Der Hortus Palatinus – Zur Geschichte des ... - gta fh heidelberg
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<strong>Der</strong> <strong>Hortus</strong> <strong>Palatinus</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> Renaissance-Gartens in Europa<br />
von Rebekka Knapp, Mai 2008
die vorliegende hausarbeit wurde<br />
für den fachbereich architektur der srh-hochhschule <strong>heidelberg</strong>,<br />
lehrgebiet geschichte und theorie der architektur, angefertigt.<br />
www.<strong>gta</strong>-<strong>fh</strong>-<strong>heidelberg</strong>.de
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung 4<br />
2. Vorgeschichte 5<br />
3. <strong>Der</strong> Ingenieur und Gartenarchitekt <strong>–</strong> Salomon de Caus 6<br />
4. Die Idee 8<br />
5. <strong>Hortus</strong> <strong>Palatinus</strong><br />
a. Aufbau 9<br />
b. Gesamtplan <strong>des</strong> heutigen Schlossgartens 12<br />
c. Plan <strong>des</strong> Schlossgartens nach Salomon de Caus 13<br />
d. Im Lauf der Zeit 14<br />
6. Detailfotos 15<br />
7. Schlusswort 21<br />
8. Literatur 22<br />
Seite
Einleitung<br />
In der Renaissance hatte das eine herrschaftliche Ideal <strong>des</strong> Landlebens entstammende Konzept <strong>des</strong> Gartens <strong>–</strong> wie es im kaiserlichen<br />
Rom zu seiner höchsten Blüte gelangt war <strong>–</strong> eine neue Bedeutung erlangt. Doch die in dieser Zeit entwickelte architektonische Form<br />
<strong>des</strong> Gartens war etwas ganz neues;<br />
Einer der bedeutendsten Renaissancegärten <strong>des</strong> frühen 17. Jahrhunderts <strong>–</strong> wie auch einer der ersten - in Deutschland war der »<strong>Hortus</strong><br />
<strong>Palatinus</strong>« am Heidelberger Schloss. Er galt zu seiner Zeit als einer der berühmtesten Gärten Europas und war für viele folgende<br />
Gärten in anderen deutschen Residenzen ein Vorbild.<br />
Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz gewann für das gewaltige Unternehmen den französischen Architekten, Ingenieur und Physiker<br />
Salomon de Cause. Dieser erweiterte den spätmittelalterlichen Burggarten. Jedoch wurde das Schloss in seiner Verteidigungsfähigkeit<br />
zugleich geschwächt. Um an den Berghang die ausgedehnten Terrassen für den großen Renaissancegarten zu schaffen, waren große<br />
Erdbewegungen nötig die Zeit kosteten.<br />
Die Gartenanlage wurde nie nach den Plänen von Salomon zu Ende gestellt, da Friedrich im Jahre 1619 zum König von Böhmen<br />
gewählt wurde und seine Residenz nach Prag verlegte. <strong>Der</strong> vollende Garten existierte nie in Wirklichkeit sondern ist nur auf Gemälden<br />
überliefert.<br />
Wer die heutige Gartenanlage betritt ahnt nichts von ihrer damaligen prachtvollen Gestaltung, die einst in der Zeit von Kurfürst<br />
Friedrich V. von seinen “Zeitgenossen“ auch als das achte Weltwunder bezeichnet wurde.
