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03.01.2013 Aufrufe

COMPLEX | MEDIZINTOURISMUS 22 EHEALTHCOM Deggendorf ein spezifisches,medizintouristisch ausgerichtetes Qualitätsmanagementsystem ein. Ivanov ist kein Einzelfall. Jährlich werden am UKE 400 Patienten aus dem Ausland bei überwiegend elektiven medizinischen Problemen versorgt. Weltweit ist Medizintourismus ein beachtlicher Markt. So schätzt die Unternehmensberatung McKinsey in einer Marktstudie, dass der Umsatz im Geschäftsfeld Medizintourismus von 40 Milliarden Dollar im Jahre 2004 auf etwa 100 Milliarden Dollar im Jahr 2012 steigen wird. Der weltweit größte Teilmarkt in diesem Szenario ist der USamerikanische, wo eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt auf eine hohe Rate nicht oder nur unzureichend versicherter Bürger trifft. Dies hat zu globalen Patientenbewegungen bisher Das entspricht nahezu der aktuellen Einwohnerzahl Bonns.Auf der anderen Seite kommen aber auchzunehmend Patienten aus dem europäischen Ausland für hochkomplexe und komplizierte Behandlungen nachDeutschland, weil sie zu Hause nicht diese hervorragende medizinische Qualität oder lange Wartelisten haben. DER INCOMING-MARKT des Medizintourismus nachDeutschland lag bislang in der Größenordnung voneinigen zehntausend Patienten. Die offiziellen Statistiken erfassen dabei nur den stationären, und nicht den ambulanten Sektor.Hierunter fallen insbesondere Patientenströme aus dem benachbarten Ausland zu den grenznah gelegenen und renommierten Ärzten und medizinischen Institutionen, aber Medizintourismus erreicht bis 2012 einen weltweiten Umsatz von 100 Milliarden Dollar. noch ungesehenen Ausmaßes geführt. Entsprechend einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte sind 2007 rund 750 000 Patienten aus den Vereinigten Staaten zur medizinischen Versorgung verschiedenster Erkrankungen ins Ausland gereist. Die Zehn-Jahres- Prognose sagt hier einen Anstieg auf über 15 Millionen Patienten im Jahre 2017 voraus. CROSS-BORDER HEALTHCARE ist auchinnerhalb Europas auf dem Vormarsch. Immer öfter begeben sichzum Beispiel Deutsche für leichtere Behandlungen wie etwaZahnmedizin, Augenlasern oder plastische Chirurgie ins Ausland. Nach Schätzungen der Kassenverbände reisen jährlichetwa300 000 Deutsche für eine medizinische Behandlung ins nahe oder auchferne Ausland. auchPatientenströme aus entfernter gelegenen Ländern mit unzureichender Maximalversorgung wie Russland oder die arabischen Staaten. Deutsche Ärztemit eineminternationalen Ruf und strategischdenkende Krankenhausmanager haben die deutsche Medizinqualität geschickt international vermarktet. In Deutschland konnte daher in den letzten Jahren ein steter und signifikanter Zulauf vonausländischen Patienten verzeichnet werden. Internationale Patienten werden außerhalb des normalen Krankenkassen-Budgets,welches in den Leistungen limitiert ist und welches ständig abgesenkt wird, abgerechnet und stellen daher eine zusätzliche Einnahmequelle für die Krankenhäuser dar.Der globale Patient wird sich seinen Arzt, der ein ausgewiesener Spezialist für die Erkran- kung des Patienten sein muss,selbst suchen, wenn nötig weltweit. Medizinische Institutionen mit weltweitem Renommee haben sichbereits seit Jahren insbesondere hinsichtlichihres Internetauftritts auf ausländische Patienten eingestellt. Kliniken wie die MayoClinic in Rochester oder die weltweit mit Tochterkliniken vertretene Johns Hopkins International Clinic können ein umfangreiches und mehrsprachiges Informationsangebot für ausländische Patienten vorweisen. Herausragend bezüglichdes Informations- und Kommunikationsangebotes für internationale Patienten ist der Internetauftritt des Bumrungrad International Hospital in Bangkok. Multimedial angereichert werden hier alle relevanten Aspekte einer Behandlung aus Sicht eines internationalen Medizintouristen dargestellt. Neben dem Hinweis auf die internationale Krankenhaus-Akkreditierung nachJCI (Joint Commission International) findet der Patient hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Planung der Behandlung seines medizinischenProblemsanderKlinik.Außer in Englisch lässt sich das medizinische Angebot der Klinik in sieben weiteren Sprachen recherchieren. Der Patient kann sein medizinisches Problem in Form einer webbasierten Anfrage schildern und einen Termin mit dem Arzt seiner Wahl vereinbaren. Auf seiner Website publiziert das Bumrungrad International Hospital sogar die Behandlungskosten vonüber 40 der am häufigsten nachgefragten Prozeduren mit Mittelwert und jeweils oberen und unteren 75 Prozent Vertrauensintervall. Darüber hinaus gibt es eine umfangreiche Liste der nächstgelegenen Hotels und Appartments, mit Lageplan und einem praktischen Währungsrechner für 45 internationale Währungen zur Preiskalkulation der touristischen Komponente im Gesamtpaket. ZUWEISERPORTALE werden in naher Zukunft zu einerm verbesserten Aufnahme- und Entlassungsmanage-

