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Maschinen und Verfahren für fortschrittliche Umformprozesse

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<strong>Maschinen</strong> <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>fortschrittliche</strong> <strong>Umformprozesse</strong><br />

Dipl.-Ing. N. Gober, SMS Eumuco GmbH, Leverkusen<br />

Dr.-Ing. M. Schaprian, SMS Eumuco GmbH, Leverkusen<br />

Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über aktuelle Entwicklungsaktivitäten<br />

der SMS Eumuco GmbH in der <strong>Maschinen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong>sentwicklung <strong>für</strong><br />

Massivumformprozesse.<br />

Den Schwerpunkt des Beitrags bildet die Vorstellung von neuentwickelten<br />

<strong>Maschinen</strong>baureihen, die das bisherige <strong>Maschinen</strong>programm ergänzen. Weiterhin<br />

werden Entwicklungen aus den Bereichen Querwalzen, Sprühtechnik sowie der Anlagensteuerung<br />

<strong>und</strong> -visualisierung erläutert.<br />

Die SMS Eumuco GmbH ist in den Unternehmensbereich Press- <strong>und</strong> Schmiedetechnik<br />

des SMS Verb<strong>und</strong>es integriert <strong>und</strong> gliedert sich in die Produktbereiche Gesenkschmieden,<br />

Ringwalzen, Strangpressen <strong>und</strong> Blankstahlerzeugung. Im Produktbereich<br />

Gesenkschmieden sind die Kompetenzen <strong>für</strong> die Warm- <strong>und</strong><br />

Halbwarmmassivumformung gebündelt (Bild 1).<br />

Bild 1: Kompentenzfelder der SMS Eumuco in der Prozesskette Massivumformung<br />

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Als einer der führenden Komplettanbieter von Massivumformanlagen hat<br />

SMS Eumuco weg-, kraft- <strong>und</strong> energiegeb<strong>und</strong>ene Pressen in allen Baugrößen sowie<br />

die notwendigen Nebenaggregate im Produktprogramm. Eigenentwicklungen in den<br />

Bereichen Transfertechnik, Sprühtechnik sowie Anlagensteuerung <strong>und</strong> -<br />

visualisierung erlauben aufeinander abgestimmte Anlagenkonzepte aus einer Hand.<br />

Die im Hause SMS Eumuco vorhandene Kompetenz in der Technologie- <strong>und</strong><br />

<strong>Verfahren</strong>sauslegung ist eine wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong> den Entwurf <strong>und</strong> die<br />

erfolgreiche Umsetzung dieser Anlagenkonzepte. Unter Einsatz moderner Simulationswerkzeuge<br />

entwickelt SMS Eumuco k<strong>und</strong>enspezifische Umformverfahren <strong>und</strong><br />

erstellt Anlagen- <strong>und</strong> Automatisierungskonzepte. Der vorliegende Beitrag gibt einen<br />

Überblick über aktuelle Entwicklungsaktivitäten der SMS Eumuco in den Kompetenzfeldern<br />

Technologie, Nebenaggregate, Pressen, Sprühtechnik <strong>und</strong> Anlagensteuerung<br />

<strong>und</strong> -visualisierung.<br />

Querwalzen zum Vor- <strong>und</strong> Fertigformen<br />

Ein Beispiel <strong>für</strong> die notwendige Verknüpfung von <strong>Verfahren</strong> <strong>und</strong> Maschine stellt die<br />

neuentwickelte Querwalzenbaureihe QW dar. Das Querwalzverfahren ist zwar prinzipiell<br />

lange bekannt. Es sind jedoch nur wenige Forschungsarbeiten über <strong>Verfahren</strong>sgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> die Auslegung von entsprechenden Werkzeugen öffentlich zugänglich,<br />

z. B. /1/. Daher musste parallel zur Entwicklung des Querwalzaggregates<br />

ein eigenes Auslegungsprogramm geschaffen werden (Bild 2), das im Folgenden<br />

erläutert werden soll.<br />

Bild 2: Querwalz-Prozessauslegung mit Programm der SMS Eumuco<br />

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Zunächst wird die durch das Querwalzen zu erreichende Geometrie definiert. Diese<br />

ergibt sich im Falle eines Fertigteils aus den Fertigteilzeichnungen. Wenn das Querwalzen<br />

als Vorformprozess genutzt werden soll, wird die Vorform durch die Stadienfolge<br />

festgelegt <strong>und</strong> ist somit ein Ergebnis der Umformsimulation. Aus diesen Daten<br />

wird im ersten Schritt die notwendige Geometrie des Ausgangsmaterials abgeleitet.<br />