Vorgeschichte<br />
Ein entscheidender Schritt wurde im Jahre 1545 getätigt; Kurfürst Ottheinrich kaufte die erforderlichen Grundstücke in der Vorstadt.<br />
Lange Zeit wurden dort südländische Gewächse wie z.B. Melonen, Mandel, Granaten und viele mehr, angepflanzt. Die empfindlichen<br />
Gewächse wurden mit auf- und abschlagbaren Bretthäusern und transportabeln Öfen gegen die Kälte geschützt.<br />
Viele Jahrzehnte wurde der südwestliche Teil <strong>des</strong> Gartens dann hauptsächlich als Turnierplatz für Ritterspiele und Hoffeste genutzt.<br />
Bereits in den ersten Jahren <strong>des</strong> 17. Jahrhunderts begann der Vater von Friedrich V.<strong>–</strong> Kurfürst Friedrich IV. - das Äußere der alten<br />
Burganlage in ein Schloss umzuwandeln. Die Schlosskapelle und der Palas an der Nordseite mussten einem nach ihm benannten<br />
prunkvollen Wohnungsbau weichen (Fertigstellung 1607). Zum ersten Mal wurde damit reiche Architektur in der Außenfront der Burg<br />
eingefügt. <strong>Der</strong> damalig angelegte Herrengarten <strong>–</strong> oft auch Hofgarten genannt <strong>–</strong> genügte zum damaligen Zeitpunkt jedoch noch. Dieser<br />
war schon von Kurfürst Ottheinrich in der Zeit von 1556 <strong>–</strong> 1559 angelegt worden und lag zwischen der heutigen Märzgasse und der<br />
Theaterstraße. Im Norden reichte er knapp hinter die Häuser der heutigen Hauptstraße und im Süden an die Plöck.<br />
<strong>Der</strong> Wegbereiter <strong>des</strong> <strong>Hortus</strong> <strong>Palatinus</strong> <strong>–</strong> der damals 16 jährige Kurfürst Friedrich V. <strong>–</strong> wurde am 19. Juni 1613 mit einem prunkvollen<br />
Turnier auf dem Schloss begrüßt. 2 Tage zuvor traf er dort mit seiner Gemahlin <strong>–</strong> der englischen Königstochter Kurfürstin Elisabeth <strong>–</strong><br />
dort ein. Im vorigen Jahr war Friedrich nach England zur »Brautwerbung« gereist.<br />
Sein Vater verstarb als er gerade mal 14 Jahre alt war; Friedrichs Vormund wurde Herzog Johann II., der auch bis zum 18. Geburtstag<br />
von Kurfürsten Friedrich V., die innere Verwaltung übernahm. Nachdem der Kurfürst seine Volljährigkeit erlangt hatte, wurde ihm die<br />
gesamte Herrschaft übertragen.<br />
Die Letzte große bauliche Veränderung <strong>des</strong> Schlosses erfuhr es unter Friedrich.<br />
Das Bedeutendste was er jedoch auf dem Schlossgelände veränderte war die Gartenanlage, die eine der bedeutendsten<br />
Gartenschöpfung-en nördlich der Alpen im 17. Jahrhundert. Zu der Zeit konnte kein anderer Fürst in Deutschland etwas Ähnliches<br />
aufweisen.
<strong>Der</strong> Ingenieur und Gartenarchitekt <strong>–</strong> Salomon de Caus<br />
Jean Salomon de Caus; wie sein voller Name lautet, ist im Jahre 1576 als Sohn einer Hugenottenfamilie geboren. <strong>Der</strong> genaue<br />
Geburtsort ist nicht bekannt; da man den Familiennamen »Caux« auf die Region in der Normandie beziehen könnte, würde es nahe<br />
liegen das er dort in der Nähe auch geboren wurde.<br />
Vom Glaubenshass verfolgt, flohen die französischen Hugenotten, mitunter seine Familie,<br />
1590 nach England, was auch seine zweite Heimat wurde. Durch seine vielseitige Begabung<br />
fand er bald den Weg ins Studium der mathematisch-physikalischen Wissenschaften, der<br />
Architektur, der bildende Künste und der Musik. Während er die Jahre 1595 bis 1598 mit<br />
wandern verbrachte und unter anderem auch in Italien verschiedene Gartenanlagen<br />
besuchte, ist schriftlich auch festgehalten, dass er den Garten von Pratolino in Florenz mit<br />
seinen interessanten Grotten besucht hatte. Man nimmt auch an, dass er noch andere<br />
Gärten und Bauten besuchte sowie auch <strong>–</strong> zu der damaligen Zeit <strong>–</strong> mit wichtigen Künstlern<br />
und Architekten zusammen kam, jedoch gibt es über diese Studienjahre keine<br />
Aufzeichnung.<br />
Ab ca 1606 war de Caus am Hof <strong>des</strong> Statthalters der Niederlande, <strong>des</strong> Erzherzogs Albrecht<br />
von Habsburg, in Brüssel tätig. Jedoch war er damals noch dem Architekten Henri Meerte<br />
unterstellt. Im selben Jahr heiratete er noch Esther Picart, worauf auch direkt im nächsten<br />
Jahr sein Sohn Guillaume geboren wurde.<br />