FOTO: GERMAN HEALTHCARE SERVICES ment internationaler Patienten führen. Hierbei spielen unter anderem Themen wie die Terminkoordinierung, aber auch die elektronische Übernahme vonVorbefunden oder die Erstellung vonZweitmeinungen eine große Rolle. Dadurch besteht noch vor der Ankunft des Patienten am internationalen Krankenhaus die Möglichkeit, dass Zuweiser und behandelnder Arzt sichdetailliert über die Patienteninformationen austauschen können. Unklare Fälle und Missverständnisse können so auf ein Minimum reduziert werden. Insbesondere bei Therapieverfahren, die einer komplizierten und langen oder garchronischen Nachbehandlung bedürfen, werden sichimRahmen des Medizintourismus in Zukunft auchnochweitere Konzepte aus dem BereicheHealth bewähren. Continuous Care Records und elektronische Patientenakten werden den Patienten und den behandelnden Ärzten dabei helfen, die relevanten Patienten- daten in strukturierter und variabler Form zwischen Quell- und Zielländern des Medizintourismus auszutauschen. Ein Beispiel, wie unzureichende Informationen zur Vorgeschichte und -behandlung eines Patienten zum Problem werden können, ereignete sichineiner deutschen BG Unfallklinik vorüber einem Jahr.Ein junger arabischer Patient warnacheinem Autounfall in seiner Heimat aufgrund der Komplexität der Verletzungen zwar zügig im Anschluss an eine Erstversorgung nachDeutschland gebracht worden. Da ihm aber so gut wie keine Dokumentation über seinen Fall mitgegeben wurde, benötigten die behandelnden Ärzte zwei Tage, um an die fehlenden Vorinformationen aus dem Heimatland des Patienten zu kommen. Das Geschäftsfeld „ausländische Patienten“ warinder Vergangenheit eher ein Nischenmarkt, auf dem sichnur wenige Anbieter vonmedizinischen Dienstleistungen und nochweniger Anbieter vonPatientenservices tummelten. Aufgrund der sich stetig verändernden Marktkräfte wie Qualitäts- und Preisdifferenzen der medizinischen Leistungen, dem zunehmenden Informationsangebot, einem erhöhten Tourismusaufkommen und dem demographischen Wandel ist hier in den nächstenJahren ein starker Zuwachs zu erwarten. Der Wunsch, in diesem Markt eine Reglementierung und insbesondere eine Sicherung der Patientenrechte zu gewährleisten, hat weltweit zur Gründung vonmehreren Fachorganisationen geführt. In den USA wurde die Medical Tourism Association gegründet. Die International Medical Travel Association in Singapur vertritt in Südostasien die Interessen der Medizintouristen und der Medizintourismus-Branche, sowohl aufseiten der Leistungserbringer als auchder Patientenservice-Dienstleister. Auch in Europa wurde im letzten Jahr eine European Medical Tourism Alliance Prozesssteuerung durch ein Medizintourismus-Portal mit International Clinical Pathways – der Patient als aktiver Partner. > EHEALTHCOM 23