Nach Festlegung der Walzwerkzeugparameter (Lage der Keilzonen, Größe von Keil-<br />

<strong>und</strong> Schulterwinkeln sowie Werkzeugtemperatur) werden die Geometrie eines ebenen<br />

Querwalzwerkzeuges <strong>und</strong> die Rollkurve des Teils während des Walzprozesses<br />

berechnet. Weiterhin ermittelt das Programm die zu erwartenden Prozessgrößen<br />

Walzkraft, Walzmoment <strong>und</strong> die erforderliche Walzarbeit. Ein Abgleich dieser berechneten<br />

Prozessgrößen mit Messwerten, die in einem Vorformprozess ermittelt<br />

wurden, zeigt eine <strong>für</strong> diese Auslegungen ausreichende Übereinstimmung.<br />

Durch die Variation der o. g. Werkzeugparameter kann der Konstrukteur den Einfluss<br />

der Werkzeuggestaltung auf den Querwalzprozess bestimmen <strong>und</strong> die optimale<br />

Werkzeugkontur festlegen. Mit den berechneten Geometriedaten kann das Querwalzwerkzeug<br />

auf einem 3D-CAD-System konstruiert <strong>und</strong> anhand des Erfahrungswissens<br />

des Konstrukteurs detailliert werden.<br />

Die erste durch SMS Eumuco gelieferte Querwalze wird als Vorformaggregat innerhalb<br />

einer Pleuelschmiedeanlage zum Schmieden von Doppelpleueln eingesetzt<br />

(Bild 3 links).<br />

Die Maschine wurde als Doppel-Querwalze mit zwei parallel geschalteten <strong>Maschinen</strong>modulen<br />

ausgeführt. Die Module arbeiten um 180° versetzt im Durchlaufbetrieb<br />

mit einer Drehzahl von 15 min-1. Der nachfolgenden Presse werden damit im 2-sec-<br />

Takt Querwalzrohlinge zur Verfügung gestellt, womit eine Produktionsleistung von<br />

3600 Einzelpleuel/h erreicht wird /2/.<br />

Auf Basis der Erfahrungen mit dieser Maschine wurde eine durchlaufende Querwalze<br />

entwickelt, die sowohl als Vorform- wie auch als Fertigformaggregat einsetzbar ist<br />

(Bild 3 rechts).<br />

Unter Beibehaltung des bestehenden <strong>und</strong> bewährten <strong>Maschinen</strong>- <strong>und</strong> Antriebskonzeptes<br />

mit gemeinsam angetriebenen, nebeneinander angeordneten Walzen, zeichnet<br />

sich die Maschine gegenüber der Erstausführung durch folgende Punkte aus:<br />

• Zur Reduzierung der Werkzeugwechselzeit wurde eine Spannvorrichtung integriert,<br />

die den Werkzeugträger nach dem Aufsetzen auf die Welle mechanisch spannt <strong>und</strong><br />

vor einem Werkzeugwechsel löst.<br />

• Flexibilität durch verschiedene Lösungen <strong>für</strong> Zu- <strong>und</strong> Abführung der Roh- <strong>und</strong> der<br />

Walzteile.<br />

Eine weitere Maschine mit einem Walzmodul <strong>und</strong> einem Walzendurchmesser von<br />

850 mm (QW850) <strong>für</strong> die Herstellung von Vorformen <strong>für</strong> LKW-Pleuel befindet sich<br />

derzeit in der Inbetriebnahme.<br />

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Bild 3: Realisierte Querwalze QW 850-2 <strong>und</strong> Baureihenkonstruktion<br />

Weggeb<strong>und</strong>ene Umformpressen<br />

Aus dem umfangreichen Angebot mechanischer Pressen der SMS Eumuco werden<br />

vor allem Exzenter- <strong>und</strong> Keilpressen nachgefragt. Die Exzenterpresse Bauart MP<br />

orientiert sich in Bezug auf Einbauraum sowie der flexiblen Wahl verschiedener<br />

Ausstattungsmerkmale wie Ausstoßersysteme, Hub <strong>und</strong> Schließhöhen an den<br />

Anforderungen, die an Pressen zur automatisierten Herstellung anspruchsvoller<br />