Im Jahre 1610 kehrte er nach England zurück und fand direkt eine Beschäftigung am Hofe König Jakobs I. von England. Im Dienste<br />
stand er dem ältesten Sohn; Prinz Henry, für den er als Ingenieur und Aufseher der Wasserwerke in Richmond, <strong>des</strong> Prinzen Wohnsitz,<br />
arbeitete. <strong>Der</strong> Prinz war sehr kunstinteressiert, war dazu führte das er ihm eine Bildergalerie baute. Zugleich unterrichtete Salomon den<br />
Prinzen und seine Schwester Elisabeth <strong>–</strong> die spätere Kurfürstin von der Pfalz <strong>–</strong>als Zeichen- und Musiklehrer. Am 6. November 1612<br />
starb der Prinz überraschend früh, was auch dazu führte, dass seine Arbeit in Richmond endete.<br />
Danach arbeitete er für mehrere Herrschaften, unter anderem Königin Anna (figurgeschmückten Brunnen sowie ein Voliere in einer<br />
Grotte) und den Grafen von Salisbury Robert Cecil (Brunnen und eine Zisterne für die Wasserversorgung). Von all den Bauten ist<br />
heute
nichts mehr erhalten und durch die schlechten zeitgenössischen Beschreibungen kann man sich auch schlecht ein Bild von seinen<br />
Arbeiten machen.<br />
Bald darauf lernte er den sechszehnjährigen Friedrich V. kennen, der zu der Zeit auch seine Braut Elisabeth kennen lernte.<br />
Da er sich vorher schon mehrfach als Ingenieur und Architekt hervor getan hatte, hielten sie ihn für den geeigneten Mann ihren neuen<br />
Garten am Schloss in Heidelberg anzulegen. Er war dankbar für das große Vertrauen und ging mit großem Eifer an seine neue<br />
Aufgabe. Er wurde schon am 14. Juli 1614 angestellt, jedoch begannen seine »leiblichen Pflichten« erst ab dem 27. September 1616.<br />
Man begründete es damit dass 1614 bereits mit der Planung <strong>des</strong> Gartens begonnen wurde und 1616 dann mit der eigentlichen<br />
Außengestaltung.<br />
Als Friedrich V. jedoch zum König von Böhmen gewählt wurde und nach Prag umsiedelte wurden die Arbeiten eingestellt, was Caus<br />
bedauerte. Dies veranlasste ihn im Frühjahr 1620, Heidelberg den Rücken zu kehren und nach Paris überzusiedeln. Dort arbeitete er für<br />
König Ludwig XIII. Obwohl er selbst festhielt, dass er der Architekt <strong>des</strong> König Ludwigs XIII. war, ist doch keine Spur seines Wirkens<br />
nachweisbar.<br />
Während seiner gesamten Lebenszeit brachte er mehrere Bücher heraus, sein letztes - »La Pratique et démonstration <strong>des</strong> horloges<br />
solaires,…« - entstand kurz vor seinem Tode im Jahre 1626.<br />
Er wurde am 28. Februar 1626 in Paris auf dem protestantischen Friedhof »La Trinité« begraben.
Die Idee<br />
Da Friedrich V. einige Jahre seiner Jugend in Frankreich verbrachte, lernte er dort schon die prachtvolle, aufwendige Ho<strong>fh</strong>altung<br />
kennen.<br />
Nachdem er das Schloss an sich schon nach seiner Vorstellung umgebaut hatte, war er auch der Meinung dass zu einem so stattlichen<br />
Schlosskomplex eine weiträumige Gartenanlage gehöre, die dem Ganzen den nötigen repräsentativen Rahmen gab.<br />
Um seine Idee zu verwirklichen beauftragte er Salomon de Caus, diesen lernte er bei seiner Brautschau, im Jahre 1612 in England,<br />
kennen.<br />
Zum damaligen Zeitpunkt war es noch ein Nutzgarten was aus den Blättern <strong>des</strong> so genannten Kurpfälzischen Skizzenbuchs heraus zu<br />
schließen ist. Es war ein rechteckiger mit Mauern umgebener Garten. An den nördlichen Ecken waren niedrige Türme angesiedelt. Ein<br />
achteckiger, mit einer Kuppel abgedeckter zweistöckiger Pavillon, zierte die Mitte.<br />
Salomon begann »bei dem kleinen geebneten Platz« mit den Sprengungen, Auffüllungen, Terrassierungen und der Errichtung von<br />
Stützmauern.<br />
Die Gesamtanlage sollte von Salomon de Caus aus, so konzipiert werden, das die Terrassen im rechten Winkel mit je einem in westöstlicher<br />
und süd-nördlicher Richtung verlaufenden Schenkel am nördlichen Hang <strong>des</strong> Königstuhl-Berges entlangführen.<br />
Dominieren sollten Brunnen, Grotten sowie Statuen; Blumen hatten nur eine untergeordnete Rolle.<br />
De Caus entschied sich vermutlich zu dieser Terrassenform aufgrund der am Berghang hartnäckig gelegenen Felsbänke, deren<br />
Sprengung auf diese Weise eingespart wurde.