<strong>COMPLEX</strong> | MEDIZINTOURISMUS<br />

22 EHEALTHCOM<br />

Deggendorf ein spezifisches,medizintouristisch<br />

ausgerichtetes Qualitätsmanagementsystem<br />

ein.<br />

Ivanov ist kein Einzelfall. Jährlich<br />

werden am UKE 400 Patienten aus dem<br />

Ausland bei überwiegend elektiven medizinischen<br />

Problemen versorgt. Weltweit<br />

ist Medizintourismus ein beachtlicher<br />

Markt. So schätzt die Unternehmensberatung<br />

McKinsey in einer<br />

Marktstudie, dass der Umsatz im Geschäftsfeld<br />

Medizintourismus von 40<br />

Milliarden Dollar im Jahre 2004 auf etwa<br />

100 Milliarden Dollar im Jahr 2012<br />

steigen wird. Der weltweit größte Teilmarkt<br />

in diesem Szenario ist der USamerikanische,<br />

wo eines der teuersten<br />

Gesundheitssysteme der Welt auf eine<br />

hohe Rate nicht oder nur unzureichend<br />

versicherter Bürger trifft. Dies hat zu<br />

globalen Patientenbewegungen bisher<br />

Das entspricht nahezu der aktuellen Einwohnerzahl<br />

Bonns.Auf der anderen Seite<br />

kommen aber auchzunehmend Patienten<br />

aus dem europäischen Ausland<br />

für hochkomplexe und komplizierte Behandlungen<br />

nachDeutschland, weil sie<br />

zu Hause nicht diese hervorragende medizinische<br />

Qualität oder lange Wartelisten<br />

haben.<br />

DER INCOMING-MARKT des Medizintourismus<br />

nachDeutschland lag<br />

bislang in der Größenordnung voneinigen<br />

zehntausend Patienten. Die offiziellen<br />

Statistiken erfassen dabei nur<br />

den stationären, und nicht den ambulanten<br />

Sektor.Hierunter fallen insbesondere<br />

Patientenströme aus dem benachbarten<br />

Ausland zu den grenznah<br />

gelegenen und renommierten Ärzten<br />

und medizinischen Institutionen, aber<br />

Medizintourismus erreicht bis<br />

2012 einen weltweiten Umsatz<br />

von 100 Milliarden Dollar.<br />

noch ungesehenen Ausmaßes geführt.<br />

Entsprechend einer Studie der Unternehmensberatung<br />

Deloitte sind 2007<br />

rund 750 000 Patienten aus den Vereinigten<br />

Staaten zur medizinischen Versorgung<br />

verschiedenster Erkrankungen<br />

ins Ausland gereist. Die Zehn-Jahres-<br />

Prognose sagt hier einen Anstieg auf<br />

über 15 Millionen Patienten im Jahre<br />

2017 voraus.<br />

CROSS-BORDER HEALTHCARE<br />

ist auchinnerhalb Europas auf dem Vormarsch.<br />

Immer öfter begeben sichzum<br />

Beispiel Deutsche für leichtere Behandlungen<br />

wie etwaZahnmedizin, Augenlasern<br />

oder plastische Chirurgie ins Ausland.<br />

Nach Schätzungen der Kassenverbände<br />

reisen jährlichetwa300 000<br />

Deutsche für eine medizinische Behandlung<br />

ins nahe oder auchferne Ausland.<br />

auchPatientenströme aus entfernter gelegenen<br />

Ländern mit unzureichender<br />

Maximalversorgung wie Russland oder<br />

die arabischen Staaten.<br />

Deutsche Ärztemit eineminternationalen<br />

Ruf und strategischdenkende<br />

Krankenhausmanager haben die deutsche<br />

Medizinqualität geschickt international<br />

vermarktet. In Deutschland<br />

konnte daher in den letzten Jahren ein<br />

steter und signifikanter Zulauf vonausländischen<br />

Patienten verzeichnet werden.<br />

Internationale Patienten werden<br />

außerhalb des normalen Krankenkassen-Budgets,welches<br />

in den Leistungen<br />

limitiert ist und welches ständig abgesenkt<br />

wird, abgerechnet und stellen daher<br />

eine zusätzliche Einnahmequelle<br />

für die Krankenhäuser dar.Der globale<br />

Patient wird sich seinen Arzt, der ein<br />

ausgewiesener Spezialist für die Erkran-<br />

kung des Patienten sein muss,selbst suchen,<br />

wenn nötig weltweit.<br />

Medizinische Institutionen mit<br />

weltweitem Renommee haben sichbereits<br />

seit Jahren insbesondere hinsichtlichihres<br />

Internetauftritts auf ausländische<br />

Patienten eingestellt. Kliniken<br />

wie die MayoClinic in Rochester oder<br />

die weltweit mit Tochterkliniken vertretene<br />

Johns Hopkins International<br />

Clinic können ein umfangreiches und<br />

mehrsprachiges Informationsangebot<br />

für ausländische Patienten vorweisen.<br />

Herausragend bezüglichdes Informations-<br />

und Kommunikationsangebotes<br />

für internationale Patienten ist der<br />

Internetauftritt des Bumrungrad International<br />

Hospital in Bangkok. Multimedial<br />

angereichert werden hier alle relevanten<br />

Aspekte einer Behandlung aus<br />

Sicht eines internationalen Medizintouristen<br />

dargestellt. Neben dem Hinweis<br />

auf die internationale Krankenhaus-Akkreditierung<br />

nachJCI (Joint Commission<br />

International) findet der Patient hier<br />

eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur<br />

Planung der Behandlung seines medizinischenProblemsanderKlinik.Außer<br />

in Englisch lässt sich das medizinische<br />

Angebot der Klinik in sieben<br />

weiteren Sprachen recherchieren. Der<br />

Patient kann sein medizinisches Problem<br />

in Form einer webbasierten Anfrage<br />

schildern und einen Termin mit<br />

dem Arzt seiner Wahl vereinbaren.<br />

Auf seiner Website publiziert das<br />

Bumrungrad International Hospital<br />

sogar die Behandlungskosten vonüber<br />

40 der am häufigsten nachgefragten<br />

Prozeduren mit Mittelwert und jeweils<br />

oberen und unteren 75 Prozent Vertrauensintervall.<br />

Darüber hinaus gibt<br />

es eine umfangreiche Liste der nächstgelegenen<br />

Hotels und Appartments,<br />

mit Lageplan und einem praktischen<br />

Währungsrechner für 45 internationale<br />

Währungen zur Preiskalkulation<br />

der touristischen Komponente im Gesamtpaket.<br />

ZUWEISERPORTALE werden in<br />

naher Zukunft zu einerm verbesserten<br />

Aufnahme- und Entlassungsmanage-

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