Schmiedeteile gestellt werden. Bei noch höheren Anforderungen an die <strong>Maschinen</strong>steifigkeit<br />

insbesondere auch in vorne-hinten-Richtung stehen die Keilpressen<br />

Bauart KP zur Verfügung.<br />

Antriebskonzepte <strong>für</strong> automatisierte mechanische Pressen<br />

Bei automatisierten Schmiedeanlagen muss einerseits während der Umformung<br />

durch eine ausreichend hohe Stößelgeschwindigkeit eine kurze Druckberührzeit erreicht<br />

werden, um den Temperatureintrag in die Gesenke zu minimieren. Andererseits<br />

muss in der übrigen Zeit ein <strong>für</strong> den Teiletransfer sowie die Gesenkpflege ausreichendes<br />

Zeitfenster zur Verfügung stehen.<br />

Wenn aufgr<strong>und</strong> dieser Forderung ein durchlaufender Betrieb der Exzenter- oder<br />

Keilpressen nicht mehr realisierbar ist, kann SMS Eumuco zwei Lösungen anbieten.<br />

Eine Möglichkeit ist der Einsatz des patentierten Antriebs, der durch ein mechanisches<br />

Getriebe die Stößelgeschwindigkeit im Bereich des oberen Totpunktes gegenüber<br />

einem Kurbeltrieb herabsetzt <strong>und</strong> somit das Transferzeitfenster verlängert.<br />

Um jedoch eine vollständige Entkopplung der Druckberührzeit von der der Taktzeit<br />

<strong>und</strong> damit von der Dauer der Transferzeit zu erreichen, wurden von SMS Eumuco<br />

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Kupplungs- /Bremskombinationen entwickelt, die den Schaltbetrieb der Pressen erlauben.<br />

Da die Drehzahl des Hauptantriebs bei dieser Betriebsart unabhängig von<br />

der eingestellten Taktzeit stets gleich bleibt, wird auch die Druckberührzeit nicht<br />

durch eine Veränderung des Pressentaktes beeinflusst.<br />

Für Pressen mit Nennkräften bis 31,5 MN (3150 to) steht ein patentiertes hydraulisches<br />

Kupplungs-/Bremssystem mit nasslaufenden Kupplungslamellen zur Verfügung.<br />

Dieses lässt einen geräusch- <strong>und</strong> verschleißarmen Betrieb mit über 30 Hüben/min<br />

zu.<br />

Bei Pressen größerer Nennkraft musste bisher wegen der größeren zu übertragenden<br />

Drehmomente auf trockenlaufende Reibklotzkupplungen zurückgegriffen werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der schlechteren Wärmeabfuhr der beim Ein- <strong>und</strong> Auskuppeln entstehende<br />

Reibarbeit ist die Hubzahl dieser Systeme jedoch begrenzt.<br />

Von SMS Eumuco wurde daher eine Kupplungseinheit entwickelt, die die Vorteile<br />

einer nasslaufenden Kupplung beim Anfahren mit denen einer trockenlaufenden<br />

Kupplung zur Drehmomentübertragung kombiniert. Die Funktionsweise dieser Kupplung<br />

ist in Bild 4 dargestellt.<br />

Bild 4: Kupplungseinheit <strong>für</strong> Exzenter- <strong>und</strong> Keilpressen<br />

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Nach dem Auslösen eines Pressenhubs wird zunächst die nasslaufende Lamellenkupplung<br />

geschlossen, um die Exzenterwelle <strong>und</strong> den Stößel zu beschleunigen.<br />

Die in dieser Beschleunigungsphase entstehende Reibarbeit kann in bewährter Weise<br />

durch das Kühlöl abgeführt werden. Erst nachdem Antrieb <strong>und</strong> Exzenterwelle die<br />

gleiche Drehzahl erreicht haben, wird die trockenlaufende Reibklotzkupplung geschlossen.<br />

Über diese wird das während der Umformung notwendige Drehmoment<br />

übertragen. Da die trockenlaufende Hauptkupplung somit ausschließlich schlupffrei<br />

betrieben wird, ist ein sehr verschleiß- <strong>und</strong> damit wartungsarmer Betrieb des Gesamtsystems<br />

zu erwarten. Das neue Kupplungssystem wurde erstmalig in einer Exzenterpresse<br />

mit einer Nennkraft von 45 MN (4500 to) eingesetzt.<br />

Neuentwicklung der Exzenterbaureihe EP<br />

Die Schmiedeindustrie steht unter einem stetig zunehmenden Kostendruck seitens<br />

ihrer K<strong>und</strong>en. Da die <strong>Maschinen</strong>kosten einen erheblichen Anteil an den Teilekosten<br />

darstellen, ist die optimierte Auswahl der Schmiedeaggregate <strong>für</strong> das zu fertigende<br />

Teilespektrum ein wesentlicher Ansatzpunkt.<br />

Ausgangspunkt der Entwicklung war der Wunsch der K<strong>und</strong>en nach einer universell<br />

einsetzbaren Presse, die die bekannten Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Lebensdauer,<br />

