4 Die Bindemittel der Anstrichstoffe - Christiani
4 Die Bindemittel der Anstrichstoffe - Christiani
4 Die Bindemittel der Anstrichstoffe - Christiani
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4.2 Kalk – Kalkfarben<br />
Kalk wird aus Kalkstein hergestellt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Natur<br />
in großen Mengen vorkommt. So bestehen<br />
ganze Gebirgszüge aus Kalkstein. Je nach Lagerstätten<br />
und Zusammensetzung unterscheidet man<br />
z. B. Kalkspat, Kreide, Dolomit, Marmor und Muschelkalk.<br />
Dabei ist Kreide eine beson<strong>der</strong>s reine<br />
Form des Kalksteins. Chemisch besteht Kalkstein<br />
aus Calciumcarbonat [CaCO 3].<br />
Um Kalk als <strong>Bindemittel</strong> nutzen zu können, ist ein<br />
chemischer Umwandlungsprozess des Kalksteins<br />
notwendig.<br />
4.2.1 Herstellung von Kalk<br />
1. Brennen: Der gebrochene Kalkstein wird bei ca.<br />
1000 °C gebrannt, wobei ca. 40 % Kohlendioxid<br />
[CO2] freigesetzt werden. Zurück bleibt <strong>der</strong> aus Calciumoxid<br />
[CO] bestehende Branntkalk.<br />
2. Löschen: Der Branntkalk wird mit Wasser gelöscht.<br />
Dabei verbindet sich das Wasser mit dem<br />
gebrannten Kalk. Unter großer Hitzeentwicklung<br />
entsteht gelöschter Kalk bzw. Calciumhydroxid<br />
[Ca(OH) 2]. Gelöschter Kalk dient im Baukalk für<br />
Mörtel, Putze und Kalkfarben als <strong>Bindemittel</strong>.<br />
4.2.2 Baukalk<br />
Nach <strong>der</strong> Erhärtung unterscheidet man zwei Sorten:<br />
1. Luftkalk: Der gelöschte Kalk erhärtet durch Aufnahme<br />
von Kohlendioxid [CO2] aus <strong>der</strong> Luft und<br />
bildet dabei Kalkstein. <strong>Die</strong>ser Vorgang wird als Carbonatisierung<br />
bezeichnet.<br />
2. Hydraulischer Kalk: Er erhärtet ebenso durch<br />
Aufnahme von Kohlendioxid [CO 2]. Gleichzeitig<br />
wird das enthaltene Wasser durch Kristallbildung<br />
gebunden. <strong>Die</strong>s hat zur Folge, dass hydraulischer<br />
Kalk unter Wasser erhärtet und eine größere Härte<br />
und Festigkeit erreicht als Luftkalk.<br />
Baukalk wird meist pulverförmig geliefert. Papiersäcke<br />
tragen nach DIN 1060 folgende Angaben:<br />
64<br />
4 <strong>Die</strong> <strong>Bindemittel</strong> <strong>der</strong> <strong>Anstrichstoffe</strong><br />
Gütezeichen<br />
Baukalk<br />
Papiersäcke mit hydraulischem Kalk sind<br />
mit schwarzen Streifen gekennzeichnet.<br />
Luftkalk keine Streifen<br />
Wasserkalk 1 schwarzer Streifen<br />
Hydraulischer Kalk 2 schwarze Streifen<br />
Hochhydraulischer Kalk 3 schwarze Streifen<br />
weitere Angaben: Bezeichnung <strong>der</strong> Kalksorte nach Handelsform<br />
Gewicht<br />
Verarbeitungsvorschrift<br />
Markenzeichen,<br />
Hersteller und Ort<br />
Gütezeichen und Normüberwachung<br />
CO 2<br />
gebrannter Kalk<br />
CaO<br />
Calciumoxid<br />
Kalkstein<br />
CaCO 3<br />
Calciumcarbonat<br />
Der Kreislauf des Kalkes<br />
Carbonatisierung<br />
Bildung von CaCO3 Aufnahme Abgabe<br />
von CO2 von H2O gelöschter Kalk<br />
Ca(OH) 2<br />
Calciumhydroxid<br />
4.2.3 Kalkfarbe<br />
Zur Herstellung von Kalkfarbe wird Kalk in Wasser<br />
gelöst. <strong>Die</strong> verdünnte Kalklauge dient als Anstrichmittel<br />
für kalk- und zementhaltige Untergründe.<br />
Durch mehrere Anstriche lassen sich deckende<br />
Flächen erzielen. <strong>Die</strong> Kalklauge bildet nach dem Erhärten<br />
eine weißmatte Beschichtung. Hierzu wird<br />
keine Pigmentierung benötigt. <strong>Die</strong> sich bei <strong>der</strong> Carbonatisierung<br />
bildende Sinterhaut ist in <strong>der</strong> Lage,<br />
maximal 5 Prozent kalkechte Buntpigmente zu binden.<br />
Es können daher nur zarte, helle Anstriche erzielt<br />
werden.<br />
Kräftige Farbtöne lassen sich mit Kalkfarbe nicht<br />
herstellen.<br />
Damit sich die Kalkfarbe gut mit dem Untergrund<br />
verbinden kann, muss dieser vor dem Anstrich<br />
gründlich mit einem Hochdruckreinigungsgerät<br />
bzw. mit Wurzel- o<strong>der</strong> Drahtbürste gereinigt werden.<br />
Zur Verhin<strong>der</strong>ung von Farbflecken und Rän<strong>der</strong>n<br />
werden ausgebesserte Putzstellen und Salzausblühungen<br />
zuvor fluatiert.<br />
Der Anstrich kann mit <strong>der</strong> Bürste im Kreuzverband,<br />
mit dem Kalksprühgerät o<strong>der</strong> mit dem Airlessgerät<br />
in mehreren Schichten aufgetragen werden.<br />
Damit die Carbonatisierung möglichst lange anhält,<br />
muss <strong>der</strong> Untergrund vor dem Anstrich gut<br />
angefeuchtet werden. Im Außenbereich eignet<br />
sich daher beson<strong>der</strong>s kühles feuchtes Wetter für<br />
die Beschichtung mit Kalkfarbe.