epiphone - Guitardome
epiphone - Guitardome
epiphone - Guitardome
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Insider wissen, dass John Lennon ab 1966<br />
bis zum Ende seiner Karriere nur eine<br />
Epiphone Casino spielte, die allerdings ab<br />
1968 in verändertem Outfit. Um dem Umstand<br />
gerecht zu werden, stellt Epiphone<br />
gleich zwei John-Lennon-Gitarren vor, jede<br />
weltweit auf 1965 limitiert: Zum einen die<br />
65er Casino in der typischen Tobacco-Sunburst-Optik,<br />
und dann die naturbelassene,<br />
„Stripped“-Version, die man treffend „Revolution“<br />
taufte, und die den Weg in unsere<br />
Redaktionsräume gefunden hat.<br />
k o n s t r u k t i o n<br />
Die neue Revolution Casino ist tatsächlich<br />
eine exakte Replik der John-Lennon-Gitarre,<br />
bis hin zu richtigen Kleinigkeiten. So hatte<br />
Lennon an seiner Gitarre einmal neue, gold-<br />
98<br />
99<br />
John Lennon<br />
Revolution Casino<br />
EPIPHONE<br />
Genau wie George Harrisons Gretsch- haben John Lennons Rickenbacker- und<br />
Epiphone-Casino-Gitarren den Sound der Fab Four entscheidend geprägt.<br />
Epiphone bringt nun in ihrer exklusiven USA-Serie zwei limitierte<br />
Casino-Modelle auf den Markt, die an John Lennon erinnern wollen<br />
– eine entsprechende Grafik auf dem mitgelieferten Super-Koffer, das<br />
berühmte Selbstporträt Lennons, macht so auch den<br />
Koffer zum begehrten Sammlerstück. Und<br />
rundet das Lennon-Package stilvoll ab.<br />
farbene Grover-Mechaniken anstelle der alten<br />
Klusons montiert, und die neue Casino<br />
weist nicht nur exakt die gleichen Mechaniken<br />
auf, sondern zeigt auch die „originalen“<br />
Bohrlöcher der Kluson-Typen. Auch die<br />
Schraube fürs Schlagbrett unterhalb des 15.<br />
Bundes wurde der neuen Gitarre mitgegeben.<br />
Die grundsätzliche Konstruktion der<br />
Gitarre entspricht exakt der 65er Casino,<br />
die soviel Rock- und Pop-Geschichte auf<br />
dem Gewissen hat: Der Korpus aus fünfschichtigem<br />
Ahorn/Birke-Laminat, der Mahagoni-Hals<br />
mit Palisander-Griffbrett und<br />
den „richtigen“ Parallelogramm-Einlagen,<br />
die etwas längere Epiphone-Kopfplatte der<br />
späten 1960er Jahre, das leicht elliptische<br />
Halsprofil und der schwarze Gummiring um<br />
den Dreiweg-Schalter – es wurde an alle gedacht!<br />
Der Kopfplattenwinkel beträgt hi-<br />
Heinz Rebellius<br />
Übersicht<br />
Fabrikat: Epiphone<br />
Modell: John Lennon Revolution<br />
Casino<br />
Herkunftsland: USA<br />
Typ: Vollresonanz-E-Gitarre<br />
Mensur: 628 mm<br />
Hals: Mahagoni einteilig, verleimt,<br />
Palisander-Griffbrett mit Parallelogramm-Einlagen,<br />
22 schmale Bünde<br />
Halsform: C<br />
Halsbreite: Sattel 41,07 mm;<br />
XII. 50,62 mm<br />
Halsdicke: I. 21,00 mm; V. 21,75 mm;<br />
XII. 24,25 mm<br />
Korpus: Vollresonanz, Ahorn/Birke-<br />
Laminat, Decke und Boden eingefasst<br />
Oberflächen: natur, Nitro-Klarlack<br />
Tonabnehmer: 2× Epiphone USA<br />
P90 „Dog Ear“<br />
Bedienfeld: 1× Dreiweg-PU-Schalter,<br />
2× Volume, 2× Tone<br />
Steg/Vibratosystem: ABR-Bridge,<br />
Trapez-Saitenhalter<br />
Hardware: verchromt<br />
Mechaniken: Grover, vergoldet,<br />
gekapselt<br />
Saitenlage: E-1st 1,6 mm;<br />
E-6th 1,7 mm<br />
Gewicht: 2,5 kg<br />
Zubehör: Pickguard, schwarzer<br />
Poti-Knopf, Zertifikat<br />
Getestet mit: Fender Pro Reverb,<br />
Fender Blues Junior<br />
Linkshand-Version erhältlich: nein<br />
Vertrieb: Musik & Technik ,<br />
D-35041 Marburg<br />
Preis: ca. € 4150, inkl. Luxuskoffer<br />
mit Lennon-Portät<br />
storisch korrekte 17 Grad, die neuen Epiphones<br />
neigen sich nur noch um 14 Grad.<br />
Und der Hals setzt am 16. Bund am Korpus<br />
an, und nicht am 17.! Natürlich ist der Korpus<br />