Steifigkeit <strong>und</strong> Geometrie mitbringt.<br />

SMS Eumuco hat daher eine Analyse verschiedener Standard-Schmiedeteile durchgeführt.<br />

Hierbei hat sich gezeigt, dass die große Flexibilität der bisherigen Exzenterpressenbaureihe<br />

MP in Bezug auf technische Eigenschaften <strong>und</strong> Ausstattungsvarianten<br />

<strong>für</strong> die Herstellung dieser Teile oftmals nicht notwendig ist.<br />

Durch die konsequente Modularisierung der Baugruppen <strong>und</strong> die Beschränkung der<br />

wählbaren Zusatzkomponenten werden Konstruktions-, Fertigungs- <strong>und</strong> Montageaufwand<br />

deutlich verringert. Der K<strong>und</strong>e profitiert hiervon durch kürzere Lieferzeiten<br />

<strong>und</strong> reduzierte Investitionskosten. Die <strong>für</strong> den Betrieb wesentlichen Eigenschaften<br />

wie z. B. Werkzeugeinbauraum <strong>und</strong> Stößelhub bleiben gegenüber der bewährten<br />

MP-Baureihe unverändert.<br />

Bei der Entscheidung <strong>für</strong> die modulare Ständerkonstruktion hat man Anleihen aus<br />

dem Walzwerksbau genommen. R<strong>und</strong>e Säulen unterstützen die Optimierung der<br />

Materialverteilung. Der Anspruch, eine hohe Steifigkeit bei verringertem Gewicht zu<br />

erreichen, wurde durch die Berechnung verschiedener Lagerungen geprüft <strong>und</strong> in<br />

der FEMSimulation als effektivste Lösung herausgearbeitet: zwei Druckstangen mit<br />

geringem Abstand zu den Pressensäulen gewährleisten eine exzellente außermittige<br />

Belastbarkeit <strong>und</strong> minimieren Kantenpressung in den Hauptlagern.<br />

Die modern <strong>und</strong> gelungen konzipierte Einhausung der Baureihe EP in Modulbauweise<br />

bietet dem Pressenbetreiber einige praktische Vorteile.<br />

Die Einhausung, als selbsttragende Konstruktion direkt auf dem F<strong>und</strong>ament befestigt,<br />

dient dem Berührungs- <strong>und</strong> Schallschutz. Die lärmmindernde Wirkung wurde<br />

mittels modernster Messtechnik auf technisch höchstes Niveau gehoben. Besonderes<br />

Augenmerk bei der Neugestaltung wurde auf Wartungsbelange der Pressenbetreiber<br />

gelegt.<br />

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Die ecopress (EP) (Bild 5) steht jetzt in den Baugrößen von 630 t bis 3150 t in neuem<br />

Design <strong>und</strong> mit höchster Leistungsfähigkeit zur Verfügung. Bereits vier Aufträge hat<br />

ein namhafter deutscher K<strong>und</strong>e erteilt - eine wurde bereits ausgeliefert.<br />

Bild 5: Exzenterpressen-Baureihe am Beispiel EP 2500 (25 MN)<br />

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Spindelpressen mit elektrischem Direktantrieb SPE<br />

Im Bereich energiegeb<strong>und</strong>ener Pressen wurden von SMS Eumuco in der Vergangenheit<br />

Spindelpressen verschiedener Bauformen mit Spindeldurchmessern von bis<br />

zu 1180 mm <strong>und</strong> Nennkräften bis 140 MN (14.000 to) geliefert. Die aktuelle Baureihe<br />

Kupplungsspindelpressen SPKA ist seit Jahren am Markt etabliert <strong>und</strong> <strong>für</strong> Nennkräfte<br />

bis 224 MN (Spindeldurchmesser 1320 mm) realisiert worden. Aufgr<strong>und</strong> ihres Aufbaus<br />

mit einem umlaufendem Schwungrad, das über eine Kupplung mit der Spindel<br />

verb<strong>und</strong>en wird, sind diese Pressen insbesondere <strong>für</strong> <strong>Umformprozesse</strong> geeignet, die<br />

eine hohe Umformenergie erfordern.<br />

Für die Umformung flacher Teile, bei denen hohe Spitzenkräfte bei geringen Umformwegen<br />

<strong>und</strong> damit kleinerer Umformenergie auftreten, wurde von SMS Eumuco<br />

als Ergänzung der bisherigen <strong>Maschinen</strong>palette die Spindelpresse mit elektrischem<br />

