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COMPLEX - Visus Technology Transfer GmbH

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<strong>COMPLEX</strong> | IT-SICHERHEIT<br />

ALARM IM KLINIKNETZ Viele Systeme in einem Krankenhaus fallen<br />

wegen ihrer Funktion unter das Medizinproduktegesetz. Deshalb dürfen IT-Mitarbeiter nicht ohne<br />

Weiteres Patches aufschließen, um Sicherheitslücken zu schließen. Auswege aus diesem Dilemma<br />

bietet der neue Prozessstandard ISO/IEC 80001, der das Abdichten dieser Systeme beschreibt.<br />

InKärnten warder Wurm drin. Anfang<br />

desJahres legte das Schadprogramm<br />

Confickerzuerst Teile der<br />

Verwaltung, danach mehrere<br />

Krankenhäuser lahm. Nach Schätzungen<br />

vonExperten infizierte Conficker<br />

bis zu 3000 Computer in den Spitälern<br />

Kärntens. Dabei umging der<br />

Computerwurm offenbar die Firewall,<br />

mit der sichKliniken<br />

gegen Gefahren aus<br />

Der Wurm gelangte über dem Internet schützen.<br />

einen USB-Stick ins Ausgangspunkt der Infektion<br />

warvermutlich<br />

Kärntner Kliniknetz. Die<br />

ein USB-Stick, über<br />

krankenhauseigene den der Wurm direkt<br />

Firewall hätte ihn nicht auf einen PC gelangte.<br />

durchgelassen. Confickernutzte eine<br />

„kritische“ Sicherheitslücke<br />

in Windows aus,<br />

für die Microsoft bereits seit Herbst letzten<br />

Jahres einen außerordentlichen Software-Patchzur<br />

Verfügung stellt. Für den<br />

Softwarehersteller ist eine kritische Lückeeine<br />

„Schwachstelle, die für die Verbreitung<br />

eines Internet-Wurms ausgenützt<br />

werden kann, ohne dass hierfür<br />

spezielle Aktionen des Benutzers erforderlichsind“.<br />

Das bedeutet, dass eine Infektion<br />

ohne ein Fehlverhalten des Nutzers<br />

erfolgen kann, weil das System<br />

allein durchdas Fehlen des Patches verwundbar<br />

ist.<br />

Ein Internet-Wurm ist ein Schadprogramm,<br />

das sichmit hoher Virulenz in<br />

Netzwerken ausbreitet. Würmer wie<br />

Confickergelangen über ein Softwareleckineinen<br />

Computer,laden weiteren<br />

Code nach, replizieren sichund breiten<br />

26 EHEALTHCOM<br />

TEXT: JOCHEN KAISER<br />

sichpausenlos im Intra- und Internet<br />

aus. Für ihre Aktivitäten nutzen die<br />

Schädlinge die Systemressourcen des<br />

Wirtssystems,die oft recht schnell an ihre<br />

Grenzen stoßen und zum Ausfall des<br />

Systems führen. Hat der Wurm keine<br />

weitere Schadfunktion, kommt der Nutzer<br />

meist glimpflichdavon.<br />

Krankenhäuser und Institutionen<br />

des Gesundheitswesens sind solchen Sicherheitslückenineinem<br />

besonderen<br />

Maße ausgesetzt. Die Ursache dafür<br />

klingt paradox: Viele PCs in den Klinikensind<br />

deshalb nicht ausreichend gesichert,<br />

weil sie besonders sicher sein<br />

sollen. Denn viele Systeme in einem<br />

Krankenhaus fallen wegen ihrer Funktion<br />

unter das Medizinproduktegesetz<br />

(MPG). Das bedeutet, dass der Administrator<br />

nicht ohne Weiteres den PC mit<br />

einem Update sichern darf.<br />

EIN MEDIZINPRODUKT ist ein System,<br />

das strengen gesetzlichen Regelungen<br />

unterworfen ist und vorder Zulassung<br />

von einer unabhängigen und<br />

fachlichkompetenten Stelle in einem<br />

Konformitätsverfahren überprüft werden<br />

muss.Zudiesem Zweckwird auf<br />

das Medizinprodukt ein Risikomanagement<br />

angewendet. Dabei gehen die Ingenieure<br />

des Herstellers in der Regel<br />

von einem statischen, geschlossenen<br />

System aus,denn die Risikobewertung<br />

kann nur über eine endliche Anzahl von<br />

Faktoren stattfinden. Diese Statik hasst<br />

alles Neue. Wird ein Medizinprodukt<br />

auf einem PC eingesetzt und sind irgendwann<br />

Software-Updates für das Betriebs-<br />

system notwendig,dann muss das Gesamtsystem<br />

durchden Hersteller neu bewertet<br />

werden, um negativeEinwirkungen<br />

auf das Medizinprodukt –und damit<br />

auf die Patienten –auszuschließen.<br />

Weil dieser Prozess aufwendig ist<br />

und beim Hersteller enorme Kosten verursacht,<br />

findet diese Neubewertung nicht<br />

regelmäßig statt, sondern nur dann,<br />

wenn sie –aus Sicht des Herstellers –<br />

notwendig ist. Allerdings sehen sichnur<br />

die wenigsten Hersteller durchakute Sicherheitswarnungen<br />

veranlasst, eine<br />

Neubewertung vorzunehmen. Das hat<br />

zur Folge, dass viele Systeme nicht auf<br />

einem aktuellen Stand sind. Aufder anderen<br />

Seite haben gerade die Krankenhäuser<br />

einen großen Bedarf an Netzwerkkommunikation<br />

–vor allem dort,<br />

wo eine Kombination aus Medizinprodukt<br />

und IT-Komponente besteht. In<br />

diesem Fall kann der Wunschnacheinem<br />

statischen System nicht mehr aufrechterhalten<br />

werden. Denn das Medizinprodukt<br />

kommuniziert mit anderen<br />

Systemen, tauscht Patienten-IDs und<br />

diagnostische Daten aus.Das Medizinprodukt<br />

ist zusammen mit anderen Komponenten<br />

Teil eines Netzes,das einen unbekannten<br />

Sicherheitsstatus hat. Hier<br />

tauchen viele offene Fragen auf: Wieist<br />

der Sicherheitszustand? Sind Laptops erlaubt?<br />

Ist das Netzwerk gegenüber dem<br />

Internet abgesichert? Ist ein Virenschutz<br />

auf den Komponenten installiert?<br />

Die Forderung der IT-Abteilungen<br />

nach einer Absicherung der Systeme<br />

und einem beschleunigten Risikomanagement<br />

bei Softwareaktualisierun- FOTO: SHUTTERSTOCK

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