<strong>Hortus</strong> <strong>Palatinus</strong> <strong>–</strong> Aufbau<br />
Salomon bedurfte es großen Anstrengungen um auf dem abfallenden Gelände das Terrassensystem zu schaffen. Jedoch bewies de Caus<br />
sein Können und schuf durch verschiedene Terrassenhöhen, -breiten und <strong>–</strong>längen eine Gartenanlage die gut an den Hang angepasst<br />
war. Ausgangspunkt der Anlage war der in Wiesengelände gelegene Burggarten, auch Hasengarten genannt.<br />
Schon im Jahre 1618 waren große Teile der Gartenanlage fertig gestellt. Im Jahre 1619 <strong>–</strong> wegen der Krönung von Friedrich V., was die<br />
Folge hatte das er nach Prag umsiedelte - wurden die Arbeiten eingestellt. Bis dahin war folgen<strong>des</strong> fertig gestellt;<br />
Erste Terrasse (Untere Terrasse, Koniferenterrasse)<br />
Die Lage der ersten Terrasse war 6 Meter tiefer als die Hauptterrasse. Cause nannte sie auch: “der unterste und dritte Absatz“.<br />
Auf Grund <strong>des</strong> Bewuchses wurde sie auch Koniferenterrasse genannt. In der Mitte dieser Ebene war ein Wasserbecken in der<br />
Form eines Geigenkastens, angelegt. An der Seite <strong>des</strong> Wasserbeckens standen 2 Figuren; die Flussgötter Neckar und Main.<br />
<strong>Der</strong> kürzere Ostschenkel der Terrasse trug dir Pyramidentreppe; sie schien mehr aus dem Garten hinauszuführen als hinein. <strong>Der</strong><br />
Besucher sollte das Gefühl haben, man könne über das Neckartal hinwegfliegen, Man kann auch sagen »ein Hochgefühl <strong>des</strong><br />
Schwebens«. Es wurden je vier nach Ost und West, in gleicher Form niedrig Beete angelegt.<br />
Zweite Terrasse (Große Terrasse, Hauptterrasse)<br />
Dort war eine Folge von mehreren großen Beeten in quadratischer Form angelegt. Eine aus 4 Knotenpunkten<br />
zusammengesetzte Beetgruppe, in deren Mitte ein Brunnen aus Metall mit Fratzengesichtern stand war vom Schloss aus<br />
gesehen der Anfangspunkt. Die Beetanlage führte in quadratischer Form weiter, mit einem Laubengangsystem mit gedecktem<br />
Mittelpavillon, an deren Ende man auf einem steinernen Reichsapfel gekrönten Säulenbrunnen zusteuerte. An der nördlichen<br />
Seite wurde die großen Beetfelder von kleineren Knotenbeeten »begleitet«. Nach Norden hin schlossen sich gleich große<br />
Beetfelder an. Das erste Feld war ein mit neun Musen und wellig geschnittenen Hecken gestaltetes Feld. An den vier<br />
Eingängen standen auf Postamenten jeweils 2 Figuren, so dass sich zusammen mit der in der Mitte stehenden neunten die<br />
Musen verkörperten. In der Mitte thronte Urania. Sie ist die Muse der Astronomie mit dem Zeigestab. Das darauf folgende<br />
Feld wurde mit ca 60 cm hohen behauenen Steinen eingefasst. Dort wurden Pomeranzbäume eingesetzt.