Direktantrieb SPE entwickelt (Bild 6).<br />

Der Antrieb dieser Maschine basiert auf einem Synchronmotor, dessen mit Permanentmagneten<br />

bestückter Rotor direkt auf der Spindel befestigt ist. Bei Synchronmotoren<br />

tritt anders als bei anderen Motorbauformen eine nur geringe Erwärmung des<br />

Rotors auf. Da zudem die im Stator entstehende Wärme sehr effizient über eine<br />

Wasserkühlung abgeführt werden kann, ist kein zusätzlicher Lüfter auf der Maschine<br />

notwendig.<br />

Die Spindelpresse der Baureihe SPE verfügt über einen im Vergleich zu anderen<br />

Spindelpressenbauarten sehr steifen Monoblockständer. Die hieraus resultierende<br />

geringe Auffederung führt zu einer Verkürzung der Druckberührzeit. Die steife Ständerbauform<br />

konnte realisiert werden, da die Maschine über eine hydraulische Überlastsicherung<br />

verfügt. Wenn der Druck in dieser Sicherung einen voreingestellten<br />

Wert überschreitet, wird die Maschine in vertikaler Richtung über ein schnellschaltendes<br />

Ventil entlastet <strong>und</strong> die Maschine vor einer Beschädigung geschützt.<br />

Bild 6: Funktionsprinzip der Spindelpresse mit elektrischem Direktantrieb<br />

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Gegenüber anderen Lösungen hat der elektrische Direktantrieb in Verbindung mit<br />

dieser hydraulischen Überlastsicherung den Vorteil, dass die Maschine bei hohen<br />

Umformkräften eine höhere Energieausnutzung zulässt. Durch das Fehlen mechanischer<br />

Teile wie Bandagen bei Reibradspindelpressen oder Reibklötzen in Kupplungsspindelpressen<br />

gibt es keine mechanischen Verschleißteile.<br />

Sprühtechnik<br />

Das Sprühsystem einer Gesenkschmiedeanlage besitzt die Aufgabe, die Gesenke<br />

nach der Umformung von Z<strong>und</strong>er zu befreien, die Gesenkoberfläche auf die Werkzeuggr<strong>und</strong>temperatur<br />

herabzukühlen. Weiterhin muss eine Schmierstoffschicht<br />

aufgetragen sowie die ggf. nach dem Sprühen vor allem in den Untergesenken<br />

verbleibende Restfeuchtigkeit ausgeblasen werden.<br />

Bei schnelllaufenden Umformanlagen steht hier<strong>für</strong> insgesamt nur ein Zeitfenster von<br />

weniger als 0,4 sec zur Verfügung. Gleichzeitig werden jedoch bei diesen Anlagen<br />

Prozesssicherheit <strong>und</strong> -wirtschaftlichkeit wesentlich durch die Qualität des installierten<br />

Sprühsystems beeinflusst. Eine auf die thermische Belastung des Gesenkes optimal<br />

abgestimmte Sprühmengenverteilung verhindert übermäßigen Verschleiß oder<br />

unzulässigen Z<strong>und</strong>eraufbau <strong>und</strong> führt somit zu einer verlängerten Gesenkstandzeit.<br />

Wirtschaftlich immer wichtiger wird jedoch auch eine Minimierung der spezifischen<br />

Sprühmittelmenge je Teil, da die Beschaffung <strong>und</strong> vor allem auch die Entsorgung<br />

bzw. Aufbereitung der anfallenden Sprühmittelreste einen zunehmenden Anteil an<br />

den Stückkosten verursachen. Frühere hauseigene Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass die Gesenkkühlung am effektivsten mit einem Gemisch aus Wasser <strong>und</strong> Druckluft<br />

erfolgt, das durch Düsen zerstäubt wird. Bei den bisher vorwiegend eingesetzten<br />

Sprühsystemen wird dieses Gemisch bereits vor dem Eintritt in den Sprühkopf erzeugt<br />

<strong>und</strong> dann zu den Einzeldüsen geleitet. Das Strömungsverhalten solcher Gemische<br />

ist – anders als das Verhalten reiner Wasser- oder Luftströmungen – nicht ausreichend<br />

durch Berechnungen <strong>und</strong> Simulationen vorhersagbar. Die Folge ist häufig<br />

eine nicht optimal an den Umformprozess angepasste Verteilung des Sprühmittels im<br />