auch lackiert, und zwar mit einem<br />
hauchdünnen Nitrolack. Solche penible Re-<br />
01.04 gitarre & bass
S p i e l C a s i n o !<br />
Der erste Beatle, der eine Epiphone Casino<br />
spielte, war weder John noch George,<br />
sondern der verhinderte Gitarrist Paul, der<br />
1964 auf einen Tipp von John Mayall die<br />
(Rechtshänder-)Casino erwarb, und die in<br />
vielen folgenden Beatles-Aufnahmen eine<br />
wichtige Rolle spielen sollte. Erst viel später<br />
– 1966 – entdeckte John Lennon die<br />
Epiphone Casino für sich und setzte sie<br />
erstmals bei den Aufnahmen zur vielleicht<br />
besten Beatles-LP ,Revolver´ ein. Der<br />
Sound der Band hatte sich über die Jahre<br />
dramatisch verändert: Paul spielte nun einen<br />
Rickenbacker-4001, noch im Wechsel<br />
mit seinem Höfner, und George hatte<br />
noch mehr amerikanische Gitarren für<br />
sich entdeckt: Gibson SG Standard und<br />
Fender Stratocaster, zusätzlich zu einer<br />
Epiphone Casino, die er sich zeitgleich mit<br />
Lennons gekauft hatte. Georges Casino<br />
war mit einem Bigsby ausgestattet,<br />
während Lennons ein Trapez-Tailpiece besaß,<br />
ansonsten waren beide Gitarren identisch.<br />
Das änderte sich 1967, zu Ende der<br />
Sessions für ,Sgt. Peppers´. Hier setzte die<br />
psychedelische Phase der Band ein, die<br />
produktion ist nicht unbedingt des Amerikaners<br />
große Stärke an sich, also hat Epiphone<br />
japanische Gitarrenbauer beauftragt,<br />
diese limitierte Gitarren-Serie zu bauen.<br />
Allerdings nur die Holzarbeiten. Die<br />
unfertigen Roh-Gitarren werden nach Amerika<br />
geschickt, wo sie mit US-Hardware bestückt<br />
und zusammengebaut werden. Alle<br />
verwendete Metall-Hardware ist vernickelt,<br />
auch die „Dog Ear“-Kappen der P90-Tonabnehmer<br />
und die ABR-Brücke, die Nylon-<br />
Saitenreiter trägt.<br />
Zum Lieferumfang gehört nicht nur besagter<br />
Koffer mit Lennons Selbstporträt, sondern<br />
auch ein kleiner Stoffbeutel (ebenfalls<br />
mit aufgedruckter Lennon-Zeichnung), in<br />
dem sich das Pickguard befindet, aber auch<br />
ein schwarzer Poti-Knopf – Lennon hatte<br />
die meiste Zeit an seiner Casino den goldfarbenen<br />
Knopf des Volumen-Potis durch<br />
eben einen schwarzen ersetzt. Wie gesagt,<br />
man hat an alles gedacht. Sogar die Seriennummer<br />
von Johns Original-Casino wurden<br />
den 1965 neuen Casinos in die Rückseite<br />
der Kopfplatte geprägt. Nur die fortlaufende<br />
Nummer auf dem beiliegenden Zertifikat<br />
erlaubt also eine Unterscheidung der<br />
einzelnen Gitarren.<br />
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass diese<br />
Serie wie auch alle anderen John-Lennon-<br />
Instrumente von Gibson und Epiphone in<br />
Zusammenarbeit mit Yoko Ono und den<br />
Lennon-Hinterbliebenen entstanden sind<br />
und ein Teil des Erlöses, der durch den Verkauf<br />
der Gitarren anfällt, der John-Lennon-<br />
Stiftung gespendet wird.<br />
sich nicht nur auf die Musik, sondern auch<br />
auf die Lackierungen ihrer Instrumente<br />
(und Autos!) auswirkte. Während George<br />
nach Einnahme gewisser Substanzen<br />
selbst aus seiner Strat ein buntes Meisterwerk<br />
psychedelischer Kunst machte,<br />
sprayte John die Rückseite seiner Casino<br />
schlicht grau/weiß – erst mal. Mehr Artwork<br />
wurde seinem Rolls Royce und seinen<br />
Gibson J-160E Akustik-Gitarren zuteil,<br />
während die Casino bis zur Produktion<br />
des ,White Album´ warten musste, bis ihr<br />
endgültig das Kleid ausgezogen wurde.<br />
John und auch George schmirgelten 1968<br />
die Sunburst-Lackierungen ihrer Casinos<br />
ab und ließen das nackte Ahorn mit einem<br />
dünnen Lack verschließen Zumindest von<br />