Parterregärten<br />
Die Parterregärten sind das »Knotenfeld« gewesen. Auf sie fiel der Blick von der Oberen Terrasse und der Zwischenterrasse<br />
als erstes. Dies setzten sich <strong>–</strong> wie oben schon erwähnt - aus vier Beeten zusammen, die aus jeweils individuellen Mustern mit<br />
sich gegenseitig überschneidenden Bändern bestanden. Die jeweiligen Beete waren von einer wellenförmigen Einfassung und<br />
kleinen Laubbäumen umgeben.<br />
Dritte Terrasse (Zwischenterrasse; Universitätsterrasse)<br />
Ihre Lage; 3,5 Meter höher als die Hauptterrasse wobei man sie auch als Ergänzung der Hauptterrasse betrachten kann. Durch<br />
zwei unauffällige kleine Treppen gelangt man auf die Hauptterrasse. De Caus wollte offensichtlich dem oberen »Absatz« nicht<br />
mit dem großen Zierbereich der Hauptterrasse verbunden sehen.<br />
Vierte Terrasse (Obere Terrasse)<br />
Da die obere Terrasse als Aussichts- und Promenierterrasse vorgesehen war, fehlten dort jegliche gärtnerischen Anlagen.<br />
Lediglich längs der Mauer waren niedrige Bäumchen gepflanzt. Auch sollte sie als »Spielplatz« für das damals sehr beliebte<br />
Palamaill Spiel (eine Art Krocket-Spiel) dienlich sein.<br />
Große Grotte<br />
Außen war eine Bänderrustika angebracht; Sie war in der Art einer Tropfsteindekoration gestaltet und sollte den Eindruck der<br />
Grottenlandschaft im Innern nach außen spiegeln. Ebenfalls davor befindet sich noch heute an der ursprünglichen Stelle die<br />
Figur de Rheins. Die Grotte war in 4 Räume unterteil, von denen jedoch nur 2 Grottenräume waren. Man vermutet dass die<br />
beiden äußeren Räume für technische Zwecke bestimmt waren. Die Grotte war mit Nischenarchitektur und Wasserspielen<br />
geziert. Beide Räume boten ein Wasserschauspiel; im ersten floss das Wasser kaskadenartig in ein Becken in dem zugleich ein<br />
Springbrunnen eine Kugel balancieren sollte. Auch wurde effektvoll das Licht eingesetzt. Im zweiten Grottenraum soll einen<br />
steinernern Tisch gestanden haben, in dem geheimnisvolle Wasserkünste (Wasserspiele) eingebaut gewesen sein sollen, die<br />
man durch einen versteckten Mechanismus einschalten konnte.
Monatsblumengarten (Rosenrondell)<br />
Eine weitere ausgetüftelte Idee von Salomon de Caus war das Jahreszeitenbeet am Nordende, bei dem er sich wohl vom<br />
botanischen Garten in Padua inspirieren lies. Das Rund wurde als eine Art Sonnenuhr genutzt, bei der die Blüte jeden Monat um<br />
drei Felder vorrückten.<br />
Scheffelterrasse<br />
Die Scheffelterrasse ist eine der Plätze die nicht komplett fertig gestellt werden konnte. Die Terrasse befand sich gegenüber<br />
der Schlossanlage. An dieser Stelle war ein Gartenhaus geplant, das allerdings nicht zur Ausführung kam. Die auffällige<br />
Terrassenbefestigung in Form einer 20 Meter hohen Bogenkonstruktion, wurde noch fertig gestellt. Ein weiterer Gedanke<br />
dieser Bogenkonstruktion war die Möglichkeit zu schaffen die Anlage eventuell über den Friesenberg zu erweitert<br />
Gartenkabinette<br />
Das Gartenkabinett liegt auf der obersten östlichen Terrasse und besteht aus vier »Abteilen«. Zu diesen Kabinetten führt die<br />
so genannte Ellipsentreppe, ihren Namen verdankte sie ihrer Form, die in der Draufsicht zwei Ellipsen ergeben. Die Front der<br />
Gartenkabinetten ist mit Stein (gewunden Säulen) ausgearbeitet, bei den Trennwänden geht man jedoch davon aus das sie aus<br />
einer luftigen (Holz-) Bauweise und Hecken bestand.<br />
Das Friesental<br />
De Caus bezog auch das Friesental mit in die Planung ein. Es sollte möglichst viel Hang zum Schloss entstehen, da es durch<br />
den riesigen Garten in seiner Verteidigung sehr geschwächt wurde.<br />
Durch den Umzug von Friedrich V. konnten einige Planungen nicht verwirklicht werden, unter anderem zum Beispiel die<br />
Pyramidentreppe zur Unteren Terrasse sowie auch der daneben liegende Irrgarten. Das Turmartige Lusthaus am Ende <strong>des</strong> Nordflügels<br />
der Hauptterrasse konnte auch nie vollendet werden, lediglich die Fundamente wurden fertig gestellt. Man vermutet auch, dass der<br />
nördliche Teil <strong>des</strong> Schenkels der Oberen Terrasse nicht realisiert wurde.<br />
Letzten En<strong>des</strong> geht man davon aus das es min<strong>des</strong>tens noch ein Jahr gedauert hätte den Garten zu vollenden.
