwei brachial abgerissenen Stoßdämpferkonsolen,<br />
angeschweißten Auspuffhalterungen,<br />
etlichen platten Pneus<br />
und einem wegen einer defekten Umlenkrolle<br />
gerissenen Keilriemen ist sich<br />
Technik-Spezialist Charly eigentlich sicher,<br />
das Schlimmste überstanden zu haben.<br />
Aber das kommt erst. Das Radlager<br />
hinten links am G 500 hat sich in seine<br />
Bestandteile aufgelöst, die Antriebswelle<br />
ist abgeschert und das Rad liegt neben<br />
dem Auto. Und das mitten im mongolischen<br />
Nichts. Eine Reparatur ist ohne<br />
neue Antriebswelle nicht möglich.<br />
Die Hilfe naht einige Stunden später, in<br />
der Federung stöhnend und in den Plattfedern<br />
ächzend, in Form eines alten russischen<br />
UAZ.<br />
Eine beachtliche Schicht Schafsmist<br />
muss von der Ladefläche abgetragen werden,<br />
dann passt die G-Klasse mit demontierten<br />
Stoßstangen ganz knapp darauf.<br />
Während sich der Laster mühsam und<br />
dichte schwarze Qualmwolken ausstoßend<br />
auf den gut 2.000 Kilometer langen<br />
Weg nach Ulanbaataar macht, kommen<br />
Ortschef, Dorfpolizist und weitere Hono-<br />
R E I S E<br />
15<br />
ratioren aus dem nicht allzu nahen Ort<br />
vorbei, um Lebensmittel und jegliche<br />
wei tere Form von Unterstützung anzubieten.<br />
Aber Havarist und Beifahrer sind<br />
versorgt – sie reisen im Auto des Dolmet -<br />
schers der Gruppe hinterher, die sie nach<br />
einer durchfahrenen Nacht einholen.<br />
Drei Tage in der Hauptstadt sind von<br />
Nöten, um alle Geländewagen in Container<br />
zu verstauen, die buddhistischen<br />
Tempel, das Nationalmuseum sowie die<br />
Oper zu besuchen. Und sich nach den<br />
man gels Hotels angefallenen sieben Biwak-Nächten<br />
wieder einmal in einer Badewanne<br />
voller heißem Wasser zu aalen.<br />
„Anstrengend war es schon“, resümiert<br />
Norbert bei einem frisch gezapften Bier<br />
am letzten Abend. „Aber missen möchte<br />
ich keinen der 12.600 Kilometer“.