Restaurierung des Granatschmucks - SUPŠ a VOS Turnov
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Böhmischen Paradieses in <strong>Turnov</strong>, die in der Blütezeit <strong>des</strong> <strong>Granatschmucks</strong> im 19. Jahrhundert<br />
entstanden sind ausgewählt. Sie wurden im Rahmen der Ausbildung an der<br />
Fachoberschule für <strong>Restaurierung</strong> von Metall in <strong>Turnov</strong> verwendet.<br />
1.1. Die Metalllegierungen, die bei der Herstellung <strong>des</strong> historischen <strong>Granatschmucks</strong><br />
verwendet werden, und die Beurteilung und Untersuchung<br />
der Degradationstufe <strong>des</strong> Materials.<br />
Der historische Schmuck und die Juwelen aus dem 15.–18. Jahrhundert, die mit den<br />
böhmischen Granat verziert sind, sind aus Gold oder Silber, häufig aber auch aus vergoldetem<br />
Silber. Im 19. Jahrhundert war das böhmische Granat unter den Bauern und<br />
Bürgern außerordentlich beliebt, <strong>des</strong>halb wurden damals die billigeren Kupferlegierungen<br />
und die Kupferlegierungen mit niedrigem Goldanteil (sog. Granat-Gold) mit einem<br />
Feingehalt von 150/1000 – 333/1000 verwendet. Die präzise Analyse von Metallen und<br />
Metalllegierungen, sowie von weiteren Zusatzmaterialien, die bei der Herstellung von<br />
Schmuck verwendet werden, ist <strong>des</strong>halb die Hauptvoraussetzung für den Erfolg <strong>des</strong> Restaurationseingriffs.<br />
Kupferlegierungen<br />
Das am häufigsten benutzte Material sind die Legierungen aus Kupfer und Zinn. In<br />
erster Reihe Tombak, mit einem mind. 80-prozentigen Gehalt von Kupfer und entsprechendem<br />
Gehalt von Zink. Das genaue Verhältnis beider Metalle kann man aufgrund einer<br />
Elektronen-Mikroanalyse mithilfe <strong>des</strong> Elektronen-Rastermikroskops feststellen. Bei<br />
den Broschen, die die Vorgehensweise der Restauration im weiteren Text illustrieren,<br />
wurde das Mikroskop Hitachi S450 mit EDS-Analysegerät Kenex Delta V verwendet. Vorteil<br />
dieser Methode besteht darin, dass sie die Entnahme von Proben <strong>des</strong> analysierten<br />
Gegenstan<strong>des</strong> nicht erfordert. Der schwerwiegendste Typ der Degradation von Tombak<br />
ist die selektive Korrosion, die die Kristallgitter der Metalllegierung zerstört und ihre<br />
mechanischen Eigenschaften negativ beeinflusst kann, sie erhöht z. B. die Sprödigkeit.<br />
Messing enthält einen Kupferanteil von 50–70 % und ist am meisten bei den Reparierungen<br />
und Rekonstruktionen verwendet. Das Verhältnis der beiden Metalle kann man<br />
an der gelben Farbe erkennen, Messing weist höhere Beständigkeit gegen Oxidation als<br />
Tombak auf, trotzdem unterliegt er der Degradation aufgrund der Änderung seiner mechanischen<br />
Eigenschaften.<br />
Pakfong enthält neben Kupfer und Zink auch Nickel im Verhältnis von 50–68 % Cu,<br />
19–31 % Zn, 13–19 % Ni. Pakfong kommt bei dem historischen Granatschmuck weniger<br />
häufig vor als Tombak und Messing und aufgrund seiner Beständigkeit wird vor allem<br />
bei den mechanischen Teilen <strong>des</strong> Schmucks verwendet. Man kann es an der hellen, resp.<br />
silbernen Farbe erkennen, (dadurch die Bezeichnung Weißmessing). Die Degradation<br />
erhöht die Sprödigkeit der Legierung und verursacht ihre Brüchigkeit.<br />
Goldlegierungen<br />
In der älteren Literatur über die Goldschmiederei oder im fachlichen Jargon begegnen<br />
wir dem Begriff Granat-Gold. Man bezeichnet so die Legierungen mit schwankendem<br />
Goldanteil. Das Gold verbessert die technologischen Eigenschaften der Legierung<br />
und die Beständigkeit gegen die Degradation, insbesondere bei der Oberflächenkorrosion.<br />
Durch die Untersuchung der Legierungen bei dem historischen Schmuck wurde<br />
<strong>Restaurierung</strong> <strong>des</strong> <strong>Granatschmucks</strong> — Einführung in die Problematik<br />
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