Ausgabe 03/2010 - Gemeinde Laterns

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16 Serie Flurnamen des Laternsertales (Teil 8) A) Vanezer, Fane(t)zer urkdl. 1414: Waldung genannt der Venetzger (Lehensurkunde des Vogt zu Veltkilch) 1464: Zinns… abainer Bündten oafen Venezner gelegen 1616: Venetzger Waldung (Landesarchiv Bregenz) 1783: auff dem Vennetzner gelegen (Urkunden des Landgerichts Rankweil) Der Vanezer umfasst 3 Höfe mit gutem Boden in Innerlaterns südwestlich von Schmitten unter der Straße. „Venetz“ ist ein im Wallis sehr verbreiteter Familienname, von dem auch in Graubünden mehrere Flurnamen abgeleitet sind. Aber als die Walser um 1300 ins Laternser Tal kamen, trugen sie nur zu einem Teil Beinamen, die noch nicht als Familienname geführt wurden. Außerdem kommt dieser Familienname in Laterns weder heute noch in Urkunden vor. Eine Ableitung von lateinisch „vinea“ (= Weinberg), wie in anderen Flurnamen (z.B. Vinatscha, Vinaschga) ist lautlich möglich, Weinbau ist aber hier klimatisch unmöglich. Außerdem wird die Flur in der Urkunde von 1414 als Waldung bezeichnet. Wir müssen daher eher einen Zusammenhang mit rätoromanisch „vinatscha“ (= Spitzbeere), „vinatscher“ (= Sauerdorn, Berberitzenstrauch), „fanetg“ bzw. „fonetg“ (= Fenchel) oder „venatio“ (= Jagd). Diese Etymologie (Lehre von der Bedeutung und Herkunft der Wörter) erlaubt die Annahme einer zumindest temporären romanischen Benützung als Jagdgebiet. Dafür sprechen auch die benachbarten Flurnamen „Bärenfalle“ und „Wolfegge“. B) Hintertobel Urkundlich 1783 hinder dem dobel (Landgericht Rankweil), 1832 zu Hintertobel in Laterns Die Bevölkerung sagt statt Innerlaterns Hintertobel. Mit Tobel sind das Mühle- , Säge- und Bärfalltobel gemeint. Mittelhochdeutsch „tobel“ und althochdeutsch „tobal“ (= Wald-, Bergschlucht) ist heute v.a. in oberdeutschen Dialekten in Verwendung und gehört zu angelsächsisch „dufan“ (= tauchen, sinken), altnorwegisch „düfa“ (= eintauchen) und mittelhochdeutsch „dobbe“ (= Sumpfland). Önschas Gmendsblättli 3/2010

Serie C) Schibabühl Hügel im Nordwesten der Kirche von Innerlaterns Das Scheibenschießen - im Funken glühend gemachte Scheiben wurden mit einem Schlag durch die Luft geschleudert - war früher ein weit verbreiteter brauch am Funkensonntag bzw. auch am Sonntag danach. Die Laternser können sich nicht mehr daran erinnern, halten es aber durchaus für möglich, dass einst auf dem Scheibenbühel dieser Brauch gepflegt wurde. D) Schrägenbachtobel, Schreigerbach Urkundlich 1618: am Schreyenden Bach, Schridenbachs Tobel (Urbar der Herrschaft Veldkirch) 1805: hinder dem schreyenden bach (Schuldkartei des Vogtamtes Feldkirch) 1864: Schreienbach, Wildbach, zuerst mäßig, später steil bei Schlagwetter nicht passierbar Der Schrägenbach entspringt im Runnimoos im Störcher Wald. Er wurde früher wegen seines Rauschen der „schreiige Bach“ genannt. Die Endung - ig ist im Dialekt nicht selten, die Endung -end ist dafür nicht gebräuchlich. In den Urkunden wurde nur die schriftdeutsche Form wiedergegeben. Bei der offiziellen Namensgebung wurde offenbar die Dialektform falsch gedeutet. Unter dem Einfluss der offiziellen Schreibung wandelte sich schließlich auch die mundartliche Aussprache. Ähnliche Namen finden wir auch in Galtür (Schraiebach) in Hinterrhein (Schräjendbach), in Vals, in Splügen und in Klosters E) Rain Mehrere Höfe westlich des Schrägenbachtobels in Innerlaterns in sehr schöner Lage. Rain - von Altmittelhochdeuts „rein“ (= begrenzende Bodenerhöhung) bzw. „hrinan“ (= berühren) - bezeichnet einen verhältnismäßig niedrigen langgestreckten Abhang im Gelände. A Flurnamen des Laternsertales (Teil 8) Önschas Gmendsblättli 3/2010 17 Quelle: Dissertation von Werner Hagen, 1968 (gekürzt) B C E D

16<br />

Serie<br />

Flurnamen des <strong>Laterns</strong>ertales (Teil 8)<br />

A) Vanezer, Fane(t)zer<br />

urkdl. 1414: Waldung genannt der Venetzger (Lehensurkunde des Vogt zu Veltkilch)<br />

1464: Zinns… abainer Bündten oafen Venezner gelegen<br />

1616: Venetzger Waldung (Landesarchiv Bregenz)<br />

1783: auff dem Vennetzner gelegen (Urkunden des Landgerichts Rankweil)<br />

Der Vanezer umfasst 3 Höfe mit gutem Boden in Innerlaterns südwestlich von Schmitten unter der<br />

Straße. „Venetz“ ist ein im Wallis sehr verbreiteter Familienname, von dem auch in Graubünden mehrere<br />

Flurnamen abgeleitet sind. Aber als die Walser um 1300 ins <strong>Laterns</strong>er Tal kamen, trugen sie nur zu<br />

einem Teil Beinamen, die noch nicht als Familienname geführt wurden. Außerdem kommt dieser Familienname<br />

in <strong>Laterns</strong> weder heute noch in Urkunden vor.<br />

Eine Ableitung von lateinisch „vinea“ (= Weinberg), wie in anderen Flurnamen (z.B. Vinatscha, Vinaschga)<br />

ist lautlich möglich, Weinbau ist aber hier klimatisch unmöglich. Außerdem wird die Flur in der Urkunde<br />

von 1414 als Waldung bezeichnet. Wir müssen daher eher einen Zusammenhang mit rätoromanisch<br />

„vinatscha“ (= Spitzbeere), „vinatscher“ (= Sauerdorn, Berberitzenstrauch), „fanetg“ bzw.<br />

„fonetg“ (= Fenchel) oder „venatio“ (= Jagd). Diese Etymologie (Lehre von der Bedeutung und Herkunft<br />

der Wörter) erlaubt die Annahme einer zumindest temporären romanischen Benützung als Jagdgebiet.<br />

Dafür sprechen auch die benachbarten Flurnamen „Bärenfalle“ und „Wolfegge“.<br />

B) Hintertobel<br />

Urkundlich 1783 hinder dem dobel (Landgericht Rankweil), 1832 zu Hintertobel in <strong>Laterns</strong><br />

Die Bevölkerung sagt statt Innerlaterns Hintertobel. Mit Tobel sind das Mühle- , Säge- und Bärfalltobel<br />

gemeint.<br />

Mittelhochdeutsch „tobel“ und althochdeutsch „tobal“ (= Wald-, Bergschlucht) ist heute v.a. in oberdeutschen<br />

Dialekten in Verwendung und gehört zu angelsächsisch „dufan“ (= tauchen, sinken), altnorwegisch<br />

„düfa“ (= eintauchen) und mittelhochdeutsch „dobbe“ (= Sumpfland).<br />

Önschas Gmendsblättli 3/<strong>2010</strong>

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