Gesamtplan <strong>des</strong> heutigen Schlossgartens<br />
A Elisabethentor<br />
B Standort <strong>des</strong> ehemaligen Vogelhauses<br />
C Inschriftafel und Statuen am Dicken Turm<br />
D Erinnerungsstein<br />
E Goethegedenktafel<br />
F Ehemalige Sattelkammer, heute Cafeteria<br />
G Unterer Fürstenbrunnen<br />
H Oberer Fürstenbrunnen<br />
I Standort <strong>des</strong> ehemaligen Einganghauses (36)<br />
K Ehemalige sogenannte Galerie (25)<br />
L Kleine Grotte (26)<br />
M Ehemaliger Raum für das Fürstenbad (28)<br />
N Ehemaliger Raum für Maschinen (28)<br />
O Ehemaliger Raum für südländische Gewächse (28)<br />
P Nische für portalartige Umrahmung (20)<br />
Q Ellipsenförmige Treppe (18)<br />
R Ehemaliger Standort der Kabinette (17)<br />
S Portal zur großen Grotte (23)<br />
T Wasserbassin mit der Figur <strong>des</strong> Rheines (24)<br />
U Goethe - Marianne Willemer - Bank und Goethedenkmal<br />
V Scheffelgedenkstein<br />
W Ehemaliger Standort <strong>des</strong> Turmhauses (13)<br />
X Ehemaliger Standort der Pyramidentreppe (34)<br />
Y Ehemaliger Standort <strong>des</strong> Säulenbrunnens (4)<br />
Z Ehemaliger Standort <strong>des</strong> Brunnens mit Fratzengesicht<br />
aus Metall (16)
Plan <strong>des</strong> Schlossgartens nach Salomon de Caus<br />
3 Feld mit Säulenbrunnen<br />
4 Säulenbrunnen (Y)<br />
5 Feld mit den neun Musen<br />
6 Feld mit Pomeranzen<br />
7 Feld mit Wasserbecken<br />
9 Pomeranzengarten<br />
12 Felsenbrunnen<br />
13 Turmartiges Lusthaus (W)<br />
14 Feld im unteren Garten<br />
15 Wasserbecken im unteren Garten<br />
16 Brunnen mit Fratzengesicht aus Metall (Z)<br />
17 Gemächer oder Kabinette (R)<br />
18 Ellipsenförmige Treppe (Q)<br />
19 Wasserbecken mit den Figuren der Venus<br />
20 Nische mit Neptun und der Statur Friedrichs (P)<br />
21 Große Grotte<br />
23 Portal der Großen Grotte (S)<br />
24 Wasserbassin mit der Figur <strong>des</strong> Rheins (T)<br />
25 Galerie (K)<br />
26 Kleine Grotte<br />
28 Großes Gewölbe (M,N,O)<br />
32 Heckengemächer<br />
33 Feld (vermutlich) mit hohen Hecken<br />
34 Pyramidentreppe (X)<br />
35 Irrgartenterrasse<br />
36 Eingangshaus (I)
<strong>Hortus</strong> <strong>Palatinus</strong> - Im Lauf der Zeit<br />
Ab 1622 erfährt der Garten große Zerstörungen im 30 jährigen Krieg. Jedoch kümmerte man sich ab 1649 um die teilweise<br />
Wiederherstellung <strong>des</strong> Gartens. In den Jahren 1689 <strong>–</strong> 1693 herrschte der pfälzische Erbfolgekrieg, was auch dazu führte, dass das<br />
Schloss und der Garten großen Schaden nahmen.<br />
Kurfürst Johann Wilhelm sorgte von 1690 bis 1717 für die Instandsetzung <strong>des</strong> <strong>Hortus</strong> <strong>Palatinus</strong>. 1719 wird der Garten zum ersten Mal<br />
einer größeren Umgestaltung unterzogen. Er wird Barock umgestaltet, jedoch wird die Anlage von de Caus mit einbezogen.<br />
Um 1770 wird der Garten in einen Nutzgarten und in eine Baumschule umgewandelt.<br />
Johann Michael Zeyher legte um 1805 den Garten neu an, unter anderem wurde die Terrassenanlage aufgeschüttet.<br />
Ludwig Schmieder machte es ab 1923 zu seiner Aufgabe die Terrassenanlagen und Ruinen zu sanieren. An 1971 kümmerte man sich<br />
um eine Teilrekonstruktion der manieristischen Gartenanlage.
