2008-05.pdf
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MBO-Archiv<br />
Eine Sitzprobe im russischen Space-<br />
Shuttle, dann ein kurzer Besuch im<br />
kleinen Holzhäuschen mit winzigem<br />
Schlafzimmer, einem kaum größeren<br />
Wohnraum und einem Badezimmer mit<br />
Emaille-Wanne. Hier verbrachte Jurin<br />
Gagarin die Nacht vor seinem Flug ins<br />
All. Dann zurück auf den langen Weg<br />
gen Osten.<br />
Nach zwei Nächten im „Interconti“ von<br />
Almaty geht es mitten in der Einöde in<br />
die Luft. Der „Eurocop“-Hubschrauber<br />
schwebt pünktlich im Biwak ein, Flugziel<br />
ist das bis 7.439 Meter hohe Grenzgebirge<br />
zu China. Vier Passagiere können je<br />
Start einsteigen, je nach Tonnage erreicht<br />
der Helikopter einiges über 5.000 Meter.<br />
Das Fazit der Passagiere: „Grandios.“<br />
Zurück in den G-Klassen erscheint der<br />
Track der Gesamtstrecke auf dem Dis -<br />
play des Navigations-Gerätes als nahezu<br />
waag rechte Linie. Einzige Kurven: Der<br />
Umweg gen Norden und dann wieder<br />
nach Süden, um die Grenze von Kasachstan<br />
nach Russland zu passieren, und<br />
der Bogen durch die „Strictly Prohibited<br />
Area“, dem Grenzgebiet zwischen Mongolei<br />
und China.<br />
Der Soldat in fast passender Uniform<br />
will es nicht glauben, dass die ausländischen<br />
Autos passieren dürfen. Wo es<br />
selbst Mongolen verboten ist, Jurten aufzuschlagen<br />
und Herden zu halten, finden<br />
sich Wölfe, wilde Esel, seltene An ti lopen-<br />
Arten und dass, was die Mongolei so einzigartig<br />
macht: Dass es nichts gibt.<br />
Nach zwei Tagen Unendlichkeit zeichnen<br />
sich am Horizont erste dunkle Stel-<br />
len ab. Einige Stunden Fahrt später geht<br />
es aus der rund 1.500 Meter in der Höhe<br />
gelegenen Steppe in die Berge.<br />
Die Kämme sind zuerst nur weiß überpudert,<br />
dann, auf über 3.000 Meter, liegt<br />
Schnee. Und das Wasser der Furten<br />
durch die Bergbäche ist gefroren. Das Eis<br />
trägt noch nicht und verschwindet in den<br />
kommenden Tagen vermutlich auch wieder,<br />
bis es dann von Ende Oktober bis Mai<br />
alles versiegelt.<br />
„Dass es jetzt schon so kalt ist, liegt an<br />
einem Tief aus Sibirien. Normal ist das<br />
nicht“, entschuldigt der mongolische Dolmetscher<br />
seine Heimat. Bei minus acht<br />
Grad Celsius im Zelt frieren alle eine<br />
Nacht, aber schon in Ulanbaataar will niemand<br />
mehr dieses Erlebnis und die Winterlandschaft<br />
missen.