Gesenk.<br />

Der Lösungsweg, Druckluft <strong>und</strong> Sprühmittel getrennt bis zu den Düsen zu führen <strong>und</strong><br />

dort erst während der Zerstäubung zu mischen, konnte bisher nicht immer realisiert<br />

werden. Auf dem Markt waren keine Zweistoffdüsen erhältlich, mit denen die <strong>für</strong><br />

Sprühköpfe in automatisierten Anlagen bestehenden Bauraumbegrenzungen eingehalten<br />

werden konnten. Im Schmiedebereich eingesetzte Düsensysteme müssen<br />

außerdem unanfällig gegenüber Verstopfungen sein <strong>und</strong> eine leichte Wartbarkeit<br />

durch einfachen Aufbau aufweisen.<br />

Es wurde daher in Zusammenarbeit mit einer Hochschule eine diesen Randbedingungen<br />

angepasste Bauform einer Zweistoffdüse entwickelt <strong>und</strong> eine auf diese Düsen<br />

abgestimmte Sprühanlage konzipiert. Der Sprühkopf wurde dabei so modular<br />

aufgebaut, dass je nach Prozessanforderung auch eine getrennte gruppenweise Ansteuerung<br />

der Düsen möglich wird. Hiermit kann die Sprühmittelmenge an den Temperatureintrag<br />

in den verschiedenen Gesenkzonen angepasst werden (Bild 7).<br />

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Bild 7: Gegenüberstellung von bisherigem <strong>und</strong> neuem Sprühkonzept<br />

Nach einer ausführlichen Erprobung des Systems auf einem hauseigenen Versuchsstand<br />

wurde die bestehende Sprühanlage an der roboterautomatisierten Exzenterpresse<br />

umgerüstet (Bild 8). Neben dem Austausch des eigentlichen Sprühkopfes<br />

war hierzu lediglich die Neuinstallation einer Sprühmittelpumpe notwendig. Die übrigen<br />

Komponenten wie Sprühmanipulator aber auch Luft- <strong>und</strong> Sprühmittelventile<br />

konnten beibehalten werden.<br />

Bild 8: Einsatz des Sprühkopfes mit Zweistoffdüsen<br />

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Die ersten durchgeführten Versuchsschmiedungen zeigen, dass sich mit dem Zweistoffsprühkopf<br />

<strong>für</strong> den betrachteten Umformprozess ein offensichtlich optimiertes<br />

Sprühbild einstellt. Es wurde eine gleichmäßigere Benetzung des Gesenks bei deutlich<br />

verkürzten Sprühzeiten festgestellt. Die gezieltere Aufbringung des Sprühmittels<br />

zeigte sich durch eine Verringerung des Sprühmittelverbrauchs <strong>und</strong> durch die geringere<br />

Verschmutzung des Werkzeugeinbauraums.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der geringen Anzahl von Gesenken, die bisher mit dem Zweistoffsprühkopf<br />

abgeschmiedet wurden, kann eine abschließende Bewertung des Verschleißverhaltens<br />

noch nicht erfolgen. Die ersten Ergebnisse deuten jedoch bei ansonsten unveränderten<br />

Versuchsparametern auf eine deutliche Verringerung der Verschleißrate<br />

hin. Diese Tendenz soll durch weitere Versuchsreihen abgesichert werden.<br />

Anlagen- <strong>und</strong> Prozessvisualisierung<br />

Durch den Betrieb automatisierter Anlagen können sich <strong>für</strong> den Schmiedebetreiber<br />

Vorteile hinsichtlich höherer Prozesssicherheit <strong>und</strong> vor allem gesteigerter Produktivität<br />

ergeben. Um die hierzu notwendige hohe Anlagenverfügbarkeit zu gewährleisten,<br />

muss der Bediener durch die Anlagen- <strong>und</strong> Prozessvisualisierung dabei unterstützt<br />

werden, Abweichungen <strong>und</strong> Störungen schnell zu erkennen <strong>und</strong> Fehlerursachen zu<br />

beheben.<br />

Die Anlagenvisualisierung muss weiterhin in der Lage sein, die <strong>für</strong> Verfügbarkeitsanalysen<br />

relevanten Daten wie z.B. Teileausstoß oder Störungs- <strong>und</strong> Unterbrechungshäufigkeiten<br />

in komprimierter Form zur Verfügung zu stellen.<br />

Von SMS Eumuco GmbH wurde hier<strong>für</strong> das Anlagen- <strong>und</strong> Prozessvisualisierungssystem<br />

PICOS++_ (Bild 9) entwickelt, das im Folgenden vorgestellt werden soll /3/.<br />

Anlagen - SPS<br />

Bild 9: Anlagen- <strong>und</strong> Prozessvisualisierungssystem PICOS++_<br />