Detailfotos<br />
<strong>Der</strong> Ausschnitt aus einem Merianstich von 1620 zeigt <strong>Der</strong> Ausschnitt aus einem Merianstich von 1620 zeigt<br />
die Obere Terrasse mit Personen beim das Wasserbassin mit der Figur der Venus und die<br />
»Palamaill <strong>–</strong> Spiel«. Ellipsenförmige Treppe mit den Gemächern oder<br />
Kabinetten.
Wasserbassin (7) mit den<br />
fünf Figuren. Die drei<br />
größeren Figuren; eine<br />
männliche Figur in der Mitte<br />
und die zwei Frauen jeweils<br />
rechts und links von ihm.<br />
Folglich sitzen zwei Kinder<br />
jeweils auf einem Meertier die<br />
auch Wasser aus der Nase<br />
spritzen.
Ausschnitt eines Merianstich von 1620<br />
Zu sehen ist der Bau <strong>des</strong> Fundamentes<br />
Für das Turmartige Lusthaus, im Norden<br />
<strong>Der</strong> Hauptterrasse.<br />
Abschlagbares Holzhaus für den Pomeranzgarten.<br />
Von Salomon de Caus.
Ellipsenförmige Treppe mit dem<br />
Terrassenteil, wo einst die<br />
Kabinette standen.<br />
Ellipsenförmige Treppe<br />
Stich von Salomon de Caus
Rekonstruktionszeichnung der Kabinette auf der kleinen obersten Terrasse
Stich von de Caus;<br />
Grundriss der Großen<br />
Grotte<br />
Dieses Bild zeigt das Portal der<br />
Großen Grotte und auf der linken<br />
Seite ist die Figur <strong>des</strong> Rheins zu<br />
sehen.
Stich von Salomon de Caus<br />
Brunnen mit Fratzengesicht aus<br />
Metall am Garteneingang.
Schlusswort<br />
<strong>Der</strong> <strong>Hortus</strong> <strong>Palatinus</strong> ist einer der größten Erschaffungen seiner Zeit. Nicht umsonst wurde er zur damaligen Zeit das achte<br />
Weltwunder genannt.<br />
Friedrich V. schaffte damit einen angemessenen, repräsentativen Rahmen für den Schlosskomplex.<br />
Salomon de Caus übertraf sich in seiner Planung <strong>des</strong> <strong>Hortus</strong> <strong>Palatinus</strong>, selbst. Jedoch wurden nicht all seine Ideen<br />
verwirklicht, da der Garten nie komplett fertig gestellt wurde.<br />
Durch mehrere Kriege zerstört und wieder aufgebaut ist heute von den damaligen Vorstellung nicht mehr viel übrig; mehrere<br />
Jahrzehnte lies man den Garten so gut wie sich selbst überlassen. Das Schloss war eine ganze Zeit lang vom Garten her nicht mehr zu<br />
sehen. Stützmauern, Grotte und andere Bauwerke waren größtenteils eingestürzt und verschüttet.<br />
Heute ist man sich wieder mehr bewusst welches Kulturelles Erbe uns übermittelt wurde. Es gibt mehrere Stiftungen, die sich um den<br />
Erhalt <strong>des</strong> Gartens bemühen.
Literatur<br />
Walther Gerhard, <strong>Der</strong> Heidelberger Schlossgarten, Heidelberg, Heidelberger Verlagsanstalt, 1990<br />
Hansmann Wilfried, Gartenkunst der Renaissance und <strong>des</strong> Barock, Köln, Du Mont, 1983<br />
Jöchner Cornelia, Die >schöne Ordnung< und der Hof, Weimar, VDG, 2001<br />
Ohlsen Nils, Garten Eden, Emden, Dumont, 2007<br />
Lorenza de´ Medici und Giuppi Pietromarchi, Die Renaissance der italienischen Gärten, München, Christian Verlag, 1990<br />
Enge, Schröer, Wiesenhofer und Claßen, Gartenkunst in Europa, Köln, Taschen, 1990<br />
Klaus Jan Philipp, Das Reclambuch der Architektur, Stuttgart, Reclam, 2006