George wird berichtet, dass er der Meinung<br />
war, dass die Gitarren hinterher<br />
nicht nur besser aussahen, sondern auch<br />
besser geklungen hätten.<br />
John Lennons Epiphone Casino, die bis zu<br />
seinem Tod seine Lieblings-E-Gitarre gewesen<br />
war, befindet sich bis heute in diesem<br />
„stripped“-Zustand und ist im Besitz<br />
von Yoko Ono. Sie ist im John_lennon-<br />
Museum in Tokyo ausgestellt.<br />
p r a x i s<br />
Wie viele Epiphone-Gitarren hat auch diese<br />
Casino einen schlanken Hals, der für viele<br />
Gitarristen ungewohnt sein dürfte. Hat man<br />
sich jedoch einmal dran gewöhnt, erschließt<br />
sich einem die Faszination dieser<br />
Gitarre sehr schnell. Sie klingt ohne Verstärker<br />
fast schon so laut wie eine Akustik-<br />
Gitarre! Natürlich hat sie keinen Sustainblock,<br />
ist also vollkommen hohl und tönt<br />
dementsprechend laut. Sofort wird der sehr<br />
lebendige Klangcharakter der Gitarre auffällig,<br />
die Gitarre vibriert deutlich mit und<br />
setzt viel Luft in Bewegung. Schade, dass<br />
gerade kein Vox-Amp zur Verfügung steht,<br />
aber auch über meine Fender-Verstärker<br />
kommt genau der Klang herüber, den man<br />
von vielen Beatles- und ähnlich klingenden<br />
Aufnahmen kennt. Brillant-glockig, saftigschneidend,<br />
satt-jauchzend und weichsamtig,<br />
je nach Verstäker- und Effekte-Einstellung<br />
– und dabei immer direkt am Ton!<br />
Rhythmus-Sounds klingen transparent,<br />
aber gleichzeitig füllend, Angezerrtes wird<br />
weich schneidend wiedergegeben. „Revolution“<br />
eben! Dass gute P90s die idealen<br />
Partner für hohle Gitarren darstellen, wird<br />
hier noch einmal überdeutlich demonstriert.<br />
Diese Gitarre ist – Hype hin, Hype her<br />
– schlichtweg eine Spitzengitarre! Sie bringt<br />
den markanten Epiphone-Casino-Klang in<br />
XXL-Dimension und wirkt nicht nur aufgrund<br />
ihrer matten Lackierung und dem<br />
restlichen Outfit, sondern einfach allein wegen<br />
ihres Klanges wie eine alte Gitarre! Im<br />
Vergleich zu den anderen neuen Epiphone-<br />
Casino-Modellen ist die Revolution Casino<br />
leichter, deutlich resonanter und lebhafter<br />
und viel dynamischer. Die Gitarrenbauer<br />
haben hier also wirklich ganze Arbeit geleistet!<br />
r e s ü m e e<br />
Die Revolution Casino ist nicht nur eine bis<br />
ins letzte Detail liebevoll gemachte Replik<br />
der originalen John-Lennon-Gitarre, sondern<br />
auch eine hochwertige Spitzengitarre<br />
allererster Güte. Sie atmet, sie klingt transparent<br />
und satt und liefert<br />
die typischen Sounds, die<br />
man mit einer Casino verbindet,<br />
aber in einer erstklassigen<br />
Qualität. Wenn<br />
ich mir das Preisschild ansehe,<br />
wird mir allerdings<br />
bewusst, dass hier vor allem<br />
der Sammler bedient<br />
wird, der auf den ein oder<br />
anderen Euro mehr nicht<br />
schauen braucht. Auf der<br />
anderen Seite klingt diese<br />
Gitarre dermaßen gut, ist<br />
sehr aufwändig in einer<br />
kleinen Serie gebaut worden und repräsentiert<br />
trotz des großen Namens der Firma,<br />
die dahinter steckt, reinste Custom-Shop-<br />
Qualität. Und die kostet auch bei anderen<br />
Herstellern mal schnell ein paar Cent mehr.<br />
Man könnte es ja wie John Lennon halten<br />
und ab sofort nur diese eine Gitarre spielen;<br />
und dafür die anderen des Gitarren-Haushalts<br />
abstoßen. Dann relativiert sich die Investition<br />
allemal, denn diese Casino reicht,<br />
solange man kein Metal, Hardrock oder<br />
ähnliches spielt, fürs ganze Leben! ■<br />
Plus<br />
Plus<br />
• Sounds<br />
• Schwingungseigenschaften<br />
• Bespielbarkeit<br />
• Detailtreue<br />
• Optik<br />
gitarre & bass 01.04 99<br />
100