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PICOS++_ ist ein modular aufgebautes, datenbankbasiertes Programmpaket, das<br />

auf einem robusten Industrie-PC betrieben wird <strong>und</strong> auf der Basis von Standardindustriesoftware<br />

erstellt wurde. Dies hat den Vorteil, dass k<strong>und</strong>enspezifische<br />

Änderungen <strong>und</strong> Erweiterungen schnell eingebracht werden können. PICOS++®<br />

wird über eine Profibus-Schnittstelle in die Steuerung der Schmiedelinie eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Somit wird es möglich, auf sämtliche Steuerungssignale der Anlagen- <strong>und</strong> der<br />

Einzelmaschinen-SPS sowie die an der Anlage befindlichen Sensoren <strong>und</strong> Aktoren<br />

zurückzugreifen.<br />

Das System basiert auf fünf wesentlichen Hauptfunktionen:<br />

1. Prozess- <strong>und</strong> Anlagenvisualisierung<br />

Ein moderner Produktionsprozess erfordert die Dokumentation einer Vielzahl von<br />

Daten der laufenden Produktion. Die Aufzeichnung, Auswertung <strong>und</strong> bedienergerechte<br />

Darstellung dieser Prozessinformationen ist eine wesentliche Säule von PI-<br />

COS++. Prozessgrößen wie Gewichte, Temperaturen, Stückzahlen werden automatisch<br />

erfasst, gespeichert <strong>und</strong> ausgewertet. Weiterhin werden <strong>Maschinen</strong>größen wie<br />

Belastungen (Press- <strong>und</strong> Auswerferkräfte, Drehmomente), Drehzahlen oder Temperaturen<br />

erfasst <strong>und</strong> archiviert.<br />

2. Reportsystem<br />

Das Reportsystem verdichtet die vorliegenden Mess- <strong>und</strong> Einstellungswerte zu Auswertungen<br />

wie z. B. Temperatur- <strong>und</strong> Kraftverläufen, Alarmstatistiken oder Schichtauswertungen.<br />

Neben der numerischen Darstellung können alle Werte als Diagramm<br />

dargestellt werden, um einen schnellen Überblick über Trendentwicklungen zu bekommen.<br />

Alle Werte können zur Weiterverarbeitung z.B. in beim Anwender vorhandene<br />

Betriebsdatenerfassungssysteme exportiert werden.<br />

3. Auftrags- <strong>und</strong> Rezeptdatenverwaltung<br />

PICOS++ erlaubt dem Anwender, alle <strong>für</strong> den Produktionsprozess relevanten Einstelldaten<br />

als Rezept festzulegen, zu bearbeiten, zu speichern <strong>und</strong> zu exportieren.<br />

Somit können produktspezifische Voraussetzungen, die sich als optimal erwiesen<br />

haben‚ auf Knopfdruck‘ jederzeit wieder hergestellt werden.<br />

4. Fehlerinformationssystem <strong>und</strong> Wartungsmodul<br />

Das Fehlerinformationssystem unterstützt den Anlagenbetreiber bei der Fehlersuche,<br />

indem es ausgehend von einer zuvor angewählten Störungsmeldung eine Verknüpfung<br />

zu Dokumentationen <strong>und</strong> Elektroschaltplänen herstellt.<br />

PICOS++ fördert weiterhin die Einhaltung der vorgeschriebenen Wartungsarbeiten<br />

dadurch, dass die notwendigen Unterlagen wie <strong>Maschinen</strong>dokumentationen, Wartungs-<br />

<strong>und</strong> Schmierpläne innerhalb des Programmpakets zur Verfügung gestellt werden.<br />

Durch die Kopplung mit den Betriebsst<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Lastzählern der <strong>Maschinen</strong><br />

besteht die Möglichkeit, auf anstehende Wartungs- <strong>und</strong> Instandhaltungsarbeiten automatisch<br />

hinzuweisen. Damit können notwendige Stillstandszeiten besser in die<br />

Produktionsplanung eingebracht werden.<br />

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5. Tele-Service<br />

Durch das in PICOS++ optional integrierte Tele-Service Modul besteht <strong>für</strong> den Anlagenbetreiber<br />

die Möglichkeit, bei der Behebung von Störungen auf die Erfahrungen<br />

des Anlagenherstellers zurückzugreifen. Hierzu können bei Bedarf mit dem Anlagenbetreiber<br />

festgelegte Daten wie z. B. Störungsmeldungen online übertragen werden,<br />

so dass ein exaktes Prozessabbild zur Fehleranalyse vorliegt. Weiterhin können<br />

durch die bidirektionale Schnittstelle neue Steuerungsfunktionen sehr einfach in<br />

die Schmiedelinie integriert werden.<br />

PICOS++ ist bereits in verschiedenen Ausbaustufen bei mehreren K<strong>und</strong>en der SMS<br />

Eumuco GmbH im Einsatz. Hervorgehoben wird von den Anwendern insbesondere<br />

der einfache <strong>und</strong> logische Aufbau der Bildschirmmasken mit den unterschiedlichen<br />

Informationsebenen. Es hat sich gezeigt, dass der wirtschaftliche Nutzen des Systems<br />

durch seine einfache Erlernbarkeit bereits nach kurzer Einarbeitungsphase erkennbar<br />

wird.<br />

Zusammenfassung<br />

Als einer der führenden Komplettanbieter von Massivumformanlagen hat die SMS<br />

Eumuco GmbH Pressen in allen Baugrößen sowie die notwendigen Nebenaggregate<br />

im Produktprogramm. Durch die im Hause vorhandene Technologie- <strong>und</strong><br />

<strong>Verfahren</strong>skompetenz sowie durch Eigenentwicklungen in den Bereichen Transfertechnik,<br />

Sprühtechnik sowie Anlagensteuerung <strong>und</strong> -visualisierung ist SMS Eumuco<br />

in der Lage, optimal auf die K<strong>und</strong>enanforderungen abgestimmte Anlagenkonzepte<br />

aus einer Hand anzubieten. In diesem Beitrag wurden hierzu ausgewählte Beispiele<br />

vorgestellt.<br />

• Die enge Verzahnung von <strong>Verfahren</strong>sauslegung <strong>und</strong> <strong>Maschinen</strong>entwicklung wurde<br />

am Beispiel des Querwalzens dargelegt.<br />

• Ein Beispiel <strong>für</strong> aktuelle Entwicklungen im Bereich mechanischer Pressen ist eine<br />

Kupplungskombination, die eine Hubzahlerhöhung bei Pressen größerer Nennkraft<br />

erlaubt. Eine neue Exzenterpressenbaureihe greift außerdem den Wunsch der<br />

K<strong>und</strong>en nach einer auf die Herstellung von Standard-Schmiedeteilen abgestimmten<br />

<strong>Maschinen</strong>reihe auf.<br />

• Für die Umformung flacher Teile, bei denen hohe Spitzenkräfte bei geringen<br />

Umformwegen <strong>und</strong> damit kleinerer Umformenergie auftreten, wurde eine Spindelpresse<br />

mit elektrischem Direktantrieb entwickelt.<br />

• Ein neues Sprühsystem ist mit seiner hohen Dynamik auf die Anforderungen<br />

schnelllaufender <strong>Umformprozesse</strong> abgestimmt <strong>und</strong> verspricht durch eine zielgerichtete<br />

Sprühmittelverteilung wirtschaftliche Vorteile.<br />

• Eine von SMS Eumuco entwickelte Prozess- <strong>und</strong> Anlagenvisualisierung kann die<br />

Betreiber unterstützen, eine höhere Anlagenverfügbarkeit zu erreichen.<br />

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Literatur<br />

/1/ Kaul, W.: Beitrag zur <strong>Verfahren</strong>sentwicklung Querwalzen mit geradlinig bewegten<br />

keilförmigen Werkzeugen. Dissertation Ingenieurhochschule Zwickau 1985<br />

/2/ Vest, R., Lüdenbach, B.: Gegenüberstellung der <strong>Verfahren</strong>s- <strong>und</strong> Anlagentechnik<br />

zur Herstellung von pulver- <strong>und</strong> stahlgeschmiedeten Bauteilen <strong>und</strong> deren wirtschaftliche<br />

Bedeutung. Tagungsband 17. Umformtechnisches Kolloquium Hannover<br />

(27.- 28.2.2002), S. 209-222<br />

/3/ Gober, N.: Prozessvisualisierung an Gesenkschmiedeanlagen. Umformtechnik 38<br />

(2004), H. 3, S. 36-38<br />

/4/ Gober, N., Schaprian, M.: <strong>Maschinen</strong> <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong> <strong>für</strong> <strong>fortschrittliche</strong><br />

<strong>Umformprozesse</strong>. Tagungsband 18. Umformtechnisches Kolloquium Hannover<br />

(02 - 03.03.2005), S. 73 - 85<br />

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Infostelle Industrieverband Massivumformung e. V.<br />

orders@metalform.de, Tel. +49 2331 958828, Hagen, 23. August 2006 ho/DBO<br />

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